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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140116013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914011601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914011601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-16
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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Morgen-Ausgabe für Leipzig un» V»rvrte »urch unser« Tr-arr V»IU AVPkcklf » » uns Spe-iteur« Lmalt-Klt» in« tzou« gebracht r »poatUch 1.11 M.. otertelführlI01.71 M. Set Ser OeschäftssleU», unser« lillalen und Muagadestellen adgebalt: monatlich >M.,vtert»ijitI>rlich Z iN. vurch ->« Post: tanrri>ald veutschlan-o unS Ser üeutschen Kolonie« monatlich 1-iS M., vierteljährli» 4.S4 M.. auoschlietzlich postbcsteUgelü. vaa Leipziger Lagedlatt erscheint Werktag» »mal. Sonn- u. Zriertag» »mal. I« Leipzig. Sen Nachbarorte« unS »en Orten mit eigen,» Zilialea wirb St« stdenSauogad« noch am st den- Seo Erschein«,» la» Han» geUefert. Seritner «eüaktion: 2n Sen Zelten 17. Zernlprech-stnichlug: Moabit Nr. 447. Nr. 27. /lnrtsbloU des Rate» und des polizeünntes der Stadl Leipzig Ne-aktlo» und OefchSftastell«: )ohanal»gasse Nr.». a Zernsprech-stnschlug Nr. 14042. 14-41 nnü 14-44. ISS. Jahrgang für Inserat« au» Leipzig UN- Umgebung »i« /Anzeigenpreis e. 1 spaltig. petttzette 21 p,.. 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Brr.) » Pam Kaiser ist aui Anlaß der Vorgängr in Zabern eine Nachprüfung der Dienstoonchrist über den Lva f f e n g c b r a n ch Les Militärs angeordnet worden. (S. bcj. Art.) * Der Reichstag begann am Donnerstag die erste Lesung des Gesetzentwurfs über die Sonn tagsruhe im Handelsgewerbc. (S. Art. u. Ber.j * Im preußischen Abgeordneten hau)« ergriff am Donnerstag Atiniiterpräsident v. B e t h- mann Holl weg zur Erwiderung auf eine Rede des konservativen Freiherr» v. Hcydebrand erneut das Wort. (S. Leitart. u. Brr.) * In der reichsländischen Zweiten Kammer wurde die bekannte Resolution zu den Zabern«r Vorgängen einstimmig ange nommen. (2. Ber.) * Von unterrichteter Wiener Stelle wird die . Blottermeldung bestätigt, daß Ismael Kemal Bei der internationalen Kontrollccmm.ssioi^ in Balona seinen Rücktritt angeboten hat. (Siehe Letzte Dep.) * Das Gewerks chastshaus in Johannes- bürg, in dem sich die Führer des Eewrrtschastsver- bandcs festgesetzt haben, wird seit Donnerstag von der P o l i z c i "b e l a g e r 1. (2. Ausl.) * Der Professor der Theologie an der Universität Berlin und Pfarrer an der dortigen Jerusalem-Kirche Freiherr v. Soden ist am Donnerstag tödlich o c r u n g l ü kt t. ( S. K. u. W .) ' Bei der Bullau lata st rophe in Japan sollen nach einer anderen Meldung sogar IN« kW Menschen ums Loben gekommen sein. (S. bss. Art.) * Auf dem Leipziger Flugplatz« werden zum ersten Mole in Deutschland Hunderennen veranstaltet werden. — Ein Parjeval Luft schiff wird in Mockau stationiert werden. (S. Sp. u. Sp ) * Der Leipziger Sportklub verlor im Eis- Ha ä e y s p i e l in St. Moritz gegen Pest. (S. Sp. u. Sp.) Herr v. Hep-ebran- un- Herr v. Sethmann. -D Berlin. 15. Januar. Es hat Leute gegeben — sogar sehr viele Leute, selbst unter den Unterrichteten, in poli tischer Luft Lebenden —, die sich von dem für heute ungesagten Duell zwischen Herrn von Hcndebrand und dem .Kanzler den .Höhepunkt der preußischen Etatsberatung erwar teten. Die find heute enttäuscht worden. Das Duell hat zwar stattgcfnnden, aber es bedeu tete nicht den (Kipfel dieser Erörterungen, be deutete cs auch nicht für die parlamentarischen Leistungen, weder des Kanzlers noch des kon servativen Führers. Dieses Duell war nämlich im Grunde gar kein richtiges Duell, oder cs war eins mit Pausen. Erst feuerte Herr Dr. von Hepdcbrand und der Lasa seine Schüsse ab lauf den Gegirr, der im Moment weit vom Schuß und gar^lcht sichtbar warn dann geschah eine Weile gar nichts, und daun kam der Mi nisterpräsident, den bis dahin andere Geschäfte ferngehalten hatten, ins Haus und suchte sich zu wehren. Aber eigentlich wehrte er sich gar nicht. In Wahrheit ermahnte er nur die Kon servativen mit einein Tonfall ungewohnter Re signation in der Stimme, sich ans Vaterland — das große deutsche nämlich — anzupassen und es in politischen Dingen zur Abwechselung doch auch einmal mit der Selbstlosigkeit zu ver suchen. Damit entfiel für diese Auseinandersetzun gen das dramatische Moment. Indes wäre das natürlich nebensächlich. Das Parlament soll eben sowenig wie das Tribunal uns zur Szene wer den. Wesentlich wäre zu entscheiden, ob das vom Kanzler eingeschlagene Verfahren praktisch und taktisch richtig war. Wir hatten, als Herr von Aehdebrand sprach, und dann noch Stunde aus Stunde verrann, ohne daß Herr von Beth- mann in der preußischen Landstube erschien, das Gefühl einer stolzen Geste. So handelt ein Mann, der seiner Sache und seiner Stellung sicher ist. Er zeigt dem „ungekrönten König Preußens" einfach die kalte Schulter. Der hatte noch am Dienstag abend durch die getreue „Kreuz-Zeitung" allen Völkern des Erdballs kund und zu wissen getan, er werde an der Spitze der sogenannten zweiten Garnitur in höchst eigener Person dem Kanzler antworten. Wäre nun Herr von Bethmann hübsch daheim geblieben, so hätte die übrige Welt Humor an der Sache gefunden und sich lächelnd gesagt: Keine Antwort ist auch eine Antwort. Was in diesem Falle nebenbei um so mehr gewesen wäre, al- Herr von HeydebrandS Rede für dessen besondere Verhältnisse bemerkenswert schwach war. Am letzten Ende nur die Wieder holung der vielhundertfältig vernommenen Klage über die Auslieserung des Besitzes an die In stinkte der Massen, verbunden mit der Pro phezeiung der nahenden Revolution und des baldigen Untergangs der bürgerlichen Welt, eine Klage, gegen die uns schon der alte Kardorsf nnd der verstorbene Freiherr von Stnmm ab- stumpften. Der Kanzler har es dennoch sür nötig be- sunden, auf Grund von Referaten über die Heydebrandsclfc Rede, die ja nie den Eindruct des Sclbstgehörten ersetzen, dem konservativen Führer zu antworten und, wie er cS tat, war ungemein charakteristisch sür die Art nnd Ver anlagnng dieses Staatsmanns. Nicht daß uns die Weise des Kanzlers heute nnspmpnthisch ge wesen wäre, in ihr klang vielmehr manches an, was wir zuzeiten genau so fühlen. Sicherlich, cS stünde oesfcr um uns und die deuischen Dinge, wenn wir bei allem politischen Handeln die ganze Last der Selbstvcrantwortung spürten; wenn wir bei jedem Schritt uns fragten, wie nütze ich meinem Vaterland am meisten? nnd aushürten einander, die wir doch Brüder srnd, im inneren Kleinkampf die Kleider vom Lei.be zu reißen und aus Schattierungen und parteipolitischen Gegensätzen Todfeindschafien aufsteigen zu las sen. Und auch die Beweisführung des Kauz lers war an sich durchaus zwingend. Gewi);, cS wäre eine Riesentorheit gewesen, in einem Augenblick, wo der Wehrbcitrag und die Wehr vorlage im wesentlichen bewilligt waren, den Reichs rag aufzulöscn! Das hätte ohne macchiavellistische Künste, ohne kräftiges Um biegen der Wahrheit das Volk nicht verstanden. Das Seltsame und — man muß es schon so aus drücken — das Weltfremde an den Darlegungen des Kanzlers war, daß er des Glaubens schien': er könnte durch die Wucht seiner Rede und seiner guten Gründe die Konservativen überzeugen und sie überreden, da» Kampfbeil beiseite zu legen und die Dinge nur so zu sehen, wie er seloer und alle Unbefangenen >ie sehen. So hat man in den Zeiten des- utopischen Sozialismus und auch des utopischen Liberalismus an die Mög lichkeit einer Weltverbesserung geglaubt: Den Menschen brauchte nur. erst einmal gezeigt zu werden, wo die Wahrheit steckt, so würden ffe von Stund an ihr anhangcn. Die Menschen von Fleisch und Blut sind leider Gottes anders konstruiert, und von den preußischen Konser- vativcn gilt das ganz besonders. Nicht um die Wahrheit geht es ihnen, sondern um die Macht, und darum, fürchten wir, wird auch Herrn von Bethmanns heutige Rede trotz ihres bewegten, fast seniimentalen Tons und ihrer eigenartigen be schwörenden Hinweise auf den „Ernst dieser Tage" am letzten Ende ohne Erfolg bleiben. . Nein, Herr von Bethmanii batte heute kei nen guten Tag und, was die Regierung an geht, war der Höhepunkt am Dienstagmorgen, da der Kanzler den Konservativen knapv und kühl nachwies, daß sie an den liebeln, die sie heute beklagen, selber allein die Schuld trügen. Dennoch gab es auch heute einen Höhepunkt: das war die nach Form und In halt gleich ausgezeichnete Rede Schissers. Er hat heute, indem er die Genesis der letzten Steuergesetzc als einer ihrer Väter bis in die kleinsten Einzelheiten slarlegte, die Konserva tiven glänzend geschlagen, und er hat dann ein dialektisches Meisterstück vollbracht, als er aufwies, daß Herr Röchling im wesentlichen ge nau so empfände, wie die Rcichstagsfraktion auch. An dieser Interpretation wird man sich genügen lassen dürfen. Die Hanptsache bleibt, daß der zweite Sprecher der Nationalliberalen offen und unumwunden feststelltc, daß trotz des freisprccheildcn Urteils mancherlei Unbegreiflich keiten, Voreiligkeiten, Uebergriffe in dem Vor gehen des Obersten von Reuter bleiben. Dar auf aber kam cs an. Der Eindruck mußte be seitigt werden, als ob die nationalliberale Frak tion des preußischen Abgeordnetenhauses sich dem hppnotischen Taumel ergeben hätte, der dieser Täge durchs Land tollt. Nachklänge zu Zabern. Sine halbamtliche Kunbgebung zu den Straßburger Urteil,«. Die „Nordd. Allaem. Ztg." schreibt: „Aus Straß burg wird gemeldet, daß der zuständige Gerichts- herr in dem gegen den Leutnant o. Forst ner anhängigen Strafverfabren auf di« Einleauna des Rechtsmittels der Revision gegen da» freisprechende Urteil des Oderkriegsgerichts verzichtet. habe. Für diese Entschließung des Gericht»herrn war ohne Zweifel ausschlaggebend, daß nach den tatsächlichen Feststellungen des Oberkriegsgerichts der Angeklagte «inen drohenden tätlichen Angriff der auf seinen Befehl verhafteten Person abgewehrt und sich dabei innerhalb der erlaubten Grenzen der Notwehr gehalten bat. Da eine Nachprüfung der Entscheidung de» Overkriegiwerichts in bezug auf die Würdigung de» Ergebnisse» der Beweisaufnahme dem Revisionsgerichte nach dem Gesetze versagt ist. mußte das Rechtsmittel der Revision als aussichtslos erscheinen. Wie wir wetterhören, wird auch in dem Der» fahren gegen den Obersten v. Reuter der Eerichtsherr auf Einlegung der Berufung gegen das freisprechende kriegsgerichtliche Urteil Ver zicht e n. Für dieieii Verzicht mag gesprochen Haden, daß die eingehende Beweisaumahme vor dem Kriegs gericht einwandsfrci den guten Glauben des Angeklagten an eine ihm nach seinen Dienstvorschriften zustehende Berechtigung zu dem Einschreiten des Militärs ergeben hat und daß er deshalb nach anerkannten Rechtsgrundjätzen straflos bleioen muß." Nachprüfung der Dienstvorschrift über den Waffen gebrauch »es Militärs. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt weiter: „Es ist richtig, daß in der Dienstvorschrift über den W a f f e n g e b r a u ch des Militärs von 1899 Teile der Allerhöchsten K a b i n e t t s v r d e r von 1820 verwertet worden sind, und zwar, um das Notwehr- und Notstandsrecht des Militärs sowie die Fälle, in denen die Anwendung des Militär- hohcitsrechts in Frage kommt, darzulcgcn. Aus ihrer Verwertung, die nach eingehenden Verhandlungen der beteiligten Ministerien im Iabre 1851 in allen seitdem erschienenen und veröffentlichten Neudrucken der Vorschrift gleichlautend erfolgt ist, haben sich bis jetzt keinerlei praktisch« Un Zu träglichkeiten ergeben. Nachdem sich indessen bei den jüngsten Ereignissen in Zabern Zweifel daran ergeben haben, ob die Vorschrift von 1899 di« Befugnisse der Zivil- und Militärbehörden richtig abgrenzt, ist von S. M. dem Kaiser und König «ine Nachprüfung der Dien st Vorschrif ten angeordnet worden." Fortsetzung der Zabern-Debultc in der reichsländisktirn Zweiten Kammer. St . aß bürg, 15. Januar. Die Zweite Kammer des elmß-lothringischen Landtages jetzt- heute vormittag die Verhandlungen betr. die Vorfälle in Zabern fort. Wols tlrb.) zählte u. a. aus: Eine völlig unhaltbare R c ch t s a u f f a s j u n g fei erfolg- reich vertreten worden. Der Freispruch des Kriegsgerichts stehe auch im Wideripruch zu den Anict auungen des Reichskanzlers, die dieser im Reichstage vertreten habe. Die Rechte des Militärs seien reichsgesetzlich zu b«grenzen. Nichtderufung rn einem ' bürgerlichen Rechtsstaat gegen- die Kriegsgerichtsurteile wäre ein Bruch des Pak- tes von Donaueschingen, wie er damals in der Verlautbarung des amtlichen Straß burger Korrespondenten zum Ausdruck gekommen sei. Die elsag - lothringische Regierung mußte nach dem Fall Focstner zwecks Beruhigung unserer Bevölkerung energischer verfahren. Der Kttegsminister ha.te keinen Grund, v Forst ner zu verteidigen, der die Fahne einer großen Nation beschimpft hat. Redner trat dann für eine Erweiterung der Befugnisse des Statt halters ein. verteidigte den Statt halter Grafen Wedel gegen gewisse An griffe und sagte: Mit dem Grasen Wedel be gann man erst in Elsaß Lothringen eine weise Staatskunst zu pflegen. Ob er dabei einen richtigen Mitarbeiter gesunden habe, sei eine andere Frage. Wir wünschen schließlich nicht, da» G r a f W e d e l dem kommandierenden General v. Deimling schließlich weiche. Im Kampf um unsere Selbständigkeit steht uns die Mehrheit des Reichstages treu zur Seite. Müster-Thann (Ztr.) vermißt in der Note der Regierung den Ton der Entschiedenheit, den man im Hinblick aus den Schneid von der andern Seite erwarten durfte. Die Preße habe im Falle Zabern voll und ganz ihre Pflicht getan. Die „Wackes"- Ge schichte des Leutnants v. Forjtner fei durchaus nicht alsEinzelfatl zu betrachten. Oberst v. Reuter scheine ihm der Typus militärischer Reinkultur zu sein. Er gehöre zu den Leuten, die niemals verstanden haben, außerhalb ihrer Kaste Verständnis zu tuchen, welche die Armee als völlig vom Volte Losgetrenntes betrachten. Diese Anschauung stehe im Widerspruch mit derAufgabe des Heeres. In Zabern war es der Militärgewalt um eine Kraftprobe zu tun. Dieses war wohl und gut vorbereitet (Lebhafte Zustimmung) Die Regierung mußte sich unter solchen Umständen mit ihrer ganzen moralischen Autorität für die Bevöl kerung einsetzen. An die höchste Stelle ergehe dieser Ruf, es möge gegen das Kriegsgerichtsurteil Berufung eingelegt werden. DenReichsrag aber bitten wir.so ichl og der Redner, fest und unerschütterlich im Kampfe für unsere Sache zu bleiben. In Preußen könnie die Regierung nicht zu einer solchen Ohnmacht verurteilt werden wie die unserige. Wir müßen deshalb den Ausbau unserer Verfassung ver langen. Wir wollen ein lebendiges Organ im Reiche werden. Schlumberger (Lothr. Block) drückt die Ueber- zeugung aus, daß es mit der Ehre einer Regierung unvereinbar sei, wenn sie ihren Platz nicht räume. Donneoer (Fortichr) führt aus: Es komme in diesem Augenblick darauf an, daß die E e s ch l o s s e n- hettder Volksvertretung mit Ernst und Würde in die Erscheinung trete. Um '/«I Uhr tritt sodann die Mittagspause ein. In der Nachmtttagssitzung der Zweiten Kammer des elsaß-lothringischen Landtages ftellte der Abg. Peirote» (Soz.) als Auffassung aller Volks vertreter fest, daß der dem elsatz-lothrrngischen Voll angetane Schimpf gebrandmarkt werden müße. Was vor vier Wochen Rechtens war, gelte heute nicht mehr. Zabern sei das Programm des absolu tistischen Militarismus. Die Erklärung der Regierung bedeute eine Demütigung vor dem Militarismus. Der Vorstoß im preußischen Herrenhause und im Abgeordnetenhaus« laße auf das Bestreben schließen, Elsaß-Lothrinäen dem Königreich Preußen einzu. verleiben Die chauvinistischen Treibe» reten, die zu einem Kriege mit Frankreich führen sollten, weise er mit aller Entschieden heit zurück. Die Forderung au» Abschaffung des Militärgerichts müße mit allem Nachdruck erhoben werden. Die Kommandogewalt des Kaisers müße eingeschränlt werden. Redner schloß, indem er di« Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich als Kultuiaufgabe des elsaß-lothringischen Volkes be- zeichnete. Abg. Drumm lF. Vp.) richtete heftige Angriffe gegen die Regierung und meinte, ein Mann wie General v. D e l m t i n g paise nicht ins Elsaß. Die bereits gemeldete Resolution wurde mit leb haftem Beifall einstimmig angenommen. Vie Sonntagsruhe im stan-elsgewerbe. (Stimmungsbild aus dem Reichstage.) (-) Berlin, 15. Januar. Im Reichstage begann heute die erste Lesung des' Entwurfs über die Sonn t a gs r u h e im Handels g e w e r b c Wir haben seinerzeit, als die Vorlage erschien, hier dargetan, daß eine schablonen- haste Regelung der Sonntagsruhe nicht ange bracht sei, daß die Verhältnisse in Stadt und Land, im Groß- und Kleingewerbe durchaus ver- fchiedcn lägen und haben gemeint, daß das von der Vorlage eingeschlagene Verfahren im allge ¬ meinen uns die rechte Mitte einzuhalten scheine. Die heutige Aussprache ergab, daß den Leuten der Praxis — von ihnen hatten schließlich die Redner der Parteien doch wohl ihre Gründe und Einwände bezogen — der Ent wurf in dieser Beziehung noch lange nicht weit genug gehe. Die Sozialdemokraten natür lich ausgenommen, die. Theoretiker in diesem Stück, wie in anderen auch, einer schranken losen Sonntagsruhe das Wort redeten. Aber die anderen hatten alle etwas zu tadeln, wenn auch dieser mehr, jener weniger. Am schärfsten klang das Votum des Abg. Erzberger, ber zwar die Schwerindustrie mit einer llkstündigen Sonntags ruhe segnen möchte, dafür aber Neigung zeigte, den Geheimrat. der die Vorlage ersann, wie er sich ausdrückte, zum Teufel zu jagen. Die Sprecher der Nationallibcralen und der Fortschrittler, nebenbei auch zwei Württemberger, der Abgeordnete List und Herr Gunßer, bezeichneten den Entwurf im allgemeinen als eine brauchbare Unterlage. Aber beide wollten ändern: beide die Verhältnisse in dell kleinen Städten und auf dem flachen Lande mehr berücksichtigt sehen. Die Aussprache wird morgen fortgesetzt werden. Ob die Interpellation über Zabern am Sonn abend auf die Tagesordnung genetzt wird, steht im Augenblick noch nicht fest Dr. Delbrück erklärte zwar zu Beginn der Sitzung, der Kanzler sei bereit, zu antworten, sobald das schwebende Verfahren rechtskräftig abgeschlossen fei. Das ist ja nun in zwischen, wie sich aus der „Nordd. Allg. Ztg." ergibt, geschehen. Immerhin ist es nicht unmöglich, daß die Beantwortung und Besprechung der Interpellation erst zu Anfang der nächsten Woche erfolgt. politische UebeMcht Gründung einer Nebenstelle beim deutschen Handwerks- un- Gewerbekammertag. Wie wir hören, ist beabsichtigt, eine Nebenstelle der Zentralstelle des Deutschen Handwerks und Gcwerbekammcrtages zu gründen, die in Berlin ihren Sitz haben und den Zweck verfolgen soll, als reine Vermittlungsstelle iür die Bildung von Lieserungsoerbänden auf genosfenfchaftlicher Grund lage für ganz Deutschland zu bienen. Die Not wendigkeit der Errichtung einer solchen Stelle, die die korporative Arbettsübernahme bei Verdingungen zu bewrgen hat, ist längst anerkannt und soll unter Anlehnung an den Hauptverband deutscher ge werblicher Genossenschaften erfolgen. Der freie Lieferungsverband auf genossenschaftlicher Grund lage empfiehlt sich zur Uebernahme von Liefe rungen inehr als die gemeinschaftliche Arbeits- übernadmc durch Innungen, und die recht- zeitige Bildung derartiger Licfcrungsvcrbände muß der Initiative der Innungen überlaßen bleiben. Von nicht unwesentlicher Bedeutung wird es sein, wenn zur Leitung eines freien Lieserungsverbandes Persönlichkeiten berufen werden, die selbst an der zu leistenden Arbeit nicht interessiert sind, da nur )v eine durchaus objektive Führung der Geschäfte sich gewährleisten laßen wird, während, wenn die Lei tung in der Hand von Handwerksmeistern des inter essierten Unternehmerkreiies liegt, eine absolut; Objektivität von vornherein als ausgeschlossen gelten darf. Von besonderer Bedeutung sür die Lieferungs verbände sind die Aufträge der Heeresverwaltungen. Es werden in der Regel nur Arbeiten und Lieferungen zu baulichen Anlagen an einzelne Handwerker vergeben; für die Lieferung von Mannschastsaus- rüstungsgegenständen und alle sonstigen, in großer Stückzahl zu fertigenden Arbeiten werden jedoch Handwerkerkorporationen in erster Linie auf Berück sichtigung rechnen können. Hierbei muß bemerkt werden, daß das Militärschuhzeug als Lieferung für Handwerker nicht vergeben wird. Es wird gründ» sätzlich in den Militärwerkstätten gefertigt Die Vergebung der Arbeiten bei Neubauten erfolgt in der Regel im Wege der öffentlichen Ausschreibung, doch wird in der Tat ein großer Teil der Arbeiten in beschrankter Submission vergeben. Neben der be schränkten Vergebung wird auch in vielen Fällen der Weg der freihändigen Vergebung an einen Hand werksmeister. der sich als besonders zuverlässig er wiesen hat, von den Militärbauäm'ern und den Garnisonverwaltungen beschritten. Bei Aufträgen zur Lieferung von Mannschafts, usw. Ausrüstung»« gegenständen Haden vorwiegend Innungen bzw. Hand« werkerkorporationen Aussicht auf Berücksichtigung. Es empfiehlt sich. Bewerbungen seitens der Innungen usw. um die Berücksichtigung bet der Vergebung derartiger Aufträge nicht erst dann vorzubrinaen, wenn der Bedarf dckanntgeworden ist. Auch auf die Erlangung
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