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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.05.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110504026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911050402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911050402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-04
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Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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über die der Rat dem Stadtverordneten eingehend« Mitteilungen «acht. Diese versuche haben ergeben, daß e» unzweckmäßig wäre, besondere Sedimentier- becken oder andere Vorrichtungen zur Vorreinigung Le» rohen Schleusenwasser» anzulegen und Kosten hierfür aufzuwenden, die ein« Höhe von mindesten» 90 000 erreichen würden. Dagegen hat sich heraus gestellt, daß zur Verbesserung des Betriebes der Klär- unlage einige Einrichtungen dringelrd nötig sind, die «ich mit viel geringeren Kosten durchführen lassen und sich durch Ersparnisse auf der andern Seite be/ahlt machen. Es handelt sich hierbei um Ausbesserung»- und Ergänzungsarbeiten an der Rechen an läge mit 3550 . it Kosten und um Herstellung eines Sand sanges mit Bagger für 28 150 Der Rat er sucht die Stadtverordneten um Bewilligung vorftehen- der Beträge in Gesamthöhe von AI 700 * Die Neugestaltung de» städtischen Fortbildungs- lchulwrsen» Hal für oerichiedene Berufe unserer Stadt äußerst wichtige Neuerungen gebracht, die geeignet sind, in den betreffenden Fabrikkrelscn und bei den Ellern, die ihre Söhne den betreffenden Berufen gern zusühien möchten, größtes Interesse zu erwecken, llnter anderem besteht in Zukunft inmitten der Fort bildungsschule eine Fachschule für Litho graphen und 2 teindruckcr, in der theo retischer und praktischer Unterricht, von sachlicher Seite geleitet, erteilt wird. Dieser Schule fällt die Ausgabe zu. der Mcisterlehre helfend zur Seite zu stehen und sie zu ergänzen. Dadurch, das, alle gra phischen Techniken nach und nach Berücksichtigung linden und die Schüler auch mit den Grundelementen aller neuen graphischen Reproduktionsverfahren be- ranntgeinacht werden, ist für vielseitigste Ausbildung eines Lithographen und Steindruckers in unserer Stadt Sorge getragen. Die beteiligten Fachkreise hoffen, das? dadurch den jungen Leuten die Fähigkeit gegeben wird, sich den jeweiligen Techniken im gra phischen Kunstgcwerbc besser anpassen zu können und sie ihr gesichertes Fortkommen mehr als noch einer Seite hin finden als bisher. Diese Fachabteilung der Fortbildungsschule ist als N o r s ch u l e z u r König lich 0-r a p h i s ch e n Kunstakademie gedacht. Der Unterricht findet am Tage statt. Die Schulräume Gesinden sich in der ehemaligen 7. Bezirksschule an der Plarostraßc, also in zentraler Lag« der Stadt. " Der Vorstand de» Sächsischen Gastwirts»«», bandes hatte, da er in einem Artikel der von der Leitung der Internationalen Hygiene- Ausstellung in Dresden herausgegebenen Zeitung eine Beleidigung des Gastwirtsstandes er blickte und Lurch die dazu gegebenen Erklärungen der Ausstellungslcitung sich nicht für befriedigt erklärte, die Gastwirte ausgefordert, solange die Beleidigung nicht zurückaenommen worden sei. die Plakate der Internationalen Hngicnc Ausstellung aus den Gast wirtschaften zu entfernen, und außerdem hatte der Berbandsvorstcind erklärt, er ziehe seine Empfehlung zum Besuche dieser Ausstellung so lange zurück, bis ^em Gastwirtsstand Genugtuung geworden sei. Nach dem nun durch ein Schreiben der Ausstcllungsleitung an den V'rbandsvorstand die Differenzen be teitigt sind, gibt der Berbandsnorstand bekannt, das, er seine öffentliche Aufforderung zurnckziehe und Len Besuch der Ausstellung empfehle. * Die Entwicklung des Kongostvates machte gestern in der im Festsaale des Leipziger Zentraltheaters ab- gebaltcuen allgemeinen Vereinssttzung der Gesell schaft für Erdkunde Herr Professor G. K. A nton aus Jena zum Gegenstand einer ausführ lichen politisch geographischen Studie. Er wies in der llarcn Bcbanoluug des Stoffes nach, wie es ge- tommcn. das, Las Herz des ountelslen Erdteiles mit belgischen Farben angestrichen worden ist. Die An gliederung ocs wertvollsten Teiles von Afrika an das a'cual kleinere Belgien bildet eines der reizvollsten Kapitel unserer Zeitgeschichte wie der politischen Geo graph.e. von dem die meisten zwar ein« allgemeine Kenntnis besitzen, aber nichts Genaueres im Zu sammenhang wissen. !lm so dankenswerter war es. das, die Gesellschaft für Erdkunde diese grösste Leistung mcdernrr Kolonialpolitik durch einen so berufenen Sachkenner schildern lies«. Seine auf eingehendsten Quellenstudien beruhenden Darlegungen würdigten unbeianae-i die unsterblichen Verdienste Leopolds II. um die Schaffung des geumlrigen belgischen Kolonial reiches und zeigten, wie es das ureigenste Werk des Königs ist, von der genialen Konzeption des Ge dankens an bis zur stolzen Vollendung des riesigen Staates, der die vierfache Gröhe Les Deutschen Reiches besitzt. Bon dein Gedanken ausgehend, Belgien schöner und größer zu machen, grösser für die außer- europäische Welt, führte er den Kongostaat, dessen mächtiges Flußnetz Anfang der siebziger Jahre nur an der Mündung des Kongo und an einem Teil des Territoriums parallel des Tanganjikasees bekannt ge wesen. durch di« Internationale Afrikanische Gesell schaft. durch Len Kongo-Kongreß und Verträge seinem Lande zu. Die niemals, auch nicht in den ver- zweiselndsten Verhältnissen erlahmende Energie des Königs, die Klugheit und Beharrlichkeit, mit denen er seine zäh sestgehaltenen nnd nur ihm selbst in voller Tragweite bekannten Pläne gegen eine Welt von Hindernissen und Schwierigkeiten durchzusetzen wusste, wurden evenso anerkannt, wie die Hinwcgsetzung über völkerrechtliche Verpflichtungen und die unmenschliche Behandlung der Eingeborenen. Lie erbarmungslose Ausbeutung des Landes, beklagt. Durch solche Mittel erlangte zwar König Leopold in seiner ver- gröszerungspolitik die Geldsummen, die er zur Ver wirklichung seiner Projekte brauchte, löste aber auch die Reaktion aus. die. immer mächtiger anschwellend, schlicsstich noch kurz vor seinem Ende zur llebernahmc des Kongostoates durch Belgien führte, das erst all mählich für den kolonialen Gedanken reif geworden war. Dem Gang der Ereignisse im einzelnen bis zum Ende nachzuqehen, gebricht es an Raum. An seine Licht und Schatten gerecht verteilenden Ausführungen schloß der Vortragende die Vorführung von male rischen Lichtbildern, die von Land und Leuten sowie den Leistungen belgischer Tatkraft in einigen Teilen de» kolonialen Kongogebietes ausklärende Vor stellungen gaben. * Im Akademischen Freibund sprach am Mittwoch abend in einer Versammlung im Rosendalkasino der Reichstagsabgeordnete Dr. Stresemann üb«r die Aufgaben des Nation al en Liberalis mus. Der Redner führte aus, das, der nationale Liberalismus, um Deutschland in jeder Beziehung seine Weltmachtstellung zu erhalten, stets für eine starke Flotte und ein starkes Heer eintreten werde. Er verurteilte, daß man gegenwärtig wirtschaftliche Forderungen allzusehr in den politischen Kampf hin- cinziehe und betonte, das; der national« Liberalis mus keine Klasscnpartci sei. Der Redner führte dann weiter aus. im Interesse der Landwirtschaft müssten Li« Schutzzölle berbehalten werden, ihre Erhöhung sei jedoch unbedingt abzulehnen. Als Dr. Stresemann im weiteren Verlaufe seiner Ausführungen auf die Rcichsversicherungsordnung zu sprechen kam, betonte er, daß man die Kräfte der Arbeitgeber nicht Über spannen dürfe, um Deutschland auch in späteren Zei ten dem Auslande gegenüber in wirtschaftlicher Be ziehung konkurrenzfähig zu erhalten. Weiter stellte der Redner die Gleichberechtigung des Bürgertums in Verwaltung, Diplomatie und Heer als eine erste Forderung des nationalen Liberalismus hin. Als er zum Schluß auf die Gegner zu sprechen kam, be tonte er. daß der Kampf gegen Zentrum und gegen die konservative Partei in ibrcr jetzigen Haltung un bedingt nötig sei. ebenso wie der nationale Liberalis mus im schärfsten Gegensätze zu der umstürzlerischen Sozialdemokratie stebe. Die Ausführungen Dr. Stresemanns sanden sehr lebhaften Beifall. * Sicherung von Verbrecherspuren. Der preußische Eisenbahnminister hat eine Reihe von Leitsätzen aus gestellt. die bei Eisenbahnfrevcln Anwendung finden sollen, die aber natürlich auch für jedes andere Ver brechen und vergehen von Wichtigkeit sind, damit die Spuren am Tatort und in dessen Umgebung nickt verwischt werden. Zunäckst ist der Tatort in möglichst unverändertem Zustande zu erhalten, also abzu sperren und durch HlZachtposten zu sichern. Das Be treten des abgesperrten Teiles ist tunlichst zu vor meiden nnd der Zutritt in einem Umkreis von min destens 50 Meter zu verbieten. Es ist daraus zu achten. Laß niemand vor Eintreffen der sofort herbei zurufenden Polizeibeamtcn und Polizeihundführer vorhandene Spuren und vom Verbrecher berührte oder zur Verübung der Tat benutzte Gegenstände be rührt. Ferner ist nach Möglichkeit zu vermeiden, die Vorgefundenen Gegenstände mit den Händen oder solchen Hilfsmitteln (Stangen usw.s, die mit einem starken Geruch behaftet sind, zu berühren. Wichtig ist die Feststellung aller Personen, die vor dem Polizei beamten oder Polizeihundführer am Tatort gewesen sind. Vorhandene Fußspuren sind vor der Vernichtung durch Ueberdecken mit einer Kiste, einem großen Blumentopf, einem auf zwei Latten ruhenden Brett oder sonstwie zu schützen. Fußabdrllcke im Schnee werden gegen Las Abtauen geschützt, indem man sie mit einer Kiste bedeckt, über die man Schnee aus häuft. Wenn mehrere Fußabdrücke derselben Person vorhanden sind, so wähle man nach Feststellung der Schrittrichtung den besten Abdruck vom rechten Fuß und den besten vom linken Fuß und schütz« sie vor Ver nichtung in der angegebenen Weise. Fußabdrücke mit besonderen Merkmalen (Flicken an den Sohlen, Nägel, Eisen, Löcher usw.) sind auch dann als wichtig« Spuren zu schützen, wenn der Abdruck nicht voll ständig ist. * Dentjch-sozialer Verein. Der kürzlich gewählte deutsch-soziale Reichstagsabgeordnete Dr. Werner- Gießen spricht am 11. Mai in einer aus Anlaß der 40jährigen Wiederkehr des Gedenktages des Frank furter Friedens rin Saale des Hotel de Pologne, Hain straße, stattfindenden öffentlichen Mitgliederversamm lung des Deutsch-sozialen Vereins Leipzig. Thema: „Deutschland 1871—1911. Ein Mahnruf zu nationaler Erziehung!" Alle national gesinnten deutschen Männer und Frauen sind willkommen. * 1200 Mark verloren. Während eines vorüber gehenden Aufenthalts in Leipzig verlor ein Dien st- mädchen aus Thekla seine sämtlichen, in langen Jahren gemachten Ersparnisse von 1200 -4t. die es in 7 Einhundertmarkscheinen und Goldmünzen bei sich führt«. Etwaige Wahrnehmungen wolle man der Kriminalpolizei melden. * Verkehrsstörung. Mittwoch nachmittag fuhr ein aus der Riebeckstraße kommender und in die Zwei naundorfer Straße einbiegender beladener Langholz, wagen der Firma Eebr. Zimmermann in eine Straßenaufgradung, wodurch die Straßenbahn- geleiie gesperrt wurden und die Linie K eine etwa dreiviertelstündige Betriebsstörung erlitt. * vereitelte Vergnügungsreise. Auf dem Eilen burger Bahnhofe wurde ein 15 Jahre alter Haus- bursche fest genommen, der von seinem Ar beitgeber, einem Gastwirt in Torgau, 50 -4t zur Re zahlung von Rechnungen erhalten hatte und mit dem Betrage sich in Leipzig einen vergnügten Tag machen wollte. Dies wurde ihm durch rechtzeitige Benach richtigung der hiesigen Polizei vereitelt. * Aus Liebesgram. Auf einem Brückenpfeiler im Elsterflusse wurde Donnerstag morgen eine Frau sitzend angetroffen. Mit einem Kahn fuhren ein Paar Schutzleute an den Pfeiler heran und holten sie herunter. Das Mädchen, eine 19jährige Arbeiterin aus Lindenau, hatte sich aus Liebeskummer das Leben nehmen wollen. Sie wurde in behördliche Obhut genommen. * Wieder ei» Eäurespritzerk In der Peters- straße wurde einer Dame von unbekannter Hand das Kleid mit einer ätzenden Flüssigkeit begossen, wo durch das Kleid und auch der Unterrock verdorben wurden. Des Bubenstreiches verdächtig ist ein etwa 22 Jahre alter Mensch, der die Dame ansprach und ihr in aufdringlicher Weise bis zum Preußergüßchen acsolgt ist, dort aber noch, indem er sich entfernte, äußerte: „Sie sind mit Schwefelsäure be gossen worden, Sie haben in Ihrem Nock mehrere Löcher. Das brauchen Sie aber der Polizei gar nicht zu melden, das kommt alle Tage vo r." Der Unbekannte ist mittelgroß, hat gerötetes Gesicht. Anflug von Schnurrbart und war bekleidet mit hellgrauem Iackcttanzug und hellgrauem weichen Filzhut. * Die Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit. Gestern vormittag lief am Johannisplatz ern Herr einem fahrenden Straßenbahnwagen nach. Beim Aufspringen riß er einen vorüberkommenden Kon ditorei-Markthelfer, der einen wertvollen hohen Baumkuchen trug, so unglücklich um, daß der Markt helfer einen Armbruch davontrug und sein Gebäck in Trümmer ging. Der Urheber fuhr unbekümmert weiter und konnte nicht festgestellt werden. * Gestohlen« Fahrräder. In Verwahrung der Kriminalpolizei befindet sich ein vermutlich gestoh lenes Zweirad, Marke „Neckarsulmer Pfeil" Nummer >02 080, das am 2. Mai in ein Grundstück der Fteischergasie eingestellt worden ist. Ferner wurden drei Räder gestohlen: ein Prennabor- und ein Weil rod aus der Packhofstraße und Iohannisgasse, das dritte ohne Marke und Nummer auf dem Augustus i platz. * Verhaftungen. In einer Gastwirtschaft der Plauenschen Straße machte ein 24 Jahre alter Buch drucker, ohne Geldmittel zu besitzen, eine ansehnliche Zeche und wurde deshalb der Polizei übergeben. Dies geschah auch mit einem 28 Jahre alten Haus diener, der seinem Arbeitgeber eine Geige entwendet und da» Instrument durch Versatz zu Gelbe gemacht hatte. * Einbrüche und Diebstähle. Diebe drangen in eine Wohnung der Brockhausstraße ein und ent wendeten eine silberne Remonroiruhr mit Kette und einen geringfügigen Geldbetrag. — Auch in eine Wohnung der Jahn st raße ist eingebrochen worden und daraus eine goldne Halskette mit Kreuz, zwei goldne Damenringe und zwei Paar goldne Ohrringe gestohlen worden. — Gestohlen wurden aus einer Wohnung am Plösner Wege eine Anzahl Skunksfelle, Stolas und ein schwarzer Iackcttanzug: aus einer Fabrik in Lin denau 12 n, Bleirohr, eine Kupferschale und zwei Kupferschaufeln: aus Wohnungen in der Fun- kenburg- und Aleranderstraße mehrere Geld beträge: aus einer Wohnung in der Elsterstraße ein dunkler Winterüberzieher und ein Spazierstock mit silbernem Griff, und während einer Straßen bahnfahrt eine goldene Damen-Remontoiruhr mit Kette. Ms Sachsen. Dresden, 4. Mil. * Hosnachrichte«. Der König besuchte gestern nach mittag mit seinen drei Töchtern den Wachberg in Wachwitz und nahm dacelbst bei längerem Verweilen den Kaffee ein. — Prinz Johann Georg begibt sich heute nach Bückeburg zur Beisetzung de» verstorbenen Fürsten zu Schaumourg-Lippe. * Prinz Waldemar vo» Preuße» hat Dr. Lah manns Sanatorium auf dem Weißen Hirsch nach be endeter Kur wieder verlassen und sich nach Kiel be geben. * Schwererllnsall. Gestern nachmittag fiel von einem Lastautomobil, das Zigarettenhülsenmaschinen trans-- portierte, an einer Kurv« eine Maschine herab, die von einem Arbeiter gehalten wurde. Dabei wurden zwei Arbeiter und drei vorübergehende Personen ver letzt, drei davon schwer. (*) Würze», 3. Mai. (W ohltätigkeitstag. — Lebensmüde.) Nun hat auch unser« Stadt ihren Wohltätigkeitstag gehabt. Die gestern durch über 100 junge Damen von Haus zu Haus und auf Straßen und Plätzen vorgenommene Geld samm lung ergab den Betrag von 5184,28 ^t. Die in den einzelnen Sammelbüchsen enthaltenen Summen schwankten zwischen 30 und 380 ^t. Die Gelder fließen der zur Errichtung eines Freibettes im neu erbauten städtischen Krankenhaus« dienenden Stiftung zu. — Wegen Lebensüberdruß entleibte sich eine er blindetc 74jährige Frau. Kus LEens Umgebung. * Eangerhauseu. 4. Mai. (Anschlag auf einen Eisenbahnzug.) Auf den gestern nach mittag von Halle eintrefsenden Schnellzug wurde kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof ein Schuß ab gegeben. Die Kugel drang durch das Fenster in ein Abteil dritter Klasse und beschädigte die Holzbeklei dung der gegenüberliegenden Wagentür. Die Passa giere, mehrere Damen und Herren, kamen mit dem Schrecken davon. Erfurt, 4. Mar. (Vergiftung.) Zwanzig Personen erkrankten hiernach dem Genuß von sogenanntem Preßkopf an Fleischvergiftung. Eine Untersuchung ist eingelcitet. * Marienbad, 4. Mai. (Schadenfeuer.) Im nahen Rauschenbach sind sieben Bauernhöfe nebst Nebengebäuden niedergebrannt. Gras Heinen, der >a mit Eastellmari in Verbindung stand, gesprächsweise erwähnt«, rn Hernals einen Mann namens Ltrebingcr besuchen zu müssen. Da die Gräfin wußte, daß das der Name des Gesuchten nur, so erfuhr fic auch sehr leicht durch eine Nach frage aui dem Kommissariarc seine neue Adresse. 'Bubn'cheiiilick wollte ihn nun die Gräfin beobachten, und La kam ihr die leerstehende Wohnung sehr zu- 'leneu Diese zu mieten, war zu gefährlich. So ließ ,ie sich einen Nachschlüssel machen — wenigstens culen Bemerkungen des Grafen darauf hin — und '«blick sich in den Abendstunden, wo keine Heber '.aschnng mehr zu fürchten war, in das Haus. Und , ls sie »mm Fenster ans das jenseits der Straße liegende Zimmer ganz überblickte, mochte wohl in ibr ,.«r Gedanke aufoeblitzt sein, daß es das einfachste wäre, durch einen Schub, der bei ibrer Kunstfcrtiq- 'eil sc'n Ziel gewiß nickt verfehlen würde, den Ver bauten zu töten. Am 12 Januar vvlliiihrte sie die ^a* indem sie ans dem Dunkel des Zimmer«. ans den beim Tikcke sitzenden, von der Lampe hell beleuchtet«« Mann, der gerade mit dem Grafen Heinen unter bandest", den Scknß abaab Nach dem Bericht des Polizeirais brach der Prä sident die Sitzung ab. Als sich Baron Spohr von dem Präsidenten ver abschieden wollte, sagte er ihm: „Ich hätte noch einige Worte mit Ihnen zu sprechen, lieber Baron. Vielleicht kommen Sie in mein Zimmer." Spohr folgte dem Präsidenten während die Herren das Beratungszimmer verließen. „Ich bin in der angenehmen Lage", sagte der Rvlszeivräffdent in Spvbr. „Ihnen eine Eröffnung zu machen. Lie Sie hnffentlick freuen wird. Cie Laben uns in dieser schweren Angelegenheit sa er lpri-ckl'cke Dienste geleistet, dab wir uns Ihre men i alle K«n't anck für die Zukunft nicht entaehen lassen wallen." Der Pvlneinsäsident griff noch einem große« Kuvert, das auf dem Schreibtische lag, und reichte es Spohr mit den Warten: „Ihr Ernennungsdrkret, lieber Baron'" Der Sommer war in« Land gezogen. Die tiefe Trauerzeit «m den Ermordeten in der Grillhoferstraße war vcrbei. Die beiden Schwestern Eastellmaris legren ibre sckwarzen Kleider ab nnd schmückten bräutlich sh, Haupt. Am gleichen Tage feierten beide Hockzei'. Und am selben Abend traten Hauptmann Fern korn und Baron Spahr mit ihren jungen Fronen die Hochzeitsreise nach Venedig an. (End*.) Deutsche Süüpoisr> Grpeüitlon von Oberleutnant Dr. Frickncr. (Nachdruck verboten.) Heute tritt das Expeditionsschiff „DeutschIan L" von Bremerhaven aus seine Aus reise nach dem Südpolarland an. Wir beginnen darum heute mit einer Reilxc von eigenen Berichten, die Oberleutnant D r. Filchner, der Lei ter der Expedition, selbst verfassen wird, in dem wir den nachstehenden Aussatz Filchners über die Aufgabe seiner Expedition, das Schiff und seine Aus rüstung abdruckcn Natürlich werden lange Monate vergehen, bis diesem erstell ein zweiter Reisebrief Filchners aus dem Südpolargebiet folgt. I. Die Hauptaufgabe meiner Expedi tion ist Lie wissenjchafklichc Erforschung des Lüd- polargebiets, im besonderen dessen südöstlich von Südamerika gelegenen Teiles, des Wcddcll- see-Gebiets. Daneben liegen ozeanographische Aufgaben im Atlantischen Ozean vor, dis im wesent lichen während rer Ausreise bis zum Eisrande, aber auch tunlichst wählend ocs Aufenthalts im Eise und während der Heimreise verfolgt werden sollen. Der Grund, weshalb ich gerade die Weddell- see als Einbruchstckle in die Antarktis ge wählt halie, ist folgender' Die antarktischen Land masten kommen nii Ausdehnung Europa nno Austra lien zusammen gleich. Wir wißen, Laß sich auf deren neuseeländischer Scice im Pazifischen Ozean ein tie fer Einschnitt befindet, das R.o ß m c e r, Las der Nor weger Borchgrcvint, die Engländer Scott und Shackkctou nachcnandcr löslich: bauen. Eo ist uns ferner bekannt, daß sich südlich des Roßmeercs ein Eisfeld anschließ., das gegen das Roßmcer zu in einer Länge von ungefähr 900 Kilometer in einer mächti gen Eismauer abbricht. Diese Roßjche Eismauer ist rn einer süolichen Breite von 78 Grab sestgcstellt. Scott und Sbacklcton haben dieses Eiefeld bis un gefähr nach 8!) Grad südlicher Breite verfolgt und haben zum Teil den Eindruck gewonnen, daß dieses Meereis ist. Auf der entgegengesetzten südamerikanisch n Seile zeigt der Südatlanliiche Ozean einen Lein Roßnrcer ähnlichen Einschnitt in >ie antaruiscken Landinassen. die Weddcllsre. Kapitän Wcddell bar diese hoch bedeutsame Fcststetlni.g im Iabre 182:: gemacht dur». sein Vordringen bis nach 74 Grad südlicher Breite. Auch der Schotte Dr. Bruce erreichte irn Jahre 190", weiter östlich eine ähnliche Breite, ohne daß es ihm aber gelang, mit Sicherheit Land scstzustellen. Die Tatsache, daß somit auf der pazifischen und iüdatlantisckcn Seite der antarktischen Landmassen Meeresbuchten scstgejtellt worden waren, führte zu der Sundtheorie, und der Schwede Otto Norbenskiöld war es, der diese auf Grund seiner in den Jahren >902 04 an der Westseite des Wcdvellmeeros gesam melten Beobachtungen weiter ausbaute, und zwar iu folgender Form: Von der Roßsce zur Weddellsee zieht sich ein mit Eismassen angesüllter Meercsarm hin durch, der die antarktischen Landmassen in ein „O st arrt a r k t i k a" und ein „W e st a n t« r k t i k a" teilt. Für die Wissenschaft ist es nun außerordentlich wichtig, die Lösung gerade dieser Frage in Angriff zu nehmen. Tas könnte geschehen sowohl von der Roßsce wie von der Weddellsee aus. Leichter wäre es zweifellos, von der Roßsce aus auf dem schwim menden Eisfelde so weit als möglich nach Süden vor zustoßen, und es ist bedauerlich, daß die beiden dort oesindlicken Exveditroncn, die des Engländers Scott und des Norwegers Amundsen, nicht die Absicht haben, der Lösung dieses großen Problems näherzu treten. sondern den ganz abseits gelegenen Südpol zu erobern. Do auch eine japanische Expedition anschei nend der Roßsce zustrebt, so ist es keinesfalls angän gig daß noch ein« Expedition von der Roßsee aus Li: Lösung des von mir angedeuteten Problems betreibt. Eine solck>e Expedition wird also schon dadurch ohne weiteres nach dem Weddellsecgebict festgelegt. Ta die Weddellsee aber nicht annähernd jo gut bekannt ist, wie die Roßsee, und wir gar nicht einmal wissen, ob dort eine Landung überhaupt möglich sein wird, iv ist die Aufgabe von dort aus außerordentlich er schwert. Dies wird nm so mehr der Fall sein, als die Eisvcrhälrnistt in der Weddellsee viel schwierigere sind, als in der Roßsee. Sv viel wir wissen, wechseln die Eisverhältnisse in der ZVeddestsce fast jährlich. Ein Iabr ist die See offen bis ziemlich weit nach S 'deii. das nächste Jahr verwehren gewaltig: Eis- masfen die Zufahrt. Heuer scheinen die Verhälinisse günstig zu s:iri laut 'Nachrichten, die ich von Neusr^and und von Australien bekommen habe. Gewaltige Erstriimmer, die sich vom antarktischen Kontinent losgelöst haben, werden weit noch Norden getrieben. Es ist somit an zunehmen. daß der letzte Sommer die Eisperipherie stark zerstört Hot. Nach der Ansicht Shackletons ist nicht anzunehmen, daß sich diese Eismassen wieder schnell zu einem Ganzen zusammensckließen. Er glaubt, daß die Eisverhältnissc somit dieses Jahr günstige sein wrrden. Iedenialls wird e« die vor- ncbnv«' Ausgabe meines Kapitäns sein. Liefe Eis grenz.' rin Beginn dieses Winters von Südgeorgren o< s «schick: >u erkunden und die günstigste Ein'ahrts uiögkichlei! in die R-eddelljee festzustellen. Davon wird olles obhüngen. und glückt es dann noch, eine Landung aus der Ostseite der Weddellsee zu erzwin gen. so steht wohl nichts mehr im Wege, auch der Lösung der Beziehungen zwischen Ost- und West antarktika näherzutreten. Das Schiff „Deutschland" ist zur Abfahrt bereit. Es hat am 3. Mai seinen Ausrüstungsplatz Hamburg ver lassen und wird am 7. Mai von Bremerhaven seine Ausreise antreten. Das Schiff wird zuerst seinen Kurs nach -en Azoren nehmen und im September in Buenos Aires eintreffen, wo der Nachschub an Bord genommen wird. Die Ueberfahrt nach Süd amerika wird zu ozeanographischen und biologischen Arbeiten Berwendung finden. Ich werde Lie Leitung der Expedition erst in Buenos Aires übernehmen, wenn sämtliche Expeditionsteilnehmer beisammen sind und das Schiss für die E i s s a h r t klar ist. Meine Vertretung bis Buenos Aires wird der Geo graph der Expedition, Herr Dr. Seelheim, haben. Ich selbst werde erst im Juli nach Buenos Aires reisen und bis dahin den Nachschub für die Expedition von Deutschland aus leiten und in Buenos Aires vor An kunft des Schiffes noch alles für dessen Weitersahrt persönlich oorbereiten. Bis dahin werden auch die Eiskraftwagcn, die Expedittonshäuser, die aus Grön land bezogenen Hunde und die aus der Mandschurei zu erwartenden Pferde in Buenos Aires eingetroffen sein. Don der sofortigen Mitnahme dieser Er- peditionsteile wurde abgesehen, um für die wissen fchaftlichen Arbeiten, die während der Uebersahrr noch Buenos Aires auf der „Deutschland" ausgesührt werden sollen, Raum zu schaffen. Das Barkschifs „Deutschland", Las noch vor Wochen mehrere Meter hoch mit seinem Schiffs rümpfe aus dem Wasser ragt«, hat jetzt nur noch etwas mehr als einen halben Meter Freibord. Das Schiff ist jetzt beladen bis zur Freimarke und hat demnach 20 Fuß Tiefgang. Vor dem Umbau, der zum Teil in Sandefjord bei Christiania, zum Teil bei Blohm L Voß in Hamburg ausgesührt worden ist, hatte das Schiss 52- Tons Brutto. Jetzt besitzt es deren 598. Das Fasjungs vermögen des Schiffes ist. trotzdem es eigentlich kleiner ist als die „Gauß", größer So kommt es, daß die „Deutschland", cie über Deck nur 46 Meter mißt und eine Breite non 9,2 Meter Hal. allein an Kohlen 400 Tons geladcn hat. Das Schiff hat demnach auch einen großen Aktionsradius, der um so größer ist. als der Kohlenoerbrauch bei Volldampf nur 5 Tons innerhalb 24 Stunden beträgt, bei halber Fahrt werden nur 2—3 Tons verbraucht. Es wird inter essieren. zu hören, daß den größten Aktionsradius aller Polarschisfe die „Fram" des Norwegers Amundsen hat. La sie van einem Dieselmotor getrieben wird. Die Masckine der „Deutschland" besitz; 280 in dizierte Ps«r>ekräitc. Die „Deutschland" ist ein vor ziialichcr Segc.r. Für den Betrieb der el-ktriicken Lichtma'chincn. die mannigfachen Hjffsmaichincn. der vvei Lukasl.stniasckinen ist ein eigener Hilrskessel ein aebant, der in Ler Antarktis mit Pinaninen und Robnenfell gefeuert werden kann. Für ozeano- araphijcke Zwecke besin: das Schiss eine Dampfwindc. Trinknasser liefert ein Destillationsapvarat und das .Kesselwasser ein Evaporator. Da die Höbe der Masten 28 Meter beträgt, so bat
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