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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.01.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140112021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914011202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914011202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-12
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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Abend -Ausgabe kür Leip,!» »»-Vorort» -urch unser« erüarr n » UN- Spe-iteur« Lmalt-gUck» in» ynu« gebracht: »»natUch I SS M., viertelj-hrUch Z.71 M. Sri Ser »«PHSg.steUe, unfern Lillalen ua- Nu»gab»ftrU»n adgeholt: monatlich IM., vierteljährlichr m. vurch die Post: innerhalb v«uts<l»lanü» un- Ser -rutschen Kolonien monatlich 1^4 M., oiertel'ührUch 4.5» M., auoschllrhlich postbestrUget-. va» Leipziger rageblat« erscheint Werktag» Lmal, Sonn-u.ZeiertagvImal. 2» Leipzig, -en Nachbarorten unü -en Grten mit eigenen ZUialen »ir- -l« slden-auogade noch am stdrnü -es erscheinens in» hau» gell«,»et. Verliner Ne-aktion: 2n üen Zelten 17,5ernsprech-N nschlutz: Moabit Nr. 447. Amtsblatt des Rate» und des pollzeramtes der Ettrdt Leipzig Ne-aktlon unü Sefchtiftsstelle: Zohannlsgass« Nr.«. » Zernsprech-flnschlug Nr. 14-42, 14-41 un» 14-44. ISS. Jahrgang . für Inserat« au» Leipzig UN- Umgebung -I« /ANAeigeNpre^e. ispalti,»p»titz»il»rspf.,»i»N»klam»,«ll«IM.. von auowürt» ro ps., Neklamen 1.2»m., Zamtlien-u.rlein« Anzeigen üi, petttzeil« nuresps.,Inserate »on Sehör-en im amtliche» Teil -ir prtitzeil« S» Pf. SeschSstoanzeigen mit plaboorschrist im Preise erhöbt. Nadatt nach Laris. Seilagegediihr: Sesamtaus!.-M.-a»Lausen- au»schl. Postgebühr. Nnzeigen-finnadm«: Zohannisgasse», del sämtlichen Filialen -»«Leipziger Nageblatt»» und allen ^naoncen-Sxpr-itionen -«» Sn- un- NuvlonSe». S«schäft»st»ll« sürSeriin u.-tr pr.Sran-rnburg: VlrrktionwalterZliigel, Serlln w. >», Margorethenstratz» ». Zernsprech-finschluA: Lühow S47I. Nr. 20. Mantas, -en lL Januar. 1914. Vas wichtigste. * Der türkische Botschafter in Berlin wurde in den Ruhestand versetzt. (S. Dtsch. R.) * Wie offiziös aus Konstantinopel mitgeteilt wird, ist die Ernennung des Generals Liman von Sanders zum Generalinspekteur der türki schen Armee lediglich der Anregung Enver Paschas zuzuschreiben. (S. Ausl.) * Die Eisenbahner in Johannesburg und Durban haben sich für, die Eisenbahner in Kap- stadt gegen den allgemeinen Streik in Süd afrika ausgesprochen. (S. bes. Art.) * Bon der Ostsee wird ein neues Steigen des Hochwassers gemeldet. (S. bes. Art.) Elsaß und -er preußische par- tikularismus. Der Angriff des preußischen Herrenhauses gegen den Reichskanzler just am Tage der Straß burger Freisprüche hatte seine Spitze in der elsaß-lothringischen Frage und insbesondere in dem Vorwurf, daß, wie Graf Aorck v. Warten burg sich ausdrücttc, die Stimmen des Reichs landes im Bundesräte nach dem Neichsgesetz vom 31. Mai 1911 „nnr gelten, wenn es gegen Preußen geht." Herr v. Bethmann Hollweg hatte diesem (Vorwurf gegenüber nur den Hinweis, daß es ein und dieselbe Person sei, der König von Preußen und der Deutsche Kaiser, der sowohl die reichs- ländischcu wie die preußischen Stimmen in struiere, also eine Ablenkung auf die Person des Kaisers. Diese Art der Rechtfertigung hat in politischen K-rcisen keinen besonders auten. Eindruck gemacht. Man erwartete eine ganz andere, nämlich eine rein staatsrechtliche Ver teidigung. Wenn von der Partei des Grafen Vorck immer wieder behauptet wird, die clsaß- lothringischcn Stimmen zählten nur, wenn sie gegen Prenßen abgegeben würden, und daraus eine praktische Benachteiligung , und schwere ideelle Schädigung, ja Beleidigung Preußens hergeleitet wird, so beruht dies einfach aus Nicht beachtung des Gesetzestextcs. Die elsaß-lothringi schen Stimmen sind unwirksam nicht etwa: wenn sie für Preußen abgegeben werden, sondern: wenn Preußen nur durch den Hinzutritt dieser Stimmen die Mehrheit für sich erlangen oder den Stichentscheid geben würde, also nur in sehr selten eintrctcnden Fällen. Ueberhaupt er füllt diese „Preußenklausel" ihren Zweck im wc- jcntlichen nicht durch praktische Anwendung; die präventive Wirkung ihres bloßen Vorhanden seins ist ihre hauptsächliche Aufgabe, ja, wird wohl ihre einzige bleiben. Der Zweck der Preußenklausel allerdings ist, die Instruktion der elsaß-lothringischen Stimmen, die durch den vom Deutschen Kaiser und König von Preußen ab hängigen Statthalter erfolgt, vom preußischen Einfluß möglichst unabhängig zu machen; zu ver hindern, daß die Stimmen des Reichslandes in preußischem, zu garantieren, daß sie in elsaß- lothringischem Interesse instruiert werden. Herr v. Bethmann Hollwcg hätte im Herren hause ruhig erklären können, daß diese Preußen klausel eine mit voller Absicht errichtete Barriere gegen den preußischen Partikularisrnus ist. Wie viel Gegner der preußische Partikularismus ge rade in elsaß-lothringischen Fragen unter den feinsten Geistern Preußens besitzt, hat der ge wiß hochgebildete Graf Yorck von Warten burg wohl kaum bedacht. Wir möchten ihm hier eine kleine Phalanx dieser Gegner zusam- menstellcn und ihm deren Acußerungen ins Stammbuch schreiben: Bismarck erzählt im 13. Kapitel seiner Ge danken und Erinnerungen: „Ich habe gegen den preußischen Partikularismus vielleicht noch schwierigere Kämpfe durchzuführen gehabt als gegen den der übrigen deutsck>en Staaten und Dynastien," und an einer anderen Stelle des Tagebuchs: „Ich sehe in dem deutschen National gefühl immer die stärkere Kraft überall, wo sie mit dem Partikularismus in Kampf gerät," endlich iin Reichstage: „Wo die Franzosen et was übles von uns sagen wollen, da heißt es: les prussiens; wo sie etwas anerkennen wollen, da sagen sie: le» slIswLnäs. Leichter als die Gewöhnung an den Namen Preußen wird den Elsässern der Entschluß sein, ihrer Abstammung als Deutsche sich bewußt zu werden." — Gibt es einen schlagenderen Gegenbeweis gegen die jetzige konservative Politik in elsaß-lothrin gischen Fragen, die sich gern auf Bismarck be rufen mochte? Aber weiter: aus Versailles schrieb einst .Kronprinz Friedrich an seine Schwester, die Großherzogin von Baden: „Ich mache mir nicht die geringste Illusion über die Schwierigkeiten, die alle Augenblicke sowohl hier als auch künftig im Vaterlande bei fernerer Regelung der Reichsfrage entstehen werden. Preußischer Partikularismus wird das Seinige ebenso als Hemmschuh wie die süddeutschen Staaten leistens und cs wird be ständig laviert werden müssen." Nicht weniger aktuell klingt heute das Wovt des einstigen Statthalters von Elsaß-Lothringen, Edwin Man teuffel: „Nur subalterne Auffassung meint, El saß-Lothringen müsse als ein erobertes Land behandelt werden!" Und dann Heinrich v. Treitschke, der glühende Verehrer und Herold Preußens! Er hatte sich allerdings zuerst als die beste Lösung der el saß-lothringischen Frage ein Aufsehen Elsaß- Lothringens im Königreich Preugen gedacht, aber aus einem sehr interessanten, antiparti- kularistisclien Grunde, den er als Abgeordneter des Wahlkreises Kreuznach-Simmern im Reichs tage offen aussprach: „Für Preußen wie für Deutschland wäre es ein Glück gewesen, wenn der Staat, der Deutschland leitet, auch in sei nem Innern zahlreiche süddeutsche Elemente ent hielte. Preußen muß, wenn es Deutschland ver- tehen und leiten soll, in seinem Innern süd- »eutsche Eigenart schätzen und würdigen lernen." Wir schließen mit einem ebenfalls antipartikularistischen Worte des jetzigen Reichs kanzlers, das Herr v. Bethmann Hollwcg leider diesmal im Herrenhause nicht anwandte, sondern in einem andern Hause: „Die elsaß-lothringisclie Frage ist eine Frage, die nur in dentscl-em Geiste gelöst werden kann." Der Eisenbahnerstreik in Südafrika. Am Sonntag haben in den größeren Städten Südafrikas Versammlungen stattgefunden, in denen über die Fortsetzung und Ausdehnung des Eisen bahnerstreiks beraten wurde. Ueber das Ergebnis der Versammlungen gehen uns folgende telegraphische Meldungen zu: Johannesburg, 12. Januar. Eine von 9000 Personen besuchte Versammlung von Streikenden nahm gestern nachmittag eine Re solutton zugunsten des allgemeinen Streiks an. Die Versammlung verlief in Ruhe und Ordnung. Die Redner waren im Ion ge mäßigter als früher. Mehrere Redner warnten vor Ueberschreitung der Gesetze. Kein Polizist, Detektiv oder Soldat war zugegen, doch hätten die Behörden in wenigen Minuten Taufende Bewaffnete auf den Platz werfen können. Durban. 12. Januar. Die Abstimmung unter den Arbeitern der Eisen bahnwerkstätten ergab eine Mehrheit für den Streik. Die Zugführer und die Nichtorganisierten Arbeiter stimmten dagegen. Die Mehrzahl des Fahrdienstpersonals stimmte ebenfalls gegen den Streik und erklärte, sie würden arbeiten, solange sie geschützt würden. Das Lokomotivpersonal hat zwar eine Resolutton gegen den Streik angenommen, aber erklärt, es würde keine Züge nach dem Ran d- gebiet bedienen. Kapstadt, 12. Januar. Gestern nachmittag fand eine Massenversammlung der Eisenbahner statt, um zu entscheiden, ob gestreikt werden solle. Mehrere tausend Personen waren an wesend, aber nur 2000 von ihnen waren Eisenbahner. Die Redner der Eisenbahner mit einer Ausnahme sprachen sich gegen den Streik aus. Der Sekretär der Eisenjbahnergowerkschaft sagte, die Streikenden seien bereits hoffnungslos geschlagen, und fügte hinzu, die Arbeiter sollten an ihre Frauen und Kinder denken. Die Versamm lung verlief, soweit die Eisenbahner in Betracht kom men, ruhig und in Ordnung. Nachdem die Versamm lung der Eisenbahner für geschlossen erklärt worden war, wurde eine allgemeine Avbeiterversammlung abgehalten. Mehrere Redner sprachen sich hier für den Streik aus. Pretoria, 12. Januar. Eine Massenversammlung der Arbeiter aus dem Baugewerbe und aus anderen Gewerben hat ein stimmig eine Resolution zugunsten des allge meinen Streiks angenommen. Die Versamm lung verlief in Ordnung. — In Pietermaritz burg ist die Abstimmung unter den Eisenbahnern geigen den Streik ausgefallen. — In Lady smith dagegen wurde eine Resolution für den Streik angenommen. f>oliMeke UebeflieM Lan-esversammlung -er nationalliberalen Partei Württembergs. o. Stuttgart, 11. Januar. Die diesjährige Landesversammlung der nationallibcralen tdeutschen) Partei Württemberg s gewann dadurch, das der Führer der Gesamtpartei Reichstagsabgeordneter Büsser in ann, das Hauptreferat übernommen hatte, be sondere Bedeutung. Seit Jahren war kein Partei tag so stark besucht wie dieser. Der geräumige Konzertsaal der Liederhalle und seine Galerien waren schon lange vor Beginn dicht besetzt. Um 11'/. Uhr eröffnete der Vorsitzende des Landes ausschußes Abg. L i st (Reutlingen) die Versammlung mit Worten der Begrüßung und der Freude über die große Teilnahme. Er gedachte der verstorbenen Parteifreunde, widmete den jüngsten Landtagsnach wahlen kurze Betrachtung, betonte die Notwendigkeit energischer Bekämpfung der Sozialdemokratie, be klagte die politische Gleichgültigkeit vieler gebildeten Kreise und schloß mit dem Appell, die Lauen und Gleichgültigen äufzurütteln. Da Bassermann erst gegen 12 Uhr eintreffen konnte, sprach vor ihm Land tagsabgeordneter Baumann über die Landespolitik und die Arbeiten des Landtags. Besonderen Beifall fanden seine Ausführungen über die V e r e i n h e i t- lichung des deutschen Eisenbahnwesens, möglichst unter Führung des Reiches und, wenn das nicht möglich, unter der Führung Preußens, über die staatliche Förderung jener Vereine, die sich der Jugendpflege in nationalem Sinne widmen und über die Verhandlungen mit Holland und mit Baden, Hessen und Bauern in betreff des Rhein- Neckar-Kanals. Auf Antrag des Referenten wurde einstimmig eine Entschließung angenommen, in der die Regierung ersucht wird, mit aller Macht das Kanalprojekt zu fördern, auf den Abschluß des nötigen Vertrages des Reiches mit Holland zu dringen und sich mit den beteiligten süddeutschen Nachbar staaten zu verständigen. Bassermann, der während dieser Rede angekommen Zritz Reuter über -as plattdeutsche. Auf der jüngsten Jahresversammlung bes Vereins für niederdeutsche Sprachforschung hielt Otto Heidmüllcr einen Vortrag über Fritz Reuter und seinen Verleger, der jetzt im Buchhändler-Börsenblattc durch den Druck ver öffentlicht wird. Heidmüllcr konnte aus dem Briefwechsel zwischen Reuter und seinem Ver leger und Freunde Hinstorff mancherlei fes selnde neue Mitteilungen machen, und insbeson dere über die Ansichten, die Reuter von der Behandlung des plattdeutschen Dialektes hatte. Schon 1858 hatte er nämlich seine bisherige Schreibart als ein Hindernis für die weitere Verbreitung seiner Bücher erkannt und schrieb in bezug auf die neue Auflage der „Reis' nach Belli gen": „Neue Gedichte werde ich zu die ser Auflage nicht machen, aber ich werde, schon in meinem eigenen Interesse, etwas tun, was mir dreimal mehr Arbeit macht: ich werde näm lich das ganze Ding von einem Ende bis zum anderen in sprachlicher und orthographischer Hinsicht durcharbeiten, werde das spezifisch meck lenburgische Idiom, soviel als möglich ist, be seitigen und dadurch den viel bedeutenderen Ge winn erzielen, daß das Buch dadurch den an deren plattdeutschen Dialekten zugänglicher wird." Reuter hat bekanntlich auch später an feiner Schreibweise noch viel geändert und gefeilt, ohne jedoch trotz gewissenhaftester, immer erneuter Arbeit zu einer durch alle seine Werke gehenden, in jeder Einzelheit einheitlichen Schreibweise zu gelangen. Wenn cs ihm in dieser Beziehung zum Vorwurfe gemacht worden ist, daß er sein Platt dem Hochdeutschen näher zu bringen ver suchte, so rechtfertigt Heidmüllcr sein Ver fahren durch ein charakteristisches Erlebnis. Als er nämlich einen intelligenten mecklenburgischen Großbauern, der mit größtem Vergnügen sich an Vorlesungen aus Reuters Werken ergötzte, den Vorscküag machte, des Dichters Wirke auch zu lesen, da kam aus dem Munde des nmckern Erbpächters zögernd die Antwort: „Fritz Reuter läsen? Nee. Plattdütsch läsen, dat is uns tau ümständlich. Dat hewwen wi in Schaul nich lihrt." Interessant ist, daß Altmeister Jakob Grimm das Verfahren Reuters gebilligt hat. Es geht dies aus einem von Heidemüller mit geteilten Schreiben Reuters vom 18. März 1865 an Er Hardt Quandt, dem ihm befreunde ten Landsmann und Buchhändler in Leipzig, hervor, mit dem Hinstorff über die Frage der Bearbeitung der Reutcrschen Schreibweise in Korrespondenz getreten war. Reuter schreibt: „ . . . Ganz nach dem Wortlaut und der Aus sprache, dem Klang der Buchstaben, wie er sich in unseren Gegenden gibt, zu schreiben, geht nicht. Es würde dadurch das Verständnis für alle nicht mecklenburgischen Leser aufs höchste verdunkelt werden. Ganz nach der Etymologie zu schreiben, geht wieder nicht, denn man müßte dann schließlich auf die alten plattdeutschen Drucke aus dem 16. Jahrhundert rekurrieren, die aber bei den großen Veränderungen, welche seitdem die Sprache in dem Munde des Volkes erlitten hat, dem jetzigen lesenden Publikum sehr unverständlich sein würden. Ich mußte deshalb einen Mittelweg einschlagen, der aller dings den Vorwurf der Inkonsequenz verdienen mag, dem aber z. B. Jakob Grimm seine Bei stimmung nicht versagte, und der mir auch bei hochdeutschen Lesern ein größres allgemeines Verständnis gesichert hat." Kunst UN- Wissenschaft. Sevcik (Lhotskq)-Quartett (3. Abend). Der Abend brachte als Neuheit ein Klavierquintett von Ewald Straeßer (Fis-Moll, Op. 18). Der Kom ponist hat sich vieles gut gemerkt, was er an melo discher Musik gehört hat, und es in lieblicher, dem äußeren Ohre schmeichelnder Weise wiedergegeben. In diesem Bestreben gerät er natürlich mannigfach ins Süße, das es ihm besonders angetan zu haben scheint. Das schließt nicht aus. daß er gelegentlich, wie im Mittelteil des zweiten Satzes und im dritten Satz auch «inen Besuch im Land der Leidenschaft ab stattet, aber nur ein Stück und nicht im grimmen Ernst. An reinen Untcrholtungsabenden wird also das Stück seinen Zweck erfüllen, zumal, wenn es so gespielt wird wie diesmal. Ebenso ist besonders in den Ecksätzen des Des-Dur-Streichquintetts Op. 15 von Dohnanyi nicht viel Originelles zu holen. In teressant wirkt nur der Mittelsatz. Das zum Schluß gespielte Streichquartett von Haydn (Op. 74 Nr. 3, E-Moll) brachte das eigentlich Wertvollste des Abends. Das Werk wurde sehr ausdrucksvoll wiedergegeden, am besten im zweiten Satz. Vielleicht trifft man den Charakter Haydns noch sicherer, wenn die Akzente etwas schärfer kommen, etwa in Beerhooenscher Art. Haydn ist gerade hierin der un mittelbare Vorläufer Beethov ens. Dor dem Haydn-Quartett spielte Herr H a n s B r u ch, der vor her die Klavierstimme in Straeßers Werk vertreten hatte, die Händolvariationen von Brahms, technisch alles bis auf einzelne Stellen in der Schlußfuge be herrschend, tieferes Eindringen aber nur zart an deutend. Im Klavierquintett löste er seine Aufgabe sehr lobenswett. ättur Seklogel. * Aus der Theaterchronik. ..Dolorosa", eine Oper in einem Akt von Carl Röhren, wird am 25. Januar im neuerbauten „Stadt-Theater" in Heilbronn, das am 1. Oktober vorigen Jahres eröffnet wurde, zur Uraufführung gelangen Der Text stammt von dem Schriftsteller Hans Weber — „Goldenes", Märchenspiel vonFrau Prof Klara Siegen-Schenk, ist in Dortmund, Greifswald, Heidelberg, Memel und Stralsund erfolgreich in Szene gegangen. * Parfifal in Wien. In der Wiener Volks oper werden „Parsifal"-Wochen veranstaltet, und zwar unter Hinzuziehung von Gästen. Die erste „Parsifal"-Woche beginnt Sonntag, den 25. d., und schließt Sonntag, den 1. Februar. Die zweite „Parstfal"-Woche beginnt Sonntag, den 8. Februar, und schließt Sonntag, den 15. Februar. Weiterhin spricht man davon, daß im Gemeinderat demnächst ein Antrag aus F r e i v o r st e l l u n g e n für Mittel und Bürgerschüler (?) eingebracht werden soll. * Der gestrige« Aufführung Le» „Parfifal" im Kgl. Opernhause in Berlin, die in zweiter Be setzung stattsand, wohnte wiederum der Kaiser bei * „Parfifal" Gedenktafel inBologna. In Bologna find mehrere angesehene Bürger zusammengetreten, um dafür Sorge zu tragen, daß „die glühende Be geisterung, mit welcher der „Parfifal" ausge nommen wurde, dauernde Spuren hinterlaße". Es sollen für die Aufstellung einer Gedenktafel, die an das merkwürdige Ereignis erinnern soll, durch öffentliche Sammlungen Gelder aufgebracht werden. Die Gedenktafel will man in der Vorhalle des Stadt theaters anbringen; sie soll die Inschrift tragen: „1. November 1871, erste Aufführung des „Lohen- grin"; 1. Januar 1914, erste Aufführung des „Parfifal". * Heinrich-Zöllner-Abend in Davos. Das sechste Sinsoniekonzert der Kurkapelle von Davos (Dir. Ingber) war als ein Heinrich-Zöllner- Abend gestaltet worden. Unter des Komponisten Leitung kamen zu erfolgreichster Aufführung dessen 3 Sinfonie (im Hochgebirge), aus der „Versunkenen Glocke" Vorspiel zum 5. Akte und „Das Wunder glockenspiel" (gesungen von Herrn Rössel) sowie die Orchesterphantasie „Mitternacht bei Sedan". * Aurelia von Raau, Tochter des bekannten Komponisten und Direktors des Prager Konserva toriums. erschien in Prag zum erstenmal vor der Oeffentlichkeit. Sie spielte Bach, Händel, Chopin. Liszt, Novak, Dvorak, Smetana, und auch Kompo sitionen ihres Vaters mit glanzvoller Technik, tiefem Verständnis und mit ausgesprochen persönlicher Note. * Eine neue Insel entdeckt. Der Polarforscher Kapitän Wilitzkr ist in Petersburg ein- getroffen, um über die Entdeckung einer neuen Insel im Sibirischen Eismeer zwischen Nowaje Semlja und den neuen Sibirischen Inseln einen Vortrag zu halten. Die neuentdeckte Insel ist 15 Meilen lang und an dem südlichen Teil 15—40 Fuß über dem Meeresspiegel gelegen. Von Tieren sind Eisbären und große Möwen vorhanden. * Professor Jummerspach gestorben. Wie uns gemeldet wird, verstarb am Sonnabend abend in München unerwartet der Professor an der Archi tektenabteilung der Technischen Hochschule Fritz Jummerspach. * Karl Jacobsen gestorben. Laut eigener Meldung aus Kopenhagen ist der Begründer d-r Carls- berger Glyptothek und Direktor der Larls- berger Brauerei Dr. Karl Jacobsen ist oestern nachmittag im Alter von 72 Jahren an den Folgen einer Operation gestorben. * Kunst und Schule. Die pädagogische Ab teilung des Allgemeinen Studentenausschußes veranstaltet am Montag, den 12. Januar, einen Vortrag über das Thema „Kunst und Schule". Näheres aus den Anschlägen an den schwarzen Brettern. * Kaiser und Kaiserin in der Deutschen Orient gesellschaft. Der Kaiser und die Kaiserin hörten I gestern in der Singakademie in der Deutschen' Orientgesellschaft einen Vortrag des D r. phil. Meyer über Kleinasien und die Chettiter I im zweiten Jahrtausend.
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