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* Paritätischer Facharbeituuachweis für da» Tast« wirtsaewerbe. Wie s. Z. mitgeteilt wurde, hatten vom Verein sür Arbeitsnachweis zu Leipzig in Var bindung mit den Interessenten im Mai d. I. ge pflogene Unterhandlungen in mehreren Versamm« lungen dazu gejährt, einen Arbeitsausschuß, be stehend aus je 5, Arbeitgeber- und 5 Arbeitnehmer- Vereinen zu wählen, mit der Aufgabe vorbereitende Arbeit zu leisten. Der Ausschuß hat in längeren Beratungen einen Organisationsptan ausgearbeitet, »>er alten beteiligten Vereinen zur Durchberatung und Stellungnahme übersandt wurde. Nach dem Plan, auf Vesten Einzelheiten hier nicht näher ein gegangen werden kann, soll ein Facharbeitsnachweis unter Leitung des Vereins für Arbeitsnachweis eingerichtet werden. Seine Verwaltung, seine Be aufsichtigung und fein weiterer Ausbau liegt in den fänden eines Verwaltungsausschusjes, der aus 5 Arbeitgebern und o Arbeitneh mern besteht. Die sachgemäße Vermittlung be sorgt ein Fachmann. Der Arbeitsnachweis, mit den» eine Zweigabteilung sür weibliches Gastwirtspersonal im engsten Zusammenhang stehen soll, wird seine Pforten in gleicher Weife für organisierte und Nicht organisierte Arbeitgeber und Arbeitnehmer geöffnet halten. Gestern (16. August) sand nun im Künstler- Hause unter Leitung des Vereins für Arbeitsnachweis eine die Angelegenheit entscheidende Sitzung statt. Von vertretenen Arbeitgebervereincn, die ca. IWO, und von Arbeitnchmervercmen, die ca. 60t) Mitglieder umfassen, wurde die Erklärung abgegeben, sich dein Facharbeitsnachweis anzufchliesren und ihn pro Mitglied und Jahr mit 75-.H zu unterstützen, wosür von Len Mitgliedern der Arbeitsnachweis beliebig oft in Anspruch genommen werden kann. Ter Verein für Arbeitsnachweis wurde beauftragt, mir dem Nate der Stadt, wegen .Hergabe der Räume und Gewährung einer Unterstützung in Verbindung zu treten. Wenn man bedenkt, dajj die Arbeitgeber des Gasimirtsgewerbes hinsichtlich der Beschaffung von weiblichen Arbeitskräften und die Arbeitnehmer zur Erlangung einer Stelle noch heute mit hohen Ge bühren der gewerbsmäßigen Stellenvermittlung tributpflichtig sind, wenn man ferner, erwägt daß nach Lern Stellenvermittlergesctz vom 2. Juni 1910 die Neukonzejsionierung gewerbsmäßiger Stellenver mittler nur durch das Vorhandensein eines „öffentlichen gemeinnützigen Arbeitsnachweises in ausreichendem Umfang" verhindert wer den kann, wird man den geplanten öffent lichen Arbeitsnachweis für das umfangreiche Leipziger Gastwirtsgewerbe als eine soziale Ein richtung von hohem Wert begrüßen muffen. Nach der letzten Berufs- und Betriebszählung wurden für Leipzig in den Eruvpen „Beherbergung" und „Er quickung" (2191Z-1684) 3875 Betriebe mit (Ml -j-694>) 10216 darin beschäftigten Personen (einschließlich (»071 weibliche) gezählt. Nach Angaben sind von den Arbeitgebern mehr als die Hälfte, von den Arbeit nehmern hingegen nur stark ein Viertel organisiert. Die Neueinrichtung wird demnach auch besonders den Nichtorganisierten zugute kommen, die einen geord neten, unparteiisch verwalteten Arbeitsnachweis finden, während sie heute in der Hauptsache auf die gewerbsmäßige Stellenvermittlung angewiesen sind. Die geringe Einschreibegebühr, mit der auch sie die Unterhaltungskosten des Arbeitsnachweises decken yelfeii, wird ihnen keine Last sein. In Erkenntnis Les großen Fortschrittes, der in den paritätischen Facharbeitsnachmeisen des Gastwirtsgewerbes liegt, haoen sich bereits bis zum Januar dieses Jahres in 26 deutschen Städten gastwirtschaftliche Facharbeits nachweise. die fast durchweg von den Kommunen — in München trägt z. B. die Stadt alle Kosten — unterstützt wurden, gebildet. Zum Woldbrand im Oderholz. In unserem Bericht über den Waldbrand im Oberholz in der vorigen Woche war zu leien, der Universitätsobcr- förster sei während des Brandes mit einem Auto mobil nach Leipzig geeilt, um Len Rektor Bericht zu erstatten. Diese Nachricht beruht aui einer falschen Information. Vielmehr hat dec pflichtgetreue und oewisscnhafte Beamte den Lrandplatz während des Feuers nicht verlassen, ist vielmehr vom Ausbruch des Feuers bis zum nächsten Vormittag auf der Brandstelle anwesend gewesen. * Die Baugrnoffenschaft Frstbesoldeter hält heute Freitag abend im Groszen Saale des Lehrervereins- hauses, Kramerstraße 4/6, eine außerordentliche Haupt versammlung ab, in der vor allen Dingen dis Herab setzung der Haftsumme aus 300 .äl beschlossen und Neu-, bezw. Ergänzungswahlen zum Vorstand und Aufsichtsrat vorgenommcn werden sollen. — i. Der Eisenbahnverkehr zu den Ferienreisen. In wie reichem Maße die Bahnverwaltungen auch in diesem Jahre dafür gesorgt haben, daß die Er holungsbedürftigen zu den verschiedensten Zeiten und zu wesentlich ermäßigten Preisen an die See, nach den deutschen Mittelgebirgen oder in die Alpen ge langen konnten, veranschaulicht die nachstehende inter essante Uebersicht. Danach sind in diesem Sommer von den sächsischen und preußischen Staatseisenbahncn von Anfang Juni bis zum 15. August abgefertigt worden: nach München und den Alpengebieten 69 Londerzüge, nach der Nordsee 55 Züge, nach der Ostsee 55 Züge, nach Basel 43 Züge, nach dem Riescn- und Isergedirge 23 Züge, nach Berlin 20 Züge, nach dem Harz 18 Züge, nach Thüringen 11 Züge, nach der Sächsischen Schweiz 10 Züge, nach dem Mulden- und Zjchopautale 10 Züge, nach Stuttgart-Friedrichs- Hafen 8 Züge, nach Wien und Budapest 6 Züge, nach dem Rhein und nach dem Vogtlands ie 5 Züge. Mit Len am 14. und 15. August nach der Nord- und Ostsee und nach den Alpenländern abgelassenen Zügen sind die letzten diesjährigen Sonderzüge zu ermäßigten Preisen iu Verkehr gesetzt worden. Bis Ende September werden nur noch einige derartige Züge nach dem Erzgebirge und dem Vogt lande abgefertigt. l. Geschwindigkeitsmesser für die Reisenden. Das Bestreben, den Reifenden den Aufenthalt im Zuge angenehm zu machen, hat wiederum eine neue und äußerst praktische Erfindung zutage ge fördert So hat eine englische Firma, die sich mit dem Entwurf von Kraftfahrzeugen und Geschwindig keitsmessern für diese beschäftigt, neuerdings einen Automaten hergestellt, der bei Einwurf eines Geld stücks die Geschwindigkeit eines fahrenden Eisenbnhnzuges in jedem Augenblick im Innern der Wagen anzcigt. Durch eine solche Vorrichtung werden zwei Vorteile erreicht, nämlich einerseits den Eisenbahnen eine neue Einnahmequelle erschlossen, andererseits den Reisenden eine Unterhaltung ge boten, und es ist anzunehmen, daß die Reisenden häufig einen Nickel opfern werden, um zu erfahren, mit welcher Geschwindigkeit der Zug sich fortbewegt. Ter Geschwindigkeitsmesser, der im Seitengang der Wagen angebracht werden kann, wird von der Waoenachie aus durch Riemen angetrieben, sür gewöhnlich ist aber die Kuppelung zwischen beiden ausgerückt, und erst wenn ein Geldstück eingeworfen wird, wird der Riemen von der Wagenachse mit genommen und setzt die Meßvorrichtung in Be wegung. Wird dann noch an einem Knopf gedrückt, jo erscheint die Fahrgeschwindigkeit auf einer An zeigevorrichtung, auf der sie von den Reisenden abgelcsen werden kann. Wenn der Knopf dann los gelassen wird, so löst sich die Kuppelung wieder, und die Verbindung zwischen der Waaenachse und dem Geschwindigkeitsmesser kann erst durch Einwurf eines neuen Geldstücks wieder hergestellt werden. " Vor Ankauf wird gewarnt! Das Op^er eines Gepäckträgers wurden auf dem Bahnhof Friedrich straße in Berlin eine Gräfin P. und eine Königliche Kammersängerin aus Dresden. Die Damen kamen kurz vor Abgang des Zuges vor dem Bahnhof an und übergaben ihre Handtaschen einem jener Männer, die an den Bahnhöfen hcrumlungern. Der Bursche verschwand mit beiden Taschen, einer roten und einer gelben, die u a. Silbersachen im Werte von 500 .4k enthielten. Die Sachen sind T. M. und M. P. mit der Grafenkrone gezeichnet. * Unehrliche Finderin. Zur Verantwortung gezogen wurde ein 20JahrealtesDiens:mädchen aus Dobitschen, das kürzlich in einem Grundstück der Bayerichen Straße einen größeren Geldbetrag fand und diesen nicht abgad. Das Geld konnte wieder herbeigeschafft werden. * Zwei Taugenichtse auf der Vergnügungsreise. Ein 17 Fahre alter Lehrling unterschlug vor etwa 14 Tagen zum Nachteile einer Firma im Ostviertel 750 ./k und machte damit in Gemeinschaft eines gleichalterigen Burschen eine Vergnügungsreise nach Berlin. Jetzt kehrte ersterer, seiner Mittel völlig erschöpft, nach Leipzig zurück und wurde sofort von der Polizei in Empfang genommen Der Begleiter war einige Tage vorher ebenfalls nach hier zurück gekehrt und befindet sich wegen einer anderen Sache auch in Haft. ! i- Sturz oom Gerüst. Am Bau des Zentralbahnhoss stürzte gestern der in L.-Gohlis. Mechlerstraße 7. wohnhafte Zimmerer Robert Lehmann infolge Fehl tritts vom Gerüst herab. L„ der eine schwere Kops' Verletzung erlitt, wurde durch den Samariterverein in das Stadtkrankenhaus übergeführt. stst Unfälle. Am Neuen Rathause glitt gestern nachmittag ein in L.-Eonnewitz, Leopoldftraße, wohn hafter 44 Jahre alter Damenschneider, als er einen Straßenbahnwagen besteigen wollte, von einer Bord kante ab und fiel jo unglücklich, daß er den rechten Oberschenkel brach. — Ein an der Fojephsrraße in L.- Lindenau in Stellung befindliches 16 Jahre altes Dienstmädchen durchstieß beim Passieren einer Glas tür mit der linken Hand die Glasscheibe und ver letzte sich dabei sehr erheblich. — Das 3 Fabre alte Söhnchen eines Zimmermanns steckie sich beim Spielen einen Mandelkern in die Nase. Die Entfernung des Fremdkörpers machte ärztliche Hilfe nötig. — In eine Gastwirtschaft in L.-Klein- zschocher tarn ein 20 Fahre alter Arbeiter, wohn haft daselbst Schönauer Weg. bei Ausführung einer für eine Aufführung bestimmten turnerischen Uebung zu Falle. Der junge Mann erlitt dabei eine schwere Gehirnerschütterung. — Vorgenannte Personen fanden Ausnahme im Stadtkrankenhauje. fi- Lindenthel. Ein hier bei einem Gutsbesitzer in Stellung befindlicher 37 Fahre alter Geschlrr- führer erhielt beim Füttern der Pferde von einem der Tiere einen Hufschlag gegen die Brust. Dec Mann, der anscheinend Rippenbrüche erlitt, mußte in das Leipziger Stadtkrnnkenhaus übergeführt werden. * Wiederitzsch. Die Kgl. Kreishauptmannschaft Leipzig hat der Gartenarbeiterin Johanne Auguste Borman n geb. Otto hier, die 25 Fahre bei" der Rentnerin Frau Paula Riedel und in ihrer Familie beschäftigt ist eine Belobigungsurtunde ausgestellt, die ihr im Gsmeindeamte in Gegenwart des Ge- meindevorjiandes von der Kgl. Aintshauptmannschast durch Assessor Canitz ausgchändigr worden ist. * Taucha. Als der Arbeiter Sack mit zwei feiner Kollegen am Mittwoch vormittags in einem hiesigen Restaurant eintehrte, benutzte er eine günstige Gelegenheit, dem Wirte einen Geldbeutel mit 50 ./L Fnhalt aus einem Schranke zu st e h l en. Das Geld wurde unter dem Kopfkissen im Bette des Diebes vorgcfunden, er selbst kam in Haft. * Burkartshain. Der Sohn des Schmiedemeisters Reinhardt benutzte beim Oelen der Blasebälge eine Azetylenlampe. die er auf kurze Zeit aus der Hand stellte und sich entfernte. Unterdessen geriet, wahrscheinlich durch die offene Flamme, der Dachstuhl in Brand, wobei eine Häckselmaschine und einige Blasebälge mit samt dem Dachstuhle vernichtet wurden. Grstzleuer in Grrrtzzlchacher. Leipzig, 18. August. Zu dem Grohfeuer auf der Versuchsstation der Firma Rudolf Sack, über das wir in unserer gestrigen Abendausgabe ausführlich berichteten, ist noch zu meiden, daß die Firma 500 Mark Belohnung auf die Ermittlung des Brandstifters ausgesetzt hat. Nach dem Befunde ist nämlich Selbstentzündung aus geschlossen und anzunehmcn, daß ein Racheakt vorliegt. Ein bestimmter Verdacht liegt nicht vor, auch sind die Gründe zu einem solchen Racheakt nich» gleich ersichtlich, wenngleich die Firma jetzt infolge des Mekallarbeuerstreiks über 1060 Arbeiter aus gesperrt hat. DrientaMHes Lsbeu tm Züüwmlchen Garten. Auf der „ V ö l k e r w i c j c " des Zoologischen Gartens, die im Laufe der Jahrzehnte der Fuß von Vertretern aller Erdteile und Zonen berührte, tummelt sich jetzt wieder ein buntes Gemisch von orientalischen Typen, wie es in dem Völker- zufammenfluß Kairos und in dem Heraustroten einzelner Voltsstämmc von Aegpten bis zum Sudan vor Augen zu kommen pflegt, kleine Lauben und Hütteil nut bunten Teppichen belegt, r mit Matten und Rohr tapeziert, mit farbigen Tüchern oeschmückk, Ba>are mir allerlei Erzeugnifjen fremden Gewerbes und Kunstfleitzes ausgestattet, be grenzen im Halbkreis den Schauplatz eines eigen artigen orientalischen Lebens. Und merkwürdige Gruppen beleben die Stätte im Grünen, die einen iit malerischer Buntheit sich unter der wandelnden Zuschauerwelt bewegend, die anderen in regsamer Arbeit die Erzeugnisse ihres Fleißes herstellend. Es ist kein bestimmter Vollsstamm, der hier in seinen Vertretern sich eingefunden hat, vielmehr eine aus den verschiedensten Gebieten stammende Menschen gruppe von auffallender Verschiedenheit der äußeren Form und Farbe. Schon bei ihrem Eintreffen zeigten sich diese Gegensätze; hier prächtige heroische Gestalten mit breiter Brust und breiten Schultern, sehnige männliche Erscheinungen, dort schlanke Frauen oder behäbige, korpulente, kaffeebraune Weiber, hellfarbige Abkömmlinge der Araber, dunkelfarbige Sudanneger und Eingeborene von nahezu weißer Hautnuance. Um die flackernden Feuerchen lagerten am Mittwoch groß und klein, eifrig mit den Vorbereitungen zum leckeren Mahl beschäftigt. Ein seltsames Aroma zog über den Plan, als die kleingeschnittenen Zwiebeln in Margarine schmorten und sich innig mit Hammel fleisch und Tomaten zu einem leckeren Gericht ver banden. Die Männer lochten und schneidetten. die Frauen wuschen ihre bunte Garderobe und flickten Kaurimuscheln an die Gewänder. Ab und zu wurde Mokka gekocht und genossen: man trank ganz auf arabische Art das dicke Zeug mir feinem Znjatz aus Eierbechern und schwatzte dabei das Blaue vom Himmel herunter. Uebcrall herrschte muntere Froh lichkeit unter den braunen nordafrikanischen Gäste»: sie alle, die Handwerker, die Schwarzkünstler, die Feuer und Glas schluckenden Derwuchc. die Bauch tänzerinnen, waren dank des Temperaturumichiages jetzt der ungeheuren afrikanischen Hitze ledig und (reuten sich unter den, Halbmond ihres Lebens. Ringsum aber spielte die Fugend aller Altersklassen. Wie schon angedeutet, versetzt uns die gegenwärtig auf den, Schaustellungsplatze des Zoologischen Gartens weilende Völkerschau, die gestern eröffnet worden ist, nach der Hauptstadt Aegyptens, nach Kairo. Hinter den beiden, durch eine schattenspendende Teppich brücke verbundenen Tortürmen, auf die der schreib kundige Lehrer einen arabischen Scgensjpruch auf gemalt hat, entfaltet sich, mitten im Grün des Gartens unter den halbmondgeschmüclten grellroten Wimpeln, ein Bild echt orientalischen Lebens. Es zieht uns zuerst zu den tanzenden, wirbelnden, heulen den Derwischen. Sie gewöhnen sich an allerhand, für gewöhnliche Sterbliche recht schmerzhafte Hebungen von staunen erregender Vollkommenheit. Bald verschlucken sie die flackernden Flammen dicker Kerzen, bald tanzen sie, von monotonem Trommelschlag begleitet, in wirbelndem Schwung über die Bühne oder rasen, von Fcuerbränden umloht, halbnackt im Kreise umher, ehe sie die brennenden Fackeln im ausge blähten Gewände bergen und ranzend über Vas Podium wirbeln. Auf derselben Bühne, wo die Derwische auftreten, arbeitet auch der Taschenspieler. Die Geschicklich keit, mir der dieser Zauberer anstritt, ist im höchsten Grade staunenswert: Korke, die er aut einen Becher legr, befinden sich nachher darunter, schließlich holt er sie aus dein Munde, dazu ein Ei und an 10 Meter Bindfaden, oder er läßt einen Ring aus der Hano eines Zuschauers verschwinden und ihn schließlich in dem letzten einer Reihe von ineinander verkapseltet» Kästchen erscheinen. Am meisten sind aber die Bc teiligteu erstaunt, wenn fünf Münzen, von denen ein Zuschauer zwei, ein anderer dce» e'häll, schließ i»ch alle fünf in der Hand des einen sind, ohne daß er es mertre, wie er sie erhielt, verändere, wie er sie verlor. Immer begleite» Vas ..Galle galle galle rrr rrr" dassensame Mysterium des arabischen Eslamoreurs. Und nun zu den Handwerke n. Da sitzt in seiner Hütte der Graveur Kennedy-Husjan, der durch ge schickte Führung eines mit kurzen Schlägen eines Hammers getriebenen kleinen scharfen Meißelchens mit fabelhafter Gcjchwindigkeit, ohne jeglich: Vor zeichnung, vor den Augen des Beschauers auf einer Unterlage von Schusterpech zierlich gewundene Orna mente und stilisierte Figuren auf Mcffingschalen und Tellern erstehen läßt, da kauert in hockende: Stellung der Drechsler, zierliche Gitterstäbchen in einfachster Weise herstellend und hierzu die Hand und die Zehe des linken Fußes zur Bewegung des sonderbaren Fiedcibogcninechanismus benutzend, und La formt der Töpfer Rur Hassanin auf de: Drehscheibe zier liche Gefäße aus dem weichen Tonllumpen. Doch nun zu Lei» Bauchtänzerinncn! Mit trippelnden Schritten, in den Händen Metallkaftagnetten, kommen sic unter den dudelsackartigen Klängen einer Flöte und dem Tone einer mit der Hano geschlagenen Trommel herbei. Wie sie seltsam die Hüsten bewegen, sich strecken und recken, das ist eine besondere Kunst dieser orientalischen Schönen, die, mit klirrenden Münzen behängen, in roter,» Gewand über die Bretter gaukeln. Ihnen gegenüber übt der Hosri, der Mattenflechter, seine einjache Kunst, indem er verschiedenfarbige RinsenstrKfen auf einein Fad:n- geflecht ancinanderreiyt und daraus reizende Gebets teppiche und WanVbehänge entstehen laß». Gleich neben Len» Mattenflechter erscheint in einer Stärk: von etwa fünfzehn Leuten Vie dunkelfarbige Gruppe der Sudanesen »n den nationalen Festtrachten ihrer Vertreter, die Männer in Lederjacken mit Kaurischnecken bedeckt, durchweg schöne, kräftige Gestalte»» mit angenehmen. sreundUchcn Gesichts zügen, die Frauen start gesaust mA sttbergejchmücklen, meist münzendehangencn Nasen. Ihr Reigen, Verein stampfendes Marfch»eren bedeutet, wird von einem Vortänzer eingelcilet, der unaufhörlich seinen mit Schaf- und Ziegcnklauen behängten Lcdergürtcl im Takte schüttelt und mit seinem Rasseln den Takt der mit Kuhhaut bespannten Trommeln be gleitet. Ein Teil dieser Truppe stammt aus der Gegend voir Lhartum. ein anderer aus den Gebieten von Omdurman, Darfur und Bar el Ghazal. Vom greisen Abdalla, dein Alten mit dem weißen Barl, vis zum Kleinsten nehmen sie alle an den Vorfüh rungen teil. Dann treten wieder Eseltreiber und Kamelführer in den Vordergrund, wenn der Chef der Truppe. Afdal Fadaj Soliman, die ganze bunte bunte Gesellschaft »m Zuge nm die Hütten führt, und die stariknochigen Esel zur Polonäse zwingt. Abseits sitzen wieder muntere Knaben, den Fez aui dem Kopf, in »angen Gewändern. Sie „spielen" Schule und plappern Koransprüche her, ad und zu ihre Tafeln, uniern Kuchenbrettern ähnlich, in der Luft schwingend. Von all die,en Szenen, die dem Beschauer auf diesem Raum-.' entgegentreten, von den Handlverkerhütten bis zum Basar, führt ihn zuletzt der Weg nach den» arabischen Casö, wo der sreunbliche Abdallah Ali in schwefelgelben Schuhen leines Amtes als Kaffeesieder waltet und seine»! Gästen auf den Taburetts ringsum köstlichen Mokka in den bekannten Minraturiäßchen kredenzt — gegen Bezahlung natürllch. — Etwa vierzig Personen bikocn die Schau, mit der der Zoologische Garten ein anziehungskräftiges Element (eines Besuches ge wonnen hat. K 8. verdsnüstsg ücs Lanüesverbsnües üer Snslinbaber im Königreich Sachten. seil. Oschatz, 17. August. Der Kommers, der am Mittwoch abend in» „Amtshofc" statlfanv, war von Mitgliedern und Freunden des Verbandes und deren Damen überaus zahlreich besucht und nahm einen fröhlichen Verlaust Als Vertreter Les Verbandes Sächsischer Gastwirte war dessen Vorsitzender, Herr T r e u t l e r - Leipzig, erschienen. Kollege Max k ü h n c - Altoschatz eröff nete den Kommers mit einem Hoch auf Len Landes verband der Saalinhaber, Kollege Barich- tlltügeln dankte im Namen Ser auswärtigen Mit glieder für die gewährte Gastfreundschaft und schloß mit einem Hoch auf Ofchrtz. Fm Mittelpunkt des Abends stanv die Aufführung des von dem Oschatzer Lehrer Franklin He in icke verfaßte historisch« Lustspiel „Vorn» Altoschatzer Torr", das vom Lheaterverein „Harmonie" flott gespielt wurde. In Len musikalisch-gefanglicben Teil des Programms teilten sich die Aadtkapelle und der Gesangverein „Frohsinn"-Altoschatz. Heute vormittag wurde im Gasthof zum „Hohen- zollern" zu Altoschatz die Jahreshauptversammlung eröffnet. Der Vorsitzende, Herr Fritzsche- Dresden, begrüßte die Erschienenen, insbesondere den Bürger meister Müller-Dahlen, das Mitglied der Ge werbekammer Leipzig Schneidermeister Hancke- Ojchatz, sowie Len Vorsitzenden des Gastwirtever bandes Herrn T r e u t le r - Leipzig. Die Genannten dankten und wünschten den Verhandlungen guten Erfolg. Kollege Mar Kühne-Oschatz brachte ein Hoch auf König Friedrich August aus, in Vas die Versammelten lsbhaft cinstiminl:». Hierauf wurde in die Tagesordnung eingetretcn, auf der an erster Stelle der Fahresbericht des gcschästsführenden Vor standes stanv. sReferent der Lerbandsoorsitzenüe Fritzsche.) Der Fnhalt des Jahresberichtes ist bereits aus dem Berichte über die gestrige Dele giertenversammlung bekannt. Kollege Mose- m a n n - Leipzig befürwortete den Antrag des Vor standes, daß zum Deutschen Saalinhaberdund als Beitrag ein jährlicher Pauschalbetrag von :H0 zu zahlen sei. Der Antrag wurde mit allen geg<i, 5 «timincn angenommen. — Kollege Baum« Dresden berichtet über den Erfolg einer Eingabe an das Ntinisteriuin gegen das Hausieren mit Flasche»», vier. Es wurde damit erreicht, daß di« Flaschenbier- kutscher nur, wenn sie mit Bestell'.he inen versehen sind, Flaschenbier an die Landbeoöllerung abgebcn dürfen. Auf eine Anfrage des Kollegen Heinze- Döbeln wurde mitgeteilt, daß der Tstrrband gemein sam mit dem Gascwirteverdano eine Eingabe um kviizessionierung des Flaschenbierhandels bei der Regierung eingereicht habe, wie das auf der Gast- wirtetagung in Döbeln angeregt worden war. Fm Anschluß an den Kassenbericht forderte der Vorsitzende zu träftigcr Unterstützung des Verbands organes auf. Der Kassenbericht wurde gutgeheißen und die Mitglieder der Prüfungskommission Bruno Krätzsch m a r und Franz Fllgen wiedergewnhlt, Hanta-Okrilla als Ersatzmann hinzugewahlt. — Sodann wurden die fünf Beisitzer des Vorstandes wiedcrgewäylt. — Der Bericht über die Begrab- niskafse wurde genehmigt, die Anfrage des Kol legen Heinze-Döbeln, ob das Darlehen von ^600 ü, das die Haupttasse von der Brgräbnistasse erhalten hat, verzinst werde, wurde bejaht. — Hieraus ging mail zur Beratung der von den Ortsvereinen gestellten Anträge über. Koll. Bernhard Pctzold - Zweinaundorf begründete den Antrag des Vereins Leipzig-Land, die Versammlung wolle be- ichließen, daß die Armenverordnung vonl 22. Oktober 1840, soweit sie das Saalgewerbe betrifft und nicht mit der Landestanzorvnuiig rom 8. Dezember 1010 im Einklänge steht, umgehend adgeändert wird. Dieses Gesetz gehe zum Schaden der Wirte in der Einschränkung der Tanzvergnügen. zu weit. Die Notwendigkeit der Abänderung wurde in der De batte allerseits anellannt und betont, denn nur durch die Tanzvergnügen seien die Säle rentabel zu machen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Ein Antrag des Vereins Amtshauplmannschaft D r e s d e n - A l t st a d t fordert, daß das Gesetz, das oen Saalwirt haftbar macht für Len verbotswidrigen Aufenthalt von Kindern, minderjährigen Personen, Lteuerrestanten und unter Polizeiaufsicht stehenden Personen in Sälen aufgehoben wird. (Bericht erstatter Kollege Gustav F r a n k e - Obergorbitz.) Dieser Antrag sowie der folgende des Vereins A uerbach, der sich gegen die Konzessionserteilung an Vereine und Körperschaften wendet (Referent Koll. E. M ü l l e r - Vrunndöbra) wurde ebenfalls angenommen. Vom gcschästsführenden Vorstände lagen folgende Anträge bzw. Gegenstände vor: 1) Entsprich: die Aufhebung der Saalsperroerbote dem rechtlichen Empfinden des Saalwirtestandes'? (Ref. Hanta - Okrilla.) 2) Sin) die Saalwirte auf Grund der Landestanzordnung vom 8. Dezember 1910 verant- wortltch zu machen für Veranstaltungen der Vereine und etwaige Gebühren hierfür? (Ref. A. Baum- Dresden.) 3) Läßt sich die Erhebung einer Sonder steuer für die Vereine für Wohlfahrtspflege bei Ver anstaltungen von Vergnügungen der Saalwirtc recht fertigen ? (Ref. A. Thoma s-Drcsden.) 4) Wie haben sich die Saalwirte gegenüber der Verordnung vom 1. Fuli 1909 über die Feuersicherheit öffentlicher Ver sammlungsräume zu verhalten'? (Ref. A. Thoinas - Dresden.) — 5) Ist es notwendig, eine Acnderung des Gesetzes über Vic Zusammensetzung der Bezirksaus schüsse anzustreben'? (Referent R. Strellcr- Draisdorf.) — 6) Entspricht die Forderung der Saal- und Gastwirte, bei Erteilung von Tanz- und Schank konzessionen vorher gutachtlich gehört zu werden, eine:» zeitgemäßen Bedürfnis ? (Referent A. B a u m - Dressen.) — 7) Erfolgt die Handhabung der Polizei stunde an Vorabenden der Sonn- und Festtage seitens der Verwaltungsbehörden so, wie es die Verordnung oom 5. Oktober 1910 zuläßt? (Referent M. Poctzsch- Dresden.) Es ist wohl jedem Kenner der Verhältnisse ohne weiteres klar, in welchem Sinne die vorstehenden Fragen der Saalwirte zu beantworten waren und daß sich die Versammlung den Ausführungen der Referenten zu den einzelnen Punkten im großen und ganzen anschloß Als Ort der nächsten Versammlung wurde, dein Vorschläge der Delegiertcnversammlung entsprechend, Bautzen gewählt. Auf Antraa des Kollegen Moritz Berger-Dresden wurd: eine Resolution angenommen, die sich ent schieden acqen die Angriffe wendet, die Pastor Burk Auerbach anläßlich der Alkoholgcgnerwocbe gegen die Gastwirte gerichtet hat. wjeüereröllnungs-vorlteUung im Kabarett Mumenläle. Nach den Tagen der großen Hitze ist «s wohl vielen willkommen gewesen, als endlich das Kabarett Blumensüle seine Pforten wieüxr öffnete, besonders da das Programm, das zur Saisoneröffnung aufge stellt war, durch seine Vielseitigkeit sofort fesselst'. Eine Schar auserlesener neuer Künstler betrat das Podium. Von alten Bekannten sahen wir nur Len liebenswürdigen Conferencier Engelbert Milde und den feinsinnigen Kapellmeister und Begleiter am Flügel, Herrn Foh. Richardy, wieder. — Weuja Ho race, ein stimmgewaltiger Liedersünger, er öffnet den Reigen mit Eißlers „Wintergartenlied". Frei und zwingend guellen dem Künstler die Töne aus der Kehle; sein Stimmreichtum scheint keine Grenzen zu kennen. Mit dem genannten Liede und dem zierlichen Chanson „Das Puppenspiel" ersnng er sich «inen vollen Erfolg. — Fräulein Poldy May. eine todschicke Modedame, stellt sich dem Leipziger Publikum als Diseuje par excellence vor. Mit ruh rend kindlichem Ton erzählt sie ein paar kleine Ge schichtchen und pikante G-edichtchen und zerlegt zum Schluß, wie ihre berühmte Vorgängerin Frau o. Broich es ja auch schon tat, di« äußere Hülle einer Pariser Modedame in ihre einzelnen Bestand teile. — Ferdinand Dunajec debütierte als Bohemegeiger. Mit wundervoll weicher Tongebung und edler Empfindung gab der Künstler Schumanns „Träurnerei"; außer anderen Piecen nahm ein altes ungarisches Volkslied, das der Interpret solo spielte, durch seine verträumte, fremdländische Weise gc fangen. — Ein Humorist, wie er sein soll, der durch seine unbezwingliche Komik Lachkrämpfe hervorruft, stand in der Person Fritz Lachmanns auf den Brettern. Endlich mal einer, der seinen Namen wirklich verdient. Wie dieser Komiker etliche Anek dötchen im jüdischen Jargon hervorbringt, wie er sein Gesicht dazu bezeichnend zu verändern versteht, dar besagt am besten ein Vergleich mit dem AK- meister deutscher Kabarettkunst Josef Schäffer, den Herr Lachmann fast erreicht hat. — Frau Malvy Carsten-Nordegg singt mit großer Bravour einige ernst« Lieder am Klavier. — Als spiritistisches Wunder verblüfft das Künstlerduett T«lo und Batty Man weih nicht, was man mehr bewun-