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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.01.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140131022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914013102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914013102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-31
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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N4. itri». Mustt ,b. lL >ltch. hl. :: 11 i«. - DM. ner. auscn» lUhr. ncvor- dUvr: vollS- SUS. Ubr. so. ! übsr- mberg. !ow. st-r. Henau. uer. der. urenec. r. ckburg- Ubr. igkeit amve. rg. — >r: che« »IvtlL. nbt. nen. >or kurzen« en Roma» cfeldt. »7 «7« :chen. lkenü. ZereinSvorsi. vttheater). A.: Pyg- dttheater). en. Theater). .-L. n. erg. Il.-L. ankfurter. st im Mai, Bergerac' »s»» e«/. Halsbaud. -Ui 41 raße 13. -Iben- -Ausgabe kür reipHig an» Vorort» Surck» unser« TrTaer v»A und Spediteur« Lmal tägllch tu» Hou» gebracht r mouatUch t.rs M.. vlerleyährUch Z.7S M. Set »er SeschSst-stell», unsrru ZtUalea und Nu»gad«N»U«a abgeholt: monatlich IM., olerteljährUch S M. durch ül« pog: lnnerbalb Veutschlonb» und Ser deutschen Kolonien monatlich l^d M., vierteliiihrllch 4.Z0 M., auoschtteglich postdestrUgelS. va« leipziger Tageblatt erscheint Werktag» Imal, Sonn- u. Zelrrtag» lmol. Ja Leipzig, Sen Nachbarorten und Sen Orten mit eigenen Zilialen wir» Sir stdenSausgade noch am fldenö des Erscheinens ino Haus geliefert. Serltner NeSaktion: In SrnAelten >7, Zecnsprech-gnschluß: Moabit Nr.4»7. /trnckshlcftt des Rates und des polireinrntes der Stadt Leipzig NeSaktion und S»sch<ist»st«Ue: Zohannisgaffe Nr. 5. » Zernsprech-sinschlutz Nr. >4»»:, I4b»r unü l4»44. ISS. Jahrgang L—sUr Inserat» au» Leipzig un» Umgebung Sie /-UAklAstnpctlf». ispaitigrpetitzeileLZPs., Sir Neklamereilet M., von auswSrt» ZS ps., Nrklamrn I.2S M., Zamilirn-u. kleine slnzetgen Sie Petttzeilr nurSS Ps., Inserate von VehörSea im amtlichen Teil Sir prtitzeilr SS Ps. SeschSstsanzetgrn mit playoorschrist im Preise erkdkt. Nabatt nach Taris, vrilagegrbühr: Sesamtausl.SM.Sa»Tausend ausschl.poggedühr. gnzrigrn-sinnakme: lokannisgaffe«, bei sämtlichen Ztlialen Se» Leipziger Tageblatt»» und allen slnnoncen-ExpeSitionrn Sr» In- unü hustandr». cheschäftsstelle für Vrrli» u. Sie pr. Vrandendurg: vircklionWolterZliegel, Verlin w. l», Margarethensiratze ». Zernfprrch-/4nschlutz: Lühow 4471. Nr. 56. l9lch. Sormsdenü, üen 3l. I»nu»r. Das Wichtigste. * Der Leipziger Großkausmann Moritz Sigall wurde in Mentone durch ein Ver brechen getötet, triebe Leipzig.) - Bei der Nachfeier von Kaisers Ge burtstag in London hielt Bouchajier von L i ch n o w s k y eine 'Ansprache, in der er die Le Hauptungen der englischen Presse von einem schroffen Gegensatz zwischen Zivil und Militär in Deutschland widerlegte. < Siehe Pol. Uebcrs.) * Wie die Verwaltung der Zeche „Minister Achenbach" mittcilt, sind bis jetzt l8 Leichen geborgen. Nur 1 bis L Mann werden ver miet. Die Zahl der Verletzten beträgt 17. darunter befinden sich 8 Schwerverletzte. (S. des. Art.) * Zn russischen Kreisen hegt man Besorgnis wegen der Umtriebe des persischen Exschahs, der angeblich einen neuen Einfall in Persien plant. * Nach einer Meldung aus Tetuan soll N a i - suli in Marokko den heiligen Krieg erklärt haben. (Siehe Ausl.) Ein neues Schutz- unö Trutz- bünönis am SaSkan. Belgrad, 31. Januar. (Drahtmelo.) Wie hier bestimmt verlautet, wird in Peters burg, wo der Ministerpräsident Pasitsch seit einigen Tagen weilt und mit dem griechischen Ministerpräsidenten Venizelos zusammen- trisst, über ein Abkommen zwischen Ser bien und Griechenland, dem sich Ru mänien anschliehen soll, unter Führung der russischen Negierung verhandelt. Der Zweck des Abkommen» »st dir Sicherung gemeinsamen Handelns für den Fall, daß die Türkei, unterstützt von Bulgarien, gegen Griechenland wegen der Jnselsrage vor gehen sollte. Gs ist schon, zur Genüge bekannt, daß .Herr Benizelos seine Rundreise mit großen Plä nen angetreten hat. Gr ivollte sich nicht nur über die moralische Unterstützung der griechi schen Politik vergewissern, sondern auch über die Geldbeschaffung, das Wichtigste hat er sich aber für Petersburg ausgehoben. Die vor stehende Drahtmeldung spricht von dein Ab schlug eines neuen Bündnisses, das sich gegen die Türkei richtet. Ob cs dazu kommen wird, ist natürlich zur Stunde noch nicht zu sagen. Jedenfalls ist es sehr glaubhaft, daß auf ge wisse Vereinbarungen hingearbeitet wird. Unser X. Mitarbeiter, der seit kurzem wieder in Belgrad weilt, schreibt über die dortige Auffassung der Lage folgendes: Ich hatte heute (26. Januar- Gelegenheit, mich mit dem Zinanzmüiister P a t s ch u , der in Abwesenheit Pasitschs die Geschäfte des Aus wärligen Ministeriums mit führt, über die gegen würtige Lage auf dem Balkan eingehend zu un terhalten. Patschu sieht sie recht trüb an. Bc sorgt macht ihn, das; in Konstantinopel Enver P a s ch a und Talaat Bei das Reg ment füy ren. Diese durch die Revolution an die Oberfläche gekommenen Leute hätten leine festen Wurzeln im Bolte. Wie sie nur dadurch, daß das leider untätig zuschauende Europa ihnen die Rück erobernng Adrianopels ermöglicht habe, in ihre jetzigen Stellungen gekommen seien, so könnten sie sich nur dadurch erhalten, daß sie nach einem neuen kriegerischen Erfolge streben. Sie machten ja auch durchaus keinen Hehl daraus, daß sie für einen neuen Krieg rüsteten, und sic rechneten hierbei wie bei Adrianopet auf die Gleichgültig keit oder auch Uneinigkeit der Mächte hinsichtlich der Inselfrage, die sie nur im türkischen Sinne gelöst zu seheu wünschen. Auch bezüglich Alba niens haben sie Zeltelungen unternommen und verfolgten dort das Ziel, das Land wenigstens unter die Herrschaft eines Türken zu stellen. Es sei bezeichnend, daß Kemal in dieser Hin sicht heimliche Verbindung mit Konstantinopel unterhalten habe. Auch Essad Pascha be reite ftch, wenn er auch dem Prinzen zu Wied seine Unterwürfigkeit bezeige, daraus vor, im gegebenen Augenblicke die Herrschaft an sich zu reißen. So biete das gegenwärtige Kabinett in Koustaulinopel keine Gewähr für den Eintritt ruhigerer Zeiten. Es habe sich aber auch schon in Konstantinopel viele Feinde zugezogen durch die Art. in welcher viele Offiziere verabschiedet wurden. Diese seren durch ihre Pensionierung nicht nur pekuniär geschädigt, sondern zum Teil auch rn ihrem Ehrgefühl gekränkt, und man werde sich deshalb nicht wundern können, wenn sie einen Akt der Rache ausführen würden. Auch in Bulgarien wurzelte das Kabinett Radoslawo w nicht im Volke, ivie die letzten Sobranje- wahlen bewiesen. Es gehörten ihm zudem einige Mitglieder an, die wegen ihrer früheren Tätig keit als Minister unter Anklage standen; eines von ihnen (Tontschew) sei ja sogar verurteilt, später allerdings vegnadigt worden. Auch dieses Kabinett könnte sich nur dadurch behaupten, wenn cs sich äußeres Prestige erwerbe. Da sei es denn bezeichnend, daß Bulgarien noch Suölrnumms LodgtzjängL öes CLauömn/) Luderiiiailiis »eueslcs Wert spielt im ö. Jahr hundert u. Ehr. Es führt uns gewaltige historische Persönlichkeiten, Manch und Stilicho, inmitten einer gerbenden Kultur vor. Der Verfasser von „Sodoms Ende" hat in diesem Draina die Grenzen feiner Kraft überschritten. Lein Wert beweist von neuem, daß das historische Drama ihm verjagt bleiben muß. Sudermann hat nicht die innere Formkraft und Geschlossenheit, große Menschen darzustellen. Und ebenso wie ihm im „Johannes" nur die Sittenschilderung einer welken Zeit glückte, jo hat er auch hier, zum Teil mit satirischem Können, die Entartung des Pechen Romer- tums gezeichnet. Heuchelnde Günstlinge, Speichel lecker und Worthelden kann er lebendig gestalten; aber die Menschen, die er zu Helden von Blut haben möchte, haben ihre Blässe mit Phrasen ge schminkt. Eins ist bedauerlich. Sudermann hatte vor so vielen unserer Bühnenschriftsteller einen angeborenen Theatersinn voraus. Leider hat ihn dieser in dem neuen Werke fast ganz iin Stiche gelassen. Das Stück trankt an unglaublicher Redseligkeit. Sudermann wollte durch Bau und Anlage des Satzes wie durch die Bildung des Wortes römisches Wesen andeuten. Es ist ihm ebensowenig gelungen wie im „Johannes" die Andeutung des jüdischen. Man spürt des Dich ters Fleiß; aber dieser Fleiß ist ungesund. Hebbel schrieb eine Judith, und er zeichnete Römer. Ohne daß er der deutschen Sprache Gewalt antat, lebte in seinen Menschen jüdisches und römisches Wesen. Denn er schuf aus Geist und Kraft. Sudermanns Dialog wirkt gequält und ermüdet. Die eigentliche Handlung geht lahm. Sie beginnt im dritten Aufzuge. Claudius Claudinnus, der Dichter, ist der Günstling Stilichos, des ge waltigen Vandalen, der den Willen des kaiserlichen Knaben Honorius beherrscht. Der oers- und geistreiche Dichter spielt nun durch Wortkünste Roms Feind Alarich in Stilichos Hände. Stilicho und Alarich finden sich jedoch als Freunde. Claudius Claudinnus. der an diese Möglichkeit nicht gedacht hat, läßt den Alarich verräterisch verwunden, in der Mei nung. seinem Gönner Stilicho zu dienen. Dafür trifft ihn nun dessen Ungnade. Später wird Claudius Claudianus zu einem Ränkespiel gegen Stilicho ge braucht. dadurch, daß mittels eines Claudianischcn Schmähgedichtes Stilicho als Verräter dem Kaiser entlarvt wird. Noch in letzter Stunde bereut der wankelmütige Claudius, und kommt denn auch *) Sudermann, „Die Lodgejängc des Claudian", Drama in fünf Aufzügen von Hermann Sudermann, Verlag von Cotta, 1914. noch gerade zurecht, um mit Stilicho zusammen zu sterben. Die Szene zwischen Alarich und Stilicho im dritten und die letzte des fünften Aufzuges sind immerhin diejenigen, in denen man etwas von der alten Theaterkraft Sudermanns spürt. Die Sprache des Dramas ist die eines Halbtalents. Aus Sudermanns ersten beiden Romanen „Frau Sorge" und „Der K a tz e n st e g" sprachen dichte rische Kräfte und verhießen Entfaltung. Ader es ist keine Erfüllung geworden. Die andauernde Be wegung in der Sphäre des Milieustückes ließ höhere Organe verkümmern. Man hat das Gefühl, als ob einer die Schwingen regt, aber nicht getragen wird. Sudermann will, aber er kann nicht. Ihm fehlt das Feingefühl für das Künstlerische. Man ist bei ihm nie sicher vor Abgeschmacktheiten. Ich greife einige Proben heraus. Claudius klagt: „So darf es nicht enden! Draußen rast die weltstürmende Jagd — ich aber bin an die Kette gelegt und heule und schnappe nach Fliegen." Ein andermal heißt es: „Wenn in dem Wirbel (?) meiner Glücksgütter ein Glück noch fehlte" — oder: „Als bei meinem Eintritt jein Blick mich durch und durch stach, da wühlte sich mir doch ein lähmendes Etwas die Herzgrube hoch." So geht es fort. Der S it t e n s ch i l d c r e r mag immerhin eine Gestalt wie den Clandian Larstellen, einen schwäch lichen Maulhelden, der sich mit Worten aufstutzt und von Lobgedichten lebt. Aber der Dichter darf nicht von uns fordern, daß wir auch nur mit der leisesten Regung an seinem Schicksal innerlich teilnehmen. Die Sittenschilderung ist. wie gesagt, an sich das Beste, und nicht reizlos ist die Szene, da das Geheim nis des römischen Kaisertums in einem unmänn lichen, schwachsinnigen Jüngling sich offenbart. Sudermann aber sollte in Zukunft in den Schranken bleiben, die ihm gewiesen sind. Dann wird er sich und andere vor Enttäuschungen bewahren und wird der Bühne mit wirksameren Stücken dienen können. I)r. kftiockriek Lebreokt. Kunst und Wissenschaft. Cercle des Annale». Herr Favre, Lektor an der hiesigen Universität, hatte eine aufmerksam lauschende Zuhörerschaft versammelt, um ihr das Bild eines der originellsten Poeten zu entwerfen, das an Por- tratähnlichkeit nichts zu wünschen übrigließ. Bau- delaires „b'leurs «tu mal", ein einziger Band, genügte, um ihm einen Rang zu sichern auf dem Parnaß. Die Ernte auf dem Felde der Lyrik war so überreich gewesen — V. Hugo, Lamar tine , Müsset —, daß es nur mehr Aehren- leser, Epigonen gab. Da kam Baudelaire. 1821 in Paris als Sohn eines zweiundsechzigjährigen Vaters und einer zwanzigjährigen Mutter geboren, zeigte er früh schon Absonderlichkeiten. Einen äußerst starken Eindruck machten Skulptur und Malerei auf nicht alle Teile Thraziens besetzt habe, die ihm nach dem letzten Friedensschlüsse zugesallen feien, und daß in diesen Teilen noch türlisches Militär stehe. Man könne daraus schließen, daß beabsichtigt werde, die Türken bei einer Aktion gegen Griechenland sofort über die griechische Grenze rücken zu lassen, ohne erst Vorhand langen wegen dos Passierens der bulgarischen Zone pflegen zu müssen. Das bedeute natur sich ein Hand-in-Hand gehen der Türken mit den Bulgaren, woraus auch noch andere An reichen Hinweisen, und inan müsse wenigstens von Bulgarien vermuten, daß es hierbei auch aggressive Absichten gegen Serbien verfolge. Eine Aussprache der leitenden Staatsmänner Griechenlands, Serbiens und Rumäniens, wie sie dieser Tage in Petersburg (wo Pasitsch die Ankunft Venizelos' abwartct) oder in Bukarest staltsinden werde, sei unter diesen Umständen natürlich Doch sei es im Fnteresse aller aufs dringendste zu wünschen, daß die Ruhe auf dem Balkan nicht mehr gestört werde. GrckmM Hilf M „Wchtt Wiibch" gebrochen, aber die Arbeitsstelle ist zu Bruch ge ¬ gangen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sich unter Auf der Zeche „Minister Achenbach" hat sich, wie wir bereits ausführlich in der heutigen Morgenaus gäbe unseres Blattes meldeten, abermals eine jchwecc Schlagwetterexplosion ereignet. Auf derselben Zeche ereignete sich, wie wir ebenfalls schon erwähnten, be reits ain 18. Dezember 1!N2 eine Explosion schlagen der Wetter, bei der 17 Bergleute Len Tod sanden. Zwar ist bei dem neuen Unglück die Zahl der Tode opfer noch nicht bekannt, aber so viel scheint doch fest zustehen, daß die ersten Meldungen, die von t>(t oder gar 8V Toten sprachen, stark übertriebene Nachrichten enthielten. In Ergüinung unserer früheren Meldungen in der heutigen Morgenausgabe erhalten wir die sol genden D r a h t b e r i ch t e: Dortmund, :>i. Januar. Auf dem Wege zu der etwa l'» Kilometer entfernten Zeche fahren zahlreiche Krankenwagen und Automobite. oie sich einen Weg durch die Menschenmenge. die das Zechcntor Umlagen, bahnen. Auf dem Zechenhof wimmelt es von Fahrzeugen aller Art. Rauchgeschwärzte Männer von den Rettungsabteilungen mit dem Sauerstoff apparat auf den Schultern, eilen zu dem Schacht oder bringen in langsamem Schritt einen Toten getragen. Die Toten werden in einem großen Raum aufgebahri. sie sind schwarz und verbrannt, aber nur vereinzelt verstümmelt. Die schwersten Brandwunden haben die Arbeiter vom Flöz Nr. 19. An dieser Stelle entstand auch nach Meinung der Ausgefahreuen die v e r h ä n g n is v o l l e Explo sion. Schrill hallt die Signalglocke durch die Nacht. Sie gibt das Zeichen, daß neue Opfer zutage ge fördert werden. Sanitätsmannschaften, Gendarmen und Beamte der Bergbehörden leisten hilfreichen Bei stand. Ein Grubenbrand ist glücklicherweise nicht aus den Kohlentriimmern noch weitere Tote befinden. Dortmund, 31. Januar. Es sind bereits sieben Bergleute tot herausgefchasft morden, darunter der Fahrsteiger Reinhardt, der oberste Beamte der Mittagsschicht. Ferner wurden elf Schwerverletzte geborgen. Weil Vie Bergung der Opfer noch längere Zeit in Anspruch nimmt, so ist augenblicklich nichts Bestimmtes zu erfahren. Man hofft, daß von den Nermißten mehrere ohne Nummernabgabe nach Hause gegangen oder bei der Rettung tätig sind. Die hinausbcförderten Leichen sind bis zur Unkennt lichkeit entstellt. Teilweise sind ihnen die Gliedmaßen abgerissen, was aus die Ge walt der Explosion schließen läßt. Zahlreiche Sani- tätsinannschasten waren sofort zur Stelle und warten auf die Bergung der Opfer. Von den Nachbarzechen ist Hilfe an die Unglückcstätte abgegang-n. Auch aus Dortmund trafen .zahlreiche Sanitäts- kolonncii ein, die jedoch untätig bleibe» mußten, weil cs unmöglich war. infolge des ausgebrochenen Bran des an die Stelle des Unglücks heranzukommcu. Die Toten sind furchtbar verbrannt und zum großen Teil jo verstümmelt und zerstückelt, daß ihre Identität nicht mehr sestgestcllt werden konnte. Unter den Toten befindet sich auch der Revicrsteiger Rein hardt, der noch im Augenblick der Katastrophe am Schacht gesehen wurde und seinen Dienst antcat. Die Explosion muß von einer furchtbaren Gewalt gewesen sein, denn eine elektrische Erubenloko- m o t i v e wurde von ihrem Standort etwa sechzig die kindliche Seele. Unter seinen Kameraden fühlte er sich stets ganz allein. An der Schwelle des Jünglingsalters stehend. geriet er bedenklich in trübes Fahrwasser, aus dem ihn auch die Betanntjchaften mit Leconte de l'Jsle, Oct. Feulllet. Balzac nicht retteten; deshalb wurde er auf Reisen geschickt. Von einem zehn- monatigen Aufenthalt in Indien brachte er tiefe Eindrücke und starkes Empfinden für ore Farben pracht des Orients mir. leider aber auch zwetzel- haste Gewohnheiten, u. a. den Gebrauch des Opiums Haschisch nebst Alkohol, denen seine ohnehin zer rüttete Gesundheit später, 1807, unterliegen tollte. — Die Zeitgenossen charakterisierten jein We-en als bizarr, exaltiert, mystisch, exzentrisch, Mystftilationen seiner Zuhörer liebend, stetig auf der Suche nach Leniationen, ausschweifend. Seine Origlnnlitats- sucht war fast krankhaft, hartnäckig; er selbst stets raffiniert, paradox. Das Dandytum — innerliches wie äußerliches, — war ihm Richtschnur, im Gegensatz zu den Bohemiens des Limitier mrm. Kaum war sein Gedichtband ..t^e-> 11 äu mal' , an dessen Titel er lange feilte uno dessen äußere Aus stattung ihm Hauptsache war, erschienen, als der Autor prompt zu WO Frank Geldstrafe verur eilt wurde mitsamt seinem Verleger und Drucker und alle Aus lagen konfisziert wurden. Napoleon ttl. selcht ver körperte in diesem Falle die Justiz und die beleidigte Moral. 2n seiner Eitelkeit aufs äugerste gekränkt, sand Baudelaire einigen Trost ln huldigenden und auf munternden Briesen des Dichterfürsten V. Hugo, wandte aber bald voll Ingrimm seinem Vaterlande den Rücken, ohne jedoch in Belgien vor neuen Ent täuschungen bewahrt zu bleiben. Die „l',e>n> cku in«»", diese Treibpausvlumen, sind berühmt durch Feinheit ihrer Sprache und Gedanken, ihre vor keiner Brutalität zurückjcheuenoe Ausdrucksrveste uno eigenartigsten Reize. Der Dichter poliert unablässig an der Form, bis sie ihm das Spiegelbild «einer Seele scharf reflektiert. "Natur, Religion. Tod, Weid geben den Inhalt. Eine wahre „Tonleiter dec Parfüme" begleitet ihn unausgesetzt; nannte sich doch der Dichter selcht „un aeon «lo pai- imn oubliö". Die „Correspondances" zwischen Ton. Geruch und Farbe machten Schule. — Der Einflug Edgar Poes auf Baudelaire war unverkennbar. Letzterer irlbst beeinflußte eine kommende Dichter generation in Frankreich, die Dekadenten, die freilich auch wieder erloschen ist seit ungeiähr zwanzig Jahren. In Deutschland sind es Dichter wie Stefan George, Stefan Zweig, Camillo Hofmann u. a., die den Geist der Baudelatreschen Muse in sich ausgenommen haben. N. 8. * Bon der Uninerfität Leipzig. Die Juristen- fakultät oerlündigt die Feier des Andenkens an den Hofrat Christian Friedrich Kees, welche am Mittwoch, dem 1. Februar d. I., nachmittags Uhr oräzis in der Aula des Collegium Iuridicum (Peters, straße 36) stattfindet. Die Rede zum Gedächtnis dieses Wohltäters der Univeisitäl wird der Privat dozent Dr. jur. et phil Felix Holldack über das Thema halten: „Die Bedeutung der Tran szendental -Philosophie für die Rechts- politi k." Die Fakultät ladet Las Oberhaupt und die Mitglieder der Universität sowie alle ihre Gönner und Freunde zu dieser Feier ein. " Ans der Theaterchronik. Im Theater an der Wien »am Lehars neue dreiauige Operette „End tick) atlei n", Text von Dr. Willner und Robert Bodanjki. zur Uraufführung, und errang einen lauten Erfolg. * Else Schiff - Bassermann vom Deutschen Theater in Berlin wurde von Direktor Barnowsky für das Letzing-Theater verpflichtet. * Eine Protcstversammlung der Freien Volks bühne in Berlin napm, wie gemeldet wird, zu dem jetzt vom Oberverwaltungsgericht bestätigten Verbot der Aufführung von Rosenows Tendenzstück „Die r in Schatten teben" Stellung. Es wurde eine Entichließung gefaßt, die bedauert, baß eine Vor stellung ces Dramas „vor den Arbeitern Berlins" unter den jetzigen Verhältnissen sich nicht ermöglichen läßt. Betont wird, daß „die Lektüre und die öffent liche Vorlesung des verremten Stücks selbst in Preußen nicht verboten werden kann". Schließlich vollzog die Versammlung last einstimmig die Verschmelzung zwischen der Freien Volksbühne und der Neuen freien Volksbühne zu einem „ V er b a n d der Freien Volksbühnen Berlin s". * Albert Bassermann, dessen Kontrakt mit Direktor Reinhardt am Ende dieser Saison abläuft, hat, wie gemeldet wird, die Absicht, das Berliner Deutsche Theater zu verlassen. Es war die Rede davon, daß der Künstler die Direktion Rein hardt mit der Direktion Barnowsky vertauschen werde Diese Nachricht entspricht aber nicht den Tatsachen. Wenn Baslermann vom Deutschen Theater scheidet, so will er überhaupt kein festes Engagement mehr nnnehmen. sondern nur gastieren. Ob aller dings Direktor Reinhardt Albert Bassermann ziehen laßen wird, oder in letzter Stunde doch noch ein neuer Kontrakt zustande kommt, kann heute mit Bestimmt heit noch nicht gesagt werden. * Die Universität Frankfurt a. M. und die Handelshochschule. Die Handelshochs chul-Ein richtungen der Akademie für Sozial und Handelswisfenzchaften in Frank furt a. M. werden innerhalb der künftigen Universität ungeschmälert erhalten bleiben und der selben im Rahmen der Wirtschafts-undSo- zialwissenschaftlichen Fakultät ein. gegliedert werden. Das Studium der Handels wissenschaften wird also an der künftigen Universität Frankfurt a. M. unter genau denselben Voraussetzun gen und in genau derselben Weise wie an der jetzigen Akademie und den anderen deutjchen Handels hochschulen betrieben und durch Prüfungen abge schlossen werden können.
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