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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.10.1913
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19131024019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913102401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913102401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-10
- Tag 1913-10-24
-
Monat
1913-10
-
Jahr
1913
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morgen-Ausgabe muaUa. fO» «»Ipj'a •»"* Verorte öurd) unfert CrSaer V» JUy»p* BI J * * un o eptoiteurt 2mal tAglld) Ine Rau» gebracht i monatlich 1.13 01., Dlertetl&hrlich 3.75 Ul. fiel Oer «tCchägegtUt, unfern Filialen und RuegabtgcUtn abgebolt: monatlich! in., vierteljährlich 3 Dl. OnrA Ole Pogi Innerhalb Vratfchtanh» und Oer Oentfd>en Kolonien monatlich 1-50 BI., vierteljährlich 4.50 Bl., auofd)liegli<h PogbegeUgeld. Dao leipziger (Tageblatt erfchelnt werftage Jmal, Sonn« u. Jeiertage ImaL 3n lelpjig, den nachbarorten und den Arten mit eigenen Jlllalen colrt Ole Rbcnäauegabc noch am Rbenä den Srfcheinene ine haut geliefert. Berliner ReOattions 3n den Jetten 17,Jernfprech-Rnfchluß; Bloablt Ur.407. ^anMs^dtuno Amtsblatt bes Rates unb besPolbdamtes bet Stabt Sewsio Re&attton und StfcbaftogtUei ,obannlogage Br. 0. ♦ JernfpreA'RnfAluß Br. 14092, 14093 und 14094. 107. Jahrgang für Snfnate auo telpjlg und Umgebung Ole /injtiaenpreije. ifpaltigtPetU3eilt23Pf.,dleReriame3eile1 BI., oon auemarto 30 Pf., Reflamen 1.« BI.. $amillen» u. Heine Rnjeigen Ole petltjeile nur 50 Pf., 3nferate non Oeböröen Im amtlichen Ceil Oie Pttltjeile , 50 Pf. •efchdftoanjeigen mit Plahoorfchrift im Prelle erhöbt. Rabatt nad) Serif. Oellagegcbübr: •efamtauflageOBt.proCaufend exfl.Poggebübr. Rnjeigen.Rnnabme: 9obannlogageS, bei lämtllAen Jlllalen Oeo leipziger Sagebtatteo und allen Rnnoncen>CxpeOtttonen Oeo 3n» und Ruolondee. Aefchäftogelle für Berlin u.Ole pr. Brandenburg: DlretttonWalterJUegel, Berlin W. 10, Blargarcthengraße 4. Jemfprech- Rnfaitußi lüboto 0971. Ur. 541 1913 .Freitag, den 24. Oktober. ■ii 111ii ii 111 ii 11111 in ii in ii 1111111 nm 111111111111111111111 a II Erinnerungen an 1813: | 24. Dttober. Die Äofafen beben in ®otßa s ben franjöfifchcii Oefanbfcn mit 330 Dfftjfereti S unb 9Oüßolbiifcn auf unb fprengen 80Bulver- ± = tragen in bie 2uft. 25egeiftertcr Ginjug bes “ = Könige von “Preußen in Berlin unb feierlicher § ± ©otteobienft, an bemfelben Jage, an bem vor St x fieben faßten bie granjofen als ©leger in ± = Berlin einjogen. X 21n biefem Jage (einem ßonntag) tonnte in E 3 Ceipjig nur in ber Otitolai-unb Gt. ©eorgen- x ± Kirche ©ottesbienft gebalten iverbcn. Das Widttigflc. * X)cr crfte Tag beS 5 w c i t c n St r u p p - B r o j e j f c 5 war mit bet iß e r n c 1) m u it g bc§ Angetlagten 33 r a n b t auögefüllt. (S. 93er.) * Das bcutfdje (Sdjulfdjiff „§crtha" ift vor Vcracruj eingetroffen. * Die portugiefifdje Negierung er klärt, fie Ijnbe Von bem beabfidjtigten Butfdj ber Nionardjiften gemußt. Die ganje Bewegung fei offne Bcbcutuitg gemefen. (©. AuSl.) * Bulgarien behauptet, baS Sorpoften«- i c f e dj t bei Bogibariß fei burd) bie Gigcnmädjtigteit f e r b i j eff e t Grup pen berfcffulbet. (<S. bef. Art.) * $n ber Näffc Von Nafa ift ein finni- fcfferDampfcr mit 4 0 SN a n n B c f a p u n g gefüllten. (®. geßte Dop.) Scffuß ber Arbeitswilligen. Von Dbervorwaltungsgeriihtsrat Blüffcr in Dresbcn. I. Unter „S dj u ß bei Arbeitswilligen“ öcffanöclt bie Dejfentlicffteit feit längerer Seit unerfreulidx ©rjdjcinungen, bie eine ganje Sülle von Problemen in fidj bergen. 3n erfter Xfinic handelt es fid) barum, baß bei ben Ar» beiterausitänben biejenigen 'Arbeiter, bie iidj am Stusftanbe nidjt beteiligen, fonbern Weiterarbeiten wollen, iouiie fald)e Slrbeitee, bie von anber* unb oon auswärts berangejogen worben finb, leitens ber Streilenben burd) ißelä|tigungcn, SUligbanblungen, Drohungen, Boglott unb ui cibnlid;er Üieije vom ÜIrbeiten abgebalten werben. Siele (£rjdjeinung bat aud) ten tarnen berßegeben. Ginjelbeitcn bür= fen wir als befannt vorausfetjen; nur jo viel bari notbjnals beruurgeboben werben, baß bie Bcein» fluffung ber ülrbcitswilligen leitens ber Streilenben auf einem ausgearbeiteten, bis ins lleinfte burdp geführten Spitein beruht, bas wiebcrbolt in ber fprefie genau beiebrieben worben ift. Siefe ©rangialierung ber Ülrbeitswilligen würbe niemals ju bem allgemein betlagtcn 9Kiß;tanbe jid) ausgewachsen haben, wenn es )id) nur barum b^n» beite, baß einzelne ober eine f>anbooll Streiteuber vorgingen. Sie (Befaßr entftebt erft baburd), baß hinter ben Streilenben bie machtvolle £)rgani|atiou, vor allem aljo bie überaus mächtigen fogenannten freien ©ewcrlicbaften, bie in ber oojialbemolratie ihre politifdje Vertretung finben, fteben. Gs banbelt fid) alfo um einen galt bes SRißoraucbes ber 9Kccbt ber Drganifation. Gin berartiger Tlißbraud) wirb nun leiber auch noch in jafjlrcicfjen anberen Jällen beobachtet. 3a, es will uns fefjeinen, als ob ber 2J?ißbraud) ber örgaiiijation in anberen Sailen noch weit gefährlicher wäre als bei ber I>rang= ialierung ber Slrbeitswilligen. Vor allem banbelt es jid) um bie fogenannten SWonopolifierungs» t-enbenjen ber freien Gcwerffthaften. Die freien Gewerljchaften arbeiten auf bas 3tel los, bie geiamte flofmarbeiterjdjaft in ihre Vcrbänbe ju jwingen, unb ju biefem 3mccfe fcheut man jid) nitf/t, gegen Slnbers- organifierte ober gegen Unorganificrtc mit ähnlichen Mitteln wie gegen Slrbeitswilliße vorjugehen, alfo mit Veläjtigung in unb außerhalb ber Arbeit, mit fülißhnnblungen, Drohungen, Voptott, vor allem aud) mit Strcitbrohungen gegenüber bem Arbeitgeber, falls er einen Anbersorganifierten ober einen Un- organifierten weiterbefd)äftigt. Alit Vorliebe wirb ber Tarifvertrag biefen SRoiiopolifierungstenben'enbienftbar gemacht: es wirb im 2Bege ber fog. Gjflufivllaufel bebungen, baß bie am Tarifverträge beteiligten Unternehmer nur Ceute aus ben vertragnhließenben Arbeiterverbänben einftellen ober, was auf basfelbe hinauslommt, nur ßeute mit ftilfe gewiffer Arbeitsnatwcife beziehen bürfen. fjerner finben wir ben Wißbraud) ber Aiadjd ber Organisationen nicht bloß auf feiten ber Arbeit« nehmet; er wirb aud) beobachtet auf feiten ber Ar« beitgeber unb Unternehmer. Die Unternehmer« tarteile wenben ähnliche, wenn aud) nicht fo grobe, aber bodj ebenfo wirfjame Alittel gegen Außen« feitet an: fie fperren ihnen bie SWaterialienjufuljr ober ben Abfatperfebr. Unternehmer vereinigen fid) barin, mißliebige Arbeiter mit Jjilfe fogenannter fc&warjer giften von ben Arbeitsstellen ber am Ver» banbe beteiligten Setriebe fernjuhaltcn. Aud) gegen Äunben wirb unter Umftünben vorgegangen, bis fie fid» ben Sebinaungen bes liefernben Verbanbes (j. V. SpiritURjentrale) fügen. Schließlich wirb ber Aliß« brauch ber 3Jlad)t ber Organisation aud) auf poli« tifchem Gebiete beobachtet. 3n erfter fiinie ift es natürlich bie Sojialbemotratie, bie bie 3reii)eit bes 2Baf)lred)ts burch Voptottanbrohung unb burd) Voptottierung von Vädern, gletfch-m, Äleintaufleuten unb bergleichcn, bie nid)t für bie fojialbemofratiidjen fianbibaten eintreten ober bie fojialbemctratiichen Tages« unb Flugblätter nicht in ihrem gaben auslegen wollen, beeinträchtigen. Aber auch gegen bürgerliche Vcrbänbe werben ähnliche klagen erhoben; bies gilt vor allem vom Vunbe ber ßanbwirte. 9ßir fehen alfo, baß allen biefen Grjdjeinungen eines gemeinsam ift: Alißbraud) ber Aiadjt großer unb bebcutjamer Crgani|ationen unb Verbänbc, unb baß bie Abhilfe, nad) ber gerufen wirb, im Schüße gegen biefen Aligbrauch, ober wie man es turj nennen tann, im Schüße gegen ben Vcrbanbs« terrorismus ju beftehen hat- Aur weil bie Form bes Vcrbanbstcrrorismus gegenüber Arbeits= willigen bie ältefte Form ift, unb weil fie bejonbers grobjinnlid) in bie Augen fällt, pflegen wir bas ganje Vroolem unter bem nicht ganj jutreffenben Sammel« namen „Sd)uß ber Arbeitswilligen“ jujammenju« faßen. Vetanntlidj hat auch ber Reichstag unb haben au$ geießgebenbe körpcr|d)af« ten ber Vunbesftaaten jid) mit ber Frage bef^äftigt, wie bem Uebelftanbe begegnet werben tann. Dabei ift regelmäßig ßeroorgegoben worben, baß es nicht möglich ift, nur gegen ben Verbanbs« terror ber Arbeitnehmer vorjugehen unb im Gegen« faß baju ben Verbanbstcrror ber Unternehmer un« geßinbert beließen ju I-affen. Namentlich hat aud) bie fogenannte 3ud)thausvorl-age bes 3aljr<s 1899 ben paritätischen Stanbpuntt eingehalien. Die Fat= berung unbebingter Varität ift auch von ber fächiijdjen Negierung aufgeitellt worben, als fie auf bem leßten ganbtage fid) äußerte. Die Anertennung ber Nidjtigteit biefer Forberung ift aud) burch ben» jenlgen Ver&aiub erfolgt, ber in allen biefen Fragen ben Unternehmcrftanbpunlt am fchärfjten betont bar, näml'.d? burch ben 3entralverbanb Deut« fdjerSnbuftrieller. Gr hat, als er im 3aßre 1011 fieß mit einer Gingabe an bie Neidjstegierung waubte, auf eine Formel jurütfgegriffen, bie in ber foßcnanntni 3uchthausoorlage von 1899 fid) fanb unb bte bahin ging, baß mit ber Strafe ber Vcbrohung (Gefängnis ober £>aft bis ju einem 3ahrc ober Gelb« {träte L:s ju 100t Jl) aud) biejenigen belegt werben foilten, bie es unternehmen, Arbeitgeber, Arbeit« nchmer, Arbeitsftätten, SBege, Straßen, Vläße, Vahrt» höre, Vfafjcrftraßen, fjäfen unb fonftbge Vcitehxs» anlagcn planmäßig ju überwachen. Der Bentral« verbanb wiinfehte, baß bei ber bevorftehenben Ne» v’fion bis Strafgejeßbudjs bie neue Strafbiohung mitaufgenemmen werbe. Gegen biefen Vorichlag ift mit Nedjt eingewenbet worben, baß er nicht einmal vwt reinen Unternehmerftanbpuntt erträglich fein würbe; benr er würbe ben Arbeitgeber« unb Unter« nehmeroerbänben bie Alöglidjteit nehmen, bie Gin» haltung ron Untcrnehmerabtommcn, fei es bei Aus« fperrli.tgen, fei cs bei Vrci&abreben ber Kartelle, fei es bei anberen Gelegenheiten, burch bie Verbaiibs» beauftragten ju überwachen. Die gleichen Vebcnlen würben aber auch anberen Formulierungsoerjucßen entgegenitchen, folangc nmn an bem Geoanten feft» hält, gegen Strcitpoitcnj«hen unb ähnliche Ataß« nahmen ein bejonberes Gefeß auf paritätifchcr Grunblage anjujtreben. Nun ift non einjelnen Seiten bie Forberung er« hoben worben, ben paritätischen Stanbpuntt aufju» geben unb ein bejonberes Neichsgefeß lebiglid) ju bem 3wedc ju jdjaffen, ben Arbeitern bas Streitpojten« fteßen ju verbieten, aljo einjeitig gegen ~bie Arbeiter norjugehen. Für bieje Forberung hat jid) bie ton« jervatioe Neidjstagsfrattion in ber leßten Sejjion bes Neidjstags eingejeßt, begreiflidjcrnjcije ohne Gr« folg. Denn ber Staat, bejjen Grunblage bie Gc= reeßtigteit bilben foll, barf nicht, wenn jid) Verbanbs» terror in vcrjdjiebencn Formen unb auf ver« fehtebenen Gebieten finbet, bie eine verbieten, bie anbere bulben, jonbern muß gleichmäßige Geredjtigteit üben. SUlan operiert nun jwar mitunter mit ber Behauptung, baß es auf feiten ber Unter« nchmer etwas bem Strcitpoitenjtchen Gleichartiges überhaupt nicht gebe. Natürlich ift ridjtig, baß bie Unternehmer nicht Streitpojten jtehen unb nicht Streitpojten [teilen; aber es tommt nicht auf bie Form, in ber Verbanbsterror ausgeübt wirb, fonbern vielmehr barauf an, baß burd) Alaterialien« unb Äunbenfperre, burd) fdjwarje Cijtcn, Voptott unb auf anbere Sßeife Verbanbstcrror auch feitens ber Unter» nehmet unb audj oon anberen Vetbänben geübt wirb, Außcrbem würbe ein unbebingtes Verbot jebes Streitpoitcnitehens prattijd) nicht burchführbar fein. Soweit bie Streitpojten, bie ja bie verfd)iebenften 3wede verfolgen unb bie insbefonbere aud) bie Streitleitung über ben Stanb bes Streits, ben 3u« jug, bie Fortführung bes bejtreitten Betriebes ujw. auf bem laufenben erhalten, ben Arbeitswilligen bie Grünbe für ben Streit barlegen unb fie im Sßege ber Ueberrcbung jum Anßhluffe an ben Streit bewegen wollen, fid) babei feiner Drohung, SNißhanblung, Be« läftigung unb auch feiner Gefäljrbung unb Störung bes Berichts fthulbig machen, ift audj gegen fie nichts cinjuwenben. Nur bie Ausfchreitungen finb ju miß» billigen. Auch barf man nidjt, weil vielfach Aus« fdjreitungen erfolgen, bas gefamte Streitpoftenftehen verbieten. Gs wirb nun einmal heute von ben Arbeitern ber Streit als unentbehrliche SBaffe im gewerblichen Öohnfampfe betrachtet unb bas Stellen von Streifpoften als unentbehrliches üRittel, um einen Streit erfolgreich burchjufütjren. Selbjt bie Sßerfoereine^verjichten nicht auf ben Streit, wenn« (gleich fie ihn nur als leßtes SRittel in ben Be» trebungen nach Berbefjerung ber ßohn« unb Arbeits« bebingungen anfehen. Gin unbebingtes Streitpoften« verbot würbe bie Arbeitcrverbänbe, bie Ausjdirei« tunqen vcrnieibcn, ju Unridjt treffen. Gs würbe auch bem naheju einmütigen Sßiberftanbe ber ge> [amten Arbeiterfdjaft begegnen, teineswegs etwa bloß bei ben Aiitgliebern ber freien Gewertjchajten, fonbern ebenfo bei ben chriftlicheji Gewertfchaftcn, bie im Neidjstage (im 3«ntrum unb in ber wirtf'haft« liehen Bereinigung unb ben ihr naheftehenben Bolitifern) ihre Bertrctung finben, ferner ebenfo bei ben öirfdpDuncferfdjen Gewerffchaften, bie non ber Fortfihrittlidjen Boltspartei, unb bei ben polnifdjen Gewerffchaften, bie von ben Bolen im Neid)stagc poli» tifd) vertreten werben. Aud) bie evangelifchen Arbeiter» vereine haben fid) gegen ein Berbot bes Streifpoften« ftehens ausgefprod)en. Bon ganj befonberem 3uter« effe ift es, ju fehen, baß aud) bie ÜBerfvcrcine, wenn» gleid) fie einen cncrgifchcn Schuß ber Arbeitswilligen wünfdjen, bod) ein bejonberes Gefeß jum Schüße ber Arbeitswilligen ablehnen. Das ift ausbrüdfidj in bem Brogramm gefagt, bas vor turjem bas Kat« teil Berliner ÄSertvereine in feiner Äartellverfammlung cinftimmig angenommen hat. 2Jlit Necßt macht es geltenb, baß ein folcfjcs be» fonbercs Gefeß Ieicf)t ten Gljaratter eines nur neue Grbitterung hervorrufenben Ausnaljmegefeßes ge» winnen unb bamit ben begonnenen fioslöfungs» projcß ber benfenben Arbeiterichaft von ben 3rr« wegen ber fojialbemofratijchcn Gewerffchaften ftören tönnc. 3n ber Tat bebeutet heute bie Forbe« rung eines unvebingten Streitpoftenverbotes lebig« lieh SBaffer auf bie ÜJiühle ber Sojialbemofratie, weil jebe Berbitterung ben Nabitalismus förbert. Vie /Ibtvidelung der ßalfanwirren <fin Hadjaort jur Seilegung des ö|hrrdd)ifä)'|erb!pi)en Jwip^cnfaUee. S&ien, 23. Cttober. ®a3 „Nene Sßiencr Tag blatt" fdjreibt: „®a bie fcrbijrfjc Negierung einen gewiffen Viert barauf legt, baß ber in ben leßten Tagen einigermaßen erfefjütterte ®laube an ißre poli- tifefp ßuberläffigteit fid) tvicber feftige, jo ift anjuneljmen, baß bis (Sonntag baö (3c* biet Albaniens von ben ferbifchen Solbaten geräumt fein wirb. SNan roirb mit biefem Ergebnis jweifelloä in ganj Mitropa jufricben fein. $n Bari» freilid) unb in einem Teile ber tßrefjc ift SRißmut über baö Verlangen O e ft e r r e i dj - ll n g a r n S ge äußert Worben, gewohnheitsmäßiger Nlißmut, bem eS eigentlich weniger barauf anfonimt, was unfere INonardjie tut, als baß fie etwas tut. ÜJiau tann jebod) als jiemlid) waljrfdjeinlidj an- fehen, baß aud) baS f r a n 3 ö f i f d) e B 11 & 11 - tum bie Nadjridjt Vom Ab rüden ber Serben aus Albanien gern laS; beim verbleiben fie im t'anbe, in bem fie alS [Jeinbc betradjtct werben, unb wo beim geringfteu An laß bie (Gewehre loSgchen, jo hätte bieS ber erwün|d)tcii Beruhigung nid)t förberlidj jein tonnen. And) ber W c f dj ä f t S W c 11 g-ranf- rcidjS mußte bie Jöefeitigung biefer Gefahr, bie teincSwegS gering 311 ichäßen war, Will- tontmen fein; fie muß and) ber gefamten e ur 0p äif d) en Diplomatie w i1110m- m e n fein, ber wir bie nidjt jeljr bantbarc Auf gabe abnahmen, ihren V e f d) l ü f f e n Gel tung ju Verfdjaffen. AJcnit eS alfo and) nur eine ju beftimmten Bweden aufgeftellte willfürlidje Behauptung ift, baß in 2öien über ben Grfolg ber öfter- r e i d) i f eß - u n g a r i f d) e u A u f f 0 r b e r u n g SiegeSgefdjrci erhoben werbe, ju bem hier niemanb ben Anlaß für geeignet hält, fo glauben wir bod), baß bas Gr gehn iS von allen urteilsfähigen Bolititcrn aud) außerhalb Oeftcrreidj-UngarnS als eine günftige Tatfadje verjeidjnet wirb. Den Nadjridjten, baß bie f e r & i f dj e Ne gierung ertlärt habe, fie werbe längere 3 e i t j u r D u r d) f ü 1) r « n g ber N ä u m ung Albaniens g c b r a u d) e n , fönnen wir u m - fo weniger Glauben beimefjeu, als fie befanntlid) feßon wieberholt verfidjert hat, baß ihre Truppen fid) nur wenige Kilometer jenfeitS ber Grenje be- finben. Aber aud), wenn bies nicht ber galt ift, reidjt bie von Defterreidj-llngarn gcftelltc grift vollftänbig jur Burüdjiehung ber Truppen aus. NHt Vefriebigung bürfen wir auf baS Verhalten ber beutfdjen unb i t a l i e - nifeßen Negierung gegenüber bem burd) Serbien hrrvorgerufenen 3wifd)cnfall Ijinwci- fcn." Der «Streit um Stagibaritf. Beigrab, 23. Dftobei. Das Ser&ifche Breffe= bureau melbet über bcu Vorfall bei B 0 g i b a r i ß : Das Grenjfort Bogibariß follte, ebenjo wie alle Forts an ber bulgatifchen Grenje, nach bem Friebens» vertrag an Serbien fallen. Iroßbem bewachten bte Bulgaren bas Fort Bogibariß uitb begannen, ba« felbft Decfungen ju bauen unb Berfcharcjungen auf» jmverfen. Dura) Vermittelung ber r u f j i f dj c n G e f a n b t f d) a f c in Beigrab crfudjte bte jeibtjdje Negierung bie bulgarifd)e, ben bulgarifchen Solbaten ju befehlen, ftd) aus bem Fort jurüdjujiehen, ba biefes nicht Bulgarien, fonbern Serbien gehöre. Die (erblichen JKilitärbeljörben verlangten bireft bie Näuniung bes F°rts. Iroßbem eröffneten bie Bulgaren, als ein jerbijeher OffMier mit einer BatrouiUc in ber Nähe bes F°rts oorbeitam, bas Feuer gegen ihn. Nach turjem Gefecht mürben bie Bulgaren bann aus bem gort vertrieben. Tie Greuel bes üleiitfrieges. Sofia, 23 Dttober. Bulgarijche Truppen rcw»« jwifdjen NI u ft u p h ci B a f ä) a unb Nlolto« I u r n 0 w 0 vollftänbig jerftörtc Ortfdjaften oorge« funbeti. Die Drtjchaitcn jüblid) ber Arba finb von ben Bcifchibojuts auf ihrem Nücfjuge in Branb 0 c ft c cf t worben. Die Neuwahlen für bie türtijdjc Jiammcr. Ronjtantinopel, 23. Dttober. Das 3rabc bes Sultans, bas bie Neuwahlen für bie kämmet anorbnet, ift heute veröffcntlid)t worben. Serbiens 250«Nlillioncn»Aiileih«. Beigrab, 23. Dttober. 3n ber gelingen Berhanb« lung in ber Stupjditina über bie Gefeßesvorlage betreßenb bie 250 «Nlillionen» Anleihe legte Finanjminijter g a t f d) 1.1 in einem ausführlichen Bericht bie feßwere politifdje unb finanjielle internationale gage bar. bie ungünftig auf ben Gelbmartt juriicfferoirtt habe. Iroßbem fei es ber Negierung gelungen, eine relativ günftige Anleihe abjulthließen, bie bei einem 3insjuß von 5°/ 0 einen Nettoturs von 84 3 « aufweifc. Gs fei fraglich, ob bie übrigen Baltanftaaten eine ber« artige günftige Anleihe erlangen würben. Der Nlinifter erfudjte jdhlicplidi um bie Annahme ber Vorlage. Nad) furjer Debatte würbe bie Sißung auf heute vertagt. &rfef aus 6alonifi. Aus Saloniti wirb uns gejeßrieben; „Gs riecht hier wieber einmal etwas nadj Bulver, unb ängstliche Seelen fehen fchon einen neuen Balfantrieg in großer Näße. Aber es ift bod) anju« nehmen, baß es auf beiben Seiten mit ben Kriegs« Vorbereitungen unb ber biohenben Haltung fid) nur um einen Bluff hanbelt, um möglichft günftige griebenfibebingungen herausjufcblagen. Griechen« lanb macht bereits Bugeftänbniffe in ber Staats« angehörigteitsfrage unb erwartet auch Gntgegen« lonimen in ber Batuffrage, bie ja, wenn Griechen« lanb eine Ablöfung bet Batufgüter jahlen müßte, ben griedjifchen Finanzen gaften auferlegen würbe, bte bas ganb halb ju einem Staatsbanferott treiben würben. An (ich idjon fragt man ßdj oft, wie Griechenlanb bisher verhältnismäßig fo leicht bte gaften bes langen Krieges trägt. Aud) mürbe «in neuer krieg — ber SBinter fieht vor ber lüre — nicht mehr bas freubige Draufgängertum im griechifcßen fjeere finben wie vor einem 3aßte. Denn wenn aud) wieber mobil gemacht ift unb bie Divifionen an ber griecßifchen Grenje bet Kanada unb ben Neftufluß entlang aufgeitellt finb, jo hat bod) eigentlich jeber bas kriegsleben fatt unb feßnt fid), wieber in bie georbneten Friebensverhältmffe jurüctjulehreii. piefige türlifche Kreife hofften unb hoffen ja wohl mit Sehnfucht au) ben Krieg unb erwarteten G11 ver Bei feßon in ber Nlitte Dttober in Saloniti. Aber bie lürtei ift fid) wohl barüber tlar, baß Nlajebonien bod) enbgültig ein für fie verlorenes ganb ift. So erwartet man in jenen Kreifen im gall bes türtifchen Sieges auch nur eine Autonomie Nlajeboniens. Nian muß fid) aber fugen, baß bas für bie lürtei feinen Fortfdiritt unb |ür Guropa feine göfung ber Baltan» wirren bebcuten würbe. Denn bann würben wieber Griedjen unb Bulgaren, Dürfen unb Serben ihre Banben loslaffen, unb alles wäre wieber wie vor 3at)ren. Den 3«itungen jufolge ift bte Haltung Bul gariens etwas hinterhältig. Gs heißt es wolle ben lürien ben Durdjtug burd) feine neuen Gebiete gegen bie Gried)en geftatten, um bann Kanada unb gar Saloniti einjujtecfen. Db es aber im Fall bes türfiidjen Sieges nicht auch feinen Teil Thronens verlieren würbe? Die Anjprüche ber Sungtürfen — unb bie haben ja jeßt bas Sjeft in Jjänben — würben bann fteigen. Gs ift aber wohl faum bamit ju redjnen, baß Bul« garten idjon jeßt wieber mitmaefjen würbe. Denn es ift jurjeit bod) ju fehl gefdjwäcfjt. lieber bte Stimmung in Sofia unb im ganbe erhielt id) leßter Tage einen Brief, in bem es folgettbermaßen lautet: „§ier finb jeßt ade fo niebergeid)lagen unb gebrüdt, weil fie foviel verloren haben. Ueberad. wohin man tommt, hört man von nichts an« berem, als non bem unglücffeligen jweiten Kriege. Daju wirb von aden Setten immer Nuß« lanb angetlagt. bas bas gan^e Unglüct über Bul« aarien. gebracht haben foll. Unb für bie 3utunft jdjeint niemanb meßt etwas Gutes noch ju hoffen. Dann finb hier fo viele, viele Flüchtlinge, bte fo elenb finb; es wirb wohl für fie geiorgt, fie werben aud) in guten Ahnungen untergebracht; aber bie Armen haben ja alles verloren, ad ihr £jab unb Gut. Aber nod) viel betlagenswerter ffnb bte, bte in Trauer finb, bte ihre Nädjften verloren haben, unb berer finb l)ier unfäglid) viele.“ PolitiTche Ueberfichf Der „Keidjsbote* und der ^ofpaat de^Prinjen Crnft /lugujt. Grfreulicfjerivcife nimmt and) ber „Netcf)4- hote" in Nr. 249 üom 23. Cttobcr Stellung jit ben Befürchtungen tatljolifdj-'ileritaler (iin- flüffc auf ben Bttnjcn Grnft Auguft, wie fie in einer braitnfd)ivcigifd)en 3u)d)rift an ben ,^an- nov. Courier" jum Auöbruct getommen finb. Gv fdjreibt: „ÜSir müfjen geflohen, baß e£ aud) unfetem (xmpfinben n i d) t v e r ft ä n b l i d) ift, warum bet tünftige ■'perjog in einem burd) unb burd) proteftantifAen ganbe ausge rechnet eine tat holt l’d)e unb nod) bajtt l a n b f r e m b e B c r I ö n l i dj t e i t für feilten pofbienft unb intimften Umgang mitbringt. Alenn B lcu ß cn tittb ber Bunbeörat ihm tm Vertrauen auf feine gvijalität fo großes Ver trauen entgegenbringen, [0 follte man bod)
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