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Nr. !. Margen»Nusysde. Sette 25 Leipziger Tageblatt. Donnerstag, i. Ianvar 1914 Verantwortlich: Uran Ltlltz Nit; Leipst». llnsor Inventur-^U8verk»ul Sviävnsroüvv n. LontvkUon Kommen rn üiikelim emgeml diliigmkreiM rum Vorksuk. SeillenIiM Mickest L lüe., leiprig vonm»I» knsunil A Nanttolsdok. erer Beziehungen suchen. Wahrhaftigkeit, Höf Herzlichkeit, Güte im täglichen Verkehr vei 8äm1Iiode ^Varon rvloknov 5lok äurok allordestv OuaNMov, guten 8!tr uvä desto Verarbeitung au5. Lünstigsto Vologondvlt rur vsoirung üss Lowmvr- vis IVlntordoäarks! . ein na uin rr»- serer Religionen, fie ist ein Naturgesetz. Erst wenn wir diese Liebe zur Allgemeinheit von dem System befreien, welches alle Liebe und Sorge für unsere nächsten Angehörigen absorbiert und diese dabei doch zu kur- kommen läßt, dann werden wir endlich den rechten sozialen Fortschritt haben. verschiedenes. Frauenstudium. Durch den Erlaß des preußischen Kultusministers vom 11. Oktober d. I. werden folgende Erweiterungen für das Frauenstudium veröffentlicht: LVährend bisher den Abiturientinnen des Ober- liz-eums nur die Laufbahn einer Oberlehrerin offen stand, können sie sich von jetzt an auch den anderen akademischen Berufen zuwenden d. h. auf Grund eines Abgangszeugnisses eines Oberlyzoums ein Studium nach eigener Wahl ergreifen. Damit wird zugleich die Abschlußprüfung an den Oberlyzeen der Reife prüfung an den höheren Lehranstalten für die männ liche Jugend im Prinzip gleichgestellt. Für den Fall, daß die Abiturientin eines Oberlyzeums, das seinem Charakter nach einen Ersatz für das ehemalige Lehrerinnenseminar bildet und dementsprechend ein gerichtet ist, das Reifezeugnis einer Oberrealschule braucht, um «in von ihr gewähltes Studium zu er greifen, kann sie nach Ablauf eines Jahres zu einer Nachprüfung in Mathematik, Physik und Lhemi« zu gelassen werden. Aehnlich müssen diejenigen Abitu rientinnen, die ein realgymnafiales Reifezeugnis brauchen, eine Nachprüfung in Latein und Mathe matik und endlich die, welche ein gymnasiales be nötigen, sich einer solchen tu Latein und Griechisch unterziehen. In demselben Erlaß wird auch bestimmt, daß von jetzt an die Anstellungsfähigbeit von Ober lehrerinnen an Anstalten für die weibliche Jugend nach einein Probejahr erlangt wird und daß von der Forderung der zweijährigen praktischen Tätigkeit vor dem Beginn des Unioersitätsstudiums abzusehen ist. Die Vordereitungszeit auf diesen akademischen Beruf erfährt damit eine Abkürzung von drei Jahren. Da mit ist eingetreten, wogegen sich die Frauenbewegung immer gewehrt hat — in Preußen ist für die Frauen ein besonderer Weg zur Universität geschaffen, auf dem eine große Zahl ungenügend vorbereiteter Stu dentinnen der Universität Zuströmen und dadurch das Gesamtniveau des Frauenstudiums drücken rverden. Eine Vorsteherin für ein Frauengesiingnis wurde versuchsweise zum ersten Male am 1. Oktober vorigen Jahres in Preußen eingesetzt, die gegen Ende 1912 als selbständige Oberin bestätigt wurde. Wie wir hören, sind die Erfahrungen, die man mit der Oberin Frida Trinius gemacht hat, der das Berliner Frauen gefängnis unterstellt wurde, durchaus erfreuliche. Die persönliche Einwirkung der Oberin auf die ihr unter stellten weiblichen Gefangenen kam sehr gut zur Gel tung, und auch die Kassenführung und das Transport wesen wurden völlig von der neuen Leiterin be herrscht. Hieraus geht hervor, daß die neue Einrich tung sich bewährt. Dementsprechend liegt es in der Absicht der Justizverwaltung, auf dem begonnenen Woge fortzufahren und allmählich noch weitere Stellen dieser Art zu schassen. Voraussichtlich dürften im neuen preußischen Etat Mittel hierfür angefordert werben. Das Frauengefängnis in Wronk« hat be reits gleichfalls eine Oberin als selbständige Leiterin der Anstalt erhalten. Di« Stellung der Oberinnen entspricht der der Direktoren, wenn auch ihr Wir kungskreis etwas enger gezogen ist. Die Vorbildung zur Oberaufsoherin, aus welcher Stellung die Ober innen entnommen werden, erfolgt durch einen Jn- formationskursus, der auf eigene Kosten absolviert werden muß. Die in Frag« kommenden Frauen gefängnisse mit selbständiger weiblicher Leitung unter stehen sämtlich der Justizverwaltung. Di« innere Verwaltung, der gleichfalls ein Teil der Gefängnisse untersteht, ist nicht dazu übergegangen, die Ober bsxinnl morxsn, äsn 2. Januar. Krosse llsstnoäteilo unserer bLgvr in gast. Krau Llse Koehler-Brugmann, Frau Rcgierungsrat Kroeber, Fräulein Adele Luxenberg, Frau Edith Mendelssohn- Bartholdy, Frau Tamilla Müller- Zehme, Frau Geheimrat Rabl, Frau Kom merzienrat Schmidt-Tuhe, Frau Tiara Staakmanu und Frau Geheimrat Wildhagen. leitung der FrauengefLngniss« wekbltche» Personen zu übertragen. Die dem Ministerium des Innern unter stellten Frauengefängntsse sind entweder Männer- aefängnissen «„gegliedert oder bestehen bereits als selbständige Anstalten. In beiden Fällen find auch Oberinnen angestellt, die aber wiederum Direktoren oder Vnstehern unterstellt sind, wenn fie auch viel Bewegungsfreiheit genieße». Wegen „Schwierig- keiten in der vorgeschriebenen Buch- und Rechnungs führung, die im Verkehr mit dem Oberrechnungshofe LU beachten sind", hat man Abstand davon genommen, helvständige Stellung zu schaffen. Ein städtisches Wohnungsamt ist jetzt in Berlin eingerichtet worden. Mit seiner Leitung ist der bis- hengc Syndikus der Handelskammer in Göttingen, Dr. Laporte, betraut worden. An die Spitz« der ge samten Organisation ist ein« Deputation für Woh. nungswesen gestellt. Sie soll di« Wohnungszuständ« aufklärrn, sich mit anderen allgemeinen Aufgaben be fassen und auch ein« bereits bestehende Stiftung zur Verbesserung der kleinen Wohnungen verwalten. Das Wohnungsamt soll die sehr umfangreichen Arbeiten der Wohnungspflege und Wohnungsaufsicht erledigen; ein Wohnungsnachweis kommt aber vorläufig noch nicht in Betracht. Zur Erledigung der Aufgaben sind dem Direktor beamtete Wohnungsinspektoren und Wohnungspfleger zur Seite gestellt; aber auch eine Mitwirkung der Bürgcrsclmft ist vorgesehen durch die Bildung von Wohnungskommissionen. Die ersten Arbeiten werden der Gewinnung einer genauen Woh nungsstatistik gelten. Als erste Berliner Wohnungs inspektorin wird eine akademisch gebildete Frau ein gestellt werden. Di, englische Regierung hat eine Kommission von 15 Mitgliedern eingesetzt, um Mittel und Wege zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten zu finden. Drei Frauen gehören dieser staatlichen Kommission an. Mrs. Creiahton. die Vorsitzende des Arocite- rinnenvereins, Dr. Mary Cchorlieb, eine bekannte Chirurgin, und Mrs. Burgwin. Die japanischen Frauen haben in ihrem Streben nach Bildung einen Sieg errungen, der im ganzen Lande das größte Aufsehen hervorruft: drei Japane rinnen haben von der Regierung die Erlaubnis er halten, an der kaiserlichen Tohoku-Universität in Sendai zu studieren. Damit hat die erste Hochschule im Lande des Mikado den Frauen ihr« Pforten ge öffnet, und die Regierung gibt selbst in einem Erlaß zu, daß ihnen von nun an auch die anderen kaiser lichen Universitäten zugänglich kein werden. „Es gibt in den Universitätsgesetzen", so heißt es da, „keine Stelle, die Len Frauen die Aufnahme in die Universitäten verwehre, «der nach den konventionellen Anschauungen war das Vorrecht bisher auf die Männer beschränkt. Dieser Brauch ist nun durch die Nordost Universität von Sendai aufgehoben, und di« anderen Universität«» sind verpflichtet, diesem Bei- spiele zu folgen." Daß es gelang, den Frauen diesen bereits so laug« ersehnten Zugang zu den höchsten Bildungsmöglichkeiten Japan» zu gewähren, ist das Verdienst des neuen Präsidenten der Universität von Kioto Sawayanagi, der früher Präsident der Univer sität von Sendai war. Er ist ein ganz moderner Pädagoge, der für da, Frauenstudium energisch ein tritt. Er setzte durch, daß Frauen, die ihr Lehrerinnen, eramen bestanden Haban, auch das damit verbundene Recht des Besuches der Universität wirklich ausüben dürfen mtd den männlichen Studenten gleich gestellt werden. die Zrau im Suchgewerbe. Seitdem vor einiger Zeit an anderer Stelle dieses Blattes ein kleiner Artikel über die geplante Sonderaruppe der Frau auf der Leiv- ziger Buchgewerbeausstellung berichtet hat, hört man immer und immer wieder die Frage: „Welchen Zweck hat eigentlich diese Frauensonder- gruppe auf der „Buara"? Sind wirklich die Frauen im Buchgewerbe und in der Graphik in so hohem Maße und in so eigenartiger Weise tätig, daß es sich lohnt, mit unendlicher Mühe und großen Kosten eine Sonderausstellung für sie ins Leben zu rufen?" Diese Frage hat sich natürlich der Arbeitsausschuß zunächst auch vorgelegt. Aber bei den vorbereitenden Arbeiten trat klar zutage, daß eine fast unüberseh bare Fülle von hochbedeutsamem Ausstellungs material oorliegt. Selbst bei strenÄter Sichtung war es nicht möglich, mit dem der Sondergruppe ur sprünglich zugemessenen Raum auszukommen. Er wurde im Laufe der Zeit last um das Doppelte ver größert, und noch immer klagen die sachverständigen Abteilungsvorsitzenden über Platzmangel. Selbstverständlich wird das Frauenschaffen auf den Gebieten von Buchgewerbe und Graphik durch eine geschloßene, eigene Ausstellung weit schärfer be leuchtet, als wenn die Frauenarbeit zersplittert in den einzelnen Gruppen der großen Ausstellung auf tritt. Nicht zu unterschätzen ist auch die soziale Be deutung der Sondergruppe, da den Künstlerinnen, Schriftstellerinnen usw. innerhalb des Hauses der Frau eine weite größere Ausstellungsmögltchkeit ge boten wird, als es in der großen Aufteilung der Fall ist. So ist zu erwarten, daß „Das Haus der Frau" seinen Platz inmitten der Welttmftellung würdig ausfüllen wird, nicht als Konkurrenzunter nehmen der Frau gegen ihre männlichen Kollegen, sondern als ein Zeugnis von der besonderen Art des Frauenschaffens auf diesen Gebieten und als ein Beweis, welch hohe Bedeutung diesem Frauenschaffen heutzutage bcizumefsen ist. Besonders ehrenvoll und Sin Beweis für die tüch tigen Leistungen der Frauen ist es, daß der Plan, der Weltausstellung die Sondergruppe „Die Frau im Buchgewerbe" anzugliedern, nicht von den Frauen, sondern vom Direktorium der Weltaus stellung selbst ausgegangen ist. das im Herbst 1S12 an das Kartell der deutschen Frauenklubs die Auf forderung richtete, diese Sondergruppe zu organi sieren. Da diese Aufforderung im Interesse aller in Buchgewerbe und Graphik tätigen Frauen sowie der Frauen überhaupt, natürlich mit Freuden begrüßt wurde, bildete sich alsbald innerhalb des Frauen- klubs Leipzig ein engerer Ausschuß mit Ihrer Exzellenz Frau Marie von Leyden und Frl. Dr. KätheWindscheid.den beiden Vorsitzenden des Kartells Deutscher Frauenklubs, an der Spitze. Infolge ihrer lleberlastung mit Berufsarbeit sah sich Frl. Dr. Windscheid leider genötigt, ihr Amt nieder zulegen, und an ihre Stelle traten Frau Dr. Wendt- l a nh uyd.Frau Professor Skutsch als 2. und 3. Vorsitzende. Dem engeren Ausschuß gehören außer den genannten Damen noch an: Frau Kommerzien rat Berger-Jahns, Fvau Generalmajor Gade Geselligkeit wie fie sein soll. Schon oft ist über das Verschwinden der einfachen gemütlichen deutschen Geselligkeit aeklätzt worden. Wie wir uns diese Geselligkeit wieder schaffen können, dar über berichtet Frau Henriette Fürth in dem Abschnitt „Hauswirtschaft" im 2. Bande des sehr empfehlens werten Frauenbuches, der unter Beigabe eines aus führlichen ärztlichen Ratgebers die Frau als Gattin, Hausfrau und Mutter behandelt und bei der Franckh- schen Verlagshandlung in Stuttgart (Preis schön ge bunden 6 .g) erschienen ist. Der Wunsch nach dem vertrauten Zusammensein mit andern, die Freude am Geben, am Bewirten sind der Ursprung unserer Familiengeselligkeit. Was ist aus diesem reinen Quell gemütlicher Freude in vielen, ja man muß leider sagen, in der Mehrzahl der Fälle geworden? Eine Sache, die als lästige Verpflichtung sowohl die Geber als auch die Empfänger bedrückt, eine Abfütterung mit Glanz und Pracht und Phrasen geklingel, bei dem der Magen überfüllt wird und Herz und Geist leer bleiben. Wir könnten das so leicht änLern, wenn wir uns dazu entschlössen, im Rahmen unserer Verhältnisse gastlich zu sein. Sagen wir uns immer, daß wir nur mit Leuten verkehren wollen, die nur uns, nicht aber un ercn Tisch, den Glanz unseres Namens, den Nutzen UN '- liöhkeit, Herzlichkeit, Güte im täglichen ÄerkehrHer Hausgenossen, da» ist die beste Schule der gastlichen Geselli^eit. Der Gast soll sich zu Hause fühlen, so bald er ein Haus betritt. Man soll dem Fremden, der zufällig zu einer Mahlzeit kommt, ein Gedeck mit auflegen und einen Stuhl heransetzen, aber nicht ein großes Geklirr von Schlüsseln, Schüsseln und Tellern veranstalten, in Küche und Keller Herumrennen und auf alle Weise dem Gast vor Augen führen, daß für ihn ein besonderer Aufwand gemacht wird. Sollte in solchen Fällen unvermuteten Besuchs wirklich eine Ergänzung der Speisenfolge wünschbar sein, so muß ein Blick, ein Wink, ein hingeworfenes Wort der Hausfrau genügen, das Nötige zu veranlassen. (So z. B., daß aus der Vorratskammer ein Glas mit Früchten geholt oder vielleicht als Abjustuß einer Mahlzeit ein gefüllter Eierpfannkuchen gegeben werde.) Sieht man aber geladene Gäste bei sich, so sollte als vornehmster Grundsatz stets daran festgehalten werden, auch hier im Rahmen seiner Berhätnisse zu bleiben, und es nicht andern, die es besser können, gleich- oder zuvorzutun. Die Hauptsache ist ja doch nicht eine kostspielige Speisenfolge, sondern neben einem Essen, das, wenn gut zubereitet und gefällig aufgetragen, so einfach sein kann wie es mag eine Atmosphäre herzlicher Ge mütlichkeit, und wenn möglich, em auch geistig an regendes Zusammensein. Vergessen wir doch nicht, dasi unsere Gäste sich das Essen an sich in jedem Restaurant billiger stellen könnten (in Ansehung der Tatsache, daß sie ja nicht darauf verzichten werden, uns auch eines Tages zu bewirten), daß also das einzige, was wir ihnen zu bieten haben, wir selbst und das Behagen unserer Häuslichkeit sind. Die Be wirtung ist und darf, nie etwas anderes sein als die willkommene Ergkinznmf'wines Höheren: des an regenden und gemütlichen Zusammenseins froh gemuter Menschemrn «fiE Heim!