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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.08.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110819019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911081901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911081901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-19
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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Sonnabenü, l9. ÄiryuV lSll. Hänichea. Beim Obstpflücken stürzte ein 45 Jahre alter Arbeiter infolge Bruchs einer Stütze von der Leiter herab und erlitt so schwer« Arm - und Beinverletzungen, daß er in das Leipziger Krankenhaus üoergeführt werden mutzte. * lürohdölzig. Die hiesige Kirche wird gegenwärtig einer größeren Renovation unterzogen nach den Plänen des Kgl. Baurates Zeißig. Bei Gelegen heit der Erneuerungsarbeiten gelangt auch eine neue Orgel zur Aufstellung. Die bisherige Orgel, welche über loO Jahre dem musikalischen Teile des Gottesdienstes gedient hat, wurde nach dem Gut achten des Orgelsachoerständigen Kgl. Musikdirektors Heinsen-Leipzig in bezug auf Einrichtung, Material und Klang zu weiterem Gebrauch als untauglich be funden. Mit dem Bau des neuen Orgelwerkes, das mit 17 Registern ausacstattet werden soll, ist die Firma Eebr. Jehmlich, Hosorgelbaumeister in Dresden, beauftragt worden. Einen Orgelbaufonds von 500 hat Kantor Hübner im Laufe seiner Amtstätigkeit durch Gesangsaufführungen aufgespart. Das äutzerlich imposante Gotteshaus wird nach seiner Neuausstattung im Innern eine Zierde der Kirchsahrt Grotzdölzig werden. Von den ehemaligen Merseburger Stiftskirchen haben in den letzten Jahren gelegentlich von Renovierungen neue Orgeln erhalten Leutzsch,Frankenheim,Erotzzschocher, Hänichen. Taucha. Die Leipziger Brieftauben-Reise- vereinigung veranstaltet am kommenden Sonn tag einen Iungflug mit etwa 1000 Tauben. Die Tiere werden morgens ^-9 Uhr am hiesigen Bahnhofe ausgelassen. Die weiteste Entfernung, die von den Seglern zurückzulegen ist, beträgt 305 Kilometer und führt bis Buck. * Naunbof, 18. Aupust. (Der Verkehrsaus- schuß zu Naunhof) veranstaltete in der vorigen Woche für die Sommergäste Naunhofs ein Trachten fest, das unter dein Nammen „Sonnenfest in Ja pan" einen glänzenden Verlauf nahm. Die Haupt veranstaltung, der Vortragsabend im Rathause, war ungemein besucht. Stürme des Beifalls erzielten die bekannten Schauspieler Fräulein Anna Lofink und Herr Thilo Schmidt vom Leipziger Battenberg- Theater mit ihren reizenden Vorträgen, wie auch die anderen Verstattungen in vollstem Matze gewür digt wurden. Der Ertrag des Festes war sehr be friedigend. vereinsnschrlrhten. e- Ter lt»ü»gelilche Ltdeiterverei«, Oftgroppe L.-Revd»itz, hielt sein Lommerscst im Etablissement »Drei Lilien"' ab, das zahlreich von den Mitgliedern, Gästen und Älachbargrnppen besucht war. Bei einem Militärkvnzert der Kapelle des Jn- santerie-NcgtmcntS lv«, unter Leitung des MusikdirelwrS Matthey, belustigten sich Tomen wie Herren beim PreiS- kegeln und Preiaschichen. Tic Kinder nergnugten sich beim Bogel- und Lternschiekcn und wurden in ausgiebiger Weise bewirtet und je mit ciuem hübschen Geschenk bedacht. Am Abend fand noch ein Lmnpionuutzug der Kinder durch die Gartenanlageu statt, dem dann noch «in flotteö Tänzchen folgte. * Ter Verein Leipziger Gastwirte halt seine nächste Monatdvcrsarnmlung mit rcichausgestatletem Warenmarkt am Montag, den 21. August, nachmittags 144 Uhr bei den Kollegen Mosemann und Kehr, »Albcrtgarten", L.-Anger- Crottendorf, ab. * MllitSrnerria «dem. 104. von Leipzig nnd Uwg. Heute abend Z4S llhr MoiiotSvcrsammlung im VercinSlokal «BillS Tunnel". * Mannergesaugvcreiu „Hellad". Lonntag, -'0. August, nachmittags Zt-t Uhr, S o m m e r s e st, verbunden mit Kin derfest in den festlich geschmückten llläumen des Garten etablissement« Kaiser Friedrich", Gohlis, Menckesrrahe 24, (Haltestelle der o. u. «Z-Linie). Heitere GesangSvor- träge. Belustigungen aller Art für jung und alt. Ein tritt frei. * Kauf«. Lchrliagöhcim, Leipzig iLehrltngsavteilung im D. H.-B.). Morgen Lonntag, den 20. August, grobes kriegS- kpiel gegen auswärtige Gruppen, unter Leitung des Herr» Müller Uri, Leutnant der llicservc. Abmarsch früh 7 Uhr non den 106er Kasernen, tllückkunst abends. Mundvorrat für den ganzen Tag mitbringen. Abkochen im Freien. Teller, Löffel und Kaffeetassen mitbringen. Gäste willkommen! Gcsamtkostcn »0 Pf. Leipmrr Lehrernerein. 2n der Wochenversammlung am vergangenen Donnerstag sprach Herr Ernst Beyer über „Kon fession und Volksschule." Der geschätzte Redner füyrte aus: Die Vertreterversammlung des Sächsi schen Lehrervereins sprach sich im Januar 1910 dahin aus, datz sie die konfessionslose allgemeine Volksschule als den Grundpfeiler eines zukünftigen Aufbaues unseres gesamten Schulwesens bezeichnete, obwohl man dieselbe der damaligen politischen Lage ent sprechend als ein noch nicht erreichbares Joeal be trachtete. Solches Bedenken, selbst wenn es begründet wäre, dürfte die Lehrerschait nicht adhalten, für das hohe Ideal der konfessionslosen Volksschule zu kämpfen. Es ist ihre staatsbürgerliche Pflicht, mit allen Kräften dafür einzutreten. Auf Grund unserer Bildung und unserer Erfah rung im Berufe sind wir vor allen verpflichtet, unsere Anschauungen im sächsischen Volke zu ver breiten. Kränkung, Schmähung und Verfolgung darf uns hiervon nicht abhalten. Eine solche Arbeit, auch wenn sie nicht zum erstrebten Ziele selbst führen sollte, rst niemals eine Kraftverschwendung: immer nur der Streiter unterliegt, niemals die gute Sache. Und es ist wohl Aussicht vorhanden, datz in der 2. Kammer des Landtages die tonsejjionslose Schule zur Annahme kommt. Freisinn und Sozialdemokratie treten für sie ein, auch ein Teil der Nationallibe ralen wendet sich mehr und mehr dieser alten For derung der eigenen Partei zu. Die Simultanichule in Bayern, vor allem die seit 1317 in Nassau bestehende konfessionslose Volksschule, die sich bisher allen Anfeindungen zum Trotze erhalten hat, und das Schulwesen des Grotzherzogtums Hessen sollten uns ein Vorbild sein. Unter Len Pädagogen war es ganz besonders Diester weg, der als Streiter für die konfessionslose Volksschule durch die Klarheit und Tiefe, sowie durch die Kraft seiner Gedanken uner reicht da>teht. In der Zeil der finstersten Reaktion, in der Mitte de» vorigen Jahrhunderts trat er un erschrocken für dieses Ideal ein. Ju seiner Ansicht über die Religion weitz er sich eins mit Män nern wie Schleiermacher und Kant. Nach Diester weg trat Dittes für das gleiche hohe Ziel ein. Er sah die Reaktion am Ende des 19. Jahr hunderts im mächtigen Ansturm. Uns aber, die wir im gleichen, vielleicht noch härteren Kamofe mit orthodoxen, reaktionären Gewalten der katho lischen wie de: evangelischen Konfession stehen, tut es not, uns an den Gedanken unserer besten Meister auszurichten. Es ist besonders bemerkenswert, datz auch Prof. Rein in Jena als Herbartianer die gleichen Ansichten in dieser Angelegenheit hat, wie die ge nannten Pestalozzianer. Auch Männer der Wissenschaft, die von einem ganz anderen Gesichts kreise her an diese Frage herantreten, kommen zur gleichen Forderung der konfessionslosen Schule. Gan- besonders sei Wilhelm Wundt hervorgehoben. Wenn die Zwickauer Thesen von den gesicherten Er gebnissen der Wissenschaft reden, so meinen sie natürlich die grotzen Prinzipien der modernen Wissenschaft, wie das Kausalgesetz mit seiner absoluten Geltung im physischen und psychischen Geschehen. Da« wahre, echte Prinzip des Protestantismus ist die Forderung des nie rastenden Strebens, die Wahrheit mit ganzer Seele zu suchen, da» Prinzip der inneren Harmonie oder der sittlichen Freiheit, nicht das materielle Prinzip der Orthodoxie. Dieses Prinzip des freien Denkens, das von der Reformation aus ging, drang in England und danach in Frankreich im 18. Jahrhundert durch und kehrte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Deutschland zurück. Goethes „Faust" ist nicht minder sein Werk als Kants „Kritik der reinen Vernunft". Auf diesem Prinzip endlich beruht auch der moderne Verfassungs staat. Er gewährleistet, wenn auch zumeist erst in der Theorie, seinen Gliedern Glaubens- undGewissens- freiheit. Unsere Zeit steht im Zeichen de» Verkehrs. Im höheren Sinne heisst dies: es beginnt sich ein Weltrecht, eine allgemeine Moral und eine Art Weltgewissen zu bilden. Jeder Kulturstaat will für seine Ange hörigen das Recht erringen, in irgendeinem anderen Kulturstaate irei zu leben und zu arbeiten. Der Staat stellt sich dar als eine Arbeitsgemeinschaft, die einem höchsten Ziele zustrebt, der Höher bildung der nationalen Volksgemeinschaft. Auck die Lehrerschaft will durch ihre modernen Be strebungen mithelfen, unsere Zeit eine Sprosse auf der Leiter der Kultur hinaufzuführen. Die Arbeits schule soll eine Vorschule sein für die große Arbeits gemeinschaft des Staates. Die Arbeitsschule mutz allen Kindern unseres Volkes die gleiche sittlich religiöse Bildung bieten, besonders auch im Religions unterrichte. Wir müssen unentwegt dafür eintreten, datz an einem Unterrichte, der die Gesinnung Jesu in den Mittelpunkt stellt, alle Kinder teilnehmen können. So dienen wir dem Wohle des ganzen Volkes. — Reicher Beifall lohnte die tiefgründigen Ausführungen des Redners, eines der angesehensten Führer der sächsischen Lehrerschaft. 8. verdsnüstag ües LanSesverdanües üer Sasttnliaber im Königreich Sachten. Oschatz, 18. August. Nach zwei Tagen geschäftlicher Beratungen fand der Verbandstag seinen Adschlutz im „Goldenen Löwen" mit einem Festmahl zu 156 Gedecken. Im Laufe des Abends wurde so mancher Trinkspruch ausgebracht, in denen die Freude über die glücklich beendete Tagung, der Wunsch auf eine gedeihliche Entwicklung des Verbandes und die Hoffnung auf eine günstigere Gestaltung der Verhältnisse des Saalwirtgewerbes zum Ausdruck kamen. Der Ver- bandsoorsitzende Fritzsche-Dresden brachte ein Hoch auf den König aus und Frau Kühnc-Altoschatz sprach einen vom Verbandsdichter, Kollegen Vay r ich - Mügeln, verfatzten Prolog. Heute vormittag wuroen der städtische Schlacht hof, das Elektrizitätswerk, das Museum des Vereins für Orts- und Volkskunde und die Wagenfabrik von Kopp L Haberland besichtigt. Sodann wurde ein Ausflug nach dem Gasthof Collin mit Picknick im Forsthause unternommen. Eine Abschiedskneipe im „Deutschen Haus" und im „Büraerhos" zu Oschatz vereinigte nochmals die Kollegen, ehe sie sich trennten. Kus Sschlen. Dresden, 18. August. * Hosnachrichten. Der König nahm heute vor mittag im Schlotz Moritzburg die Vorträge der Ver treter der Ministerien des Innern und des Kultus entgegen. Zur königlichen Mittagstafel ist der Kammerherr Freiherr v. Störcken geladen. — Sonntag vormittag wird sich König Friedrich August zu einem etwa zehntägigen Jagdaufenthalt nach Tarvis begeben. * Aus Anlab des Geburtstages des Kaiser» Fran- Josef fand vormittags in der katholischen Hostirche ein feierliches Hochamt statt, dem u. a. der k. k. öster reichisch-ungarische Geschäftsträger Freiherr v. Franz, das Personal der Gesandtschaft, der österreichisch ungarische Generalkonsul v. Klemperer, Vertreter des diplomatischen Korps, der hiesigen österreichisch ungarischen Vereine, sowie zahlreiche Mitglieder der österreichisch-ungarischen Kolonie beiwohnten. Ilm 11^ Uhr fand aus Anlatz des Geburtstages des Kaisers beim österreichisch-ungarischen Geschäftsträger Freiherr» v. Franz ein offizieller Empfang statt. * Internationaler Esperanto - Borkongresi. Im weiteren Verlaufe der Versammlung des Deutsch akademischen Lsperantobundes sprach noch Geheimer Medizinal- und Regierungsrat Dr. Seemann- Danzig über den Internationalismus in der Medizin und im Esperanto. Zum Schlüsse sprach Oberarzt Dr. Thalwitzer-Radebeul über die Bedeutung des Esperanto für das Militär an Stelle des ursprünglich in Aussicht genommenen Redners,des Hauptmanns im Eeneralstabe Treitschke. Er hob besonders hervor, datz sich Esperanto im letzten chinesischen und im Russisch-Japanischen Kriege iehr gut bewährt habe. Insbesondere würde die Welthilfssprache bei der Verständigung und der Arbeit des Sanitätspersonals im Kriege sehr gute Dienste leisten. Zum Schlüsse forderte der Redner zur Teilnahme an der Uebung der esperanto kundigen Kolonnen des Roten Kreuzes auf, die am Freitag nachmittag '/,6 Uhr in der Königt. Turniehrerbildungsanstalt unter seiner Leitung statt findet. Nachmittags 4 Uhr sand eine allgemeine Sitzung statt, in der hauptsächlich Organisations fragen des Deutschen E>perantobundes erledigt wurden. Abends 8 Uhr begann dann die eigentliche Hauptversammlung. Auch hierzu hatten sich wiederum Vertreter der königl. und städtischen Behörden ein gefunden. Ebenso war die Versammlung überaus zahlreich besucht. Sie wurde von Regierungsassessor Dr. Schramm im Namen des Sächsischen Esperanto-Institutes und der Gesellschaft Espe ranto zu Dresden eröffnet. von denen der Vorkongretz bekanntlich veranstaltet worden ist. Der Redner begrützte die Vertreter der königlichen und städtischen Behörden. Im Namen der Stadt Dresden begrützte Stadtrat Dr. Dehne die stattliche Versammlung. Er hoffe, datz die Arbeit und die Propaganda des Bundes von recht gutem Erfolge begleitet sein möchte und schlotz mit nochmaligen Be- grüstungsworten in Esperanto. Hierauf sprach der Vertreter des Deutschen Esperantobundes Direktor Dr. Möbuß-Lübeck Der langsame Fortschritt der Esperantobewegung, so führte der Redner aus, habe sich erst geändert, als die Ejperantovereine der einzelnen Länder mit einander in Verbindung getreten seien. Er hoffe, datz sich bald ganz Europa zu einem Bunde zusammcnschlietzen möchte. Im Namen des Deutsch-akademischen Esperanto bundes begrüßte Professor Dr. Schmidt-Berlin die Versammlung, um dann nochmals kurz auf die Zwecke und Ziele des neuen Bundes hinzuweisen. Weiter sprachen noch Dr. Fischer-Galatz als Vertreter der Gewerbe- und Handelskammer und der Polizei direktion in Bukarest und Ealatz und Dr. Strom boli-Genua, der als Vertreter der italienischen Regierung an dem Internationalen Kongresse in Antwerpen teilnimmt. — Heute abend findet ein Festabend statt, der von der Gesellschaft Esperanto und anderen Dresdner Esperantovereinen unter der Leitung des Diplomingenieurs v. Frenckell ver anstaltet wird. » Erbauliches aus der Hygiene-Ausstellung. (Ein Aerzt «streik?) Unter der sächsischen Aerzteschaft und unter denjenigen Aerzten. die auf der Inter nationalen Hygiene-Ausstellung teils halbamtlich, teils nebenamtlich tätig sind, herrscht eine große Empörung, die zu beseitigen selbst der 2.Prägdent der Hygiene Ausstellung und Präsident des Landes- medizinalkollegiuws Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Renk nicht zu beseitigen vermag. Die Aufregung der Aerzte ist darauf zurückzuführen, dag auf der Hygiene- Ausstellung für die bekannt« Naturheilanstalt Bilz eine auffallende Reklame gemacht wird. Auf I einer weithin sichtbaren grotzen weißen Fläche werden I kinematographische Lichtbilder vorgeführt, auf denen l dem staunenden Publikum nicht nur der große Natur heilmann und Aerztegegner Bilz selbst, an seinem Schreibtische sitzend, sinnend und arbeitend und Bnwei- sungen erteilend, und dann am Trapez turnend ge- zeigt wird sondern auch allerhand Szenen aus dem Bilzschen Anstaltsbetriebe oorgeführt werden. — Gegen diese Reklame hat die gesamte Aerzteschaft Sachsens nachdrücklichst Protest erhoben, aber ohne Erfolg. Der Präsident des Landesmedizinalkolle- qiums Geh. Med -Rat Pros. Dr. Renk, erklärt als Stellvertreter des Vorsitzenden der Internationalen Hygieneausstelluna. dass schon bei Eingang der An meldungen von Ausstellungsgegenständen das Di rektorium der Internationalen Hygieneausstellung einstimmig und ohne Debatte die zahlreichen Ver suche Bilz'. sich einen Platz in der Ausstellung zu sichern, abgewiesenseien. Gleichwohl waresBilzgeiungen.mil Hilfe der Gemeinde, in deren Gebiet seine Anstalt liegt, ein mehrere Quadratmeter großes Bild, das Treiben in seinem Luft- und Lichtbade darstellend, in die Jndustrieabteilung einzuschmuggeln. Einem einstimmigen Beschlüsse des Direktoriums entsprechend wurde das Bild entfernt. Nunmehr wußte Bilz, wie Geh. Rat Prof. Dr. Renk weiter mitteilt, sich gleichwohl den Besuchern der Aus stellung aufzudrängen: es erschienen im Erholungs parke der Ausstellung in den Abendstunden die An stoß erregenden kinematographischen Reklamevor führungen von Szenen aus der Bilzschen Anstalt. Noch bevor Beschwerden aus den Kreisen der Aerzte eingingen, hatte die Ausstellungsleitung über Mittel und Wege zu beraten, wie auch diesem einstimmig verurteilten Vorgehen der Firma, welche die Re- klameoorführungen besorgt, zu begegnen und die bedauerlichen Darstellungen zu unterdrücken seien. Da eine direkte Aufforderung, sie zu unterlassen, ohne Erfolg geblieben ist, mußte schließlich der Klageweg beschritten werden auf Grund der Vertragsbe stimmung, wonach die Ausstellunasleitung sich Vor behalten hat, jeder, nach ihrem allein maßgeblichen Urteile als anstößig zu bezeichnenden Reklame das Vorführungsrecht zu untersagen. Die Klage ist ein gereicht und es steht zu erwarten, daß in Kurze die Entscheidung fällt. — Die Aerzteschaft rät nun zur Selbsthilfe und es wird den zahlreichen in der Aus stellung teils hauptamtlich, teils nebenamtlich tätigen Aerzte, die es übernommen haben, z. B. Vorträge zu halten, zu „führen" usw., der Rat gegeben, sofort, d. h. ohne Einhaltung der Kündigungsfrist, ihre bis herige Tätigkeit im Ausstellungsunternehmen einzu stellen. „Reklame" und „Geidverdienen" scheint aller dings von der Ausstellungslcitung besonders groß geschrieben zu werden. * * Borna, 18. Aug. (Großes Schadenfeuer.) In Muckern brach auf bisher noch unaufgeklärte Weise gestern abend in der 7. Stunde in derLcmmer- schen Scheune ein Feuer aus, das auf das benach barte Winklersche Wohnhaus übersprang und auch Scheune und Stallaebäudc des benachbarten Gast hofes ergriff. Viel Inventar und reiche Erntevorräte fielen den Flammen zum Opfer. i. Hohenstein-E„ 18. August. (Vollständig eingeäjchert) wurde heute früh 7 Uhr durch ein Schadenfeuer die im Hüttengrund gelegene „Gift hütte". Sie war von drei armen Familien bewohnt. Da das Feuer schnell um sich griff, konnten die Ve wohner nur das nackte Leden retten. Die Entstehungs ursache ist unbekannt. le Döbeln, 17. August. (Selbstmord aus Furcht vor Strafe.) Aus dein Dachgeschoß des Hotels Rätze hat sich heute früh der Kellnerlehrling Fritz Kardinal aus Chemnitz auf die Straße yerabgestürzt. Der junge Mensch wurde mit ge brochenen Gliedmaßen aufgehoben und starb alsbald. Der junge Mensch hat sich wiederholt bedeutender Gelddiebstähle schuldig gemacht und war heute nacht bei einem neuen Versuch im Zimmer des Oberkellners ertappt worden. * Freiberg, 18. August. (Winterliche Kälte.) Hier ging das Normalthcrmometer in der verflossenen Nacht auf 8 Grad t.', im Muldentale sogar aus den Gefrierpunkt zurück. Die Wasserbehälter in den Ge höften zeigten eine dünne Eiskruste. * Burgstädt, 18. August. (Schadenfeuer.) In Mühlau brannten gestern abend eine mit Vorräten gefüllte Scheune und ein Pferdestall des sogenannten Kesselwirts nieder. Durch Funken wurde sodann noch eine mit Getreide gefüllte Feldscheune ein geäschert. Der Schaden ist bedeutend. * Glauchau, 18. August. (Neue Einkommen- steuerordnung.) Die neue Einkommensteuer- ordnung, der das Staatssteuergesetz zugrunde gelegt ist und die niederen Einkommen erheblich entlastet, hat die Genehmigung Les Kreisausschusses gefunden. Gänzlich befreit von der Steuer sind die Feldzugsteil nehmer bis zu 1250 -4t Jahreseinkommen sowie die Einkommen vis 600 Ul und Väter kinderreicher Fa milien, sofern ihr Einkommen nicht mehr als 800 Ut beträgt. * Wilkau, 18. August. (Verschüttet.) Der Bergarbeiter Paul Jähn wurde gestern mittag auf dem Wilhelmscbacht I in Oberbohndorf von herein brechenden Koylenmassen verschüttet. Nach zwei stündiger Arbeit konnte er noch lebend geborgen wer den. Er hatte schwere innere Verletzungen davon getragen. * Diltersbach b,Sayda, 17 August. (Schmuggler.) Heute früh wurde hier vom Gendarmen in Gemein schaft mit einem Oberwachtmeister ein Sacharin schmuggler sestgenominen, der sich als Sommer frischler unter dem Berufe eines Oberlehrers ange meldet hatte. Eine Sendung aus der Schweiz an ihn konnte rechtzeitig beschlagnahmt werden. Auch bei einem in der Nähe ansässigen Häusler wurde Sacharin gefunden. i Lößnitz i. Erzg., 17. August. (Streikbewe gung.) Die Ernigungsverhandlungen der streikenden Klempner,' Aufträger und Anschläger wegen Nicht bewilligung ihrer Forderungen beim Emaillierwerk Lößnitz sind gescheitert. In einer Versammlung be schlossen die Streikenden, so lange auszuhalten, bis die Firma annehmbare Zugeständnisse macht. Der Streik währt nun ziemlich vier Wochen. * Schönheiderhancmer, 18. Aug. (Verbrannt.) Im hiesigen Eisenhüttenwerke verunglückte de» Eisenformer Hutsche nreuther beim L.etz.n von Eilenteilen dadurch, daß ihm flüssiges Eisen schwere Brandwunden bcibrachte. * Reitzenhain, 17. August. (Wasserleitung.) Eine Wasserleitung soll hier errichtet werden. Die nötigen Vorarbeiten sind bereits im Gange. Nur durch die Schaffung einer Wasserleitung kann eine weitere Entwicklung des Ortes stattfinden. " Oberwiesenthal, 17. August. (Städtisches.) In der heutigen Sitzung des Stadtgemeindcrates wurde die Einführung elektrischen Lichtes beschlossen. * Plauen i. V., 17. August. (Errichtung einer Kläranlage.) Die diesjährige Hitze hat die Folgen der Verunreinigung des Elsterflusses be sonders stark in Erscheinung treten lassen. Di« Hoff nung. Latz die Stadt immer noch ohne «ine Klär anlage auskommen werde, ist nicht mehr berechtigt, und man wird daher an die Errichtung einer Klär- anlaac gehen müssen. Die städtische Verwaltung hat die Kosten einer solchen Anlage aus 9 Millionen ge schätzt; für di« Anlage eines Vorflutkanals hatte man Ur. 229. ros. ZrUiryrmy. 1200 000 .A eingesetzt. Erheblicher Mittel wird es bedürfen, um verschiedene Systeme der Kläranlagen auszuprobieren. * Gornsdorf, 18 August. (Schwerer Unfall.) Gestern abend scheute da» Pferd des Strumpffabri» tanrcn Uhlmann und rannte tu ein entgegenkommen des Gefährt. Hierbei wurde der erste Wagen zer trümmert, der Kurscher und der Sohn des Fahrrad- Händlers Reinhold berausgeschleudeU. Der letztere trug erhebliche Kopfverletzungen davon. * Gottleuba, 18. August. (Explosion.) Auf dem Bauplatze der Lnndesheil- und Pfiegcanstalt ent zündete sich gestern vormittag beim Laden eines Bohrloches der Behälter mit dem losen Pulver, wahrscheinlich infolge Funkcnflugs aus einer Loko motive. Hierdurch explodierte das Pulver und der den Schutz ladende Arbeiter Kohlstrunk aus Verg- qie-zhübe! erlitt erhebliche Brandwunden: einige andere Arbeiter erlitten leichtere Verletzungen. * Bauizen, 17. August. (Die Neubauten für die Artillerielaserne) sind in letzter Zeit dank der Witterung sehr gefördert worden. Große Erd massen, die zur Schaffung von möglichst ebenen Flächen zu bewegen waren, sind transportiert worden, jo daß im Rohen bereits der zukünftige Zustand des Kasernenareals kenntlich wird. Am Südende des Bauplatzes ist eine etwa 4 m hohe Stützmauer er richtet worden: desgleichen sind bei drei Ställen, welche in dem stark ausgesüllten Gelände zu stehen kommen, die Fundamente zum größten Teil fertig. Zu beiden Seiten des zukünftigen Haupteinganges sind drei Fanlilienwohngebäude vorgesehen, von denen eins bereits bis zum Erdgeschohfutzboden fertig ist, während die beiden anderen sich noch in den Fundierungsarbciten befinden. Das südliche Mann- schaftsgebäudc — es sind zwei Gebäude von je etwa 100 m Länge projektiert — ist auch in Angriff ge nommen worden. Alle Baulichkeiten sollen, dem Charakter des villenartigen Stadtviertels entspre chend, möglichst wenig massig ausgebildet werden und werden, in heimischen Barostformen gehalten, mit ihren roten Ziegeldächern angenehm in die Landschaft passen. " Radeberg, 18. August. (Schul weihe.) In Arnsdorf wurde der Erweiterungsbau an der Orts schule feierlich eröffnet. * Niederbobritzsch, 17. August. (Schadenfeuer) Kestern abend ist hier das Zwirnersche Mühlen gebäude, in dem eine Walzenmühle untergebracht war, vollständig niedergebrannt. Die Ursache des Brandes ist noch nicht scstgejtellt. * Pirna, 17. August. (Kommunales.) Die Stadtverordneten stimmten in ihrer letzten Sitzung der Verpachtung eines Grundstücks an die Elbtal Zentrale zu zwecks Errichtung einer Transformatoren- station. Ferner wurden 2000 ./L für den Bau einer Wasserleitung bewilligt. (:) Bühlau bei Dresden, 18. August. (Pro fessor Dr. Angcrmann s.) Im 87. Lebensjahre starb hier an einem Her-schlage der langjährige Rektor des König!. Gymnasiums zu Plauen, Ober studicnrat Professor Dr. Angcrmann. Er stammte aus Höckendorf bei Königsbrück und besuchte in Dresden die Kreuzschule, worauf er in Leipzig studierte. Später wirkte er an der Fürstenschule zu St. Afra in Meißen und wurde 1895 zum Rektor des Gymnasiums in Plauen ernannt. Hier wirkte er auch lange Jahre als Vizevorsteher des Stadt- verordnetenkollegiunis. Seit 1910 lebte er im Ruhestande. Serirhtslssl. Reichsgericht. , Leipzig, 18. August. Ablehnung eines erheblichen Beweisantrages. Vom Landgericht Nürnberg ist am 22. Mai der Reiß- zcugmacher Christian Dr. wegen RückfalLdieb- stahls zu drei Atonalen Gefängnis verurteilt worden. Er hat am 21. Januar aLends in einer Wirtschaft von einer Bank weg «in Paar Lederschuhe im Werte von 7,50 Ut weggenormnen und »rach Hause getragen. Nachher ist er wieder in die Wirtschaft zurückgekehrt. Am andern Morgen wurden die Schuh« unter seinem Bette gefunden. Er behauptete in der Hauptver- handlung, sein Hausherr habe ihn aufgefordcrt. die Schuhe nach Hause zu tragen. Er habe geglaubt, sie gehörten diesem, und et haBe sie ihm am nächsten Morgen aushändigen wollen. Das Gericht war der Ansicht, daß dies« Behauptung ein« leere Ausrede sei und hat deshalb den Antrag des Angeklagten, seinen Hausherrn als Zeugen zu vernehmen, abge lehnt. Der Angeklagte sagte, er habe zunächst von dem Auftrage seines Hausherrn geschwiegen, um diesen zu schonen. Darin liegt, so sagt das Urteil, das Zugeständnis, daß nach Ansicht des Angeklagten der Hausherr sich strafbar gemacht haben könne. Damit habe aber der Angeklagte zugegeben, daß er sich der Rechtswidrigkeit seines Tuns bewußt war. — Auf die Revision des Angeklagten hat das Reichsgericht das Urteil aufgehoben und die Sache an das Landgericht zurückverwissen. Der Beweisantrag ist zu Unrecht als belanglos zurück gewiesen worden. Das Landgericht hat übersehen, daß der Angeklagte erst später als Grund, weshalb er seinen Hausherrn nicht sofort als Zeugen benannt hat, angegeben hat, er habe ihn schonen wollen. Das schließe aber nicht unbedingt aus, daß der An geklagte in dem Augenblicke, als er die Schuhe mit nahm, geglaubt haben kann, sie gehörten seinem Hausherrn. Der Beweisantrag sei ganz entschieden erheblich gewesen, und die Strafkammer hab« ihn, da er primär gestellt war, nicht übergehen dürfen. rr. Wegen Betruges ist am 12. Mai vom Land gerichte Gießen der frühere Gerjcbtsschreivergehilfe Fricdr. Döll zu einem Jahre Gefängnis verurteilt worden. Er trat 1892 beim Amtsgericht« Darm stadt ein und war zuletzt in Friedebcrg tätig. Da er wegen der dortigen teuren Verhältnisse mit seinem Gehalte nicht auskam, suchte er sich Nebenein nahmen zu verschaffen. Wenn ein Ehegatte gestorben war, ließ er den überlebenden darauf Hinweisen, daß ein Vermögensverzeichnis anzufertigen sei. Die von dem Aktuar aufgestellte Kostenrechnung vernichtete er, während er eine von ihm auf einen höheren Be trag ausgestellte und mit seinem Namen quittierte selbst cinzog. Den Mehrbetrag steckte er in seine Tasche. Ton 1908 an sind ihm'19 derartige Verfeh lungen nachgewiesen. — Auf die vom Staatsanwalt zugunsten des Angeklagten eingelegte Revision hob das Reichsgericht das Urteil auf und verwies die Sache an das Landgericht zurück, weil der Begriff der fortgesetzten Handlung verkannt worden ist. Ein Auge ausgestoße«. Wegen schwerer Körper verletzung ist am 28. April vom Landgerichte Darin st a d t der 20 Jahre alte Bäckergeselle Leopold Sie - Ielzu einem Monat Gefängnis und ein« an den Ver letzten zu zahlenden Buße von 6000 Ul verurteilt worden. Er war am 24. Januar mit anderen Per sonen beschäftigt, Holz von einem Wagen auf der Straße in den Hof zu tragen, während einige Kinder in der Näh« spielten und umherliefen. D«r Ange klagte, der als jähzornig und leicht aufbrausend ge schildert wird, glaubt« sich durch den Knaben M. ge- fopot und warf ein 60 Zentimeter lange» Stück Holz nach ihm Der Knabe wurde am rechten Auge derart verletzt, daß das Sehvermögen verloren «ar. Mit
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