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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140213017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914021301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914021301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-13
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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l Land anerkannt. Selbstverständlich müsse die Oppo sition von ehrlicher Ueberzeugung getragen sein. Dann sei es gleichgültig, von welcher Seite sie komme. (Abg. Fräßdors ruft: „Unsere Opposition ist die rechte!" — Heiterkeit.) Da private Rechte nicht angegriffen wer den könnten, so sei für die Regierung kein Grund vor handen, sich einer Reform der Ersten Kammer zu widersetzen. Der Vorredner habe ganz recht gehabt, wenn er sagte, das, aus die Dauer nicht gegen den Wol len der Mehrheit des Volkes regiert werden könne. Mit platonisä)en Erklärungen sei nichts getan. In irgendeiner Weise müsse man doch zu einer Reform der Ersten Kammer kommen. Seine freunde seien überzeugt, das; in der Ersten Kammer Männer sähen, die das Wohl des Landes wollten. Es fei aber doch die Frag«, ob sie von modernem Geiste erfüllt seien. Deshalb sei eine andere Zusammen setzung der Ersten Kammer rvünjä-enswert. Unhalt bar sei es. wenn die Regierung diesen Anträgen stets ihr „Nein" entgegensetze. Ein gutes Stück WK'ges könnten die Fortschrittler mit den Nationalliberalen Zusammengehen. und sie würden alles tun, um in der Deputation zu einer g e in c i n s a in e n Aktion zu kommen. (Dravo! links.) Abg. Müller (Soz.) bittet auch, den sozialdemo kratischen Antrag der Gesetzgebungsdeputation zu überweisen. Die E r st e Ka m m e r könne man mit einem Blinddarm vergleichen, der möglichst bald aus dem Körper herausoperiert werden müsse: denn man wisse nicht, wozu er da sei. (Heiterkeit) Präsident Dr. Vogel ersucht den Redner, solche Ausdrücke zu unterlassen. Abg. Muller fährt fort: Der ganze sogenannte be festigte G r o h g r u n d be s l tz verzehre sich not wendig selbst, oder er werde von dem Jndustrie- kapital aufgekauft. Die Liberalen möchten doch nicht glauben, Lah durch die Zuwuhlen einiger Industrieller das Gesicht der Ersten Kammer auch nur etwas geändert werde. Wenn die Negierung selbst die Notwendigkeit der Reform dieser „ver rosteten Körperschaft" eingeseben habe, dann sollten sie auch endlich Ernst damit machen. Präsident Dr. Vogel rügt den Ausdruck „ver rostete Körperschaft". Der Redner zitiert dann die Artikel des Leip ziger Tageblattes, speziell diejenigen von Dr. Kuhn über die Reform der Ersten Kammer. Der nationalliberale und der fortschrittliche Antrag wür den beide ausgehen, wie das Hornberger Schiehen, lZuruf aus der Mitte: „Aber schon nicht"' Heiterkeit.) In einem demokratischen Staat« sei eine Erste Kam mer unmöglich. Sie habe sich stets als ein Hemm schuh für alle sreiheitlick)en Bestrebungen erwiesen. Auch in dem demokratischen England sei man im Be griffe, dem Oberhaus« das Vetorecht zu nehmen. Was solle man mit einer Sechs-Dreier- Re form anfangen'? Helsen könne nur eine Kör perschaft aus Grund des allgemeinen gleichen Wahl rechts. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Abg. Opitz wendet sich gegen den Abg. Günther. Wenn die von ihm zitierten Autoritäten unserer Sturm- und Drangpcriode unter heutigen Verhält nissen lebten, so würden sie ganz anders sprechen. Ein Versajsungsdruch sei 1850 durch Außerkrast- jetzen des Gesetzes vom 15. August 1848 nicht be gangen worden. Wäre das wirtlich der Fall, dann wäre doch auch Günthers Existenz in diesem Hause un berechtigt, dann hätten wir auch keine Zweite Kammer. Zur Zeit der Errichtung der Ersten Kammer sei Sachsen ei» Agrarstaat gewesen Wären damals die Verhältnisse so gewesen wie heute, so hätte zweifel los die Erste Kammer eine ganz andere Zusammen setzung erhalten. Dah ihre Zusammensetzung den heutigen Verhältnissen nicht mehr ent spräche. davon sei wohl jeder überzeugt. Gegenüber manchen heute gehörten Vorwürfen möchte er aber doch betonen, dah die jetzigen Mitglieder der Ersten Kammer ebenso bei jeder Ge legenheit das Wohl des Vaterlandes im Auge ge habt hätten wie die Mitglieoer dieses Hauses. Zu einer Reform der Ersten Kammer sei seine Fraktion auch heute bereit. Mit einer Gliederung nach B c r u s s st ä n d e n würde aber die Stabi lität der Kammer a u f g e l ö st werden. Minister Graf Vitzthum: Die Regierung habe schon wiederholt Gelegenheit gehabt, auf die Wünsche nach Reform der Ersten Kammer zu antworten. Zuletztsei dies mit der Reform Vorlage von 1905 geschehen. Sie sei gescheitert, weil die Zweite Kammer sie als Abschlagszahlung ansehen wollte, während die Erste Kammer der Ansicht gewesen sei, es mühte die Reform damit abgeschlossen sein. 1909 habe er selbst das Ministerium des Innern übernommen und sich schon im Herbst 1909 neuen Anträgen auf Reform der Ersten Kam mer gegenüber gesehen. Diese Anträge hätte er am 17. Januar 1910 m der Kammer als über das zu- lässigne Mah hinausgehend bezeichnet. Keiner der Anträge habe die Zweidrittelmehr heit erlangt. Die Negierung habe also keine Veranlagung gehabt, eine Vorlage auszuarbeiten. Der Regierung sei iure Haltung sehr verdacht worden. Eine Holge sei die Interpellation Hettner vom 9. November 1911 gewesen. Er habe sie be antwortet und am 29. Februar 1912 die damals in der Vorlage von 1905 geübte Kritik in gewissem Sinne als berechtigt anerkannt. Aus der Verhand lung von 1912 und aus der Erörterung in der Presse habe er aber nicht die Ueber- zeu g un g gewinnen können, dah die Parteien unter Verzicht auf gewisse unerfüll bare Wünsche bereit sein würden, sich auf den Boden von Verhandlungen zu stellen. Die Opposition des Abgcordneien Günther gegen den nationalliberalen Antrag mache eine Zwei drittelmehrheit unmöglich und sei atio keine Oppo sition gegen die Regierung, sondern eine solche gegen die Reform der Ersten Kammer. (Heiterkeit.) Die Regierung würde erfreut sein, wenn man sich wenigstens in der Kammer einigen und damit der Regierung zeigen würde, welches der Wille der Kammer sei. Der Antrag Eastan habe nur die Bedeutung einer unfreundlichen Dcmon- stration gegen di« Erste Kammer, auf deren Be stehen aber die Regierung wegen ihrer sachlichen und gediegenen Arbeit großen Wert lege. (Zuruf von links: Siehe Volksschulgesctz!) Der Antrag Bär fei in der Form rücksichtsvoller, aber so radikal, dah seine Annahme in der Ersten Kammer ausge schlossen sei. Auf eine Auseinandersetzung mit dem Abg. Günther wegen des angeblichen Verfassungs bruches von 1850 verzichte er, da diese Ereignisse für uns heute nur historische Bedeutung hätten. Die Regierung hal>e keinen Anlaß, einen Angriff zu unter nehmen auf Institutionen, die sich in einer OOjährigen Entwicklung bewährt hätten. So könnten die Aus führungen Günthers nur das Ziel haben, eine Störung d«s inneren Friedens und eine gewisse akademische Konfliktssttmmung hervorzurufen. Menn er sich zum nationalliberalen Antrag wende, so wisse er nicht, wie er die Ausführungen des Abg. Nikschke wagen der Unfreundlichkeiten gegenüber dom Libera lismus zu verstehen habe. Er habe doch in diesem Landtage mit den Nationalliberalen kleine Diffe renzen gehabt. Es könnte sich nur um eine wirkliche, nicht angebrachte Empfindlichkeit handeln, deren Ur sache er gern beseitigen werde, wenn er nur wühte, wo sie sähe. Der Antrag selbst decke sich in vielen ^.Punkten mit der Eingabe des Verbandes sächsischer Industrieller. Es läge ihm selbst vollkommen fern, zu behaupten, dah unsere sächsische Industrie für unser« Volkswirtschaft nicht mindesten» so wichtig sei, wie die Landwirtschaft. Man müsse versuchen, auszubauen, und dabei komm« es nicht so sehr auf die Interessen der Berufsstände an, als auf das Wohl des Staatsgcmzcn. Er selbst sehe es als seine Aufgabe an, der 1.Kammer Männer zuzuführen, die durch ihre praktische Erfahrung dom Lande von Nutzen sein könnten. Mas die Frage der Wah len betreff«, so sei die Regierung noch heute be reit, der Präsentationswahl zuzustimmen, sie lehne aber die WahlaufZeitab. Den städtischen Grundbesitz in die Kammer ein zuführen. lehne die Regierung gleichfalls n b. Der städtische Grundbesitz hab« feine Vertretung m den Stadtverordnetenversammlungen. In der Ersten Kammer seien die Städte durch ihre Ober bürgermeister vertreten. Er bezweifle, ob die bürgerlichen Parteien bereit seien, ihre politischen Interessen zurückzustellen hinter den allgemeinen Staatsinteressen. Es bandle sich um Macht fragen, die besondere Bedeutung hätten in einer Session, die die letzt« sei vor den Neuwahlen. Es würde ein gefährliches Beginnen für die Re gierung sein, diesen Augenblick zur Ausarbeitung einer Vorlage zu benutzen. Die Neuwahlen würden die Regierung vor eine ganz neue taktisck)e Situation stellen. Wie diese aber auch sein werde, di« Regie rung werde sich in keiner Weise von einem grundsätzlich einer Reform zugeneigten Standpunkt abbringen lassen und von diesem aus auch die Verhandlungen in dieser Session hier im Haus« mit Interesse verfolgen. (Beif.) Abg. Hettner (Natl.s: Eine Verständigung mit den Sozialdemokraten ist in dieser Frage aus geschlossen. Ich hoffe, das; die Fortschrittler sich in der Deputation mit uns zusammen- finden werden. Es ist anzuerkennen, das; die Erste Kammer die organische Fortentwicklung früherer Zustände bedeutet. Aber sie muß auch organisch werterentwickelt werden. In Bayern verfolgt-man ganz ähnliche Ziele wie bei uns, und dort wird von der Regierung anerkannt, daß das Streben berechtigt ist, obgleich die in dustrielle Entwicklung in Bayern noch nicht so vor geschritten ist wie bei uns. Diese Reform ist um so dringender nötig, als nirgends die Erste Kammer so weitgehende Rechte hat wie in Sachsen. Die Reform ist eine direkte Staats notwendigkeit. Die Konservativen stehen in diesem Jahre der Reform freundlicher gegenüber als vor zwei Jahren. Eine reine berufs ständische Zusammensetzung wünschen auch wir nicht, sondern eine Fortentwicklung des Bestehenden. Ich hoffe, daß der Herr Vizepräsident Opitz den Worten Taten folgen läßt und Industrie, Handel und Ge werbe den gleichen Einfluß in der Kammer ein räumen Hilst wie der Landwirtschaft. Industrie und Handel haben genau das gleiche Interesse an der Erhaltung des Staates wie di« Rittergutsbesitzer. Dann soll man ihnen aber auch gebührenden Einfluß in der Ersten Kammer einräumen. Ein Versagen vieler Wünsä)e würde Unwillen Hervorrufen. Wohl wollen allein tut es nicht, es muß auch betätigt wer den. Die Initiative sollte von der Regierung kom men. Inandern Fragen legt sie W e r t d a ra u f, sie zu ergreifen. Hier in dieser wichtigen Frage er wartet sie sie von den Parteien. Kann die Negierung nicht auch einmal festen Willen und Initiative zeigen, wo sie unier«n Wünschen nahesteht? Kann sie sich nicht auch einmal durchsetzen gegenüber der Ersten Kammer? Ich vermisse den Zusammenhang zwischen dieser Frage und den nächsten Neuwahlen, den der Herr Minister hervorgehoben hat. Hier han delt es sich um eine Frage auf lang« Z«it. Die Wahlen gelten nur auf wenige Jahre. Hat nicht di« Zweite Kammer gezeigt, daß mit ihr posi tive Arbeit zu leisten möglich ist? Staatsnot wendigkeiten setzen sich durch, entweder auf gesetzlichem Wege oder gewaltsam. (Beifall.) Abg. Sindermann (Sotz.) polemisiert in der Haupt sache gegen die Abgg. Opitz und Hettner. Die Erste Kammer habe keine Existenzberechtigung, wenn gewählte Industrievertreter hineinkämen, so würden einfach die Konservativen ihr« Leute hinein wählen, und dann wären die Nationalliberalen wie der ausgeschaltet. Abg. Günther (Fortschr.) wendet sich in längeren Ausführungen gegen den Abg. Opitz, und verlangt so dann, daß die Regierung in der Frage der Re form der Ersten Kammer vorangehen müsse. Den sozialdemokratischen Antrag hab« der Minister als eine Unfreundlichkeit gegen die Erste Kammer bezeich net, aber di« Männer der 48er Jahre seien auch für das Einkammersystem gewesen. Abg. Dr. Spieß (Kons.): Seine Freunde zweifel ten, ob eine Reform der Ersten Kammer auf dom vom Abg. Günther vovgeschlagenen Woge zustande kommen werde. Warum hätten die Nationalliberalen 1906 den Antrag der Mehrheit nicht angenommen? Dann hätten sie schon 1907 in der Ersten Kammer di« Interessen der Industrie mehr als jetzt vertreten können. Abg. Fleißner (Soz.) wendet sich gegen die hi st arischen Darlegungen des Ministers. Seine Freunde würden alles tun, den Widerwillen gegen di« veraltete Erste Kammer zu nähren. Dann werde sie schon von selbst verschwinden. Nach kurzen Schluhausführungen der Abgg. Günther (Fortschr.) und Nitzschke (Natt.) gehen alle drei Anträge an die Gesetzgebungsdeputation. Nächste Sitzung Freitag sHIO Uhr. Tagesordnung: Eisonbahnsachen und Lisenbahn- petttioncn. preußisches Abgeordnetenhaus. (Fortsetzung aus der gestrigen Abendnummer.) Sitzungsbericht. Abg. Taste! (Fortschr. Vpt.) fortfahrend: Daß die Erhöhung der Umsatzsteuer des Kreises Niederbarnim auf den bevorstehen den Erwerb der Herrschaft Lanke durch Berlin erfolgt ist, hat der Landrat selbst zugegeben. Wir halten die Erhöhung der Steuer zu dem bezeichneten Zweck für gesetzwidrig. Wir lehnen die Anträge betr. den Schutzder Arbeitswilligen ab, weil die bestehenden Gesetze ausreichend sind. Wir haben in manchen Zeiten die Sozi ^Demokratie schärfer bekämpft als die Konservativen und die Re gierung. Wahlkompromiste haben all« Parteien einmal mit der Sozialdemokratie abgeschlossen. Durch unsere Wahlabkommen wird eine konservativ ultramontane Mehrheit im Reichst^ verhindert. Wir sind gern bereit, die Frage de» Legitimations zwangs ausländischer gewerblicher Arbeiter zu prüfen. Wir werden einen Antrag in dieser Richtung einbringen. In Münster wurde in einem Prozeß ein Sachverständiger wegen seines jüdischen Glaubens abgelehnt. Darin liegt ein, Verdächtigung unserer Gesinnung und unserer Hingabe an da» gemeinsame Wohl. Wir protestieren dagegen, daß wir al» Parias behandelt werden. Der Abg. v. Kardorff hat eine Hetzrede gehalten. (Der Präsident rügt diesen Ausdruck.) Dies« Rede wurde im Reiche, besonders in den süddeutschen Staaten, als Hetzerei empfunden. Wir denken nicht daran, die Rechte der Kron« zu verkürzen. Wir wollen aber kein Scheinparlament und fordern deshalb ein gerechtes Wahlrecht und eine gerechte Wahlkreis einteilung. Minister Les Innern v. Dallwitz: Die Klage des Abg. Cassel über die im paritätische Behand lung der jüdischen Staatsbewohner ist un berechtigt. Ich habe keine Vorwürfe gegen Berlin erhoben und habe lediglich von der Stadt Berlin, der Stadtverordnetenversammlung und einem Teil der Presse gegen die staatlichen Aufsichts behörden gerichteten Angriffe zurückgowiesen. Jeden falls waren die Vorwürfe, daß wir die Grundsätze der steuerlichen Gleichberechtigung verletzten und den Städten nicht dasselbe Wohlwollen entgegen bringen wie den provinziellen Verbänden, durchaus unbegründet. Abg. Korfantq (Pole): Die Anträge der Natio nalliberalen und Konservativen sind ein Versuch, das Koalitionsrecht einzuschränken. In Myslo- witz wird ein aus Oesterreich ausaewiesener Mädchen Händler von der Polizei ukter stützt. Das beweist, daß nicht alles im Restart des Ministers in Ordnung ist. Die Doku mente, die den Ostmarkenverein komoromittieren, kamen nicht auf dem Wege eines Diebstahls in unsere Hände. Der Ostmarkenverein trat gewissermaßen mit den Ruthenen in Ver bindung, um die Polen zu bekämpfen. Es kann auch nicht bestritten werden, daß durch das Zu sammenwirken des Ostmarkenvereins mit den Ruthenen diplomatische Schwierigkeiten zwischen Deutschland und Oesterreich erwachsen sind. Der Ostmarkenocrein hat sich mit einer Partei in Ver bindung gesetzt, die den politischen Mord auf ihre Fahne geichriebcn hat. Wenn der Landwirtschafts minister Herrn v. Tiedemann bitten mußte, seine Angriffe gegen ihn einzustellen, so besteht doch eine Nebenregierung. Unterstaatssekretär Holtz: Die Informattonen des Vorredners über die Unterstützung des Mädchen handels durch die Polizei in Myslowitz lasten bezüg lich der Richtigkeit viel zu wünschen übrig. Auch die wiederholt von Polen verbreitete Er zählung, wonach ein Polizeiagent Briefschaften von Polen aus einem Briefkasten genommen habe, ist eine durch nichts bewiesene Verdächtigung. Abg. Ströbel (Soz.): Die Rede des Abg. Hoff mann war ein Akt der Notwehr. Wenn Hoffmann ein paarmal entgleiste, so ist das nicht so schlimm, das kommt überall mal vor. Der Abg. Fuhrmann l>at gestern eine Scharfmacherrede großen Stils gehalten, deren Ziel die Erdrosselung der Ge werkschaften war. Hierauf wird die Weiterberatung auf Freitag 11 Ubr vertagt. Schluß 5 Uhr. Mitteilungen aus -er Sefamtratsfitzung am 7. Februar 1914. Vorsitzender Bürgermeister Roth. 1. Die Stadtverordneten haben die Herren Stadt rat Dr. Barthol und Stadtbaurat Trautmann, deren Amtszeit am 31. Mai bzw. 31. Juli d. Z. ablaufen würde, wiedergewählt. Diese Wahlen gelten nun mehr auf Lebenszeit. Das Erforderliche ist zu besorgen. 2. Die Stadtverordneten haben zugestimmt a) der Aenderung des 81 Abs. 2 der Satzungen des Bauvereins zur Beschaffung preiswerter Wohnungen, b) dem Verkauf der Baustelle 2 an der Ecke der Zweinaundorf«! Straße und des Kohl gartenweges, e) dem Verkauf« von 3000 Quadratmeter Land vom Flurstück 358 in Taucha zur Vergrößerung des Tauchaer Wasserwerks, 6) der Nachbewilligung von 10 000 .E Berech nungsgeld zur Veranstaltung einer Ausstellung von Kunstwerken älterer Zeit aus Privatbesitz im Kunst gewerbemuseum, o) der Bewilligung von 30 000 bzw. 55 000 -tt zu Lasten der Anleihe zur Einlegung der Waster- und Gasrohre in Strecken der Straße des 18. Oktober, f) der Errichtung eines Arbeiterbrausebades für die Kläranlage, 8) der Abmachung mit der Großen Leipziger Straßenbahn wegen der Lieferung des zum Betriebe der Pumpstation zur Abführung der Schleusenwässer in Leipzig-Möckern erforderlichen elektrischen Stroms. Das Erforderliche ist auszuführcn. 3. Die Stadtverordneten haben a) der Instandsetzung einer Strecke der Bahnstraße in Mockau, b) der Nachbewilligung der Kosten für den Ein bau von 4 Toren in die Feldscheune des ehemaligen Rittergutes Mockau, o) der Bewilligung der Kosten für Abbruch von Baulichkeiten aus den Grundstücken Hauptstraße 6, 11 und 42 in Mockau, 6) der Abschachtung und der Abfuhr der Knack- und Kiesschicht usw. von einem Teile des Turn festplatzes zugestimmt mit der Maßgabe, daß die geforderten Summen nur als Berechnungsgelder bewilligt werden. Diesen Beschlüssen wird beigetreten, das Erforder liche ist zu besorgen. 4 Dem Austausche von Land an der Karl-Vogel- Straße haben die Stadtverordneten zugestimmt unter der Voraussetzung, daß die Hofgemetnschaft nur in dem Umfange eingegangen wird, daß dem Nachbar- vorderhause die nach 8 100 des Allgem. Baugesetzes e-forderliche Hoffläche gewährleistet wird. Diesem Beschlüsse wird beigetreten, das Erforder- liche ist zu besorgen. 5. Dem Verkaufe de» Baublockes zwischen Har denberg-, Lößniger, Stein- und Altenburger Straße und dem Wegfall der verbrochenen Ecken an beiden Seiten der Steinstraße haben die Stadtverordneten zugestimmt unter d-r Voraussetzung, daß auf dem Lande wirklich Kleinwohnungen errichtet werden. Den Stadtverordneten ist mitzuteilen, daß diese Auftastung geteilt wird. Im übrigen ist das Er forderliche auszuführen. 6. Man nimmt Kenntnis von der Urkund« zu dem dem Rate vom Direktorium der Internationalen Bau. fachausstelluna zuerkannten Staatsprefte. 7. Herr Dr. phil. Walther Otto h-tt für die Armen Leipzigs 10 000 ^l vermacht. Diese Stiftung wird mit wärmstem Dank an genommen. 8. Genehmigt wird das Bauabgabenortsgesetz Leipzia-Trottendorf-Südost. 9. Dem Beschluss« der Stadtverordneten, Konto 19 „Rittergut Leipzig-Lößnig", Position 18 „Ausbeste, rungs- und Unterhaltungskosten der Ritterguts gebäude 15 559 außerordentlich / 1914" unter Ab- lehnung von 2669 .<t für Einfriedigung um das Herrenhaus nur mit 12890 zu genehmigen, wird -etgetreten. Don den Beschlüsten unter 8, 4, 5 und 9 ist den Stadtverordneten Mitteilung zu machen, zu 8 find sie um Zustimmung zu ersuchen. vermischtes. * Albanische Spruchweisheit. Ein guter Kenner der Verhältnisse Albaniens und seiner Literatur schreibt uns folgendes: Von allen Balkanoölkern stehen augenblicklich wohl die in jeder Beziehung interessanten Albanier im Rtittelpunkt des kon zentriertesten politischen und kulturellen Interest«. Durchblättert man heute die europäische Presse, so prangt dem Leser auf allen Seiten das Wort „Albanien" auffallend in die Augen, und es scheint, als gäbe es nichts, was der dringenden Beachtung der europäischen Kulkurwelt würdiger wäre al» dieses Volk, von dem man noch bis vor wenigen Jahren w«nig«r als nichts wußte. So viel Berufene oder Unberufene sich auch mit dem Problem, das „Albanien" heißt, befassen, ebensoviel Unklarheiten, um nicht zu sagen Unrichtigkeiten über das albanische Volk und sein« politischen, wirtschaftlichen und geistt- grn Lebensbedingungen treten zutage. Wenn « wahr ist, daß die Literatur insonderheit die Spruch weisheit eines Volkes der Spiegel seiner Seele ist, so erhalten wir aus den albanischen Sprichwörtern überaus interessante Einblicke in das Seelenleben dieses Balkanvolkes. Man überzeuge sich davon durch folgende hier mitgeteilte Proben: Eine gut erfundene Lüge ist wohl mehr wert als eine dumme Wahrheit. — Ein Sack voll Mehl und ein Beutel voll Geld sind die besten Freunde. — Katze und Hund müssen einander bciß«n, siehst du aber, daß sie mit einander freundlich tun, dann mache dich schleunigst von dannen. — Nur der Kürbis hat einen Kopf, der keine Sorgen kennt. — Vor einem ganzen Walde rückt kein Hund aus, aber vor einem einzelnen kleinen Stecken. — Wer einen Esel vor seinen Wagen spannt, muß auch die Unarten des Esels erdulden. — Wer sich am Sonntag keinen Rausch antrinkt, der ist nicht wett, daß man ihm am Montag die Hand schüttelt. — Verleumdungen sind wi« Kugeln: sie rollen schnell und sind schwer aufzuhalten. — Bist du ein Amboß, so halte nur die Schläge aus, bist du aber Hammer, so schlage selber zu. — Die Zunge hat keine Knochen, aber sie kann Knochen zerbrechen. — Ochsen bindet man an den Hörnern an, Menschen aber muß man an der Zunge anbinden. — Wer noch nie einen Hasen hat laufen sehen, der soll nicht von Furcht reden. * Chateaubriand und sein Asse. Chateaubriand, der bekanntlich ein großer Tierliebhaber war, schaffte sich einen Affen an, als er gerade dabei war, oas Manuskript von Fontanes Wetten druckfertig zu machen Bei der Arbeit belustigten ihn oft die selt samen Sprünge und Mätzchen des gelehrigen Tieres, das an einer Kette lag, damit es ja keine Dumm heiten machte. Einmal, als der Dichter in sein Ar beitszimmer trat, kam ihm der Affe, der sich los- geristen hatte, mit einer Armsündermiene entgegen. „Mas, Brüderchen, du wirst mir doch keine Dumm heiten gemacht haben," drohte ihm der Dichter und ließ das Tier wieder an seine Kette legen. Darauf setzte er sich an seinen Schreibtisch und wollte wciter- ardeiten. Aber die Manuskripte waren weg. Er sah sich nach allen Seiten um, und schließlich ent deckte er, daß der Papierkorb ganz voll war und wie er näher zusah. entdeckte er darin die Reste seines Fontane-Manuskriptes. Der Affe hatte es Blatt . für Blatt durchgeristen. genau so wie er cs immer bet seinem Herren gesehen hatte. Glücklicherweise waren noch alle Stücke da, und mit vieler Mühe konnte der unglückliche Affenbesitzer Blatt für Blatt wieder zusammenkleben. Jetzt sah sich der Dichter seine Wohnung ganz genau an, ob nicht noch irgend wo etwas fehlte. Und wirklich! Eines fehlte noch, die Orden. Ueberall wurden sie gesucht, nirgends konnte man sie finden. So vergingen Wochen. End lich wurde ein großes Reinemachen veran^altet, und beim Abstäuben der Türsimse fand das Mädchen in einer Ecke die lange gesuchten Orden. Chateau briand wollte sich nicht länger derartigen Verlusten aussetzen: er schaffte den Affen ab und legte iick einen Kater zu, der zwar nicht so schnurrig, oasür aber weniger gefährlich war. „Ich prügle einen König". Eines Tages erschien der berühmte Schauspieler Talma bei dem Kaiser Napoleon I., bei dem er in großer Gunst stand. Man hatte dem Kaiser eben den kleinen König von Rom, seinen Sohn, gebracht. Der Kaiser nahm sein Söhn chen auf den Schoß, aber ohne es, wie sonst, zu lieb kosen, vielmehr hob er ihm das Röckchen auf. wie man wohl bei unartigen Kindern zu tun pflegt, wenn man sie züchtigen will, und gab ihm. natürlich ganz sanft, ein paar Klapse. „Sagen Sie mir, Talma, was mache ich da?" fragte der Kaiser den Künstler. Dieser fand begreiflich nicht gleich eine passende Antwort, und der Kaiser rief lachend: „Nun, sehen Sie denn nicht? Ich prügle einen König!" ^stterdoobaokrun^ön w L-sipriZf. 120 m IGer XX. kedrver dLll mstül 8t>N0 MM „tt- !em,e r,tor t»n- tigbeit pro,. M»6- riob- tie^ «leü- ,t»rt<« Rette rrielsib II. ed«,6» 9 Ubr 754.» z- 4.0 67 80 8 beiter, trocbei II. IM 1 Ubr s-i," -i- '.0 75 80 8 weiter. Irocbee ir. r ui«? 7b 1.1 -t-S.-i b6 8» r beiter, troebee 7»mi»r»iu',-tr«ms «m II. kedreer - Ubr: Söebet« lempereter: 4- 10.7. l>sls!« temperet,r: 4- V.8 8»q«i>m«e»e m tttere ,ro U«»6r»Im»t«r: O.ü bkzemeieer UNerverlsut: tteiter» »nb trocbee» UitUrvitl!. IVtiternvx lv vnedseii »m 12. kedrvvr 1914. btetle, 6«eb»be i» temoveier M»6 e«bl»,< »i» 8edn,,' ttb, em l>r«O,e t-'chrir . 8»i>t,„ . 1,ee,«tr«r litte» . . Lbemeitr . Pie,«» seibere 8ob»,,li«rr S»6 lieter zeeeberr »iteeder, 8-ttr»eb»I» kiebtelderz tVittervoi HU 119 rur rro 246 rss 396 4Z5 d00 err 751 77! 1213 t»verl» llt 1., - 10.7 l- > - ,4.5 - 0.4 I- Ib.r - 7.e - 9.5 I- >0.6 - e.Z 1'7 - 9.5 s- b.r — vom LS - 4.Z 1.5 - t.S 0.0 - L! -l- r.i - i., - s.9 - 1.0 -s- - v.z 11. dl» 80 r 80 r s 9 8 r v 8 o ! 8 4 8 9 8 8v r 80 r « r 80 4 12. ke I k 1 I « l 1 1 l I « « , l I ! 30 1V14. Lei völlig: wolkenlosem >V«tter rvigvv sieh »vek deal» 6i« »terlcov l'Lnpsrsiursckvsvlrllvg«» rem ürtlioken (?tmr»llters. ^oosoerx meläet keuto trüb -f- 2.5* 6. R«it»eok»ia ct «gvaev — 9.L" 6. Xtvisokev 8cdverberg (4- 30) uvä ödster (— 7 5) «ivck die alvieken Tewpc- retvrnvtoriobiecko »u deodsektcu. Vie IVmä« vebev »vs 8 uvck 80. 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