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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110729022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911072902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911072902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-29
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Nr. 208. los. ZnNryany. unterhalb des Glockenturm» des Gotteshauses, in vem die Räume auch sonst arg beschädigt find. Dabei 'st ganz geringer Regen gefallen. Tags über war «ine Hitze von weit über 50 Grad Cel sius in der Tonne. * Dippoldiswalde. 29. Juli Durch einen Blitz schlag wurde in Reichstädt das Wohnhaus des Stell- machermeisters Liebscher entzündet und vollständig ze»stört. * Rossen. 29. Juli. Gestern nachmittag starb «in bei einem Gutsbesitzer in Klessig bediensteter Ernte mann aus Kleinwaltersdorf, Vater von acht Kindern am Hitzschlag. Halle. 2V. Juli. Bon hier und aus der Um gebung, wo überall große Wasser not herrscht, wurden in die hiesigen Kliniken mehrere Typhnskranke cingeliefert. Gerstungen, 29. Juli. Der Sohn des Gerberei- l»esitzers Hofmann, der in Straßburg seiner Militär pflicht genügt, ist dort an den Folgen eines Hitz- schlags gestorben. Eisenach, 29. Juli. Der Kiesarbeiter Muth aus Herleshausen ist infolge eines Hitzschlags ge storben. ' Erfurt, 29. Juli. (E i s in g n g c l.) Eine Folge der Wasserknappheit ist es, daß auch das Eisknapp zu werden beginnt. In einzelnen Brauereien ist cs nicht möglich, genügend Eis herzustellen, da in der Zeit, in der die Leitung nicht abgespcrrt ist, das Wasser zur Bielbercitung und zum Spülen nötiger gebraucht wird. Äm meisten fühlbar macht sich das bei den Gastwirten, Flaschenbierhandlungen uiw. Erfurt, 29. Juli. Ein Schüler einer auswärtigen Schul«, die einen Ausflug nach Erfurt unternommen hatte, fiel, während die Schulkinder den Dom be trachteten, besinnungslos zu Boden. Unter den Be mühungen des Lehrers erholte sich der Knabe wieder ioweit, daß er zu Verwandten gebracht werden konnte. Koburg, 29. Juli. lPriv.-Tel.) In dem be nachbarten Welsberg wurden infolge Blitzschlags in der vergangenen Nacht sechs Bauerngehöste voll ständig eingeüschert. Das gesamte Mobiliar ist mit verbrannt. Eera, 29. Juli. Bei dem gestrigen Gewitter sturm wurde aus der Notbrücke iilrer die Elster die Hälfte der rechten Holzwand in dem Augenblick um gerissen, als einige Kinder vorbeigingen. Während zwei mit dem Schrecken davonkamen, wurde eins ichw«r verletzt. Köln, 29. Juli. Infolge der immer unerträglicher werdenden Hitze herrscht in den Tälern des Ober rheins große Wasserkalamität. Behörd licherseits wurde der Wasserverbrauch für alle andern als Trink- und Kochzweckc verboten. Die Zahl der Erkrankungen steigt in einzelnen (bemcinden be d r o h l i ch. Namentlich sterbenviele Kinder an den Folgen der durch die Hitze verursachten Krank l)«iten. Der Wasserstand des Oberrheins geht derart zurück, daß für die Fische eine Epidemie droht. Angesichts des niedrigen Wasserstandes mehren sich die Schiffsunfällc. Köln, 29. Juli. In Kirchrath, unweit Aachen, ist eine Feuersbrunst ausgebrockjen, die im Augenblick, von Trockenheit und Wassermangel begünstigt, einen Teil des Ortes in Helle Flammen setzt«. Als es ge lang, das Feuer zu lokalisieren, lagen acht Gehöfte in Asche. Gegen 5 Uhr nachmittags traten schwere Gewitter mit starten Regengüßen auf. Zahlreiche Blitzschläge verursachten Schadenfeuer auf benach barten Dörfern. Gleichzeitig trat ein wohltuen der Temperatur wechsel ein, nachdem das Thermometer 38 Grad Celsius im Schatten zeigte, was die höchste Temperatur dieses Sommers darstellt. Oestrich (Rhcingau), 29. Juli. In der vergange nen Nacht ging über der Umgegend ein schweres Ge witter nieder, das mehrere Stunden an- Zodren-Ksmmerle. Zum 109. Gebnrstage der Universität Breslau, der unmittelbar bevorsteht, beginnt die Jubiläumslitera tur zu erscheinen: die „Erinnerungsblätter zum 100- lährigen Jubiläum der Universitär Breslau", die im Auftrage von Rektor und Senat herausgegeden und bei Wilh. Gortl. Korn in Breslau soeben erschienen sind, sowie das „Stutentisck)« Feilbuch zum lOOjähri- gen Jubiläum der Universität Breslau" erwecken so manche Erinnerung aus der Geschichte der Alma mater Biadrina, wie die Studenten ihre Universität noch immer nennen, obwohl ihr amtlick^er Name „Universitas litterarum Wranslaviensis" lautet. Ein merkwürdiges Band hat seit Gründung der Universität vor 100 Jahren zwischen ihren Studenten und dem Zobten, dem Berg im Lüdwesten der Stadt, etwa 1ö Kilometer von Schweidnitz, bestanden, und in unserer Zeit ist eine dauernde Einrichtung der Zobten-Koiiimerse festgesetzt, die in Abständen von ic fünf Jahren stattfinden. Hiermit ist di« Einrichtung der Z o b t e n - K o m m « r s e in ein festes Gleis ge bracht worden. Ihre Entstehung verliert sich im Dunkel der Zeit; wahrsck)einlich hat der erste allge meine Zobten-Kommers bereits im Jahre 1812 statt gesunden. jedoch gibt es über diesen keine verbürgten Nachrichten. Der Zusammenschluß der ganzen Stu dentenschaft zu gemeinsamem Kommersieren kann als Borbote der Zeit der Befreiungskriege angesehen werden; unmittelbar nach den Befreiungskriegen da gegen bestanden di« Zobten-Kommerse schon als an erkannte Einrichtung, wie aus einem amtlichen Schreiben eines Breslauer Universitätskurators aus rem Jahre 1821 hervorgeht. Es I)«ißt dort nämlich, daß wegen der Kommerse auf dem Zobtenberge die Vorlesungen aussallen mußten. In der Folge er freuten sich die Kommerse nicht nur der amtlichen Duldung, sondern auch der Förderung, allerdings mit Ausnahmen. Die fest« Form, die sich für den Zobten Kommers allmählich ausgebildet hat, war nach der Schilderung des „Studentischen Festbuches" folgende: In Breslau, dem Musensitz, erfolgte zunächst als Vorspiel und Augenweide tllr die Bürgerschaft eine Umfahrt der Studenten von «inem Sammelorte aus durch die Hauptstraßen der Stadt. Sie suchte teils durch statt liches akademisches Auftreten, teils durch lustige Maskeraden, witzige Anspielungen und launige Zelt satiren zu wirken und zu gefallen. Boran zogen die Präsiden mit den Fahnen der Verbindungen zu Roß oder in möglichst bestechenden Gefährten, die meist dazu von ihren Eigentümern erbeten waren; dann folgten di« Korporationen, all« Puttchen in Wichs, mehrere Musikkorps, gern in historische Trachten ge steckt. wurden in geeigneten Zwischenräumen ein- gestreut Die Hauptanziehung aber bildeten heiter« Beitaten im Stil eines lustigen Karnevalzuges; sic gaben den» freien, bald jugendlich harmlosen, bald lugendlich spöttischen Burschcngeist Gelegenheit, an den Schwächen der Zeit, an unliebsamen Erfchci- Sannavenü, 29. IuÜ lSll Letvttsrr DsyeMsn. dauert«. Der Blitz zündet« in der zwanzig Mi nuten entfernten großen Mühle. Essen a. tz. Ruhr, 29. Juli. Bei Oberhausen er- j litten drei Personen den Tod durch Hitzschlag. Außerdem werden zahlreiche nicht tödliche Unglücks fälle bekannt. In Ueberruhr wurde ein Arbeiter infolge der Hitze wahnsinnig. Duisburg, 29. Juli. Beim Baden im Rhein ertranken gestern vier Personen, dar unter ein lljähriger Schüler. Diedenhofen, 29. Juli. (Eig. Drahtm.) Hier schlug gestern nachmittag bei einem schweren Gewitter der Blitz in einen Neubau. Ein italienischer Arbeiter war sofort tot. ein zweiter, der vom Blitz betroffen war, starb nach einer Viertelstunde, der dritte wurde betäubt, erholte sich aber bald. !'. t. Frankfurt a. M., 29. Juli. Die furcht bare Hitze, die in ganz Siiddeutschlanb herrscht, ist selbst durch einige Gewitter, die während des Tages niedergingen, nicht gemindert worden. Aus der Rhcinpfalz werden zwei Todesfälle an Hitzschlag gemeldet. In Landau wurde die Witwe des Arztes Dr. Trapp von Hitzschlag getroffen. In Neustadt a. H. starb der Maurer Hauweiler infolge eines Hitzschlags. Frankfurt a. M. Bei Reichenbach im badischen Amt Emmendingen schlug der Blitz in das Hosgut des Besitzers Kölblin. In wenigen Minuten stand das Wohnhaus in Hellen Flammen. Das 10j rige Töchterchen sowie die Mutter des Besitzers tt nten nicht mehr gerettet werden und sanden ihren Tod unter brennenden Trümmern. Auch der ge samte Viehbestand sowie die bereits eingefahrcne Ernte sind verbrannt. Kaiserslautern, 29. Juli. Nach Berichten der Pfälzische» Presse wurden in der letzten Nacht in Mittelbeckbach der Urlauber Jakob Sennt und sein Bruder, der Eiscnbahnbedienstete Heinrich Sennt, während sie in einem gemeinsamen Bett schliefen, durch einen Blitzschlag getötet. Das Bett wurde in Brand gesetzt. Di« Gletscher schmelzen. München, 29. Juli. Die Hitze in den Alpen ist so start, daß allenthalben gemeldet wird, daß die Gletscher zu schmelzen beginnen, eine Tatsache, die man seit vielen Jahren nicht bemerkt hat. * Kassel, 28. Juli. 2n den Schrebergärten vor dem Leipziger Tore erkrankten 10 Kinder an Hitzschlag, sic mußten ärztlich behandelt und dann in die elterlichen Wohnungen befördert werden, sic haben sich inzwischen wieder erholt. Berlin, 29. Juli. Die abnorme Hitze, die gestern den ganzen Tag über in Berlin mit unver minderter Kraft anhielt, hat in säst allen Teilen der Stadt Unfälle durch Hitzschlag zur Folge gehabt. Zwei von ihnen sind tödlich verlausen. Der Bau arbeiter Urban brach auf einem Neubau in Westend plötzlich bewußtlos zusammen. Man brachte ihn in das nahe gelegene Westendcr Krankenhaus, wo er kurz nach der Einlieferung starb. Der zweite Todes fall ereignete sich an der Laprivibrücke. Dort wurde der Straßenfeger Madrow vom Hitzschlag getroffen und starb bald darauf im Charlottenburger Kranken haus, ohne das Bewußtsein wiedercrlangt zu haben. Berlin, 29. Juli. Die Preise für Gemüse haben in Berlin eine fast unerschwingliche Höhe er reicht. Ein kleiner Kopf Weißkohl kostet schon 40 ein „großer" 50 und 00 H, Dohnen, die trocken und holzig sind, wurden mit 60 pro '/-> kg; bezahlt. Gute Kartoffeln sind nicht unter 7 ./L pro Zentner zu habe», gegen 3 ./L im vorigen Jahre. Beuthen (Oberschl.), 29. Juli. In den letzten Tagen sind in den Teichen des oberschlesischen Jn- dustriebezirks mehr als 50 Personen beim Baden ertrunken. Pilsen, 29. Juli. In einem Walde nächst der Zeche Frischglvct ist ein kolossaler Waldbland ausgebrochen, der rasch um sich griff. Da auch Ge fahr für das in der Nähe befindliche Artillerie- mayazin bestand, wurde die gesamte Garnison von Pilsen und Umgebung alarmiert. Nach mehr stündigen Anstrengungen gelang es, den Brand zu lokalisieren. Den Flammen fielen 30 Hektar zum Opfer. Prag, 29. Juli. Die Hitze in Böhmen ist größer als die, die der Telegraph aus ganz Mitteleuropa nieldet. Heute wurden in Prag in der Sonne 53 Grad Celsius beobachtet. Der Material schaden ist ungemein hoch, die ganze Obsternte, deren Export alljährlich Millionen nach Böhmen bringt, ist schwer gefährdet, und wenn nicht bald Nieder schläge cintreten, so gut wie vernichtet. Wald brände, die in dem ausgedörrten Holz wie im Zunder um sich greifen, vernichten beinahe täglich große und wertvolle Waldbestände, und die kleinen lokalen Gewitter verursachen Hausbrände und forden Men schenleben. Innsbruck, 28. Juli. Die Hitze wird immer stärke:. Manche Industriebetriebe haben eine an dere Arbeitseinteilung getroffen. In Trient werden nachmittags keine Briefe befördert. Bei Oberhof ist ein großes Weizenfeld durch Funken flug einer Lokomotive, bei Prut; eine große Scheune durch Wegwerfcn eines Zündhölzchens abgebrannt. Die Arlbergbahn wurde gestern infolge Wolkenbruchs bei Lanaenstirsch beschädigt, die Störung ist aber wieder behoben. Oie wahrscheinliche Dauer üer gegen- wattigen H.rze ist auch jetzt noch nicht annähernd abzu sehen. Zwar gewinnt im westlichen Europa nie driger Druck allmählich das Uebergewicht, aber ob er auch auf Mitteleuropa anders als in gelegent lichen Teikdepressioncn und in vereinzelten Gewittern ohne nachhaltige Abkühlung Einfluß gewinnen wird, ist durchaus nicht zu sagen. Vorläufig sind die Aus sichten auf einen baldigen Wetterumschlag nur sehr gering. Seit Mittwoch ist das Thermometer nun täglich über 30 Grad gestiegen, und es ist sehr leicht möglich, daß noch ein paar weitere Tage das begonnene Spiel fortletzen Sonst pflegen Temperaturen von mehr als 30 Grad nur sehr selten langer als zwei bis drei Tage hintereinander wiederzükehren; die längste „Serie" von derartigen Hitzetagen, die wir in Mittel deutschland bisher kennen gelernt haben, umfaßte elf Tage im Jahre 1834. Als nahezu ganz einzigartig darf aber die Tat sache bezeichnet werden, daß gestern eine der artige Hitze bei vollständig wolkenlosem Himmel herrschte, denn sonst pflegen jo hohe Hitze grade eigentlich immer von starken mittäglichen Wolkenbildungen begleitet zu sein. Es wird immer wahrscheinlicher, daß wir den Höhepunkt der Hitzeentwicklung bisher noch nicht erreicht haben. Er dürste erst eintreten, wenn die Winde nach Südoslen drehen und aufs neue Wolken bildung und Gewitterneigung oerjpürbar werden. pollülche Nachrichten. Landtagsersatzwahl in Eisleben. Eisleben, 29. Juli. Bei der heutigen Landtags ersatzwahl im Wahlkreise Merseburg 5-Eis- leben wurde Landrat v. Hassel in Mansfeld (Kons.) mit sämtlichen 532 abgegebenen Stimmen gewählt. Schenkung der schlesischen Landwirte an die Universität Breslau. Breslau, 29. Juli. sEig. Drahtmeld.) Aus An laß der Hundertjahrfeier der hiesigen Uni versität stifteten die schlesischen Landwirte 100 000 zum Neu- und Ausbau der landwirtschaft lichen Institute der Universität. Die Union und di« «mgeblich« Solinger Zoll» Hinterziehung. Ne» York, 29. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Der Bundesdistriktsanwalt strengte elf Pro zesse an, wodurch 86 Kisten Solinger Messer waren als dem Staate verfallen erklärt werden sollen. Diese Waren haben einen Wert von 155 000 Dollar. Ei« neue« amerikanische« Kriegsschiff nach Haiti entsandt. Washington, 29. Juli. (Eigene Drahtmeld.) Der Spähkreuzer „Salem" hat Befehl erhalten, nach Port-au-Prince zu gehen. Er ist das fünfte amerikanische Kriegsschiff, das in die Gewässer von Haiti entsandt ist. Raum Pascha in Paris gestorben. Paris, 29. Juli. lEig. Drahtmeld.) Der tür kische Botschafter Raum Pascha ist, während er gestern bei'd in einer Gesellschaft weilte, plötzlich gestorben. Kus Leipzig uns Umgegenü. * Leipzig. 29. Juli. Wetterbericht der Kgl. Sachs. Landcswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 30. Juli 1911. Norüwestwlndü, Zunahme der Bewölkung, allmäh lich: Abkühlung, noch kein erheolicher Niederschlag. Pöhl berg: Glänzender Sonnenunter- und -Ausgang, Himmelsfärbung orange, fern: Gewitter nicht sehr weit nach Nord bis Ost, schwaches Wetter- lcucknen nach Nord bis Ost. Fichtelberg: Glänzender Sonnenunker- und -Ausgang, Abend- und Morgenrot, ferne Gewitter nicht sehr weit nach bis Ost. starkes Werter' leuchten nach West bis Nord, stürmische Winoe aus Nord bis Ost. * Temperatur des Fluhwassers. -8. IuU abds. k Uhr -5. 2uU früh 5 Uhr 20 Juli mttg».12Uhr Germaniabad tP'eitze, — 24.0" 0 24,5" tt Schwimmanstalt(Eiiler) 26,0» 6 24,5» 0 25,0» c: Eemeindebad Schönefeld (Parlhr) 23,0 » c 22,0» 6 23,0' 6 * Auszeichnung. Die Kreishauptmannschaft Leip zig hat dem seit 29. Juli 1886 in der Hotzbearbei- tungs- und Holzornamentenfabrik von Cyriacus u. Nötzel in L.-Kleinzjchocher beschäftigten Preßmeister Gustav Loch mann in L.-Lindenau eine Belobigungs urkunde ausgestellt. * Ehrenvolle Berufung. Die Stadtverwaltung hat den bekannten Hydrologen Dr.-Jng. G. Thiem in Leipzig beauftragt, nach Petersburg zu kommen, um dis weitere Umgebung der Stadt nach dem Vor handensein von Grundwasserströmen zu erforschen, die geeignet sind, die Stadt mit einwandfreiem Wasser in genügender Menge zu versorgen. * Der Streik in den Leipziger Metallwaren fabriken. Der Eewerkverein der deutschen Maschinen bau- und Metallarbeiter lH. D.) zu Leipzig be schäftigte sich in einer am Freitag abgehaltenen Versammlung ebenfalls mit den Differenzen in der Leipziger Metallindustrie. Die Versammelten er kannten die vom Deutschen Metallarbeiterverband aufgestellten Forderungen als zeitgemäß an und beauftragten ihre Verbandsleitung, eine Verstän digung mit der Leitung des Deutschen Metall arbeiterverbandes herbeizuführen, um die ausgestellten Forderungen von beiden Organisationen gemein sam dem Verband der Metallindustriellen im Bezirk Leipzig zu unterbreiten. Sollte der Deutsche Metall arbeiterverband ein Zusammengehen mit dem nungen in Staat, Stadt und Universität sein« un verhüllte Laune zu üben. Für die Zuschauer und mehr vielleicht noch für die schönen Zuschauerinnen waren sie eine Quelle immer gemütlicher Anteil nahme an dem Treiben der Studenten und ein An stoß zu frohem, verständnisinnigem Beifall bei den übermütigen Keckheiten. Gleich von dem Aufzuge im Jahre 1826 gibt es eine anmutige Schilderung von dem älteren Breslauer Dichter Geisheim, der ein Kollege am Elisabethanum war, und von dem man ches hübsche, heute leider vergessene Stück stammt. Er gibt die Eindrücke, welch« der Breslauer Um zug am 30. Juni jenes Jahres in ihm hinterließ, in folgenden Hexametern wieder: Reiter eröffnen den Zug, als wär' er «in fürstlicher Vortrab, Welchen Polack und Kosak, Ulanen bunt durchein ander Schmücken, und Burschen in Wichs, Vorsitzer des Zobtcn-Kommerses, Sechzehn zur Zeit an der Zahl, hier sitzend zu Roß und zu üvagcn, Burschengebräuchen gemäß, in altertümlicher Zeit tracht. Dor dem Schweidnitzer Tore in Kleinburg, wo damals noch die Kräulereien mit ihren würzigen Ge müsen und ihrem eigenartigen, auch mundartlich be merkenswerten Gärtneroölkchen blühten, pflegte der Mummenschanz ein Ende zu nehmen. Die Präsiden ließen ihre Sechsspänner zurück, legten ihre schwarzen Koller und hohen Stürmer, blinkenden Glockenschläger ad und fuhren im bescheidenen Leiterwagen zusam mengepfercht bis Mörschelwitz, einem Dorf auf hal bem Wege zum Zobten, wo man Nachtquartier nahm oder wenignens zu nehmen vorgab; denn wenn erst die Hauptmasse der Studenten anrückte, die, mit dem Ziegenhainer in der Rechten und der Quastcnpfeife in der Linken, ankamen, war natürlich schon aus Mangel an Lagerstätten von Schlaf keine Rede. Man verbrachte die Nacht im Freien, mit Trinken, beson ders des beliebten, auch von Holtet gepriesenen Ungarweines, mit Würfelspielen und Liedersang; romantische Gemüter schwärmten auch in die benach barten Parks aus, um dort auf Rasenplätzen oder in lauschigen Lauben bei Gitarrenklang den Mond zu feiern. Vor dem Städtchen Zobten fand dann die feierliche Begrüßung des Studcntenzuges durch die Ottsvertreter statt, wobei in den Reden gegenseitig der Humor spielte; es geht sogar die dunkle Sage, daß in frühester Zeit die Stadtverwaltung der Studenten schaft die Schlüssel der Stadt hierber übergeben und ihr das Regiment derselben auf drei Tage überlassen habe. Die Bürgerschaft übte die weitgehendste und lie benswürdigste Gastfreundschaft, gab freie oder billige Quartiere, schinückle das Städtchen freundlich, Ehren pforten, Böllerschüsse fehlten nicht, die ganze Bevölke rung auch aus der Umgegend nahm munter teil an dem großen Kommers« auf dem offene» Marktplatz des Städtchens, der heute noch im wesentlichen sein altes Gesicht zeigt. Er währte meist die Nacht hin durch, die Stadtvater und Honoratioren waren Ehren gäste; beim ersten Morgenstrahle oder noch in der Nacht bei Fackelschein ersotgte gewöhnlich der be rühmt« Ausstieg zum Zobten, dessen Schwierigkeiten nach den genossenen Freuden des Kommerses auch die begabteste Llchterphantajie nicht würdig auszumalen vermag. Nicht wenige haben es Labei seither vorge zogen, besonders am Ziegenrücken und am Hohen Schuß, den ermüdenden Kamps mit dem Widerwillen ter Beine und dem gestörten Gleichgewichte des Kör pers und der Seele auszugcben und einen sanften Ruheplatz am Wegrande oder im Walde zu suchen; für andere gilt ein ireuherziges Wort, das erninal bei einem Schüyenseste im schleichen Gebirge ein schützen- druder zu dem Berliner Maler Hans Fechner aus die Frage, wie sie denn sortgekommen wären, gebrauchte: „Geganga jein mer nee!" Um so stolzer war der, welo)«r die oberste Krunzfläche und die Kapelle end lich nach heißem Bemühen erreichte. Rasch entwickelte sich nun dort oben von neuem ein frohes studentisches Treiben, dessen Krone der Frühschoppen auf der Ber geshöhe bildete. Man stärtte sich dann ebenso an der klaren frischen Bergtust und dem kühlen Wind«, der über di« Kirchwieje strich, wie an Len Getränken selbst. Laube hat in einer seiner Reijenovellen den Zobten-Kommers dargestellt und schildert mit vielem Humor die Vorgänge aus dem Jahre 1833: Ec brachte nach seinem Geständnis ihm „ein Stück prvvcnza- lisajen Lebens, Lieder und Turniere, Schwerter und Freudcnhösc, leider auch schwere Besoffenheit, den deutschen Zusatz". Er malt weiter aus, wie verschie dene ganz „unpolizeilick;« Gestalten" den Maskcnzug belebten, wie es am ersten Tage „ock" (langued'oc) bis Mörsck)elwitz geht, wie die 'Nacht dort „süß" vcr- schwärmt wird, bei unsterblichen Spielen und sterb lichen Getränken, wie man dann auf dem Marktplatz zu Zobten zecht, wie zwei schwarz angestrichcne Schul- lungen „Unsinn" und „Luciser" getauft, vor dem .Hauptquartier des Präsidenten Wach« halten und bei «traf« des Stäupens auf jeglick-e Frage nur die eine Antwort geben dürfen: „Warum denn dieses nicht'? Und Salomo sagt: Das Weib ist bitter!" Zum Schlüsse steigen auch die homerischen Helden im Grau des Morgens und Kommersraters zur Bergkuppe und ziehen endlich in kleinen Trupps langsam wieder I-eimwärts. Auch andere namhafte Schriftsteller, GustaoFreytagz.B. und MaxRi n g, berich ten ausführlich über die Zobten-Kommerse. Die Frei heiten, die sich di« Studenten in der Verspottung Her ausnahmen. gingen schließlich so weit, daß ein« Kabr- nettsorder Friedrich Wilhelms 111. die Zodten-Kom- merle verbot. Erst unter Friedrich Wilhelm IV. wurden sie wieder erlaubt, und im Jahr« 1842 sand ein besonders gelungener Zobten-Kommers statt, bei dem «in schwarzweiß gestreifter Bursche als Weg weiser oorausritt. der an seinem pfahlarrigen Hur« i zwei Wegweiserarmc mit den Inschriften: „Ucber Sausenbraus nach Zobten" und „Ueber Katzenjammer I nach Breslau" trug. Damals fehlte es auch nicht an recht oerben Verspottungen: Mademoiselle Geldsack und Majoratsherr von Leerbeutel verteilten ihre Ver- lobungskattcn; Franz Liszt, der in Königsberg gerade zum Ehrendoktor ernannt worden war, wurde in sei ner Gestalt verspottet; ein Wandelbild zeigte einen Professor mit einem Schlosse vor dem Mund, wäh rend daneben «in anderer Dozent vor leeren Bänken oortrug und die Härfreiheit darstellt. Natürlich ließen Zensur und Ministerium diese Verspottung nicht ungeahndet hingehen, und so wurden die Zobten- Kommers« wieder für einige Zeit unterbrochen. Beim Jubiläum im Jahre 1861 schloß sich wieder ein allgemeiner Zobten-Kommers an die übrigen Festlichkeiten an, am 6. August vor 50 Jahre», nach- Lrm Li« Zobten-Kommers« 15 Jahr« unterbrochen worden waren. Danach schliefen pe wieder auf einige Zeit ein, um im Beginne der achtziger Jahre wieder neu aufzuleben, und heutzutage, seit die Studenten schaft auf dem Zobtenberge einen Bismarckturm er richtet hat, scheint ihr Weiterbcstehen in der eingangs angeführten Art für alle Zeit gesichert zu sein. Oie Litersturduüe. Wir lesen im „Schwarzen Brett", dem Organ der Leipziger Freistudenten: Seit einigen Jahren hält der Düreround auf den Jahrmärkten größerer Städte, u. a. auch auf den Leipziger Meisen. Bilder und Schriften in einem eiaenen Verkamszelte feil. Die Kauflustigen erwartet man unter den minder bemittelten Meßbesuchern aus dem Klein- bürgertum und der Arbeiterbevölkerung. Aus diesen Kreisen wird oft darüber geklagt, daß unter dem Dareeboteneu wenig Bücher seien, die der Besitzer später wieder gern zur Hand nimmt. Ihnen er scheint deshalb die höhere Ausgabe für ein gutes Buch rentabler als die wenigen Groschen für die Broschüren. Erfahrungsgemäß besteht jcr der Der- kaufsbestand zu einem guten Teil aus einer Art ästhetischer Traktätchenliteratur. Wenn sich ein paar Kommilitonen bereit finden würden, in der Hauptdesuchszeit während der Herbst messe ein paar Stunden den Verkauf von Büchern zu übernehmen oder zu unterstützen, scheint eine fruchtbare Verbindung mit dem Dürerbunde möglich und gesichert. Es handelt sich nicht so sehr darum, Verläufer zu haben, sondern darum, die Kauf lustigen zu beraten. Auch die Meßleute selbst, auch die mancherlei Budenbesitzer und ihre Gehilfen, ferner die Schau steller und die sonstigen Fahrendem sind zum Bücher- kausen geneigt. Obwohl bei diesen gerade infolge der Lebenshaltung voluminöse Erzählungsliteratur nicht in Betracht komm'. Fernhalten soll sich unsere Literaturbude von dem Allzuliterarifcben und dem Allzuhistorischen. Selbstverständlich auch von dem am meisten verderblichen Kitsch des Genus Morlitt. Erfahrungen mit lese- und diloungsfrcundlichen Ar beitern haben gezeigt, daß speziell in der schönen Literatur das Modernste den meisten Anklang findet, weil es zugleich diese Leser am meisten tangiert.
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