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Sächsische Volkszeitung : 31.01.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193101316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310131
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310131
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Enth. Sonderbeilage: Rundschreiben Pius XI. über die Christliche Ehe in Hinsicht auf die gegenwärtigen Verhältnisse, Bedrängnisse, Irrtümer und Verfehlungen in Familie und Gesellschaft (16 Seiten)
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-01
- Tag 1931-01-31
-
Monat
1931-01
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 31.01.1931
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MWM M: MN -Ser lMVW? Die Programmrede -es Parleioorsitzenden Kaas in Trier Im Hinblick auf di« grotze Bedeutung de« pro- grammatischen Rede, die Prälat Kaao am Mittwoch in Trier gehalten hat, geben wir zur Ergänzung des in unserer letzten Nummer enthaltenen Berichtes die wichtigsten Stellen der Siede lm Wortlaut wieder. Als ich das letzt« Mal hier in diesem Saale zu unseren Trierer Freunden Wrack, war Herr Reichskanzler Dr. Vrii- nina unser von allen stürmisch begrützler und gefeierter Gast. Aus seinem eigenen Munde haben Eie damals gehört, wie er leine schwere Mission ausfatzt. Und ich glaube: auch diejenigen, vir nicht parteipolitisch zu uns gebären, haben damals seststellcn lännen und seltstellen müssen, das, in ihm ein Mann eigenen Wuchses und zielklaren Wollens vor ihnen stand: «in Mann, in dem staatsoolltische Berantwortlichkeit und gestaltender Schaf fensdrang in lettener Stärke lebendig sind, ein Mann, kür den Sachlichkeit und Wahrhaftigkeit nicht nur ein Gebot politischen Sollens ist, sondern der Ausslutz einer verinnerlichten, vom Sittlichen verkommenden und zum Sittlichen hinstrebenden Ein stellung zur politischen Arbeit. Der Wahlkampk, in dem wir damals standen, hat mit einem sensationellen Ergebnis lein Ende gesunden: mit einem Ergeb nis, das ein geradezu sieberhaftes Anschwcllen der radikalen Flügelgruppe» zeigte: mit einem Ergebnis, das gerade bei den bürgerlichen Kreisen einen erschreckenden Mangel an Wider- Kandssähigkeit gegenüber dem aggressiven Fluidum extremisti scher Parolen offenbarte. Ein un geschwächtes Zentrum», aber eine geschwächte Mitte swar das Fazit dieser Wahlen. Ein arbeitsunfähiges und ar- Ibeitsunwilliges Parlament ist — wie wir von Tag zu Tag es mit niederdriickender Klarheit mehr erleben — ihre Frucht. War schon der vergangene Reichstag, der am 18. Juliv. I. infolge einer mir heute noch nicht begreiflichen Fehlsiratcgld der Sozial demokraten in die Brüche ging, da, Zerrbild eurer normalen Vost^verzretung, woher soll dann in dem heutigen Parlament die Arbeitsfähigkeit kommen, in einem Parlament, in dem sich ,. Zt. nur negative, aber keine positiven schöpferischen Mehr- Veiten bilden lassen? In einem Parlament, von dem grotze Teile den Schwerpunkt ihrer Wirksamkeit aus die „Strasse" ver legt haben, statt in schöpferischer Arbeit und gestaltender Oppo sition der Sache dienen Die deutsche Zentrumspartei kann für sich in Anspruch nehmen, datz sie diele Entwicklung schon seit langem gc ehen und ihrerseits das Menschenmögliche versucht hat, um eine Sanierung Herbeizusühren. In einer Zeit wo noch die sozialdemokratische Partei als Nutznietzerin der Mat wahlen 1828 die Kabinettsfllhrung in Händen hatte und wo die FUHreraklivität der Negierung sowohl wie die Verantwortungs- drreitschast des Parlaments bereits in bedenklichem Matze ab- »usinken begann, haben wir aut die Gefahren hingewiesen, die dieser Entneroungsprozctz für die Regierung, für das Parla ment und schlietzlich auch für den Staat selbst herausbcschwören müsse. Unsere Rufe sind vielfach nicht gehört, bestenfalls re gistriert, aber nicht befolgt worden. Meiner Dortmunder Rede vom Olkober 1929 ist in kurzsichtiger Tagestendenz der Sinn unterschoben worden, als ob sie bestehende Koalitionen iprenaen woNe. Nichts lag mir ferner als dieser Gedanke Eines aber wollte ich: das Kabinett und die hinter ihm stehend« Koalition in allen ihren Teilen aus die Notwendigkeit Hinweisen, sich endlich in aktiverer Meile als bisher aus ihre Führerpflicht zu be sinnen und die ihr obliegenden Funktionen zu erfüllen — auch da, und vor allem da, wo «ine unpope,lär« Gesetzgebung, »mnal aus finanzpolitischem, steuerpolitischem und sozialpo litischem GeMet den Mut zu brwutzter Distanzierung von der S«rahe erforderte. Mir stehen in einer besonders entscheidungsvollen Entwick- lungsstunde der deutschen Innen- und Aussenpolitik. Und es ist schwer zu sagen, was im gegenwärtigen Augenblick metho disch das Vordringlichere ist die mncnpolitischen oder die autzen- polrtischen Fragen Mir scheint es müssig, darum zu streiten, ob das innenpolitische Canierungswerk Brünings vor der Inangriffnahme der reparationspolitischen Fragen einen Sinn habe. Wäre das Canierungswerk Brüning nicht ohne weiteren Verzug in Angriff genommen worden, dann würden heute schon die finanziellen und wirtschaftlichen und damit auch die sozialen Verhältnisse Deutschlands längst in chaotische Ent wicklungen hineingeglilten sein. Wäre dieses Finanzwcrk nicht tn Angriff genommen und mit so eisernem Ernst, mit so spar tanischer Härte fortgesetzt und einem widerstrebenden Parlament unter Kämpfen uno Krämpfen abgerunaen worden, so würde morgen oder übermorgen bei dem Versuch einer Äoungplan- revision die Gläubigerseite von uns diktatmätzig das fordern, was wir fetzt aus eigener Verantwortung getan haben. Ein anderes ist allerdings auch wahr: Innere Sanierung und reparationspolitische Aktivität nach nutzen sind Aufgaben, die. in ihrer Ganzheit gesehen, aus lange Sicht kein Nacheinander ver tragen, sondern ein Nebeneinander und Miteinander bedingen. Eine ihrer Aufgabe bewutzte deutsche Staatspolitik mutz sich klar darüber sein, dast die endgültige innere Sanierung ohne greifbare Fortschritte auf außenpolitischem, vor allem reparatlonc-polltischem Gebiet auf Dauer ein Ding der lln- möglichkeit ist. Beides stellt einen organischen Opcrationsplan dar, dessen einzelne Phasen von verantwortlicher Rcgierungs- pelle dann zu aktivieren sind, wenn die Voraussetzungen für ihre Verwirklichung günstig erscheinen. Dadurch, datz Deutsch land und sein Kanzler, wie Mussolini in seiner Ncujahrsrede selbst rühmend zugestand, mit so heroischen Mitteln das innere Canierungswerk etnlcitcte, hat es den Glnubigernationen gegen über den moralischen Anspruch erworben, nun auch sie an die Pflichten zu erinnern, die sie ihrerseits im Poungplnn über nommen haben. llnlraobare Lasten s» ist ja nicht so. als ob dieser Poungplan nur von deut schen Pflichten und Ausgaben spräche. Wer ihn vorurteilsfrei liest, wird finden, datz in Ihm die Idee der internationalen Ko operation so klar und deutlich eingebaut ist, datz die Nichteinlö sung dieser Voraussetzung allein schon genügte, um gegebenen« salls dir Reoisionobedürftigkeit des gesamten Poungwcrkes an- mimelden. Entweder hat man im Ausland den 'Mut, diese Pflicht anzuerkrnneu und aus ihr die Konsequenzen zu ziehen, oder aber man wird sich damit abfiuden müssen, datz der Pouua- vlan in kürzester Frist seine Undurchsübrbarkeit zeigt, nicht so kehr deshalb, weil Deutschland nicht leisten will, sondern weil der Mangel an positiver Unterstützung von Gläub'gcrscite ihm sede Leistungsmöglichkeit zerschlägt. Wer die Zeichen der Zeit richtig zu deuten wcitz, mutz sich klar darüber sein, datz die befreiende und erlöse »de Tat auf r rp a r a t i o u s p o l I t i s ch e ni Gebiet ohne schwersten Schaden nicht mehr lange aufgeschobe» werden kann. Keine irgendwie denkbare Neichsregierung, weder die gegen wärtige, nock die zukünftige, würde die Autorität und Macht baden, dem deutschen Volke, und vor allem leinen arbeitenden notleidenden «rauchten, noa, metter einseitige Opker aus vem Reparationsaltar abzuringen, wenn die Gegenseite ihrerseits die ^wkausietzungen für die Tragbarkeit solcher Opfer nicht positiv mitschassen Hilst. Keine deutsche Regierung würde stark genug sein, die explosiven Kräfte zu bannen, die eine über das Matz des Erträglichen hinaus erzwungene Verzöaerung mit natur- hafter Gewalt aus den Plan rufen würde. Es ist heute schwer, wiche Sätze auszusprechen, ohne die Gefahr falscher Interpreta tion. Die Erfahrungen, die ick in jünaster Zeit auf diesem Ge biete gemacht habe, locken nicht zu Wiederholungen. Das. was man als ehrliche Mahnung und Befürchtung ausspricht, wird zu leicht von tendenziöser Seite in eine Politik der Drohung und Einschüchterung umgesälscht. Nichts lieat mir ferner, nichts halte ich für verfehlter, als eine solche Politik leerer Drohgcsten. Anderseits aber bin ich der lleberzeugnnq, datz es in der gegen wärtigen ernsten Stunde gerade die Pflicht solcher Politiker ist, deren gesamte Richtung jeder aggressiven und gewalt-politstchen Einstellung feind ist, die vernünftigen Kreise des Auslandes ans den Ernst der Lage in Deutschland binzuweiien und auf die Konsequenzen, die von einem in finanzielles, mirttchaktliches und soziales Ebaos abgleitenden Deutschland sich für die Entwicklung der politischen und sozialen Verhältnisse Gesamteurovas un weigerlich bcrleiten würden. Gerade weil wir uns dieser Aus wirkungsmöglichkeiten io stark bewusst lind, gerade weil wir in der gemeinsamen Beschwörung solcher Entwicklungen kein rein deutsches, sondern ein solidarisches Interesse aller Kulturvölker Europas wie auch der andere» Kontinente sehen, gerade darum halten wir uns auch sür berechtigt, die Dinge beim Name» zu nennen und die Erwartung auszuiprechen, datz man diele Aentzc- rungen in dem Geiste ausnimmt, in welchem sie gesprochen sind. Der Reo sions?edlin!e lsl da! Die Väter von Versailles und die Nutznietzer von Versailles werden sich damit absinden müssen, datz die kritische Distan zierung der Weltöffentlichkeit von gewissen Einzelheiten des Versailler Vertragswerkes eine elementare Entwicklung ist, gegen die je länger je weniger mit Aussicht aus Erfolg anzu gehen ist. Der Reoisions- und E v o l u t i on s g ed a n k e ist da; und er wird nicht mehr von der Tages ordnung verschwinden, bis ikm wenigstens in solchen Einzelheiten Rechnung getragen ist, die mit Lebensnotwendigkeiten des deutschen Staates und des deutschen Volkstums in unversöhnlichem Gegensatz stehen. Wenn ich mich über eines wundere, dann ist es die überspitzte Empfindsamkeit gewisser französischer Kreise gegenüber jeder ernsthaften Erörterung des Nevisionsgcdankeus. Das Echo, das gewisse Aeutzerungen meinerseits in jüngster Zeit drüben ge sunden haben, ist nach dieser Richtung mehr als bezeichnend. Und doch gibt es kein Land, das von etwaigen deutschen Re- visionswiittschen so wenig getroffen würde wie gerade Frankreich. Die deutsch-französische Grenze steht unter dem schützenden Schatten der Locarnoabmachung. Der Wcstpakt trägt die deutsche Unterschrift. Kein ernst zu nehmender deutscher Poli tiker. kein verantwortlicher Staatsmann kann daran denken, an dem Wort zu rütteln, das damit Frankreich verpfändet worden ist. Frankreich ist demnach diejenige europäische Grotzmacht, welche sich an einer oerständigungspolitisch orientierten, mit friedlichen Mitteln arbeitenden revisionistischen Tendenz Deutlchlands bezüglich gewisser Einzelheiten der Friedens verträge am ehesten und nugejährdesten desinteressieren könnte, Geoen TEeu Statt dessen lucht «ine gewisse Strömung in Frankreich,die leider auch durch sie Aeutzerungen Tardicus über den Artikel 18 des Völkerbundspattes starkes Relief bekommen hat, sich mit jeder Einzelheit des Versailler Vertrags zu idenlisizieren und stellt sich jeder revisionistischen Debatte mit einer grundiätzlick anmutenden Gegnerschaft entgegen, auch da, wo sein Interesse unmittelbar gar nicht berührt wird. Ich hatte das stir eine verhängnisvoile Taktik. Ich nehme an, datz auch in Frankreich haute die Lssenlliche Meinung abgeklärter und gemäßigter ist als 1919. Ich glaub«, datz, wenn heute der Versailler und die übrigen Panzer Vorstadtverträge noch einmal ,zn silieren wä rcn, ihr Urheber manche Bestimmungen anders sagen würden und ans manche der für Deutschland und anderer Länder Le- bensintcressen verhängnisvollen Einzelheiten leichter verzichten würden. Im Rausch des Sieges ist damals ein Akerk zustande gekommen, das vermöge gewisser Fehlkonstruktionen selbst da-- schlimmste Hindernis jür seine Stabilität ist Man hat ein neues Europa aeij der Landkarte geschasscn, ohne die sachlichen die wirtschaftlichen, die psychologischen und politisckren Voraus setzungen für ein gesundes Europa zu schassen. Rian hat sich von der Idee faszinieren lassen, die Gruppierung des Weltkrie ges in Sieger und Besiegte für ungemesicne Zeit zn verlängern, hat Staaten mit zweierlei Recht geschaffen — und nun kommt man und will diejenigen, die zuin minderen Recht behandelt worden sind, als Störenfriede verdächtigen, wenn sie suchen, unter Ausschaltung machtpolitischer Auseinandersetzungen auf rein friedlichem Wege die Distanzen zu beseitigen oder wenig stens zu mildern, die zwilchen der einen und der anderen Staatengruppe bestehen. Ich glaube, es ist mehr als ein Bon mot, jedenfalls ein Bonmot von starkem Wahrheitsgehalt, wenn gesagt wurde, der Amerikaner Wilson sei der einzige Europäer bei den Friedensverhandlnngen gewesen Ihm schwebte jeden falls bei dem Einbau des Artikels l9 in die Völterbundssatznng der ernsthafte Gedanke vor, die ihm abgetrotzlen Schönheits fehler des Vertrags, wenn nicht sofort dann wenigstens für eine spätere Zukunft auf legalem und friedlichem Wege rcsor- mabel zu machen. Es ist eine Fälschung seines Willens, eine Verkennung und Verkehrung seiner Absichten, wenn man heute die Tardieu-Thss« zum Artikel 19 als die einzig zulässige Deu tung dieses Wesensbcstandteils als Völkerbundspaltes Hinsicht Wenn diese Tardieu-These das letzte, das dcsiniliv letzte Wort Frankreichs dem Revisionsgedanken gegenüber dar- stellte. dann, das gestehe ick offen, jähe ick eine düstere deutsche, eine düstere europäische, eine gefahrvolle französische Zukunst vor mir. Man kann den Revisionsgedanken nicht endgültig einsa-gen, ohne damit den Geistern Oberwasser zu geben, die schon längst aus der Verzögerung einer wahrhaft euromiischen, auch Deutnh land wieder zu vollem Recht cinbezichenden Eleiihheitspolitik, aus der Erfolgsarmut der bisherigen Außenpolitik den Löwen anteil ihrer Agitation bestritten haben. Diejenigen die den Gedanken der Revision und Evolution verfehlter, zeitlich über holter. moralisch anfechtbarer, wirlickaftlich destruktiver, die Gleichberechtigung verletzender Bestimmungen der Pariser Vor- stadlvcrträge ä limine und endgültig abweilen, sollen sich klar darüber sein, da» sie. mögen sie wollen oder nicht. die Schrittmacher des Kommunismus und eines aggressiven Nationalsozialismus lind und lein werden. Sie baben am wenigsten «in moraliicke» Recht, sich über die explosive StlmmungsweKe zu wundern dl« in den Wahlen des II. Snuen ber über Deutschland hinweg gebraust ist Das Ja Deutschlands zu Versailles war ein dem rechnenden Verstände abgerungcnes Ja. Das Herz Deutschlands hat den Verstand gewähren lassen: seinen inneren Konsens hat es bis heute verweigert Deutschland ist diesen bitteren Weg gegangen, weil seine Entmachtung ihm jeden anderen verbot. Es ist diesen Weg gegangen gegen starke Widerstände in leinen eigenen Reihen in der Hoffnung, datz die Vernunft und das So lidaritätsgefühl der Siegermächte ihm auf die Dauer die Kor rekturen nicht vorenthalten werde, aus die es in dem Milieu von 19I8-I9 vergeblich gehofft hätte. Es hat sein Ja gesprochen, weil es in gewissen Bestimmungen des Friedensverlrages Re- visionsmöglichkeiten sah, die zu nutzen, es von Ansang an ent schlossen war sobald die Entwicklung der gesamteuropäischen Ver hältnisse die Geister und Her en aus der Gegenseite kür eine solche Politik planvoller Evolution innerlich bereiter gemacht hätte In diesem Geiste ist es nach Locarno gegangen. In die sem Geiste hat es die Schwelle von Genf überschritten und sich mit den übrigen Mächten zu gemeinsamer Arbeit an dem Rals- tiich zusammengesundcn. In diesem Geist hat es leine Unter schrift unter den Kelloggpakt gesetzt. In dieiem Geiste hat es seine positive Mitwirkung bei den Genfer weltwirtschaftlichen Konferenzen mit Ueberzeugung eingest'tzt. Wenn trotz dieser seiner Bereiischast zu einer weilsckauendei Fried:,io- und Verständigungspolitik, zur stusenweisen Realisie rung des europäischen Solidaritiilsgedankens, zur menichrnmög, lichen Erfüllung seiner vertragsmätzigen und seiner sreiwillig übernommenen Verpslichiungen sich Herausstellen sollte, datz alles das ohne ensprechendes Echo bleibt, datz die Gegenseite auch heute noch nicht daran denkt, an irgendeiner entscheidenden Stelle die Klammern zu lockern, die Deutschland zu einem Staat minderen Rechtes machen, dann weist ich nicht, wie die Weilerentwicktuus Europas sich in gesunden Bahnen vollziehen soll. Tin Vor! nn Irnnireich Die Zentralbastion dieses Widerstandes gegen jede Reali sierung des Evolution:-- und Auflockerungsgedankens. Frank reich. glaubt mit dieser Haltung seinem Sclbstiniercsse am wirk samsten dienen zu können und sicht nicht, datz es auf falschen Wegen steuert. Gegenwartspolitik mag das sein, Zu kunstspolitik ist es nie und nimmer. Das Frankreich von heut« lebt im Gestern, statt das Morgen positiv und schöpseriick zu gestalten Wer die tragischen Kon flikte kennt, die seit einem Jahrtausend die Beziehungen unserer l>e den Völker immer und immer wieder überichatte- :en, wird bcgreise» datz die Nester« der Vergangenheit nur 'angsam welchen, tag die bergehohe Hypothek von Mikl rauen, die aus beiden Se len lastet, nur langsam und in geduldiger Arbeit abgetragen werden kann. W^ Schwere dieser Auf gabe in ihrem ganzen Ausmass richtig erkennt, wird auch nicht verfrüht an der Erreichbarkeit dieses Zieles deshalb endgül tig verzweifeln. west das erste Jahrzwölit der Nachkriegszeit noch nicht das Tempo erreicht hat. das im Interesse beider Völker, im Interesse Europas und des Weltfriedens erwünscht ist, das von uns Deutschen als logische Konsequenz der von uns unlernommencn Friedens- und P.-rstandigungsvolit k emp funden wird. Gerade darum, weil diese Ausgabe io gross und schwer ist, kann ihre Erreichung vernüniligerwciie nur dann crhosst werden, wenn von beiden Seiten der unerichsitterl cke Wille deutlich bleibt, trotz vorübergehender Rückschläge. trotz Fehlern bald von dieser bald non jener Seile, an dem als richtig und lebensnotwend-g Erkannten sesizuhnlten und die Idee einer positiven deutsch-französischen Vc-ständieung über die Erschütterungen der Gegenwart hiniiberzuretten in eine Phase positiven und fruchtbaren Aufstaus Nicht im Sinne der Ex- clusivität gegenüber anderen Staaten und Völkern noch weniger im Sinne der Aggreisivnnt Im Ze tatter des Völker bundes würden solche Onerverbindungen neben und autzer dem Rahmen der Genier Zusammenarbeit dem Geiste des Völker bundes wenig entsprechen Frankreich und Deutschland müssen sich im Geiste von Gen» finden, oder sie werden sich nie finde n Die Erhaltung und positive Ausgestaltung der europäischen Ftiedensorganisalion ist nickt und kann nie werken eine reine sranzösisch-deutsckd.' Angelegenheit. Sie ist ebenso Sacke anderer Rationen des Kontinents Mit Frankreich nm ein positives und fruchtbares Verhältnis ringen kann für Deutfckland nicht heissen, die lebendigen Beziehungen zu anderen, das europäische Kulturgut bejahenden oder wenigstens respeltierenden Staaten und Völkern weniger zu pflegen und die Möglichkeiten wahr- znnebmen, die der Ausbau und die Festigung seiner Beziehungen zu diesen Völkern ihm für sein eigenes und Europa für sein Eejaintintcresse bietet Eines aber mutz sich wie «ine ichützende und zugleich einende Kuppel über all diesen einzelnen Verbindungen wölben, der Gedanke, dass wir in einer neuen Zeit über staatlicher Zusammenarbeit stehen, in der an di« Strllr r«in >nacktpolttiich«r Rechnung das Ethos überstaatlichen Kemein- schnstogesühls treten must. Ein Ethos, auf dessen Altar jeder Staat Opfer bringen m iss, nm den Gedanken solidarisiher Zusammenarbeit die reale und ideelle, die sattijch« und die rechtliche Untermancrung zu geben, ohne die er auf die Tauer nicht leben und wirken kann Solange dieses Psingitwehen einer neuen Zeit noch nicht ein- gezogen ist in die Kanzleien der auswärtigen Nemter in die Konserenzsäle des Völkerbundes, aber auch in die Herzen der Völker selbst, solange wird Europa ein Name bedeuten ohne Inhalt, ein Programm ohne Realität, eine Fahne ohne Gc- folgs.bast. Solange hinter europäisch-klingenden Paro'en sich nur der Egoismus des einen oder andern führenden Staates ver birgt. solange wird dein Rni nach einem europäischen Zulammen- sckU.ss die magnetüche Kraft feisten die er braucht um die von allen Selten anstärmenden Widerstände zn üb rwinden. Für eine «nropäisäre Bewegung, deren Ziel die Realisierung der Ge rechne,keit ist. aber nickt die Konservierung des Unrechts, deren Motor die Solidarität in aber nicht der nationale Egoismus, deren ungeschriebenes Geien die Parität ist. aber nick« die Dis kriminierung sür eine solche euroräiicke Bewegung wird die über wiegende Mehrheit des deulickzen Pottes jederzeit mit lleber- zeugnng und Hinaabe einneten Ein iol.bes Europa wird keinen seiner Mitgliedsstaaten, keines seiner Völker ärmer, sondern alle reicher machen Lasst Deutschland hoffen. dass ein solches Europa auf den, Marsibc ist. und es wird kein Po-k aus diesem Kontinent geben, das sich mit stärkerer llebcr- zeugunq und innerlicherer Hingabe der Ausarbeitung dieser neuen >ka<!v2 Eb.iiNa widmet. Lasst Denllchland hassen, und ihr werdet sehen, dass Millionen de» Zweifelnden von heute, Mil lionen derer, die aus ihren Zweifeln un» ihrer Verzweiflung heraus den cxlremiltischen Barolen der bolschewistischen Linken, ber nationallozialistischrn Rechten verfallen sind, iick wieder
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