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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.01.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140119026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914011902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914011902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-19
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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rr. ISS. Jahrgang 1914 Nr. 33 Monwa, Sen lS. 3snusr. 0» Kater. surter. »der. eater). eater). weit. eater). * Die Kosten der Mobilisierung südafrikanischen Streikgebiet werden auf bis 5 Millionen Mark geschätzt. (S. Ausl.) »» kühler, raße bö. 8tr.125. mgrr. »sie. 5 abedank. >au». im 2,5 " Wegen des Eisganges ist die Schiffahrt auf dem Rhein eingestellt worden. Schauspielreferent schreibt seines Drahtberichtes: Berlin, 18. Januar. des Odysseus" hat ge- kurzem stoman »t. »747« Vie Verhandlungen -er ^postkonferenz^. Die von dem Staatssekretär des Reichspostamtes anberaumte Besprechung einzelner Fragen aus dem Gebiete seiner Verwaltung hat am Tonnabend statt gefunden. Es waren u. a. aus Sachsen erschienen Kommerzienrat Richard Schmidt, Vorsitzender der Handelskammer zu Leipzig, und Geheimer Kommerzienrat Gustav Haensel. Vorsitzender der Handelskammer zu Dresden. Punkt 1 der Tages ordnung betraf die Einführung von Postkreditbriefen und war durch eine den eingeladenen Personen vor her mitgeteilte Denkschrift erläutert worden. Die Einrichtung ist in folgender Weise beabsichtigt. Die >0 676 'S- l'svorsi. UNg mittag- ltvngS- !t. k. V. ll. wesenen z «unter vonlass^ lt. Ab- Die Hauptmann-Premiere Unser Berliner uns in Ergänzung Anschütz und Hamm. In der „Voss. Ztg." veröffentlicht der Berliner Staatsrechtslehrer Professor Anschütz folgend« be achtenswerte Darlegungen, die seine Stellung zu den kürzlich auch von uns wiedergegebenen Aus führungen von Exzellenz Hamm in der „Deutschen Juristenzeitung" kennzeichnen: „In Nr. 2 der „Deutsch. Juristenztg." bringt Herr Oberlandesgerichtspräsident cr. D-, Wirklicher Ge heimer Rat Dx Hamm eine in rotzigem, vornehmem Ton gehaltene Erwiderung auf meinen seinerzeit in demselben Fachblatt erschienenen Zakernartilel. Ich darf feststellen, daß der Verfasser, der sich ja in juristischen Kreisen des besten Namens und einer fundierten Autorität auf dem Gebiete des Straf rechts erfreut, in sehr wesentlichen Punk ten mit mir einig ist. Vor allem gibt auch er zu, daß der Zaberner Kommandeur eine „schwere U e b e r s chr e i tung seiner mili tärischen Befugnisse" beging, als er Zivil personen festnehmen und in den Kasernenkeller ein sperren lich. Wenn Hamm weiter bemerkt, dah das Militär Personen, gegen die nichts vorlag, als dah sie ter Aufforderung des Militärs zum Verlassen der Straße nicht Folge leisteten, „nur forttreiben, nicht aber festnehmen" durfte, so stimme ich dem bezüglich des „Festnehmens" gleichfalls zu, während mir das behauptete Recht zum „Forttreiben" nicht erwiesen scheint. Es könnte sich, wie jedes Recht des Militärs zum Einschreiten gegen Zivilpersonen, doch Vas wichtigste. * Die diplomatischen Beziehungen zwischen der Türkei und Griechen land sind wieder ausgenommen worden. lT- Ausl.) k>o1iMet)e UeberlieM Nachklänge zu Zabern. Der preußische Kriegsminister hat unterm 15. Ja nuar verfügt, dah bereits für das Jahr 1914 die aus zuhebenden Stellungspflichtigen in Eisah- Lothringen ausschließlich altdeutschen Garni sonen zu überweisen sind. Auf Einjährig-Freiwillige und Handwerker findet die Verfügung keine An- wenLmng. * Aus Anlaß des preußischen Ordensfcstes ist auch dem Kommandeur des Infanterieregiments Nr. 99 Oberstvon Reuter der Note Adlerord«en dritter Klasse mit der Schleife verliehen worden. Der Kommandeur der 50. Feldartilleriebrigadc in Straßburg Generalmajor Kühne, der seiner zeit zur Untersuchung der Vorgänge in Zabern dort hin entsandt worL'.'n war, hat den Roten Adlerordcn zweiter Klasse mit Eichenlaub erhalten. Zur Interpellation über die Zaberner Vor gänge in der reichsländischen Ersten Kammer wird dem „B. L." gemeldet, die Inter pellation bezweckt eine eingehende juristische und strafrechtliche Beleuchtung derjenigen Fragen, die nach Ansicht der Kammer den Kern punkt der aus der Zaberner Angelegenheit ent standenen Konsequenzen bilden und dringend einer Klärung bedürfen. Mben--Ausgabe kSr L»>p»>a NN» Vorort* durch unser» »rdaer V»AII Avpr »If k. UN- Spediteur« »maltSgUch la» hau» gebracht! monatltch 1.15 M., vierteUührltch ,.75 M. Set der «»schdftapeU«, uasera Mateo und stusgabestellrn adgrholt: monatUch IM-, vlertrttdhrUch 5 M. vurch dt» Post: innerhalb Deutschland» und -er deutsche» Kolonien moaatltch t.Sd M., oterteljährllch » 5» M., au»schtlehUch postdesteUgetd. Va, Leipziger Tageblatt erschein» Werktag» Lmal, Sona- u. Zetertag«»mal. In Leipzig, Sen Nachbarorte« und Sen Orten mit «tarnen Malen wlrS St« stbenSousgade noch am stbenS S«» Srscheinen» t » hau» geliesert. Serltner Keüaktion: In Sen Jetten 17, «rrntprech- nlibiuft- Moabit Nr. »»7. kdr Inserat» au» letvztg und Umgebung »>« » ispattigr prt>tz«lt»25pf.. Sie Nrklame,eilet M„ von auowart» 5S ps., Nektamen I.ro M., Zamiltrn-u. kleine stnzeigrn dl« petttzeilr nur-S Pf., Inserate von Vebdrden im amtlichen Teil Sie petitzetl« 50 Pf. S«schäft»aoz»igen mit ptayvorschrik« im pcets» »rböbt. Nabatt nach Tarts. Srtlagegebühr: Srlamtausl.» M. Sa» Lausend au»schl. Postgebühr, stnzeigrn-staaahme: ^ohanniogaste«, det sämtlichen ;>l>alen üe» Leipziger Tageblatt«» und allen -tnnoncen-Sxpeültlonrn üe» In- und ouoUn-e». cheschSftssteUe für Verlln u. die pr. Vran'«nburg: vireklionwalterZtiegel, Srrltn w. >0, MarqaretkenNrafte ». Zernsprech-stnschlustr Lüdow «071. Kunst UN- Wissenschaft. * Altes Theater. Wegen Erkrankung des Herrn Zadeck wird heute abend nicht „Bürger Schippel", sondern „David Copperfield" gegeben. * Im Deutschen Studenten-Verba^G Leipzig hält am Dienstag, den 20. Januar, abends 8', Uhr im Eesellschastshause „Metropol" lGottschedstr. 13) Herr Dr. Siebert-München einen Vortrag über „Das Rassenproblem im Rahmen der modernen Welt anschauung" zu dem die Studenten der Universität eingeladen sind. "Ein neuentdeckter Rubens? Aus Kronach wird uns gemeldet: Vor einiger Zeit wurde von lachverständiger Seite die Vermutung ausgestellt, ein größeres, lange Jahre hindurch in einem Neben zimmer der Festungsrestauration ausbewahrtes ziem lich unbeachtet gebliebenes Bild sei ein Gemälde von Rubens. Falls diese Vermutung sich bestätigen sollte, würde Kronach einen Schah von großem Werte gehoben Haden, der manche städtische Finanziorge verimwinden ließe. Wie der „Fränküche Wald" be richtet, ist das Bild dieier Tage wohlverpackt und gut versichert zwecks peinlicher Untersuchung nach München geichickt worden. * Eine Karl - May «Stiftung hat, wie uns aus Dresden gemeldet wird, die Witwe des ver- storbenen Schriftstellers, Frau Klara May, in Radebeul bei Dresden errichtet. Die genannte Ge meinde wird zur Erbin des gesamten Nachlasse» Karl Mays eingesetzt für den Fall des Todes der Gattin oder deren Wiederoerheiratung mit der Be stimmung, daß die Zinsen des Kapitals, sobald diese eine bestimmte Höhe erreicht haben, einesteils an bedürftige junge Leute beiderlei Geschlechts zur Fort setzung ihrer akademischen Studien, zum anderen Teil an in Not geratene Schriftsteller, Journalisten und Redakteure, wobei Angehörige Radebeuls be sonders berücksichtigt werden sollen. nur auf ein E e s e tz stützen: die von Hamm angezogene Instruktion für die Wochen vom 29. Januar 1881 ist — wie Hamm ja auch selbst ausdrücklich zugibt — kein Gesetz, sic hat so wenig Gesetzeskraft wie die sattsam erörterte Kabinettsorder von 1820: solche Orders und Instruktionen können nur dienstliche Pflichten des Militärs, nicht rechtliche Pflichten des Publikums begründen. Unrichtig ist es daher auch, wenn Hamm behaup tet, die militärischen Wachen seien „organi- s n t i o n s g e m ä ß" für Stillung von Tumulten und Straßenunruhen zuständig. Eine solche „Or ganisation" ist niemals durch Gesetz erfolgt, also verbleibt es auch bezüglich der militärischen Lbachen bei dem allgemeinen Verfassungsgrundsatz, daß das Militär zu außermilitärischen Zwecken nur auf Requisition der Zivilbehördcn verwendet werden darf. Erfreulich ist, daß Hamm, mir ausdrücklich beipflichtend, meint, L«aß die g esetzlichen Voraussetzungen zum Waffengebrauch des Militärs während des ganzen Verlaufs der Zaberner Unruhen niemals gegeben waren. Es wäre also, auch nach Hamm, ein schroffer Rechts bruch gewesen, wenn die bereits aufgefahrenen Ma schinengewehre in Aktion getreten wären. Daß der Berliner Polizeipräsident das Recht freier Meinungsäußerung hat, bestreite auch ich nicht; wenn bei der Kritik, die Hamm der bekannten Ex pektoration widmet, Herr o. Jagow nicht glänzend« abschneidet, so habe ich keinen Anlaß, mich verteidi gend ins Mittel zu schlagen. Wenn ferner Hamm an meiner mehr deutsch als preußisch gefärbten Staats gesinnung allerlei zu tadeln findet, so fußt dieser Teil des Hammschen Artikels auf so tiefgehenden Meinungsverschiedenheiten über die Grundlagen und Grundfragen unserer Reichspolitik, daß ein Streit darüber hier nicht zum Austrag ge bracht, ja nicht einmal versucht werden kann. Und wenn endlich die „Tägliche Rundschau" vom 17. d. M. unter groben An- und Ausfällen gegen mich ihrer „Gemeinde" die Sache so darzustellen sucht, als ob Exzellenz Hamm mich in Grund und Boden geredet und sozusagen abgeschlachtet habe, so kann ich dem gegenüber nur feststellen, daß zwar nicht die Politik, aber der Chauvinismus den Charakter Und außerdem auch noch die guten Ma nieren verdirbt." wie lange noch! Die öffentliche Meinung Deutschlands kann nur mit dem größten Befremden von der Nach richt Kenntnis nehmen, daß die Angelegenheit der deutschen M i l i t ä r m is s i o n in der Türkei für Rußland immer noch nicht erledigt ist, obwohl General Liman von San ders seiner ursprünglichen Stellung als Kom mandeur des ersten türkischen Armeekorps ent hoben wurde. An der Fortsetzung der diploma tischen Aktion Rußlands gegen die Wirksamkeit der deutschen Offiziere in der Türkei ist ein Zweifel leider kaum möglich. Tenn es ist nicht nur der Pariser „Temps", d,er eine entsprechende Mitteilung unter Angabe bestimmter Einzel heiten verbreitet, sondern auch aus Petersburg sind iu Berlin die gleichen Meldungen einge troffen. Danach muß es als Tatsache gelten, daß die russische Regierung noch eine Auskunft über die jetzigen Dienstbesugnisse des Generals Liman von Sanders verlangt hat und die For derung stellt, der General solle überhaupt kei nerlei Kommandofunktionen übernehmen. Ruß land scheint also dem deutschen General in der ' Türkei nur einen solchen Posten zu gönnen, auf dem er nichts zu sagen hat, damit die Heeresreform in der Türkei ganz auf dem Papier stehen bleibt. Wenn man sich daran erinnert, daß weder Rußland noch Frankreich irgendwelchen Anstoß an den Kommandobcfugnissen des englischen A d m iralS über die türkische Flotte genommen haben, wenn man sich weiter gegenwärtig hält, daß die deutsche Militärmission für die Türkei auf Grund eines deutsch-türkischen Ab kommens gebildet wurde, kann der russische Widerstand gegen den deutschen Missionschef nur als eine Verletzung Deutschlands empfunden wer den. Und das um so mehr, je hartnäckigere Formen dieser Widerstand trotz des Umstandes annimmt, daß er erst einsetzte, als die Tatsache der Entsendung deutscher Offiziere nach der Türkei bereits öffentlich bekannt geworden war. Ter „Bogen des Odysseus" hat ge klungen. Die Bühne bestätigte die Schönheit der Dichtung, die das Buch (S. Fischer Verlag) schon vermittelt hatte. Das war nicht der Bei fall der „Gemeinde", der nach dem dritten Akt prasselnd losbrach und den Dichter gegen das Hausgesetz vor den Vorhang zwang. Man weiß übrigens aus Erfahrung (an die „Jungfern vom Bischofsberg", an „Griselda" sei erinnert): die Myrmidonen Gerhart Hauptmanns gewinnen eine Schlacht nicht, wenn die anderen Bataillone des Premierenpublikums zum Feind übergehen. Kein Mißton mischte sich in die Huldigungen, die Hauptmann mit glücklichem Lächeln ent gegennahm. Der Erfolg war endlich wieder so voll und enthusiastisch, wie damals, als Hauptmann uns die Jugend war und sein Haar noch lange nicht ergraute. Hauptmanns „Odysseus" ist die Dichtung der Verjüngung. Auch dem Sinn und Inhalt nach. Da der Vielduldende, von unsäglicher Not mit Wahn geschlagen, ein elender Bettler, ein unkenntlich Gewordener, die Heimaterde von Ithaka berührt, rinnen ihm die verlorenen Säfte zurück in sein Herz, in seine Glieder. Aber diese Verwandlung zührt nicht bis zum weichen Jünglingsalter, sie endet im vollkrästigen Manntum. Ein männlicher Charakter, der dem, der „Einsame Menschen" und noch spät „Gabriel Schillings Flucht" schrieb, wesens- fremd geschienen hatte, ist der Dichtung auf- geprägt. Odysseus ist Antäus. Sein homerisches «chicksal vermenschlicht die Antäus-Mythe. Hauptmann hat dieses Schicksal nicht mit neu ersonnenem Geschick verwoben. Er hat den Keim zu einem Konfliktsdrama, der in den letzten Gesängen der Odyssee aufsprießt, nicht benutzt, hat nicht das Drama von Mann und Weib, den dramatischen Ausgleich zwischen dem nach zwanzig Jahren heimgekehrten Odysseus und der von ihren Freiern belagerten, rm Herzen schwankenden Penelope gesucht. Nebenbei gelang ihm etwas Merkwürdiges: das Problem dieser ebenbürtigen Nachwuchs. Zwar: auch Hans Marr, bewährt in so vielen scharf realisierten Rollen, ist nie und nimmer der Odysseus. Nicht einmal gedanklich war die Mischung des unsäg lichen Leidens, der irdischen Verkommenheit, der göttlichen Resurrektion, die des Wahnsinns und des listigen Wahnspiels restlos durchgeführt. Wohl brachte er manches einzelne Wort wirk sam, wohl packte in der grimmigen Racheszene des letzten Akts der Anblick seiner ragenden Heldengestalt; aber das dionysische Feuer loderte nicht aus seinen Zügen, nicht in seinem Herzen. Sein Odysseus blieb in den Grenzen bürger licher Menschlichkeit. Der absolute Mangel an Lyrik wurde schmerzlich fühlbar bei der Er kennung des Odysseus und des Telemach, ein doppelter Mangel, da der Telemach von Theo dor Loos um allen Schmelz der Jugendblüte betrogen war. Dieser Schauspieler schritt in klirrenden Worten wie in den Beinschienen einer Ritterstückrolle. Telemach hat die hochgemute, still liebende Leukone zur Gegenspielerin, eine der schönsten Frauengestalten, die Hauptmann ersonnen, eine Seele, die die Sonne Griechen lands spiegelt. Hedwig Reicher gab ihr wenigstens den edlen Wuchs der Iphigenie und eine große Klarheit des Wesens. Aber das Frauenbild war ohne Wärme. Die leichtfertige, verbuhlte Melanto dagegen quirlcte lebendig ge nug. Hier nur wiederum vergriff sich das schöne Fräulein Dagny Servaes im Tone; es wurde etivas wie eine moderne Lustspielsoubrette aus dem griechischen Freudenmädchen. Nicht nur relative, nein absolute schauspielerische Unwerte waren eingestellt für die wichtigen Rollen der vier wilden Freier und Prasser und des gött lichen Sauhirten Eumaios. Die Namen zu nen nen erübrigt sich; nicht aber die sorgenvolle Bemerkung, daß das Künstlertheater mit wenig glücklicher Ergänzung das Erbe Otto Brahms verwaltet. .Zwei große Erhebungen (in zwei kleinen Rollen) waren uns doch beschicken! Den uralten Vater Laertes gab Emanuel Rei cher — er, der einzige, der den mythischen und den ties-menschlichen Grund der Dichtung fand, erschütternd in erhabener Groteske. Reicher hätte den OdysseuS spielen sollen! Und Else Lehmann: sie ist zwar, was ihr Pers nicht verleugnet, an den Wassern der Spree und nicht des Aegäischen Meeres geboren, aber Frau, die noch an der Treue hängt und doch mit der Untreue spielt, greifbar zu machen, obwohl sie in das Schauspiel nicht persönlich eintritt, nur ihr Schatten über die Szene fällt. Ist überhaupt in diesem Drama ein drama tischer Konflikt, so wird er zwischen den inneren Stimmen des wüst und wirr gewordenen Wel tenwanderers, zwischen der Fremde und der Hei- mat geführt, zwischen seelischen Mächten, die im Sinne des Monismus körperliche Erschei nungen werden. Tie Heimat gibt schwellende Gesundheit dem verkrümmten Bettler, der sich am Ende als ragender Held emporrichtet. Ein Gedicht, ein dramatisches Gedicht cuso, ge schrieben von einem, der selbst immer seines Schaffens Wurzelsaft aus seiner Heimaterde sog, ist der „Bogen des Odysseus". Wie Hauptmann einst in Sparta („Grie chischer Frühling") seiner schlesischen Wiegen ge denkt, so breitet sich nun über sein Heimatlied der geliebte Himmel Griechenlands. Geschmückt wurde dieses Gedicht mit lebensvollen Szenen und Gestalten. Sein Schönstes aber ist das Raunen und Rauschen der Naturelemente, die den Sohn der Natur, den Odysseus, nicht nur umgeben, sondern auch erfüllen. Ein natura listischer Mystizismus . . . In diesen Szenen, da zugleich mit dem ver jüngten Blut im Herzen des heimgckehrten Manngreises die Wasser in der ausgetrockneten Erde von Ithaka zu steigen beginnen, der Elends wahnsinn als göttlicher Wahnwitz zu leuchten beginnt, die Lüfte tönen und die Hirten um die befreiten Quellen tanzen, in diesen einzig artigen Szenen bot auch die Aufführung im Deutschen Künstlertheater ihr Bestes. Tas war des Regisseurs (Rudolf Rittner- einfühlsames Vollbringen. In einem seltsamen Zwielicht schimmerten die äußere und die innere Welt der Dichtung. Im übrigen aber muß frei herausgesagt werden: das Werk Gerhart Hauptmanns be hauptete sich gegen die ihm^ angetane Auf führung. Von vornherein war der Zweifel be rechtigt, ob die Ueberlieferung der Brahmschen Meisterschule den rechten Boden bereiten könne für den Hellenismus. Aber die Gefahren kamen nicht von der alten Hauptmann-Garde unter den Schauspielern, kamen von dem keineswegs Amtsblatt des Rate» rurd des polizeinrrrtas der Stadt Leipzig Ne-aktt»« und S»sck»att»st,ll»i ?»hannl»gassr Nr.«. * rernfprech-stnschlust Nr. 14dN, I«d»Z und 14-44. Wenn jetzt der „Temps" berichtet, in Paris und in London habe man sich mit der letzten Lösung, d. h. mit der Enthebung des Generals Liman vom Kommando des ersten Armeekorps, zufrie den erklärt, so beleuchtet diese Haltung der eng lischen und der französischen Regierung doppelt hell die Fortsetzung des Feldzuges, den Ruß land gegen die deutsche Militärmission führt. Man müßte denn annehmen, daß die Mächte des Dreiverbandes in dieser Angelegenheit ein abgekartetes Spiel mit verteilten Rollen Spielen. Die Berliner Amtspresse hat sich in Sachen des Generals Liman von Sanders bisher der größten Zurückhaltung befleißigt. Angesichts der fortdauernden Treibereien, die von russischer Seite gegen die deutsche Militärmission gerichtet werden, muß man den Wunsch aussprechen, daß die „Nordd. Allg. Ztg." aus ihrer Zurückhaltung heraustritt und Klarheit über die Haltung d:s Berliner Auswärtigen Amtes verbreitet. Da die bisherige Aenderung in der Dienststellung des Generals von Liman ohne Zweifel unter Zustimmung Deutschlands erfolgt ist, wird die „Nordd. Allg. Ztg." hoffentlich in die Lage ver setzt, keinen Zweifel darüber zu lassen, daß die deutsche Nachgiebigkeit in Sachen der Militär mission ihre Grenzen hat. * » * Tas Hirsch sche Telegraphen-Bu- reau in Berlin tritt auf Grund amtlicher Aus kunft der von den Blättern mehrfach geäußerten Meinung über Unstimmigkeiten zwi schen Rußland und Deutschland ent gegen. Es wird in der uns vorliegenden Draht meldung im Gegenteil versichert, die politische Lage gebe zu keinen Besorgnissen Anlaß, es sei vielmehr eine „allgemeine Entspan nung" eiugetreten. Wenn der Reichskanzler kürzlich von einer „ernsten Lage" gesprochen habe, so seien die innerpolitischen Verhältnisse, die „fortschreitende Demokratisierung" gemeint, gewesen, die er mit den Konservativen gemein sam, zu bekämpfen gedenke. — Wir verzeichnen Mr' diese Auslassung, ohne uns bei der etwas merkwürdigen Hcreinziehung der „demokratischen Gefahr" aufzuhalten. Von der „allgemeinen Entspannung" haben wir ja den Reichskanzler vor einigen Wochen im Reichstage sprechen hören. Damals schien es noch, als sei die Sache der deutschen Militärabordnung in Ordnung. Jetzt aber ist sie nicht in Ordnung, und wenn wir auch keine Besorgnisse ernster Art hegen, so ist doch das Verhalten Rußlands, dessen Treiberei bekanntlich von Paris aus nach Kräften gefördert worden ist, so verletzend, daß die Frage berechtigt ist, ob das Ansehen des Reiches nicht eine deutliche Zurechtweisung not wendig macht. ihr Herz ist das Frauenherz der Menschheit. Wie ihre alte Schaffnerin Eurykleia den jung geliebten, jetzt verwitterten, zerstörten, mißhan delten Laertes in Tränen liebtoste, das feuchtete die Augen. Am Ende der Vorstellung wollten die Hul digungen, die man Hauptmann bereitete, kein Ende nehmen. Aber mancher sehnte sich, das Odysseus-Trama auf der Bühne zu sehen mit all seiner eingeborenen Schönheit, die diesmal großenteils unerlöst blieb. Hermann Xien/.I.
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