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1. ische »toer- ung steuer lmen- c das -dem Pro st crtto chnet, cschuß lden- ängst »rdert einen Nark, » auf ozent :ssant ch in lsten: r Morgen -Ausgabe für L«ip»ia UN» Vorort» üurch unser» «r*«« VuIU AvH>r KIf N. un» SpeStteur« rmaltTgUch io» Hau» »«bracht: monatlich 1.4» M., »terteyvhrUch r.75 M. Sei Ser «,schSst»st«Ue. nns»ro Ztliairn un» Nu»gad»st«U»n adgehott: monatlich IM..vlerteljührUchZM. vnrch »i« Post: innerhalb VeutschlonS» un» »er »rutsch»» stslonirn monatlich 1.S» M.. viertrljiihrlich « LS M., ausschlirstlich poftdestellgel». Va» Leipziger Tageblatt rrschelnt werktags Lmal, Sonn- u. Zeirrlagolmal. vn Leipzig, »eu Nachbarorten un» Sen Grten mit eigenen Zttialen wir» »i« stbrnSauogade noch am slben» »ro Erscheinen» in» Hao» geliefert, vrrliner NeSaktion: Sn »en Zetten 17, Zrruspk«ch-?>nschlutz: Moadit Nr.»»7- /lrrrtsbloü des Rates und des potiseuuntes der Stadt Lcwsm tk-akttou und S«schSft»st»U«: lohanniogosfr Nr.«, o Zernsprech-flnschlu- Nr. 1«»»4, 1«»» un» 14»»». ISS. Jahrgang stnzelg-npr-Ist: L oon au»wart* LS Pf., Neklomen 1.4S m.. Zamtlirn» u. Nein« flnzeigea bl» petttzetl« nur 4» ps., Loserot, o»n v«hbr»en im amtlichen Teil Sie prtitzell« SS ps. s,sa»aft»anz»ig»o mit plahvorschrist im Preis, »rbSht. Nobatt nach Taris. S^lagegedühr: Sesamtauslagr S M. pro Lausen» «kl. Postgebühr, ftazetgeo-ftaaahme: lobaanlogasse«, bei sümtUchen jlUaleu »,» Leipzig»» Tageblatt«» un» allen stnnoncen-ExpeSltionrn ü»» Ln» un» sto-laoü»». cheschüstostell« sür Verlln o. Sie pr. Vranü »nburg: direktion Wolter Zliegil, Verltn V. 1», Margarrlhenstraß« » Zern sprech - flnschlug: Lützo« »»71. Nr. 12. vonnrrsta-, »en S. Januar. 1S14. gegangen. > - n e Aa re r- dere ise, mten vers chenk -e- n: l.: n Sott- i die gene Er- son- tung bend ein lscha ei - ^erer Zei- im nach auf- lN iNg er- in soll elm iter 909 Zer- ietzt des der »lte rng gs- res im ger em her sen ver ritz, rm om ien 3e-, id- len hte: ! i. rei frei rm lei: rm > ist, ist- er: bst 'ch' he >m - en r«! h-i s- i in, ll. en »Ul st ell m! rn la st' ie hl st- i? Vas Wichtigste. * Im Reuter-Prozeß in Straßburg wurde am Mittwoch die Zeugenvernehmung fort gesetzt. (S. Ber.) * In römischen diplomatischen Kreisen ver- lantet, daß Italien mit der Tü rkei direkt über die Zwölsinseln verhan deln wird. (S. Ausl.) * Russischen Blättern zufolge wird Ruß land in der Frage der deutschen Mili- türmission für die Türker in Berlin und K o n sta n t i n o p e l neue energische Schritte unternehmen. (S. Ausl.) * In der amerikanischen Grenzstadt Pre- sidio ^Texas) sind unter den dort angelomme- nen mexikanischen Flüchtlingen Epr- demien ausgebrochcn. (S. Ausl.) * Der Haushaltplan für die städtischen Theater Leipzigs ist den Stadtverordneten zu- (S. bei. Art.) vir NuIIrhnung stereüklrei. Aonstantinopel, 5. Januar. Die Türkenhatz geht weiter. Man hat ein neues Entrüstungsobjett gefunden: den türki schen Dreadnought. Die osmanische Regierung geht aber auch lvirklich zu weit; erst engagiert sie die deutsche Militärmission, um ihr Land heer zu reformieren, und nun macht sie sich gar daran, eine moderne Flotte aufs Meer zu setzen! Da beginnen ja wirtlich alle franto-hellenischen Zukunftsträume zu wanken! In Athen kommt das fiebrige, an den dauernden Sieg noch nicht gewohnte Völkchen ins Zittern. Und der gallische Hahn gerät ins Wüten. Alle Bundesgenossen der ins Orientalische ausschweifenden Revanche politik haben sie also schnöde verlassen: erst das Auswärtige Amt in St. Petersburg, wo mau den Protest gegen das „deutsche Kommando am Bosporus" sachte einschlafen ließ, dann im eige nen Lande die Kapitalien, die durch die Perrier- Gruppe hindurch sich nach Stambul hinüber schlängelten, und nun noch der Ankauf eines gewaltigen Schlachtschiffes! Eine kläglichere Verzweiflung wie die des „Temps" ist wirklich schwer zu denken. Die Türkei vernichten, aus hungern zu wollen — und zusehen zu müssen, wie ihr aus dem eigenen Hause Nahrung und Waffen geliefert werden! Es ist selbstverständlich, daß man dem Os manischen Reiche den Borwurf zuschleudert, cs wolle die Ruhe stören und einen neuen Angriffs krieg vorbereiten; daß Griechenland wie be leidigt seine Stimme erhebt und ganz Europa gegen diesen türkischen Anschlag mobil gemacht wird. Das gehört nun einmal zum diplomati schen Rüstzeug unserer Komitatschi-Epochc; es läßt sich unter dem Deckmantel dieses Geschreies um so leichter ein neues antitürkisches Raub- ritterstüct vorbereiten oder mindestens irgend ein prohellenisches Kompensationsobjekt gegen die vermeintliche türkische Expansionspolitik er pressen. So erklärt man denn'alle die osmani schen Selbsterhaltungsmahnahmen kurzweg für ein System von Provokationen, die unfehlbar auf den baldigen Ausbruch eines neuen von dem Dreibunde gewollten und unterstützten Rache feldzuges hindeuten sollen. Dabei ist die Türkei, wenn sic nicht will, daß ihr letztes Stündchen geschlagen haben soll, unabwendbar auf den von rhr beschrittenen Ret- tungsweg hiugewiesen. Sie hat vor dem ersten Balkankriege eine ausgedehnte Landgrenze mit Griechenland gehabt, über die Tie nach guter Vorbereitung ihre Heere nach Thessalien Hütte schicken können. Diese Festlandgrenze hat sie nun vollständig verloren. Nicht aber hat Grie chenland aufgehört, den feindlichen Nachbar zu spielen; im Gegenteil cs ist der einzige Feind geworden, der der Türkei auf dem Balkan ver blieben ist, unversöhnlicher, anspruchsvoller, furchtbarer als jemals. auf den Wassern des Aegäischen Meeres ist an diesen Feind zu geraten; das Aegäische Meer aber beherrscht er selber durch seinen „Aweroff"; ja, es hat sich gezeigt, daß er mit Hilfe dieser Seckraft den ganzen türkischen Verkehr mit dem Mittelmeer und damit mit einem großen Teile des Osmani schen Reiches zu unterbinden vermochte. Was ist da für die Türkei lebensnotwendiger als das: dieser Ueberherrfchaft Griechenlands zur See einen Riegel vorzuschiebcn, dem „Aweroff" ein eigenes stärkeres Schlachtschiff entgegenzu setzen und damit eine Waffe zu gewinnen, die bis ans Herz des Feindes selber herüberreicht? Die Türken wären nichtswürdige Verlorene, wenn sie diesen Weg nicht beschritten. Und cs kann ihnen nur zur Ehre gereichen, wenn sie inmitten all der Finanznöte, die sie bedrängen, »S doch vermochten, soviel Ersparnisse (?) zu Zealtfieren, um ein so teures Schiff zu ersteben. DaS zeugt doch, nach den bisherigen Fehlern und Verfallsymptomen, die man au ihnen zu besagen hatte, für ein gewisses Maß von Le- ifraft, die zu Dasein berechtigt. Der „Rio de Janeiro" oder „Sultan Os man" soll die Inselfrage lösen helfen. Da her die Wut des überraschten Frankreich. Schon hat ja das eisige Schweigen der Dreibundmächte auf den Vorschlag Sir Edward Greys böses Blut gemacht. Es wird nicht viel nützen, wenn man dies Schweigen der Dreibundmächte über die Jnselsragc nnt angeblichen Meinungsverschieden heiten zu erklären bemüht ist. Die Dreibund reiche werden dem „Temps" den Gefallen nicht erweisen. Es wird auch wohl ebensowenig nützen, daß Griechenland seinen alten Trick wie derholt, indem eS vorgibt, den Epirus nickst räu men zu wollen, wenn die Inseln ihm nickst so fort gegeben werden. Es hat vielmehr durch aus den Ansck)ein, daß der Dreibund geschlossen ein festes Ziel ver;olgt, ein festes Ziel in der Jnselpolitik wie in der albanischen; und dieses Zier heißt: möglichste Erhaltung des maritunen Zustandes, bei dein Italien einige gute Trümpfe hat und bei dem die Türker als Seemacht noch existierr; Erhaltung wenigstens so lange, bis die Türker auch zu Wasser etwas geworden ist und Griechenland die Wage zu hakten vermag- d. h. bis zuin Frühjahr und dem Eintreffen des Dread noughts „Sultan Osman". Die Entente fühlt wohl, daß sie verliert, wenn die Frage solange hingezögert wird, und sie drängt; fast droht sie. Aber wenn der Dreibund fest bleibt, jo wird sie laum dcs türtischcn DreaououghtS wegen einen zkrieg.vom Zaune breclstn. Inzwischen fährt dre Türker ganz unbeirrt fort, sich auch zu Lande zu stärren, oder, was dasselbe ist, in Duurjchlanos Sinne seine urilr- rürrjchen Verhältnisse zu ordnen. Der Tag Enver Beis, früheren Milrtärattachäs in Ber lin, scheint jetzt gekommen. 'Er har das dttiegs- minijteriuni, das Izzet Pascha ;oeben verladen hat, übernommen. Die Widerstände, tue ;cin Vorgänger der deutschen Militärmission noch entgegengesetzt haben soll, sind dann endgültig behoben, uno ein Geist fruchtbarer jugendlicher Frische, wie sie dieser junge Krieger in Benghast und vor Adrianopek bewresen, wird die g.plan ten, durchgreifenden Reformen vor der uu,eugcn alttürlischen Greifenhasilgreit beivayren. Vor ausgesetzt, day nicht die Andeutungen neuerer innerer Zwiespalte rm Ofsizierkorps srch in Reali tät umsepen und allen dicseii schönen .Hoffnungen den Garaus machen . . . Wir möchten diese Möglichkeit jedoch nicht für ernst ansehen. Die Lehren jüngster Ver gangenheit müssen doch endlich selbst Lürren- fchüdeln aufgehen. Man darf das wohl an nehmen. Die Türkei wird einsehen, daß sie ledig lich von ihrer Einigkeit Bestand zu erwarten Hai, und daß ihre Zukunft nur beim Dreibund sicher gestellt ist. Und das aus dem einfachen Grunde, weil sic selbst, ihr Bestand und ihre Zukunft, nur dem Dreibunde etwas zu bedeuten haben, wäh rend der Dreiverband und die ihm sich an gliedernden Baltanslaaten, jetzt ist es Hellas, nur auf dem Grave des Osmanischen Reiches Früchte für sich reifen sehen. Der Konflikt um die Aegäischen Inseln be weist klarer als alles andere, welche Interessen zusammengchören. Der Kronprinz un- -ie Zaberner Sache. Noch immer ist keine offizielle oder halbamtliche Erklärung zu dem Kronprinzentelegramm erfolgt. Es ist ja gewiß richtig, daß der Kronprinz sich um den Lärm nicht weiter zu kümmern braucht. Ader gut wirkt Lies Ignorieren nicht. Nun bringt die .Leipziger Zeitung" folgendes „Privat telegramm": Zu den Erörterungen über ein Telegramm des deutsck>en Kronprinzen in Sachen der Vorgänge in Zabern ist festgestellt worden, daß Telegramme mit k-em in der „Frankfurter Zeitung" angegebenen Inhalt nicht ergangen sind. Tatsächlich hat der Kronprinz überhaupt nicht an den kommandieren den General v. Deimling, sondern an den Obersten v. Neuler telegraphiert und ihn da bei beglückwünscht, daß er die Ehre der Armee ge wahrt habe. Die Annahme, der Kronprinz habe mit seinem Telegramm eine Demonstration veran stalten wollen, wäre nur dann verständlich, wenn er das Telegramm hätte veröffentlichen lassen. Letzteres ist weder durch den Kronprinzen noch durch den Obersten Reuter geschehen. Es handelte sich ganz allein um eine private Aeuherung des Kronprinzen an den Regimentskomman deur. Hier und da wurde die Annahme geäußert, daß das Telegramm «ine Demonstration gegen den Reichstag hätte sein sollen. Als solche könnte es auch rein äußerlich nur dann aufgefaßt werden, wenn es nach der Beratung des Reichstages er gangen wäre. Mr glauben aber gut unterrichtet zu sein, wenn wir feststellen, daß das Telegramm vor der Verhandlung des Reichstags abgesandt worden ist, und zwar in den Tagen, in Venen das Militär in Zabern fortwährenden Schmähungen ausgesetzt war. Nicht ohne Interesse ist die Tat sache, daß die „Köln. Volksztg." jetzt ihrerseits be tont, die Ziüilbehörde in Zabern hätte völlig versagt. Was die Anführung der „Köln. Volksztg." in diesem Zusammenhänge bezwecken soll. Ut uns nicht recht klar. Wichtig ist nach dieser Mitteilung, daß der Kronprinz das Telegramm nicht nach der kaiser lichen Entscheidung abgehen ließ, sondern zu einem früheren Zeitpunkte Aus Berlin schreibt unser ^Mitarbeiter: „Es gibt Blätter, die noch heute abend ein Dementi in der (so muß man es ja leider wohl auskrücken) neuesten Kronprinzenaffäre verlangen, und die sich anstellen, als ob sie es wirklich erwarteten. Dieses Dementi wird nicht kommen, weil es nicht erfolgen kann. Wir müssen uns damit abstnden: Der Kron prinz des Deutschen Reiches und von Preußen hat in dem Zaberner Falle Partei ergriffen. Der bisher überlieferte Wortlaut des Telegrammes ist apokryph, gewiß: aber der Kronprinz hat an den Obersten oon Reuter telegraphiert und er wird wohl auch in irgend einer Form Herrn von Deimling beglück wünscht haben. Wir neigen an sich nicht dazu, die Kundgebung des Kronprinzen allzu tragisch zu nehmen. Anders gibt sich in der Regel der Thronerbe, anders, wenn ihm mit der Krone die Last der Verantwortung drückt. Und um vom allgemeinen zum besonderen zu kommen: Kronprinz Wilhelm ist noch jung. Er ist mit seinen 32 Fahren zwar kein Jüngling mehr im lockigen Haar, aber doch noch im bildungsfähigen Alter: Charakter und Weltbild pflegen bei keinem von uns schon zu Anfang der Dreißiger endgültig sich gerundet zu haben. Trotzdem bleibt ein der artiges Eingreifen natürlich in keinem Falle zu wünschen. Das ungeschriebene Gesetz, das von dem Träger der Krone Zurückhaltung verlangt, weil, je höher einer steht, er umsomehr zur Rücksicht ver pflichtet ist, würde selbst dann zu gelten haben, wenn das Deutsche Reich nicht ein Bundesstaat wäre und die Beziehungen der einzelnen Gewalten in ihm freundlicher, die Verhältnisse innerhalb der Regie rungssphäre klarer und übersichtlicher, als sie es im Augenblick leider Gottes sind. Es ist in keinem Be lang zu wünschen, daß in einer Frage, die in Für und Wider die Gemüter weithin aufs tiefste erregt, der Kronprinz demonstrativ sich auf die eine Seite schlägt. Ist schon um deswillen nicht zu wünschen, i weil aus dem Kronprinzen eines Tages der Kaiser und König wird und es ihm dann selber, seinem An sehen, seiner Popularität, seinen Wirkungsmöglich keiten schaden muß, wenn eine Partei auf ihn Beschlag legen und ihn für sich reklamieren darf. Dazu gesellen sich diesmal noch ein vaar Momente, die den Fall besonders erschweren. Man erzählt sich in unterrichteten Krenen, daß für den Kronprinzen die Sache mit dem Dcpeschenwechsel noch nicht ab getan sei: daß er vielmehr fortlahre, in der An gelegenheit ein, nennen wir's einmal so, sehr tat kräftiges Interesse zu bezeigen. Nehmen wir hinzu, daß bei dem Kaiser die schon mehrfach wahrgenom mene und beklagte Neigung, sich zurückzuziehen, sicht lich wächst (aus diese Neigung wird vielfach auch sein Fernbleiben oon der morgigen Eröffnungsfeier des Landtags im Weihen Saal zurückgeführt), so haben wir die Unterlage sür eine in mehr als einer Hinsicht bedenklich« und unerquickliche Situation. Wie sie weiter sich entwickeln wird, ist selbstverständlich noch nicht zu sagen. Die Dinge sind eben noch im Fluß. Vornehmlich der Ausgang des Verfahrens vor dem Straßburger Kriegsgericht wird aus ihre schließliche Gestaltung von wesentlicher Bedeutung sein. Aber schon heute ist nicht zu verkennen (und wird oon kun digen und ernsthaften Beobachtern nicht verkannt), Lag dunkles Gewölk am Horizont heraufzieht und daß die Zaberner Sache, die als eine harmlose Lokal angelegenheit begann und dann zu einer elsaß- lothringischen Frage sich auswuchs, die Elemente in sich birgt, eine groge gesamtdeutsche Sorge zu werden. * * * Straßburger Blätter melden: Es stehe nun, mehr fest, daß der Statthalter, nachdem der Kaiser dem General von Deimling zugestimmt hatte, seine Entlassung einreichte, ebenso Staatssekretär Zorn von Bulach und ein Unterstaatssekretär. Der Statthalter verlangte, daß das 99. Infanterie regiment Zabern verlasse und ebenso, daß General von Deimling versetzt werde. Nur unter diesen Be dingungen wollte die elsaß-lothringische Regierung auf ihrem Posten verbleiben. Der Kaiser soll schon, bevor der Kanzler von Donaueschingen kam, seine Entschließungen getroffen haben. Das Regiment wurde versetzt, und Herr oon Deimling sollte in kürzester Zeit Straßburg verlassen. Darum sei es auch erklärlich, daß der Staatssekretär von Bulach seinerzeit in seinem Telegramm sagen konnte, daß ein Rücktritt „jetzt" nicht mehr notwendig sei. Odcrß M Rciittl m dm KlicgMU (Fortsetzung aus der gestrigen Abendausgabe.) Der Polizeidiener Deutsch wollte Rufe, wie „Dreckschwob", „Vivo la France" nicht gehört haben. Zeuge Beigeordneter Kaufmann Eunz schildert die Vorgänge am Abend des 28. November und be stätigt auf Befragen, daß ihn als den Stellvertreter des Bürgermeisters nie mals ein Offizier um Schutz angegangen habe. Der Zeug« ist Besitzer des Hauses, dessen Tür am 29. November morgens die Leute des Leutnants Schadt ernschlugen, um einen dorthin geflüchteten Lehrling, der gehöhnt hatte, festzunehmen Der Zeuge sagt weiter aus, nicht er, sondern Regierungsaml- mann Großmann habe den Leutnant ersucht, das Haus zu verlassen. Gegen den Regiments kommandeur habe der Zeuge später Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs gestellt. Im übrigen habe er von höhnischen Worten am 28. November nichts gehört. Vielleicht l)abe er einmal eine „mauvaise nrinc" gesehen. Er habe auch kein Johlen gehört, höchstens ein lautes Sprechen. Leutnant Schadt stellt dann fest, daß er das Gunz- sche Wohnhaus verlassen habe, nachdem der Re gierungsamtmann Großmann versichert l-atte, daß er den betreffenden jungen Mann festnehmen lassen werde. Zeuge Buchdruckereibesitzer Gilliot berichtet vor nehmlich über die Vorgänge am 28. November abends, wo auch er, als er bei einem Gang zur Post die Patrouillenlinie durchschritt, festgenommen, aber bald wieder freigelassen wurde. Auch er hat gegen den Ober st en Strafantrag wogen Mißhand lung und Freiheitsberaubung durch das Militär ge stellt. Im übrigen bestätigt der Zeuge auf Wun,ch des Verteidigers, daß bei einer Differenz wegen seines Bruders, des Einjährigen Gilliot, der Oberst ihm in loyalster Weise entgegengekommen sei. Zeuge Kriegsgerichtssekretär Frommelt bestätigt als Protokollführer bei der Vernehmung des Zeugen Kreiskommissar Müller, daß Kriegsgerichtsrat Dr. Ossiander die Protolollierung sehr eingehend und streng korrekt vorgcnom- mon habe, während Müller nur sehr zurückhaltend und zögernd ausgesagt habe. Das Protokoll habe Müller unterschrieben und dadurch als richtig an erkannt. Daß Müller gegen die Art der Protokol lierung energisch Einspruch erhoben hätte, wie er heute angab, konnte sich Frommelt nicht erinnern. Gegen 11 Uhr wurden die Zeugen Gunz, Gilliot, Deutsch unv Frommelt vereidigt und entlassen. Hauptmann Schott äußert sich über die Mel sungen der Gendarmen in den kritischen Zaberner Tagen. Das Zaberner Kommando unter- steht der Kreisdirettion, welche die Befehle zu er teilen hat. Der Zeuge orientiere sich an Ort und Stelle über di« Sachlage. A .fgofallen sei ihm, daß den Gendarmen gesagt wo'den war, sie sollten ihre Pferde zu Hause lassen. Zeuge gab Kenntnis von einer Mitteilung desBrigadeschreiders Schröder, wonach Kreisdirektor Mahl mit den einzelnen Gendarm«» Rücksprache in Sachen ihrer Vernehmung genommen habe. Als der Zeuge die Gendarmen nach oer Richtigkeit dieser Angaben fragte, hätten sie verwundert geäußert, wie Schröder zu einer solchen Behauptung komme. Das Gericht beschloß, den Brigadeschreiber aks Zeugen zu laden. Zeuge Oberlehrer Brücker, der in der Nähe des Schießplatzes wohnt, äußert sich eingehend über seine Wahrnehmungen in der kritischen Zeit. Die Vor gänge am 9. November hätten eines gewissen Humors nicht entbehrt. Im Verfolg hätten diese Vorkommnisse allerdings einen bedenklichen Charakter angenommen. Wiederholt habe er beobachtet, daß Offiziere belästigt wurden, so daß man schließlich das Eingreifen des Militärs verstehen konnte. Die Zeugin Görke teilt ihre 'Wahrnehmungen am 9. November mit. Es hätten sich hauptsächlich Männer angesammelt und geschimpft. Kinder hätten mit Straßenschmutz nach den Offizieren geworfen. Die Zeugin hat nur einen Gendarmen auf der Straße gesehen. Ihrer Ansicht nach wäre es bei einem energischen Einschreiten der Gendarmen nicht zu den Auftritten gekommen. Zeuge Oberlehrer Brücker trägt noch nach, daß wiederholt Leute bei der Kaserne standen, auf die Offiziere warteten und ihr Erscheinen mit den Worten: „Se kumme, se kumme" weitergaben. Unteroffizier der Reserve Ahrens bezeugte, daß Oberst o. Reuter am 9. November die Menge beim Karpfen" zu beruhigen gesucht und erklärt Habe, die Äachc würde untersucht und die Schuldigen würden bestraft werden. Einer der Leute habe, indem er die Faust ballte, gerufen: „Der Düfcl soll alle Schwobe holen!" Assistenzarzt Bogt erzählte, wie er mit Leut nant o. Forstner am 9. November im Restau rant „Zum Karp'en" und dann auf dem Wege zum Kasino belästigt worden sei. Man habe zwanzig Steine nach ihm geworfen. Die johlende Menge habe dann versucht, an die Offiziere dicht heranzu kommen. Zwei weitere Zeugen bekunden dasselbe. Polizei und Gendarmen seien nicht zugegen gewesen. Bankkassierer Kahn, der am 26. November durch Leutnant Schadt verhaftet wurne, erklärt, daß er dem Leutnant keine Veranlassung dazu gegeben und daß er vor allem nicht gelacht habe Der Zeuge hat Strafantrag wegen Freiheits beraubung und Nötigung gestellt. Die den Leutnant Schadt begleitenden Mus ketiere behaupten, daß Kahn gelacht, bzw. das Gesicht zu lächelnder Miene verzogen habe. Nach Vereidigung einer Reibe von Zeugen ver tagt sich das Gericht um 'X2 Uhr auf 4 Uhr. Der Platz vor dem Jusiizgebäude war bei Schluß der Sitzung durch ein starkes Polizeiaufgebot abge« sperrt. Vor Beginn der NachmittagSsiHunst war der Platz vor dem Justizgcbäude von einem noch stärkeren Polizeiaufgebot als bisher besetzt worden. Als erster Zeuge, der auf eiaenen Antrag ge laden war, tritt Erster Staatsanwalt Wicdt mann -Zabern vor. Er, wi« der Zeuge Staatsanwalt K r au je - Zabern, verbreiten sich zunächst über Angelegenheiten, die vom Ber- handlungsleiter wie vom Anklagevertreter wieder holt als rein persönliche Angelegenheiten, di« nicht