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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140210010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914021001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914021001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-10
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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langen Weltrcis«nk>en konzentrieren. In der Tat ist unter der New Porter Kaufmannschaft, wie unter der New Parker Bevölkerung überhaupt, das Deutsch tum sehr stark vertreten. Nun richten di« Verbands- blätter, die Zeitschrift des Verbandes Deutscher Hand lungsgehilfen zu Leipzig, an alle diejenigen, die etwa, veranlaßt durch das sprichwörtlich gewordene amerikanische Glück, sich mit dem (h-edanken tragen, nach den Bereinigten Staaten bzw. nach New Park zu gehen, eine Mahnung. Sie 'chreiben: Die Der- hältnissc sind in Amerika augenblicklich nicht besser als in Deutschland, im Gegenteil sind di« Verhält nissc des Arbcitsmarktes in Anbetracht der herr schenden, allgemein sehr schlechten Ge'chästslage noch bedeutend schlechter. Aus diesem Grunde wäre also vorderhand schon jedem abzurat«n. nach dort zu gehen. Wenn man die Wohnungs- und Kostfrag« aiüchncidct. so kommt man zu demselben schlimmen Rcultat: ..Wohnung und Kost in New Pork sind sehr schlecht und sehr teuer." In gar keinem Verhältnisse dazu stehen die Lohnverhältinsic. von denen man auch alles andere behaupten kann, als daß sie gut sind, rvenig- stens nicht die in den Ani'anqsstellungen, die ein neu ankommender junger Deuncher hier einnehmcn kann. Die besser bc ahlten sind sehr schwer zu erlangen, da die Nachfrage sehr grosz ist, was natürlich ruckwirkr auf die Bezahlung. Wie wohl mehr oder weniger bekannt sein dürfte, besteht eine gesetzliche Kün digungsfrist in den Vereinigten Staaten nichts Das Dienstverhältnis kann zu jeder beliebigen Stunde abgebrochen und dcmgemäsz auch angetreten werden. Heer un- A-tte. Die genaue Zusammensetzung der neuen französischen Grenzwacht ist soeben veröffentlicht worden. Danach wird die 13. Infanteriedivision, die mit der 13. zusammen Las neue vom General Lagrange befehligte 21. Korps bildet, nicht wie zuerst gemeldet wurde, in Remiremont garnisonieren, sondern in St. Did. Dieser Ort ist der Endpunkt der groszen Eisenbahn linie Lyon-Eray—Epinal—St. DU', und liegt un mittelbar an der deutschen Grenze gegenüber von Markirch. Das Generalkommando befindet sich in Epinal. Die 13. Infanteriedivision, die in Chaumont liegt, kann mit der Bahn schnell über Langres nach Nancy transportiert werden. Zu dieser Division gehören die 25. Infanteriebrigade in Rambervillers, die sich aus dem 17. Infanterieregiment und den Jägerbataillonen 17, 20 und 21 zusammensetzt, sowie die 26. Infanteriebrigade in Chaumont mit dem 21. und 109. Infanterieregiment. Zur 43. Infanterie division gehört die 85. Infanteriebrigade in Epinal mit dem 149. und 158. Infanterieregiment, sowie die 86. Infanteriebrigade in St. Die mit dem 1., 3., 10. und 31. Jägerbataillon. Ferner gehört das neue Festungsinfantcricregiment 170, das zu 4 Bataillonen errichtet wurde und in Epinal garnisoniert, zu dem Korps. Eine Artilleriebrigadc sNr. 19) zu 3 Ar- tillcrieregimentern s12., 59., 62.) gehört gleichfalls zum Korps, dem auch «in leichtes Kavallerieregiment zu 5 Eskadrons zugeteilt ist. Weitere Truppen sind ein Eeniebataillon zu 5 Kompanien, davon zwei Festungskompanien und 3 Kompanien Train. Das neue Korps zählt demnach 26 Bataillone, wo bei aber noch zu bemerken ist, dafz sämtliche Jäger bataillone 6 Kompanien aufweisen. Außerdem sind sämtliche Kompanien zu 200 Mann formiert. Zu leugnen ist allerdings nicht, daß immer noch ein gewisser Offiziermangel an der französische» Ost grenze herrscht. Cs fehlen fetzt bei jedem In fanterieregiment während der größten Zeit im Jahr durchschnittlich 4 Leutnants und 2 Hauptleute, und auch an Unteroffizieren ist anerkanntermaßen Man gel, da zur Ausbildung der Ersatzreservisten bei der Mobilmachung etwa ein Drittel der bei den Kom panien vorhandenen Unteroffiziere verwendet werden muß. Angesichts der peinlichen Sorgfalt und dem Eifer, mit dem man jetzt in Frankreich die Grenz truppen ausstattct, ist aber wohl zu erwarten, daß diese Mängel bald abgestellt werden. Wachsende Gröhe der deutschen Linienschiffe. Die ersten deutsch«» Dreadnoughts, die Linien schiffe der „Nassau"-Klassc, erhielten ein Deplacement von 18 900 Tonnen. Bald darauf entstand der vcr- bcsierte Typ in der „Helgoland"-Klasse. Diese Schiffe wurden bereits 22 800 Tonnen groh. In der „Kaiser"-Klasse, von der sich gegenwärtig zwei Ver treter, nämlich die Linienschiffe „Kaiser" und „König Albert", auf der Ozeanfahrt befinden, erhielt die deutsche Marine Linienschiffe von 24 700 Tonnen, lieber dieses Deplacement ging die Marine noch mit dem großen Kreuzer „Seydlitz" hinaus, der ein« Wasserverdrängung von 25 000 Tonnen erhielt. Lange Zeit herrschte Unklarheit über die Größe der neuesten deutschen Linienschiffe, der im vorigen Jahre vom Stapel gelaufenen „Großer Kurfürst", „Markgraf", „König" und dem in den nächsten Tagen zu Wasser laufenden „Kronprinz". Nach der neuesten Schiffsliste der Marine werden diese Schiffe ein Deplacement von 27000 Tonnen erlnrltcn, also eine weitere nicht unerhebliche Steigerung zeigen. Damit steht Deutschland keineswegs an der Spitze, denn England ist schon bei 28 500. Amerika sogar bei 31 906 Tonnen angekommen. Es sind noch keine zehn Jahre her, da baute Deutschland nur Linienschiffe, die kaum halb so groß waren, nämlich 13 200 Tonnen. * Ein „fliegendes Hospital . Immer neue Verwendungsmöglichkeiten eröffnen sich dem F lugz e u g im Dienste des Sports, der Wissen schaft und des Heeres. Neuerdings ist die eng lische Armeeverwaltung dazu übergegangen, einen Doppeldecker vom Typ Cody als Sani tätsflugzeug, das vornehmlich aus den Kriegsfall berechnet ist, einzustellcn und ihren Zwecken dienstbar zu machen. In Aldershot wur den bereits ausgezeichnet verlaufene Probe flüge mit diesem neuen Doppeldecker ausgeführt, der, mit allen Instrumenten eines Operations saales ausgerüstet, wirklich ein „fliegendes Hospi- lal" darstcllt. Man verspricht sich in englischen Armeekreisen viel Günstiges von diesem Sani tätsflugzeug. Nach den Absichten der Heeres verwaltung sollen diese „fliegenden Hospitäler" überall da Verwendung finden, wo schleunige Hilfe geboten ist und wohin die gewöhnlichen Ambulanzen nur unter groszen Schwierigkeiten gelangen können. Die gesamte medizinische Jnstrumentenausstattung ist bis ins Einzelste mit Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse von dem Chef des Sanitätsoffizierkorps Colo nel I F. Donegan entworfen worden. Zu der Ausrüstung gehört ein Operationstisch und alles Zubehör für Militärärzte im Kriegsfälle. Ter besondere Vorteil beruht darin, daß die sämt lichen aus bester Qualität gefertigten Instru mente derart leicht sind, daß sic zusammen mit dem Gewicht des Arztes für das Flugzeug keine Uebcrlastung bedeuten. Dsutrches Reich. * Der König beim Verbände Sächsischer Jndu» strieller. Di« diesjährige Hauptversammlung des Verbandes Sächsischer Industrieller wird am 10. März in Dresden im Konzertsaal des Aus stellungspalastes abgehaltcn, nachdem ein Be grüßungsabend vorausgegangon ist. Nach der Mit» gliedervcrsammlung wird im Vereinshaus in einer allgemeinen Industriellenversammlung Dr. Strese - mann über die „Bedeutung der sächsischen Industrie auf dem Weltmarkt" sprechen. Zu dieser Versamm lung hat der Königsein Erscheinen in Aus sicht gestellt. Der Eesamtvorstand wird am 17. Februar zu einigen wichtigen, den Landtag be schäftigenden Fragen Stellung nehmen. — Der Besuch des Königs beim Verband Sächsischer Industrieller ist offenbar deshalb in Aussicht genommen, weil der König oorm Jahre einer Festsitzung des Zentraloer bandes Deutscher Industrieller in Leipzig beigewohnt hat. und weil zum Ausdruck kommen soll, daß der König gegenüber den industriellen Verbanden völlig neutral dasteht. * Mahlen zum Landestnltnrrat. Das Ministerium Les Innern hat beschloss«», di« 2Neuwahlen zum Landtskukturratc und zum Ausschuss« für Gartenbau beim Landeskulturrate Montag, den 23. Februar 1914, in der Zeit von 2 bis 6 Uhr ivachmittags vor nehmen zu lassen. In den Regierungsblättern wer den die Namen der Wahlkommissare für di« einzelnen Bezirke veröffentlicht. Die Faianzdeputation der Zweiten Stände kammer besichtigte am Montag nachmittag im Bei sein des Oberbürgermeisters Dr. Beutler. Ver treter der städtischen Behörden sowie des Ministerial direktors Geh. Rat Dr. Rumpelt und des Gey. Rats Edelmann vom Ministerium des Inneren das Ge lände für den eventuell geplanten Neubau der Tierärztlichen Hochschule in Dresden. O * Zusammenkunft des Kaisers mit König Viktor Emanuel. Aus Rom wird gemeldet: Der „Italia" zufolge trifft König Viktor Emanuel mit dem Deutschen Kaiser am 24. März in Venedig zu- samm«n, bevor Kaiser Wilhelm sein« Korfurvise antritt. In der Begleitung des Königs werd« sich der Ministerp räsident befinden. * lieber die Asrikareise de» Kronprinzen wird halbamtlich gemeldet: Zur Aufklärung der wider sprechenden Gerüchte über eine Afrikareffe der kron- prinzlichen Herrschaften ist mitzutcilen, daß zwar E r - wägungen schweben, im Laufe des sommers eine Informationsreise um Afrika zum Be suche aller deutschen Kolonien auszuführen, daß jedoch eine endgültig« Entscheidung bis jetzt noch nicht gefallen ist. * Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen mit Gefolge werden die erste Reise des Dampfers „Kap Trafalgar" der Hamburg-Süoamerikanüchen Dampf' schiffahrtsgescllschäft mitmachen, der am 10. März den Hamburger Hafen verläßt und nach Buenos Ai res hin und zurückfährt. * Der frühere Gouverneur von Deutsch-Ostafrika Frhr. v. Nechenberg, ist aus dem einstweiligen in den dauernden Ruhestand übergetreten und aus diesem Anlaß unter Verleihung des Charakters als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat „Exzellenz" ausgezeichnet worden. Frhr. v. Rechen berg war 1906—1912 Gouverneur von Deutsch-Ost- afrita. * Weitere Veränderungen in» reichsländischen Mi nisterium. Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge hat der Kaiser den Direktor im preussischen Justizministerium Wirkl. Geh. Oberjustizrat Dr. Frenken zum Unterstaatssekretär im Ministerium für E l- saß - Lothringen ernannt. Dem neu ernannten llnterstaatss«kretär wird die Abteilung für Justiz und Kultus übertragen werden. Ferner hat der Kaiser dem Ministerialdirektor für Elsaß- Lothringen v. Traut die nachgesuchte Entlastung unter Verleihung des Sterns zum Kronenorden 2. Klasse in Gnaden bewilligt. Zum Ministerial direktor wurde an seiner Stelle der Ministerialrat Cronau ernannt. * Zaberner Nachklänge. Vor dem Schöffengericht in Kehl lBaden) hatten sich der Sohn des Ver legers des „Zaberner Anzeigers" Wirb ecke und der Schnerdermeister Glad-Zabern wegen gemeinschaftlichen Hausfriedensbruches, Wiebecke außerdem auch wegen schwerer Körperverletzung zu verantworten. Es handelt sich um den bekannten Ueberfall auf den Redakteur der „Straßburger Rund schau", Ays. der Anfang Dezember im Zusammen hang mit der Preßfehde anläßlich der Zaberner Vorfälle verübt wurde. Wiebecke wurde zu hundert und Glad zu vierzig Mark Geld- Ürafe verurteilt; beiden wurden die Kosten des Verfahrens auferlegt. * Das Festmahl des Deutschen Landwirtschafts rats findet am 11. Februar in Berlin im Hotel Adlon statt. An diesem Festmahl pflegt gewöhnlich der Kanzler - das war auch schon zu Zeiten Bülows so — politisch gefärbte Ansprachen zu halten. Der Herr Reichskanzler hat sein Erscheinen zugesagt. * Aus dem Wege nach Albanien. Der Hofmar schall des Prinzen zu Wied, Hauptmann von Trotha, ist am Sonntag abend an Bord des österreichi chen Lloyddampfers „Baron Bruck" von Triest nach Durazzo abgereift. * Das Zentrum hatte bisher keine eigentliche, das ganze Reich umfassende Parteiorganisation. Milder Konstituierung eines Reichsausjchustes für den ge samten Bereich des Deutschen Reiches, die in Berlin stattgefunden hat, hat das Gebäude der Zentrums partei nunmehr seinen Schlußstein erhalten. Die „Germania" äußert sich sehr befriedigt über die Be schlüsse dieses Ausschußes und ermahnt die deutschen Katholiken, in diesen ernsten Zeiten dem Zentrum ja die Treue zu wahren. * Unnötig« Sorgen. Die „Deutsche Tageszeitung" regt in einem Leitartikel ihres Chefredakteurs Dr. Oertel an, die Angelegenheit der Kündigung der Handelsverträge bei der dritten Lesung des Etats nochmals zur Sprache zu bringen. Im Ausland, so erklärt sie im Sperr druck, muß die Meinung erweckt werden, daß wir eine Kündigung nicht zu scheuen hätten. Es muß dem Ausland vielmehr die Ueberzeugung bei gebracht werden, daß das Deutsche Reich sich unter allen Umständen und mit allen Mitteln für den Fall einer Kündigung rüsten wird. — Die meisten werden aus den Ausführungen des Staatssekretärs Delbrück dies bereits herausgelesen Haden. * Arbeitslosenfürsorge in Berlin. Der von den städtischen Behörden Berlins eingesetzte Ausschuß zur Prüfung der Frage der Arbeitslosenunterstützung hat beschlossen, einen Betrag von 300000 .6 zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Fonds sollen an Arbeitslose und an notleidende Klein gewerbetreibende zinsenfreie Darlehen bis zur Höhe von 40 gewährt werden. Die Rück zahlung der Darlehen solle nach einem Jahre er- folgen. Anspruch darauf soll aber nur Haven, wer mindestens ein Jahr in Berlin seßhaft ist und außer dem will der Magistrat dafür sorgen, daß die Ar beitslosen auf den städtischen Rübenfeldern Arbeit finden. Ausland. Frankreich. * Die Mission des Paters Souba. Eine Draht nachricht aus Paris, 9. Februar, meldet: Nach einem aus kirchlichen Kreisen stammenden Bericht ist der Pater Souba von der Kongregation der Brü der des heiligen Herzens Jesu von Betharram vom Vatikan keineswegs ohne Weisung an den Erzbischof von Paris und das französisch« Episkopat hierher entsandt worden. Souba habe im Gegenteil sofort bei seiner Ankunft beim Erzbischof eine Audienz ge habt und um die Erlaubnis gebeten, die ihm an oertraute Mission zu erfüllen. Dieselbe habe tat sächlich die Absetzung des Generalpriors der Brüder vom heiligen Vinzenz von Paula bezweckt, der sich des von Papste verurteilten sozialen Modernismus' schuldig gemacht hat. * Der Spionage verdächtig. Wie «ms Paris ge meldet wird, stammt der l*i Nancy unter dem Verdacht der Spionage verhaftet« Landwirt Bur- gard, der im 52. Lebensjahr« steht, aus Selltz bei Hagenau, wo er mehrere Jahre Lehrer war. Im Jahr« 1886 flüchtete Burgard aus Deutschland, trat in die Fremdenlegion ein und kauft« »»ach Beendigung seines Militärdienstes vor etwa zehn Jahren ein kleines Bauerngut in Helleoourt bei Nancy. Er bestreitet entschieden, Spionage ge trieben zu haben und behauptet, daß er sich lediglich aus Liebhaberei mit Photographreren beschäftigt habe. Hierzu wird uns von unserem Pariser ^-Mit arbeiter gemeldet: Paris. 9. Februar. Der neueste Spion ist nahe dem Fort Lucey bei Toul auf frischer Tat erwischt worden. Am Morgen sah die Wache der Panzerhatterie Trondes ein Indivi duum, das sich hinter einer Böschung zu verstecken suchte, das mit einem Kodak Aufnahmen machte, durch einen Fetzfftecher das Terrain überblickte und Notizen schrieb. Mit einem Arbeiter schlich der Wächter hinzu und überwältigte den Fremden nach längerer Verfolgung und heftigem Widerstande. Auf dem Fort beim Verhör behauptete der Mann, ein Landwirt der Umgebung zu sein; aber sein „deutscher" Akzent bewies, daß er kein Franzose war, obgleich er die französische Sprache gut beherrschte. Außer dem photographischen Apparat, dem Feld stecher und dem Notizbuch entdeckte man bei ihm eine Generalstabskarte der Hochebene von Lucey; er hatte vergebens versucht, die Karte zu beseitigen, als er sich von zwei Soldaten mit aufgepflanztem Seiten gewehr nach einem gewißen Orte begleiten ließ. Einem höheren Sicherheitsbeamten sagte er, der 1862 in Seltz geboren« Landwirt Theodor Burgard. setz' in Hech bei Nancy ansässig, zu sein. Man glaubt, daß man einen hervorragenden Fang getan hat und daß es sich um einen deutschen Een er al st abs off i zier handelt, der sich schon in den letzten Tagen in einer Soutane in der Umgegend von Lucey Herumtrieb. Ein weiterer Bericht meldet aus Selz (Elsaß), 9. Februar. Im Anschluß an die aus Nancy ge meldete Verhaftung eines früheren Lehrers aus Selz, der Burgard heißen soll, ist zu bemerken, daß im Jahre 1886 der unverheiratete Lehrer Schlosser, aus Scbirrhein bei Bischweiler gebürtig, unter Hinterlassung größerer Schulden geflüchtet ist, angeb lich nach Amerika. Italien. * Die Ehegesetzgebung. Aus Rom, 9. Februar, wird gemeldet: Der Abgeordnete Comandin» hat einen Initiativantrag eingebracht, der dis Ehescheidung in drei Fällen zuläßt: B«i Ver urteilung des einen Ehegatten zu lebenslänglichem Zuchthaus, bei Verurteilung wegen gemeinen Ver brechens zu zehnjährigem Kerker, bei seit drei Jahren herrschender, für unheilbar erklärter Geistes krankheit. Die Klerikalen haben gegen diesen Ent wurf ihren ganzen Heerbann ausgeboten, als ob der Weltuntergang beoorstünde. * Italienische Streiks. Au» Mailand, S. Fe bruar, wird drahtlich gemeldet: Der Advokaten streik, der in verschiedenen Städten Italiens seit drei Wochen besteht, breitet sich immer mehr aus und beginnt die Rechtspflege ernstlich zu gefährden. — Die italienische Hafcnarbeiteroereinigung droht mit dem Ausstand sämtlicher Hafenarbeiter Italiens, für den Fall, daß der Hafenarbeiterstreik in Neapel erfolglos verlausen sollte In ganz Italien fanden gestern Protestversammlungen der Eisenbahner statt, die von der Negierung Ge haltsaufbesserungen verlangen. Spanien. * Kamps mit Marokkanern. Aus Madrid wird berichtet: Nach einer Meldung aus Larrasch wurde eine Jnfantericpatrouille bei Cuesta Colorado von Marokkanern angegriffen. Ein Leutnant wurde getötet. Türkei. * Das englisch-tü kische Abkommen, das in London zwischen Sir Edward Grey und Hakki-Pascha abgeschloßen wurde, wurde, wie aus London, 9. Februar, gemeldet wird, am Sonnabend dem Sultan zur Bestätigung vorgelegt, der ein Jrade erlassen hat, das den Vertrag billigt. Wie der „Daily Telegraph" erfährt, setzt sich das Ab kommen aus vier Protokollen zusammen, die sich mit folgenden Punkten befaßen: 1. Koweit und der Persische Meerbusen. 2. Bagdadbahn: England er hält bestimmte Konzessionen dafür, daß es die Ge nehmigung zur vierprozentigen Erhöhung der Zölle gegeben hat. 3. Die Bestimmungen über die Ein sammlung der Konzessionssteuern von britischen Pararlama. Skizze aus dem Griechischen des Dem. DutyrLs. Deutsch von Dr K. Dieterich. Manchmal hatte Pharmas lichte Momente. Cr dachte dann daran, das; er einen Vater ge habt hatte, der einen Fez und einen roten Gür tel trug, und eine Mutter, deren Gestalt ihm entfallen war, zumal sie immer in einen weiten Mantel gehüllt war. Alles andere hatte die Tretmühle auSgemerzt, und der Wein, den er zur Belebung trank, tat auch das Seine. Doch «voran sollte er sich auch erinnern? — Sein Weib hatte er vergessen, und kein böser Geist rief sie ihm zur Qual ins Gedächtnis. Wenn er ab und zu eine Frau in die Werkstatt kom men sah, gasfte er sie an wie ein Wesen aus einer andern Welt, das er zum ersten Male erblickte. Die Handwerker machten sich über ihn lustig, aber er erwiderte nie darauf. Cr schien fast seine Sprache verloren zu haben, und die einzige menschliche Cigensckwft, die ihm noch geblieben war, war der Has;. Cr konnte nie lachen, er hatte das Lachen verlernt, und niemand sah ihn jemals auch nur lächeln. Wenn cr Feierabend machte, irank cr sich einen Rausch an, und während er so sinnlose Reden führte, als spräche er die Sprache des Rades, ging cr schlafen. Cr hatte wohl auch eine Zechgesellschaft in der Schenke, in der er verkehrte, aber er spielte in ihr die stumme Person. Er schien nur auf alles aufzupassen. was sic sagten, aber schwerlich blieb etwas haf- len von dem, was er hörte; alles ging spurlos an ihm vorüber. Eines Abends hörte er, wie ein Vielbelesencr aus der Gesellschaft etwas aus der heiligen Schrift erzählte, nämlich von jener -Hand, die bei dem Zechgelage des Belsazar die Worte: „Mene, mene tekel, upharsin" ange schrieben hatte, die den König und alle seine Zechgenossen in Schrecken gesetzt hatten, weil sich niemand fand, der sie erklären konnte. Diese Erzählung hatte er mit großer Auf merksamkeit und weit ausgerisseneu Augen ange hört. CS war das einzige, das sich außer dem Knarren des Rades noch seinem Geist cinprügen konnte. Am nächsten Tage, als er Feierabend gemacht hatte, ging er, statt in die Schenke, nach seiner Stube. Er hatte einen Landsmann zum Stubengenosscn, der immer sehr früh schlafen ging. Die Tür schlossen sie niemals zu, so das; Pharmas ohne aufzuschließen oder anzutlopfen hinein konnte. Ein Kerzenstumpf brannte auf dem Tische, und daneben lag ein Stück trockenes Brot und ein paar faule Oliven auf einem alten Stück Papier. Eine Fliege, von der man nicht wußte, warum sic die Nacht über wach blieb, saß nach denklich auf dem Brotrcst. Pharmas blieb eben falls lange in Gedanken stehen, wandte sich dann schnell zum Fortgehen und schlug den Weg nach seiner Werkstatt ein, ab und zu nach dem Halb monde blickend, der ihm vorkam wie ein gold glänzender, geflügelter Fisch. Hinter der Werkstatt >var ein Hof, und auf den ging er zu. Cr stieg auf eine alte ver krüppelte Olive, die draußen stand, und schwang sich von dort in den Hof. In der Werkstatt mar kein anderer Wächter als ein Hund; der aber kam nach kurzem Bellen zu chm heran und leckte ihm die Hand. Durch eine Türluke, an die sich eine halb zerbrochene Leiter lehnte, stieg er hinein. Er befand sich nun in dem unteren Raume, »vo große Maschinen standen und das Bureau des Besitzers war. Dort zün- I dete er ein Streichholz an, und nachdem cr sich I umgcblickt, als suche er etwas an der Wand, I stieg er auf eine Maschine und schrieb hock) oben an die Wand mit Kohle das Wort „Pararlama". Es war ein reines Phantasiewort, das sein Hirn ausgeheckt hatte, das ihm jedoch etwas Unheilvolles zu sagen schien. Dann ging er fort, wie er gekommen war. Am Morgen, als er zur Arbeit ging, war er gespannt, was man zu dem Worte sagen würde. Es dauerte nicht lange, so hörte er die Stimme des Chefs, welcher rief: „Was ist denn das! Wer hat das da an geschrieben?" und seine Stimme klang fast ängst lich. Alle ließen ihre Arbeit liegen und kamen hcrbeigelaufen. Da stand es deutlich: „Parar lama". Das Wort, das seinem Hirne entsprungen war, war auf einmal in aller Munde, aber tvcr hatte es denn nur angeschrieben? Da schob sich sein Gesicht hinter der Leiter hervor und guckte ebenfalls hin. Alle waren versammelt und richteten ihren Blick auf dieses Wort, aber niemandem stieg der Verdacht auf, daß er cs gewesen sein könnte, auch war es keinem aus gefallen, daß er nicht selbst herbeilief. Der Werkmeister wies an, cs auszulöschen. Während er es auslöschtc, sagte cr es leise vor sich hin. In der Nacht tat er wieder dasselbe, nur schrieb er diesmal das Dort nicht mit Kohle, sondern malte cs mit roter Farbe an: Parar lama! Am nächsten Morgen abermals großer Lärm. Der Chef wurde ganz bleich; cr wollte heraus- bekommen, wer von seinen Leuten cs gewesen I war, doch plötzlich erschreckte ihn der Gedanke, daß es vielleicht gar kein Mensch gewesen wäre. Und dennoch sprach er laut: „Wir müssen ihm auf die Spur kommen!" Der Gedanke wiederum, es könnte ihn je mand zum besten haben wollen, brachte ihn ganz außer sich, und voll Wut rief cr, er würde sic alle entlassen. Pharmas hörte, wie die Arbeiter mitein ander sprachen, ohne sich um ihn und den Wäch terhund zu kümmern, und meinten, ein Geist gehe in der Werkstatt um und schreibe es an. Und die Arbeiter waren jetzt steif und fest über zeugt, daß es ohne Zweifel ein Geist sei, in dessen Sprack>e das Wort irgend etwas bedeuten müsse. In der Nacht ließ der Chef die Werkstatt bewachen, und am Morgen stand das Wort nicht da. Als er aber bald darauf wieder hereintrat, prangte es abermals in roten Buchstaben an der Wand. Pharmas hatte einen unbeobachteten Mo ment erspäht und es angcschricben. Alles war auf den Beinen. Der Chef außer Fassung und erblaßt, der Werkmeister, die Arbeiter — alle standen wie versteinert vor den roten Buch staben, die irgendein großes Unheil bedeuten mußten. Pararlama? Die Arbeiter beteuerten es bei ihrem Eide, viele unter Tränen, daß sic von nichts wüßten und gegen niemand einen Verdacht hätten, es müßte vielmehr irgendein . . . Geist, wollten sie sagen, wagten sich aber doch nicht damit heraus. Da erschien PharmaS, der aus der Höhe herunterblickte, sich dann schnell zurückzog und an sein Rad ging. Und wahrend er die Kurbel ergriff, lachte er ganz still vor sich hin. Und das hatte er seit langen Jahren nicht mehr getan.
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