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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.01.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140105025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914010502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914010502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-05
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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-iben- »Ausgabe für leipHta un» Vorort, öur» uns«» Tr»a«r » UN» Sprottrur, rmoltagltch tu» houoarbrocht' awnnNtch ,.« M.. olrrtrUührUch 1.75 M. ort Srr SrfchüstoftrUr, unser» Mal« un» MusgabrstrUrn abgrhaU: monatlich 1M.,»t»rt«Iiahrttch r M. Vurch »i« Pastr lnurrchatd drutfchlauüa und »rr »rutsch,» stolontru mauotllch I^o vtrrtrljShrltch <^o M., auaschltrAllch postbrstrUg,»». Vaarrtpztgrrragrblott »rschrtnt Werktag» »mal, Sona» u.Zrlrrtagoimal. In Irtpztg, 0rn Nachbarort«« und öra Srtra m'.t »tarurn Ztltalrn wlr» dl* flbrndauogad« noch am stdrnd d,a Srsch«Inrn« lna Hau» gelirsert. »erUarr N^MM»«,2»d«Z«lt,a 17, Zernsprrch.ftaschluz: Moadtt Nr.4»r. /trntsblatt des Rate» und des polisrüuntes der Stadt Leipzig Nr»artt»a und S,schdfr»strU«: lahauulagaff, Nr.». a Zrrnsprrch-stuschtuS Nr. >«d»2, I4»»1 UN» !4b44- ISS. Jahrgang kür Inserat, au» krtp»lg un» Umgebung »t« ispoMg«prt>tir»»,,ps..»>eNrkIan»ir«lrlM.. von auawart» 2» Pf., Neklamrn l.so M., Zamtlten- u. ktein, stnzrtgrn »tr prtltzrtlr nurropf.,2ns«rat« von Srhbrör» im amtlichenretl »t« prtrtzrit« »0 Pf. Srschitftsanzrtgrn mtt plahoorfchrif» tm prrts» rrbobt. Nobott nach Tarif. Srtlagrgrdühr: SrsamtauflageSM.proirausrn» rxkl.poltgebübr. Mizrtgrn-ftanahmr: ^obanntsgastr», bet ftlmtttchrn ftlioten »,, lrtpztgrr Lagrdlatte» und allen stnnvnrrn-exprSItionra de» In- un» Durian»«». SesGäftssteU« fllr 0»rltn u.ütr pr. Vran^enburg: vtrektionWalterLltegel, Vrrltn w. >», Morgoretkenstratz« «. Zernsprech» stnschlust: lünow «47>. Nr. 8. Manios, »en S. Januar. 191-1. Vas Wichtigste. . * Bor dem Kriegsgericht der 30. Di vision in Straßburg begann heute der Pro zeß gegen Oberst von Reuter und Leut nant Schadt vom Inf.-Reg. Nr. 99 wegen der bekannten Aaberner Vorgänge. (S. bes. Art.). * Mc aus Athen gemeldet wird, hat die griechische Regierung die vorüber gehend beurlaubten Offiziere des Heeres und der Flotte einberufen. (S. Leiter.) * Gelegentlich der Tagung der mit der Aus ¬ führung der hygienischen Maßnahmen in Ma rokko betrauten internationalen Kom mission kam es zu einem scharfen Wort wechsel zwischen dem französischen und dem spanischen Konsul in Tanger. (S. Ausl). * Der durch den Sturm an der Küste von Süd-Jersey verursachte Schaden wird auf zwei Millionen Mark geschätzt. (S. Nachr. v. Tg). Neuer Kriegslärm. Wien, L. Januar. Die „Wiener Montags zeitung" meldet aus Athen: Die griechische Re gierung berief die vorübergehend beurlaubten Offiziere des Heeres und der Flott« ein. Schon wieder Kriegslärm! Die Mächte yaben zwar dem Verlangen der griechischen Re gierung nachgegeben und den Termin für die Räumung des Epirus bis zum 18. Januar verlängert, aber diese beruhtgende Maßregel scheint ihren Zweck zu verfehlen. Griechenland will sich auf eine getrennte Erledigung der bei- den Streitfälle nicht einlassen: der eine ist die Räumung von Südalbanien, der andere die Vie Sternsinger. Der Abend des 6. Januar beginnt zu dunteln. Im stattlichen Bauerrchaus sind alle Vorkehrungen ge troffen. Pfefferkuchen prangt auf dem Tische mit Aepfeln und Nüssen, und in der Stube versammeln sich in schummeriger Dämmerung Familie und Ge sinde. Ab und zu läuft eins auf Vic Straße; sie war ten auf etwas: bald müssen die „S t c r n j i n g e r" kommen. Und da sind sie auch schon. Voran der Fackelträger und dann die drei halb wüchsigen Gesellen, gar lustig ausstaffiert mit den rußgeschwärzten Gesichtern, Len Kronen aus Eold- pap-er und den bunrverziertcn, weißen Röcken, die gar nichts anderes sind als lange Hemden. Gar lriegc- rtsch sind sie ausgerüstet mit den Wehrgehängen über der Schulter, an denen die Säbel turios baumeln; zwei tragen vergoldete Spieße in den Händen, der dritte aber trägt den Stern. Das ist eine Stange, auf der ein Brett mit einem zierlichen Bildwerk be festigt ist. Hier ist zu sehen ein Schloß mit einer grü nen Laube und einem Stall, in dem Maria an der Krippe sitzt zwischen Ochs und Eselein. Durch ein großes Fenster sieht Herodes auf den Stall herunter mit einem schwarzdraunen, fürchterlichen Ge,icht und einer großen schwarzen Perücke auf dem Kopfe. Gar possierlich bewegen sich die Figürchen, wenn die „Sterngucker" den „Herodeskasten" schütteln, und der große vergoldete Stern aus Pappdeckel, der darüber schwebt, macht die tollsten Sprünge, wenn sein Träger an der lang herabhängenden Schnur zieht. Laurer Lärm und wildes Hallo der Jugend verkündet schon non weitem das Herannahen des merkwürdigen Aus zuges. Nun machen sie halt vor der weitgeöffneten Haustür und räuspern sich zum Singen. Andächtige Stille tritt ein. und der prächtigste, der Mohrenköniq mit dem langen, steifen Zopf beginnt: „König Kaspar bin ich genannt, — Komm' daher aus Mohrenland, — Komm' daher in großer Eil', — Bier zehn Tag', fünfhundert Meil' ..." — Nach ihm stellt sich Melchior vor und dann Balthasar, und dann haben sie im ebenso gutgemeinten wie wenig wohl lautenden Dreigesang gar vielerlei Schönes für das neue Jahr zu wünschen. Ein Hoch schließt die Szene, und der also geehrte Hausvater bewirtet die Stern singer mit den ausgetijchten Leckerbissen, wozu sich die „heiligen drei Könige" nicht lange bitten lassen; er gibt ihnen auch noch Lebensmittel und ein paar „Sechser" auf den Weg, die die hohen Herrschaften mit würdiger Gebärde an den sic begleitenden Sack träger abgeben. Noch heute entfaltet sich dieses gemütvoll lustige Bild, das Goethe besungen und Ludwig Rich ter gezeichnet hat, überall in deutschen Landen, in Thüringen und Schleien, im Elsaß und am Nieder rhein, 'n Bayern und in Tirol. Freilich sind es nur noch letzte Reste einer fröhlichen, echt volkstümlichen Sitte. Die Umzüge der heiligen drei Könige waren früher viel reicher ausgestattct, gipfelten in ganzen Komödien und gaben so recht der Jnselfrage. In dem Libanesischen Teil des Epi rus droht bereits die Kriegslust der griechischen Freiwilligen in Hellen Flammen aufzuschlagen, und wenn man sich in Athen nickt rasch ent schließt, dem gefährlichen Treiben dort Halt zu gebieten, so werden die Flinten von selbst los gehen. Die Verantwortung wird gleichwohl die griechische Regierung zu tragen haben. Auf eine Unterstützung hat sie bei den näher befreundeten Mächten nicht zu rechnen, und erst recht nicht bei dem Dreibund. Alle Welt weiß, daß Griechen land bei den kriegerischen Auseinandersetzungen vorzüglich abgeschnitten hat. Sein Landgewrnn überflieg die kühnsten Erwartungen. Man sollte in Athen Vernunft annehmen. Allerdings ist die gleiche Mahnung auch an die Türkei zu richten. Was dort in Südalbanien vorgeht, ist ihr wohl ziemlich gleichgültig; sic hat dort nichts mehr zu suchen, und wenn der frühere türkische Kriegsminister Izzet Pascha dort mit dem offenbar geplanten Handstreich Erfolg hat und sich zum Fürsten aufwirft, so wird die Herrlichkeit nicht lange dauern. Die Mächte werden, nachdem sie sich auf den Prinzen zu Wied geeinigt, den Albanesenhäuptling nicht dulden können. Der für die Türkei wichtige Streitfall betrifft eigentlich nur den Besitz der beiden dem Golf von Smyrna vorgelagerten Inseln Lesbos (Mytilene) und Chios. Sie sollen Griechenland zufallcn, aber zur Beruhi gung der Türkei nach dem Vorschlag der Mächte neutralisiert werden. Die. Türkei weigert sich twtz- dem entschieden, auf sie zu verzichten. Auf den ersten Blick scheint dieses Verhalten nicht begrün det. Denn die Türkei ist besiegt worden, und zu dem ist die weitaus übertviegendc Mehrheit der Inselbevölkerung griechischen Stammes. Was hat die Türkei also zu fürchten, wenn Grie chenland auf Chios und Lesbos keine Befesti gungen anlegen, keine Flottenstatiou errichten und keine Garnison unterhalten darf? Immer hin nicht wenig. Die loyale Durchführung der erwähnten Bestimmungen vorr., feiten Griechen-, landS braucht nicht in Zweifel gezogen werden. ES liegt aber auf dex Hand, daß die Türkei trotz alledem benachteiligt fein wird. An der geographischen Lyge der Inseln ist nun einmal nichts zu ändern. Man kann sie nicht allgemeinen Verehrung Ausdruck, die die Weifen aus dem Morgenland«, die Schutzheiligen aller frommen Pilger und Reifenden, im Mittelalter genoffen. Ursprünglich wurde das Erscheinen der drei Könige am Epiphanientage in der Kirche festlich dargestellt. Drei Chorherren, mit Kronen geziert, traten von ver schiedenen Seiten her vor den Altar. Der mittlere zeigte mit einem Stab gen Morgen nach einem Stern; dann sangen sie einige Lieder, und der Chor mit Lich tern trat um sie her. Hierauf zogen sie alle zu einem Altar, auf dem ein Muttergottesbild stand. Ein Vorhang wurde wegzezogen, das Christkind kam zum Vorschein und wurde angebetet. Bald nahm das Volk diese Sitte an, und „die Sternsinger" zogen von Haus zu Haus. Die erste Kunde von solchen Umzügen ist uns vom Ende des 16. Jahrhunderts aus den Rechnungen des Stiftes St. Florian in Oberösterreich erhalten. Aus der gleichen Zeit, von 1590 etwa, stammt dle erste Aufzeichnung eines Stcrnsingerliedes, das also beginnt: „In Gottes Namen heben wir an! — Die heiligen vre. Könige sind wohlgetan. — Wir kommen daher ohn: allen Spott, — Einen seligen Abond gebe euch Gott! — Einen seligen Abend, eine fröhliche Zeit — Verleih' uns der Vater vom Himmelreich!" — Aus Norddcutschland meldet uns ein Hamburger Chronist von diesen Umzügen: Da war ein Stern zu tragen, so großmächtig, daß seine Strahlen den klei nen Träger vorn ganz bedeckten, während hinten ein unhistorilcher Kometenschweif nochschwoiftc; da waren drei Könige vorzustellen mit langen Ziegenbärten, schleppenden Mänteln, mit goldpapiernen Kronen, langen Zeptern und Kegelkugeln als Reichsäpfeln. So zogen diese unheiligen drei Könige langsam und bedächtig durch die Gaffen, gefolgt von jubelnden Kinderscharen, deren Geschrei nur verstummte, wenn vor den Türen angssehener Leute die Könige mit ihrem Sternträger ganz ehrbar ein geistliches Lied zu singen begannen. Sie schieden mit den alten, hell, ausgegrölten Versen: „Die heiligen drei Könige mit ihrem Stern. — Sie essen und trinken und bezahlen nicht gern." — Auch vorchristlich« Züge vermischten sich noch mit diesen bunten Gestalten; noch heute werden sie wohl gebeten, auf den verschneiten Ackerfeldern tüchtig herumzustampfen, weil man in ihnen Geister der Fruchtbarkeit vermutet. Die Umzüge der Tternflnger aber hatten auch rasch allerlei tollen Unfug und wüste Ausgelassenheit im Gefolge, jo daß schon frühzeitig „jeder, der sich auf den Gaffen als gekleidetes Christ- kindlcin mit oder ohn« Stern betreffen läffet", mit schweren Strafen bedroht wurde. Friedrich Wilhelm!, von Preußen verbot 1739, „daß die Leute mit Kronen oder Masken gehen, noch dergleichen Alfanzereien mehr getrieben werden". Aber weder diese noch zahl lose andere Verbot« der Behörden haben die Drel- königsumzüge unterdrücken können, und noch heute ziehen die „Sternsinqer" einher, wie ehedem von einem greulichen Herodes im spanischen Kostüm, von Musikanten und anderen „Dreikönigssängern" be gleitet. weiter ins Meer hinausschieben, und daß im Kriegsfälle die Inseln mit ihren ausgezeichneten Häfen von der griechischen Flotte ausgesucht und als Stützpunkte benutzt würden, trotz aller Neu tralität, ist für die Türkei wie für Griechenland eine ausgemachte Sache. Die andern Mächte werden es ja in Konstantinopel an tröstlicl)«n Versicherungen nicht fehlen lassen, aber sie werden beim besten Willen die Befürchtungen der Türkei nicht als leeren Wahn abtun können. Ein Blick auf die Karte genügt. Und wie cs um Mytilenc und ChioS steht, so nicht viel anders um die von Italien besetzten zwölf Inseln, die ebenfalls nahe genug der Neinasiatischcn Küste vorgelagert sind. Zwischen der Türkei und Italien liegt indes ein klarer Vertrag vor, der Frieden von Lausanne. Die Türkei wird sich hüten, gleichzeitig Italien zum äußersten zu reizen, während ihr allerdings ein Wasfcngaug mit Griechenland im Augenblick als ein nicht all zu großes Wagnis erscheinen mag. Wie sollen nun die Mächte eingreifen, um die Kriegsgefahr zu beschwören ? Sie haben sich die Regelung der Besitzansprück>c aus die ägäi schen Inseln ausdrücklich vorbetzalten. Wollen sie es sich bequem machen, so überlassen sie es der Türkei und Griechenland, noch einmal das Kriegsglück entscheiden zu lassen. Aber ein Ruhm wäre das für die europäische Diplomatie wahrhaftig nicht, und wer bürgt ihnen dafür, daß es bei diesem Endkampf zwischen den bei den streitenden Teilen bleiben würde'?! Es ist in allen Hallptstädten Europas, in Loudon wie in Paris, in Petersburg, wie in Berlin, Wien und Rom so oft von dem Ruhebedürfuis der Völker gesproclfen worden. Wir meinen, es wäre ein klägliches Zeugnis für die so laut gerühmte Gemeinbürgsclyist der Großmächte, wenn sie fetzt ihre Unfähigkeit, eine feierlich übernommene Auf gäbe zu lösen, bekennen müßten. f*oliMeke Ueberlickil Velcaj^s Nachfolger. Eine der schwierigsten Fragen, die gcgen- wärtig den Leiter der französischen auswärtigen Kunst un- Wisteasthast. * Das tcuerste Theater Europas wird das Lon doner Shakejpeare-Theater werden. Der Bauplatz kostet fast 1'/, Millionen, und die gesamten Baukosten werden auf 12 Millionen veranschlagt. Das ganze große Kapital wird durch Subskription aufgebracht und die kleinste Gabe dankbar angenommen. Die Gelder kommen zahlreich ein. Das neue Schauspiel haus will besonders die Shakespeareschcn Stücke zu kleinen Preisen aufführen. * Victor Blüthgens 7V. Geburtstag. Die Feie: des 70. Geburtstages Victor Blüthgens brachte, wie aus Berlin gemeldet wird, dem Jubilar vielerlei Ehrungen. Wilmersdorf benannte nach ihm eine neue Straße am Fehrbelliner Platz. Fr e i e n w a l d e, wo Blüthgen sein ständiges Dichterheim besitzt, ließ durch eine Deputation eine Adresse überreichen, gleich zeitig mit dem Ehrenbürgerbrief. Der All gemeine Schriftstelleroerein stiftete einen silbernen Blumenkorb als Tafelaufsatz. Heute veranstaltet der Deutsche Schriftstellerverband zu Ehren seines Präsidenten ein Festmahl im Zoologischen Garten. * Tolstois Tagebuch. 2m Frühjahr wird, wie gemeldet wird, der erste Teil Les Tagebuchs Leo Tolstois erscheinen, das im ganzen voraussichtlich vier Bände füllen wird. Außerdem wird von der Komtesse Alexandra Tolstoi eine Sammlung von Briefen ihres Vaters zum Druck vorbereitet, die gegen 13 600 Briese enthalten soll. * Mona Lisa wieder im Louvre! Wie gemeldet wird, ist Mona Lisa am Sonntag endlich an ihren alten Platz im Salon Cardes Louvre zurück gekehrt. Tas Rassaelische Bild, das seit zwei Jahren an ihrem Ehrenptotze ding, wurde an seinen alten Platz zurückgcbracht. Von Mittag ab strömten ge- waliigc Scharen Neugieriger nach dem Museum. Die Massen wurden auf einem durch Schranken und Seile abgefteckien Weg in den Salon Larrö dirigiert und defilierten an der mokanien Florentinerin vorüber, die sich köstlich zu amüsieren schien. * Ein Brunnen Adolf Hildebrands für Köln. Von Adolf Hildebrand wird jetzt auch Köln einen monu mentalen Brunnen erhalten. Es wird «cnc große Brunnenanlage auf dem Hansa-Platz geplant, für die der verstorbene Geheimrat Andreac der Stadt 20 000 Mark vermach: hat, eine Stiftung, die jetzt die Witwe Androses auf eine Piertelmillion erhöhte. Die Stadtverordneten haben nunmehr die Uebcrtragung der Aufgabe an Hildebrand beschloßen. * Mißglückter Vortrag Dr. Looks in London. Wie die „Ltsche. Tgztg." melket, hat Dr. Cool seine Vortragsrunde in den Musikhallcn abgebrochen und fährt heute bereits »ach Paris. Er ist in den Musikhallen in London, wo er nachmittags keine Vorträge über feine angebliche Entdeckung des Nord pols hielt, wie auch in anderen Lokalen derart ver höhnt und ausgepfiffen worden, daß er zumeist mit seinen Aussührungen gar nicht zu Ende kommen onnte, sondern es vorzog. sich vorzeitig zu entfernen. * Bon den Taturnmonden. Man sollte meinen, daß cs innerhalb des Bereichs der Planeten bald nicht mehr viel Neuer zu entdecken gäbe. Gerade auf diesem Gebiet aber sind die Beobachtungen heikel und Politik beschäftigt, ist zweifellos die Watz! eines geeigneten Nachfolgers für Herrn Deleasss auf dein Petersburger Botsckasterpostcn. Di« ganze Schwierigkeit der Frage wird klar, wenn man weiß, daß die Blicke des Präsidenten sogar auf die Generale der Armee und die Admirale der Flotte gerichtet sind, um dort nach einem wär- digen Repräsentanten der Republik Umschau zu halten. Man muß die Abneigung der fran- zösischen Politiker gegen hohe Militärs in poli tischen Stellungen tenucn, um die Verlegenheit richtig würdigen zu können, die Delcasses N folge bereitet. Aber tatsächlich hat man «n, schon an den Gedanken gewöhnt, nur unter den hohen Militärs eine geeignete Per sönlichkeit für den Votschafterpostcn. in Peters burg finden zu können. Auch dabei ist jedoch eine erhebliche Schwierigkeit zu überwinden, und das ist die finanzielle Frage. Das Ansehen der Botschafter Frankreichs in Petersburg har seit Jahren darunter gelitten, das; dem jeweiligen Vertreter der Republik nicht ausreichende Mittel zur Verfügung standen, um in der Petersburger Gesellschaft eine hervorragende und glanzvolle Rolle zu spielen. In Petersburg hat man aber eine ausgesprochene Vorliebe für eine Rc- Präsentation im großen Stil, wie sie beispielsweise von jeher die deutsche Botschaft an der Newa ausgezeichnet hat. Nach Ansicht der böfischen Kreise der russischen Hauptstadt müßte Frankreich, der intime Fn*und des russi- schen Reichs, durch eine in jeder Beziehung pro minente Persönlichkeit vertreten sein, die auch in der Lage ist, gesellschaftlich eine hervor ragende Rolle zu spielen. Den letzten Botschaf tern einschließlich Delcass« fehlten diese Eigen- scktzlften aber gänzlich. Und diesen Mangel kennt man in den maßgebenden Kreisen in Paris sehr wohl. Deswegen geht man, wenn auch schweren Herzens, mit d m Gedanken um, eine r General öder Admiral an Delcasses Stelle zu entsenden. Ein endgültiger Entschluß ist zurzeit noch nicht gefaßt. Man nimmt aber an, daß DcstasfS schon gegenwärtig dem russischen Kabinett aus der Zahl der Lldmirale und Generale, die bei Flot tenbesuchen oder anderen besonde ren Anlässen mit dem Zaren in per sönliche Berührung gekommen sind. unsicher, woraus ein um so stärkeres Streben nach einer Erweiterung und Befestigung der Kenntnisse entsteht. Der Erfolg scheint ebenso von den benutzten Fernrohren uüd anderen Unterjuchungsmitteln wie von der Klarheit der Luft und endlich von der per sönlichen Begabung der Beobachter abzuhängen. Ins besondere haben in den letzten Jahren die Instru mente zur Auslösung von Helligkcitsmcsfungen be deutende Fortschritte gemacht und ungeahnte Ergeb nisse auch i» der Erforschung der Planeten und ihrer Begleiter ergeben. Professor Pickering teilt in einem neuen Bulletin der Harvardsternwarte mit, daß an zwei Monden des Saturn aujsällrge Helligieits schwaiiknngc:i festgcstclit worden seien. Der hellste unter ihnen ist der Titan. Gerade bei diesem ist durch Beobachtungen, die sich auf 60 Nächte erstreckt haben, ein Lichtrvcchscl mit großer Sicherheit wahrgenommen worden. Wie sein diese Messungen sein müßen, geht daraus hervor, daß die Helligkeitsschwankungen nur zwischen 8,ä:r und 8,77 nach der für die Sterne ausge stellten Größenskala liegen. Di« Schwankungen sind ganz regelmäßig, und ihre Periode stimmt genau mit der eines Mondumlauss um den Hauptplaneten über ein. Dasselbe war für den Saturnmond Japetus er mittelt worden. Ter Astronom schließt daraus, daß diese Mond" an ihrer Oberfläche auf einer S<itc etwas dunkler siikd als auf der anderen. Worauf dos beruht, läßt sich natürlich nicht sagen. * Pellagra-Forschungen an Affen. Dem ameri kanischen Aerztc Dr. William H H a r r i s, der gegen wärtig die Pellagra Forschung zu seinem Sonder gebiet gemacht hat, ist es neuerdings gelungen, die lurchtvcirc Krankheit auf Assen zu überpflanzen. Er ging dabei von der Annahme aus, die Pellagra werd« durch einen Mikroorganismus hervorgerufen, und zwar durch einen außerordentlich kleinen, der selbst durch einen Berkefcld Filter hindurchgcht. Bei seinen Versuchen hat er, wie die „Klinisch Therapeutisch« Wochenschrift" berichtet, Berkefeld-Filtrate des Krankheitsgistes verwendet, die aus Organen (Haut. Darm. Zentralnervensystems an Pellagra erkrankter NLenschcn gewonnen waren. Diese Filtrate wurden den Vcriuchsticren unter die Haut, in Venen oder in r-en Kops cingcspritzt. Das Pellagragift, das dem ersten Versuchsafsen, einem Rhesusaffen, einver- leibt wurde, stammte von einem Falle schwerer und komplizierter Pellagra mit tödlichem Verlaufe. Nach mehreren Monaten entwickelten sich bei dem Affen unregelmäßig dunkle Hautflccke an verschiedenen Stel len, das Tier magerte ab und ging schließlich unter den Erscheinungen der Pellagra zugrunde. Die Leichenöffnung ergab außerordentlich« Abmagerung, unregelmäßige Pigmcntflecke an der Haut und Ent- zünduugsericheinungen im Dünndarm, und die mikroskopische Unterstützung der betrossenen Haut- stellcu ergab die vollständige Uebcreiirstimmung mit der Hauterkrantung bei menschlicher Pellagra. Bei einem zweiten Versuchsafsen trat ebenfalls schwere, typische Pcllagraerkrankung aus. Die wichtigen Untersuchungen, von denen wertvolle neue Auf schlüsse über täc Pellagra zu erhoff»» sind, haben jedenfalls schon bewiesen, daß die Pellagra durch ein Virus — einen Mikroorganismus —, über- tragen wird, das durch die Poren von Berkefeld- Filtern hindurchgeht.
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