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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140206013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914020601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914020601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-06
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Morgen - Ausgabe 0»,og»pr.ls»: m»»atli<Ll.rs m., »i«t»ULHrU» r.7»m. ort »«,»5»»an»ir«u». a->s«« 5Ut«l« oa» Mu»,ad»1i«U« adgthdU: «ooatUch 1 m.. vl»r1»ULHrUch r m. Vor» S'r Post- tonvdol» Vnitfchl«»» mooawch 1^0 M., otrrtrliührUch 4.S» M., «moschUegU» postdestrllgot». da» r«-pzlgrr Tog»dioN rrs»rtal w.rNa^ r»ol,S»m». Z^rrtog« lmol. 2» Lripzl,, 0«a Nachdorort«, «a» »« Ort« «U et««« «tr» »i« std,a0°o»,ab. «och <un Md«» »« «rschrtoroo in, -au» V«U««r «e»aeu»a: 2» ürn Z«lt« 17. Z»rulpre»»sta»chloS: Moadi» Nr. <07. hcurdelsFeituns /strttsblatt desRates und despoliseurrntes der Stadt Leipzig ttt-aktt»» on» Gtfchüst, stell»: Zohonatogaff» Ur.». o r»n>spr«ch.MaschIoS Ur. 1»»«. 1»»« «u» 14««. ISS. Jahrgang sta^k^rrise: »»« «—wart» Z» Pf., NrNainra i.ram., Rlrla, Mnzrlgro dlrprlltirst«»« «0pf.d.wto»«rd«l.Nad.,^llsrrolr vonSrdor»«« i« amklichrnErll »i» Petit» Z*tt« S» Pf. »«schüft»«,»>,« mit piadoorfchrift »m Preis, »rhiht. «adolt »ach Tarif. ortiag«: G»somtln>fc.rM.üa» Taufen» ouoschi. post-edühr. Muz«ig«»M«ahm»: lohaaoiogoste», dei sämtlich« fiitalen ü« keipri^e «agedlati*» na» all« Maa»a<»a»Txp«üitloa« »e« Ja» ua» staoln«»«. Geschäft,stell» für Serlla a. »le pr. Vraas «bürg: vtrektloa walt« Ziiegel, verlia w. 10, Margaretbenstrost» ». ZerusprrG-Mnstblust: Lü»o» »471. Nr. 6S. Vas wichtigste. . * In der Ersten Kammer wurden am Donnerstag die Gesetzentwürfe über die Unter stützung der Bezirkshebammen sowie über die Amseln und Eichhörnchen verabschiedet. (Siehe Ber.) * Die Zweite Kammer überwies den An trag der Konservativen auf Herabsetzung des Berpflegsatzes für Geisteskranke an die Finanzdeputation und die beiden Anträge der Nationalliberalen und der Konservativen auf Schutz des mittleren und kleinen Bauerngrundbesitzes nach längerer Aus sprache an die Gesetzgebungsdeputation. (Siehe Art. und Bericht.) * Im Reichstag wurde am Donnerstag die Aussprache über die Handhabung der Vereins- gesetzes zum Abschluß gebracht. Den Standpunkt der Nationalliberalen legte Abg. Dr. Junck dar. (S. Art. u. Ber.) * Von Vertretern der Industrie und des Handels ist die Gründung einer Deutschen Gesell schaft für den Welthandel beschlossen wor den. (S. Dtschs. R.j * In Berlin starb am Donverstag früh die be kannte Wohltäterin Friu Elisabeth Wentzel- Heckmann. (S. Nachr. v. Tage.) kl» neuer Ssmmlungrrus. O Berlin, 5. Februar. Im „Tag" nimmt der Wirk!. Geheime Lega- tionsrat Dr. v. Buchka das Wort, um, wie er sich ausdrückt, den Komplex von Ereignissen, die in der Vokabel Zabern zusammengefatzt wer den, „von einem etwas höheren Standpunkt zu betrachten". Daß eine solche Betrachtung not wendig und nützlich wäre, wird nicht zu leugnen sein. Sintemalen gerade die Parteifreunde des Herrn v. Buchka in diesen Stücken bislang nur zu sebr die Niederungen der politischen Ägita- tion bevorzugt haben. Und an sich, sollte man meinen, wäre Herr v. Buchka ja durchaus ge eignet, eine derartige politische Studie zu lie fern. .Herr Dr. v. Buchka, der eine ragende Säule ist unter den Seinen. Er hatte bekannt lich ehedem auch der konservativen Reichstags fraktion angehört. Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts war er ein durch seine persönliche Liebenswürdigkeit und Frische be liebtes Mitglied des Reistages und spreite aus der Rechten etwa die Rolle, die heute Gras Westarp dort spielt. Das heißt: nicht ganz in dem gleichen Umfang spielte er sie. Graf Westarp ist zurzeit der Vorsitzende der Fraktion und hat schon seit geraumer Weile in politischen und taktischen Fragen deren Haltung sehr we sentlich bestimmt. Das traf aus Herrn v. Buchka nie zu. Noch lebten und wirkten ja die Lim- burg-Stirum, Levetzow, Manteuffel, Mirbach- Sorquitten: man sieht aus dieser Aufzählung, wie schwer der allgemein beklagte Niedergang des parlamentarischen Niveaus just die Rechte mitnahm. Aber Herr v. Buchka, der damals Rat beim Rostocker Oberlandesgericht war und dem der Ruf vorausging, ein tüchtiger Jurist zu sein, hatte das juristische Referat, das heute Graf Westarp nebenher versieht, und wußte in solcher Eigenschaft auf die Entschließungen des Reichstags mitunter tiefgreifenden Einfluß zu üben. Und dann kam der Tag, wo der ver storbene Dr. Kayser, der in einem schwächlichen Körper einen starken:.nd vornehmen Geist barg, von den Arendt und Genossen „erledigt" ward und man Herrn v. Buchka dazu ausersah, ihn aüzulösen. In jener goldenen Frühlingszeit gab eS bisweilen noch wunderlichere Aemterbesetzun- gen, für den gemeinen Untertanenverstand noch schwerer verständliche als heute. Herr v. Buchka hatte zu den Kolonien nie die geringsten Be- Ziehungen gehabt: nicht einmal theoretische durch einen angelesenen Kolonialenthusiasmus. Man machte ihn einfach zum Kolonialdirektor, weil, wie die Offiziösen damals heiter schrieben, er in seinem Wohnort — man denke, in dem Riesen hafen von Rostock — die Schiffe hätte kommen und gehen sehen und also mit den überseeischen Dingen wohl vertraut sei. Die Praxis erwies dann freilich, daß solche Vorbereitung für das Geschäft des Kolonialdirektors denn doch nicht ganz genügte, und nach ein paar wenig glück lichen Jahren schied Herr v. Buchka aus dem .Amte, das er selber kaum gesucht hatte. Immer hin bleibt Dr. v. Buchka unter den Vertretern der konservativen Weltanschauung einer von den führenden Köpfen: «in Mann von ansehnlichen Fachkenntnissen, liebenswürdig und umgänglich im persönlichen Verkehr, ein Herr zudem, dem nach seiner Vergangenheit die parlamentarisch« Arena vertraut sein sollt« und von dem anzu Freitag, üen 6. Februar. nehmen wäre, daß er parlamentarische Aktionen nach ihrem Wert einzuschätzen weiß, zu unter scheiden vermag zwischen dem, was den Par teien ernst ist und was nur wie eine ehrwürdige Reliquie mitgeschleppt wird, die man zwar zeit weilig enthüllt und den Blicken gläubiger Beter präsentiert, ohne jedoch einen Moment anzu nehmen, daß man, was tot ist, wieder zum Leben erwecken könnte. Um so schmerzlicher ist eS (und nur darum beschäftigen wir uns hier so ausführlich mit ihr als einem weiteren Zeichen, zu vielen anderen, des konservativen Niedergangs), konstatieren zu müssen, daß diese mit dem stolzen Anspruch, tiefer zu schürfen, niedergeschriebene Betrachtung in Wahrheit nichts weiter ist als eine in Form und Inhalt die alten ausgetretenen Pfade gehende Wiederaufnahme des konservativen Ge redes, das mit seinen Schiefheiten und Ver drehungen uns nachgerade bis an den Hals steht. Der Wirk!. Geheime Legationsrat Dr. v. Buchka versichert uns an der Hand der er probten und bewährten Beispiele, daß die Demo kratie seit Anno 1909 dreist und zuchtlos danach strebe, sich an die Stelle der „geschichtlich be gründeten Gewalten" zu setzen, daß der An trag des Grafen Aorck v. Wartenburg und der Preußentag nur die teils gebotene, teils ver ständliche Reaktion dagegen darstellten und es, den preußischen Staat zu retten, kein anderes Mttel gäbe als das Bündnis zwischen „einer energischen Regierung" und „starken national gesinnten Parteien im Reichstag". Zu deutsch also: die Sammlung, vielleicht sogar tue Samm lung auf der Grundlage einer vorhergegangenen Reichstagsauflösung. Man wird gestehen müs sen: für einen, der ausging, diese närrisch zer rissene Welt von einem höheren Standort zu schauen, ist das ein bißchen wenig. Das wenige verringert sich noch, je mehr man prüfend die Einzelheiten durchgeht. Herr v. Buchka jam mert: die nationalliberale Partei sei, „wenig stens in den Parlamenten mehr und mehr rn das linke Lager herübergezogen" und also ihren Traditionen untreu geworden. Das ist so die populäre Vorstellung. Hin politischer Mann wie der Dr. v. Buchka aber sollte wissen, daß, an genommen, dem wäre wirklich so, — in Wahr heit liegen die Dinge wesentlich anders — bie Nationalliberalen auf die Art nur zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt wären und daß kein anderer als Rudolf von Bennigsen noch in seinen letzten Jahren die Gemeinsamkeiten im deutschen Liberalismus wiederholt betont hat. Herr v. Buchka wirbt aber auch um Mitleid für die armen Konservativen, die — nicht genügend organisiert und nicht genügend in der Presse vertreten — leicht ins Hintertreffen gerieten. In welcher Welt lebt eigentlich der Dr. v. Buchka? Das mochte vor fünfzehn, vielleicht noch vor zehn Jahren der Fall sein. Heute haben, dank dem Bund der Landwirte, die Konservativen eine ganz ausgezeichnete und festgefügte Organi sation. Und was sie für den planmäßigen Aus bau ihrer Presse leisten, verdient die uneinge schränkte Bewunderung aller anderen Parteien. Zu guter Letzt eifert der Herr Geheimrat dann noch: es würde „offen ausgesprochen", daß man das preußisch-deutsche .Heer zu einem Werkzeug des Parlaments umsckäffen und auf die Ver fassung vereidigen wolle. Lieber Himmel, was wird in deutschen Landen nicht alles „offen ausgesprochen"! Was ist nicht allein schon auf dem Preutzentag mit einer sehr hochgemuten Offenheit ausgesprochen worden! Sollten wir um jeder Narrheit willen, die in diesem rede- und schreibwütigen Lande an die Oeffentlich- keit tritt, gleich die Lärmglocke läuten, wir kämen überhaupt nicht zu einem bißchen behaglicher Lebensfreude. Im übrigen mag Herr Dr. v. Buchka sich beruhigen: daß in Preußen-Deutsch land ein Heer auf die Verfassung vereidigt wird, werden wir alle nicht erleben und Misere Kin der und Kindeskinder auch nicht. Wer der gleichen niederschreibt — das Passende ist nach Belieben auszuwählen —, der ist entweder über den Durchschnitt naiv, oder er ist ein Demagog. In keinem Fall werden Politiker, die etwas auf sich halten, geneigt sein, sich ihm als Bundes gefährten zuzugesellen. Aur tzaa-habuag -es Vereinsgesetzes Stimmungsbild aus dem Reichstage. Berlin, 5. Februar. Auch der heutige Nachmittag hat ganz und gar der Aussprache über die Handhabung des Vereinsgesetzes gehört; aber er brachte gegen gestern eine neue Variante: Es ließen sich nämltch zu dem Thema zwei von den Män nern vernehmen, die damals im Blockten- aus da» Zustandekommen des Gesetzes mit am meisten hingearbeitet hatten, und die man mit Recht dessen Väter nennen darf, Herr Dr. Junck und Herr Dr. M ü l l e r - Meminaen vom Fort schritt. Das gab diesen Ausführungen besonde res Gewicht und sollte ihnen auch bei denen Be achtung sichern, die gegen die Handhabung des Gesetzes mancherlei, wir geben zu, vielleicht nicht unberechtigte, Bedenken haben. In dem Belang waren zudem weder Dr. Junck noch Dr Müller- Meiningen schlechthin Lobredner des gegcnwär- I tigen Zustandes. Beide räumten ein, was wir > gestern hier schon anzudeuten unternahmen, daß die behördliche Praxis, zumal im Staate Preußen, nicht durchweg den Absichten der Ge setzgeber gerecht werde, und beide zogen Einzel heiten dieser preußischen Praxis — des Amund- sen-Skandals und Herrn von Jagows Verbot der Berliner Schutzmannsvereimgung — noch besonders unter die Lupe. Dennoch wüßten sic nichts Wesentliches an dem Gesetz zu ändern; Herr Dr. Junck sogar überhaupt nichts, und man wird seiner Beweisführung nachrühmen müssen, daß sie zwingend war. Aus Süddeutschland kam bislang noch keine einzige Klage über das Gesetz. Das beweise doch wohl, bgß die Mängel nicht in dem Gesetze selbst liegen können, daß nur eine, vielleicht nicht immer loyale Praxis sie hineinbrachte. Sie soll man ab stellen — unter Umständen, wie Dr. Junck vor schlug, durch Schaffung eures Rcichsverwaltungs- gerichtshofs — aver das Gesetz selber soll man nicht antasten, denn das Bessere ist allemal der Feind des Guten. Und cs war schon damals schwer genug, die verschiedenen Häupter unter einen Hut zu bringen. Heute würden, wenn man sich erst ans Reparieren machte, die Köpfe und die Sinne wohl noch weniger sich einigen lassen. Besonders erfreulich erscheint uns — weil der fortgeschrittene Liberalismus hier nicht immer so realistisch dachte — daß Herr Dr. Müller- Meiningen sich gleich uns für die Bearbeitung der Jugendlichen und Heranwachsenden durch die Routiniers der Volksversammlungen nicht zu erwärmen vermochte. Aber natürlich sprach man, was man neuer dings in den Parlamenten oft zu tun pflegt, aneinander vorbei. Für die Bruderschaft der Polen, Dänen, Elsässer und Sozialdemokraten handelt es sich ja einfach um die Agitation. Würden nach einer Revision des Vereinsgesetzes die Zustände gar noch schlimmer — sie möchten es schwerlich bedauern, denn ihr Weizen ge diehe dann tvohl erst recht. Das Zentrum aber, das gewöhnt ist, seine Rache kalt zu genießen und daS ein treues Gedächtnis des Hajfes hat, nimmt heute noch, wie vor 7 Jahren, Aerger- nis an diesem Gesetz. DaS Zentrum hat den Block zerschlagen und das meiste von dem, was auf diesem Block errichtet wurde: nun würfe es am liebsten auch noch die beinahe letzte Block frucht in die gähnende Wolfsschlucht. Das muß man im Auge behalten, um den giftigen Hohn und die Bosheiten zu verstehen, mit denen Herr Gröber das Vereinsgesetz und seinen Schöpfer bedachte. Im übrigen wird die Aussprache, an der sich mit ein paar melancholischen Anmerkun gen über das Schicksal des geteilten Polen auch der greise Fürst Radziwill beteiligte, wohl umsonst gewesen sein. Die preußische Praxis wird, zumal in diesen hochgemuten Zeiten, sich schwerlich erheblich ändern. Schutz -er kleinen ua- mittleren Sauerngrun-befltzer. (Stimmungsbild aus dem Landtage.) rx. Dresden, S. Februar. Am Dienstag stand in der Zweiten Kammer die Fraue der inneren Kolonisation *ur Er örterung Dr. Seyfert warf die Frage von nattonatliberater Seite auf. Er hatte vorzügliches Einzelmaterial zur Verfügung, begnügte sich aber nicht damit, es vorzutragen und mit Senti ments zu begleiten. Die Methode wird in der Kammer leider reichlich genug geübt. Viel mehr diente es ihm nur als Ausgangspunkt zu einer großzügigen theoretischen Beleuchtung des ganzen Problems. Er zeigte die Schäden, er zeigte aber auch Möglichkeiten genug, ihnen zu begegnen. Die Konservativen hatten es sich nicht nehmen lassen, zu dieser Frage einen eigenen Antrag einzubringen. Begründet wurde er von dem Abg. Barth. Dieser alcutbie zwar in einigen Einzelheiten den liberalen Redner zurechtweisen zu sollen, blieb aber in seinen Ausführungen, was Qualität und Tiefgründigkeit anlangt, nicht unwesentlich hinter dem Gescholtenen zurück. Er monierte, daß sich Dr. Seyferr nicht lediglich auf sächsische Dinge beschränkt habe, verfiel aber in noch höherem Grade in den entgegengesetzten Fehler: Er kam über die Verhältnisse der sächsischen Wenden nicht hinaus. Der Minister des Innern, Graf Vitztum von Eckstädt. nahm zu den beiden Anträgen Stellung. Er erkannte eine Abnahme des kleinen Grundbesitzes an, suchte aber die Ursache dieses Rückganges nicht in einem Mangel an innerer Kolonisation, sondern in der fortschreitenden Verwendung von Grund und Boden zu nichtlanowirtschaftlichen Zwecken Im übrigen stellte er eine völlig objektive Prüfung der vorgebrachren Anregungen in Aussicht. Der konservative Abgeordnete Schreiber hatte die Ausgabe, die speziellen Ausführungen seines Fraktions freunde« Barth ins allgemeine zu übersetzen. Das gelang ihm nicht völlig. Nicht ohne Recht warf ihm der folgende Redner, der Sozialdemokrat Uhlig, vor, er habe sich in seinen wesentlichen Gedanken gängen überhaupt nicht mit dem Anträge befaßt. Im übrigen hatte Uhlig ein eifriger Leier und ge legentliche Mitarbeiter der „Sozialistischen Monatshefte" ebenfalls seine Mühe mit den Problemen: Er sah wohl eine Reihe von Schwierigkeiten für die praktische Durchführung der inneren Kolonisation, aber über die Schwierigkeiten binweazuschauen. das vermochte er nicht. Nach einem Schlußwort de« Abgeordneten Schmidt-Freiberg gingen die Anträge an die Gesetzgebungsdeputation. ISl4. SScbsiscver Lsnülag. Erste Kammer. 12. öffentliche Sitzung. L. Dresden, 5. Februar. Präsident Graf Vitzthum v. Eckstädt eröffnet die Sitzung um 11^. Uhr. Am Regiecungstische: Minister Graf Vitzthum v. Eckstädt und Kommissäre. In den Verwaltungsausschuß für die Gevändeoersicherungber Lanoesbrandversiche- rungsanstalt werden durch Zuruf al« Mitglied Rittergutsbesitzer v. Sanoersleben und als Stellvertreter Rittergutsbesitzer Mayer- Leutewitz gewählt. Der Gesetzentwurf betr. Erhöhung der Unterstützung für die in een Ruhestand versetzten Bezirts- hebammen wird nach dem von Minister a. D. v. Metzsch erstatteten Bericht der ersten Deputation in Uebereinstimmung mit ber ZweitenKammer unver ändert angenommen, ebenso noch einen Bericht Dr o. Hübels der Gesetzentwurf betr. die Eich. Hörnchen und Amseln, den Kammerherr Sahrer v. Sahr - Ehrenberg als ihm gar nicht sym pathisch bezeichne!. Nächste Sitzung Donnerstag, 12. Februar. Tagesordnung: Eisenhahnpetilionen. atuna über den Antrag >, die Regierung zu ersuchen, pslegsatz von 1,25 .2 sLr Zweite Kammer. 37. öffentliche Sitzung. ?. Dresden. 5. Februar. Präsident Dr. Vogel eröffnet die Sitzung des schwach beietzien Hames um 1 Uhr. Der Tribünen besuch ist nur spärlich, steigert sich aber im Laufe der Sitzung. Am Regierungstijche Minister Graf Vitzthum v. Eckstädt und Kommissare. Antrag auf Herabsetzung des Berpflegsatzes für Geisteskranke. Aus der Tagesordnung sieht 1. allgemeine Vorberatung Wittig-schönfeld, l'„ .. den täglichen Verp,' . Geisteskranke in Landesanslatten sür jpche Ge meinden zu erniedrigen, die bei ihren wirt schaftlichen Verhältnissen schwerlich in der Lage sind, diesen «atz aufzuüringen. ... Zur Begründung erhält das Wort Abg. Wittig (Kons., oer aussührt, man habe bei Erlag der Kostengesetze die Wirkung der Kostensätze nicht vorausjehen tonnen. Die Steuertraft der Ge meinden habe sich sehr verschieden entwickelt, so daß die Unterichiede in der Belastung oer Ge meinden noch größer geworden seien und sich noch mehr zu ungun ft en der kleineren Ge meinden verschoben hätten. Redner belegt das mit einer Reihe zahlenmäßiger Bespiele. Die Bitte der kleineren Gemeinden um Ermäßigung des Satzes ist danach wohl gerechtfertigt, der Minister habe ja auch schon bei früherer Gelegenheit Ent gegenkommen zugesagt. Leicht werde es ja nicht sein, zu entscheiden, welche Gemeinden zu berück sichtigen seien und welche nicht. Am schlimmsten seien diejenigen Gemeinden daran, die ad,etts vom Strome des Verkehrs lägen und bei Lenen infolge- dessen die Ausgaben in stärkerem Maße steigen als die Einnahmen. Zum Schlug möchte er an die vermögenden Kreise unseres Landes den Appell richten, bei der Errichtung von Stif« tun gen die armen Geisteskranken nicht zu ver gessen und der Regierung die Schaffung von Frei stellen in den Anstalten zu ermöglichen. Er bitte mit seinen politischen Freunden, den Antrag an die Finanzdeputation z zu verweisen. (Beifall.) Minister Graf Vitzthum v. Eckstädt: 2n dem Ge setze über die Anstaltsiürsoige von Geisteskranken seien die Verpfleglätze mit Zustimmung des Land tags neu geregelt worden. Es sei aber schon damals gesagt worden, dag besonders bedürftigen Gemeinden Erleichterungen gewährt werden sollten. Diese Zulage werde die Regle- rung selbstverständlich auch halten. 2m ganzen bedeute das Gesetz über die Anstaltsfürsorge an Geisteskranken einen erheblichen Fortschritt. Der Vorredner sei im Irrtum, wenn er glaube, daß nach dem Gesetze ein Qrtsarmenverband für Unter bringung eines Landarmen von dem Landarmen verband nur 1 statt der verauslagten 1.25 zurücksordern könne. Es könne vielmehr der volle Ersatz gefordert werden. Den Appell an die ver mögenden Kreise unseres Landes, der Eeistes- kranten zu gedenken, könne er selbst nur warm unterstützen. Eine Ermäßigung des Verpfleg satzes könnte nur besonders bedürftigen Gemeinden gewährt werden. Wenn die Entrichtung des vollen Satzes für die Gemeinden zu schwer werde, io sei es moralische Pflicht des Bezirks, ihnen die Last abzunehmen. Das Ministerium des Innern habe die Amtshauptmannschaften angewiesen. Ent- schließungen ihrer Bezirksveriammlungen darüber herbeizusühren. Sobald der Regierung bekannt sei, was die Bezirke dazu leisten wollten, werde sie das weitere veranlassen. Einstweilen werde sie alle Ge suche sorgfältig prüfen. (Beifall.» Aba. Günther (Fortschr.) greift auf die Beratung des Gesetzes über Unterbringung von Geistes- kranken im vorigen Landtage zurück. Der Landtag habe sich damals auf den Standpunkt gestellt, daß die Unterbringung der Geistes kranken Sache der Regierung sei, wäirend diese selbst sie den Gemeinden zuweisen wolle. Nach dem das Gesetz zustande gekommen fei, werde e» möglich sein, »eine Wirkungen auf die Gemeinde finanzen abzuschwächen. Uever den Weg wolle er sich im Augenblick nicht entscheiden. Bedenklich scheine es ihm aber, die Verpflegsätze nach der Kopfzahl der Gemeinden zu bemessen. Wenn das Gesetz jetzt ungünstige Wirkungen äugere, so fei da« wejentlich Squlo des Landtag«. HoffenUtch werde die Regierung ihr Versprechen^ ärmeren Gemeinden entgegenzukommen, auch einlösen, wenn der Landtag nicht mehr versammelt sei. Gegenüber den reinen Seldstzahlen werde nicht immer so »er-
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