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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140206027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914020602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914020602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-06
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Art.) * Es bestätigt sich, daß der päpstliche Nuntius in München, Dr. Früh wirt, zum Kardinal er nannt werden soll. (S. Dischs R.) * Ueber den Gesundheitszustand in den französischen Garnisonen lauten die 'Nach richten immer bedenklicher. (S. Ausl.) * Dio amerikanische Regierung hat zur dritten Friedenskonferenz im Haag Einladungen ergehen lassen. fS. Ausl.) Vas fehlen-e innere Sand. O Berlin, 5. Februar. Die Erklärungen, die .Herr v. Iagv >v am Mittwoch dieser Woche über den Stand unserer Beziehungen zu England, der im wesentlichen doch auch der Stand unserer Ver handlungen mit England sein wird, in der Budgetkommission abgegeben hat, sind im all gemeinen recht freundlich ausgenommen worden. Nicht nur in der Kommission selber; auch aus der Presse, voll dec sozialdemokratischen natür lich abgesehen, hat sie ein sympathischer Wider hall geleitet. Wir für unser Teil neigen freilich zu dem Glauben: dieser Widerhall wäre nicht so sympathisch ausgefallen, hätte der .Herr- Staatssekretär des Auswärtigen seine politi schen Auskünfte nicht im Verein mit den als „marinetechnisch" bezeichneten- des Herrn v. Tirpitz abgeben können. An denen nämlich war alles klar, übersichtlich, mannhaft; war, obschon eS sich im Grunde doch auch hier um recht diffizile und rechtschaffen politische Dinge han delte, kein Versteckspiel, lein Sich-Verschan-en hinter wohlfeilen Redewendungen, die alles bc deuten können und nichts und die, sobald man sie zu packen sucht, ins Nichts zerflattern. Herr v. Tirpitz hat nut einer würdigen Sachlichkeit, die ihm bis zu einem gewissen Grade selbst die Zustimmung eines sozialdcinofratiscl-en Kom- missionsmitglieoes sicherte, erklärt, wie weit er in seinem Entgegenkommen gegen englische Wünsche gehen tonne und was er ab.chncn müsse. Herr v. Iagow aber hat bei Licht besehen nur jene wohltuenden Allgemeinheiten gespendet, die in regelmässigen Abständen auch die offiziös ge speisten Zeitungen und Korrespondenzen zu ver abreichen pflegen: eine verschwenderische Fülle von Konjunktiven und Optativen, ein ewiges „Könnte, Möchte, Dürfte, Voraussichtlich und Vermutlich" mit dem Endreim, von dem wir aus Höflichkeit die. Anfangszeile unterdrücken: entweder ändert sich das Wetter oder es bleibt wie's ist. Wir haben, weil wir die Lücken und Gebrestc aller parlamentarischen Berichterstattung und der aus den Kommissionen insbesondere leimen, uns bei Ntttgliedern des Haushallsausschusses er kundigt und sie vorsorglich gefragt, ob sie denn die nämlichen Eindrücke von den Erklärungen des Staatssekretärs empfangen hätten: ob die lebendige Rede nicht Einzelheiten oder Einsich ten vor ihnen ausbreitete, die als ein Meister des Stils der Bericht dann weise verschwieg? Sie haben das in Abrede gestellt und hinzu gefügt: Herr v. Jagow hätte auch nicht einen Satz geprägt, den man nicht vorher schon hun dertfältig gehört hätte; nicht eine Auskunft ge boten, die nicht jeder „bessere" Zeitnngslcser sich ohnehin selber geben konnte. Es sei so gewesen, wie es immer ist, wenn unsere Diplomaten vor die Oeffcntlichkeil zu tre ten die große Freundlichkeit haben: ein Schau gepränge mit Worten und ein Schaugerede. Wir stellen das hier nicht fest, um uns etwa noch nachträglich an Herrn v. Jagow zu reiben. Der ist für seine Person gewiß hier ohne Schuld. Er fand das Scheina oder, wenn man lieber will, das System vor und dein fügte er ,iu,, wie er vermutlich ohne Widerrede sich auch jedem an deren System gefügt hätte. Aber gegen den Brauch selber, der in Zeitläuften, wo alles vpn Wcltpolitik deklamiert (und nebenher Anlaß hätte, sich auch sehr ernsthaften weltpolitischen Gedankengängen zuzuwenden) kaum noch ohne schwere Schädigung der Nation getragen werden kann, tut cs, scheint uns, Not, ein Wort zu sagen. In unseren Regierungsorganen und sol chen, die ihnen ohne viele Ueberlegung nach reden, pflegt gelegentlich das gute Ausland dem bösen Deutschland als leuchtendes Beispiel vor gestellt zu werden. Dort sei in Fragen großer Politik kein nennenswerter Meinungsunter- schied zwischen Regierung und Regierten. Be reitwillig würde die Leitung der ausnnirtigen Geschäfte von Parlament und Presse unterstützt, indes es bei uns an diesem Hinüber und Her über, an dem verständnisvollen und stillschwei genden Zusammenwirken fehle. Die Tatsache selber ist richtig und sie ist gewiß traurig genug. Aber haben unsere Re gierenden oder, >vie man neuerdings sagt, hat die „Reichslcitung" in gelegentlichen stillen Stunden wohl sich klar zu machen gesucht, wer die Schuld trägt an dem unerfreulichen, die Wirkung unserer auswärtigen Aktionen lähmen den Zustand ? Ein kluger Mann, der im Vorder gründe unserer parlamentarischen Kämpfe steht und — um aufgeregte borussische Gemüter von vornherein zu beschwichtigen — für seine Per son frei ist von jedem demokratischen Gelüste nach „Aufrichtung einer Parlamentsherrschaft", hat uns einmal gesagt: bei uns gibt es keine Arbeitsgemeinschaft zwischen Regierung und Parlament; cs ist ein Prozeß, der zwischen beiden geführt wird. Der Satz leuchtet, möchten wir glauben, in den Ur grund der Mißverständnisse und Mißhelligkeiten. Es fehlt zwischen Regierung und Reichstag das einigende Band; beide betrachten sich als Gegner, und da man einen Gegner bekanntlich nickt in seine Karten schauen lästt, glaubt man der lästi gen Pflicht genügt zu haben, wenn man den auskunftshcischenden Reichsboten widerwillig ein paar müde gehetzte Floskeln hinwirst, bei denen sich alles denken laßt und gar nichts. Vorm Jahr, wenn wir nicht irren, regte Herr- Basser mann in einer Etatsrede an, um un serer auswärtigen Politik eine größere Schwung kraft zu sichern, in diesen Stücken, wo cs unter allen Deutschen doch nur eine Meinung geben kann, eine Art Vertrauensverhältnis zwischen Regierung und Parlament berzustellen. Herr u. Bethmann hat eS mit dieser Anregung ge halten, wie er cs nach seinem Geständnis an die Adresse des Graken 'Iorck zu Wartenbv.rg mit Anregungen des Reichstags Überhaupt zu halten pflegt: sie sind ihm zu einem Ohr hin- eingegäirgen und zum anderen wieder heraus. Aber er sollte sich doch überlegen, ob die Me- thode wirklich in jedem Fall und unter allen Umständen zu empfehlen ist. Die preußische .Herrenkurie in allen Ehren, aber sie leuchtet mit ihrem Gralsglanze doch nur über die schüch terne preußisch-deutsche Welt. Für das weite Gebiet der internationalen Beziehungen möchte dem deutschen Reichskanzler ein besonderes Ver trauensverhältnis zum Reichstage am Ende wertvollere Dienste leisten . . . VieTanganjikabahn ohne Hasen! Die „Koloniale Korrespondenz" schreibt: „Die Vollendung der ostasrikanijchen Tan- ganjikabahn ist in Deutschland allgemein als ein Ereignis von weittragender tolonialpolili scher Bedeutung gewürdigt worden. Bei der Freude über die Vollendung des großen Wertes darf indes nicht vergessen werden, daß die Balin, die unter Zuhilfenahme des Kongostromes als ein Tcilstück eines t r a n s a s r i k an i- scheu Verkehrsweges von lmernationaler Bedenlnng vom Indischen zu in Atlan tischen Ozean gedacht ist, bis heute an ihrem Ausgangspunkt (!) ohne ausreichende Lade- und Löschvorrichtungen ist. Von Natur bietet die geräumige Hafenbucht von Dar essalam zwar recht günstige Vorbedingungen zur Anlage von Tiefwasscrpiers, die auch den größten Ozeandampfern gestatten würden, un- mittelbar am Landnngskal anzulegen. Vis heute vollzieht sich aber der ganze Hafenumschlag von Daressalam vermittelst eines primitiven und obendrein recht kostspieligen Leichter Ver kehrs. Regierung und Kolonistenbcvölkerung von Deutsch-Ostafrika sind darüber einig, dan der Hafenbetrieb in dieser Weise nnmäglich wei- tcrbcstchen kann, zumal der als Konkurrenz hafen für den umfangreichen Frachtenverkchr nach Ober-Katanga in Betracht kommende por tugiesische Hafen Beira gegenwärtig von den Engländern mit einem Kostenaufwand von 10 Millionen Mark großzügig ausgebaut wird. Das Gouvernement von Deutsch-Ostasrika hatte daher in den Entwurf des diesjährigen Kolonialetats für den dringend notwendigen und unaufschiebbaren Ausbau des Hafens von Dar- cssalam die Summe von drei Millionen Mark eingestellt, und der Gouuernementsrat der Ko lonie hat bei seinen ausführlichen Vorberatungen des Etats im Juni vorigen Jahres diese Maß nahme des Gouvernements einstimmig befür wortet. Trotzdem hat das R c i ch s ko'l o'n i a l- amt im Verein mit dem Reichsschatzamt die Mittel für den Ausbau des Hafens in den, jetzt dcnl Reichstag zur endgültigen Entschei dung vorgelegten Etat wieder gestrichen und statt dessen unter anderem die Kolonie zum ersten Male zu den Kosten der Sckutztruppc hcrangczogen. Der Unwille über dieses Vor gehen des Kolonialamtes, das die dringendsten Wünsche der Kolonie nicht einmal zur Kenntnis des Reichstags bringt, ist in Dcutsck-Ostafrika allgemein. So schreibt selbst die dem ostafri kanischen Gouvernement nahestehende, sonst lehr Vie Fka-emie -er bil-en-en Künste in vres-en. Zu ihrem 180jährigen Bestehen: 8. Februar. In Gegenwart des Königs Friedrich August und des Prinzen Johann Georg von Sachsen kann die König!. Akademie für bildende Künste in Dresden am heutigen 6. Februar die Jubel feier ihres 150jährigen Bestehens feiern mit der frohen Gewißheit, eine glänzende Vergangenheit und eine schöne Zukunft zu haben. Sie hat neben der Gemäldegalerie das meiste beigetragen zum Ruhme der sächsischen Residenz als Kunst stadt, und ganz Dresden feiert daher ihr Jubi läum mit. Wie viele wissenschaftlichen und künstlerischen Institute hat auch die Akademie ihre Vorläufer gehabt; fest umrissene Tatsachen sind uns dar über aber nicht bekannt, und zu irgendwelcher Bedeutung sind auch diese Vorläufer nicht ge langt. Der Siebenjährige Krieg, so unheilvoll er gerade für Sachsen gewesen ist, hat diesem Lande doch zwer sehr wertvolle Neugründnngen gebracht: die Oekonomischen Gesellschaften, die in wirtschaftlicher Beziehung unendlich viel Gutes wirkten, und die Akademie der bildenden Künste, beide 1764 gegründet. Ein tragisches Geschick wollte es, daß der eigentliche Vater der Akademie, Kurfürst Friedrich Christi an, nur die Anregung geben konnte: be vor sein Werk ins Leben trat, war er, kaum drei Monate nach seinem Regierungsantritt, aus dem Leben geschieden. Er sah mit klarem Blick, daß Dresden seinen Ruf als Kunststadt voll kommen verlieren würde, wenn nicht eine Neu belebung einträte, denn die Künstler, die sich dort im Vertrauen auf die Aufträge des Hofes und der Aristokratie niedergelassen hatten, waren fortgewandert, als diese und die Pensionen wäh rend deS Krieges ausblieben. So berief der Kurfürst Christian Ludwig v. Hagedorn, den Bruder des bekannten "hamburgischen Dichters Friedrich v. Hagedorn. Er hatte sich als Samm ler, Schriftsteller und „Connaisseur" im Um gänge mit den hervorragendsten geistigen Füh rern seiner Zeit das Anrecht erworben, als Autorität in allen Fragen künstlerischer Bil dung zu gelten. In kursächsiscken Diensten hatte er an den Höfen von Wien, Mainz, Mannheim, Bonn seinen Herrn vertreten und sich 1752 in Dresden niedergelassen, um seinen künstlerischen Neigungen zu leben. Er entwarf einen Plan, der deutlich die merkantilistischen Anschauungen jener Zeit aufweist und namentlich auf den Nutzen der Akademie für die Förderung der Meißner Porzellanmanufaktur aufmerksam macht. Noch im Jahre 1763 wurde Hagedorn vom Prinzen Xaver, der nach dein Tode Fried rich Christians die vormundschaftliche Regierung für den minderjährigen Friedrich August III. führte, zum Generaldirektor der Künste und Kunstakademien sowie der Kunstsammlungen er nannt. Am 6. Februar 1764 unterzeichnete Prinz Xaver die Gründungsurtunde, durch die „eine allgemeine Kunst-Academie" geschaffen wurde, „welche wir in vier Classen, der Mahlerey, Bild hauer-Kunst, Kupferstecher- und Bau-Kunst ab- getheilct und bey jeder derselben zuförderst eine hinreichende Anzahl Professorum hiernächst einige Künstler als agregiertc Mitglieder, be stellet haben . . ." Auswärtige Kunstkenner und Künstler sollten, „um den Künstlern in hiesigen Landen ein desto größeres Ansehen zu geben", zu Ehrenmitgliedern ernannt werden dürfen. Es handelte sich, wie in der kleinen von Prof. Dr. Haencl verfaßten Festschrift zu lesen ist, um drei Anstalten: die Akademie in Dres den mit Hutin an der Spitze, die Zcicheuschule in Meißen mit Ehr. Dietrich und die in Leipzig mit Oeser als Direktor. Die Lehrer, denen ver schiedene Unterlehrer beigeordnet waren, hatten bei ihrem Amtsantritt und dann jedes Jahr ein Werk an das Kurfürstliche Kabinett unentgelt lich zu liefern. Einen eigentlichen Lehrplan gab es nicht. Die Verwaltung führte der General direktor, der 1600 Taler bezog; die Kosten der Anstalt betrugen etwa 12 000 Taler. Zuerst wurde der Unterricht in Dresden-Neustadt er teilt, bald aber wurden ihre Räume neben das Brühlsche Palais und dann auf die Brühlsche Terrasse verlegt, wo sie sich noch heute befinden. Hagedorn behielt die Leitung der Anstalt bis zu seinem 1780 erfolgten Tode. Er hat sich -die größten Verdienste um sie erworben, indem er sic glücklich durch die mancherlei Führ -. nisse der Kindheit hindurchgeleitete. Sein Nach folger wurde Gras Camillo Marcolini, der von den Russen 1813 seines Amtes enthoben wurde. Fürst Repnin, der russische Gouverneur, bemühte sich, die Akademie zu reformieren. Die Leitung wurde nack dem Vorbild der Universitäten einem aus Professoren und Lehrern bestehenden Senate, übertragen, der Unterricht wurde verbessert, man errichtete sogar eine Industrieschule — aber nach dem Abzüge der Russen führte man die alte Ordnung wieder ein, sehr zum Schaden der Anstalt. Nach Einführung der sächsischen Ver fassung griff man doch auf die „russischen" Re formen zurück: eS wurde ein Akademischer Rat gebildet, der aus Künstlern und Kunstgclehrten besteht und die eigentliche Leitung hat. Ein Mitglied des königlichen Hauses — jetzt Prinz Johann Georg, „Sachsens Kunstprinz"" — soll Kurator sein, während ein Minister Kgl. Kom missar, ein andrer höherer Regierungsbeamter Sekretär der Akademie sein müßen. Die Neuorganisation hatte alsbald einen prächtigen Aufschwung zur Folge. Be deutende Künstler kamen nach Dresden, so Gottfried Semper, Rietschel, Schnorr v. Carolsfcld, Bürkner u. a. ihnen folgten Lipsius, und dann, fast schon in die Gegenwart herüberragcnd, Paul Wallot, der Erbauer des Reichstages und des sächsischen Ständchauses, Johannes' Schilling, Robert Diez. Auch auf dem Gebiet der Malerei trat ein neuer Aufschwung hervor: Ludwig Richter, Friedrich Preller d. I., endlich Eugen Bracht, Gotthard R ü h l u. a. m. wurden berufen und begründeten mit andern, nichtgenannten, den Ruhm der Dresdner Akademie der bildenden Künste aufs neue. Daß sie ihn recht lange bewahren und mehren möge, ist der Wunsch aller Kunstsrenndc an diesem festlichen Tage. Kunst UN- Wissenschaft. * Amtliche Nachrichten von der Universität Leipzig. Die medizinische Fakultät der Universität hat in Uebereinstimmung mit der Dresdner Tierärztlichen Hochschule den Geheimen Rat Professor Robert Diez von der Kgl. Akademie der bildenden Künste in Dresden in Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der bildenden Kunst, seiner geistvollen künstlerischen Kompositionen, seiner originellen Auffassung und naturgetreuen Wieder gabe aller lebenden, künstlerisch von ihm verwerteten Objekte ehrenhalber zum Dr. med. vet. ernannt. Diese Anerkennung ist bei Gelegenheit des 156jähri- gen Jubiläums der Dresdner Akademie erfolgt. Ge. Heimer Rat Dici ist in Pößneck in Thüringen geboren. Eine ' ganze Anzahl seiner Schöpfungen ist wohl genügend bekannt; es braucht nur an den „Eänst- dieö" am Fcrdrnandsplatz in Dresden-A., die Mo- numental-Brunnen am Albertplatz in Dresden-R., ferner an das Birmarckdenkmal und das Kunstwerk „Märchen"" erinnert werden, um die hohe Bedeutung des im In- und Auslande durch Regierungen und Künstleroereinigungen in hervorragendem Maße ausgezeichneten Künstlers Diez zu kennzeichnen. Er ist dienstültestes Mitglied des Akademischen Rates der Dresdner Akademie und hat zur dortigen Tier ärztlichen Hochschule auch stets in näheren persön lichen Beziehungen gestanden. * „Die Frau Präsidentin", der französische Schwank von Maurice Hennequin und Pierre Veber, den Verfassern von „HabenSie nichts zu verzollen?", der am Sonntag im SLmuspiel- haus« erstmalig gegeben wird, ist bereits über die meisten Lustspielbühnen Deutschlands gegangen, und zwar wie in Frankreich überall mit stürmischem Heiterteitserfolg. Im Berliner Nejidenztheater hat er während des letzten Winters das Repertoire aus schließlich beherrscht und sich als so starker Kassen magnet bewährt, daß er gegen 2Wmal gegeben wer den konnte. Im Schauspielhaus«: sollte er schmi im letzten Sommer erscheinen, wurde aber durch den Dauererfolg der „Spanischen Fliege"" verdrängt. Die jetzt herrschende Faschingsstimmung dürfte die Aus nahme des ausgelassenen und pikanten Schwankes be sonders begünstigen. * Uebernahme des Metzer Theaters in städtische Regie. Die Stadttheaterkommission in Metz hat, wie uns telegraphisch gemeldet wird, die Uebernahme des Theaters in städtische Regie für die kommende Spielzeit beschlossen und die Verwaltung beauftragt, den Beschluß dem Gemeinderat befürwortend vor zulegen. Gleichzeitig bat die Theaterkommission die 'Wahl des Hoftheaterdirektors Dr. Waag-Braun schweig zum Intendanten empfohlen. * Die Thüringer Wald-Bühne in Friedrichroda, deren Leitung Dr. Ernst Wachler übernommen hat, sucht wertvolle dramatische Werke — Schau- und Lustspiele — für künftigen Sommer zur Ur aufführung auf der Berg- und Kurbükne. Ein sendungen werden zur PEung an die Drama turgische Zentrale in Weimar erbeten, deren Prospekt alles Nähere besagt und auf Ver langen kostenfrei versandt wirt. * Basiermann bleibt bei Reinhardt. Zwischen Max Reinhardt und Albert Bassermann. dessen Vertrag mit dem Deutschen Theater in diesem Jahre endete, ist ein neues Abkomme n perfekt geworden, das den Künstler für eine Reihe weiterer Jahre dieser Bühne verpflichtet. ' Studienrat Professor Türk gestorben. Die Landesschule St. Afra hat. wie uns berichtet wird, einen schweren Verlust erlitten: Wenige Tage vor Vollendung des 60. Lebensjahres starb in einem Sanatorium auf dem Weißen Hirsch der Kon. re<tor der Anstalt Studienrat Prof. Lir. Friedrich Gustav Türk. Er wirkte seit 29 Jahren an der Schule mit großem Erfolge.
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