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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.05.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110511022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911051102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911051102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-11
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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Bezug«.Prei» Ntr L«t»»ta »«» Vorort« dorch »«>«« Kläger itird Eordtteor« r«al täglich in» Hcui, gebracht » Vt- Monats L.7U Mk. vierteliabrl. Bei airler» ÄiUalen a. An» nahmestelleil ada»l>oU 7S Vs. »oaatl- ».»«l. vterleltährl. Vor» »t« Polt: innerhalb Drutlchland» und d«r deutschen Kolonien vleireljährt. t.A> Mk.. «oaatl. UAMk. a»»!chl. PoltdekteUgeld. Ferner in Belgien. Dänemark, den Donaukaaten. Italien. Lureindutg, Niederlande, Nor wegen. Österreich» Ungarn, Nutzland, Schweden, Schweiz n. Spanten. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« Eejchätt»!telle de» Blatte» erhältlich. Da» Leipzig«» Tageblatt erscheint r«al täglich. Sonn» n. Ferertag» nur morgen,. Ldonn«ment»»>nnahm« Iohannr»,«»« S, bet unseren Trägern. Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, so«»« Postämtern und Briefträger«. Gt»z«lv«rka»s»pret» »Vs- Abend-Ausgabe. MpMerTagMalt -ei.-llnschl.^.E Handelszeitung. Amtsblatt des Aates und -cs Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. 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Aus Berlin dringt der Draht folgende über raschende Nachricht, die wir in den heutigen Vor mittagsstunden bereits durch Aushang verbreitet haben: Berlin, 11. Mai. (Privattelegr.) Die Reichs- tagskommissio« zur Beratung der elsah-lothringi- scheu Bersassungsresorm hat heute in der Gesamt - adstimmung die ganze Vorlage mit 13 gegen 12 Stimmen abgelehnt. Nachdem am Dienstag in der Verfassungskommission der ganze Paragraph 6 der Vorlage, der von der Zusammensetzung der Ersten Kammer handelt, durch die Schuld des Zentrums zu Falle gebracht worden war, fanden am Mittwoch neue Verständigungsver handlungen zwischen den einzelnen Parteien und der Negierung statt, um deren Förderung sich namentlich der Abgeordnete Fürst Hatzfeldt von der Reichs partei eifrig bemühte. Es gelang auch eine Eini gung herbeizuführen. Nach dem neuen Kompromiß sollte die Erste Kammer des Reichslandes be stehen aus sechs Vertretern der Landgemeinden (nach dem Entwurf 3), zwei Vertretern der Handwerks kammern (1), vier Vertretern der Handelskammern (3), im übrigen nach den Vorschlägen der Regierung aus vier Vertretern der Städte, fünf Vertretern der kirchlichen Gemeinschaften, einem Vertreter der Uni versität Straßburg und einem des Oberlandes gerichts in Kalmar. Das sind insgesamt 23 Mit glieder gegen 18 des Entwurfs; dazu kämen dann nach ebensovielc vom Kaiser zu ernennens: Mit glieder. Die Vorlage ist nicht an diesem Punkte gescheitert, sondern an Len von der Reichspartei einge brachten Anträgen (sog. Sprachenparagra ph e nf. Da drese abgelehnt wurden, enthielten sich die Nationalliberalen bei der Schlußabstimmung der Stimme, und der ganze Gesetzentwurf wurde mit 13 gegen 12 Stimmen abgelehnt. Das Wahlgesetz ist noch keiner Be ratung unterzogen worden. Die Kommission wird zunächst über den Verfassungsenlwurf an das Plenum berichten. Die Möglichkeit, daß der Verfassungsentwurf ebenso wie das Wahlgesetz doch zur Verabschiedung gelangt, besteht noch. Weitere Verhandlungen werden vermutlich sofort eingeleitet. politische Nachrichten. Wahlen zur Landessynode. Bei den gestrigen Wahlen zur Landessynode wur den im IX. Wahlbezirk Leipzig-Stadt gewählt die Herren Seminarbirektor Schulrat Dr. Frcnzel und Pfarrer Müller in L.-Neustadt an Stelle der ,,, Lie grotze Liebe. Roman von Louise Schulze-Brück. (Nachdruck verböte«.) Zehntes Kapitel. „Herrgott, ist dos hoch", stöhnte Minnie Gebhardt. Sie waren in einem der berühmten Berliner Gartenhäuser" nun schon vier Treppen in die Hö- aesnegen. Jetzt hörte auch der schmale Läufer aus. der bis hierhin sich bemüht hatte, dem engen, kahlen Treppenhause mit den vernachlässigten Putzwänden einen Schein von Eleganz zu geben. Wahrscheinlich hielt der Hauspascha den Läufer nicht mehr für nötig für die Bewohner der höchsten Etage. Durch die geschlossenen Türen hörten sie schon Stimmengewirr, und in dem engen Vorräumchen war ein buntes Durcheinander von Mänteln und Hüten. „Es ist ein bißchen voll", sagte Liese Wolters lachend. „Sie sind natürlich alle glommen, und Sie müssen schon entschuldigen, wenn es etwas primitiv hergehi. Wir improvisieren eben eine Sitzgelegenheit -°n MS8L4-. Da ist ja Liselott." Die Bildhauerin kam eilig herbei. Die beiden Mädchen mußten lachen, als sie sie sahen. Sie lachte selber. „Jo, zur Feier des Tages habe ich mich schön ge macht. Das ist man an mir gar nicht gewöhnt, nicht mar? Den ganzen Tag habe ich heute geschafft, mir sogar das Gewand selbst geplättet. So sieht's auch aus. nicht wahr?" Minnie lachte. „Ein bißchen zerknittert ist's ja freilich", sagte sie, „aber das schadet nichts. Nur, haben Sie denn gar keinen bunten Schal oder so was, was man drauf drapieren könnte zur Feier des Tages? Irgend etwas, was zum Rosenkranz paßt? Und wie Sie sich den ins Haar geknutscht haben! Kommen Sie mal her. — Natürlich, so geht das nicht. An den Stengeln haben Sie ja alle Dornen gelassen." ..Ja", sagte Liselott pathetisch, „sogar der Rosen kranz des erfolgreichen Künstlers wird zur Dornen krone. Ich spiir's schon die ganze Zeit, aber ich Hab s rrtragen. weil es notwendig ist." Minnie lachte. „Wenn« aber auch ohne Dornen geht, desto besser. Kommen Sie mol. So — und so, da ist's doch bisherigen Vertreter Geh. Regierungsrat Professor Dr. Häpe und Superintendent Kröber (Pirnas, sowie im X. Wahlbezirk Leipzig-Land die Herren Amlshauptmann v. N o st i tz - W a l l w i tz und Pfar rer Dr. S ch ned e r m a n n - Leutzsch an Stelle der bisherigen Vertreter Rittergutsbesitzer Anger aus Mausitz und Pfarrer Holtsch in Plaußig. Zur Reichstagswahl in Dresden-Altstadt. Der Vorstand des Landesoereins der Deutschen Reformpartei im Königreich Sachsen schreibt den „Dr. Nachr.": „Um den 5. Reichstagswahlkreis (Dresden-Altstadts den bürgerlichen Parteien zu er halten, hat bereits am 19. März 1911 die Reform partei im Königreich Sachsen unter Zustimmung des Reformvereins zu Dresden einstimmig beschlossen, im 5. Reichstagswahlkreise eine eigene refor merische Kandidatur aufzustellen. Als Kandidat wurde damals Oberpostsekretär Feyer- herm nominiert. Die Aufstellung erfolgte damals u. a. mit Rücksicht darauf, daß der Konservative Ver ein zu Dresden erklärt hatte, daß er seinerseits eine Kandidatur nicht aufzustellen gedenke. Der neuere Beschluß des Konservativen Vereins steht demnach in Widerspruch mit den früher abgegebenen Erklärungen." — Also neben der schon seit längerer Zeit nominierten und allein aussichts reichen Kandidatur des nationalliberalen Abgeord neten Dr. Heinze werden außer der sozialdemokra tischen Kandidatur Dr. Eradnauer auch noch zwei Kandidaten der rechtsstehenden Parteien für diesen Wahlkreis nominiert. Die Straßburger Studenten befriedigt. Straßburg, 11. Mai. (Tel.) Der Eesamt- ausschuß der Studentenschaft der hiesigen Universität sieht den Huldigungszug zum Kaiser so wie die bereits bewilligte Audienz beim Stadthalter als eine genügende Rehabilitierung an, ,o daß man von weiteren Schritten Abstand nehmen wird. Zum Streik im Braunkohlenrcvier. Halle a. S., 11. Mai. (Tel.) Die Zahl der Streikenden im Zeitz-Weißenfelser Braun- kohlenrevier stieg heute auf etwa 60 Prozent; doch wird der Betrieb auf allen Werken auf rechterhalten. Zahlreiche Gendarmen von aus wärts wurden über das Streikrevier verteilt, indes ist bisher nirgends eine Ruhestörung ein getreten. Arbeitsplan des englischen Oder- und Unterhauses. London, 11. Mai. (Tel.) Die dritte Lesung der Vetobill wird am Montag im Unterhause beginnen. Die Einbringung Les Budgets wurde auf Dienstag verschoben. Die Debatte über die zweite Lesung des Gesetzentwurfes zur Reform des Ober hauses, den Lord Lansdowne am letzten Mon tag eingebracht hat, beginnt im Oberhause gleich falls am Montag, so daß eine interessante parlamen tarische Situation geschaffen ist. Fälliges in Brüssel. Brüssel, 11. Mai. (Tel.) Gestern abend fand rm Ministerium des Aeußern ein Diner statt, an dem Präsident Falliöres, der König und der Mi nister des Aeußern Lruppi teilnahmen. Später defilierte ein Fackelzug der Brüsseler Garnison vor dem Präsidenten. Die Straßen, durch die der Zug seinen Weg nahm, waren festlich beleuchtet. besser, nicht? Da ist ja übrigens ein Schal, der wunderbar paßt. Haben Sie denn auch hier irgendwo eine Nähnadel und einen Faden?" „Ich nicht", sagte Liselot Erzner lachend, „aber Liese hat eine. Liese, wo ist unsere Nadel?" Die Nadel wurde gefunden und mit einem enormen Faden gebracht. Mit ein paar geschickten Stichen arrangierte Minnie das ungeschickte, weiße, kittel artige Kleid und drapierte den bunten Schal darauf. „So. sehen Sic, so sind Sie doch festlich!" Liselott Erzner sah mit einem komischen Gesicht an sich herunter. „Wie ich mir nur vorkomme mit einer verkauften Puppe, und mit einem drapierten Gewand! Da sehen Sie sie. Nun muß ich sie hergeben. Es wird mir wahrhaftig schwer, trotz des vielen Mammons. Eine Schanoe ist's, daß man seine Sachen verkaufen muß." Sie standen vor der großen Bronze, deren Posta ment ebenfalls mit einem Rosenkranz umwunden war. „Morgen wird sie abgeholt", murmelte die Bild hauerin. Ihr Gesicht war sehr ernst geworden, sie sah mit schimmernden Augen zu dem Weibe auf, das in pracht voller Haltung der Abwehr mit einem Schwert aus holte nach einer Schlange, die von unten herauf nach ihr züngelte. Es war ein prächtiges Werk. Energisch und groß zügig aufgebaut. Liese Wolters strich der Bildhauerin zärtlich die Wange. „Sic kann schon was, die Kleine, sic kann schon was", murmelte sic dabei. Liselott Erzner nickte dazu, und lächelte halb stolz, halb wehmütig. „Was nützt das Können! Wenn man mit dem Schwert dreinschlagen könnte, die Drachenköpfe ab hauen, sich wehren, sich durchsetzen; aber das kann man ja alles nicht. Stillhalten muß man, abwarten, ob einer kommt, ob man einen findet, der die Gnade hat, einem was abzukaufen. Und dann kommt noch der schwere Augenblick, wo man das hergeden muß, was man mit seinem Herzblut geschaffen hat." „Werde nicht tragisch, Liselott! Du freust o.ch ja doch, daß die „Kämpferin" einen so köstlichen Platz bekommt. Und nun komm, mach' unsere Gälte be kannt." Eine Halde Stunde darauf war der „Betrieb", wie Ein Mißtrauensvotum der russischen Duma am den Ministerpräsidenten. Petersburg. 11. Mai. (Tel.) Nach mehrstündiger Debatte, die bis 2i» Uhr nachts dauerte, nahm die Reichsduma schließlich mit 202 gegen 82 Stimmen folgende von den Oktobristen eingebrachte lieber gangsformcl an: Daß der Ministerpräsident den Be schluß des M i n i st e r r a t e s. Semstwos in den sechs Westgouvernements einzuführen, der aller- höch st en Genehmigung unterbreitet hat. sieht die Duma als Uebertretung des § 87 der Grund gesetze, folglich als Ausführung einer ungesetz mäßigen Handlung an und erachtet die Er klärungen des Ministerpräsidenten als ungenügend. Russische Betrügereien. Petersburg, 11. Mai. (Tel.) Auf Verfügung des revidierenden Senators Neidhardt ist gegen den Präsidenten der Stadtduma U n k o w s k y und den ehemaligen Stadtsekretär Subarew ein strafrecht liches Verfahren wegen ungesetzlicher Handlungen bei den Lieferungen zum Brückenbau einge eitet worden. Präsident ll n k o w s k y wurde aus einem Amte entfernt. — Auf Grund der^Unter uchung über die Havarie des Linienschiffes „Slawa" im August 1910, die weit zurückreichende Unter lassungen verschiedener Persönlichkeiten sowie Fahrlässigkeit und Gewissenlosigkeit des technischen Personals ergeben hatte, erteilte der Marineminister dem früheren Kommandanten der Flotte des Baltischen Meeres Konteradmiral Wan kowski und anderen hohen Offizieren Rügen und forderte den Kommandanten der „Slawa" Kapitän Kettler sowie zwei Jngenieuroffiziere aus, ihre Abschiedsgesuche einzureichen. Der Bau spanischer Staatsbauten. Madrid, 11. Mai. (Tel.) Der ehemalige Minister Sanchez de Toca überreichte dem Ministerpräsi denten Canalejas eine schriftliche Mitteilung, daß sich eine Gesellschaft mit anderthalb Millionen Pesetas Kapital gebildet habe, die sich anheischig macht, alle öffentlichen Bauten, die der spanische Staat für nötig erachte, auszuführen, den Wert der ihr übertragenen Bauten im voraus in die Staatskasse zu hinterlegen und die Bezahlung gegen 4proz. Verzinsung auf 99 Jahre zu stunden. Hafenarbeiterstreik in Portugal. Oporto, 11. Mai. (Tel.) Die Hafenarbeiter sind hier wegen Nichtbewilligung ihrer Forderungen in einen Ausstand getreten. Der Schrffsgüterver- kehr auf der Reede von Leiroes und auf dem Duero ist lahmgelegt. Bulgarische Prinzen beim Sultan. Konstantinopel, 11. Mai. (Tel.) Der Sultan empfing die von einem Ausflug nach Anatolien zurückgekehrten bulgarischen Prinzen Boris und Kyrill in Privataudienz. Die Prinzen be suchten dann Len Thronfolger. Eine stürmische Sitzung der türkischen Kammer. Konstantinopel, 11. Mai. (Tel.) Bei der gestri gen Kammerberatung des Budgets der öffentlichen Bauten griff die Opposition die Regie rung heftig an, insbesondere den früheren Bautenminister H a l a d s ch i a n. Diesem warf man eine unzureichende Tätigkeit vor, besonders hinsichtlich des mit einer französischen Firma abgeschlossenen Vcr- traaes über Straßenbauten, der für den Staar äußerst nachteilig sein soll. Der Deputierte Ritanur be- Minnie sagte, in vollem Gange. Freilich in der pri mitivsten Art. Janna durchzuckte «inen Augenblick der Gedanke: „Wenn Paul bier hereinsähc!" Auf den oerscyiedensten Sitzgelegenheiten hatten die jungen Leute Platz gefunden. Zuletzt waren noch ein paar große Kisten herbeigeholt worden, auf denen es sich, nach Aussage derer, die sic okkupiert hatten, glän.zend saß. Es war wirklich opulent, wie Liese Wolters ver kündet hatte. Ein junger Maler, mit einem so glatt rasierten Kopf, daß er beinahe wie eine Billardkugel aussah, und mit ebenso glattrasiertem Gesicht, schnitt von langen Weißbroten Stücke ab, die indes sehr un gleich ausfielen, einmal mohnblattdünn, und dann wieder daumendick. Das störte ihn abör nicht. Mit vieler Befriedigung betrachtet« er sein Werk. Eine Kollegin Liselotts hantierte mlt der Butter. „Es ist ein so monumentaler Stoff", sagt« sie ent schuldigend, wenn sic eine Schnitte gar zu dick be strichen batte. Der Aufschnitt lag schon arrangiert auf einer rie scngroßen Delfter Schüssel und wurde unparteiisch auf die Butterschnitten verteilt. „Besondere Wünsch« werden berücksichtigt", prokla mierte die Spenderin. Von Zeit zu Zeit fand sie stch jedoch bemüßigt zu erklären, daß — jetzt ,ünf Mi nuten lang nur mit Schlackwurst belegte Brote ver abfolgt werden dürften. Irgend jemand hotte Eier mitgcbracht, und ein junger Mann, der, im Gegensatz zu dem Kurzgsichore- nen, sich durch eine ungeheure Lockensülle ausz - chnete, schälte sie ab, was er mit einem Geschick tat, das, wie ein anderer behauptete, auf große Küchenerfahrun„en schließen ließ. Eine Riesenschüssel mit Heringssalat war, wie Liselott erklärte, von einem unbekannten Gönner ge stiftet worden, dem dafür ein donnerndes Hoch aus gebracht wurde. In einem prachtvollen großen Samowar, »:nem Erbstück, das Liselotte gehörte, wurde der Te ge kocht. Unendliche Fluten Tee. Der Hahn des Appa rates war in steter Bewegung. Janna sah erstaun», wie massenhaft das Getränk vertilgt wurde, und all? waren vergnügt, unendlich vergnügt, sogar bei dieser anspruchslosen Bewirtung. Jannas Torte, di« «den gebracht wurde, erregte Enthusiasmus Die Konditorphantasic war durch Jannas Bestellung augenscheinlich aufs höchste ange antragte, gegen Haladschian Anklage zu erheben. Zu der Bemerkung, daß ffas Bautenministerium ohne einen verantwortlichen Leiter sei, betonte der Groß wesir Hakki Bey, er übernehme die volle Verant wortung dafür Die Debatte wird heute fortgesetzt. Später kam es zu Lärmszenen zwischen Ara bern und Türken, bei denen Schimpfworts ge wechselt wurden und längere Zeit «in Handge menge drohte, bis schließlich die Ruhe wiederher« gestellt wurde. Gröllnmig üer Leipziger Jatiressusltettung in vervinüung mit üem Deutschen künltlerdunü. Im Städtischen Kaufhaus wurde heute mittag die Leipziger Iahresausstellung vor einem illustrer» Kreis geladener Gäste feierlich eröffnet. Unter den zahl reichen Vertretern der Staats- und städtischen Be hörden, der Kunst und Wissenschaft, der Künstler vereinigungen usw. usw. sahen wir außer dem Ehren präsidium Geheimrat Prof. Schreiber, Exzellenz v. Wach, Generalleutnant v. Kracht (Anhalt), Prof. Witkowski, Prof. Klengel, Brodersen, Cauer, Prof. Vogel u. v. a. Geheimrat Klinger begrüßte in kurzer An sprache für den durch Krankheit am Erscheinen ver hinderten Präsidenten des Deutschen Künstler bundes, Grafen Kalckreuth, die Gäste und gab der Freude des Ehrenpräsidiums über das gute künstlerische Gelingen der Ausstellung Aus druck. Er hoffe, daß die Leipziger Ausstellung eine dauernde Einrichtung im Leipziger und im deutschen Kunstleben werde; dazu sei allerdings ein ständiges eigenes Ausstellungsgebäude unbedingt notwendig und er appelliere dieserhalb an die Stadt. In schwungvoller, oftmals von lebhaften Bravo» rufen begleiteter Rede krackte Oberbürgermeister Dr. Dittrich Die Freude des Rates und der Stadtverordneten zum Ausdruck über die Ausstellung. Schon im vorigen Jahre habe der Wagemut und das Selbst vertrauen der Leipziger Kllnstlerschaft die Stadt sehr erfreut. Die Stadtbehörden erachteten es als eine ihrer vornehmsten Pflichten, die heimischen Künstler zu unterstützen und dafür zu sorgen, daß sie weitere Beachtung und Anerkennung fänden. Heute freuen er und der Rat sich, daß die Hoffnung, die Ausstellung auch in diesem Jahre zu veranstalten, feste Wurzel gefaßt habe. Und diese Hoffnung sei noch übertroffen durch die Beteiligung des Deutschen Künstlerbundes, dessen Vorsitzender heute leider am Erscheinen ver hindert sei. Möge sich der Deutsche Künstler bund in Leipzig heimisch fühlen, möge er hier Interesse und tiefes Verständnis für die Kunst und für seine Ziele finden. Er erwarte von der Leipziger Bürgerschaft, daß sie die deutsche Kunst und besonders die Künstler, die auf dieser Ausstellung mitwirkten, tatkräftig fördere. Denn die tätige regt worden. Der „süße Kollege" hatte sich selbst übertroffen. Die „Kämpferin", die da von hohem Postament sich gegen den Ansturm einer jugendlichen Schar wehrte! Deutlich zu erkennen war ein Mars jünger, ein Tennisbeflissener mit einem Racket. Ein Gigerl mit einem Riescnschlips zeigte Schwung und Feuer. Und dcr Gegenstand entfesselte sofort eine wilde Debatte. Der junge Mann mit dem Lockenwald war be geistert, als er erfuhr, daß Janna die Urheberin der Idee sei. „Das moderne Weib im Kampf gegen den Mann, nicht gegen die Schlange, in der unsere Lise lott alles symbolisiert, was sich ihr entgegenstellt. Hier ist der Kampf gegen den Mann an sich, den mo dernen Massenmann, der noch immer die Frau als „Weibchen", als ihm untertane Sklavin betrachtet, sie noch immer dazu herabdrücken möchte." Janna sah sich den eifrigen Redner an. Er schien noch sehr jung zu sein, kaum zwei- oder dreiundzwan zig. Das schwarze Haar schüttelte er wild, während er sprach, und aus seinen etwas tiefliegenden, ge schlitzten Augen brach ein solches Feuer, daß sie ganz erstaunt war. Ob er wirklich mit solchen Idealen er füllt war? Junge Maler hatte sie sich eigentlich anders gedacht, hatte eigentlich geglaubt, daß solch ein junges Genie die Frau wirklich in erster Linie als „Weibchen" betrachtete. Dies rührte sie beinahe. Der Glattrasierte war freilich anderer Meinung, und er verfocht sie mit demselben Feuer. Erster Be ruf der Frau war der Mann. Janna errötete bei nahe. Verstohlen sah sie sich im Kreise um, indes die andern debattierten so rein sachlich, daß sie sich ihrer Anwandlung beinahe schämte. Und sie sand so viel Wahres in dem, was er sagte. Liselott Erzner batte sich ganz in Eifer hineingeredet. Ihr schwarzes Haar sträubt« sich ordentlich unt«r dem Rosenkranz. Ihr mageres Gesichtchen mit den übergroßen dunkeln Augen glühte. Diese Augen waren sonst das einzig Schöne »n dem unregelmäßigen Gesicht mit d«r gelb lich blaffen Farbe, dem etwas großen Mund und dem stark hervortretenden Kinn. „Und cs ist doch nicht wahr!" ri«f sic jetzt zornig auf eine Bemerkung des Langhaarigen. „Die Frau ist gar keine geborene Gattin und Mutter, ebenso wenig wie der Mann der geborene Ehemann und Vater ist. Unter uns gibt es genug geboren« Jung frauen und Junggesellinnen, ganz abgesehen von de nen. die zu irgendeinem künstlerischen oder anderen Berufe wirklich geboren sind. Herrgott, ich könnte
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