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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.08.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110803013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911080301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911080301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-03
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Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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Nr. 213. 105. ^InUryrmu. Lcionger Tsyetrlrm. Oonnersmg, 3. August 1911. In erster Reihe der Ehrengäste seien genannt oer Kultusminister Dr. Trott zu Solz, der Fürst dischof von Breslau. Kardinal Kopp, der General Superintendent Dr. Rottebohm, der Oberprästden! von Schlesien Dr. von Münster» der Oberbürger meister von Breslau Dr. Bender. Die folgenden Universitäten, technischen Hochschulen und Akademien waren durch Abordnungen vertreten: Preußen, das ganze übrige Deutsche Reich. Oesterreich Ungarn, Schweiz. Frankreich, Griechenland, Großbritannien und Kolonien, Spanien, Riederlande. Rumänien, Rußland, Finnland, Dänemark, Rorwegen und Schweden, die Bereinigten Staaten von Amerika und Japan. Abordnungen Mitten enlstrndt die Provinz Schlesien, das altlutherifche Obertirchenkollegium. das Staat-, Stadt- und Domarchiv, der Bcrein für die Geschichte Schlesiens, die Landwirt hcntstmnmer, die Oberlausiper Ge-elstchaft der Wißenichaflcn, Säcke fische Gesellschaft für unterländi che Kultur, der Schle- fische Altertumsverein, der Schlesische Verein für Volkskunde, der Humboldtverein und die Studenten gesell schäft. Um ll Uhr erklangen Fanfaren. Es galt der feierlichen Einholung des Kronprinzen, der als Vertreter des Kaisers nabte, um eine Bot schaft des Landesherrn an Rektor und Senat zu verkünden. Rochdem der Kronprinz rind die ihn begleitenden Fürstlichkeiten ihre Pläße eingenommen hatten, bestieg unrer lautloser S.clle der Jubiläums rektor, Geheimer Regierungsral Professor Dr. Hille brandt, das Katbeder, um in freudig bewegten Worten dem Erben der Krone den Willkomm der Universität zu entbieten In der Begriigungsredc warf der Rektor Magni- fikus einen kurzen Rückblick auf die Entwickelung der Universität seit der schwersten Zeit Preußens, schilderte, wie der Glaube an die Rächt der geistigen und sittlichen Kräfte zu ihrer Gründung führte. Ein gutes Geschick verkündete ihr damals durch den Mund Fichtes, Schleicrmachers und Wilhelm ».Humboldts ihre Ausgabe, die in der Verbindung des Unterrichts mit der freien, voraussetzungslosen und nur nach dem Erkenntnis des "Wahren streben den Forschung liege. In den letzten Zielen stehe deshalb die Universität nicht im unmittel baren Dienste des Staates. Heute aber drohten der Universität Gefahren nicht von seilen des Staates, sondern von der Utilarisierung der höheren Schulen und deni n i v e l l i e r e n d e n W oh 1 c d e r Geg en wa r t. Auch eine Volksunivcrsität könne sie nicht werden, da sie der Erkenntnis der Menge voraus eilen müsse, um imstande zu sein, sie aufwärts und nach sich zu ziehen. Der Kultusminister übermittelte in seiner Begrüstungsansprache die Glück wünsche der Staatsregicrung. insbesondere der linier» richtsverwaltung, und gedachte des Stifters der Universität, der von Breslau aus den „Aufruf an mein Volk" erliest, und betonte, dast an dem gewal tigen Anstchwnnge Dcustchlands aus allen Gebieten des geistigen und materiellen Lebens auch die Uni versität Breslau Anteil habe. Der Minister be glückwünschte die Universität und ihre Vertreter zu den allerhöchsten Gnadenbeweisen und schlost mildem Wunsche, die Schlesiiche Friedrich Wilhelms Universi tät möge in den Traditonen der ehrenvollen Ver- ' qangenheit einen Wegweiser in die ruhmreiche Zu kunft finden. Darauf verlas der Kronprinz die nachstehende krttcrliöällle Kavinettsorüer: Der Universität Breslau entbiete ich zu ihrer Jubelfeier meinen Königlichen Erust und Glück wunsch. Hcrvorgegangcn aus der Vereinigung der alten Kurbrandenburgiichen Viadrina mit der Kaiserlichen Leopoldinijchcn Universität, war die neue Hochichulc dazu bestimmt, die Traditionen der beiden alten Bildungsstätten auszunehmen und deren Aufgabe zu erfüllen. So wurde sie Preustens erste paritätische Universität und damit Führerin auf dem Wege zum friedlichen Reben- und Miteinanderrvirken der Kon fessionen rum Wohle des Vaterlandes. In der alten Piastenstadt, wo den slawischen Böltern zuerst die Sonne des Christentums leuchtete und die Grenzpfähle deutscher Kultur sich nach Osten verschoben, in der hochragen ¬ den deutschen Schöpfung Kaiser Karls IV., die an Glanz und Bürgerstolz mit dem goldenen Prag wetteiferte, in der alten Hansestadt Breslau, in der Hauptstadt des schönen Schlesierlandes ist nach dem Willen meines in Gott ruhenden Vor fahren, des Königs Friedrich Wilhelm lll., die neue Universität ein Brennpunkt geworden regen geistigen Lebens und steigender wissenschaftlicher Kultur. Die ernste, strenge Arbeit, die hier geleistet wurde, hat ihre Frucht getragen, nicht nur der Universität, die bald in die Reihe der e.steil Hochichulen Europas eintrat, londern dem preußochen Vatcrlaude und dem ganzen Reiche ward sie zum Segen. Vor einem Jahre, als ich der Jubelfeier der Berliner Uni versität persönlich beigew Hut habe, sprach ich es aus, dast die Berliner Universität, m schwerer Jcit begründet, eine Pflanzstätte jenes Geistes zu werden berufen war, aus dem Preustens Wiedergeburt hervorgehen sollte. — Breslaus hohe Schule ver dankt ihr Sein dem gleichen Wunsche ihres er habenen Stifters. Dast die Universität des königlichen Vertrauens in volleni Maste würdig war, zeigte sich bereits an jenem Tage, als der König den Ausruf „An mein Volk" erliest und die Breslauer Studenten, ihren Kommilitonen ein leuchtendes Beispiel, sich be geistert um die Fahnen ihres Königs scharren. Dast immer Breslaus Studenten von dem gleichen Geiste beseelt sein mögen, ist meine Hoffnung und mein Wunsch. Drei Universitäten verdanken ihre Entstehung der hochherzigen Entichliestung König Friedrich Wilhelms lll. Zwei davon, Ber lin und Bonn, tragen seinen Rainen. Damit das Andenken an ihren Stifter auch bei der Breslauer Universität bei den späteren Generationen stets lebendig bleibe, will ich ihr hiermit gleichfalls seinen R amen verleihen. So soll denn mein königlicher Dank und Glückwunsch ins zweite Jahr hundert geleiten die „Schlesische Frievrich-Wilhelms-Uiiiverfität". linier diesem Ehrennamen bleibe sie, was sie war zur eigenen Ehre, dem Vaterlande zum Ruhme, der Menschheit zum Fortschritt. Gegeben Bergen an Bord S. M. Jacht „Hohenzollern", den 26. Juli l9l1. Mit bewegten Worten sprach hierauf Professor Hrllebrandt seinen Dank ans und schlost mit einem in jubelnder Begeisterung aufgenommenen Kaiscrhoch. Hieraus sprachen die Vertreter der technischen Hochschulen und Akademien, zunächst die der deut scheu, und sodann die der österreichisch-ungaruchen und schweizerischen, die Vertreter von Frankreich, Griechenland, Grostbritannien und der Kolonien, von Italien, den Riederlanden, Rumänien, Rustland, Finnland, der skandinavischen Länder, der Vereinig ten Staaten und Japans. Der Rektor dankte in längerer Rede und bat alle, die Universität mit ihren Sympathien auch in der kommenden Zeit zu be gleiten. Rach dem Vortrage der Bachschen D-Dur- Ouvertüre sprachen die Eiertreter der geistl che.r und weltlichen Behörden ihre Glückwünsche aus. Fürstbischof Kardinal Kopp führte in seiner heutigen Rede folgendes aus: „An Stelle zweier der einst segensreicher, dann aber im Fortschritt der Zeit verfallener Geistesburgcn am Ooerstrom sollte eine Heimstätte höchster Geistesarbeit treten, deren Säkularfeier wir heute begehen. Sie sollte eine wirkliche Universitas litterarum sein. Der Brennpunkt des höchsten menschlichen Strebens, nämlich des nach Wahrheit, sollte sie mit ihren Aus strahlungen das Gemeinwohl befruchten. Denn auch das Gemeinschaftsleben erhält von dieser Stätte höchster Geistesbildung seinen schönsten Schmuck, ernstes Streben, ehrliche Arbeit, hingebendc Pflicht treue, sachliche Wertung, gegenseitige Achtung und weitherzige Duldsamkeit." Der Kardinal gedachte dann der der Breslauer Universität gleich von Anfang eingegliederten doppelten theologischen Fakultät und sagte von der katholischen, auf die er ein Recht habe seine prüfenden Blicke zu richten: „Die wissenschaft liche Bewegungsfreiheit nie verleugnend, die theo logische Korrektheit sorgsam wahrend, allen kirchen ¬ politischen Strömungen ihrer eigenen Aufgabe treu und dem Frieden der Konfession niemals hinderlich, ist sic geachtet von ihren Sckuvestcrn und getragen von der Verehrun, und Dankbarkeit des catholijchen Klerus, besten gezfliges Leben sie nährt, umgeben von dem Vertrauen der katholischen Schlesier und ihrer kirchlichen Oberen. Oberpräsident von Günther, der Kurator der Universität, betonte unter anderem, dast die heutige Feier den zwingendsten Beweis dafür liefere, wie glücklich und richtig vor hundert Jahren die Verciiiigun der alten Frankfurter Iliiiversität^init der Leopoldina gewesen sei. Die Lehrer und Stu denten der neuen Universität seien es vornehmlich gewesen, die in Breslau die Begeisterung tür den Freihei tsk a m p i zur Hellen Flamme entfacht Härten. Fast ebenso schwer durch die materielle Rvi und den mancherlei kleinlichen Geist sei die Ausgabe in den folgenden Zeiten gewesen, aber auch sie sei gelöck wor eu. Jehl stehe die Jubi larin vor ihrer schwersten Ausgabe. Rur die reine Pflege der Wissenschcnt oder das Streben danach vermöge die ewigen Güter zu sichern, aus denen die Deutschen als Nation und als Kulturvolk immer von neuem schöpfen müstten. wenn sie ihren Platz behaupten wollten. Hierauf überreichten im "Namen der Provnrz Schlesien der Herzog von Ratibor eine Stif tuug von .">9 000 der Fürst zn Hatzfeld eine Jubiläumsstiftunq für das Studentenheim von 109 000 .<l und eine Studentin die D a m e n g a b e für das Studentenheim. E- folgte sodann die Ueberreichung »er Ehrengabe und Uc er gäbe von Stiftungen verschc dener schlesischer Vereine. Die würdige und erhebende Feier fand durch den Vortrag der Akademischen Fest Ouvertüre von Brahms iyr Ende. In gleicher Ordnung wie beim Eintritt ver liehen die höchsten Herrschaften unter dem Klange von Fanfaren die Aula. Kurz daraus zeigten brausende Hochrufe der ungeheuren Menschenmenge, die die Strasten eng umsäumte, die Abfahrt des Kron prinzen und der fürstlichen Herrschaften an. Nach der Feier in der Aula fand eine feierliche Umfahrt der Chargierten und sämtlicher Korporationen statt. Um 5 Uhr nachmittags begann im Grosten Saale des Konzerthniises das Festessen. An der Ehrentafel säst der Kronprinz, den Präsidenten Rektor Hillebrandt zur Rechten, den Kultusminister zur Linken. Zur Linken von diesem fasten Prinz F r i e d r i ch W r lh c l m und der Overpräsident. Neckits vom Rektor säst der Erb prinz zu Sachsen-Meiningen. Daran schlossen sich die Dekane und höchsten Vertreter der Behörden an. Das Kaiserhoch brachte der Rektor aus. Das Hoch sand begeisterten Widerhall, worauf stehend die Nationalhymne gesungen wurde. Un mittelbar daraus erhob sich der Kultusminister zu einer Ansprache. Kurz vor 6 Uhr verabschiedete sich der .Kronprinz aufs herzlichste von dem Rektor und den Fürstlichkeiten und fuhr, von der brausten harreu- ben Volksmenge mit Jubel begrüstt. zum Babnhof, um bie Reise nach Valdieci anzntreten. Abends gab die Stadt ein grostes Fest im Südpark mit einer Illumination des Parkes, wozu ein Teil der Studcntenkornorationcn in historischen Kostümen erschien. Ordensauszeichnunqen. Der König verlieh anlästlich der Hundertjahrfeier der Universität u. a. den Stern zum Roten Adler orden 2. Kl. deni Professor Felix Dahn, den Roten Adleroroen 2. Kl. mit Eichenlaub Prof. Siegfried Brief, den Roten Adlerorden 6. Kl. mit Schleife dem Prof. Otto Fischer, Prof. Otto Küstner. Prof. Wilhelm Uhtboff, den Stern zum Kronen orden 2. Kl. dem Prof, und Prälaten Hugo Lämmer, den Kronenorben 2. Kl. Prof, und Domvropst Arthur K ö nig. Prof. Rudolf Leonha rd und Professor Alfred Hillebrand k. Gin Gireubshmmglück in Jüterbog. Kaum sind die Unglücksbotschaften von dem schreck lichen Eisenbahnunglück bei Müllheim verstummt, das 14 Opfer an Menschenleben forderte, noch ist nicht einmal die Echuldfrage aufgeklärt, ob der Lokomotivführer Platten wirtlich in fahrlässiger Vernachlässigung seiner Dienstpflichten das schwere Unglück verschuldet hat, und schon trägt wiederum der Telegraph, der Bringer aller schlimmen und guten Botschaften, die Meldung von einem Eisen oahnuuglück auf deutschem Boden in aste Winde. Die von den unablässigen Unglucksnachrichten über Folgen der entsetzlichen Sommerhitze dieses Jahres ermatteten Gemüter horchen auf: Ein l>,Zug ist bei Jüterbog entgleist. Drei wackereCisen bahnde amte haben im Dienst ihren jähen Tod gefunden. Die Meldung lautet: Jüterbog, 2. August. Bei Niedergörsdorf entgleisten eine Lokomotive und der Packwagen des l»-Juges 47 lHakle-Berlins. Dee Loto- motiuführcr, der Zugführer und der Pack meister wurden getötet. Reisende wurden nickt verletzt. Reisende wurden nicht verletzt! Jeder atniet auf Aber nach dem ersten Auaenblick der Freude erfasst uns alle das herzliche Mitleid mr! den drei wackeren Soldaten der Eisenbahn, die mitten im Dienste un vermutet den jähen Weg grob in cen Tod gingen. Drei Eisenbahnerfnmilicn sind vaterlos geworden, statt de": fröhlich heimkehrenden Väter brachte man ihren Frauen und Kindern verstümmelte Tote ins Haus. Opfer uni Opfer fordert die Eisenbahn in diesem Jahre, in Diesem hcistcn Sommer, der an Unglückssällcn schon so überreich ist. Unter den Passagieren des D-Zuges entstand bei dem Unsull, der sich cnfolge falscher Weichenstellung auf einem toten Gleis neben der Hauptstrecke zu trug, eine schwere Panik. Vollends die brütende Hitze verschlimmerte die Lage der verwirrten und ver störten Reisenden. Aber cs ist niemand von ihnen verwundet und auch const gestaltet sich der Unfall ver- hältinsmästig weniger schwer,alsdiewenigenWagen des , -Zuges aus dem Anschlußgleis nicht ineinanderge- schoben wurden und so die Strecke leicht wied^c irei- gemacht werden tonnte. Die Hauptstrecke war über-, Haupt nicht durch die Trümmer gesperrr. Vorüber fahrende Züge nahmen die Schifforüchigen des t'- Zuges aus. Auch Hilfe aus Jüterbog und dem nahe r Niedergörsdorf war bald zur Stelle. Als Ursache des Unglücks wird angenommen, dast die Schienen an der Weiche sich durch die kageiange Hitze jo sehr geweitet uns verbogen l alten, dau trotz des richtigen Signals am Stellwerk der Zug auf das tote Gleis lief. Wir wir erfahren, hat auch der bei dein Unfall getötete Lokomotivführer dar rechtzeitig bemerkt und sofort stark gegengebremst. Wir sind in der Lage, über das Unglück einen nuskijkirNttreu Bericht eines Augen- zeusken veröffentlichen zu können, da sich ein auf der Ferien reise begriffenes Mitglied unserer Redaktion zufällig als Reisender in dem vom Unglück betroffenen, c -Zuge nach Berlin befand und nach seiner glück lichen Errettung folgenden telegraphischen Be richt sandte: Jüterbog. 2. August, nachm. 6 Uhr. sPriv. Tel.) Es war gegen 'HZ Uhr nachmittags, als der I Zug 47 (Eger—Bad Elster—Leipzig-Berlin), der aus einer Maschine, dem Gepäckwagen und 1 Per onenwagen bestand, in voller Geschwindigkeit die Vlockstation Nieder-Görsdorf pas sierte. Plötzlich gab es einen scharfen Ruck, mehrere heftige Stöße, wir hörten starkes Knirschen und Knicken der Holzteile unseres Wagens, dieser selbst schwankte sehr hin und her, so daß wir. die wir im Seitengang des dritten Wagens standen, uns nicht mehr halten konnten, sondern alle zu Bo den fielen. Vielfach ertönten laute Schreie. Da stockte der Zug. Einen Moment mar allen, totenstill. Lähmendes Entsetzen hatte die Zug insassen ergriffen. Dann vernahm man erneute Schreckensrufe und Schreie. Gleichsam wie aus einer momentanen Betäubung erwachend, richtete ich mich auf, so rasch ich eben konnte. Neben mir lagen eine Dame und ein Kind, denen ich mit aufhalf. Wir hatten nur geringfügige Stoßwunden davongetragen und stürmten jo rasch als möglich aus *dem Zug ins Freie. Hier bok sich ein Bild grauenhafter Verwüstung. Die Maschine unseres Zuges war — wie es hieß infolge falscher Weichenstellung — auf ein totcts Gleis gefahren, aus der Fahrbahn gesprungen, hatte den Sand der Böschung anfgewllhlt und sich dann vermutlich infolge eines kräftigen Bremsens des Zugführers in letzter Minute quer umgelegt. Auf der Maschine lag der Gepäckwagen, arg beschä Die Universitäten Leipzig unö Breslau. Die Universität Leipzig stehl der Universität Breslau, als der Hochschule der Provinz Schlesien und der Erbin der alten märkischen Universität zu Frankfurt a. O., näher als jede andere unter ihren Deutschen Genossinnen. Als vor mehr als 500 Jahren in Prag zwischen den Bölanen und den Angehörigen der anderen Nation über die Verfassung der Universität jener Streit ausbrach, der zuletzt zum Untergange oer alten Wcltuniversität führte. waren es m erster Linie die der polnischen Nation angehörigen Schlesier. die sich entschlossen, oen ungastlich gewordenen Boden des Böhmerlandcs zu verlassen und sür die gelehrte Korporation an einem anderen Orte eine neue Heimat zu suchen. Sic Haden damals daran gedacht, in Schlesien eine Universität zu gründen, »sei es. dast die andern zum Auswandern entschlossenen Rationen, die Sachen und Bayern, den Vorschlag nicht billigten, weil Schlesien zu weit im Osten lag, sei es, dast man dort elbst diesen Bestrebungen nicht cntgegentnm. man «ntschied sich dem Anerbieten der mcißnischen Mark traten Friedrich und Wilhelm zu folgen und die Universität nach Leipzig zu verlepen. Zu den hervorragendsten Mitgliedern der polnischen Ration gehörten die Schlesier Johannes Otton.s von Münsterberg und Johannes Hofsmann von Schweidnitz. Der erstere wurde zum ersten Rektor der neuen Hech- »chule gewählt und Hoffmann übernahm im Sommer- lemester 14tZ das Rektorat. Beide hatten bereits in Prag die Gründung eines besonderen polnischen Kollegiums geplant und dafür Gelder gesammelt. In seinem letzten Willen hat Johannes Ottonis sein "Vermögen dem Kollegium vermacht, das als Collegium Bcatae Mariae Virginis im Jabre 1422 ins Leben trat und in erster Linie sür Scblesicr be stimmt war. Dast dieses Kollegium sür immer in Leipzig beiden sollte, war offenbar die Meinung der Testamentsvollstrecker, wie cs auch der Absicht des Johannes Ottonis entsprach, der wohl hinsichtlich der Gründung des Kollegs an Prag oder an eine ins Leben zu rufende schlesische Universität gedacht, aber von einer späteren Verlegung nach voll zogener Gründling kein Wort gesagt hatte. Erst eine spätere salfchc Auslegung hat den klaren Sinn des Testaments so deuten zu solle« geglaubt, als wenn eine Verlegung des Kollegiums für den Fall beabsichtigt geweien sei, daß in Schlesien eine neue Hochschule gegründet würde. Tas vor allem den Schlesiern bestimmte Frauenkollea, das seinen Grundbesitz in Schlesien hatte, trug viel dazu bei, die Söhne jener Provinz zum Besuie Leipzigs aufzusordern. Mustern wir die Matrikel der meißnischen Hochschule durch, so ge wahren wir, wie gerade Schlesien in ihr stark ver treten ist. Ein breiter Strom von Kultur hat sich von hier aus nach Schlesien ergossen und dazu bei getragen, daß das deutsche Element jener Provinz immer mehr erstarkte. Wiq die Beziehungen Leipzigs zu Schlesien eng waren, so auch zur Mark Brandenburg, in der später die Universität F ran kf u r t a. O. entstand. Kaum fan den wir in, IS.Jahrh. in Brandenburg einen bedeutenden Mann. Staatsmann, Geistlichen oder Gelehrten, der nicht seine Bildung der Hochschule zu Leipzig ver dankte. Und als die Brandenburger Kurfürsten in Frankfurt a. O. eine Universität ins Leben riefen, wurde der frühere Leipziger Professor Konrad Wim- pina deren erster Rektor, og eine große Anzabl von Lehrern und Schülern ihm nach, wurden die Ein richtungen der neuen Hochjchule denen der Leipziger Hochgebildet. Geradezu als Leipzigs Tochterunivcr- sität konnte die märkische Hochschule gelten, die nach mals die Mutter der modernen Breslauer Uni versität wurde. Auch als nach mancherlei Anlänfen im Jahre 1702 für Schlesien eine Universität in Breslau, die Leopoldina, gegründet wurde, blieb, da sie einen streng katholischen Charakter erhielt, der Zusammenhang der evangeliscben Bevölke rung Schlesiens mit der Universität Leipzig erhalten. Erst der Eintritt der Provinz in den Verband des preußischen Staates hatte zur Folge, daß ein großer Teil der schlesischen Studenten sich nach Frankfurt a O. und nach Königsberg wandte. Vor hundert Jahren, als in einer Zeit allseitiger Reformen die Saat ausgestreut wurde, die zwei Jahre später in der Befreiung Deutschlands vom Joche der Fremdherrschast die reichste Frucht tragen sollte, wurde nach der Gründung der Berliner Hoch schule die Frankfurter Viadrina mit der Breslauer Leopoldina vereinigt und damit eine neue Hochschule auf einer Grundlage errichtet, die ihr die glänzende Entwickelung sicherte, die ihr zuteil geworden ist. Die Wünsche der schlesischen Angehörigen der pol nischen Nation, die schon im Jahre I st«!) beim Aus- ,ua aus Prag laut wurden, haben damit ihre Er süllung gestunden. Da, wo einst Leipzig geradezu a s Landesuniversität angesehen wurde, entstand ihr eine "Nebenbuhlerin, die gemeinsam mit ihr wissenschaft liches Leben im Osten Deutschlands verbreitete und kräftigte. Mit freudiger Genugtuung hat die alte meiß nische Hochschule die rasche Entwickelung und reiche Blüte ihrer gleichst redenden Genossin verfolgt. An dem Jubelfeste ihres 100jährigen Bestehens nimmt sic den herzlichsten Anteil. Kunst unü WMenkchalt. ünchlHtt'iNöchüchten. Der ordentliche Professor der Philosophie in Zürich Dr. Gustav Störring ist zum ordentlichen Pro fessor au der Universität Straßburg als Nachfolger von Theobald Ziegler ernannt worden. — In Göttingen habilitierte sich Dr. R. Schimmack für Didaktik der mathematischen Wisicnschafrcn und Dr. H. v.Sandcn sür angewandte Mathematik. —Als Pri- vatdozent füraUgemeincRechtswissenschaitundRechts philosophie hat such un der Berliner Universität Dr. H. Gut Herz eingesührt. — An der Handelshochschule in Berlin haben folgende Herren eine Dozentur übernommen: Geheimer Oberfinanzrat Hartung für Bantpolitik, Dr. Kuczynski, Direktor des Statistischen Amts der Stadt Schöneberg tür Handels politik Wirtschaftspolitik und die volkswirtschaft lichen Grundlagen Nordamerika. Dr. von Seefeld, Geheimer Obcrrrgierungsrat und Vortragender Rat im Ministerium iür Handel und Gewerbe für Reichsgcwerbeordnung. — Dr. Somary ist mir der Abhaltung einer Vorlesung über Judustrie- finanzierung an der Handels! ochschule in Berlin beauftragt wvröen. — Prosejsor Dr. Ferdinand Laucrbruch, Ordinarius und Direktor der chirur gischen Klinik in Zürich Hot einen Ruf als Nach folger von Professor E. Payr nach Königsberg erhalten. An der Universität Li'fobon ist Donna Carolina Michaelis de Vasconcclles, eine Deutsche, zum ordentlichen Professor der deutschen Philologie an der Fakultät für Wisienschasten ernannt worden. * Bom Leipziger Ttodttheater. Die Vorberei- tunoen für die zu Anfang September an^cfetzte Erst aufiübruna des .. R os e n ko ' a li e r" find im vollen Gange. Die Ateliers ocs Siadrthcaters sind gegen wärtig mit der Hcrstelluna der dekorativen unv tostümlichen Ausstattung deschäitiat. Gleich nach Beendigung der Opernferien beginnen die Orchester- und Bühnenproben des anspruchsvollen Werkes. * Ein siebzigjähriges Dokiorjubilänm. Ein einzig artiges Gelehrtcnjuvilaum begeht am kommenden Sonntag der Senior der Berliner Aerzteschait, der !)Zjährige Geheime Sanitätsrat Dr. Friedrich K orte. An dielein Tage sind 70 Jahre verflossen, seit der Mediziner an der Berliner Universitär ,um Doktor promoviert wurde. * Ein WanLermuseum für Kunstgcroerbe Ein interessantes und verdienstvolles Unternehmen wirst- demnächst in der Schweiz seine Wirksamkeit de ginnen: der Direktor der Züricher Gewerbe,cha e. M. de Practerc, organisiert gegenwärtig ein gram - Wandcrmuseuni sür Kunstaewerbe, das beüimint ist. den Handwerrern der tleinen Provinzstädte an schaulich vor Augen zu führen, was das moderne Kunstgewerbe hcroorbringt. Das Wandermuieum umfaßt eine große, leccht auseinander zu nehmende Halle, die 45 m lang und 80 in breit ist. Das Gerüst besteht im wesentiicben aus Eisen, und die Wand- dckorationen sind sehr einfach gehalten. An der Außenseite dieses Gebäudes rönnen leicht Glas schränke ausgestellt werden, in denen Kunstgegen stände zur Ausstellung kommen: das Innere der Halle gliedert sich in vier Abteilungen, bie je eine besondere Ausstellung vor Augen führen werden. Eine Reihe von Automobilen wird bei den Gast- jpielfahrten des Museums die Ausltelluugcgkgen- ,Lande, in denen alle Zweige des Kuasme eeröes vertreten sind, von Ort zu Ort befördern. * Die derähmO' Lrctsternwarte hat nach eine Meldung der „Science" durch ein Erdbeben er heblichen Schaden gelilten. Das große Fern rohr von 00 Zentimeter Oeffnuvg ist um mehr als 2 Zentimeter auf seinem festen Zementpseiler ver rückt worden. Ferner wurde eine wertvolle astro- nomiiche Uhr unbrauchbar gemacht, von kleineren Schäden obzesebei. Gruck.rcherweise ist es gelungen, das Fernrohr fchon in lurzer Zeit wieder in leinen vorigen S.ai.d zurtiazuoerfctzen. * Der Prager Historiker Dr. Stech, der Sohu des Direktors des Stadttheaters in Wteinberge-Prag. wurde auf der Studienreise in Italien in Rom verhaftet, als er auf der Villa Appia antike Reliefs photographierte: Er wurde von der in der Nähe ge-egenen Festung beobachtet und dann von einer M l l i t ä r p a t r o u i l l e auf die Militär wachtstube in N m a b g e f ü b r t. Seinen Angaben, daß e» bloß aus künstlerischen Motiven photo graphicre. wurde kein Glauben gcichenkt. Erst als er einen Begleitbrief des Unterricbtsministertums vor gelegt hatte, daß er alle italienischen Kunstsamm lungen besuchen dürfe, wurde er freigelassen. VL bigt. wogen mit r Bösch« nur d< Stirn! Verbi konnte Schien sta rk großer stonge umges heiße flüchte unsa< Angst drüch Von verletz Riß- ' aber r gehabi nal g motiv Antlis hatte Sprur wurde getrag dürfte lagen Wi dem l! geeilt« Unrge« Zug a bracht übrig« grau den > ander' die be des L vorüd Dienst W » > das Schu den, fahre § Ei, lolge teren drei 2 gen c schub, einei nolut! Schrit fische, zu de sprech« Stör "BL meld« Famil Währ« macht« sidenU Pcrsoi Aus Waf Wi barius gebrot üußcrc Stadt eiamei der sic in die Rebell an do« wärtik und a nm di innerb des P Verlai Regie, brenn« pula erfreue einer Buschk Bewejf dürfte die ju bewäl We Ne des kn sidente Der E gierun Züglich ibm vi Gomez bedeut hange, Negier
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