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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.08.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110803013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911080301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911080301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-03
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Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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Oonnerstsy, 3-KuguVISil. Einwohner,»wach». Das geaenwSrlige Jahr scheint aber die vorhergehenden Jahre bedeutend über flügeln zu woNen. Eine ganze Anzahl Neubauten sinL im Entstehen begriffen unv projektiert. Ueberall wachsen neue Häuser förmlich aus der Erde. Die Wohnungen aber, namentlich die kleineren, decken nicht den Bedarf. Eine weitere Erscheinung tritt jetzt bet der Trockenheit in den Vordergrund Es ist die Notwendigkeit der Erbauung einer Wasserversorgungs anlage seilens der Gemeinde. Gerade die anhaltende Trockenheit zeigt bas Bedürfnis in hellstem Lichte. Eine ganze Anzahl Bruneen sind schon verstecht. Wenn oie Bebauung lo »ortfchrettet, ist sicher damit zu rechnen, vast Böhlitz-Ehrenberg mit Ende dieses Jahres die Einwohnerzahl 6000 erreicht. Mit der Zunahme der Bevölkerung hat auch das Anwachsen der Industrie im Orte fair gleichen Schritt gehalten. An der Ludwig-H'.lpfekd-Strciße im Ortsteil Darneck ist der große Favrikbau der Ludwig-Hupfeld-Aktien- geselstchast mir seinem weithin sichtbaren Turm ent standen und bereits dem Betriebe übergeben worden. In ihm arbeiten ungefähr 1500 Menschen. Daneben entsteht ein neuer Fabritbau, der die Maschinenfabrik Paul Francke Co. aus L.-Plagwitz aufnehmen soll. DieErnchtung solcherAnlagen ist aufdenOrt von wesent lichem Einfluß, würde aber noch viel mehr von Bedeu» tung sein, wenn eine direkte Verbindung Zwischen dem Jndustrieteil Barneck und dem Wohnhäuserteil von Böhlitz-Ehrenberg bestehen würde. Der früher bestandene Uebergang über die Eisenbahnlinie Leip- zig-Corbetha ist behördlich eingezogen worden. Die Schaffung einer neuen Ueberführung ist aber unbe dingt nötig, wenn sich die Gemeinde nicht selbst schädigen will. Es liegt im Interesse der zahlreichen Personen, die in Böhlitz-Ehrenberg wohnen und im Ortstcil Barneck in Beschäftigung stehen, aber auch im Interests der Hausbesitzer und Geschäftsleute. Jetzt wohnen noch eine große Anzahl Arbeiter von Hupselds in Leipzig, die aber sicher Wohnung in Böhlitz-Ehrenberg nehmen würden, wenn eine direkte Verbindung bestände. Es ist unbedingt notwendig, daß dieses llebrl beseitigt und an Stelle des früheren Ueoerganges eine Ueberführung aus Eisen oder Stein errichtet wird. * Grotzzschocher-Windorf. (Aus der Verwal tung.) Der Wastersland beim hiesigen Wasserwerk ist trotz der anhaltenden Trockenhert und Mehr verbrauchs ein guter. Einschränkungen sind zurzeit nicht nötig. — Die Amtshaupimannjchaft wünscht den Erlaß eines Verbots über das Mit- bringeu der Hunde in Läden und Schank lokalen. — Die Einnahmen durch die Wert zuwachssteuer sollen zu einem Schuldentilgungsfonds angesammcit worden. — Der Vauausschutz wird er mächtigt, zu bestimmen, ob die Ufermar er am Elster mühlgraben mit Bruchstein oder Beton aufgeführt werden soll. — Ein Nachtrag über Abänderung des Brückenbauregulativs wurde zur nochmaligen Beratung dem Ausschuß überwiesen. — Im Nach trag zur Sparkaffenordnung wird bei Be leihung auf erste Hypotheken Mündelsicherheit verlangt. An Gebühr ist Prozent zu entrichten und 5 ./c> Desichtigungsgedühren für jede Person. — Der Vertrag mit der Dünaerexport-Aktiengesellschaft soll bedingungsweise vollzogen werde»». — Beim Standesamt kamen im Juli 20 Geburts- und 16 Stsibesälle zur Anmeldung. Aufgeboten wurden 4 Paare und 6 Eheschließungen vollzogen. — Bei der Sparkasse erfolgten im Monat Juli 1194 Einzah lungen in Höhe von 192 676,87 und 644 Rück zahlungen im Betrage von 164 695,61 Ausgestellt wurden 164 neue Bücher, erloschen sind 55. — Bei einer Schlägerei in der Knauthainer Straße zwischen zungen Burschen wurde von einem der beiden ein Revolver gebraucht, zwei Schüsse abgegeben und ein Tischler durch die Hand geschaffen. Der erkannte Tüte: konnte noch nicht zur Verantwortung gezogen werden. Knauthain. Der hiesige Allg. Turnverein begeht am 5. und 6. August seine Turnhallcn-Weihe. Am Sonnabend findet Kommers im Gasthof am Park statt unter Mitwirkung Les Gesangvereins „Har monie". Die Vorturnerschaft w»rd verschiedene turnerische Ausführungen bieten, die Musik stellt die Lntzne? Musiinhule. Ferner sind verschiedene Ehrungen vorgesehen. Am Sonntag V-9 Uhr findet Vereins- ichaütnrnen start. Nachm. 2 Uhr Festzug nach der Turnhalle. Daselbst Begrüßung durch den Vorsitzenden Elzner, Werhelied. gesungen vom Gesangverein „Harmonie", Wciheakt des Divisionspfarrers a. D. Otto Riedner und Schlüsselübergabe durch Bau meister Otto Voigt, Großzschocher. Alsdann Festzug durch den Ort nach dem Festplatz hinter dem Fohlen stall. Hier Wetturnen, Konzert und andere Be lustigungen. Von 4 Uhr an Ball im Gasthof am Part. Am Sonnabend, den 12. August, findet noch mals Ball statt. Zum Schmücken des Orts erhalten die dem Verein wohlgesinnten Einwohner Eichen laub am Donnerstag, den 3. August, abends im Restaurant zur Post. * Liebertwolkwitz. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Juli 1691 Einzahlungen im Betrage von 341 237 ./k 82 bewirkt, dagegen erfolgten 727 Rück zahlungen im Betrage von 288 687 .st 32 Aus gestellt wurden 271 neue Bücher, erloschen sind 137. Tägliche Ver.insung der Einlagen mit 3'/, Prozent. Expeditionszeit: Jeden Wochentag. * Baalsdorf. Wer seinen Weg jetzt nach Baals dorf nimmt, dem wird es angenehm aufgefallen sein, wie freundlich die Kirche nnt ihrem neuen roten Dach und hellgelben Gewand dem Wanderer entgegen leuchtet. Der Turm wird von einer neuen kupfernen, auf Glaskugellager ruhenden Wetterfahne mit gol denem Stern und Knopf gekrönt. Die Erneuerungs arbeiten hat Baumeister Günther-Engelsdorf ausgeiührt. Am vergangenen Sonntag wurde das erneuerte Gotteshaus unter zahlreicher Teilnahme der Gemeinde eingeweiht. ff Borsdorf. Beim Abladen eines über 50 Zentner schweren eisernen Rohres wurde hier ein in Leipzig-Neu- reudnitz wohnhafter 49 Jahre alter Arbeiter vom Wagen herabgeschleudert. Der Mann erlitt eine schwere Kopfverletzung. * Markranstädt. Das Deutsche Konsulat zu Rotterdam hat an das hiesige Polizeiamt auf telegraphischem Wege gemeldet, daß Max Fabian, 1885 in Markranstädt geboren, durch einen Unglücks fall in Rotterdam ertrunken ist, Dieser betrübende Unfall ist um so schmerzlicher, als der Vater des Verunglückten schwer krank ist und zur Wieder herstellung seiner Gesundheit in ferner Heimat weilt. Der 26jährige junge Mann hat vier Jahre als Former in Leipzig gelernt. Daraus ist er auf die Wander schaft gegangen, hat in größeren Städten Deutschlands Leipziger DageMsn. gearbeitet und ist schließlich in Seemannsdienste getreten. Er ist als Schiffsheizer in Hamburg, seit längerer Zeit in Rotterdam tätig gewesen. Hier hat das junge Menschenleben in den erregten Fluten durch einen Unfall den Tod gesunden. — Im be nachbarten Göhren, ist das nahezu zweijährige Pflegetöchterchen des Herrn H. von einem schwerbe- laoenen Erntewagen überfahren worden, ohne daß den Eeschirrsührer die geringste Schuld trifft. Infolge der Verletzungen mußte dem Kindchen ein Bein bis ans Knie abgenommen werden. — In Altranstädt entstand durch Selbstentzündung im Ee Höste des Herrn I. ein Feuer. Beim Löschen zog sich der Besitzer schwere Brandwunden an den Armen, im Gesicht und im Nacken zu. * Brandls. Durch die Unvorsichtigkeit mehrerer Schulknaben entstand im Polenzer Wald ein ausgedehnter Waldbrand. Die Knaben, die mit dem Suchen von Nonnensaltern beauftragt waren, wollten sich aus den Rohrkolben „Zigarren" fertigen. Als sie diese anbrannten und das Streichholz wcgwarsen, fing das trockene Schilf des Schmiehlteiches Feuer. Im Nu stand der gesamte Schilfbestand in Flammen, die der Wind auch dem Walde zutrieb. Das Feuer vernichtete einen Bestand von 25 Ackern zwanzig- bis dreißigjähriger Fichten und Kiefern. Der Schaden beträgt etwa 30000 Den Feuerwehren von Brandts, Naunhof und Polenz gelang es erst nach mehrstündiger Arbeit, das Feuer einzu dämmen. Der walüdranü in üer Sartll * Leipzig, 3. August. In dem größten Teile unserer gestrigen Abend ausgabe konnten wir bereits mitteilen, daß in der Harth ein größerer Waldbrand ausgebrochen ist, der großen Schaden anrichtete. Gegen '/«2 Uhr wurde gestern die Zwenkauer Be völkerung durch großen Rauch und Feuerschein in Aufregung gesetzt, der aus den Waldungen der Harth herauskam. Sofort wurden in den umliegenden Ortschaften die freiwilligen Feuerwehren alarmiert, und auch aus Leipzig fuhr eine Anzahl Feuerwehr leute in Automobilen heraus. Die Brandstätte be findet sich etwa in der Mitte zwischen Zwenkau und Gaschwitz, und zwar am Kaiserweg. Der Brand war auf einer Lichtung ausgebrochen, die dicht vom Wald umgeben ist, und zwar stand auf dieser Stelle früher eine Schonung. Das Feuer muß schon lange > geschwelt haben, und zwar, ohne daß es bemerkt worden wäre. Durch die anhaltende Hitze und der damit verbundenen Dürre hat sich anscheinend das dürre Land und Holz entzündet und gestern nun ist der Brand zum Ausbruch gekommen. Die Wehren konnten sich jedoch nur darauf beschränken, dem Feuer die weitere Ausbreitung zu verwehren, da Wasser nicht in der Nähe ist und ebenso auch kein Sand. Die Rauchentwicklung war riesig, und zwar konnte man im Anfang das Feuer von Leipzig aus sehen. Eine der ersten Meldungen kam vom Völkerschlacht denkmal, von wo man es ganz deutlich beobachten konnte. Auch auf der Fahrt mit der Eisenbahn nach Zwenkau konnte man noch gegen 4 Uhr schon vor Oetzsch die weißen Rauchwolken in großer Entfernung sehen, und als man näher herankam, wurde man schon durch den starken Brandgeruch aufmerksam gemacht. Die Aufregung in der Bevölkerung der Ortschaften war natürlich sehr groß, und Tausende von Menschen strömten zu Fuß, Rad und Wagen an die Brand stelle, um sich von dem Umfange des Brandes per sönlich zu überzeugen. An eine Löschung des Feuers ist wohl vorläufig nicht zu denken. Das Feuer brennt nicht offen, sondern schwelt langsam weiter. Das neue Programm. Kristall-Palast-Bariete. Auch in Deulichland verfehlt eine Reklame nach ameritani chem Muster ihre Wirkung nicht. Und daß um ein Weib ganz Leipzig in Aufregung ge raten soll, Härten w»r nicht geglaubt, mutzten uns aber nach dem frenetischen Beifall, den das Publikum dem neuesten Sensationsstück aus der Gesellschaft New Porks bescherte, von dem Gegenteil überzeugen taffen. Die „International Dramatic Production Company", die das mehrmals geheimnisvoll angekün digte Gastspiel im Kristall-Paläst-Varictü gibt, hat al>o mit ihrem amerikanischen Sensations-Ausstattungs stück in 8 Bildern „Um ein Weib!" von Carl Eduard Pollak und Ernst Bach, Musik arrangiert von C. Morena, auch den Geschmack ihrer deutschen Zuhörer richtig zu treffen verstanden. Ueber die Handlung dieser Pantomime sei folgendes mitgeteilt: Lord Tonsdalc und Baron de la Valette bewerben sich beide um die Gunst der schönen Lilian Warrington. Der Lord hat sich durch schlimme Winkelzüge ihr Jawort verschafft und kommt mit seinem Neben buhler überein, daß der Verschmähte sich das Leben nehmen müsse. Erst nachdem der Baron sich dazu bereit erklärt hat, eriährt er non Tonsdales Ver lobung. Schon will La Valette sich durch eine Kugel töten, da stürzt Lilian berein, erklärt ihm ihre Liebe und schlägt ihm vor, sic zu entführen. Der Baron läßt sich nicht lange bitten, und nun beginnt die Hochzeitsreise der beiden, die, beständig von dem geprellten Lord verfolgt, sich vor ihm bald nach Südamerika, nach Alaska, zu den Cowboys, retten, die sie in ein Wachsfigurenkabinett und auf einen Maskenball führt und endlich in Tonsdales bren nendem Landhause endigt, in das der Lord mit Htlie fernes getreuen Detektivs Johnston die junge Frau entführt. Von dort rettet sie der junge Gatte, dem die schußbereiten Cowboys zur Seite stehen. — Im wilden Westen geht es natürlich auch wild zu, und jo bekommen die Zuschauer fast in jedem der Bilder, die durch kinemarographische Vorführungen mit einander verbunden werden, ein regelrechtes Rcvolver- aefecht zu sehen. 2m 2. Akt stürzt darob sogar eine Brücke ein! Nicht icdermann wird mit Vergnügen solchen Vorführungen beiwohnen, aber da der Ge schmack der Masse entscheidet, die in diesem Fall ein günstiges Urteil gesprochen hat, so bleibt nichts weiteres dagegen einzuwenden. Einzig zu loben sind die szenischen Ausstattungen, auf die viel Fleiß ver wandt ist. Besonders die wildromantische Gegend in Südamerika, die jcdneebedeckten Berge von Alaska, die Wettfahrt der Lokomotive mit dem Automobil waren sehr gut geraten. Dann berührte es angenehm, daß der Ausbau der Bilder schnell vonstatten ging. Auch der „wildromantischen" Musik wurde die Lurthsche Kapelle in allen Punkten gerecht. — Die eigentlichen Variet^nummern haben zugunsten der Komödie, die den größten Teil des Abends für sich be ansprucht, etwas Einschränkung erfahren müssin.wasbei der gegenwärtig heißenTemperatur nicht vomUebel ist. Den Abend eröffnen Polly and Day ickit exzentri schen Vorführungen. Sie wissen zu den altbekannten neue Kunststücke hinzuzusügen und haben dabei die Lacher stets auf ihrer Seite. — Eine stattliche Er scheinung ist die Operetten- und Lredersängerin Grete Sommerfeld, der eine angenehme Sopran stimme eigen ist, die besonders in dem Lied „Du hast mir meine Ruhe geraubt" zur Geltung kam. — Vorzügliche Leistungen haben die komischen Akro baten Gaudsmidts auszuweisen, die mit zwei ge lehrigen Pudeln die schwierigsten Attraktionen auf führen und das mit einer Fixigkeit, die bewunderns wert ist. — Als letzter in diesem Bunde tritt der Humorist Walter Steiner auf, ein alter Be kannter der Leipziger Variet^sreunde, der in seinen launigen Versen die Geister herbeizitierte und hu moristische Vergleiche zwischen der alten, guten Zeit und heute anstellte. Battenberg - Variete. Mit einem Programm ersten Ranges wartet das beliebte Varieto am Tauchaer Tor in den laufenden Augusltagen auf und sucht damit in besonderem Maße die Gunst seiner Besucherwelt wesentlich zu steigern. Drei Glanznummern bilden hierbei das Fundament seiner Darbietungen: das Auftreten Otto Reutte rs, die Wunderkünste des „zeichnenden" Hundes und die entzückenden Bilder der Fontänen - Feerie von Willy Hagedorn. Jenem ist ein weites Feld zur Entwickelung seiner an neuen Einfällen, neuen witzigen Pointen und humoristischer Kraft reichen Kunst gegeben, auf dem er unablässig Heiteres und auch Sentimentales zu vollster Wirkung kommen läßt ohne irgendwie banal zu werden Er verfügt da über einen geradezu erstaunlichen Reichtum zü nver Couplets und scherzhafter Lieder, in deren R vergäbe er ein vollendeter Meister ist, und be ll scht mit feinem geistvollen Wort die auf mannig- facyen Gebieten liegenden Fragen der Gegenwart. Ueber die Schwächen der Zeit und der Mensch heit schwingt er triumphierend seine Geißel. Wohl eine Stunde lang hält der schlagfertige Humorist sein Auditorium in dauernder Anziehungs kraft in Bann und zwingt es immer und immer wieder, in atemloser Stille ihm zu lauschen. Sein scharf akzentuiertes Wort, sein deutliches Singen lassen keinen Ton verwehen. Mit dem „Preis der Frauen" beginnt er und gewinnt er die Gunst der Hörer. Das bricht ihm schon die Bahn für die kom menden Gesänge, denen auch melodiöser Reiz inne wohnt und eine charakteristische Färbung. Wie eigen artig prägt er das „Man sagt" aus, in welch stim mungsvollem Wechsel den „Moment" in seinen bald erheiternden, bald erschütternden Gegensätzen: dann fügt er wieder das drollige „Das macht uns Freude" und das nicht minder ergötzliche „Wo warst du denn so lange?" hinzu, immer mit neuen humo ristischen Blitzen die lustigen Verse bedenkend. Das Hohelied auf „Karline" erweckte stürmischen Beifall, vor allen» aber die Definition vom „gefährlichen Alter" mit dem packenden Ausklang „Bleibt das Herz nur jung und ehrlich, wird das Alter nie ge fährlich". Dazwischen schildert der in seinen Gaben unerschöpfliche Liebling der heiteren Muse die „echte deutsche Gründlichkeit" in den kölnischen Beispielen und spricht wie ein Weiser: „man wird cs noch erleben". Es ist nach alledem kein Wunder, wenn Otto Reutter hier Beifallsstürme gewaltigster Art umbrauien Vorher hat der zeichnende Wunderhund „Dick" seine Kunst gezeigt. Zeichnen? Ein Hund als Graphiker? Und doch führt der gelehrige, von Mr. Gallin Rami vorgeführte weiße Pudel höchst geschickt den Pinsel als Schnellmaler und wirft in großen» Maßstabe ein Dreieck, ein Viereck und einen Kreis, zwar nicht in strenger Linienführung, wohl aber gut erkennbar mit einer staunenswerten Sicherheit auf Las Papier. Diese bewundernswerte geistige Schärfe läßt ihn sogar seinen Namen zu Papier bringen, mit jener Freiheit der Buchstabengestaltung, wie sie heute noch vielen Geschäftsträgern bei ihren Firmenunterschruten eigen zu sein pflegt. Es reizt zu vollem lauten Lachen, wenn sich „Dick" auch der Hieroglyphe bedient und mit dem auf das Papier geworfenen Eselskopf seinen Lehrer „ehrt". Auch kann er Farben und Zahlen unterscheiden, subtrahiert und multipliziert und bringt aus zwölf Farbentafeln jede gewünschte Nuance, auch die „Couleur Lu pantalon" >e»nes Ge bieters herbei. Das nennt man Hundeverstand! Ehe der unter die ,/Artisten" gegangene Pudel sein Examen macht, wirst Vory, der Lumpenmaler, bunte Lappen an die Tafel und läßt aus Flecken und Fleckchen ein lichtvolles, entzückendes Genrebild, Frauen auf dem Felde, in wenigen Minuten ent stehen, wie er auch im raschesten Tempo eine „Mond- jchcinnacht am Amazonenstrom" in Farbe auf die Platte zaubert. In einer phantastischen Szene zeigt sich C a r l o t t a. Als Rieseneidechse mit glü henden Augen und feurigem Rachen windet er sich unter Kuckucksruf und Vogelgezwitscher vom morschen Baum und entpuppt sich dann, unter heftigem Knall seine Hülle sprengend, als Kontorsionist ersten Ranges, der in Körperverwickelungen das Unglaublichste leistet und in Verdrehungen eine unheimliche Elastizität offenbart. In das Reich des Luftigen aber führt die Fontänen-Feerie von Willy Hage dorn. Tanzende Nymphen am Ufergestade, dessen bewegte Wellen die ziehenden Wolken wider spiegeln, führen unter Blitz und Donner ein liebliches Kind in ihr kristallenes Haus, wo im Schein bunter Lichter und im Geplätscher hoch schießender farbiger Gewässer sie sich im leuchtenden Glanz schwebend in» Raum erheben. Ein märchen hafter Reiz liegt in diesem kesselnden Nymphenspiel. Dein überaus reichhaltigen Pcogramm der Variet^- vorstellungen sind weiter noch die Nummern der Fünf Olvacs, die als Karikaturen die Bühne bevölkern und sich als Parterrealrobaten hervortun, und der Akt der lustigen Soubrette Deta Wal dau, die als heiterer Kobold von der Liebe singt und vom „Pumpen", angegliedert. Erst spät entläßt M.21S. 10S. Jahrgang. der Amerikanische Biograph die hochbefriedigten Besucher mit neuen Bildern, von denen wieder die Aufnahmen von den Arbeiten am Panamakanal ein ungewöhnliches Interesse erwecken. Ll. Kristall-Paluft-Vaudevikle. Zum ersten Male: Dreiviertelwelt. Eine Karriere in 4 Kapiteln. Frei aus dem Französischen des Charles Canon von Oskar Friedmann. In Szene gesetzt von Adalbert Lentz. Aimte Tcssandier, die frühere Kuchenbäckerstochter aus Lyon, war nach Paris gekommen und Schauspielerin an den Folies Bergeres geworden. Ihre Sehnsucht, als Kokotte eine Rolle zu spielen, führt sie zu ihrem ersten Ge liebten. den» Baron Roger de la Croix, zurück, der inzwischen in Paris zum Zuhälter geworden ist. Dieser verschafft ihr gegen die entsprechende Provi sion einen reichen Bankierssohn als Kavalier, der dann durch einen Bühnenschriftsteller abgelöst wird. Weiter avanciert die ehrgeizige Kokotte zu der Ge liebten eines Ministers, der sie schließlich durch das Opfer einer halben Million los wird, und dieses Geld benutzt sie dazu, sich die Liede eines Duodezherzogs zu erkaufen, der sie heiratet und sie so zur Herzogin macht. Das ist die Kar riere in vier Kapiteln. Was sich in diesen vier Kapiteln abspielt, ist sehr hübsch gemacht, wenn es auch nicht immer Anspruch aus Originalität machen kann. So ist hauptsächlich der zweite Akt, der »m Zimmer des Bühnenschriftstellers Ccnolle spielt, sehr originell, und auch der letzte Akt, in dem die zur Herzogin avancierte Kokotte erst eine Aussprache mit einer als Hosschranze verknöcherte»» Marquise hat, und sie dann ihre früheren Geliebten empfängt, um, wie sie sagt, auch einmal jemanden zu protegieren — kann Anspruch darauf machen, zu den besseren zu zählen. Die Aufsühruna war sehr gut. In» Vordergründe stand Fräulein Maria L« e als AimSe Tissandier. Die junge Künstlerin wächst von Rolle zu Rolle. Sie spielte auch diese Rolle mit einer feinen Mischung von Pikanterie und Noblesse, io daß man ihr wohl dis Herzogin glauben konnte. Reben ihr stand Georg John als Catolle nnter den Herren obenan. Dieser Künstler ist »»«endlich viel seitig und wird jeder Figur gerecht. Hervorzuheben ist ferner Willy Schubert-Fock als Herzog, und Frau Dinghaus als Marquise. Auch alle übrigen Mitwirkenden standen auf ihrem Posten. Das Publi kum nahm die Novität mit vielem Beifall auf und zeichnete die Mitwirkenden ganz besonders aus. 6. Aus Leipziger Innungen. * Tie Klempner- und Wafferleitungs-Jnstallateur- lZwangs-jJnnung hielt ihre Quartalsversammlung, d»e leider nur schwach besucht war, am 31. Juli im Saale des Hausväterverbandes ab. Nach Eintritt ii» die Tagesordnung wurden vom Obermeister Tuch 38 zu Ostern in die Lehre getretene Lehrlinge unter ermahnenden Worten aufgedungen. Im Anschluß hieran ersuchte der Obermeister die Mitglieder, sich rege an der „Schutzgemeinschaft zur Streikadwehr des Verbandes deutscher Klempner- und Installateur Innungen" zu beteiligen mit dem Hinweis, daß auch die Meister bevorstehenden Lohnkämpfen gerüstet entgegengehen müßten. Weiter empfahl er speziell den jüngeren Mitgliedern, an dem im September be ginnenden, von der Innung veranstalteten Meister kursus teilzunehmcn und sich diese Gelegenheit, ihre theoretischen Kenntnisse zu erweitern, nicht entgehen zu lassen. Anmeldungen hierzu sind an die Geschäfts stelle Nürnberger Straße 3 zu richten. Ueber einige neuere Bestimmungen betr. Regelung des Lehrlings wesens berichtet Herr Schütz: er ersuchte die Mit- alieder, diesen von der Gewerbekammer erlassenen Vorschriften nachzukommen. Er berichtete dann weiter über den am 24. Juli in Freiberg statt gefundenen Verbandstag des sächsische»» Innungs verbandes. In» Anschluß ai» einige Mitteilungen betr. Glühkörper-Ein- und -Verkauf gab dani» der Obernieister den Inhalt einiger an die Verwaltung des Gaswerkes gerichteter Eingaben bekannt und ersuchte die Mitglieder noch, sich in allen Angelegen heilen stets rechtzeitig an die Jnnungsgeschästsstellc zu wenden. Ueber das am 9. Juli gefeierte 25jährige Fahnenjudiläum der Innung berichtete namens des Vergnllgungsausschusses Herr Werner. Bäüer unü Kurorte. : Bad Gottleuba. Tic am TounerStagabend veranstaltete Neunion tm Kurhaussaale zeigte wiederum ei» volles Haus und das buntbewegte anregende Gcscllschastslebeu, welches diesen Bergnügungsabenden ihren besonderen Retz verleiht. Die Borlräge wurden cingcleitct durch Fräulein Gutmann mit einer Fantasie siir Klavier von Pellegrini. Weiter trat Herr Lelbrich-Octsen als Trompctincn-BirluvS auf, der im Borrrag einiger Lieder aus Boccaccio, Naktrit» Hochzeit und dem Wagncrschcn ^Fch sende diese Blumen dir", sich einsührte. Tic Klavierbegleitung hatte ebenfalls Fräulein Gutmann freund lichst übernommen. Herr Stadlrat Hirsch trug aus Sage und Geschichte der Stadt Gottleuba die ergreifende Ballade ,T,e Bierzchnnothclser" in bekannter schwungvoller Weise vor. Tic Kvnzrrtmusik wurde von der Kurkapelle auSgesührt und fügte sich in de» künstlerischen Nahmen dev Ganzen vorzüglich ein. : Bad Steden. SS sind Gerüchte entstanden, bas, infolge der herrschenden abnorm heißen Witterung in Bad Sieben die Büderabgabc hätte verringert werden müßen. Dieselben sind ganz unbegründet. Tas Mineralwasser entquillt an» solcher Tiefe, das, auf dessen Menge die TageStempcraiur keinen Einfluß hat. : Bad Salzbruua. Großen Anklang findet die seit cimgen Fahren eingerichtete Automobilverbindung zwischen Salzbrunn und Fürstenstein, die den Kurgästen den herrlichen Fürsten steiner Grund, die Perle Schlesiens, bequem zugänglich macht. Weitere regelmäßige Automobilvcrbindungen bestehen mit den berühmten Felscnstädtcn Ndcrsbach und WckelSdors und nach andren beliebten Ausflugsorten der Ilmgegend. Tie Besucher zahl betrug bis zum 30. Fnli: Kurgäste mit Begleitung 7563 Personen, der gemeldete Fremdenverkehr 6860 Personen, zusammen 14 863 Personen,- außerdem 44 866 Tagesbesncher. Mütrspe»^ I feinste gusotZfL-Llgak'elss A Z bis Z pfg. penLwck. 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