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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140103014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914010301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914010301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-03
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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Morgen »Ausgabe »kl», für Lelpelg und Vorort, durch uns«, Trdaer VkJuA^pkkkst. unüepeü>t»ur«rmaltSgll»ia»Kau»s«dracht: monatlich I.S» M, viertrlldhrlich r.7r M. Sei der »eschdftsftell», unfern Malen und flusgadeftcllen adgeholt: monatlich l M.,»l«rteljdhrlich r M. vurch die poft: Innerhalb veutfchlanüo und Ser Seutfchrn Kolonien monatlich l.Ld M., vierteljährlich ».LS M., auofchliehlich postbeftellgeld. va« Leipziger Tageblatt erscheint «erktago rmal.Sonn^u.Zelertagotmal. In Leipzig, Sen Nachbarorten und den Orten mit eigenen Ziliolea wir» di, Abendausgabe noch am ftdend Seo Erscheinen» i. » hau» geliefert. Serliner Nedaklion: Ja den Zelten >7, ZerusprechF-uschlug: Moabit Nr. »»7. ar. 4 /lrrrtsblcrtt des Rockes und des poUzeinrntes der Stcrdt Leipzig «edoktlon und Oefchäftoftell«: Zohanniogasf» Nr.». o Zernfprech-ftnschluh Nr. 14»«. I4»»r und 14»»». 1öS. Jahrgang ftaz°Igmpr«if-: L von au.wärt» Pf., «,Namen l.rs m., Zamtiien» u. klein, ftnzelgeo dl» petitzeil« ourSSPf.,Inserat, »on vekörüen im amtlichenr,il die petttzeil» SS Pf. Oeschäftsan,eigen mit plahvorschrikt im Preis» erhöht. Nabatt nach Tarif. S^lagegebühr: Oesamtauflag-SM.proTausend »xkl.Postgebühr, flnzeigen'stnaabme: Zohanniogassed.bei sämtlichen Malen »«»Leipziger Tageblatt«» und allen flnaoneen-TepeSiNoaen de» In. und ftuelvnSe». Oeschäftastell» für Verlin u.di« pr.VraaSendurg: virektlonWalterZllegel, Srrlln w. IS, Margorrthrnstraft» ». Zernsprech-ftnschluZ: Lüyow »471- Sonnsveno, üen 3. Januar. 1Sl4. Das wichtigste. * In der gestrigen Leipziger Stadtver ordneten! itzung wurden die bisherigen Vor steher Iustizrat Dr. Not he, Iustizrat Schnautz und Kommerzienrat Tobias wiedergewählt. (S. Bericht.) * Dos bulgarische Kabinett Radolsawow hat dem König seine Demission überreicht. sS. Ausl.) * Bei Amagar ist ein neues russischesSee- minenboot gestrandet. Der Kapitän und vier Monn sind ertrunken. (S. Nachr. v. Tage.) * Wie aus Nc w Port gemeldet wird, betragen die Vcrluste der mexikanischen Ausständischen und Bundestruppcn bei Presidio mindestens 1000 Tote und Verwundete. (S. Ausl.) Aufstieg. Wir haben schon ausführlich über die Unter suchung berichtet, die v. Karl Helffcrich, der Direktor der Deutschen Bank, zur Feststellung des deutschen Volkswohlstandes vornahm. Die von ihm in seinem Buche mitgeteilten Zahlen haben nicht nur bei uns, sondern auch im Aus lande Aussehen erregt. (Ls sei hier nur kurz an die wichtigsten Ergebnisse erinnert. Das deutsche Volkseinkommen betrügt nach Helffcrich heute rund 40 Milliarden Mark jähr lich, gegen 22—25 Milliarden Mark um das Jahr 1805. Von den 40 Milliarden werden jährlich etwa 7 Milliarden Mark, also nahezu ein Sechstel, für öffentliche Zwecke aufgewendet, etwa 25 Milliarden Mark dienen dem privaten Verbrauch, und etwa 8 bis 8*/- Milliarden, die sich durch den automatischen Wertzuwachs des vorhandenen Vermögens auf 9'/, bis 10 Mil liarden Mark erhöhten, wachsen als Mehrung dem Volksvermögen zu, gegen etwa 4'/» bis o Milliarden vor 15 Jahren. Das deutsche Volks vermögen betragt heute mehr als 300 Milliarden Mark gegen rnnd 200 Milliar den Mark um die Milte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. In diesen Zahlen liegt ein außerordentlicher Fortschritt. Wir haben die am meisten in die Augen fallende Frucht der deutschen Arbeit vor uns, die indessen, was nicht vergessen wer den dars, nie und nimmer erzielt worden wäre, wenn sich das Deutsche Reich nicht durch seine Kriegsmacht und gewaltige Opfer einen langen Frieden gesichert hatte. Das Staunen des Aus landes begreifen wir sehr gut. Es ist noch gar nicht lange her, das; nicht nur in der französi schen Presse, sondern auch in der Kammer die deutschen Zustände als unhaltbar geschildert wurden. Man sprach von der Erschöpfung Deutschlands, von seiner Unfähigkeit, die neuen Lasten der Wehrvorlage auf sich zu nehmen und tröstete sich mit solchen Einbildungen über die eigenen Beängstigungen. Es mag wohl auch der Gedanke mitgespielt haben, das französische Volk zu der neuen äußersten Kraftanstrengung dadurch geneigter zu machen, daß man ihm einredete, in Deutschland stehe ja doch der Zu sammenbruch vor der Türe, lange werde man also die eigene Last nicht mehr zu tragen brau chen. Nun ist aber Frankreich selbst in die größten Finanznöte hineingcraten, während in Deutschland die Erhebung des Wehrbeitrags ruhig vor sich gehen und auch die Lermögens- zuwachssteuer ohne unüberwindliche Schwierig keiten durchgeführt werden wird. Es wäre töricht, wenn wir uns einreden wollten, die neuen Lasten seien für unser Volk eine Spielerei. So stehen die Dinge nicht. Wir werden manche <ible Nach wirkung in Handel und Wandel zu spüren be kommen. Aber das Wichtigste ist doch: wir wer den nicht nur zurechttommen, sondern haben auch alle Ursache, mit einer gesunden Gesamt entwicklung zu rechnen. ' Der Pariser „Temps" hat sich beeilt, uns einen Dämpfer zu versetzen. Der „Temps" be rechnet, daß die Vermehrung des deutschen Volks vermögens von 200 Milliarden Mark im Jahre 1890 auf 300 Milliarden Mark im Jahre 1913 angesichts der gleichzeitigen Zunahme der Be völkerung von 49 auf 66 Millionen nur eine Steigerung des Durchschnittsvcrmögens für den Kopf um etwa 300 Mark nur etwa 6 Prozent bedeute. Das beweise, daß die ungeheure Ar beitsleistung Deutschlands zwar den Unterhalt für die Millionen der neu hinzugekommenen Ein wohnerschaft habe beschaffen können, jedoch nicht ausgereicht habe, um die Deutschen reicher zu machen. Darauf entgegnet die „Köln. Ztg": Die Rechnung des „Temps" wäre falsch, selbst wenn ihre Voraussetzungen richtig wären. Die 200 Milliarden Mart — oder um mit dem „Temps" zu rechnen: 250 Milliarden Franken auf die 49 Millionen Einwohner des Jahres 1890 ergeben ein Durchschnittsvermögen von 4082 Mark -- 5102 Franken für den Kopf. Die 300 Milliarden Mark — 375 Milliarden Franken auf die 66 Millionen Einwohner des Jahres 1913 ergeben 4544 Mark --- 5682 Franken. Die Vermögenszunahme auf den Kops würde also 462 Mark — 580 Franken oder 11,3 Prozent betragen, nicht rund 375 Franken --- rund 6 Pro zent, wie der „Temps" berechnet. Die Wirklich keit liegt jedoch für Deutschland noch günstiger. Der Vermögensbestand von 200 Milliarden Äark ist nicht für das Jahr 1890 berechnet, wie der „Temps" annimmt, sondern für das Jahr 1895, in welchem die Bevölkerung bereits 52 Millionen betrug. Das ergibt ein Durchschnittsvermögcn von 3865 Mark auf den Kopf gegen 4500 Mark bis 4900 Mark, die Hclssc- rich für 1912 berechnet hat. Die Zunahme des Durchschnittsvcrmögens in den 17 Jahren liegt also zwischen 635 Mark und 1035 Mark, oder zwischen 16,5 und 26,5 Prozent, gegenüber den 6 Prozent, die der „Temps" uns zubilligen will. Der Zuwachs des Durchschnittsvcrmögens auf den Kopf und das Jahr stellt sich für den 17jährigen Zeitabschnitt im Mittel aus etwa 1^4 Prozent. Zweifellos hat sich das Zeitmaß des Zuwachses beschleunigt. Nimmt man mit Helffcrich für die letztvcrzlossenen Jahre eine jährliche Zunahme des Gesamtvermögens um 10 Milliarden Mark bei einer gleichzeitigen jähr lichen Bevölkerungsvermchruug um 500 000 Köpfe an, so ergibt sich ein jährlicher Zuwachs des Durchschnittsvermögcns auf den Kopf um etwa 2 Prozent. Wir glauben nicht, daß Frank reich einen solchen Vermögcnszuwachs auf den Kopf der Bevölkerung erreicht. Jedenfalls ist das durchschnittliche Einkommen auf den Kopf heute in Deutschland mit rund 640 Mark be reits höher als in Frankreich, wo es vor einigen Jahren auf nicht ganz 520 Mark berechnet wurde. Deutschland braucht also nicht, wie der „Temps" annimmt, auf das Aufhören der Bevölkerungs zunahme zu warten, uni reicher zu werden. Vor allem aber übersieht der „Temps", daß es sich bei dem Problem der KapitaOraft uni eine Massenerscheinung handelt, die nicht aus schließlich nach Durchschnittsziffern auf den Kopf beurteilt werden kann. Wenn das VollSver- mögen Frankreichs — nach Thörh — vom Jahre 1892 bis 1908 von rund 200 auf rund 232 Milliarden Mark, dasjenige Deutschlands von 1895 bis 1912 von 200 aus 300 bis 320 Mil liarden Mark zugenommen hat, und wenn heute das deutsche Volkseinkommen, das, vor 25 Jah ren hinter dem französischen noch zurückstchend, 42 Milliarden Mark beträgt, das französische nicht viel mehr als 20 Milliarden Mark, so kommt in diesen Ziffern eine gewaltige M a ch t -- verschiebung zum Ausdruck. Wenn diese Machtverschiebung zum guten Teil auch auf der Vermehrung unserer Bevölkerung beruht, um so besser für uns! Denn in diesem Punkte sind trotz des — im Jahre 1912 übrigens zum Still stand gekommenen — Rückgangs des Geburten überschusses unsere Zukunslsaussichten denjeni gen unseres westlichen Nachbars bekanntlich in ganz besonderem Maste überlegen. Die Mahnung der sozialdemokratischen Presse, nicht zu vergessen, dag es bei der Ab schätzung des Volkswohlstandes nicht bloß auf die Endzahlen ankomme, sondern auf die Ver teilung der Einkommen, auf das soziale Bild, ist natürlich berechtigt. Es wird der Mühe wert sein, auf diesen Punkt zurückzukommen, aber das steht schon längst fest: von einer Be reicherung der Reichen, die zusammenhinge mit einer gleichzeitigen wachsenden Verarmung der unteren Schichten, kann keine Rede sein. Mit der Vcrelcndungstheorie ist nichts mehr anzu fangen. der Reichstelegraph und -ie Schaeetage. Berlin, 1. Januar. „Wenn der Winter über die Zäune steigt. . heißt es in dem alten deutschen Rechtsbuch, dem Sachsenspiegel, dann richtet er viel Unheil an. Der Schncesturm der letzten Tage des Jahres 1913 hat über das Riesennetz des deutscher Telegraphen- und Fernsprechwesens wieder einmal eine Katastrophe ge bracht trotz der früheren Versicherungen der Postfach leute, daß man neuerdings den Ähneeftürmen ge- wachsen sei. Der Telographenverkehr hat außerordent lich gelitten Von Berlin aus waren allein mehr als 180 Leitungen betriebsunfähig, einmal durch den Sturm selbst, dann aber auch durch die Schneemassen, die als dicke Eiskruste zwischen den Drahten ein froren und durch ihre Schwere die Drähte durch brachen. Aber auch fast alle Telephondrähte, die noch oberirdisch Stadt und Land und Städte mit Städten verbinden, wurden zerstört oder doch zum mindesten gestört. Die Reichstelegvaphenoerwaltung verwies beruhigend auf die unterirdischen Kabel. Aber diese waren eben im Nu derart überlastet, daß man auch mit den dringenden und dringendsten Depeschen nicht „durchkam". .Zuerst kommen die Staatstelegramme!" ist die stereotype Antwort, wenn man ungeduldig wird. Theoretisch ist gegen diese Rangordnung -war nichts einzuwenden, aber in prsri läuft doch sehr viel Unbilligkeit unter. Denn wie manche „dringende" Staatsdepesche dürfte ruhig auch morgen ankommen, während Handel und Wandel des privaten Publi kums durch die Verzögerungen ost empfindlichen Schaden erleiden. Vor einem Naturereignis steht man gewöhnlich mit stummer Resignation, weil man eben nicht» machen kann. Die Elemente hassen das Gebild aus Menschenhand, und gegen höhere Gewalt kommt der kleine Mensch nicht aus. Aber es handelt sich doch hier um Mißstände, die sich durch technische Verbesse rungen vermeiden lassen und die auf einzelnen Linien ck« bereits vermieden sind. Die gewaltigen Störun gen bei solchen Schneestürmen sind doch sozusagen ein „alter Schnee": sie kehren jedes Jahr wieder und rufen jedesmal dieselbe Verwirrung des Verkehrs, aber auch dasselbe amtliche Achselzucken hervor. Herr Kraetke, der vielbestürmte Staatssekretär, hat seine Bureaus bereits daran gewöhnt, auf Anfragen und Beschwerden immer dasselbe zu erwidern, nämlich daß man alles tun werde, um die Störungen so rasch wie möglich zu beseitigen. Darunter wird aber immer nur die Wiederherstellung des früheren Zustandes verstanden, nicht etwa die gründliche Reform des ge samten Telegraphen- und Telephonwesens. Der technische Laie, der sich über die Unzulänglich keit der Einrichtungen besagt, ist über die neuen Erfindungen und Möglichkeiten der Telegraphen technik durch die Presse unterrichtet. Er weiß, daß wir technisch so weit sind, um sämtliche Telephon drähte, die jetzt noch oberirdisch neben den Eisen bahnen von Stadt zu Stadt laufen und in jedem Winter durch die Schnecstürme gestört werden, unter der Erde geschützt als Kabel führen können, obne daß die Verständigung leidet. Fast jeder hat schon von den Pupinspulen gehört, dieser epochemachenden Er findung, auf der die ganze nächste Entwicklung der unterirdischen Ferntelephonie beruht. Während man früher für oberirdische Fernsprechleitungcn tausend Kilometer als Grenze der Verständigung annahm, ist diese Möglichkeit jetzt auch für die unterirdischen Kabelleitungen erreicht. Der Laie also, dessen Existenz und geschäftlicher Wirkungskreis heutzutage mit Telegraph und Telephon so innig verwachsen ist, der Industrielle, der Kaufmann, die Börse, sie Presse, fast alle greise und Schichten des Volles er warten, daß die Höhe der Technik auf die Praxis angewendet wird. Aber die Telcgraphenverwaltung leistet Widerstand. Telegraph und Telephon sind bei uns nicht nur eine monopolistische, sondern leider auch eine bureaukratisierte Einrichtung, die zum Fortschritt und zur Verbesserung immer nur ge trieben und gestoßen werden muß. Man erlebt es ja auch in anderen als in Schneesturmtagen, wenn die Handelskammern auf das Bedürfnis nach neuen Verbindungen Hinweisen, die sich glänzend rentieren würden, daß das Reichsfinanzamt, vor den Anlage kosten erschreckend, den Pesten im Etat einfach streicht, so wie man ein Museum oder eine Park anlage wegläßt, und dann der Oberpostdircktion anheimgtbt, die Achsel zu zucken und durchblicken zu lassen, daß das Publikum eigentlich viel zu viel tele phoniere und telegraphiere, so wie einst der Eisen- bahminister Thielen erklärte, daß das Publikum eigentlich zu viel reise. Oder man zählt auf einer Linie die angemeldetcn Ferngespräche in einer be sonders ruhigen Stunde und beweist damit den Mangel des Bedürfnisses, so wie man die Hand- wcrksburschen einst au' der Landstraße gezählt hat, um die Ueberflüssigkeit neuer Eisenbahnlinien dar zutun. Aus dieser unkaufmännischen, unpraktischen und oerkehrsfeindlichen Acra müßten wir endlich einmal ganz herauskommcn. Das Telephon- und Telegraphenwesen als Volkswirtschafts- und Kultur frage zu betrachten und nicht als lästiges Stiefkind neben der Post, bei der mehr verdient werde (was auch nur eine kurzsichtige Meinung ist), dahin muß die Verwaltung von der öffentlichen Meinung ge bracht werden. Dann wird es aber auch nicht schwer sein, die Verbesserungen und Schutzvorrichtungen all gemein durchzuführen, mit denen der Reichstclegraph den schlimmsten Schnectagen des Jahres ge wachsen ist. polililesie UeberlieM Zur inneren Krisis. München, 2. Januar. Das Organ der bayrischen Staatsregierung, die „Bayerische Staatszeituna", veröffentlicht heute einen politischen Neujahrsartikel, in dem es u. a. heißt: „Politiker verschiedener Richtungen rechnen im kommenden Jahre mit einer Berlchär- fung der innerpolitischen Lage im Reiche. 2m Interesse eines gedeihlichen Fortganges unserer Frieoensa.deit ist es zu wün chen, baß diese poli- ti che Sturmansage sich nicht bestätigt. Es ist nicht einzusehen, warum die MißverUandnisse, welche kurz vor Weihnachten sich zwilchen Kanster und Reichsiag aufgetan haben, im Jahre 1914 ihren Stempel auforücken sollen. Kein ruhlg Denkender wird behaupten, daß nun die Arbeit von vier Jahrzehnten im Reichslande zunichte gemacht worden sei. An dem Ern st e der Frage, um die es sich bei der Erörterung um Zabern handelt, sollte nicht gerüttelt werden, aber das ichließt nicht aus, daß eine Lösung gefunden wird, welche zeigt, daß die Vertreter der bürgerlichen Kreise im Reichstage über den Zwiespalt eines Tages nicht des Vertrauens vergessen, welches sie dem Kanzler bei der Bewilligung der Heeresoorlaoe ge zeigt haben." Das Regierungsorgan veiweist dann darauf, baß auch in Bayern dieEemüter vielfach auf Kampf gestimmt sind, und er klärt, daß die bayrische Regierung allen jenen die Hand bieten werde, die mit ihr im gemeinsamen Interesse des Vaterlandes sich auf dem politischen Kampfselde zusammenfinden. die Seörohung -er -rutschen viehbesiän-e -urch neue Seuchrnausbrüche. Das weitere Anwachsen der Maul- und Klauenseuche sowie der Tchweincseuche in Deutschland, die einen bedrohlichen Umfang an zunehmen scheint, wird dadurch belegt, daß nach dem jetzt erschienenen amtlichen Auswcis wieder 140 Gemeinden und 431 Gehaste van der Maul- und Klauenseuche ucu befallen, während nicht weniger als 669 Gemeinden und 11/2 Gehöfte von der Schweinefeuche und Schweinepest neu betroffen wurden. Namentlich durch die Aus breitung der Schweinefeuche und Schweinepest ist eine schwere Beeinträchtigung der Schweine haltung zu befürchten. Das Anwachsen der Maul- und Klauenseuche ist um so empfindlicher, als sie Ende Oktober so gut wie erloschen war. Es waren nur 5 Bezirke iu ganz Deutschland von ihr befallen. Im ganzen find jetzt wieder 112 Kreise, 260 Gemeinden und 941 Gehöfte von der Maul- und Klauenseuche befallen, dar unter viele Grenzbezirke, wie Düsseldorf, Aachen, Königsberg, Allcnstein, Danzig, Marienwerder. Ferner in Bayern, Mittclsranicn und Schwaben, in Sachsen die Aintshauptmannschaft Bau tzen, Leipzig und Zwickau. In Württem berg ist nur der Jagstkreis frei, und ganz be sonders schwer ist iu Baden Konstanz betroffen. Ebenso ist das ganze Gebiet von Elsaß-Lothrin- gen bereits verseucht. Hieraus ist wohl abzu leiten, daß trotz der angeordneten scharfen Vor beugungsmaßnahmen die Einschleppung aus den Greuzlündern Rußland, Oesterreich-Ungarn, aus der Schweiz, Frankreich und Belgien zugenom- men hat. In Konstanz sind allein 173 Gehöfte neu verseucht, in Lothringen z. B. 43, in Al- lenstciu 26, in Marienwerder 41, in Königs berg 4. Frei von der Maul- und Klauenseuche sind bisher u. a. der Stadtkreis Berlin, der Bezirk Stettin, Stralsund, Erfurt, die Provinz Hannover, Westfalen und Hessen-Nassau ge blieben. Auch die Bezirke Köln, Koblenz, Trier und Sigmaringen sind nicht verseucht. Das gleiche gilt von den Hansastädtcn. In noch viel weitgehenderem Maße hat sich die Schweine pest wiederum ausgebreitet. Im ganzen sind jetzt 565 Kreise, 2616 Gemeinden und 3875 Ge höfte von der Seuche befalle». Frei sind nur der Bezirk Aurich und Sigmaringen, in Würt temberg der Tvnautreis, in Baden Konstanz, ferner die beiden Schwarzburg und die beiden meuß, Lübeck sowie Koburg und Birkenfeld (Oldenburg). ES besteht hier der begründete Verdacht, daß durch die verspätete oder ganz unterlassene Anzeige und durch die Versendung Von tranken oder angesteckten Tieren ein be trächtlicher Teil der Neuausbrüche der Schweine pest verursacht worden ist. der Ausbau unserer Zlotte im ersten Halbjahr 1914. Das erste Halbjahr 1914 wird zunächst den Srapellauf des letzten Schiffes der König-Klasse, des „Ersan Brand c n b u r g" bringen, der auf der Gcrmaniawcrft in Kiel seiner Vollendung entgegengeht. Es ist das letzte Großlinienschifi, dns mir 10- bis 30,5 Zentimeter-Geschützen bestückt wird. Tie weiter noch auf Stapel liegenden Großlinienschiffc „Ersatz Wörth" nnd „D", die im Etat 1913 angefordert wurden und bei Schichan (Danzig) nnd Howaldt (Kiel) gebaut werden, werden mir 8- bis 38,1-Zcntimeter-Geschützen be stückt werden. Weiter ist nach Bewilligung des Erats 1914 mit dem Beginn des Neubaus „Ersatz Kaiser Friedrich III." zu rech nen. Die bereits von Stapel gelaufenen drei Schiffe der König Klasse („König", „Großer Kurfürst" und „Martgraf") werden im Aus bau weiter gefördert, so daß sie im Sommer 1914 dienstbereit sind. Neue Panzerkreu zer werden im ersten Halbjahr 1914 nicht von Stapel laufen, da mit dem „Ersatz Hertha", der aus der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven gebaut wird, erst im Sommer 1913 begonnen wurde. „Lützow" nnd „Derfflinger" werden im Ausbau gefördert, so daß letzterer gleichfalls Sommer 1914 dienstbereit sein kann. Beide Schiffe sollen die verstärkte Armierung von 8- bis 30,5-Zentimcter-Geschützen ausweisen. Die Vergebung eines weiteren Panzerireuzers („Er satz Viktoria Luise") rst zu erwarten Von den auf Stapel liegenden kleinen Kreuzern stein zu nächst der Ablauf des „Ersatz Irene" be vor, der auf der Wescrwerst gebaut wird und der im Sommer 1912 in Angriff genommen wurde. Als ein Schwesterschlsf der im Oktober abgclaufcnen „Grandenz" wird cs die gleichen Abmessungen und die gleiche Bestückung wie die ses Schiff aufweiscn. Außerdem befinden sich noch die kleinen Kreuzer „Ersatz Hela" und „Ersatz Gefion" auf der Kaiserlichen Werft in Kiel unü beim Vulkan «Stettin) aus Stapel als Sckstffe des Etats 1913. Ihr Stapellauf dürfte voraussichtlich erst im zweite» Halbjahr 1914 erfolgen. Für 1914 wird außerdem die Vergebung von zwei weiteren kleinen Kreuzern („Ersatz Gazelle" und „Ersatz Niobe") vor gesehen. Im Herbst 1913 ist weiter auf der Kaiserlichen Werft in Danzig das „Kanonen boot 6" auf Stapel gelegt worden, das im Sommer 1915 fecriggestelll werden soll. Der Torpedobootsausbau erstreckt sich auf die Vulkan Boote V 25 bis V 30 und die Schichau-Boote 8 31 bis 36, die mit 2- bis 8,8-Zentimeter-Ge- schützen und vier Maschinengewehren bestückt wer den sollen. Weiter ist laut Etat 1914 die In- baunahme von 12 neuen Torpedobooten vor gesehen. Im Lause des Frühjahrs soll eine zweite Flottille von Unterseebooten nach Fertig stellung der vierten Halbslottillc formiert wer den und die Hochseeflotte erhält am 1. April eine neue bedeutungsvolle Verteilung durch Ver legung des 1. Geschwaders nnd des Verban des der Aufklärungsschiffe nach Wilhelmshaven, wo dann 13 Großtampfschiffe nnd 13 kleine Kreuzer stationiert sein werden. Das 2. und 3. Geschwader kommen nach Kiel.
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