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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.01.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140115026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914011502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914011502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-15
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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Jahrgang f»r Snserat, au» Röpzig un» Umgebung »I« /»AAklALnpkklfu» ispaUlgepetltzeilersPf.,SieNeklomezellelm.» »an au»u>art» ZS Pf., Neklamen i.rs M., Kamillen» u. klein« stnzeige« »l« petttzelle nur2Spf.,Inserate oon VehörSen im amtlichenlril Sie petitzeil« »4 Pf. Seschüstoanzelgen mit plahvorschrltt im Preis, «rbSbt. Nadatt nach Saris. Seilagegebühr: Sesamtaufi. - M. Sa» Sausen» ou»schl Postgebühr. Mazeigea-finnabm«: 1»hannl»gaN»0, bet sämtlichen tNlolen üe» Leipzig« Sageblatt«» un» allen stnaoa<ra-Sep«»itlonen »e» Ja- ua» stusluo»,». Seschüstastell« für Serlla u.ül« pr. VraaZendurg: dirrktioawalterZliegrl, Serlla w. 1», MargaretbenNroA» «. Zerasprech-staschlust: Lüyow «7>. lSl4 vonnerstag, üen 15. Januar. Vas wichtigste. * Unter großer Beteiligung fand heute mittag die Beerdigung von Dr. Eduard Brock haus in Leipz ig statt. (S. bes. Art.) * In dem Krankenkassen st reit in Breslau ist keine Einigung zustande gekommen. (Siehe Dtschs. R.) * Aus Wien verlautet, daß Ismail Kemal seine Demission als Chef der provisorischen Re gierung in Albanien gegeben habe. (S. Ausl.) * Im Streikgcbiet von Südafrika ist es am Mittwoch zu keinen neuen Zwischenfällen gekommen. In Johannesburg herrscht tiefste Ruhe. (S. Ausl, und L. Dep.) * Es steht nunmehr fest, daß sämtliche Passa giere und die Besatzung des untergegangenen Dampfers „Lobe quid" gerettet sind. (Siehe Nachr. v. T.) Der Staatsbankerott Mexikos. New York, 15. Januar. (Draht meldung.) Die mexikanische Regierung hat den Vertretern der Mächte die ange- kündigte Einstellung der Zinsenzah'ungen für die innere und auswärtige Schuld als beschlossene Sache mitgeteilt. Die Ein stellung erfolgt zunächst auf sechs Monate. Eine frühere Wiederaufnahme der Zahlun gen ist ausgeschlossen. Zn New York wurde die Nachricht ruhig anfgenommen. Durch die amtliche Mitteilung der Regierung Mexikos, daß die Zinszahlungen auf die Bonds der inneren und der auswärtigen Schuld für die ersten 6 Monate des Jahres eingestellt würden, ist der Konkurs der mexikanischen Ztaatsfinanzen ausdrücklich erklärt worden. Offenbar handelt es sich im vorliegenden Falle um die tatsächliche Zahlungsunfähigkeit des seit ^ahr und Tag durch die Revolution zerrütteten Staatswesens: ein Nichtzahlenwollen erscheint angesichts der obwaltenden Umstände von vorn herein ausgeschlossen. Tie Einführung der Zwangswährung für das mexikanische Papier geld hat schon vor einigen Wochen auf den drohenden Zusammenbruch vorbereitet. Aber es schien bisher, als ob wenigstens die Zinsen der Alfreü Lichtwarks Persönlichkeit. Daß Alfred Lichtwark, um dessen Verlust jetzt die ganze deutsche Kulturwelt trauert, im Kunstleben unseres Vaterlandes eine durchaus be sondere Stellung einnahm, daß er darin sozusagen eine Klasse für sich bitdete, darüber herrscht schon lange allgemeines Einverständnis, aber es ist nicht immer richtig verstanden und dargestellt worden, worin seine Eigenart wurzelt und besteht. Das bil dete die Stärke der Persönlichkeit Alfred Licht warks, daß er ganz und gar ein Mann des Lebens war. Ein Mann des Ledens — oder vielleicht darf man selbst sagen: ein Mann von Welt. Er legte gerade hierauf Wert; er legte Wert auf gepflegte Kleidung, auf gepflegte Formen, auf gepflegten Um gang; der elegante und leichte Stil seiner Schriften, der w mühelos erscheint und doch so sorgfältig durch gearbeitet ist, dieser weltmännische Stil, der die Arbeiten Lichtwarks von denen aller anderen deut schen Kunstschriftsteller seiner Zeit unterscheidet — er war ein Spiegel seines eigensten innersten Wesens. Schon als Student hat Lichtwark auf seiner .Bude", wie der verstorbene Muther einmal humor voll erzählte, nie jene Zigeunerhafte Unordnung ge duldet, die sonst in Studentenwohnungen die Regel ist; schon damals zeigte sich, selbst in den kleinsten Verhältnissen, seine Neigung immer «-ommv >1 mut zu jein und zu erscheinen. Von guten Formen, höflich, aber zurückhaltend und eher kühl: das war der Ein druck. den Lichtwarks Persönlichkeit machte. 1886 wurde er nun Direktor der Kunst Halle zu Hamburg. Es war ein Posten nach seinem Herzen. Fern lag ihm, sich in dieser Stellung nun ganz zum Kunstforscher, zum Gelehrten auszubilden, wie das in vielen ähnlichen Fällen zu geschehen pflegt. Es lag in Lichtwarks Natur, alles lieber als ein Spezialist, ein Philister der Wissenschaft zu werden; und im ganzen treten seine wissenschaft lichen Leistungen rm Rahmen bes Gesamtwertes seines Lebens durchaus zurück. Sein Programm ging in eine ganz andere Richtung: es war neu, es war kühn, es wur fruchtbar, und es zielte, seiner ganzen Persönlichkeit entsprechend, dahin ab, zwischen Kunst und Leben eine Brücke zu schlagen. In diesem Sinne vollendete er das bekannte, oft beschriebene und de- wunderte Werk der Reorganisation der Kunsthalle. Nicht eine beliebige, möglichst umfängliche Anhäufung von Kunstwerkes sondern eine solche Sammlung wurde sein Ziel, die unmittelbar mit Hamburg und dem hamburgischen Leben in Zusammenhang und Fühlung stand. Seine Kunsthalle sollte Hamburg, sein Hamburg sollte aber wieverum seine Kunsthalle widerspiegeln, und in seiner Sammlung hamburgi scher Kunst und hamburgischer Bilder hat er in dieser Beziehung anerkanntermaßen Vorbildliches geleistet. Doch erschöpfte sich seine Leistung hierin nicht, lieber die Leitung der Kunsthalle hinaus griff er in das Leben seiner Vaterstadt, in das Leben des ganzen deutschen Vaterlandes unmittelbar ein. Er war es. der in erster Reihe den Kampf gegen die katsche Romantik in der Bautunst, gegen die Deko- rationskif^sp! de» Tepezierers, gegen die Abtötung » auswärtigen Schuld einstweilen noch aufgebracht werden konnten. Auch die in Paris und London in den letzten Tagen unternommenen Versuche, derBankvonLondon undM exiko einen Vorschuß von 800 000 Pf. St. zu erwirken, schei nen gescheitert zu sein. Es ist sehr wohl möglich, daß die von dem Präsidenten Huerta angeordnetc Einstellung der staatlichen Zinszahlungen diese der Bank zugedachte Hilfeleistung ausgehalten oder ganz hinfällig gemacht hat. Nachdem die Hoffnung auf die Erhaltung der Zahlungsfähigkeit Mexikos getrogen hat, ist in Europa die Zahl der mexikanischen „Inter essenten" stark angewachsen. Tenn die Anlech:n Mexikos sind namentlich in England, Frankreich und Deutschland untergcbracht. Selbstverständ lich leben die privaten Gläubiger Mexikos der Erwartung, daß ihre Rechte von den Regie rungen nachdrücklich werden wahrgenommen wer den. Als der gewiesene Weg erscheint die inter nationale Verständigung, die bekanntlich — um ein markantes Beispiel zu nennen — in der Türkei seit geraumer Zeit zugunsten der pri vaten Gläubiger gewirkt hat. Hoffentlich dauert es nicht lange, bis die beteiligten Mächte, im Einvernehmen mit der gleichfalls beteiligten nordamerilanischen Union, sich grundsätzlich dar über einigen, gemeinsam den Schutz der be drohten Rechte ihrer Staatsangehörigen in die Hand zu nehmen. Ist hierüber die Einigung erfolgt, dann werden die Mächte erwägen müssen, ob sie nach türkischem Muster in Mexiko einen Finanzausschuß einsetzen, der mittels der Ver pfändung mexikanischer Staatseinnahmen, mag es sich dabei um Steuern oder um Zölle handeln, die Befriedigung der ausländischen Rechtsan sprüche sichert. Um eine einfache Sache handelt es sich da bei selbstverständlich nicht. Gerade von den Ver einigten Staaten ist anzunehmen, daß sie ein Drernreden der anderen Mächte gern verhindern werden Der Bankerott des Staates Mexiko gehört eigentlich zu dem „Programm" der ameri kanischen Spekulationspartei. Sie hofft, daß Huerta nunmehr geliefert ist und keinerlei Aus sicht hat, seine verzweifelte Politik fortzusctzen. Mit leeren Staatskassen läßt sich bekanntlich schlecht wirtschaften und noch weniger gut Krieg führen. Immerhin werden wohl noch Monate vergehen, bis sich über das Schicksal des zer rütteten Staates einigermaßen Bestimmtes sagen läßt. Die Konkurserklärung Mexikos hat auf bei den Halbkugeln im Laufe der Zeiten wiederholt ihresgleichen gesehen. Tas heute so geldstolze Frankreich gibt dabei, wie aus der Darstellung M. v. Heckels in der 3. Auflage des „Wörter buchs der Volkswirtschaft" (Jena, Gustav Fischer) hervorgeht, gewissermaßen den Ton an. Hat es doch schon unter Sullh, Richelieu, Ma- zarin und Colbert beim Regierungswechsel er klärt, daß die Verpflichtungen der voraus gehenden Regierung von der nachfolgenden nicht anerkannt würden. Es folgte darauf in Frank reich der Zusammenbruch des Lawschen Systems und die Assignatcnwirtschaft der Revolution. Auch Oesterreich und Spanien haben nicht nur in früheren Jahrhunderten, sondern auch noch im 19. Jahrhundert wiederholt den Staats bankerott erklären müssen. Dasselbe Schicksal ereilte bis in die neueste Zeit hinein außer der Türkei Portugal und Griechenland, zuletzt in den Jahren 1892 und 1893. Auch Rußland blieb im Jahre 1839 von der staatlichen Kon kurserklärung nicht verschont, und in den Jah ren 1876—1890 geschah dasselbe in einer Reihe amerikanischer Staaten. Auf deutschem Boden erließ Kurhessen 1814/15 und Schleswig-Holstein im Jahre 1850 die Bankerotterklärung. So fehlt es Mexiko nicht an Gesellschaft. Möge einträchtiges Handeln der beteiligten Mächte die Gläubiger 'Mexikos vor erheblichen Nachteilen bewahren! Möge aber gleichzeitig der deutsche Sparer aus der mexikanischen Er fahrung die Lehre ziehen, daß die öffentlichen Anleihen Deutschlands den unbestreitbaren Vor zug eines nicht versagenden Zinsendienstes haben! An dieser Einsicht hat es immer ge fehlt. Jetzt wird man allerdings Dank dafür wissen, daß letztes Jahr der preußische Handels minister eine weitere Ueberschwemmung der Börse mit mexikanischen Pavieren verhinderte. Der Schaden für die deutschen Abnehmer der früher ausgegebenen mexikanischen Papiere ist ohnehin groß genug: er wird sich auf einige Millionen belaufen. politische Uebechchl Vie Aabern"Vebatte im reichslän-ischen Lan-tage. Zm weiteren Verlauf der Aussprache über die Interpellation wegen der Zaberner Vorgänge in der reichsländischen Zweiten Kammer erklärte am Mitt woch u. a. noch Ünterstaatssetretär Mandel: Ich hatte um so weniger Anlaß, im Reichstage des Farbensinnes, gegen die Kümmerlichkeit der modernen Garten- und Parkanlagen ausgenommen hat. Da zeigte es sich, daß der im Leben so ver bindliche Mann auch eine scharfe Klinge zu führen verstand; seine Schriften „Palastfenster und Flügeltür", „Die Erziehung des Farben sinnes" usw. wirkten erfrischend, wie — nach Storms Dichterworte — goldene Rücksichtslosigkeiten. Wollte er so die Kunst, eine gesunde, natürliche, dem Menschenverstände entspringende und ihm gemäße Kunst, ins Leben hineingetragen sehen, so drang er auf der anderen Seite auch darauf, daß das Leben in die Kunst hineinströme. Darum munterte er den Dilettantismus in der Kunst auf, zog er die Ama teurphotographie in den Dienst der Kunst, suchte er immer und überall die natürlichen Kunstinstinkte und Kunstinteressen beim Publikum zu wecken, zu pflegen und zu heben. Denn Lichtwark war ein Mann, der realistisch dachte. Er hat sich keiner Täuschung über die höchst prekäre Lage hingegeben, in der sich die Kunst gegen wärtig überhaupt, und speziell auch in Deutschland, befindet. Zn einem sehr bemerkenswerten Aufsätze, der indes, weil in einem Privatdrucke erschienen, fast ganz unbekannt geblieben ist, hat er einmal in dieser Hinsicht ein offenes Bekenntnis abgelegt und darauf hingewiesen, daß der Beruf des modernen Malers, praktisch genommen, auf einer Illusion beruhe, inso fern für Werke der Malerei nur ern verschwindend geringer wirklicher Bedarf vorliege und der Maler daher, wenn er in diesen Beruf eintrete, sich dem Geratewohl aussetze. Er hat das nickt immer so offen ausgesprochen, aber er hat seit dreißig Jahren aus dieser Empfin dung heraus gehandelt und darauf hingearbeitet, Kunstbebürfnis im Leben zu schaffen und so der Kunst den festen Boden unter die Füße zu geben, dessen sie heute leider entbehrt. Hierin ist ein Leitmotiv seiner ganzen Kunstpolitik und seiner ganzen Tätigkeit als Museumsleiter wie als Kunst- schriftsteller zu erblicken. Auch in anderer Beziehung hatte er ein starkes Gefühl für den unlöslichen Zusammenhang zwischen Kunst und Leben. Er verstand, daß eine Kunst de« großen nationalen und idealen Gehaltes immer entbehren müße, wenn ihr nicht das Leben selbst die Handhabe dazu gibt, und darum ging er wieder von den Gestalten und Schöpfungen der Kunst auf das Leben zurück und versuchte dre Gestalt des „Deutschen der Zukunft", das Zukunftstdeal der Deutschheit zu entwerfen. Das Zukunftsideal war weder der Offizier noch der Professor, noch der königliche Kaufmann, aber es Halle von all' diesem etwas, es war erfüllt von schneidiger Tatkraft und Tatenlust und gekleidet in die Formen weltmännischer Vornehmheit, ohne die Alfred Lichtwark sich den Kulturmenschen weder denken konnte noch wollte. Man wirü nach all diesem verstehen, daß seine Stellung zur modernen Kunst nicht ganz eindeutig sein konnte. Nach außen hin ist er grundiätzlich als ihr Verteidiger und Förderer aufgetreten; er bat Liebermann, er bat Kalckreuth geschätzt, hat ihnen und Trübner und Slevoigt und Torin th immer wieder Aufträge erteilt — aber dennoch stand er der modernen Kunst gar nicht so sicher gegenüber, wie es den Anschein haben mochte, und wir glauben Ursache zu der Annahme zu haben, daß es nicht diese Modernen waren, denen seine eigentliche künstlerische Liebe galt. Sie galt viel mehr jenen deutschen Malern des 19 Jahrhunderts, wie Runge und Old ach, Kaspar David Friedrich und Morgen st ern, Rhoden und Was mann, die so lange verkannt geblieben sind und für deren Entdeckung Lichtwark so viel getan hat. Seine Runge-Sammlung war sein Stolz, und es war ihm eine Enttäuschung, daß Runges Werke auf der Deutschen Jahrhundert ausstellung nicht die Bewunderung fanden, die er erwartet hatte, und die dem hamburgischen Meister, wie er glaubte und mit Recht glaubte, gebührte. Fand er dann einen Gesinnungsgenoffen, der in der Liebe zu seinem Runge mit ihm zusammentraf, dann ging ihm das Herz auf, dann ward er warm, dann schloß er Freundschaft, und so hat ihn z. B. ein herzliches persönliches Verhältnis mit dem ver storbenen trefflichen norwegischen Kunstforscher An dreas Aubert verbunden, der die Erforschung Runges und Friedrichs sich zur Lebensaufgabe gestellt hatte. Aber Lichtwark war zu sehr Mann des Lebens, zu sehr Realist, um sich rn den Wahn einzuspin- nen, daß die feinen, treuen, stillen Künstler der deutschen Bürgerzeit den Bedürfnissen und Idealen der drängenden Gegenwart genügen könnten; jo er kannte er denn resolut die moderne Kunst, an der ihn dock so manches verstimmte, an und stellte sich in die Reihen ihrer Vorfechter und ihrer Förderer. Was seinem Lebenswerke die Dauerhastigleit ver- bllrack bas ist eben seine innere Gesundheit, das ist die Wahrhaftigkeit, mit der er sich zum Leben be kannte und die ihn dazu drängte, Lebenskunst und Kunstleben in organische Verbindung miteinander zu setzen. X. Kunst un- Wissenschaft. * Aus der Lheaterchronik. Die Erstaufführung des „D o n Zu an" in Mannheim in Bodanz- kys wertvoller Bearbeitung fand starken Bei- fall beim ausoerkauften Hauie. Der Orchesterklang war wundervoll, die Solisten waren ausgezeichnet. — Die Oper „Die Liebe der drei Könige". Tert von Sem Benelli. Musik von Z. Montemezztz hat in Verona und Mantua einen überaus großen Erfolg erzielt. Die Oper wird in kurzer Zeit in Padua. Rom, Brescia, Genua und anderen größeren Städten aufgeführt werden. — Das Schau- ipiel „Du sollst nicht töten" von Leonid Andre jew ist zur deutschen Uraufführung vom Deut schen Toeatrr in Berlin angenommen worden. — „Vom Teufel geholt", ein vieraktiges Schau- spiel von Knut Hamiun, in der Uebersetzung von Karl Marburg er, ist gleichfalls vom Deutschen Theater in Berlin angenommen worben. — „Thrt - stiane", ein Spiel aus der Goethe-Zeit von Lothar Schmidt und Emil Schaeffer, hatte bet der Festaufführung im Schauspielhaus in Frankfurt a.M. zu sprechen, als von seiten des Reichskanz lers und des Kriegs Ministers nicht der mindeste Vorwurf gegen die Landesverwal tung von Elsaß-Lothringen erhoben wurde. (Zu rufe: Oho! Oho!) An der Erregung der Zaberner Bevölkerung ist zum größten Teile die Presse schuld. Was ein junger, unerfahrenerLeuinant in der Kaserne jagte, das konnte einen ganzen Volksstamm nicht be leidigen. (Lebhafter Widerspruch.) Die Zaberner Angelegenheit hat mit der Verfassung nichts zu tun. — Es sprachen noch die Abgg. Kiener (Lothr. Block) und E m in e l (Soz ), worauf der Staatssekretär Frhr. Zorn v. Bulach nochmals, wiederholt vonZwiichenrusen unterbrochen,denStand- punkt der Regierung darlegte. Er bestritt das Be stehen einer Neben regierung und betonte, daß die Regierung nicht das Recht gehabt hätte, sich in die Militärangelegenheiten einzumischen. Die Re gierung sel stets bestrebt gewesen, die Interessen des Landes zu schützen. Der Staatssekretär schloß mit dem Appell zur Mitarbeit, damit das Resultat bald erreicht werde, welches die Regierung und das elsaß- lothringische Volk sehnlichst wünscht. * Aus der bereits in der Dienstag-Sitzung ge gebenen Antwort des Staatssekretärs Zorn von Bulach tragen wir noch einen Satz nach, der s i ch auffülligerweise in dem o s s i z i ösen Be richt von Wolff nicht findet. Der Staatssekretär erklärte nämlich zum Schluß: Aus der von d e r R e g i e r u n ave r an st al lsten Untersuchung hat die Regierung die Auffassung gewonnen, daß die Voraussetzung für ein selbständiges Einschreiten des Militärs ohne Requisition der Zivilbehörden am 28. November nicht gegeben war. (Bravo!) Ueber das Telegramm des Generals von Pelet- Narbonne, des Vorsitzenden des Kriegsgerichts in der Verhand lung gegen Oberst v. Reuter, erfährt die „Rhein - Weftf. Ztg." oon zuständiger Stelle folgendes: „Tatsache ist, daß das Gericht um 10 Uhr zur Urteilsverkündung den Sitzungssaal betrat, und daß gegen 10,45 Uhr das Urteil verkündet wurde. General von Pelet-Narbonne wechselte darauf einige Worte mit dem Vertreter des Kriegsministeriums. Erst dann schrieb er die Drahtungen, verließ dann den Sitzungssaal und gab seinem auf der Straße wartenden Diener die zwei Drahtungen an die oben genannten Personen. Eine Titelbezeichnung fehlte vollständig. Auch enthielten die Drahtungen keinen Glückwunsch. Ihr Inhalt lautete kurz: „Frei- spruch, Pelet." Beide Drahtungen sind 15 bis 20 Minuten nach der Urteilsverkündung aufgeqeben worden. General Pelet-Narbonne war also Pri vatperson in diesem Augenblick und hatte das Recht, seinen beiden Jugendfreunden Herrn dank der ausgezeichneten Inszenierung und trefflichen Darstellung freundlichen Beifall. * Zur König-Oedipus-Auffühnmg in Leipzig. Für die nunmehr auf Dienstag, den 10. Februar, verlegte „König- Oedipus-Aufführung" in der Alberthalle werden Studenten und Stu dentinnen der hiesigen Universität durch Anschlag am „Schwarzen Brette" etngeladen in der Statisterie und in dem Chor der Tragödie mitzuwirken. Mel dungen nimmt mittels Doppelpostkarte der Kastellan der Universität entgegen. Der Vorverkauf für die Aufführung hat bereits bei P. Pabst, Neumarkt 24, begonnen. * Hauptmomente der Entwicklung der Schauspiel kunst im XIX. Jahrhundert. Die literarische Abteilung desAllgemeinenS tudenten- ausschusses der Universität Leipzig veran staltet Freitag, den 16. Januar 1914, einen Vor trag über „Hauptmomente der Entwick lung der Schauspielkunst im XlX. Zahr- tz u n d e r t. * „Parsifal" in Wien. Wie uns telegraphisch au» Wien gemeldet wird, gestaltete sich die heutige erste Aufführung des ,.Parsifal" im Hofoperntheater zu einem musikalischen Ereignis ersten Ranges. Das Haus war von einer erlesenen Gesellschaft, die zumeist im Festkleide erschienen war, besucht. Zn den Hoflogen hatten mehrere Mitglieder des Kaiser hauses Platz genommen. Die Vorstellung begann um 4 Uhr nachmittags. Schon das mit feinster Nuancierung ausgeführte Vorspiel bereitete die weihevolle Stimmung vor, die während der ganzen Aufführung anhielt. Der erste Akt machte musikalisch wie szenisch tiefen Eindruck. Frl. Mildenburg als Kundry, die Herren Schmedes als Parsifal und Mayr als Gurnemanz erweckten durch ihre aus Banreuth bekannten Meisterleistungen ungeteilte Bewunderung, die indessen auch nach den Aktschlüffen den Trabt- tionen Bayreuths folgend keinerlei lauten Ausdruck fand. Die Herren Schwarz als Amfortas und Weidemann als Klingsor schloffen sich den vorgenannten würdig an. Ohne sich sklavisch an das Bayreuther Vorbild zu halten, wurde die In szenierung des ersten und die noch weit schwierigere des zweiten Aktes den Intentionen Wagners durch aus gerecht. * Hofrat Richard Franz, der frühere erste Held und Liebhaber des Königlichen Hosschauspiels in Dresden und spätere Direktor des Stadttheaters in Plauen, ist zum Nachfolger des Oberreatffeurs Dr Waag als Oberregiffeur des Schauspiels und der Oper am Braunschweiger Hoftheater ernannt worden. * Da» Ritterkreuz der Ehrenlegion für Sarah Bernhardt. Die Schauspielerin Sarah Bern hardt hat das Ritterkreuz der Ehrenlegion er holten. Der Ordensrat der Ehrenlegion hat sich feit Jahren geweigert, die dieser Künstlerin von verschiedenen Regierungen zvgedochten Auszeich- nungen zu genehmigen. Erst dem gegenwärtigen Unterrichtrmnrister Diviani ist es gelungen, den Ordensrat umzustimmen.
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