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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140209010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914020901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914020901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-09
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Sette 2. Nr. 7l. Morgen^Nusgsve. Leipziger Tagevlatt. Montag, 9. /evruar l914. Anleihen sollen nun jetzt ausgenommen wer den dürfen im Falle eines „außerordentlichen Bedürfnisses". Es unterliegt keinem Zweifel, das; man bei Schaffung der Verfassung bei dem Begriff „außerordentliches Bedürfnis" nur an wirklich außergewöhnliche Ereignisse gedacht hat, etwa an einen Krieg, der so ungewöhnliche An forderungen an die Finanzen des Reichs stellt, das; ein Zurückgreifcn aus die. Mittel der Bun desstaaten eine Unmöglichkeit ist. Ader im Jahre 1902 kam man zu einer anderen Aus legung des „ausserordentlichen Bedürfnisses", die jedem Mischranch des Artikels 73 die Tür öffnete. Der Etat für 1902 wies ein Defizit von 33 Millionen aus, das nach dem Willen des Bundesrats auf Grund des Artikels 73 durch eine „Ergänzungsankeihe" gedeckt werden sollte. Der Reichstag erklärte zunächst, ein De fizit des Reiches könne nicht in Frage kommen, weil es von den Bundesstaaten durch Matrikular- bciträge zu decken sei. Die Anleihe wurde aber schließlich trotzdem vom Reichstag bewilligt; im nächsten Jahre folgte eine Zuschußanlcihe von 72 Millionen und im Jahre darauf eine solche von 59 Millionen. Der Reichstag erklärte zwar solche Zuschustanlcihen für direkt verfassungs widrig, bewilligte sie aber gleichwohl. Seitdem sprudelt die Anleihequclle. unversiegbar weiter. Und wenn das Reich heute über 5 Milliarden Schulden hat, so beruht dieser Zustand un zweifelhaft, wenn auch nicht ans einer wörtlichen Verletzung, so doch aus einer Auslegung der Ver fassung, an die noch vor fünfzehn Jähren nie« inand gedacht hat oder denken konnte. Nicht nur Bücher, sondern auch Schulden haben ihre Ge schichte. von -rutschen Zürsteichöfen. Der „Tgl. Rdsch." wird von einem Lcfer folgende Tischkarte aus Stuttgart zugesandt: vioer «io 4 kövrivr 1914. c aviac 6ovsoww6 l-HLUIaino t'ileUj äs solos » la «hevrvuse 0 Lte»u^risii<l ä la 56 roattc «"'Stslottes äs domrträs ä la rcn-?s I'oul't« sor<ps röt!« Kalaäo äemi-äsml .Vkpei'kre« so diam-ln» ZIßriosue« co k-nrpst-k! Dies ist die Tischkarte beim Abendessen für den Hofstaat (28 Gäste) beim Herzog Albrecht, dem württembergischenThronfolg e r;General- Jnspekteur der 6. Armeeinspeltion. Generaloberst! Der König selbst hat deutsche Speisekarten. Der Küchenmeister Ehmann ist Schwabe. Deutsches Reich. * Zur Geschäftslage des Reichstags schreibt man UNS: Auch im Reichstage wird die Etatsberatung vor dem 1. April kaum zu Ende geführt werden tonnen. Der Etat für das Reichsamt des Innern wird mindestens noch 2 bis 3 Tage in Anspruch nehmen, hierauf wird der Postetat zur Beratung gestellt werden, ihm soll der Militäretat folgen. Man rechnet damit, daß der Militäretat allein mindestens eine Woche Zeit beansprucht. Im günstigsten Falle wird bis zum Beginn der Oster ferien nur die zweite Etatslesung beendet werden können. * Wiederherstellung der Ostmartenzulage. Die Nationallibcralcn und die Konservativen haben im Reichstage zur zweiten Lesung des Postctats den Antrag gestellt, die von der Budgetkommission ab gelehnte Ostmartenzulage im Plenum wiederherzu stellen Auch die Fortschrittliche Volkspartci wird diese Anträge unterstützen relp. einen eigenen Antrag stellen. Trotzdem bleibt die Annahme dieser Anträge leider höchst zweifelhaft. Die sozialdemokratische Fraktion des Reichstags hat zur 'weiten Lesung des Etats für das Rcichsomt des Innern einen Antrag auf gesetzliche Regelung des Hcbam m cnwescns cingebracht. * Di« konservative Fraktion des preußischen Ab geordnetenhauses hat zu dem nationallibcralcn Antrag betreffend den Schutz von Arbeits willigen einen Abänderungsantrag gestellt, der eine andere Fassung des nationalliberalen Antrags vorsicht. Ausland. Schweiz. * Die Ausstandobewegung in Gens. Ans Genf wird gemeldet! Die als Protest gegen die hier wäh rend des Tischlcrstreiks beschäftigten deutschen „Hintze- gardisten" einberufene Volksversammlung verlief zlvac ohne Zwischenfälle, doch kam es am Sonnabend zu neuen schweren Ausschreitungen der Strei tenden. Ueber 1000 Ausständige versammelten sich in dem Bolkshause und bildeten einen Zug, dem sich zahlreiche Russen anfchlossen. Die Menge wuchs bis auf 1500 Köpfe an, die unter Absinpung der Internationale vor die Werkstätten zogen, in denen die deutschen Arbeiter beschäftigt waren. Nachdem sie die Fenster mit Steinen eingeworfen hatten, suchten sie die Tore mit Gewalt zu erbrechen. Hierbei kam es zu einem Handgemenge mit den dort wacht habenden Sicherheitsbeamtcn. Auch der Streik der Uhrmacher in Granges, bei dem 2000 Arbeiter von Montag an ausgcsperrt worden sind, nimmt einen sehr ernsten Charakter an. Kußlanö. * Die Gründe für Kokowzows Rücktritt. Aus Paris wird gemeldet: Der Petersburger Bericht erstatter des „Tcmps" bestätigt die Meldungen von dem bevorstehenden Rücktritt des russischen Minister präsidenten Kokowzow. Sowohl in amtliäxn als auch in finanziellen Kreisen Petersburgs wird mit Bestimmtheit versichert, daß Kokowzows Rücktritt im Prinzip beschlossen fei. De: Rücktritt des Minister präsidenten sei hauptsächlich auf die häufige Oppo sition. die er im Reichsrat findet, zurückzuführen. So ist Kokowzow kürzlich in der Angelegenheit der polnischen Frage im Reichsrat in der Minderheit ge blieben und wurde außerdem vom Grasen Witte bei der Beratung des Gesetzes gegen den Alkoholismus überaus heftig angegriffen. Mbanken. * Fürst Wilhelm von Albanien. Prinz Wilhelm zu Wrcd hat, wie aus Berlin gemeldet wird, seine Designierung zum Fürsten von Albanien offiziell angenommen. Die internationale Kontrollkommission in Durazzo wurde von diesem Be schluß benachrichtigt, damit die Abreise der albanischen Deputation, an deren Spitze wahrscheinlich Essad Pascha stehen wird, in die Wege geleitet werden kann. Die Bildung der Leibgarde des Fürsten, die aus zweihundert Mann besonders intelligenter und ansehnlicher junger Leute bestehen soll, wird eifrig gefördert. Sulgarien. * Die Schrecken des Ballankrieges. Die Wiener „Neue Fr. Pr." veröffentlicht eine Unterredung mit der Königin Eleonore von Bulgarien, in der sie eine höchst eindrucksvolle Schilderung der Schrecken des Balkankrieges gibt. Königin Eleonore erzählt, wie die armen Einwohner aus Makedonien und Thrazien hilfesuchend vor den Serben nach Sofia zu ihren bulgarischen Stammbrüdevn flüchteten. Cho lera und Typhus hielten furchtbare Ernte, und was die Seuche verschonte, das mordete der Hunger. Wo möglich noch schlimmer ging es der von den Türken vertriebenen Bevölkerung. Die Leute flohen zuerst nach Konstantinopel und wurden dann auf ruMchen Dampfern in elendem Zustande nach Barna gebracht. Heber 60 000 dieser Unglückseligen, sind heute noch in Bulgarien. Die Regierung hat bis jetzt alles getan, um sie wenigstens vor dem Verhungern zu bewahren. Man batte ihnen Mehl geliefert und Kleider, hatte den Frauen Strickwolle gegeben, damit sie sich Strümpfe stricken konnten, aber die Vorräte er schöpften sich, und das Weniae, was man noch hatte, konnte man auf den vereisten, verschneiten Wegen nicht mehr transportieren. Der Winter ist furchtbar, erbarmungslos. Die Regierung hat, um die armen Menschen vor dem Erfrieren zu retten, sie in die Städte und Dörfer verteilt, und da ist keiner, ob Bür ger oder Bauer in Bulgarien, der nickst ein oder zwei Zimmer für die Unglücklichen zur Verfügung gestellt bätte. Aber cs ist kein Brennholz da, kein Mehl mehr, kein Geld, und von Tag zu Tag wird die Frage iurchtbarer: Was soll geschehen, um diese armen Hei matlosen vor dem Erfrieren und Verhungern zu be wahren? Am Schlüsse ihrer Erzählung hob die Königin rührend den heroischen Mut des bulgarischen Volkes hervor, mit dem es sein trauriges Schicksal erträgt. Hans Sitts virigentenjubiläum. Die Zauberklänge, die Catharina Bosch aus ihrer Violine rief, die markigen Weisen des Männerfanges, die klangsü)önen Harmonien des Konscrvatorium- Orcheiters, all das freudig frohe Klingen und Singen wob sich zum Iubelhymnus auf Hans Sitt. Das fest lich erleuchtete Haus, da-u das mit Tannengrün um- tränzle Dirigcnb.npult. alles kündete: der Leipziger L-ehrirgeja-ngvcrein begeht die Feier des 25jährigen Dirigenteiljubiläums seines trefflichen Lte- dermcisters, seines Professors HansSitt. Und die frohen Klänge und segnenden Wort« drangen auch in die Herzen der Hörer, di« das weite Rund der Albert- Halle des Kristallpalastes dicht besetzt hielten, um dem auch von ihnen hochgeschätzten Meister zu huldi gen. Auch die Stadt Leipzig bewies ihren Anteil am Ehrentage ihres hier heimisch gewordenen Künstlers. In der grasten Frcmdenloge sagen der Staidtoerord- ! netenvorstoher Justizrat Dr. Rothe und Justizrat I Dr. Anschü tz. Neben ihnen hatten mehrere Ehren mitglieder des Vereins sowie der Bezirksschulinspektor für Leipzig-Land, Wetter, und Bürgermeister Dr. Me u tz n e r - Roßwein, Platz genommen. Auch ver schieden« Tontünstkr waren erschienen, so die Kom ponisten Professor K o e st l e r - Berlin, Nagler, Heim. Kogler, Prof. Dr. Klengel und Professor Winderstein. Das Konzert stand unter dem Zeichen des Kom ponisten Hans Sitt, ausgefü'hrt wurde cs vom Leip ziger Lehrergesangvercin und den: Orchester des Kon servatoriums. Ihnen hatte sich Meister Sitts treffliche Schülerin gesellt, Frl. Catharina Bosch, um gleich falls mit ihres Lehrers Kompositionen diesem als Solistin zu huldigen. Don Reigen der Darbietungen eröffnete die wuchtige, in ihrem Mittelsatze so prächtig zarte und pastoral« Fssthymne für Männerchor und Orchester, der an gesanglichen Werken drei Männer chöre. gleichfalls aus der Feder Hans Sitts stammend, folgten. Seine bedeuteirde Leistungsfähigkeit bewies der ausführende Verein vornehmlich an dem Stim- mungsgemälde „Vergebliche Flucht", von Hans Sitt dem Wiener Schubertbund und dessen Lhormeister A. Kirch! gewidmet. Dies« Komposition von feiner, den poetischen Sinn völlig ausschöpfender Stimmungs malerei, zeigte so rocht, wie der Verein unter seines Liedermoisters Führung den technischen Schwierig keiten vollauf gewachsen ist. Ebenso zeigten die ohne Begleitung gesungenen Chöre „Im Schweigen der Nacht" und am Schlüsse „Der deutsch« Sang" inner liche Belobung und Vertiefung. Ein« dankbar auf genommene Sondergabe war die dem Jubilar gewid mete Hymne an di« Schönheit von Professor Hans Koehler. Di« in edlem Stimnrungsgehalt und an echter Wirkung so reiche Tondichtung hinter ließ so nachhaltige Wirkung, daß mit dem Iabckdirigenton auch der anwesende Komponist immer und iurmer wieder für den Beifall danken mußten. Frl. Catharina Bosch zeigte sich wiederum als die Künstlerin, auf die der Meister mit hohem Stolze blicken darf. In dem Andante und Finale aus dem 3. Konzert zeigte die Solistin ebenso wie in der tempcra- inentvollen Konzcrtetüde ihre glänzende Technik, die aber auch bei der vorzüglichen Beherrschung der Läufer, schwierigen Passagen und Mehrgriff« tief innerliches Empfinden und beseelte Auffassung nicht hintangestellt. Des war die herrliche Wiedergabe des Notturnos ein beredtes Zeugnis. Das Orchester zeichnete sich unter der gewohnten straffen Führung Sitts durch Sicherheit und Klangschönheit aus. Als die letzten Töne verhallten, der schier nicht en- denwollcnde Beifall verrauschte, begann eine schlichte aber herzliche Ehr en feier, die der Leipziger Lehrergesangverein in Dankbarkeit seinem Dirigenten abhielt. Der Nereinsvorsitzende, Oberlehrer Kupfer, hielt an den Jubilar eine herzliche Ansprache, in der er der langjährigen Tätigkeit des Professors Hans Sitt als Dirigent des Leipziger Lehrervereins ge dachte. Die Mitglicderzahl ist von der 100 vor 25 Jahren auf 300 angewachsen, mit allen sei Hans Sitt wohl alt geworden, ohne zn altern, denn das Künstlerherz blieb jung. Um Hans Sitt und seinen Namen dauernd mit dem Verein zu verknüpfen, so führte Redner aus, hat der Leipziger Lehrergesangvcr- ein eine Hans-Sttt-Stiftung geschaffen. Zweck der Stiftung soll die Förderung des deutschen Liedes sein. Deshalb soll alle zwei Jahre eine Ausschreibung erfolgen, die den besten Männerchor, dessen Uraufführungsrecht der Leipziger Lchrergesangvcrein erwirbt, mit einem Preise auszeichncn soll. Namens der vielen Ver- ehrer des Jubilars überreichte der Redner einen Prachtband von Eedenkblättern, die Glückwünsche in poetischer, malerischer und musikalischer Form ent. halten. Der Lehrergesangverein selbst überreichte dem Jubilar durch seinen Vorsitzenden eine Marmor tafel mit der Porträtplakette Hans Sitts in Bronze. Das Kunstwerk ist eine Arbeit des heimi schen Bildhauers Zeißig. Rektor Leinung- Magdeburg überbrachte mit den Glückwünschen des Verbandes der Lehrcrgesangvereine Deutschlands eine namhafte Gabe für die Hans-Sitt-Stiftung, und Dirktor Geißler, der Vorsitzende des Dresdner Lehrergcsangvereins, eine silberne Plakette. Der Neue Leipziger Männergesangverein überbrachte die Urkunde mit Sitts Ernennung zum Ehrenmit glied e. Professor Hans Sitt betrat dann das Dirigenten pult und dankte sichtlich bewegt für alle Dankes bezeigungen und Ehrungen und versicherte, auch fernerhin dem Lehrergesangvcrein Leipzig ein treuer Führer zu sein. Dem Schluß der schönen Feier wurde ein musikalischer Ausdruck verliehen. Der Chor sang Hegars Trotzlied „Ich will noch nicht alt sein!" Osc- Lpoestk. öezirkstag -es verban-es -er unteren Post- un- Telegraphenbeamten Sezirksvereln Leipzig. * Leipzig, 9. Februar. Am Sonntag fand im Großen Saale des Zentral theaters der erste diesjährige ordentliche Bezirkstag des Lezirksvereins Leipzig des Verbandes der unte ren Post- uno Tclegraphenbeamten statt. Der 1. Vor sitzende, Oberpostschaffner Otto Thiele, eröffnete den Bezirkstag mit einem Koch auf Kaiser und König. Nach der Wayl einer Verhandlungsleitung, die den Briefträger Rich. Thiele als 1. Verhandlungs leiter ergab, wurde in die Beratung der Tages ordnung eingetreten. Der 1. Vorsitzende Otto Thiele erstattete sodann den Bericht über die Tätigkeit des Vereins im verflossenen Geschäftsjahre. Die Mitgltedcrzahl beträgt 4250. Die Gesamtsumme der im vergangenen Jahre gezahlten Sterbe- und Witwenrente im Bereiche des Bezirks Leipzig betrug 8000 Aus den Wahlen ist hervorzuheben, daß der bisherige 1. Vorsitzende Otto Thiele mit großer Majorität wiedergewählt wurde. Als Delegierte zum diesjährigen Verbandstage wurden gewühlt: Obcrleitungsaufseher Schubert, die Briefträger Rich. Thiele. Carl Recke und Gustav Heinol.g. Von den angenommenen Anträgen verdienen er wähnt zu werden: di« Verbesserung der Gehalts bezöge der Postschaffnerklasse durch kürzere Frist zur Erreichung des Endgehalts; den Kraftwagenführern eventuell die Möglichkeit zu geben, bei verursachten Unglücksfüllen im Postdienst verbleiben zu können: Festsetzung eines bestimmten Endtermins bis zu dem die im Frühjahr und Herbst stattfindende Prüfung zum Oberpostschaffner beendet sein muß: anderweitige Lieferungsbedingungen der Dienstkleider. Mbgemagerte kommen z« RrSften durch gute, leicht verdauliche Nahrung. Wenn sie dabei täglich morgens und abends das altbewährte tausendfach ärztlich empfohlene Kräftigungsmittel Rasseler Hafer-Itaka» genießen, werden sie alsbald eine Zu nahme der Körperkräfte zu verzeichnen haben. (Nur in blauen KorlonS zu l M.) Julius LMlduer, liaiserl. uock Xöaixl. Ilok-l'iansksrtekabrlllaot, riüxvL mi<l kiLlliao8. Liiriulüiü »it nr mtzi sk»It»»il«IIiiir,»k«!tti. nsttit Ii Lrüssel 1910 mit ckom „Oranä ?rLx" s»»;a I-olprix 1918 (Internat. Lautaebausstellanx) liSnixl. 88ed8. 8t»»l8pcei8 Vas sterbencke Dorf. 45s Roman von Ewald Gerhard Seeliger. (Nachdruck verboten.) „Aber Minna!" versuchte Lise die Auf geregte zu beruhigen. „Wie käme denn Herr vanschkc dazu!" „Und du bist mir erst die Rechte!" schrie Minna außer sich und stieß die Schwester von sich. „Du scheinheilige Kreatur. Du hältst dir hier auf dem Hofe einen Liebhaber, von dem kein Mensch was weiß. Da steht er!" Und wieder wies sie auf Max Hanschke, der sich auch diesmal in Stillschweigen hüllte. „Was ist daS?" fragte Karl .Peukert über rascht. „Du bist ja trank, Minna!" rief Life und be gann zu weinen. „Do? ist ja alles nicht wahr." „Du lügst!" schrie Minna, nahm ihren Hut und begann sich zum Fortgehen zu rüsten. „Dei netwegen dient er hier als Kmeclst. Du bist schlecht!" Lise wurde blaß und ihre Tränen versiegten auf der Stelle. „Herr Hanschke!" sprach sie mit schwanken der Stimme, und schaute ihn flehend an. Karl Peukert musterte ihn mit strengen Blicken. „Ich diene hier als Knecht," bekannte er ruhig, „weil ich Landwirt werden will." Und das war nicht gelogen. Karl Peukert gab sich mit der Erklärung zufrieden. „Ihr steckt alle unter einer Decke!" schrie Minna schon an der Tür. „Bleib hier, Minna!" bat sic der Bruder. „Geh' nicht wieder zn ihm!" „Ihr wollt mich von ihm trennen!" ries sie und machte auf dem Absatz kehrt. „Aber das wird euch nicht gelingen. Ick, weiß, wohin ich gehöre." Daniil lief sic hnuius. Auch Max Hanschke empfahl sich. Karl .Peuterr sah finster vor sich nieder. „Ich nehm eS ihr ja gar nicht übel!" seufzte Lise traurig. „Wenn man so viel durchzumachen hat wie sie." „Sie hat cS nicht anders haben wollen!" sprach er hart. 18. Der Borfalt im Bräustüvl kam in die beiden städtischen Zeitungen und Alois Wollenberg wurde nur mit Rücksicht auf seine junge Fran binnen wenigen Tagen unwiderruflich zum letz tenmal strafversetzt. Er kam nach Insterburg in Ostpreußen, und Minna ging mit, ohne sich noch einmal in Gramkan sehen zu lassen. Sie gab ihrem Bruder und Max Hanschke an allem die Schuld, verzieh Alois Vollenberg alles, was er ihr notgedrungen eingestanden und glaubte seinen neuen Schwüren und Beteuerungen. Richt einmal die Stunde der Abfahrt hatte sic ihren Geschwistern mitgcteilt. Als Karl Pcnkcrt von der Strafversetzung Hörle, schrieb er an Minna einen Brief, in dem er ihr die Rückkehr ins Vaterhaus jederzeit frei stellte und sie bat, sich an ihn zu wenden, so- bald sic Geld brauchte. Not sollte sic nicht leiden. ".Rehr ließ sich vorderhand in der Sache nicht tun. Er war überzeugt davon, daß seine Schwe ster mit cmem so grundvcrdorbcnen Menschen auf die Dauer nicht zusammen Hansen konnte. Auch Lise schrieb mehrmals nach Insterburg. Allein Minna gab nickst da? geringste Lebens zeichen von sich. Dagegen tam von Panla Griebsch Hill und wieder eine Karre, ans der aber immer wieder dasselbe stand, daß sic sehr viel zu tun hätten und keine Zeit hätten, nach Gramkau zu kommen. Tagelang blieben diese Karten ungelesen auf Karl PcukcrtS Schreibtisch liegen, ehe er Ge legenheit fand, einen flüchtigen Blick darauf zu werfen. Die abgeerntetcn Felder verlangten dringend die Vorbereitung für die neue Saat. Auch stand die Karrofsclernte dicht vor der Tur. Zeitig fiel der Herbst ins Land, der September brachte rauhe, stürmische Tage, und aus dem Gebirge wurden anhaltende Regengüsse gemeldet. Die Oder stieg und stieg und schickte sich an, wie alljährlich, über ihre Ufer zu treten. Max Hanschkes Wunde war geheilt, und er führte den Pflug durch da? aufgeweichte Land. Die Furchen, die er zog, waren zwar krumm und zitterig wie die Schriftzüge einer Greisen hand, aber cs waren Furchen. Allmählich aber kam er auch hinter die Kunst des Pflügens, und seine Furchen brauchten sich nun vor denen Paul Mützels uicht zu verstecken. Lise war die Triebfeder seines Denkens und Tuns. Sie war nicht mehr so stolz wie früher, sondern ängstlich und beinahe verschüchtert. Und das Merkwürdige war, daß es mit ihm ähnlich bestellt war. Wenn er mit ihr sprach, blieben ihm die besten Antworten weg, und selten be hielt er das letzte Wort. Wenn er aber allein war, war ihm nm die Erreichung seines Zieles nicht bange. Heller klatschte seine Peitsche in den nassen Herbstwind, und fester preßte er die scharfe Pflugschar in den abgeerntetcn Boden. Mitte September kamen ein paar schöne Tage. Die Sonne schien warm, ein leichter Südwind hatte sich aufgemacht, und die weißen Spinncnfädcn flogen lustig über die Stoppel äcker. An einem dieser Tage schritt der Wacht meister am Vorholz des StadtwaldcS entlang, dessen hier gemischter Bestand hin und wieder Blößen zeigte. Nachmittags gegen vier Uhr war eS und die Sonne neigte sich schon stark zum Horizont. Da hörte er plötzlich einen langgezogenen, merkwürdig aufdringlichen Bogelruf, der sich in regelmäßigen Zwischenräumen hartnäckig wie derholte. „Huit, hnit, huit!" tönte cS von einer nahen Lichtung her, in deren Mitte ein mittelhobcs Tannenbanmchcn stand, das unten völlig tahle und ge/ade Zweige trug, dessen Spitze aber dicht und grün war. Der Wachtmeister blieb stehen. Unten am Stamm des Bäumchens saß eine Eule, ein großer, dicker Waldkautz, der bei jedem Rufe eine unbeholfene, rüttelnde Bewegung machte. Das ist ja komisch! dachte der Wachtmeister verwundert. Die Eule scheint flügellahm zu sein, vielleicht läßt sie sich greifen! ' , Damit schlich er im Bogen um die Lichtung herum und näherte sich mit leisen Tritten dem Vogel von hinten, der sich nicht im Schreien stören lieh. Schon wollte er zugreifen, da wich der Boden unter seinen Füßen, und er sank in die dunkle Tiefe. Zur selben Zeit verstummten die Vogelrufe. Der Wachtmeister nämlich Ivar auf keinen ande ren als auf den Vogelfranz geplumpst, wobei dem die Fichtelpfeifc, der er die Rufe entlockt hatte, au? dem Munde gefallen war. „Ha!" schrie der Wachtmeister, und packle den Verbrecher beim Kragen. „Also doch! Jetzt hab' ich dich endlich! Dn verdammter Vogel marder !" Sogleich kroch er durch das Fichtengezweig, womit die Grube zugcdeckt war, wieder empor und holte mit markiger Faust den Ertappten ans Tageslicht. „Ach, lieber, guter Herr Wachtmeister!" fing der an zu jammern. „Halt'S Maul'" schnauzte ihn der Gestrenge an und zog daS Notizbuch. „Ich will's gewiß nicht wieder tun!" be teuerte der Vogelfranz. „Lieber, guter, bester Herr Wachtmeister, schreiben Sic mich nicht auf. Mir sind in letzter Zeit so viel Vögel gestorben, in der Mauser sterben immer so viel, und da muß ich mir eben ein paar neue fangen." „Das kannst du alles den Herren vor Ge richt erzählen!" sprach der Wachtmeister, machte den Bleistift zwischen den Lippen naß und notierte die Tatsachen. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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