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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140119010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914011901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914011901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-19
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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Morgen-Ausgabe für Letpila «,» Vorort« »urch ons«r« LrL,«r vrAUgSprei^e. uos Sp.Kt«»«« rmaltSgU« Io« hau. ,«dro»»i »ooalllch i.«5 m., »lertilsührltch r.75 m. vrt -rr »ktt>aftoft«u«, mrfrra -lllalra u»ü N»,god«st«Ur» odgiholtr monatlich 1 M.,oi«rt«YL4rUch Z M. Durch L>« Post: inaerhald drutschlanL» vn- Ser -rutschen «olonten moootUch 1^0 M., vtertetjührUch 4^0 M.. auoschUrßllch postd«st»Ua«l». vo» eetp-tgrr To, »blatt «rschriat «rrktag» rmal,Sonn-u.Z«trr1og»1mal. 2» 1«tpzt«, -«» Nachbarort««, und bin Drtra mit «tarnen ZtUalra wirb dto stden-auogab« noch am stdra- -«« «rschrinrno in» Haus g«ll«frrt. VrrUnrr »«Saktioa: 2a -en A«U«a 17.1rraspr«ch»staschluz: Moablt Ur. 447. /trntsblatt desRates und despokseüuutes der Stadt Lerpzrg UrLaMo» «ab chrschüftostrU«: ^ohanaiogass« Nr.«. o Zrrasprrch-MaschluS Nr. 14-47, 14-42 uab 14004. ISS. Jahrgang L«4«»k-»»—»»»t«-»» kür 2us«rat« au» r«to,lg unb Um,«düng Li« /rnAeiyenpreye: Ispalti,«p«t>tz«u«2»p,..-I«n«nam.,«il«,m.. von au»a»art, Zopf., N«klamrn t.ro m., Zomlltrn. u.kltln« flnzrtgrn »io p«tttz«tl» ouk4»pf.,2as«rat« von0«hörSrn tu, amtlich«» L«tl Si« prtitzrtl« S0 Pf. ch«schäft«anz»igrn mit playoorschrist im Preis« erhobt. Rabatt »ach lartf. Srilagrzrbühr: ch«samtausl.SM üa»Lausen- auoschl.postgrdUhr. Mnz»tg«»-Na»akm«: 1ohan»I»gost«4, bei sämtlich«» Zilialen -«»Lripzig« Lag«blatt«o un» all«« st»»on««»-«xp«-iti»a«a äe» 2»- u»ä stuelan-r». chrschäftostrll« für 0«rlin u. Li« pr. Vran-rnbur,: vir»kt>o»walt«rZl>rael, Vrrlla w. >», Margarrthrnstra-« 4. Z«r»sprech« Anschluß r Lühow 447«. Nr. 32. Montag. Len iS. Januar. 1914. Vas wichtigste. * Zn Berlin wurde crm gestrigen Sonntag in herkömmlicher Weise das Krönung»- und Ordensfest gefeiert. (S. des. Art.) * Am Sonntag hielt der neugegründete Preußenbund in Berlin seine erste Tagung ab. lS. Bericht.) - Der Leipziger Sportklub schlug im Eishockeyspiel auf dem Rissersee den Mün chener S. E. mit 7 : 1. lS- Sp. u. Sp.) * Das Pariser Sechstage-Radrennen wurde von Hourlier-Comes im Endspurt ge wonnen. sS. Sport u. Spiel.) * Durch ein Eroßfeuerin Mittweida wurden 12 Häuser vernichtet und 32 Fami, lien obdachlos. (S. Letzte Dep.) Wolken am Grienthimmel. 2. Erscheint auch die Gesamtansicht des nahen Orients ungleich günstiger, als an dem waffen klirrenden Jahresbeginn von 1913, so läßt sich doch durchaus nicht behaupten, daß man mit vollem Vertrauen auch nur in die nächste Zu kunft blicken dürfe. Nach Balkankriegen pflegt das freilich so zu sein: auch zu Neujahr 1879 war es trotz Berliner Kongreß und alledem noch zweifelhaft, ob die Russen wirklich gutwillig über die Donau zurückkehren würden. Und als ihr Abzug in den nächsten Monaten endlich Tat sache wurde, da führte er sie nicht in ihre früheren Standquartiere heim, sondern — an die deutsche Grenze. Mag auch der Streit um Liman von Sanders in den letzten Wochen am meisten Staub aufgcwirbelt haben: als schwerste Sorge lastet doch wohl aus den Staatsmännern die Ungewißheit der bulgarischen Zustände. Es war doch nickt so grundlos, daß König Fer dinand im Oktober auffällig lange mit seiner Heimreise zögerte, so lange daß Abdan kung s g e r ü ch t e aufkommen konnten. Sie zu widerlegen, da sie ja erst recht seinen Gegnern zu Hilfe kommen mußten, verließ er dann seine ursprüngliche Absicht, das Ergebnis der Wah len lieber draußen abzuwarten. Leider aber wurden durch deren Ausfall die gehegten Be fürchtungen nur zum Teile nicht eriütlt. Bul garische Regierungen beherrschten offenbar den Wahlmechanismus nicht mit der Sicherheit, wie die romanischer Länder, in denen allemal die Mehrheit die jeweilige Färbung der Kabinette widerspiegelt — in Spanien hat man es bekanntlich in dieser Beziehung zur größten Vir tuosität gebracht. Die Fraktion des Ministe r- vräsidenten Radoslawos zog aller dings als stärkste in die neugewählte So- branje ein, blieb aber ungefähr um ein Dutzend hinter der unbedingten Mehrheit zurück. Und da die Bedingung, also der Zutritt ir gendeiner anderen Gruppe sich nicht verwirk lichte, so stellte sich bald jedes Zusammenarbeiten als unmöglich heraus. Die stärtste Oppositions partei, die sogenannten „A grarie r", das heißt dortzulande gemäßigte Sozialisten, wies alle Einladungen zur Mitarbeit zurück, und auch die kleine Schar des „Demokraten" Ma- linow entzog sich den Lockungen vom Re gierungstische. Am Silvesterabend alten Stils dürfte die neue Sobranje zu ihren Wählern zurückgeschickt werden, nachdem sie dem Kabinett die geforderten beiden Budgetzwölftel ver weigert hatte. Solche sich rasch folgenden Doppelwahlen sind aber immer ein bedenkliches Auskunfts mittel. Die Leidenschaften der Massen werden durch sie gefährlich erhitzt. Und wenn die Be rufung ans Volk zum zweiten Male feklschlägt? Soll dann auf Bulgariens jungfräulichem Kul turboden das Experiment gemacht werden, an das sich Alteuropas gefestetste Monarchien noch nicht im Ernsts herangewagt haben: die So zialdemokratie durch verantwortliche Mit arbeit ihre Regicrungsfühigkeit oder Unfähig keit dartun zu lassen? Griffe aber der König auf die Danew und Geschow zurück, so könnte er — vielleicht — Rußlands Gunst ein wenig zurückgewinnen, aber redenfalls nicht in dem Grade, um auf Schutz gegen ein Volk rechnen zu dürfen, das diese Leute gründlich satt bekommen hat. Einen Versuch aber mit der Diktatur ließe er sich noch weniger ge fallen; nicht einmal in jener parlamentarischen Verschleierung,deren Formel derUngarTisza gefunden hat. Schon jetzt wird in Sofia von der Republik gesprochen. So unmöglich wie früber erscheint diese Regierungsform für die Bulgaren an sich nicht mehr, nachdem sie so starke Proben ihrer Lebenskraft und Leistungs fähigkeit gegeben haben. Und Rußlands Auslandspolitiker haben schon seit Ni kolaus' I. Tode dogmatische Konsequeuzmacherei verschmäht, weil sie die sogenannten Selbstregie gungen der Völker für ihre russischen Zwecke manchmal bequemer leiteten, als die gar zu vielseitig ihre Anknüpfungen findenden Dy nastien. Werden aber die andern Monarchien Europas es dulden können, wenn nun auch im Osten des Erdteils Brennpunkte antimonarchi schen Geistes entstehen? Tenn viel fester als der bulgarische Thron stehen der serbische, der griechische und der türkische auch nicht. Den des kranken Muha m e d V. behandeln die wirklichen Machthaber am Goldenen Horn ja überdies längst als kaum noch vorlfanden. Ob mit dem Nachfolger Iussuf die „Ko - mitee"-Partei trotz seiner früheren Sym pathien für sie ein gleich leichtes Abkommen haben würde, muß abgewartet werden. Ihr Charakter hat sich übrigens wesentlich geändert. Von der schädlichen Vielregiererei in den Jahren vor dem Kriege bemerkt man nichts mehr. Vor einem Monate etwa wurde erwähnt, daß die Neuwahlen zum Parlamente begonnen hät ten. Ueber ihren Verlauf sind kaum Nachrich ten bekannt gegeben. Für das nach ernster Nc- formtätigkeit lechzende osmanische Reich wäre auch mal wirklich eine stramme Diktatur bis auf weiteres die gegebene Verfassung. Wenn Said Halim und Enver auf diesem Wege die Retter ihres Vaterlandes zu werden ver mögen, sollen ihnen auch ihre mannigfachen Sünden gegen Allahs Recht und der Menschen Sitte gern vergeben sein. Wenn man nur auf die Festigkeit dieser Zustände trauen dürfte! Aber Herrschaften werden gar zu leicht auf dem nämlichen Wege wieder verloren, auf dem sie gewonnen waren; und eS ist gar zu bedenklich, wenn eine Partei, zur Macht zu gelangen, die Völker hat lehren müssen, wie Verschwörungen gemacht werden. Daß aber ein neuer Umschwung für das Vertrauen in die türkische Zukunft außer ordentlich verhängnisvoll werden müßte, liegt auf der Hand. Aber eine noch nähere Gefahr droht dem Balkanfricden von der Möglichkeit eines aber maligen Zusammenstoßes mit Griechenland. Die Jnselfragc drängt in diesen Wochen zu ihrer Lösung, von der auch die endgültige Regelung der s ü d a l b a n i s ch c n Grenz frage avhängt. Der Monatsletzte des grego rianischen Kalenders ist der kritische Tag an dem in Athen die Entscheidung über Ergebung in den großmächtlicheu Willen oder Widerstand ge troffen werden soll. Minister Venizelvs befindet sich auf einer Rundreise, um eine mög lichst große „Kompensation" durchzudrücken. Der Dreibund scheint schon wieder den Fehler be gangen zu haben, sein Zugeständnis nicht bis zum äußersten Augenblicke zurückzuhalten. Selbst wenn man das Opfer der besseren Einsicht, daß Chios und Lesbos für die politisch-miti tärische Sicherheit der asiatischen Türkei unent behrlich sind, erträglich findet, muß man besorgen, daß die Hellenen nunmehr aufs ganze gehen und auch die Aus lieferung der' zwölf von den Italie nern besetzten Inseln nm Rhodos herum, beanspruchen werden. Es fragt sich überhaupt stark, ob Halim und Enver in ihrer der auswär tigen Erfolge bedürfenden Isolierung, die sic durch Vermehrung ihrer persönlichen Gegner schäften vielleicht noch über das notwendige Maß vermehren, selbst wenn sie wollten, eine in den abgeschlossenen Friedensverträgen noch nicht vorgesehene neue Reichsminberung auf sich nehmen können. In Konstantinopel wie in Sofia die gleiche innere Spannung, eine Lage, die so leicht zu neuen kriegerischen Abenteuern verführt. Die Gerüchte wollen nicht verstummen, daß die bei den alten Gegner bereits zu einer zu eugcn Verständigung gelangt sind. Und auch nach Albanien hat die Türkei aufs neue seine Hand ausgestreckt. Der Prinz von Wied reist aber noch immer nicht! Unter diesen Zei chen streicht der Sonnenball dem Norden ent gegen, unserer Erdhälfte die völkcrerregenden Frühjahrstricbe zurückzugebcn! Das (drüensfest in Serlin. Berlin, 18. Januar. Das Krönung s- und Ordensfest wurde heute nach alter Sitte gefeiert. Das Schloß, die königlichen und städtischen Gebäude und viele Pnnathäuser in der Umgebung des Schlosses waren beflaggt. Um 9 Uhr begann die Anfahrt der neu zu dekorierenden Herren und Damen, sowie der gela- Im Ausstellungssaal -es graphischen Kabinetts. Die Ankäufe der graphischen Sammlung unseres Museums werden zum Teil in dem Seitenflügel des Museums der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Hier muß man sich der glücklichen Hand und Wahl des Kaufenden freuen. Von unseren heimischen Meistern sind Klinger und Greiner sehr gut vertreten. Don Klinger die Adresse der Hygieneausstellung, wie der ein in jeder Beziehung großes Blatt, einige Ex libris und das vorzügliche Porträt des Kunsthändlers Meder. Greiners Bedeutung als Porträtist beweist ein Billmis von Haverkorn, ein Selbstporträt und einige Herren in einem Jnnenraum. Den junoen Hans A. Müller freut man sich in solcher Um gebung wiederzufinden, und an guten, seinerzeit von mir besonders hervorgehobenen Blättern von Bos se r t Lat man erneuten Genuß beim Wiedersehen. Auch Gruner und Kolb werden in ihren Radie rungen gut vertreten. Liebermanns Porträt des Kunstgelehrten Prof. A. Goldschmidt, ein Selbstbildnis und die sitzende Figur Justus Brinkmanns beweisen seine Vielseitigkeit. Vorzügliche Künstler der Radiernadel find Willi Geiger und Hans Meid. Ganz verschieden in Art und Technik, versteht jeder zu fesseln. Mein spezieller Liebling war immer Moritz Melzer. Hoffentlich aewöhnt sich der Publikus an die Farbenlust seiner Linoleumschnitte. Mit Jo seph Uhls verlangweilter Stauffer-Bernmanier weiß ich nichts amufangen; dagegen fesseln die mrt- strichigen Landschaften von I. V. Ci sarz. Auch Robert Sterl weiß in der Radierung gleiche Reize einer schnellen Auffassung wie im Oelbild zu bieten. Von Ausländern gefallen sicher die großzügigen Landschaften Brangwyns, auch Porträts von Francis Dodd können auf allgemeines Ver ständnis rechnen. Gegen Manet, Corot, Ch. Meryon, deren Namen der Geschichte angehören, wagt die Menge nicht aufzubeaehren, aber Edvard Munch, da schüttelt sie das Haupt. Gerade für diese Ankäufe find wir dankbar. Ward jemals die Oede, die Ratlosigkeit eines Sterbezim mers treffender gegeben, als durch die auf grellem Weiß dunkel redenden Figuren! Gleich dem „L'inhouse" von Maeterlink wird der Tod nicht dar gestellt; aber wir fühlen ihn an etwas, was in dem Raum an Leben fehlt. Und die leichter verständliche Künstlerin; wen das nicht packt, der sollte vor Kunst einpacken. ' Von Namen nenne ich noch T. Pisarro, Tou louse-Lautrec, Tözanne, Seymour Haden, und man wird begreifen, daß wirkliche Kunst unserer dort wartet. Das graphische Kabinett, mit seinen bescheidenen Mitteln, darf auf diese Ankäufe stolz sein. vr. R. O. * Vortrag Professor Ferdinand Gregori über ^as Wesen »nd di« Znknnft des Theaters in Lentlchland^ Im Internationalen Studentenverein sprach gestern abend Professor Ferdinand Gregori. Wir haben ihn in seiner Burgtheaterzeit an unver geßlichen Abenden in Gemeinschaft mit Kainz hier als Schauspieler gesehen. Durch feinsinnige Schriften mannigfacher Art ist er uns bekannt. Gestern er schien er zum erstenmal in seiner Vaterstadt als Redner. Seine kraftvolle künstlerische Persönlichkeit, die in einer formvollendeten und von innerem Feuer durchlebten Sprache sich offenbarte, das Hohe geistige Können und der heilige sittliche Ernst dieses Künstlers, sie wirkten hier zuiammen, um den Eindruck eines ungewöhn lichen Erlebnisses zu schaffen. Gregori betonte zu nächst als Ursprung aller Schauspielkunst den Spiel« trieb. Der Spieltrieb aber ist von Natur dem Romanen eingeborener als dem Germanen, aber auch bei dem Engländer immer noch lebhafter als bei dem Deutschen. Darum ist die Schauspielkunst ihrer Her kunft nach uns fremd. Als sie nach Deutschland ge tragen war, wurde sie durchgeistigt. Der deutsche Schauspieler ist weniger gelenk, weniger m elodisch als der romanische. Aber die deutsche Schauspiel kunst ist jung, und Gregori glaubt fest an ihre Sendung. Begeistert sprach er von der Ver innerlichung, die sie weit über die fremdländische hinaushebt. Weiterhin entwarf der Redner einen Üeberblick über die Entwicklung des Theaters in der letzten Zeit. Der Mangel an selbstherrlichen Aus nahmetalenten war nicht der letzte Grund für das Werben des homogenen Spiels. Das Zusammen spiel wird der einzige künstlerische Wertmesser. Manches Garte ist nicht zu verkennen. Aber, was schlimmst war. das Dekorative, das Anorganische brüstete sich bald anmaßend im Vordergründe. Nicht allzu hoch wertet Gregori darum alle Regieexperrmente. Alles Dekorative verblaßt von selbst vor dem glühenden Leben schauspierilcher Taten. Das Lebendige, der Mensch muß wieder Inhalt der Theaterkunst weroen. Ver einfachung des Dekorativen ist darum das Ziel. Der Schauspieler von heute hat es freilich schwerer als der von einst. Er muß Ibsen und Shakespeare spielen können, die verschiedensten Stilarten beherr- schen. Schließlich leuchrete der Redner in die wirt schaftlichen Verhältnisse des Theaters. Die vom Reichstheatergesetz geplante Verbesserung der finan ziellen Lage, besonders im Hinblick auf die Damen- garberobe, dazu die allgemeine Steigerung der An sprüche an das Beiwerk der Aufführung und man ches andere würden die Theater derart belasten, baß nur durch hohe stäbtische oder höfische Subventionen Abhilfe geschafft werden kann. Ais Ideal stellt Gregori die freie Voltsbllhne auf. die für mäßigen Preis allen geben will und empfänglicheres Publikum findet. Es ist hier nur möglich, rn flüchtigen Strichen den Reichtum fruchtbarer Ideen anzubeulen. Dem Redner wurde begeisterter Beifall. Jedenfalls verdient der Internationale Studentenoerein Dank, daß er Gregori für diesen Vortrag gewann und es vielen ermög lichte, eine der stärksten Persönlichkeiten nicht nur der Theaterkunst, sondern unseres Zeitlebens über haupt kennen zu lernen. 1>r lsrüär.eb 8vbre«-in. Böhmisches Streichquartett l4. Abend). Dem brahmsfrohen Leipzig wurde wieder ein ganzer Brahmsabend geboten Ob diese Ueberiülle nicht doch einmal zur Ueberiättigung führt? Denn in der üblichen Auffassung der Werke kann die trübe Melancholie, die Brahms selbst im A-Moll-Quartett lOp. 51 Nr. 2) und dem Streichiextett lOp. 36) zeigt deren Inhalt sicher im Grunde lebenweckend sein, soll, unmöglich auf die Dauer eindringlich inter essieren. Gewiß ist die Stimmungskraft in allem groß, aber wenn man auch bei aller Freude mit trüben Stimmungen steht und nicht weiß, ob man teilnehmen soll, so wird zuletzt das Innere müde und versagt dre Nachfolge. Sollte nicht eine Brahmsauffassung zu Recht bestehen, die etwa im Sinne Beethovens ein persönliches Leben schafft, die das scheinbare Düster etwas erhellt, hier und da schärfere Lichter aufsetzt und Brahms ebenso wie Beethoven nicht vorwiegend in sinnender Melancho lie, sondern als kräftigen Charakter, leidenschaftlich empfindenden Menschen hinstellt? Das betannte Klavierquintett lop. 34) ist ein klarer Be weis dafür, daß Brahms innerlich kräftiger ist und stärkere Leidenschaften in sich trägt, als man gewöhnlich annimmt. Lamond am Klavier stellte einiges in diesem Sinne hin und gab damit mit den ihm gut folgenden Streichern einen Beweis für d,e Möglichkeit solcher Darstellung. Scharfe Akzente, rhythmisch höchste Bestimmtheit der Synkopen, volle Erfüllung aller auch nur angedeuteten Klangausbreitungen, größte Vertiefung der Empfin dung und etwas Klangerhellung dürsten sicher noch stärker wirken. Die Böhmen gaben mit ihren Leistungen zum größten Teil Hochbedeutendes und wurden, wie immer, sehr gefeiert. Nach dem Sextett nahmen auch ihre Helfer daran teil, R. Macha l2. Viola) und L. Zelenka (2. Cello). Daß Lamond mit seinem verinnerlichten Spiel und der poetischen Darstellung ganz außerordentlichen Beifall erweckte, erscheint wohl selbstverständlich. Für den 5. (letzten) Abend hätte man gern eine Neuheit gewünscht. ^rtur Leblegel. * volkstümliches Sinfonie-Konzert. Es ist immer wieder besonders anzuerkennen, daß Professor Hans Winderstein del seinen volkstümlichen Konzerten auf eine sehr gut gewählte Vortragsorbnung bedacht ist. So war es auch bei dem gestern nachmittag in der völlig besetzten Alberthalle gegebenen siebenten volkstümlichen Sinfoniekonzert der Fall. Die Kapelle zeigte auch gestern wieder in der Smfonie in A-Moll von Richard Stöhr und im letzten Teile in Smetanas sinfonischer Dichtung „Die Moldau" ihr bekanntes treffliches Können. Besonders fein ausgefeilt und stilvoll wiedergegeben war Stöhrs Sinfonie, die das Programm einleitete. Das Werk, das an dicserStelle bei seiner Ernaufführung in Leipzig gewürdigt worden ist, bot ebenso wie Smetanas „Moldau" dem Diri genten Gelegenheit, neben seiner Durcharbeitung die breite Betonung der wichtigen Orchesterfätze zu zeigen. Solisten des Tages waren Frl. Rose Gaertner und Herr Edwin Hughes. Frl. Gaertner war ebenfalls bemüht, das in den Liedern Gedachte wirk- am zu gestalten. Das es ihr nicht immer gelang, iegt vielleicht daran, daß ihr Organ mehr gleich- chwebend und icht darauf eingestnnmt ist, Höhe- tunkte zu bieten. In Hugo Wolfs „Zitronenfalter" überraschte sie durch ein nberaus seines, klanglich klares Pianissimo. Die s cer spendeten der Kirnst- eftn. die auch in eine,., Liede aus „Gunlöd" von Cornelius in den mittleren Lagen oft schmelzende Töne fand, lebhaften Beifall und erzwangen sich eine Zugabe Herr Amadeus Nestler war ihr bei den vier Liedern von Kuoo Wolk ein verständ nisvoller Begleiter. Einen Höhepunkt der Darbie tungen bot das Konzert in A-Moll für Pianoforte mit Orchesterbegleitung von Robert Schumann, das von Herrn Edwin Hughes wiedergegeben wurde. Wenn er auch die Schumannsche Eigenart noch mehr hätte heraushoien und in die Tiefe gehen können, so zeichnete sich seine Darbietung durch gute Phrasierung aus, unterstützt von einem weichen Anschlag unb einer trefflichen Technik. Besonders hervorzuhen ist das gute Zusammenarbeiten mit dem Orchester: ein Klangkörper nahm von dem anderen die Melodie aus uno führte sie weiter. Warmer und ehrlich ver dienter Beifall lohnte die Gabe des Künstlers. 0.8 p. * Vortrag im Kunstverein. Der gestrige Vortrag Karl Schefflers, des hochgeschätzten, fein sinnigen Berliner Kunstschriftstellers, — als Essay, gelesen, hätten seine Worte übrigens einen volleren, nachhaltigeren Eindruck gegeben —, nahm innerhalb der Vortragsreihe im kleinen Gewandhaussaal eine Sonderstellung ein: er war nicht als Referat über einen bestimmten eigenen Studienkreis, nicht als klare Widerspiegelung einer einzelnen großen Künstlerperfönlichkeit, sondern als kritische Aus einandersetzung mit einer ganzen Kultursphäre von erster Bedeutung gedacht. Das konventionell und harmlos erscheinende Thema „Der Deutsche und die Kunst Italiens" gab dem Vor tragenden Anlaß zu Negationen prinzipiellster Art, denn auf eine Kritik und Ablehnung der Renaissance welt, ihrer menschlichen und ästhetischen Ideale kam es hinaus. Hier erhob sich eine Stimme der neuen Zeit, die vorwärrsdränat, die rücksichtslose Ehrlichkeit und Offenheit jedem Vergangenen gegenüber auf ihre Fahnen schreibt, die auch vor altehrwürdigen, kano nisch gewordenen Erscheinungen nicht zurückscheuen zu dürfen glaubt, um sie auf ihre eigentliche innere Essenz zu prüfen. Wie lange auch die Kunst Italiens den Deutschen das Reich absoluter Vollkommenheit bedeuten mochte, sie hat die de utsche Kunst nicht schöpferisch berührt, und gerade heute ist es dringlichere Pflicht als je. „die Lüge des Idealis mus" der Renaissance gegenüber zu entlarven. Als Kriterien für diese Ausgabe stellte Scheffler der Renaisjancekunst die altrömische sowie die frühchrist liche an die Seite und zog zuletzt auch die großen „Unzeitgemäßen" der italienischen Renaissance zum Vergleich heran; an der Hand einer Reihe von Lichtbildern wurde evident, welche Diffe renzen tiefster Art, Differenzen der Welt anschauung, des Fühlens und Wollens sich ergeben, mit welchem Rechte man das eigentliche Wesen dieser Zeit als „Affektation" im weitesten Sinne kenn zeichnen darf, wie diese Kunst, aus einem radikalen Kompromiß geboren, in dekorativen, rein formalen Zielen sich erschöpft. Wkl Heutigen erwarten daher aus dieser Richtung keine Neubelebung mehr; wohl aber ist es der Geist der Gotik, dem wir uns beugen, auf dessen Kräfte mir vertrauen. — Mögen das Ee- dankengänge jein, die schon oft in den letzten Jahren ausgesprochen wurden, mit denen also nichts positiv Neues gegeben war, mochten auch im einzelnen ver schiedene Parallelisierungen als willkürlich und ge wagt erscheinen, so gao doch die Fülle geistvoller Bemerkungen, das volle persönliche Stcheinsetzen ohne Rücksichten und Nebengedanken, der Ernst der Haltung und die geistige Beherrschung des Stoffes den ent scheidenden großen Eindruck. 0»lr»r Se^er.
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