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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140130012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914013001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914013001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-30
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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Morgen-Musgabe für Leip,la UN» Vorvrt« »urch nnser» TrSaer V»AuASpr«I^ » . UN» Sprittrar« rmaltSgttch In» Hau» grdraqtr moootU» 1.2S M., viert,»»hrltch 3.7» M. Sri Ser G«fchüN»f»,Ue, unsrr» Malm un» ftuagobestrUm adgrhatti mvnoNi» IM.. vl«rtell»drll» 3 M. Vor» »t« Post: lunerhald veutschlaa»» «a» »er »mtschm «ataalm «oaatUch 1^4 M.. vlertellährUG ».so M., auaschllrgllch postdeNellget». Va»tetpzt-er Tage blatt «scheint »rrktag» »mal, Sonn. o. Zrlrrtogalmal. Sn Lelpzlg, »m Nachbarorten un» »m Grien mit «lamm Malm wir» St« Nd«n»an»gad« noch am Nden» »e» erscheinen» in» hau» geltes«». SerUn« keöaktlva: da »en Zetten >7. Zrrnfprech-Pnschlu-: Uloadttür.447. Amtsblatt desRates und despotireuuntes der Stadt Leipzig ttrLaktlvn und ch«schSst»N»ll«i )ohannl»gaff« Nr.4. » Zernsprech-NnschluS Nr. 14042. 14-41 uu» 14-44. ISS. Jahrgang s,a,el-ei>pr-lse: L' von au»a»art» 34 Pf., «»Namen t.ro m., Zamlllm. u. Nelne ftn,»lam »t« petltzetl« n«r24Pf.,Inserat, von SehörSm im amtlichmLell üt» petltz^l, »4 Pf7 Sefch»ft»an,eigen mit playv»rschri»t >m Preis» «diibt. Na-att na» Tarif. Setlagegedühr: «esamtaus!. r M. »a« Lausen» au»schl. postgedlthr. fla,^gm.ftn»ayme: 1»hann>»gasfe», de» sSmtttGm filialm »m Lelp^mr Togedlotte» un» »Um Nan»n«m.«xpe»ltt»nm »m In. un» riuolonüe». S»sG»ft»st»U» für »rrlin u. »ie pr. Oran »nducg: dtrektionWalterZUegei, Verlin w. >4, Margarethrostratzr ». Zrrnsprrch.MnschluS: Lüyow «471. Nr. 53. Mus-, »en 30. Isnusr. 1S14 Vas Wichtigste. * Die Zweite Kammer beschäftigte sich am Donnerstag auf Grund zweier Interpellationen und eines Antrages mit der Frage des Arbeits- willigenschutzes. Die Regierung sprach sich gegen ein Verbot des Streikpo st en st ehens und f ü r «ine Revision der einschlägigen Bestimmungen des Strafgesetzbuches aus. (S. Art. u. Ber.) * Im Reichstag wurde: am Donnerstag die Aussprache über den Etat des Reichsamts des Innern fortgesetzt. (S. Art. u. Ber.) * Die nationalliberal«: Reichstags fraktion hat das Hospitantenvcrhältius des Reichstagsabgcordneten He st er mann zu ihr ge löst. (S. Art. u. Ber.) * Das Entlassungsgesuch der reichs ländischen Regierung wird halbamtlich bestätigt. * Im preußischen Abgeordnerenhause ist die Ver legung des Graditzer Gestüts nach Alten feld (Rgb. Kassel) beschlossen worden. (S. Ber.) * Der griechische Ministerpräsident Vcnizelos ist am Donnerstag von Berlin kommend in Wien eingetroffen. * In Colombo ist ein Todesfall an Bu- bonenpest festgestellt worden. * Der Zar hat am Donnerstag den französischen Botschafter Delcassö in Abschiedsaudienz emp fangen. * Der Landesindustrieverein für Un garn hat es ab gelehnt, sich dem zu bildenden Deutsch - Oesterreichisch - Ungarischen Wirtschaftsbunde anzuschließen. (S. Ausl.) * Eine Gesellschaft von über 20 M e t a l l d i e b e n und Hehlern wurde in Leipzig ermittelt und verhaftet. (S. bes. Art.) ver Kampf gegen aie„vemokratie" o Berlin, 29. Januar. Die Konservativen haben an dem Erfolg des Preußentages noch nicht genug. Sic blicken zioar nicht so befriedigt wie Herr Rocke in seiner neugeschaffenen Korrespondenz auf diese Tagung zurück, aber sie lassen doch nicht ab, den nämlichen Faden weiter zu spinnen. An Kaisers Geburtstag hat ihn auf dein Festmahl des preußischen Abgeordnetenhauses sogar kein geringerer als der Graf Schwerin-Löwitz gesponnen, indem er von der „Bedrohung un serer monarchischen Staatsordnung" sang und sagte. Das dünkt uns bedeutsamer als alle Entgleisungen jenes preußischen Sonntages, denn der Präsident des Abgeordnetenhauses ist kein Monsieur Irgendwer, hat auch nie zu den rücksichtslosen Draufgängern gezählt; vielmehr immer durch seine gute Bildung, die ruhige Vornehmheit seiner Formen und einen gewissen ritterlichen Billigkei.ssinn eine mehr vermit telnde Rolle zu spielen gesucht. Und nun gesellt sich auch dieser, den junkerlichen Durchschnitt erheblich Ueberragendc zu den Unentwegten; kündigt nicht nur — wofür ihm schon die „Na tionalliberale Korrespondenz" die gebührende Antwort erteilt hat — vor den vereinigten Kon servativen Pommerns das Nahen der Revolu tion an fhier mochte er immerhin die Ent schuldigung haben, daß man, um in solchem Milieu verstanden zu werden, einigermaßen sich dessen Anschauungen anzupasscrr hätte), sondern wiederholt die nämliche düstere Prophezeiung vor einem wesentlich anders zusammengesetzten Publikum und bei einem Anlaß, wo sic beinahe schon als leise Taktlosigkeit wirkt. Das beweist doch wohl, daß, wenn auch die Zeiten nicht so ernst sein mögen, wie die Konservativen sie schildern, die Sache selber ihnen verteufelt ernst wurde. Sie scheinen auf dem Standpunkt an gekommen zu sein: „jetzt oder nie", und darum bemühen sie sich, das heiße Eisen zu schmieden, oder es so lange in die Glut zu halten, bis es heiß wird. Vermutlich erkannten sic längst, wie leicht im Grunde es ist, diesen Hysterischen Ncudeutschen irgendein politisches Märlein aus zureden. Und also klagen sic — unisono wie der Chor der Gralsritter — über die zuchtlose Demokratie, die sich anschicke, der Monarchie den Purpur von den Schultern zu zerren. Ein mütig die einen wie die anderen. Die Olden- burgc so gut wie die Aorck und Schwerin: es ist kein Unterschied mehr. Der Begriff der Kultur-konservativen hat, schcint's, aufgehört. Die Jungkonscrvativcu verschwanden ohnehin, seit Herr Paul Bredereck sich von uns wandle. Es versteht sich für unbefangene Leute am Ende, daß von den demokratischen Gelüsten und der angeblichen Bedrohung der monarchischen Staatsordnung auch mit geschärftem Auge nichts zu entdecken ist. Wer znm Kaiferjubilaum die Flur der Huldigungen und ihre Wärmegrade mit erlebt Hal, wer da mir starker Genugruung sah, >vie die größte Heeresvorlage ohne viele Worte ivic etwas Selbstverständliches ange nommen wurde, der weist, wie start verankert Monarchie und Heer in ihrer dermaligen Ver fassung in den Gemütern der Deutschen ruhen. Die Erledigung, die in diesen Tagen der doch noch immer mehr in allen Einzelheiten befrie digend geloste Fall Reuter fand, hat dann wohl des Werteren gelehrt, wie weltenfern diesem Ge schlecht die Opposition um jeden Preis ist, die Ausnutzung jeden Vorteils, das beharrliche und bewußte Streben nach parlamentarischer und demokratischer Machterwciterung. Eines freilich ist richtig: solange man noch kein Rezept fand, die Uhr der Weltgeschichte rück wärts zu stellen, wird sich eine gewisse Tendenz zur Verbreiterung der Volksrechte und der so genannten Freiheit nicht vermeiden lassen. Die sen Gang ist im Grunde alles historische Ge schehen gegangen. Immer hat die Entwicklung darin bestanden, daß erst kleinere, dann größere Kreise Einfluß auf die Staalsgeschicke gewannen. Das mag man, wenn man um jeden Preis ein Schlagwort haben will, die Tendenz zur Demo kratisierung heißen. Nur soll man uns dann freundlichst gestatten, hinter die Kulissen dieses Schlagwortes zu leuchten. Es trifft sich gut, daß just wie aufs Stichwort ein Mann von der milden, maßvollen Staalsauf- fasfung Gustav von Sch mollers über das Thema des Tages sich äußert. Vor an derthalb Jahren hat Wilhelm Hasb ach, der frühere Kieler Nationalökonom bei Gustav Mischer in Jena einen starken Band von einigen 600 Seiten erscheinen lassen, in dem er über die moderne Demokratie rücksichtslos den Stab bricht. Er schildert sie, wie sie in der Schweiz, namentlich aber in Frankreich und den Ver einigten Staaten mit der Verlotterung des Be amtenwesens, der Entartung des Par.eltreibens sich höchst unerfreulich entwickelt und er meint: so müßre es allenthalben geschehen, wo die De mokratie mit ihrer unnatürlichen Gleichheit macherei das Feld behauptet. In einem sehr feinen Essay im letzten Viertcljahthundert seines Jahrbuches har Schmollcr diese Vorwürfe auf das rechte Maß zurückgeführt. Mit leiser Ironie überschreibt er den Aufsatz: „Die Demo kratie auf der Anklagebank" und legt nun dar, daß Demokratie und Demokratie nicht immer dasselbe sei. Die Wirklichkeit zeige so ver schiedene Arten von ihr, daß jede Folgerung aus dem Typus als solchem nur mit Vorsicht gezogen werden dürfte. Dann fährt er fort: „Gewiß ist in jeder Demokratie eine gewisse Gefahr vorhanden, alle staatlichen Gewalten der extrem radikalen Partei, den Massen auszulie fern. Aber das Maß dieser Gefahr ist doch ein außerordentlicb verschiedenes. Im heutigen modernen Kulturstaat mit allgemeiner Schul pflicht, mit freien Institutionen, mit einer lebendigen öffentlichen Meinung ist eine erheb liche Ungleichheit des Wahlrechts, ivie sic Has- bach als das Ideal des Liberalismus preist, wohl da und dort noch möglich und unter Um stünden heilsam oder erträglich. Meist freilich nur dann, wenn den unteren Klassen wenigstens ein gewisses Maß, sei cs von Wahlrechten oder sei es von sonstigem Einfluß, eingcräumt ist. Das ist der unabweisbare heutige Zug zur Demokratie, dem nicht zu entrinnen ist ohne die Gefahr einer tödlichen Entfremdung der oberen von den unteren Klassen. Und diese Gejahr führt mit absoluter Notwendigkeit entweder zur Revolution oder zur Lähmuiig alles politischen Lebens. Natürlich steht dieser Gefahr die an dere gegenüber, daß durck zu weitgehende demo kratische Konzessionen Uebelständc/ wie sic Has- bach in bezug auf die Union und Frankreich schildert, hcrvorgerufen werden. Aber jede große politische Entscheidung ist so auf der haar scharfen Linie zwischen dem Zuviel und dem Zuwenig zu treffen. Ich habe cs schon vor 20 bis 30 Jahren ausgesprocl>cn und wiederhole es heute: wir haben in Deutschland nur zu wählen zwischen Reformen von oben (von den Fürsten und Mini sterien ausgehend) oder von unten. Je ge schlossener wir von oben vorgehen, desto mehr graben wir dem Radikalismus das Wasser ab. Nicht sofort natürlich, aber auf die Dauer." An diese Sätze, dünkt uns, sollte man sich halten, wenn man an sich selber irre wird und in Gefahr läuft, den konservativen Kassandren zu erliegen. Es bedeutet wirklich noch nicht das Ende aller Tage, nicht den Untergang der monar chischen Staatsordnung, wenn man das eine oder andere abtut, was in der Vergangenheit seinen guten und berechtigten Sinn hatte, für unsere Zeitläufte ihn aber allgemein verlor. Vas Problem -es firbeitswilligenschutzes. Stimmungsbild aus dem Landtage. 58. Dresden, 29. Januar. Heute unterhält man sich in der Zweiten Kammer über Arbcitsirilligcnschutz. Zwei Interpellationen und ein Antrag liegen zu diesem Gegenstände vor. Die Tribünen sind natürlich überfüllt. Besondere Aufmerksamkeit erregt die Anwesenheit des Kronprinzen, der auf der reservierten Tribüne Platz genommen hat. Mit ruhiger Sachlichkeit und nicht ohne Humor geht der Begründer der national liberalen Interpellation Dr. Kaiser an das viel umstrittene Problem heran. Die Sozialdemokraten suchen ihn zunächst durch Zwischenrufe zu unter brechen, müssen aber bald das Vergebliche dieses Be ginnens einsehcn. Trefflich setzt er auseinander, wie wenig inan in dieser Sache mit einem glatten Ver bot des Streikpostenstehcns erreiche. Dr. Kaiser meint, das sei ungefähr so, als wenn der Kurpfuscher die Symptome einer Krankheit beseitige und dann dem Kranken Vorrede, «r sei geheilt. Mit feiner Ironie warnt er vor einer derartigen Behandlung der Frage, die zwar eine gute Wahlparole abgebe, aber keinen sozialen Frieden schaffe. Abg. Heldt, ein sozialdemokratischer Eewerkschaftssekretär, be gründet die Interpellation seiner Fraktion. Er ist heute nicht so glücklich, wie damals bei der Behand lung der Arbeitslosenfrage. Er wird heute außer ordentlich breit und erweckt große Heiterkeit, als er, nachdem er zwei Stunden gesprochen hat, meint, daß er nunmehr zum zweiten Teile des Antrags komme. Seine Ausführungen erhoben sich nicht über das Niveau der Agitationsreden, namentlich auch inso fern nicht, als er die bei seinen Freunden so beliebte persönliche Apostrophierung anwesender Minister nicht vermeidet. Er muß sich darum eine Zurecht weisung durch den Staatsminister Grafen Vitzthum gefallen lassen. Sodann begründet der Abg. Dr. Böhme den Antrag der Konservativen. Erbringtan der Hand zahlreicher Fälle die Auswüchse des modernen Wirtschaftskamvfes zur Sprache. Freilich, daß diese Sctxiden mit einem Streikpostenverbot zu heilen seien, den Beweis bleibt er schuldig. Die Regierung, für die der Minister des Innern, Graf Vitzthum von Eckstädt und Iustizminister Dr. Nagel das Wort ergreifen, verhält sich gegenüber der konservativen Forderung nach einem Verbot des Streik postenstehens ablehnend, erblickt vielmehr im Streikpostenstehen ein Korrelat der Koalitions freiheit, das zu hüten sei, soweit es sich im Rahmen des Rechtsordnung halte. Wohl aber sei die sächsische Regierung bereit, im Bundesrat auf eine Re vision der einschlägigen Bestimmungen des Strafgesetzbuchs zu dringen. Die Regie rung steht aber im wesentlichen auf dem Standpunkte» der Nationalliberalen. Das gleiche gilt von der Fortschrittlichen Volksvartei, für die als erster Red ner der Abg. Brodaus sprach. Dann wurde — es war inzwischen ^9 Uhr geworden — die weitere Aussprache vertagt. Ium Regierungswechsel in -en Reichslan-en. Die „Nordd. Allg. Z t g." teilte gestern abend folgendes mit: „Der Statthalter von Elsaß-Lothringcn Graf v. Wedel hat sein schon im Dezember angebotencs Abschiedsgesuch er neuert. Wie wir weiter erfahren, haben auch der Staatssekretär Freiherr Zorn von Bulach und die Untcrstaatssctrctäre Dr. Petri, Mandel und Köhler erneut um ihre Entlassung gebeten. Die kaiser liche Entscheidung wird voraussichtlich in den nächsten Tagen erfolgen." Hierzu schreibt man uns aus Berlin: „Die Mitteilung der „Nordd. Allg. Ztg." von heute abend wird in hiesigen politischen Kreisen so ausgclegt, daß trotz solcher Entscheidung Graf- Wed el vorläufig noch im Amte bleiben würde. Anders ließe sich ja auch schwer ein Zusammen hang Herstellen zwischen der Meldung der „Nordd. Allg. Ztg." und der Auskunft, die wir und andere Blätter noch heute vormittag an hiesigen amtlichen Stellen erhielten. Auch in Straßburg ist man, wie von dort berichtet wird, der Ansicht, daß Graf Wedel noch für eine kleine Weile auf seinem Posten ausharren wird und keineswegs zusammen mit den Mitgliedern seiner Regierung scheidet. Es scheint überhaupt, daß die Angelegenheit erst durch Herrn Zorn v. Bulachs gcstrcge Mitteilung in der reichs ländischen Budgetkommission ein schnelles Tempo bekommen hat. Im „Lokal-Anzeiger" wird dem Staatssekretär daraus im offiziösen Sperrdruck der Kopf gewaschen, und es wird ihm zu Ge- müte geführt, die vorzeitige Bekanntgabe von Gesuchen, die erst der kaiserlichen Entschließung unterlägen, entspräche nicht den Gepflogenheiten und bedeute eine Neuheit, deren Wiederholung nicht erwünscht sei. An dem Rätselraten über die Persönlich keiten der kommenden Straßburger Männer möchten wir aus den Gründen, die wir gestern schon hier darlegten, uns nicht beteiligen. Der „Lokal-Anzeiger" sagt, der (Generalleutnant von Huene-Hoiningen würde nicht Statthalter wer den. Dazu können wir nur bemerken, daß Herr von Hucne, wie uns berichtet wird, in der letzten Zeit seine "Berufung nach Straßburg mehrfach als ganz sicher bezeichnete Weiter wird, wie ebenfalls schon berichtet, der Herzog Jo hann Albrecht von Mecklenburg ge nannt. Diese Kandidatur kommt nach unseren Informationen nicht mehr in Frage. Der bis herige Regent von Braunschweig wünscht, wie er erst neulich einem bekannten Parlamentarier geschrieben, vorerst auszuruhen und sich beson deren kolonialen Aufgaben zu widmen. Blieben also noch die Herren von Rheinbaben und von Schorlemer. Aber man tut wohl gut, in Nnhe und Fassung abzuwarten, was der kommende Morgen bringt." Aus den Neichslandeu selbst liegen bis jetzt nicht viel bedeutsame Meinungsäußerungen der Presse vor. Im allgemeinen scheint man die Vorgänge ruhig zu beurteilen. Nur die sozial demokratische Presse ist sogleich mit den schärfsten Acußcrungen bei der Hand; sie redet vom kom menden „Säbelregiment". Die bürgerlichen Blätter bedauern den Rücktritt des Grafen Wedel, von dem sie sagen, daß er das elsaß- lothringische Voll verstanden und sich ein gro ßes Maß von Vertrauen gesichert habe. Die „Straßb. Bürger Ztg." rühmt ihn als den Vater der Verfassung, mit der er sich ein dauerndes Verdienst erworben habe. Der Abgang des Frhrn. Zorn v. Bulach und des Unterstaats sekretärs Mandel werde am wenigsten be dauert werden. Mitteilungen -er sächsischen Regierung über -as Wohnungswesen. Dresden, 29. Januar. In der Verordnung vom 23. März 1911, die auf die un Jahre 1910 eingeganaenen Berichte über das Wohnungswesen der Minderbemittelten ergangen war, hatte das Ministerium des Innern festgestellt, daß in der Wohnungsfürsorge kein Still- itand, sondern ein Fortschritt zu verzeichnen sei, daß jedoch noch viel zu tun übrig bleibe und weiter gearbeitet werben müße, wenn überall ein einwandfreier Zu stand der Kleinwohnungen erstell werden solle Aus den Berichten, die über denselben Gegenstand am Ende vorigen und am Anfang dieies Jahres er stattet worden sind, hat nun das Ministerium des Innern mit Befrie igung gesehen, daß diese Mah nung im allgemeinen auf fruchtbaren Boden ge fallen und von den in der Verordnung vom 31 März 1903 gekennzeichneten Mitteln auch in den letzten Jahren in vielfach durchgreifender und weitsichtiger Weise Gebrauch gemacht worden ist, daß wiederum die Wolmungsverhältnisse der Minderbemittelten sich gebessert haben und beachtenswerte Ansätze zu weiterer Besserung ge- fchasfen worden sind. Dies wird auch bestätigt durch die Erhebungen, die das statistische Landesamt über die Gestaltung der sächsischen Wohnungsverhält nisse mit der letzten Volkszählung verbunden und deren Ergebnisse es auf Seite 223 und 260 des 59. Jahrganges seiner Zeitschrift zusammengestellt hat. ww»e durch den jüngst erschienenen Bericht des Verbandes der Gemeinnützigen Bauvereini gungen im Königreich Sachsen Nach dem Gesamtbilde, das diese Unterlagen bieten, kann in Sachten von einer Wohnungsnot, abgesehen von verschwindenden Ausnalimen, jeden falls nicht die Rede sein. Dies darf aber nicht darüber Hinwegtäuschen, daß immer noch vielfach Wohnungslnappheit herrscht und gute, dabei billige Kleinwohnungen fehlen. Die Erkennt nis besten, daß und wie diesem Mangel abzuhelsen ist, sowie welche Umstände sich seiner Behebung ent- gegennellen, darf wohl jetzt mehr oder weniger als Gemeingut aller beteiligten Kreise angesehen werden, io daß im nachstehenden nur das heraus gegriffen werden fall, was nach Ansicht des Mini steriums des Innern besondere Beachtung verdient, ober vielleicht hier und da nicht genügend gewürdigt worden ist. 1. Ein wesentliches Hindernis planmäßiger und durchgreifender Wohnungstürsorge ist »urzeit die Versteifung des Geldmarktes. Zwar haben namentlich größere Städte des Landes zu seiner örtlichen Behebung beträchtliche Mittel bereit gestellt und anerkennenswerte Einrichtungen ge schaffen. Aber im übrigen hat der herrichenoe Geld mangel Gemeinden, Genossenschaften und Arbeit gebern Beschränkungen in der Herstellung von preis werten Kleinwohnungen auferlegt. Das Ministerium des Innern hat daher schon vor längerer Zeit Schritte getan, daß diesem Zwecke die Mittel der Landeskulturrentenbank dienstbar gemacht werden. 2. Neben dem Bau neuer Wohnungen empfiehlt sich — und hierüber ist in den eingegangenen Be richten wenig zu finden — die minper kostspielige Besserung alter Wohnungen ins Auge zu fasten und sie dort, wo es sich lohnt und möglich ist. mit ähn lichen Mitteln, wie dem Bau neuer Wohnungen zu unterstützen. 3. Wahrend das Ministerium des Innern im Jahre 1912, das selbst schon gegenüber dem Jahre 1911 eine bedeutende Steigerung aufwies, 267 Bebauungspläne und 471 baurechtliche Orts gesetze geprüft hat und davon 77 Bebauungspläne und 209 baurechlliche Ortsgesetze verabschiedet wor den sind, ist im Jahre 1913 die Zahl der geprüften Bebauungspläne und baurechtlichen Ortsgesetze auf 3i6 bzw. 596 gestiegen, wovon 87 bzw. 240 die ministerielle Genehmigung gefunden haben Das Ministerium des Innern möchte aber wünichen, daß bei der Aufstellung oder Aenderung von Bebauungs plänen und baurechtlichen Ortsgejetzen noch mehr als es bisher geschehen ist auf die Erleichterung des Kleinwohnungsbaues durch geeignete Planungen und örtliche Bauvorschriften Bedacht genommen wird. 4 Die Aufstellung von Bebauung», planen und baurechtlichen Ortsgesetzen, nament lich auch, soweit sie die Wohnungsverhältniste der Minderbemittelten betreffen, ist heute eine Wissen schaft geworden. Sie verlangt eine Sachkunde und einen lleberblick über Technik und Volkswirtschaft,
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