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Sport und Spiet Der Eislauf. Ne rauhe Jahreszeit hat ihre Schrecken für uns längst verloren, und den Klageruf unserer Großväter: »Ach, wäre doch erst der Winter vorbei!" hört man mn noch vereinzelt hier und da von schwächlichen ver- wetchlichten oder kranken Personen. Denn seitdem man den Wert jeglicher Betätigung in friscl-er, freier Winterluft am menschlichen Körper erkannt und ver» spürt, und seitdem die Expansionskraft des Winter sportes die Bierbankphilister zum Schweigen gebracht, zieht alt und jung, groß und klein zur Frost- und Schneezeit hinaus in die freie Natur, um sich am Skiläufen, Rodeln und Schlittschuhlaufen gesund zu Laden cm Leib und Seele, zu kräftigen an Körper und Geist. Berge, die notwendige Vorbedingung für ein ideales Ski- und Rodelgelände, können wir leider nicht in die Ebene versetzen, und wenn der begüterte Großstädter daher mit seinem Schlitten oder seinen Skiern auf dem Rücken in die weitere Umgebung fährt, nimmt der weniger mit irdischen Elücksgütern Gesegnete zur beflügelten Stahlschiene seine Zuflucht, zum Schlittschuhlaufen, einem Volkssport im wahrsten Sinne des Wortes, der mit geringen Kosten jedem zugänglich ist. Gerade das Schlittschuhlaufen in seinen ver schiedenen Anwendungsformen, wie Kunstlaufen, Schnellaufen und Hockeyspiel, übt auf unseren Orga nismus einen derart wohltätigen Einfluß aus, wie wir ihn vom Tanzen und Turnen in geschlossenen Räumen kaum erwarten dürfen. Wer zuerst dem Fuße Flügel gab, we-r der Er finder des Schlittschuhes oder Schlittschuhes, wie ihn Klopstock taufte, gewesen, ist unbekannt geblieben bis heutigestags. . Fest steht nur, daß schon in grauer Vorzeit die Skandinavier dem Eislauf huldigten und daß schon in der „Edda" der nordische Wintergott „Uller" als gewandter Schlittschuhläufer gerühmt wird. Die ersten Schlittschuhe bestanden aus Knochen von Renntieren, Rindern und Pferden, und noch heute bedient man sich in Island dieses Materials, während sich die Chinesen mit starken Tonscherben be gnügen. Die übrige Welt dürfte sich der bis zur höchsten Vollkommenheit ausgebildeten Stahlschienen bedienen. Am meisten verbreitet ist das Schlittschuhlaufen bei den Niederländern, Lenen es auf Len unzähligen Kanälen ein unentbehrliches Verkehrsmittel ist. Aber auch bei allen übrigen Nationen, die mit Eis ge>egnet, ist das Schlittschuhlaufen immer mehr in Aufnahme gekommen, und mit Freuden ist es zu be grüßen, daß auch das weibliche Geschlecht davon keine Ausnahme macht. Die gefeiertsten Geisteshelden und größten Dichter haben zu Ehren des Schlittschuhlaufen-) ihren Pegasus bestiegen. Klopstock gehörte zu den begeistertsten An hängern des Eislaufs. seine Oden „Braga", „Die Kunst Thialfs" und „Der Eislauf" sind diesem ver gnüglichen Sport gewidmet, und noch in seinem 73. Jahre sang er: „Wasserkothurn, du warst mir der heilenden Einer, ich hätte unbeseelt von dir weniger Sonnen gesehn!" Goethe hat noch im Alter das Schlittschuhlaufen ge lernt und mit jugendlicher Kraft ausgeiibt. Und in seiner Selbstbiogräphie „Ans meinem Leben" gedenkt er ausführlich dieser Zeit als einer der schönsten seines Lebens. Zu den weiteren Größen, die dem Eislauf huldigten und ihn in zum Teil begeisterten Dithyramben besangen, gehören Chamisso, S-nme und Wilh. Müller. Der alte Pädagoge Salzmann, der Begründer der Erziehungsanstalt Schncpfcntal, und Stoy, Jena, ließen ihre Zöglinge, solange das Eis hielt, täglich Schlittschuh laufen, und Hufeland Hahnemann und hervorragende Aerzte der Neuzeit empfehlen dies« Art der Bewegung im Freien als das beste Vorbeugungsmittel gegen Krankheiten aller Art Kein Anhänger aber hat dieses herrlichen Winter, sportes so looend gedacht, wie der Jugenderzieher und Mitbegründer unserer edlen Turnkunst, Christoph Friedrich Guts Muths, der in seiner Gymnastik für die Jugend schreibt: „Ich kenne keine schönere Uebung als den Eislauf, dies« bezaubernde Be wegung, die uns von dem Gesetze der Gravitation gleichsam entfesselt. Sie führt ein so göttliches Ver gnügen mit sich, daß unser großer Klopstock ihr zum Lobe mehrmals in seine nie entweihte Harfe griff. Reine Lust, durchdringende stärkende Kälte, Be schleunigung des Umlaufs der Körpersäfte, An strengung der Muskeln, reines Vergnügen usw. müssen nicht nur aus die körperliche Maschine des Menschen, sondern auch auf seinen Geist einen sehr mächtigen Einfluß üben." Und deshalb fort mit kleinlichen Bedenken, ihr Eltern und Erzieher, fort mit übergroßer Aengstlich- keit, lehrt unsere Jugend dies herrliche Vergnügen, den richtigen Gebrauch des Schlittschuhes, zu ihrem eigenen Wohle, zum Wohle aber auch des Vater- landes, das einer gekräftigten Generation mehr denn je bedarf! 6. Oonat. DieRußlanö-Zahrt -es Sollens Limbach. Don Hermann Apfel (Leipzig). Nachdem wir schon vor mehr denn einer Woche in einem Draht bericht gemeldet, daß der Ballon Limbach nach Rußland verschlagen und die Fahrer festgehalten worden seien, können wir heute einen überaus interessanten Fahrtbericht bringen, den uns der Führer des Ballons Limbach, Herr Hermann Apfel, freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. (Schluß.) Am nächsten Morgen bekamen wir wieder Tee, und dann machte sich unser Wirt daran, mit viele- Mühe einen Bericht an den Kreischef zu verfassen. Man hatte nachts den Korb des Ballons geöffnet und daraus ein Beil gestohlen. Ungeheure Ent rüstung und wirkliche Scham machte sich bei den Be wohnern des Dorfes bemerkbar. Immer wieder ent schuldigte man sich und schwor, den Dieb schwer zu bestrafen. Ich war zufrieden, daß nichts beschädigt war und verschnürte von neuem den Korb. Endlich gegen 11 Uhr war der Bericht fertig. Ich sollte zwei Wagen für 15 Rubel erhalten, um zur Kreisstadt zu fahren. Bei Sturm und Regen mit Schnee vermischt, fuhren wir endlich um 12 Uhr ab, nachdem wir noch das Mittagsmahl bei unserem Wirt eingenommen hatten. Ueber Nacht war wieder Tauwetter ein getreten, die Wege waren zerweicht, ost gingen die Wagen bis zur Achse im Schlamm. Unser Fuhr mann hatte die Mappe mit dem Bericht und den Pässen sowie der Depesche für Leipzig, und flott ging es auf Kommunalwegcn weiter. Bald hatten wir die Warthe erreicht. Auf einer Fähre, die mir sehr wenig Vertrauen einflößte, wurden wir durch die reißenden Fluten des anqcschwollencn Flusses über gesetzt. Mehrfach ging's dann durch kleinere Flüsse, das Wasser spritzte hoch auf, wenn wir hindurch fuhren. Endlich erreichten wir die Hauptstraße. Wir hatten gehofft, dieselbe in Halbwegs fahrbarem Zisstand zu finden, leider aber waren wir sehr ent täuscht. Es war schrecklich, in dem ungefederten offenen Bauernwagen bei diesen Wegen im Sturm dahinzuziehen. Endlich bei Einbruch der Dunkelheit erreichten wir Dobra. In einer Kneipe wurde Haltgemacht, die Pferde gefüttert: durchfroren, wie wir waren, tranken wir einige Glas Tee. Dann besorgten wir das Telegramm, und eine Stunde später ging « ohne Licht weiter auf den schlechten Straßen in die tiefe Dunkelheit hinein. Noch 1 Stunden mußten wir so reifen und langten endlich in Turek an. Dor einem erbärmlichen Haus« hielten wir an; es war das „Hotel". Unser Fuhr mann ging sofort zur Polizei, und eine halbe Stunde später wurden wir auch dahin beordert. Als wir dort anlangten, saßen der Kreischef, der Polizeihauptmann und der Sekretär bereits bei Kerzenbeleuchtung im Berhandlungszimmer. Wir wurden einem eingehenden Verhör unterzogen, bald erschien auch ein Kaufmann, Herr Hübner, ver wohl die geachtcteste Stellung in der Stadt einnimmt, als Dolmetscher. Die Polizei bracht« unsere Rucksäcke, die Instrumenten- und Kartentasche, und alles wurde genau betrachtet. Sodann mußten wir unsere Taschen leeren, und nun wurde ein Protokoll aufgesetzt, und die Sachen wurden beschlagnahmt. Besonders miß trauisches Interesse fanden die Karten sowie die photograpbischen Apparate. Ich versichert« ehren wörtlich, daß ich keine Aufnahmen gemacht l>attc. Als ich besonders darum bat, di« Instrumente sclwnend zu behandeln, wurden mir diese sofort zu- rückqegeben. Der Kreischef erklärte uns dann für verhaf tet und nahm uns das Ehrenwort ab, nicht mehr zu telegraphieren oder zu schrei ben. Von einer geplanten Bewachung durch zwei Kosaken nahm er auf Einsprache des Herrn Hübner Abstand. So wurden wir einstweilen entlassen; es war in zwischen 11 Uhr nachts geworden: der Ballon wurde in einen Schuppen gestellt, wir kehrten mit dem Sekretär und dem Polizeihauptmann nach dem Gast haus zurück. Dort aßen wir zu Abend, und reichlich floß der edle Wutky. Ich fühlte mich natürlich ver pflichtet, die Zeche zu bezahlen; da protestierte der Polizeihauptmann energisch, und als ich es doch tat, revanchierte er sich und ließ Sekt bringen. So blieben wir, obwohl todmüde von der achtstündigen Wagenfahrt, noch eine Stunde beisammen. Der Staat gab uns Fremdlingen «in Seltgelage. Ich erkundigte mich spater, welchen Eohalt der Mann wohl bezieht. Man sagte mir 30 Rubel monatlich!! Wie macht man das? Endlich gegen 2 Uhr konnten wir in unseren elen den Zimmerchen die wohlverdiente Ruhe aufsuchen. Das nennt sich Gasthaus! Eine Beschreibung ist völlig unmöglich; es fehlen di« Worte hierzu. Am nächsten Morgen wurden wir im Gasthause nochmals von einem Polizisten vernommen. Als ich später beim Kreischef anfragte, was nun eigentlich wird, erhielt ich die Antwort, daß er laut telegraphi schem Befehl sämtliche Papier« sowie die Apparat« nach Warschau mittels besonderen Voten an den Gene ralstab gesandt habe. Wir rechneten aus, daß der Bote am nächsten Morgen in Warschau sein könnte, daß also frühestens Mittwoch dort die Untersuchung fortgesetzt würde; wenn der Bote dann schleunigst zu rückkehrte, so tonnte er frühesten, au» ersten Feiertag nachmittags zurück sein. Also Weihnachten konnten wer noch nicht zurück sein. Ich ersuchte den Kreischef, wenigstens tags darauf telegraphisch das Resultat von Warschau zu verlangen, damit mir erlaubt würde zu telegraphieren. Er versprach mir, das zu tun, und so zog ich wieder zum Hotel. Immerhin bot die Stadt an diesem Dienstag ein äußerst interessantes Bild. Es war Jahrmarkt. Von nah und fern waren die Bewohner der Umgegend zu- sammengcströmt, auf den Straßen entwickelte sich ein äußerst interessantes Leben. Es gab wohl keinen Ar tikel, den man im Leben braucht, der hier nicht ver kauft wurde. Dom Pferdegeschirr bis zur Zwiebel, vom Kochtopf bis zum Schafspelz, alles, alles konnte man hier finden. Dabei starrte alles von Schmutz, die Straßen glichen einem Sumpfe. Tausende von Bauernwage t standen herum mit den kleinen, so äußerst zähen Pferden. Am nächsten Tage warteten wir vergebens auf die befreiende Antwort aus Warschau, ungezählt« Male fragten wir auf der Polizei an. So brach der heilige Abend an, ohne daß wir Nachricht hatten, und in nicht gerad> sehr gehobener Stimmung legten wir uns zeitig zur Ruhe. Da klopfte es nachts 3 Uhr an meiner Tür. Ein Kosak erschien und kün dete mir an, daß wir nunmehr frei seien und am nächsten Morgen auch nach Hause telegra phieren dürften. Zeitig am nächsten Morgen sandten wir dann Wcihnochtsgrüße an unsere Freunde nack Deutschland Wir waren zwar jetzt frei, konnten aber nicht von Turek fort, da wir ja unsere Pässe und Papiere aus rvars.chau zurückerwarten müßten. Stunde um Stunde schlich für uns hin, noch immer war der Bote nicht zurück. Als wir nachmittags die Straße nach Kalisch zu promenierten, tauchte in der Ferne ein Wagen auf. Wenn er doch den Boten mitbrächte? Und richtig, schon der Kutscher rief uns vom Bocke zu, daß der Kosak im Wagen wäre. SchneHstens eilten wir zur Polizei zurück, und eine Stunde später waren wir gegen Erteilung einer Quittung im Besitz unserer Papiere und Apparate. Wir nahmen Abschied von dem Polizei gewaltigen; sodann erhielten wir durch die liebenswürdige Ver mittelung des Herrn Hüben zwei Wag«n, die uns noch nachts nach Kalisch bringen sollten. Der Ballon wurde auf dein Leiterwagen verladen; wir bekamen eine altmodische, wenigstens etwas gefedert« Kutsche, und um 0 Uhr abends fuhren wir von dem Ort unserer Verbannung weg. Ich bewunderte die Fuhrleute, die bei den miserablen Wegen und dem herrschenden Schneesturme mit lauten Rufen die Pferde antreibend uns zur Grenze führten. Gegen 9 Uhr wurde in einem Dorfe Rast geinacht; in einer dumpfen Stube erhiel ten wir Tee, der uns etwas erwärmte; noch andere Fuhrleute fanden sich ein, man sah dabei Gestalten, vor denen man Angst bekommen konnte. Nach einer Stnnde ging's weiter in die dunkle Nacht hinaus. So fuhren wir weiter und weiter, und endlich um 2 Uhr nachts kamen wir inKalischan. Der Bahn hof, eine halbe Stund« Weges von der Stadt ent fernt gelegen, lay still und verödet da. Im geschlosse nen Vestibül schlief ein Wächter auf der Bank. Durch Klopfen weckten wir ihn, und gegen ein Trinkgeld war er bereit, uns beim Abladen behilflich zu sein. Dann ließ er uns mit ins Vestibül l)«rein, wo wir den Rest der Nacht verbrachten. Vergebens suchte ich, auf der irr UrrLR ZrrLxSrr an. 7. Jan. O/vA/r cr/txs d1<»S«ll«I»Uirg Lur 2ive'l?dük'o l-eipriss, 6srdöl'88ll'L886 2-4. D. Hessen . . .. D. Thüringen . 6. Jan. D. Posen .... 12. Jan. Vertretung in Leipzig: General-Agentur Georgi- ring 1, Augustusplatz, Hotel Royal. D3 <A//L " ^7 D. Lothringen . 7. Jan. D.Friedrichd.Gr. 14.Jan. Uendernigen »aedehaU««. Ankanstadaten »naerbindlich. F>s/l/s^ Seye/- D. Kleist 8. Ian. D. Tübingen . . 14. Jan. nach Australien: ir* wo AckssFsA, «Fs» L. »Fssss^. ^05/LWS I.eiMZ'si' ^utoinobH-ksMra.tui'-Merk ompüolilt siok sur von ^utomobilroparaturon an allen 8)stemon unisp Ksi'snlie. Nor-örutsther Llopö Sremen. E» werden in der I. Hälfte Januar 1914 «rwartet: von New York: D.Bremen.... V.Jan. D.Gg.Washingt. 12.Jan. von Baltimore: D. Main. ... 9.Jan. von New Orleans: D. Olivant ... 1 D. Köln . von Philadelphia: D. Willehad. . 14. Jan. von Galveston: D. Chemnitz. . . 7. Jan. von Brasilien: D. Durendart . 9. Jan. D. Erlangen . . 12. Jan. D. Würzourg. .14. Jan. von Argentinien: D.Eier.Salvada lb.Ään. von Ostafien: D. Pr. Eitel Frdr. 2.Jan. von Australien: LÄem. abgefertigt: nach New York: D.Scharnhorst . 3. Jan. D.Kronpr.Cecilie 6. Jan. D.KönigAlbert 10. Jan. nach Baltimore: D. Neckar .... 15. Jan. nach Philadelphia ». Ealveftan: D. Wittekind . . 8. Jan. nach Argentinien: D. Coburg.... 7. Jan. nach Tuba: D. Olivant... 10. Jan. nach Ostafien: »117«