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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140212015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914021201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914021201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-12
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Letzte Depeschen und Fernsprechmeldnnge«. Unfall eines kaiserlichen Automobils. Berlin, 11. Februar. Als der Kaiser heute nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr auf der Fahrt nach Potsdam Wannsee passierte, stieß das Begleitautomobil, in dem sich der diensttuende Flügeladjutant Korvettenkapitän Frhr. von Pa teste und dec Flügeladjutant Oberst Graf von der Goltz befanden, mit einem Privatkraftwagen der Firma Adolf Schmidt zusammen. Beide Kraftwagen wurden erheblich beschädigt. Der kaiserliche Mitfahrer Reimann wurde erheblich, der Chauffeur leicht verletzt. Die Adjutanten blieben unversehrt. Frühjahrvreisen des Kaiserpaare». Frankfurt a. M., 11. Februar. Wie man den Frankfurter Blättern von zuständiger Seite aus Homburg v. d. H. versichert, trifft die Kaiserin am 18. März in Bad Homburg ein und wird im Königlichen Schlosse Wohnung nehmen, lieber den Besuch des Kaisers im Homburger Schlosse verlautet nichts Bestimmtes; doch scheint es nach Gerüchten, die in Homburg umlaufen, nicht ausgeschlossen zu sein, daß der Kaiser beabsichtige, seine Reise nach Korfu aufzugeben und ebenfalls frühzeitig in Homburg eintreffe. Zweiter Hofball in Berlin. Berlin, 11. Februar Heute abend fand im Weißen Saale des Königlichen Schlosses bei Ihren Majestäten der zweite Hsfvall statt, der sich in ähn lichen Formen darstellte c-ie der erste vor acht Tagen. Das diplomatische Korps fehlte. Außer dem Kaiser und der Kaiserin nahmen u. a. Prinz Oskar, Prinz August Wilhelm, Prinzessin August Wilhelm und Prinzessin Friedrich Wilhelm teil. Die Souper pause war um 10?i Uhr. Nach dem Souper nahm der Ball seinen Fortgang. Festessen -es Deutschen Lan-wkrtschaftsrates. Berlin, 11. Februar. Haute abend fand im Hotel Adlon das Festesfen des Deutschen LanidwirHchafts- rates statt. An demselben nahmen u. a. teil; Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, der Reichskanzler, Staatssekretär Delbrück, die Minister Sydow, Lenge und Schor le mer und Staatssekretär Soif. Der Vor sitzende des Landwirtschaftsrats, Graf Schwerin- Löwitz, gab in seiner Rede einen Rückblick auf die landwirtschaftliche Entwicklung im vergangenen Zahle und auf die Lags des gesamten Erwerbslebens. Er betonte, daß die deutsche ländliche Bevölkerung reichtstreu, staatserhaltend und königstrou sei und schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf das Reich, die deutschen Fürstenhäuser und Freie-n Städte. Freiherr von Zetto hielt »inen Trink spruch auf die Gäste. Sodamr hielt - Reichskanzler Dr. von Bethman« Hollweg eine Ansprache, in der er u. a. amsMrte: „Wir alle, die wir den heimischen Boden be bauen, sind es zufrieden, daß die Zeiten vorüber sind, wo die Landwirtschaft scharf um ihren Platz und die Anerkennnug ihrer Bedeutung am natio nalen Wirtschaftsleben Deutschlands zu kämpfen hatte. Daboi kann die deutsche Landwirtschaft ge wiß sein, daß die Regierung in ihrer Fürsorge für die Landwirtschaft nicht nachlassen, sondern auf dem bewährten Wege weiterschreiten wird. (Lebhafter Beifall.) Nun hat uns aber Graf von Schwerin auf das weitere politische Feld geführt. Gute Ernte, ernste po litische Zeiten, so schien mir die Gesamtzensur zu sein, die er dem abgelaufenen Jahre ausstellte. Ich will nicht die Schwierigkeiten unserer inneren Zustände geringer darstellen, als sie sind. In dem Hauptpunkt sind wir jedenfalls alle einig. Da ist der durch große Wahlerfolge gesteigerte Hochmut einer Partei, deren Bestrebungen darauf hinaus gehen, di« Fundamente des Reichs und unserer Monarchie zu unterhöhlen. Da gibt es kein Paktieren, sondern nur Kampf. (Bei fall.) Ich nehme die entschiedenen, mutigen un siegesbewußten Worte des Grafen Schwerin zum Pfand dafür, daß di« deutschen Landwirt« in diesem Kampfe immer in vorderster Reihe stehen werden. Wir leben in einer Zeit der Unlust an dem Gang der innerpolitischen Geschäfte. Und da hat sich jetzt auch wieder die alte deutsche Nationalsünde des Partikularismus neu gemeldet. Im Kreise des Deutschen Landwirtschaftsrates aber, das zeigen deutlich die sympathischen Ausführungen des Freiherrn von Zetto, fragen wir nicht nach Stamm und Art, hier arbeiten wir an gemeinsamen Aufgaben in dem Bewußtsein, damit staats erhaltende Arbeit für das ganze Reich zu tun. (Lebh. Beifall.) Was uns in den letzten Jahrzehnten auch über die politischen Gegensätze hinweg einig und starr gehalten hat und uns auch in der Gegenwart einig und stark erhält und erhalten muß, da» ist die Ar beit, in der di« Gesamtheit der wirtschaftlichen und politischem Kräfte der Nation frei geworden ist und im Dienste jeden heimischen Fleißes, wie welt umspannender Unternehmungen, rastlos nach immer neuer Betätigung drängt. Dabei ist manches Alte, manches Gute, manche» Liobgewordone zerstört worden in der Hast und Intensität unserer Entwick lung. Unser heutiger Leben zwingt «ns in andere Bahnen. Die gewaltigen Fortschritte der deutschen Landwirtschaft sind ein beredtes Zeugnis dafür, und der Geist solcher Arbeit, d«r auf allen Gebieten des wirtschaftlichen und kul turellen Lobems schaffend und neu aufbauend wirkt, der wird im Zusammenschluß aller vom Staats bewußtsein getragen«! Elemente im ganzen Reiche auch stark genug sein, di« Kräfte nieder zu halten, die in der gär«m- den Entwicklung unserer Zeit das Gefüge unser«» staatlichen Baues nicht festigen und bessern, son- dern lockern und niederhalten wollen. Und, meine Herren, wenn Sie sich dem Ergebnis Ihrer eigenen Arbeit zuwenden, ein gut T«il bleibt Jahr für Jahr dem Segen oder llnsegen höherer Gewalten vorbehalten. Bon dem übrigen, was als Ihre eigenste Leistung verbleibt, können auch Sie mit stolzer Befriedigung sagen: Auch hier ist's deutscher Fleiß, deutsches Wesen, auch hier di« ewig frische Tüchtilsteit unser«, Volke». Daß da» immer so bleiben möge, das ist unser aller Wunsch." Der Reichskanzler schloß mit einem dreimaligen Hoch auf di« deutsch« Landwirtschaft und den Land- wirtschaftest Zrühjahrstagung -er nationaUiberalen Partei. (Eigener Drahtbericht ' unserer Berliner Redaktion.) V Berlin, 11. Februar. Im Reichstag-Gebäude tagte heute Mittwoch nachmittag der Gejchästs- führende Ausschuß der nationalliberalen Partei, um sich über die demnächst füllige Einberufung des Zentralvorstandes schlüssig zu werden. Wir wir hören, soll die Frühjahrstagung des Zentral vorstandes am letzten Sonntag im Marz stattfinden. vom -ansabund«. (Eigene, Drahtbericht.) Berlin, 11. Februar. Das Präsidium des Hans abundes hat beschlossen, anläßlich des fünfjährigen Bestehens d«s Bundes, den Ge sa in t a u s s ch u ß im Laufe des Monats Juni zu s a m m e n z u b e r u f e u. Ferner wurde für den November die Abhaltung einer Hansa- woche, eventl. eines HansatageS in Aussicht genommen. flus -er Zweiten reichslän-lsshen Kammer. Straßburg, 11. Februar. In der Zweiten Kammer des elsaß-lothringisch»«» Landtage», in der zum ersten Male der neue Unterstaatssekretär der Justiz Dr. Frenken anwesend war, beantragte der Abg. Fuchs (Soz.) dieStreichungdeskatser- lichen Knadenfonds von 100 000 ^l, da er keine Existenzberechtigung mehr habe. Seine Partei sei der Auffassung: wenn der Monarch Geschenke machen wolle, soll er in seine eigene Tasche greifen und nicht die Steuergroschen des Bolkes zu Gnaden beweisen benutzen. Durch die dreijährige Debatte über diesen Punkt habe die Kammer schließlich nur erreicht, daß ihr vertrauliche summarische Andeutun gen über di« Verwendung der Summe gemacht wur den, die nach Mitteilung des verfloßenen Staats sekretärs in der Hauptsache für Beamtenwitwen und bedürftige Beamtenfanrifien verwendet würde. Das Parlament wolle sich aber in Zukunft die Verwen dung dieser Mittel vorbehalten. — In namentlicher Abstimmung wurde sodann der Gnaden fonds mit 27 gegen 23 Stimmen bewilligt. , Unter dem verdacht des Hochverrats. , (Eigener Drahtbericht.) Laibach (Krain), 11. Februar. Der Vizebürger- meister Dr. Triller, Präsident des slowenischen Sokolverbandes, und Dr. Orazen werden auf Anzeige der Wiener Staatsanwaltschaft wegen Hochverrats verfolgt. Dr. Orazen soll während seiner mehrmonatigen Tätigkeit im serbischen Kriegs lager Beziehungen zu serbischen Offi. zieren angeknüpft haben, die darauf abzielten, im Falle eines serbisch-österreichischen Konfliktes die Sokolschaft in den Dienst Serbiens zu stellen. Dr. Triller wird der Mittäterschaft beschuldigt. Außer dem fahndet die Behörde nach einem Verwandten des Dr. Orazen, einem serbischen Oberleutnant Au«r. Veränderungen im englischen Staatsdienst. London, 11. Februar. Die Ernennung der Herren IM Burns Mm HapdelsmiMster, Master mann zum Kanzler des Herzogtums Lancaster, H o b- Hous« zum Postm-imLster «nid Heribert Samuel zum Präsidenten dos Kantrollantts der Lokalverwal- tung wird amtlich bekanntgegeiben. Rücktritt des GeneralaouoerneurS von Südafrika. London, 11. Februar. Im Unterhaus« erklärte Kolonialsekretär Harcourt, daß Viscount Glad stone von seinem Posten als Generalgouver neur von Südafrika Ende der Session des süd afrikanischen Parlaments, also etwa im Juni, zurück tret en werde. Der Rücktritt sei nur auf persönliche Gründe -urückzuführen. Gladstone hatte Anfang 1913 sein Entlassungs gesuch eingereicht, jedoch auf dringendes Er suchen der Reichsregierung sich bereit erklärt, seinen Rücktritt aufzuschieven, der keine Be ziehung zu den jüngsten Ereignissen in Süd afrika habe. Der neue Generalgouverneur von Südafrika. London, 11. Februar. Handelsminiestr Buxton ist zum Generalgouverneur von Südafrika ernannt worden. Fürst Ltchnowskq beim englischen König. London, 11. Februar. Der deutsche Botschafter Fürst Lichnowsky wurde heut« im Buckingham- palast vom König in Audienz empfangen. Vir Homerule-Vebatte km englische« Unterhaus. London, 11. Februar. Bei vollbesetztem Hause wurde die Debatte über Homerul« fortge setzt. Si mo« sprach für die Regierung. Tarson erklärt«, daß einiges gewonnen sei, da di« Regierung den Ernst der Lage einsehe. Wenn der versuch ge macht würde, Ulster zu zwingen, unter die Kontrolle de» Dubliner Parlaments zu kommen, würde er ohne Rücksicht auf persönliche Konsequenzen mit dem Volke von Ulster bis ans Ende gehen in der Politikdes Wid«r st ander. Bevorstehender Rücktritt Kokowzows «nd Ssasonows. (Eigener Drahtbericht.) Petersburg, 11. Februar. Der Rücktritt Kokowzows und Ssasonows ist grund sätzlich beschlossen; doch dürfte der Finanz minister Mr Erleichterung dr» Uvbergange» der Ge schäfte dies« einstweilen, vielleicht bis nach der Budgetberatung, weiterführen. Die Presse der Rech ten macht verzweifelte Anstrengungen, Ssasonow zu halten, was aber nach dem neuen Aufsehen, da« der Selbstmord de» jungen Demisow erregt hat, unmög lich erscheint. Nach einem späteren Telegramm ist Kokowzew zurückgetreteu. Zu seinem Nachfolger wurde Goremykin ernannt. Stu-entenhul-igung vor -em jchwe-ljchea König. Stockholm, 11. Februar. Heute nachmittag brach ten etwa 2600 Studenten aus den Universitäten Stockholm, Upsala, Lund und Gotenburg dem König ihre Huldigung dar. Di« Königin, die Kronprin zessin sowie di« Herzoginnen von Westergotland sahen dem Schauspiel von einem Fenster de» Schlosse» zu. Der König erschien mit dem Kronprinzen und meh reren -erzögen, sämtlich in Uniform, im Schloßhofe. Nach der Huldigung durch die Studenten hielt der König eine Ansprache, in der er u. a. sagte: „Es ist mein verfassungsmäßiges Recht und meine Pflicht, in sorgenvollen Tagen offen und frei meine Meinung darüber zu sagen, was ich für m«in Volk als nützlich und notwendig ansehe. Die Wehrmacht unseres Lande» nach außen ist nicht genügend. Deshalb ist die Regelung der Landesverteidigung zu der Frag« ge. worden, die Lis auf weiteres alles ander« Mr Seite drängen muß Ich bin fest überzeugt, daß mein Volk bereit sein wird, wie auch imstande sei, di« Opfer zu tragen, die die Verbesserung der Landesverteidigung unumgänglich fordert. Ich rechne auf euch Studenten und darauf, daß ihr mit Hilfe eurer Kenntnisse und eures Wissens die Aufklärung über diese Frage über da, Land verbreiten werdet. Steht mir bei in den Be strebungen, die mir am Herzen liegen, spornt an dere an, ebenso zu tun, dann wird der Erfolg nicht ausbleiben. Es gilt unser gemeinsames Vaterland, ein freies, starkes Schweden. Es lebe Schweden!" Darauf löste sich der Zug auf. Zum Aufenthalt de» Prinz«» zu Wied in Rom. Rom, 11. Februar. Nach dem Frühstück auf der deutschen Botschaft, dem auch der Minister des Aeußeren di San Guiliano beiwohnte, stattete der Prinz zu Wied der KSnigi n - Mu 1 ter einen Besuch ab und besichtigte darauf in Begleitung des Königs unter Führung von Professor Boni das Forum Romanum. Die Zeitungen bringen fort gesetzt Artikel, in denen die herzlichen Kundgebungen für den Prinzen zu Wied in ganz Italien hervor gehoben werden. Die albanesische Abordung für den Prinzen zu Wied. (Eigener Drahtbericht.) vallona, 11. Februar. Eine aus acht albane- sischen Notabeln aus Südalbanien bestehende Abordnung hat heute vormittag di« Reise nach Berlin angctreten, um dem Prinzen zu Wied die Krone anzubieten. Der Expriester Schmidt zum Tode verurteilt. New Port, 11. Februar. Der Mörder Schmidt ist zum Tode durch den elektrischen Stuhl ver urteilt worden. Di« Hinrichtung wurde auf die am 23. März beginnende Woche angesetzt. Krankheitsepidemien in Oberschlesien. krottkau (Oberfchl.), 11. Februar. Die in Matz, w i tz herrschende Typhusepidemie greift stark um sich. Die Krankheit hat vier Menschenleben hingerafft. Sechszehn Tyvhuskranke sind im Ottmachauer R«vierkrankenyaus untergebracht. Die in Klode- bach wütende Masern- und Ccharlachkrankheit hat sechs Opfer gefordert. Sturz mit dem Pferd«. (Eigener Drahtbericht.) Saarbrücken. 11. Februar. Hauptmann Fischer vom 70. Infanterieregiment stürzte bei einer Reit übung mit dem Pferde und erlitt lebensgefähr- liche Verletzungen. Letzte Lokalnachrichten Vrohen-er Kohleawucherr Vom Bund deutscher Bodenreformen und einer Reihe anderer wirtschaftlicher Verbände war am Mittwoch abend eine öffentliche Versamm lung nach dem Terrassensaal« des Zoologischen Gar tens oinberufen worden, in der Privatdozent Dr. Polenske-Hall« die schon seit einigen Monaten aktuell gewordene Frage behandelte, ob durch d«n großen Einfluß, den der böhmische Kohlengroßhänd- ler I. Petschek seit einiger Zeit auf die deutsch« Kohlenproduktion gewinne, eine enorme Steigerung der Kohlenpreise bzro. ein Kohlenwucher drohen. Der Referent ging zunächst auf die verschiedenen in Deutschland bestehenden Berggesetz« und besonders auf das aus dem Jahre 1865 stammende preußifche Berggesetz ein, wonach di« unterirdischen Kohlen - schätze völlig frei sind, d. h. daß jeder das Recht zum Abbau der Kohlen hat, sofern er im Besitz der Berg gerechtsame ist. Durch eine Novell« vom Jahre 1007 MM Berggesetz sei zwar die Bergschatzwillkür auf gehoben worden, aber irgendwelchen Erfolg habe das Gesetz nicht gehabt, wie oie Preispolitik der nach dem Jahre 1907 entstandenen Kohlensyndikate be weise. Seit Anfang diese» Jahrhunderts beobachte man nun «inen zunehmenden Siegeszug der Braun kohl«, die der Steinkohle bereit» Abbruch getan habe. Auch bei der Braunkohle seien die Voraussetzungen, di« bei der Steinkohle Mr Syndizierung geführt haben, gegeben. Dazu komme noch ein zweiter Fak tt>r, da» sei die Derquicktheit der böhmischen Braun- kohlenwirtschaft mit der deutschen. Als man speziell im mitteldeutschen Braunkohlenrevier die Brikettie rung ausgenommen habe, habe der Versand der böh mischen Kohle nach Deutschland erheblichen Abbruch erlitten. Infolgedessen würden in neuester Zeit von Böhmen aus große Anstrengungen gemacht, um einen entscheidenden Einfluß auf die deutsche Braunkohle zu gewinnen und dadurch gleichzeitig den böhmischen Braunkohlenhandel wieder rentabel zu gestalten. Jnwierveit dieser Prozeß tatsächlich schon fort geschritten sei, könne man noch nicht genau sagen. Aber di« Einigung oder Syndizierung in der Bräun kohlenindustrie stehe unter allen Umständen bevor, und sicher sei anzunehmen, daß nach einem Zusammen schluß der Braunkohlenerzeuger die Kohlenpreise enorm in die Höhe getrieben würden. Im Hinblick hierauf erläuterte der Referent die Nachteile, die ein Zusammenschluß des Braunkohlenkapitals für d«n deutschen Wtrqchastsmarkt Hervorrufen würde, und wovon nicht nur die Industrie, sondern selbst der kleinste Haushalt betroffen werde. Es handle sich aber hierbei nicht nur um ein« Schädigung der un- mitt«lbaren Verbraucher, sondern eine Verteue rung eines Rohstoffes, wie der Kohle werde sich im Wege der allgemeinen Preis- und Lohnbildung weiter- pflanzen. Werde ein Urstoff Kohle einer schrankenlosen privaten Willkür preisgegeben, so bedeute da» eine wirtschaftlich« vetteuerungsschraube ohne End«. Es entstehe deshalb die Frage, mit welchen Maßregeln man dem drohenden Koylrnwuch«r begegnen könne. Bor allem Müsse verhindert werden, daß di« Braun- kahlenabbauwillkür dazu brwutzt werd«, um den Ab bau zurüchuchalton, um das Angebot künstlich zu ver ringern. Da» sei sehr wcchl möglich, wenn verchindert werd«,daß die künftige Braunkohl en rente nicht in» Un gemessen« steige, sondern der Uoberschuß dem Staat anheimfallen müsse. Man könne auch daran denken, ein« Besteuerung der Braunkohlenrente einzuführen. Das Hauptmittvl bleibe also, daß von Staats wegen ein Gdnfluß auf die Preisgestaltung d«r Kohl« er langt werd«. — In der Debatte führte ein Redner u. a. au», daß im Leidiger Bezirk, wenn ein« Rentabilität der Braunkohlengruben in dieser Gegend erzielt werden solle, «in« Steigerung d«r Kohlenpreif« um mindesten» 17—80 für den Waggon oirrtreten müsse. Schließ lich fand folgende Resolution Amuchm«: ,^)i« Versammknzg hält e» für die dringendste Aufgabe der deutschen Regierungen und Volksvertre tungen, schleunigst geeignete Maßregeln gegen die Ge fahren zu treffen, di« der deutschen Volkswirtschaft durch di, drohende Monopolisier»« de» deutschen Bnnurkahlenbrikstthandelv bevorftehen. Die deutsche Braunkohl« ist bereit, heute für wette Kreist der deutschen Industrie Rohstoff und Kvaftguelst sowie ein sehr wichtiger Heizstoff des mittleren und kleine ren Haushalts und wird für die Versorgung zahl reicher Städte und Ueberlamdzeittraien sowie der Bahnen mit Elektrizität unentbehrlich. Durch eine Monopolisierung des deutschen Braunkohlenbrikett handels wird di« deutsch« Braunkohle in derselben Weise künstlich verteu«rt werben, wi« dve Steinkohle und ander« Rohstoffe bereits verteuert worden si^d. Die Gefahr hat ihre Wurzeln in der Unvollkommen heit der deutschen Berggesetze. Sie kann noch dadurch vermieden werden, daß die Braunkohle unter ein Recht gestellt wird, das ihren Gebrauch als Rohstoff, Kraftquelle und Heizmittel befördert und jeden speku lativen Mißbrauch mit ihr ausschließt." * Die französische Fremdenlegion. Zum dritten Male hatte die Ortsgruppe Leipzig des Deutschen Wehrvereins infolge der außer ordentlich großen Anteilnahme an dem Thema: „Die französische Fremdenlegion und der Schauplatz ihrer Tätigkeit" Veranlassung genommen, den hochinter essanten Vortrag Dr. v. Plate ns zu wiederholen. Und wiederum waren am Mittwoch abend Saal und Galerien des Zoologischen Garten, voll besetzt, ein Beweis, welchen Anklang die beiden ersten Vorträge Dr. v. Platens gesunden haben. Das Referat wurde eingelcitet durch Begrüßungsworte des Vor sitzenden, Majore a. D. Schul tz-Trtnius, Ler von Len Aufgaben und Zielen des Wehrvcreins sprach und alsdann dem Vortragenden das Wort erteilt«. Die Ausführungen Dr. v. Platens. über die wir bereits in den Spalten unseres Blattes ein gehend berichtet haben, wurden durch eine Anzahl guter Lichtbilder besonders anschaulich und fanden wiederum anhaltenden, lebhaften Beifall. * Unfall durch Kesimsabsturz. Gestern abend kurz nach 9 Uhr ereignete sich im Krimmmaischcn Stein weg ein bedauerlicher Unfall. An der Straßenfront des Grundstückes Nr. 14 lüste sich von dem Gesimfekranze unterhalb des dritten Stockwerkes ein etwadrei Meterlang es Stück Mauer- werk und fiel krachend auf die Straße. Ein Teil des Gesteins siel einem gerade vorübergehenden Mann« auf den K o p f. Der Bedauernswerte stürzte, erheblich verletzt, zusammen und wurde dem Krankenhaus« zugefiihrt. Da die Gefahr be stand, daß noch mehr Teil« des Simses sich löse» könnten, wurde der Fußweg an dem Grundstück auf polizeiliche Anordnung hin gesperrt. Es ist immerhin noch «in Glück, daß der Absturz des Ge mäuer» sich nicht eine Stunde eher ereignete, da ge rade in der achten Stund« der Grimmaischc Steinwcg außerordentlich verkehrsreich ist. Kotzte Sportnachrichten Um die Nationalflugspende. Der Flieger Gruner war gestern vormittag 9,50 Uhr mit dem Fliegeringenieur Günther als Begleiter auf einem Bussard-Eindecker mit einem 100-?. 8.-Nrgusmotor von Johannisthal aufgestiegen, um einen 7-Stundenflug um die Rational flugspende auszufllhren. Der Flug sollte von Jo hannisthal über Leipzig, Ehemnitz, Zwickau und zurück nach Johannisthal führen. Wegen des un sichtigen Wetters und wegen eines kleinen Defektes an der Benzinzuführung sah sich Gruner jedoch ge nötigt, auf dem Mockauer Flugplatz zu landen. Beide Flieger gedenken heute früh ihren 7-Stundcnflug er ueut anzutreten, und zwar von Leipzig über Jo hannisthal nach Stettin eventuell nach Königsberg. Dauerflug Bruno Langes. (Eigener Drahtbericht.) Johannisthal, 11. F«bruar. Der Chefpilot der Luftstchrerschule Bruno Lange, der h'ute morgen 7 Uhr 44 Minuten auf dem Flugplätze Johannisthal aufgestiegen war, um Ingolds Rekord von io Stu» den 20 Minuten zu überbieten, war einige Stunden über dem Flugplätze geflogen, um alsdann den Weg zum Ueberlandsluge anzutreten. Er flog nach Königs borg, das er 5 Uhr 25 Minuten erreichte. Dort rven decke er und nahm die Richtung auf Stettin. Ein deutscher Ballon in Rußland gelandet. Perm, 11. Februar. Im Bezirk Krasjno- Ufimsk ist ein Luftballon mit drei Auslän dern niedergcgangen. Es handelt sic!» vermut lich nm den Ballon des Schriftstellers Dr. Korn, der gestern mit ztvei Berliner Herren in Bitterfeld aufgestiegen ist in der Ab sicht, einen neuen Daucriveltrekord anszustellen. Der Flug über den Montblanc. (Eigener Drahtbericht.) Gens, 11. Februar. Der Flug über den Mont blanc, d«n der schweizerische Flieger Parmelin schon seit einigen Tagen plante, ist heute nachmittag gelungen. Um 1 Uhr 55 Minuten startete Parmelin in der Nähe von Genf und landete in Tourmayer bei Turin. Der Flieger überflog den Gipfel des Mont blanc noch einem offiziellen Telegramm um 3 Uhr 40 Minuten in einer Höhe von 5300 Metern. ktiresumöbel Inventur-Berkaus r» Preis« zueückgesetzter Jaloiisikpnlte, Flachpnlte, Stühle sowie Registraturmöbel - kloßovskl ch vo., 8 U-ntpnlps, s. HW- Unser« gestrige A»«ndnn»gab« umfaßt 8 «eilen, di« »»rliegend« M»r,e»n»««er 18 Seiten, znfnmmen 24 Leite«. bai- il-iUi: Dr. V«r»d WeUe»d«r»«r Lerantwortlich- Schnlllr:"r: »ür . > .u Dr. Arn» Guuthrr; sür di« banV! ,:itunff rvaltd«r Lchiudlrr: für l!eivii»«r UK.> iSchs>sck>« A,i,e.ca .» '' " -SU». ». Vnitlar: lür lkunst und «isscn- schall Dr. Arirdrtch ««»recht i. für Musik Vn«rn ««»nid; Sport und Gpirl fttttr«» Verl«: ««richt A. p«,r»«l»; sur di« Nrise-. BLbrr- und B«rk«hr,»ritunfl NtkUrr. — Für den Liij«igentril H«t»r. Voller v«rla«: L«id»t»e« r«»«dl»tt. 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