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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140210029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914021002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914021002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-10
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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-lben- - Ausgabe tür Eetp»,, "»ö vor»«, durch unser« »r«,« vuAUAVP» undSproUeurerinalrügN» In»hou»a»drachtr monatU» i.r» M., »»erteUührUch r.75 M. Set der SekchüfteNeU«, unfern Zttialen und NuvgabegeUen adgedvU: monatlich iM. vtrrtrliahrUchZ M. vor» dl» Post: innerhalb Vrutschland» und der Seutschen Lvivaiea monalltch M., vierteiiührUck 4.5» M., auoschUrftU» pvNd«N»U,et-. voo telpzigrrlsagedloN erscheint Werktag« »mal, Sonn» u.Zeiertagoimal. 3» Leipxtg, -en NaGdororten und -rn Vrtro mit eigenen -Mateo wird di« stbrndouogad« noch am ftbend de» erschein««» t>» tzau» geUesert. Serlinrr lteüaktiou: 3udeaA»Uen l7, jcrusprech.rinschlug: Moadit Ur.4»7. ^curdelsFeitung Amtsblatt des Rates unb des polt?erarntes der Stadt Leipzig Redaktion uud SeschdstssteUe: Zohanaiogass» Nr.» o -ernsprech-Nnschiuz Nr. >«»42. >«d4Z und «4S44. WS. Jahrgang kilr Inserat« au« Leipzig und Umgebung »i« /INIrigeNpreile. ,spaiti,»p,«u,»tt»25 pf., dir Neklam».eil» 1 m.» von auowdrt» 74 Pf., ttrkiamen >.2SM., lklrtn» Anzeigen diepetitzrU» nur 20 ps.b.wt«S»rhol.Nab.,Inserate von vrhdrden im amtlichenLeti die pettt- z«U» so Pf. Seschdstoanzeigen mit plaNoorscbrist >m Preise «rhbht. Rabatt na» Laris. Srilagrn: Sesamtausi.rM.daoLaufend auoschl.poltgediihr. Mnzetgen'stnnadme: Ivhan^vgaNel. bei fdmtli»«n stualen de» Leipziger Lagedlatte» und ollen ftnnon«»n-r* *peSition«n de» In« und rioalaoSe». cheschast«ft»U« für verlin u.di« pr.vranöendurg: VirektionwalterLlleget, Vrrlin w. >», Margarethenstrotzr ». Zernsprech-Nnschiutz: Lüyow »47l. Nr. 74 virnsteg, den lv. Februar. 1914. rs—s—sss> Vas wichtigste. * Die deutsch-französischen Ver handlungen über die Abgrenzung der Interessensphären in Kleinasien stehen vor dem Abschluss. (S. Pol. Hebers.) * Prinz zu Wied ist in der Nacht zum Diens tag in Rom cingetroffen. (S. Ausl.) * Die mexikanischen Rebellen haben durch Aufreißen der Schienen im Cumbre-Tunnel ein neues opferreiches Eisenbahnunglück herbeigeführt. (S. Ausl.) Deutschland und Rußland. Die handelspolitischen Erörterungen, die soeben im Haushaltsausschusz der rusiiscyeu Duma statt gefunden haben, müssen Aufsehen erregen, weil sie die gesamten deulsch-rusjischcn Beziehungen berühren. Daß Duma und Regierung in dem Wunsch übereinstimmen, alle Vorkehrungen zu treffen, die den Abschluß eines für Rußland möglichst günstigen Handelsvertrages gestatten, wird ibnen niemand verübeln. Wenn aber zu den Vorbereitungen auch verdächtigende An griffe aus die Haltung Deutschlands gehören, dann muß diese Art des Vorgehens festgestellt und zurückgewiesen werden. Der Abg. Sch in gar ew ist vor solchen Angriffen nicht zurück geschreckt, als er der Befürchtung Ausdruck gab: Deutschland tonne Rußland bis zum Jahre 1.917 äußere Verwickelungen wie im Jahre 1904 (?) bereiten, um sich besonders günstige Han- delsvertragsbeding ungen zu sichern. Mutet schon ein derartiger Ausblick in die Zukunft der der Friedfertigkeit der deutschen Po litik eigentümlich an, so bedeutet die Anspie lung auf die Vergangenheit eine ebenso yrobe wie leere Verdächtigung der Berliner Politik wäh rend des Russisch-Japanischen Krieges. Auch im Munde eines Mitgliedes der russischen Duma muh diese kaum zu überbietende Verdrehung der Tatsachen auffallen. Daß aber, wie es den Anschein hat, der russische Minister des Auswär tigen Ssasonow nicht nur nicht die Verdächti gung der deutschen Politik zurückwics, sondern sogar die Befürchtung des Abg. Schingarew als der Begründung nicht entbehrend bezeichnete und entsprechende Erwägungen des Kabi netts für notwendig erklärte, läßt vermuten, wie sehr die deutsch-russischen Beziehungen gegen wärtig erkaltet sind. Der russische Erfolg in Sachen der deutschen Militärmission in Kon stantinopel, dessen Ssasonow sich rühmte, hat also keineswegs zur Folge gehabt, in Pe tersburg die Stimmung gegenüber Deutschland zu verbessern. Gerade zu dieser Auslassung des russischen Staatsmannes sind noch ein paar Worte not wendig. Wir haben schon seinerzeit darauf auf merksam gemacht, wie seltsam sich die Wendung Berliner Blätter ausnahm, wonach unser Aus wärtiges Amt die Behandlung der deutschen Mi litärmission als eine „innerlürkische Angelegen heit" ausgefaßt wissen wolle. Man konnte dar über lächeln; man mußte sich sagen, daß diese Auffassung doch zu deutlich ihren Ursprung ver rate, die Verlegenheit, in die man geraten war, zu offensichtlich mache. Diese „innerlürkische An gelegenheit" war eine Ausrede, aber keine gute. Gleichviel, es war doch ein Versuch, der bösen Sache den Stachel zu nehmen. Das Auswärtige Amt konnte von der Höflichkeit des Herrn Ssaso now erwarten, daß er nicht gerade darauf aus sein würde, dieses Bemühen, über eine peinliche Angelegenheit hinwegzukommeu, rauh zu zer stören. Was tut er aber? Er rühmt sich in der Duma, die Ernennung des Generals Liman von Sanders mit Erfolg Hintertrieben zu haben. Er nimmt also auf den erklärlichen Wunsch der deutschen Regierung nicht die geringste Rück sicht. Er unterstreicht seinen Erfolg. Wenn der französische Minister des Auswärtigen in der Kanuner das gleiche täte, so würde uns das nicht im geringsten wundern. Die französische Kammer pflegt die Leitung der auswärtigen Politik ihrer Staatsmänner eifrig zu beaufsich tigen und diese Staatsmänner hängen von der Mehrheit ab. Sie brauchen die Reklame. Herr Ssasonow bedarf ihrer nicht — wenigstens be darf er ihrer lange nicht im gleichen Maße. Er lebt nicht von der parlamentarischen Luft. Auch ist im Augenblick nicht einzusehen, zu welchem Zwecke er eigentlich eine Anspornung der nationalistischen Stimmung etwa notwendig haben sollte. Die russische Regierung hat übri gens oft genug gezeigt, daß ihr die „Stim mung" der Duma unrer Umständen rechr gceicp- gültig ist. Es bleibt also nichts übrig, als an- zunehmcn, daß Herr Ssasonow absichtlich seine unfreundliche Gesinnung bekunden wollte und daß ihm nichts daran liegt, wenn sein Ver halten in Berlin verstimmt. Wer optimistisch veranlagt ist, wird sich allerdings nicht behindert sehen, das Auftreten des russischen Staatsmannes aus einem nahe liegenden Grunde zu erklären. Die Verhand lungen zu dem neuen deutsch-russischen Handels verträge haben begonnen. Es ist russische Art, von vornherein Schwierigkeiten zu machen, um beim Geschäfte schließlich möglichst gwt abzu schneiden. Ob diese Vermutung richtig ist, wird sich ja bald zeigen. Sollte sie zutreffen, so bleibt das Verhalten Ssasonows trotzdem inso fern recht bedenklich, als er seine Zwecke mit gar zu groben Mitteln verfolgt. Es wird nichts schaden, wenn er erfährt, daß Deutschland nicht die Macht ist, der nach Belieben alles zu bieten ist. poliMelie Uebefliekl Vrr Wahlkampf im 2. länölichen Lanötagswahlkreise ist von den liberalen Parteien nunmehr begon nen worden. Der Wahlaufruf des nationallibe ralen, gemäß dem Lausitzer Abkommen von der fortschrittlichen Voltspartei unterstützten Kandi daten, des Fabrikbesitzers Max Rückert aus Großschönau, ist erschienen. Er ist sowohl von der nationalliberalen Partei als auch von der fortschrittlichen Volkspartei unterzeichnet. Der Wahlausruf nimmt klar und scharf Stellung gegen die Sozialdcmorralie, und btstont mit aller Un zweideutigkeit den Standpunkt des Liberalismus. Der Wahlaufruf verjagt sich aber ebensosehr irgendwelche Bemerkung, die aus der konser vativen Seite verletzen könnte. Der Kampf der liberalen Parteien hat das Ziel, der Sozialdemo kratie ein Mandat zu entreißen. Diese beiden Tatsachen sollten auch bei den Konservativen, die, wie wir hören, keinen eigenen Kandidaten aus stellen werden, dazu führen, am Wahltage, den 26. Februar, für den Kandidaten Rückert zu stimmen. Am 9. Februar hat der nattonalliberale Kan didat Max Rückert in Großschönau selbst seine erste Wahlrede gehalten, die sehr viel Beifall fand. In der Debatte sprach der Vorsitzende des dortigen Vereins der fortschrittlichen Volks partei, Obcrpostassistent Opitz aufs wärmste für die Kandidatur Rückert. Für die weiteren Wahl versammlungen hat eine große Anzahl national liberaler Politiker rednerische Unterstützung zu gesagt; so Dr. Strcsemann, Dr. Weber, Pastor Wehrmann, Oberbürgermeister Dr. Külz, Ober lehrer Philipp Pflug und Generalsekretär Dr. Brüst. Erfreulich ist namentlich auch, daß Mit glieder nicht nur der nationalliberalen, sondern auch der fortschrittlichen Frak tion der Zweiten Ständekammer sich eifrig an der Wahlagitation zugunsten der Kan didatur Rückert beteiligen werden. Es sprechen von der nationalliberalen Fraktion: die Abgg. Göpfert, Klcinhempel, Dr. Ächferl, Singer und Dr. Zöphel; von der fortschrittlichen Fraktion die Abgg. Brodaus, Dr. Dietel, Günther und Schwager. Auch in der organisatorischen und agitatorischen Kleinarbeit wirken die beiden lite ralen Parteien des Wahlkreises einträchtig und mit Eifer zusammen. Wenn dieses liberale Zu sammenarbeiten mit Energie bis zum Ende durchgchalten wird, dann wird cs gelingen, den Wahlkreis der Sozialdemokratie zu entreißen und dem Liberalismus und somit dem Bürgertum zurückzugcwinnen. Möge dieser Wahlkampf und sein Ausgang ein Muster und ein anfeuerndes Beispiel für die allgemeinen Landtagswahlen des Jahres 1915 sein! deut-H-französisches Abkommen über üle Eksenbahnbauten in Kleinasien. (Eigener Drahtbericht unseres ^-Mit arbeiters.) Paris, 10. Februar. Die deutsch-französischen Verhandlungen über die Abgrenzung der beiderseitigen Interessen sphären in Kleinasien, die seit einigen Monaten in Berlin geführt werden, stehen, wie der ..Matin" aus Berlin erfährt, vor ihrem Abschlüsse. Bereits in den nächsten zehn Tagen soll die Ver öffentlichung des Abkommens zu erwarten sein. Heber folgende drei Punkto soll bereits voll kommene Einigung erzielt worden sein: 1. Frankreich verzichtet vollkommen auf eine Beteiligung an der Bagdaddahn; 2. Anschluß der Bagdadbahn an die Eisenbahnlinie am Schwarzen Meere, die die Türkei im Einverständnis mit Rußland Frankreich konzessioniert hat; 3. Erklärung Deutschlands, sich zu gunsten Frankreichs von dem Bau von Eisenbahnen in Syrien zu desinteressieren. Der „Matin" erklärt weiterhin, daß sich die Ver handlungen jetzt nur noch auf die Frage des An schlusses der im äußersten Norden Syriens zu er bauenden Bahn an das französische und deutsche Netz erstrecken sowie auf die Abgrenzung der gegenseitigen Interessensphären. Deutschland und Rußland haben diese Fragen bereits durch dm Potsdamer Vertrag gelöst, während Deutschland und England gleich falls ein direktes Abkommen getroffen haben, das di« Verlängerung der Bagdadbahn nach Basra vorfleht, und das gleichfalls in den nächsten Tagen gleichzeitig mit dem deutsch-französischen Vertrage zur Unter zeichnung gelangen wird. Deutsches Reich. * Au- dem 14. Reichstagswahlkreise wird uns ge schrieben: Im Gasthofe zu Flößberg sprach in einer vom Nationalliberalen Verein zu Lausigk einberufcnen Versammlung Landtagsabgeordneter Nitzschke über die bevorstehende Reichstagswahl. Leiter der Ver sammlung war Herr o. Müller. Etwa 60 Herren waren erschienen, die mit sichtlichem Interesse den Aus führungen des Redners folgten; zwei von ihnen be teiligten sich an der Debatte. Waffengeklirr und Pulverrauch. Nach dem Türkischen des Mehmed Emin Effendi Die hier wiedergegebene Schilderung einer türkischen Bauernhochzeit teilt uns Herr Generalleutnant z. D. Imhoff Pascha (Berlin! mit, dem sie selbst vom Oberleut nant Ismail Hakki Bei Tewfil übermittelt worden ist. Sie verdient als ein sehr charakteristisches Stimmungsbild Beachtuna, weil aus ihr jo deutlich der kriegerische Geist und der leidenschaftliche Wunsch spricht, das türkische Volk als Soldatenvolt auf der Höhe physischer und moralischer Kraft zu erhalten, um den schw ren Zukunitstämpfen um dre nationale Existenz aewachsen zu sein, die man dumpf vorausahut. D. Red. Es war am Tage der Abreise der Braut aus dem Heimatsdorse. Die Verwandten des Bräuti gams waren, etwa 100 Reiter an der Zahl, in das Gehöft der Auser wähl len gekommen und letzten die Braut auf das mit bunten Tüchern geichmückte Pferd. Ein Teil der jungen Burschen lief rechts und links der Reiterin und feuerte die mit reichlich viel Pulver geladenen Pistole ab. Andere veranstalteten Pferderennen auf den acgemähten Feldern und schleuderten mit Eisenjpitzen versehene Wurfspieße Vor dem Zuge schlug man die "roge Paule uno spielte auf der Zuma, einer Art Oboe, das brennend Helge, klagende Abschieoslied der Braut. Letztere entschwand dann den Blicken der Zurückbleibenden unter Waffengeklirr und Gewehrschüssen Ich stand abseits vom Wege und sah mehr nach den feuernden Gruppen als nach der Braut. Ich sann nach über diese Sitten eines Soldatenvolkes, die Nachkommen der Söhne Turans, uno über die Erstehung dieser Frauen, welche Mütter dieses Sol- datenoolkes sind. Dabei sagte ich zu mir selbst: „Seit 300 Iavren Haven wir viele dun'ele Tage erlebt, vielen Erschütterungen war das Osmanische Reich ausgesetzt und viel Unglück hat es erlebt. Auf eins können wir jedoch stolz «ein: daß all dies der türki schen Seele nichts antun tonnte Die Geschosse des Feindes haben wohl unsere Burgen zerstört, unserem Herzen haben sie aber nichts antun können. Die Pranken des Feindes haben unser Land geraubt, aber nicht gewagt, unseren Mannesmut anzutasten Seht diele jungen Burschen an! Wie gewandt sind sie im Reiten und Wurfipiel. wie erhaben in ihrer Männlichkeit und ihrem Wettstreite. Wer sie mit ihren hohen Stirnen, eisernen Fäusten, ihren Anti lopenaugen und Stierbrüsten sieht, wird bestätigen, daß in ih en Adern das Blut der Tismar-Dchins und der Ahnen Ulus pulsiert." Eine Hand berührte hierbei meine Schulter und störte mich in meinen süßen Träumereien. Ich blickte nach rückwärts. Ein alter Bauer fragte mich: „Effendim! Wie finden Sie unsere Hoch eitsgebräuche? Sind sie nicht schön?" „Ja, Väterchen, sehr schön sogar! Besonders gefällt mir aber, daß ihr die Braut unter solchem Waffen geklirr und Pulverdampf hinausbegleitet, denn sie wird später die Mutter tapferer Helden werden, die sie dem Heere schenkt; sie wird in ih em Heim für uns Soldaten erziehen, die einst dem gehaßten und neidischen Feinde die Brust darbieten werden. Tie von ihr zu erziehende kommende Generation wird nickt aus feigen F ichsen bestehen; aus jedem ihrer Söhne wird ein mutiger Löwe erwach en. der sein Vaterland ebenso eifersüchtig wie die Ehre seiner Mutter be wachen und wie ein Adler «eine Fittiche darüber ansbreiten wird. Eins dürfen wir niemals ver gessen, nämlich den Umstand, daß auf dieser Welt die Glieder desjenigen im Bette verfaulen, der die Waffen nicht ^u handhaben versteht. Ein Volk, welches vom Pulverrauche Abschied nimmt, nimmt auch Abschied vom Va erkunde und dessen Rosen gärten. Wer schwach und kein Tapferer ist, für den gibt es nichts, absolut nichts! Deswegen, o ehrwürdiger Alter, begleitet auch ferner eure Bräute mit Waffengetlirr und umfangt sie mit Pulverrauch! . .." Kunst unü Wissenschaft. * Amtliche Nachrichten von der Universität Leipzig. D*e medizinische Fakultät hat dem in Dresden wohnenden Königlichen Generalarzt a. D. Dr. med. Klien, der am 10. Februar 1854 hier zum Dr. med. promoviert worden ist aus Anlaß der OOjährigcn Wiederkehr dieses Tages ein Ehren diplom mit einem Glückwunsch-Schreiben folgenden Inhalts zugehen laßen: „Mit großer Freud« hat die medizinische Fakultät vernommen, daß Sie heute den Tag begehen können, an welchem Sie vor 60 Jahren an hiesiger Universität zum Doktor der Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe promoviert worden sind. Sie überreicht Ihnen unter Segenswünschen das bei folgende Ehrendiplom und bedauert, daß aus fehlen der Kenntnis diese gebührende Ehrung nicht schon an Ihrem 60jährigen Doktorjubiläum zum Ausdruck gebracht werden konnte. Während dieser großen Spanne Zeit haben Sie sich dem Militärarztstande gewidmet und Ihre Kraft auf dem Schlachtfelde und in den Kriegslazaretten in aufopfernder Weise in den Dienst der leidenden Menschheit gestellt, was an Allerhöchster Stell« durch Verleihung verschiedener Auszeichnungen bereits gewürdigt worden ist. Nach dem Feldzüge sind Sie viele Jahre als Chefarzt eines großen Lazarettes auf einem sehr verantwor tungsreichen Posten tätig gewesen und haben dadurch dem Heere und dem Vaterlande so lange große Dienste geleistet, bis Sie Ihre Tatkrast allmählich Nachlaßen fühlten und in Pension gingen. Die medizinische Fakultät bringt Ihnen hiermit im Hinblick auf diese sehr seltene Feier die herzlichsten Glückwünsche dar und hofft, daß Ihnen nach so langer, segensreicher Tätigkeit die unvermeidlichen Beschwerden des Alters erspart bleiben und ^hnen ein froher und heiterer Lebensabend auch weiterhin beschicken sein möge." t „Das Erholungsheim", große Posse mit Ge'ang in 3 Akten von Rolf Waldhagen und Wen el Gold baum. Musik von Mar Werner, erlebte im E senocher Staotthcater seine Uraufführung. Der Beifall, wel cher der Posse bewnders am Schluß ge'pendet wurde, galt wohl in erster Linie der flotten Darstellung und dem nicht üblen musikalischen Teil, der, im Operetten stil geschrieben, einige recht wirksame Gesangs nummern aufweist Im übrigen man'elt der P<-ße die Handlung und die erforderliche wirksame Situationskomik. Die Verfaßer konnten am Schluß der Vorstellung wiederholt an der Rampe er scheinen. st. * D'Annunzios „Francesca da Rimini", die vor Jahren in italienischer Sprache mir Eleonora Düse im Berliner Lessing-Tkeater ge pielte Tragödie des Dichters, ist von Karl Vollmoeller in deutsche Verse übertraaen worden und wird heute (Dienstag) am Stadltheater in Frei burg zum ersten Male deutsch aufgeführt. * Glucks zw«ihundertster Geburtstag. Am 2. Juli dieses Jahres werden zweihundert Jahre versl.ßen sein, daß Gluck geboren wurde. Da die Stadt W»en in Glucks Leben eine hervorragende Rolle gespielt hat, hat man angeregt, in W i e n eine Gluck-Feier großen Stiles zu veranstalten. * Ein „Kunstsorum" in Hamburg. Hamburg soll nun endlich ein eigenes Kunstausstellungs- gebäude erhalten. Es ist ein lokaler Wettbewerb zur Einlieferung von Entwürfen ausgeschrieben. Das Ausschreiben wendet sich an die Mitglieder des Archi tekten- und Ingenieurvereins zu Hamburg, der Ortsgruppe Hamburg des B. D. A. und der Orts gruppe Hamburg der D. F. A. Für den Bau steht der Betrag von 275 000 -4t zur Verfügung. Trotz des bereits veröffentlichten Preisausschreibens gilt es, wie dre „K u n st ch r o n i k" schreibt, indes noch eine nicht ganz kleine Schwierigkeit zu überwinden: die Platzfrage. Nach langem Suchen ist man bei einem sehr geeignet««, der Kunsthalle gerade gegenüber gelegenen Platze angel», .i, der zurzeit dem Schillerdenkmal als Standort dient. Die Haupt schwierigkeit besteht darin, daß die Herstellung eines architektonischen Zusammenhanges zwischen Kunst halle und Kunstausstellungsgebäude, mit anderen Worten, die Schaffung eines Kunstforums gefordert wird. * Ein wertvolles Gemälde aus der Schule von Peter Paul Rubens ist aus der Kirche von N o - valesa bei Susa in Italien gestohlen worden. Da die dortigen Polizeibehörden damit rechnen, daß das wertvolle Bild nach Berlin geschafft worden sein könnte, so benachrichtigte sie auch die Berliner Krimi nalpolizei von dem Diebstahl. Diele fahndet nach dem Verbleib des Gemäldes. Es stellt die Anbetung der drei Weisen aus dem Morgenlan.de dar. Links sitzt die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde, rechts knien die drei heiligen Könige. Im H ntergrunde steht man ein großes Gefolge. Das Bild ist 2 30 mal 2.16 Meter groß und auf Leinwand gemalt. * Die Intendanz des Schweriner Hoftheaters hat den glücklichen Einfall gehabt, im Konzertsaal des Instituts regelmäßig literarische Vorträge zu v e r a n st a l t e n. Der erste dieser Vorträge fand am vorgestrigen Sonntag statt. Der Berliner Schrift« steiler Eugen Zabel sprach vor einem zahlreichen und beifallslustigen Publikum über das Thema: „Deutscher und ausländischer Bühnen stil." Dem Vortrag wohnten das Großherzogliche Paar, der Erbprinz von Mecklenburg-Strelitz sowie der gesamte Hofstaat bei. * Ein neugesundener aramäischer Roman. In einer ägyoti>ch?n Trümmerstäste wurden, wie ge meldet wird, unter juristischen Schriftstücken die Fraomente eines aramäischen Romans ge sunden. Er erzählt die Geschichte des reichen Ackiqua. des Ratgebers und Ministers des Königs Sanherib, den «ein Pflegeiohn des Hochverrats be schuldigt. Es gelinnt Achiqu, seine Unickuld zu beweisen, und der König setzt ihn wieder in seine Aemier ein. Der vom Tode Errettete hält nun seinem undankbaren Pflegesobn eine gesalzene Strafpredigt, die er mit Schlägen und Weisheits sprüchen begleitet. Man kannte in den verschiedenen semitischen Sprachen diese Erzählung, auch im Alten Testament wird sie gestreikt. Professor Dr. Karl Marti, der bekannte Orientalist an der Berner Hochschule, nimmt an. daß diese neugefundene Ge schichte Achiquos die älteste Fassung, vielleicht das Original darstellt. Der aramäische Roman stt knapper als alle übrigen Achiqua-Errählungen, ob wohl auch er nur als Rahmen zu einer reichen Sammlung von Tierfabeln, Sprüchen und Rätseln gedacht ist.
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