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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140212015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914021201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914021201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-12
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Morgen - Ausgabe kd» »^p,»a an» Vorort, »ar» aas«, krOarr vaAUAvp» a» un» Sp«»>t«ar, »malt»,»» in, tzoa» Erbracht« monatli» I.L5 M.. olrrtrltüdrN» r.7» M. 0,1 »« »,s»»ft»N«U,, ansrra ZlUalra an» Nu»gad«N,Uen adgrkolt: monatlich IM.. vi,rt«li»t>rlich Z M. Durch »1« Post- tanerhald veutschlaa», an» »re »rutsch«» stoloa»«» moaatstch 1^4 M., oi,rt,li»hrUch 4.»» M„ ouoschlirstUch post»,st«Ug«l». Va» l«1p»i»,reag«dlan «scheint wrrktag« »mal, Son«»- a. Z«t,rtao»tmal. Sa L^pzlg, »,n Nachdorortrn an» »,n Mrt«n mit ,ia,a«n 5>ltol,n wir» »t« std«»»ouogad, aoch am std«a» »«, Srsch«la«n, »><» Hou» g,U«f«rt. V«Ua« Ne»asttoa: Sa »«, A,U«n 17, Z,rnsprrch»s» aschlost: Moadtt Nr. 407. /^rntsblaü des Rates und des potrseüuntes L^akttoa aa» S«schüst»st,ll«i ^ohaaat«gast« «r.«. o Z«asprrch-staschlu8 Nr. 74»»r, 14»4S an» 14»44. ISS. Jahrgang stnz«Iga>pr«Isr: !?;L7rL?r.W.^ L »oa ou»«art» z» Vs., N«Nam,n I.ra m., Kl,1n« Nnz«1gn» »t,p«itz^l, a« st0ps.b.wt^«HMNad.,Sas«at, von v«HSr»rn im amtitchrnkril »i« Petit- z«i, »4 Pf. ch«schast»an,,tg«n mit plaNvorschrist im Preis, ,ri>»ht. Nodatt nach Saris. V,tlag«n:S«samtausl.SM.üa»Saas«n»au»schl.p»stg,dahe. stnz«g«»»staaadm,: Zohonntogass«», d« siimNtch«» jii»al«n »«LUpzl»« Sa,«dlatt«» an» ailra stnnoacra-Sxp,üttioa,a »«» Sa» an» starlua»«. ch,schäs»»st«U« sstr Srrlin u.Si« pr.Sraa»,ndurg: vtrrktionWalt«Zilrgel, S«iin w. »», MorgarrtkenNraß« ». Z,r»spr,ch»stnschlust: riitzo« »471. Das Wichtigste. * Die Zweite Kammer beschäftigte sich am Mittwoch mit verschiedenen Anträgen, die sich auf Erhöhungen der Pensione n von Hinterbliebenen der Staatsdiener, Geistlichen und Lehrtzr, auf die Regelung des Arbeitsver- hält'nisses der Staatsarbeiter und -angestellten sowie auf die Verringerung der Zahl der Lohnklassen der Staatsarbei-- ter beziehen. (S. Art. u. Ber.) * Im Reichstag wurde am Mittwoch die Besprechung des Etats des Reichsamts des Innern fortgesetzt. (S. Art. u. Ber.) * Der Deutsche Landwirtschaftsrat hat sich gegen eine reichsgesetzliche Arbeitslosen versicherung ausgesprochen. — Beim Fest essen, das am Abend im Hotel Adlon stattfand, hielt Reichskanzler von Bethmann Hollweg eine längere Ansprache. (S. Ber. u. Letzte Dep.) * Die Handelskammer zu Hanno ver hat einstimmig die Tätigkeit ihres Syn dikus Dr. Nocke für den Preußenbund verurteilt. (S. Dtschs. Reich.) * Um die Nationalflugspende wer ¬ den 1914 Prämienflüge nicht mehr statt finden, da die 800 000 Mark, die zur Ver fügung gestanden, erschöpft sind. (S. Sp. u. Sp.) * Rumänien gibt bekannt, daß es bei einem Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei nicht untätig bleiben werde. (S. Ausl.) Zreizngigkeitsfragen im LanSwirtschaftsrat. Der Deutsche Landwirtschastsrat hat Landarbeiterfrage den Antrag Gerl zur . - - - ach - Thüngen angenommen, dessen fünfter Punkt lautet: „Die elterliche Autorität ist zu stärken, besonders auch gegenüber der mißbräuchlichen Ausdehnung der Freizügigkeit auf jugendliche Personen." Bei der Begründung des Antrags bezeich nete Freiherr v. Thüngen es als Widersinn, daß man die Freizügigkeit auf unmündige Kin der ausgedehnt habe, und in der Besprechung äußerte Kammerherr v. Oldenburg: die Eltern müßten das Recht haben, die Kinder bis über die Schulzeit bei sich zu behalten, wofür auch gesundheitliche Gründe sprächen. Ob sonst noch in den Verhandlungsri des Landwirtschafts rates auf diesen Punkt des Antrages einge gangen wurde, läßt sich den vorliegenden aus führlichen Berichten nicht entnehmen. Wün schenswert aber wäre es, wenn die Erörterungen des Landwirtschaftsrates volle Klarheit über die fragliche Forderung gebracht hätten, so daß deut lich zu ersehen wäre, mit welchen Mitteln die erstrebte Stärkung der elterlichen Autorität er reicht werden soll. An einem moralischen Mit tel, die elterliche Autorität gegenüber der Frei zügigkeit Jugendlicher zu stärken, fehlt es schon heute nicht, da Artikel 37 des Einführungs gesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch wörtlich fol gendes bestimmt: „Der 8 2 des Gesetzes über die Freizügig keit vom 1. November 1867 wird dahin abge ändert: Wer die aus der Reichsangehörigwit folgenden Befugnisse in Anspruch nimmt, hat auf Verlangen den Nachweis seiner Reichsange hörigkeit und, sofern er unter elterlicher Gewalt oder unter Vormundschaft steht, den Nachtveis der Genehmigung des gesetzlichen Vertreters zu erbringen. Eine Ehefrau bedarf der Genehmi gung des Ehemannes." Da hiernach für jugendliche Abwanderer der Nachweis der Genehmigung des gesetzlichen Ver treters „aus Verlangen" zu erbringen ist, wird es von der Handhabung dieser Bestimmung abhängen, ob die elterliche Autorität mittels der fraglichen Bestimmung moralisch gestärkt wird oder nicht. Die Vermutung spracht dafür, daß jenes Verlangen nicht häufig gestellt wird. Es erscheint daher als eine offene Frage, ob die vom Landwirtschaftsrat geforderte Stärkung der elterlichen Autorität durch eine Aenderung des Artikels 37 deS Einführungsgesetzes zum Bür gerlichen Gesetzbuch herbeizuführen sei. Eine andere Frage der Freizügigkeit be- rührte Herr v. Oldenburg, als er verlangte, daß den Städten aufgegeben werde, niemand aufzunehmen, der nicht nachweisen könne, daß er nicht mindestens eine Wohnung habe. Wenn Herr v. Oldenburg, wie es ngch den Berichten den Anschein hat, nicht mehr gesagt hat, geht seine Forderung auch nicht über das geltende Recht hinaus. Denn 8 1 des Freirügigkeits- gesetzes gibt jedem Rcichsangehörigen das Recht, innerhalb des Reichsgebietes an jedem Ort sich Nr. 77. vomierst»», »en 12. /rbrusr. aufzuhalten oder niederzulassen, wo er eine I eigene Wohnung oder ein Unterkommen sich zu I verschaffen imstande ist. Für die Einschränkung der Binnenwanderungen ist damit freilich nicht viel getan, weil nur wenig Geldmittel erforder lich sind, um sich für kurze Zeit Wohnung oder Unterkommen zu verschaffen. Wir erinnern daran, daß sich auch die säch sische Zweite Kammer vor einiger Zeit, es war am 11. Dezember 1913, mit einem Vor schläge zur Beschränkung der Freizügigkeit der Jugendlichen befaßte. Es geschah dies anläß lich der Interpellation des konservativen Abge ordneten Schönfeld, die von der Regierung Auskunft verlangte, wie sie dem Arbeitermangel auf dem Lande entgegenzuwirken gedenke. Der Abgeordnete machte selbst nur einen bestimmten Vorschlag, und der ging dahin, „daß die Be schäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken erst von einem höheren Alter an beginnen dürfte." Wie der Antrag Gerlach-Tbüngen lief dieser Vorschlag auf eine Beschränkung der Freizügig keit hinaus. Der Zweck ist, losgeM von allen Verbrämungen, die jugendlick>en Arbeiter auf dem Lande fcstzuhalten. Der Minister des In nern, Graf Vitzthum von Eckst ädt hat damals sehr richtig erwidert, daß nur das Mittel der Ansiedelung der Landarbeiterfamilien gegen die Landflucht Erfolg verspreche. Zu dem Schönfeldschen Vorschläge aber bemerkte er: „seine Gesetzgebung, die der Bevölkerung das Recht nehmen wollte, über die Art der Be schäftigung und den Ort der Beschäftigung selbstständig zu bestimmen, würde sich als ein seitige Klassengesetzgebung darstellen, also die Ge bote einer vernünftigen Sozialpolitik verleug nen, die doch auf Milderung der Klassengegen sätze abzielt." Wir haben damals des näheren ausgeführt, daß der Landwirtschaft auch inso fern mit einer Zurückhaltung der Jugendlicksen nicht gedient sein würde, als ihr auf diesem Zwangswege ganz sicher nicht eine willige und zufriedene Arbeiterschaft zu verschaffen wäre. Es wäre sonderbar, wenn ein« so groß«, mit den Verhältnissen vertraute Körperschaft wie der Landwirtschaftsrat sich hierüber täuschen sollte, zumal da doch allenthalben die Ansich ten bereits wohltätig geklärt sind. Es ist, wie neulich der Abg. Dr. Seyfert in der Zwei ten Kammer vortrefflich aus führte, kein Grund, an der sozialen Lage des bäuerlichen Besitzes zu verzweifeln. Es kommt wesentlich auf die Verteilung des Bodens, insbesondere auf die Förderung der Kleinsiedelung an. Wir müssen zu einer gesunden Bodenpolitik kommen. Sind wir so weit, dann verliert die Landflucht von selbst ihr bedrohliches Wesen und es wird über flüssig werden, nach allen möglichen Gründen zu suchen, um der Freizügigkeit, die natürlich wie vieles in der Welt neben dem Guten auch ihr Uebles hat, den Garaus zu machen. Deutscher Landwirtschastsrat. 8. L tt. Berlin, 11. Februar 1914. (Zweiter Tag). Vor Eintritt in die Tagesordnung der zweiten Sitzung des Deutschen Lanowirttchaftsrals erklärte der Vorsitzende Graf von Schwerin-Löwitz, daß ein Teil der Presse den Umstand, daß er gestern den Referenten Professor Dr. Eerlack (Königs berg) zur Kürze veranlagt habe, zu unliebsamen Be merkungen benutzt habe. Dieie Aufforoerung sei nur erfolgt, weil die Anwesenheit des Kronprinzen eine Beschleunigung des Vortrages erforderlich ge macht habe. Im allgemeinen hätten natürlich die Vorträge allgemeines Interesse erregt. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten — wir halten darüber bereits in der gestrigen Abend nummer berichtet — nahm die Veisammlung ein Referat des Geh. Obermedizinalrats Professor Dr. Löffler (Berlin) entgegen und zwar über Die Verbreitung der Maul» und Klauenseuche und ihre Bekämpfung. Der Redner legte seinen Ausführungen folgende Resolution zugrunde: Der Deutsche Landwirtschaftsrat empfiehlt die Bereitstellung reichlicher Mittel zur weiteren energischen wissenschaftlichen Erforschung der Maul- und Klauenseuche. Der Erfinder des Tryposaphron Eeh. Medizinal rat Professor Dr. Brieger (Breslau), per zu dieser Sitzung eingeladen worden war, erklärte darauf den Gedankengang, wie er mit seinem Mit arbeiter Krause zu seinem Heilmittel gekommen sei. Die Serumtherapie sei nicht bei allen Krankheiten zu empfehlen. Kürzlich habe Professor Ehrlich, der doch wirklich al» Autorität zu betrachten sei, auf einem Kongreß in Paris die Serumtherapte für bestimmte Fälle durchaus abgelehnt. Der Antrag wurde dann einstimmig angenommen. Im Anschluß hieran referiert« Schanz (Them- nitz) über »Deutschlands Vaumwollversorgung und kolonialer Baumwollbau". Die Baumwolle bildet heute die Grundlage unserer Kleidung, sie gehört wie das Getreide zu den elementaren Gebrauchsartikeln, und ihr Kon sum nimmt überall stättdig zu. Leider find wir im Bezug von Rohbaumwolle gänzlich auf den inter nationalen Handel angewiesen. Etwa drei Vier teile unseres Bedarfs werden allein van Nord» amerika geliefert, und die Union hat diese Mono polstellung in dem letzten IahrzHnt in wilder Speku lation ausgenutzt. Nichts kann die europäisch« In dustrie von dieser drückenden Abhängigkeit befreien, als der vergrößerte Anbau von Baumwolle außer halb der Bereinigten Staaten. An dazu geeigneten Ländereien ist kein Mangel, und besonders har man an Afrika gedacht. Das verdienstvolle kolonialwirt schaftliche Komitee hat in Togo und Ostafrika unter tatkräftiger Unterstützung seitens dec Regierung und zahlreicher Interessenten die Einführung des Baumwollbaums in di« Hand genommen und damit hoffnungsvoll« Resultate erzielt, die zu einem weite ren Vorgehen nach dieser R.chtung anspornen. Sind auch noch viele Schwierigkeiten zu überwinden, dis unsere Kolonien genügende Mengen von Baumwolle liefern können, jo versprechen doa) zielbewußte Kon sequenz und Ausdauer ein mit großzügigen Mitteln ausgestattetes Vorgehen mit der Zeit erfolgreiche Re sultate. Staatssekretär Dr. Solf führte aus, dem Deutschen Landwirtschastsrat sei der aufrichtige Dank der Kolonialoerwaltung zum Ausdruck zu dringen, daß er auf die Tagesordnung der gegenwärtigen Tagung zwei Paukte aus der landwirtschaftlichen Produktion unserer Kolonien gesetzt hat. „Ich kann hier schon sagen, daß in den nächsten Tagen dem Reichstag eine Denkschrift über d.e Entwick lung der Baumwollindustrie in den Kolo nien zugehen wird, und ich erlaube mir, den Deut schen Landwirtschastsrat einige Exemplare dieser Denkschrift zu übergeben. Ich kann auch an dieser Stelle dem Reichstag meinen Dank abstatten dafür, daß er ein weitgehendes Verständnis für die Baum wollindustrie in unseren Kolonien gehabt hat. Wir können aber heute 60 Millionen für den Ausbau un serer Baumwollindustrie nicht ausgeben, und können mit einer solchen Bitte nicht an Len Reichstag kom men. Es muß erst einmal festgestellt werden, welche Sorten von Baumwolle für unser« Kolonien am geeignetsten sind, und dann werden wir nicht ver fehlen. dem Reichstag eine dahingehende Litte zu unterbreiten. — Den Vortrag des näü-sten Refe renten habe ich noch nicht gehört, ich kann aber er klären, daß für die Schafzucht Deutsch-Süd westafrika sich besonders eignen wird. Südwestafrika ist die Kolonie, die für die ausbau fähigste gelten kann und vielleicht später «>n zwei- tes überseeisches Deutschland werden wird; die andern Kolonien will ich nicht ausschließen, ober es ist immer ein Experiment, in den tropischen Kolonien zur Besiedlung iiberrugehen. In Deutsch- Südwestafrika steht es besser. Während wir nun die Laumwollindustrie mit direkten Mitteln unterstützen, können wir der Schafzucht nur mit indirekten Mitteln zur Seite stehen. Dazu gehört in allererster Linie, daß wir Wasser für das Vieh beschaffen und versuchen, die Seuchen nach Möglichkeit zu bekämpfen. Nach einem Schlußwort des Roserenten Schanz (Chemnitz) wurde einstimmig beschlossen, dem Reichs kanzler zü empfehlen, alle geeignet erscheinenden Maß nahmen zur Förderung der Baumwollkultur zu er greifen. Insbesondere empfiehlt der Deutsche Land wirtschaftsrat, die in den Etat des Reichsiolonial- amts für 1914 erstmalig eingestellten 150 000 -R für die Förderung der Baumwollkultur in den deutschen Schutzgebieten im Etat für 1915 auf 200 000 und für die weiteren Jahre auf die gleiche Summe zu erhöhen. Zu dem Thema Schafzucht und Schafwolle-Produktton in Deutsch, Südwestafrika referierte Dr. Dehnsen (Dresden), Geschäftsführer des Vereins deutscher Wollkämmer und Kammgarn spinner sowie der Schälerei Nomtsas. Nach seinen Darlegungen wurde beschlossen: „Der Landwirt schastsrat empfiehlt dem Herrn Reichskanzler die Förderung der Wollschafzucht in Len deutschen Kolonien und die Bereitstellung erhöhter Mittel dazu". — Dann beschäftigte sich der Landwirtschafts rat mit d«r Arbeitslosenversicherung. Landrat Kammerherr Freih. vonLedebur wandte sich mit großer Entschiedenheit gegen die Arbeits losenversicherung. da die Arbeitslosigkeit in der Hauptsache durch Streiks verschuldet werde und eigentlich nur eine städische Frage sei. Die Arbeits losenversicherung würde die Landflucht nur fördern. Es wuroe beschlossen: Die Arbeitslosenversicherung ist vom Stand punkt der Landwirt chaft abzulehnen. Darauf wurden die Verhandlungen aufDonnerstag vertagt. Städtische LebensrrrkttelvorrSte im Kriegsfälle. Don Martin Schneider-Leipzig. In Nr. 70 des „Leipziger Tageblattes" vom 8. Fe bruar wurde in einem Aufsatz der Redaktion „Die Dolksernährung im Kriegsfälle" auch mein Vorschlag erwähnt, städtische Lebens mitteldepots zu errichten, in denen Vorräte der notwendigsten Nahrungsmittel aufzuspeichern wären, um bei Versagen des Gütertransports der Eisenbahnen im Kriegsfälle der großstädtischen Be völkerung Nahrungsmittel zur Verfügung stellen zu können. Dieser Vorschlag ist nicht neu. Er ist s. Zt. bei den Verhandlungen über die Einfuhr von Ge frierfleisch auch im Reichstag empfohlen worden. Es wird bekannt sein, daß die Verband« der deutschen Fleischer und auch die Landwirtschaft sich entschieden gegen eine solche Einlagerung von Fleischvorräten er klärt haben. Dor einiger Zeit wurde ferner berichtet, daß di« Seinepräfektur und das Generalkommando von Pari» 6 Millionen Franken bewilligen wollen, um Brotlager in Paris einzurichten, da nach der Erklärung des Seinepräfekten Patts im Fall« einer Mobilmachung binnen 3 Tagen ohne Brot sein würde. Rußland ist mit Hilfe der Semstwo» schon seit längerem an die Errichtung von Getrride- und Mehllagerhäusern in den Hungerprovinzen ge 1914. gangen, allerdings nicht mit Rücksicht auf eine« Krieg, sondern nur, um den periodisch wiederkehren» den Hungersnöten vorzubeugen. Nun ist all diesen Vorschlägen gegenüber hinzuweisen auf die großen, heute vielleicht unüberwindlichen Schwierigkeiten der Geldbeschaffung für die außerordentlich großen Lcbensmittelvorräte, die zu solchen Lagern benötigt würden. Dies ist auch die Ansicht des Verfassers von „Volksernährung im Kriegsfälle". Es wäre wohl unklug, eine solche Maßnahme, die überall als nötig und nützlich bezeichnet wird, zunächst als eine Frage der Beschaffung von Millionen zu erörtern, weil sie schon dadurch in einer der vielen Kommissionen be graben würde, die ja heute zu einer standesg«mäßen Beerdigung neuer und nützlicher Vorschläge gehören. Außerdem wage ich zu bezweifeln, daß es viele deutsche Großstädte gibt, in denen die vorhandene Mehrheit der Stadtverordneten Millionen für Lebensmittelvorräte bewilligt«, da sie dem Verdachte ausgesetzt wäre, daß sie gegebenenfalls damit einen Preisdruck ausüben könnte. Dor einer Verschiebung der ganzen Frage auf das Gebiet der Geldbeschaffung muß daher gewarnt werden. Aber es handelt sich zunächst auch gar nicht um den Ankauf, um die Einlagerung von Vorräten durch die Städte, sondern nur um die Beschaffung heute nicht vorhandener Möglichkeiten, den Eroß- und Kleinhandel im Lebensmittelgewerbe an das Einlagern von Vorräten zu gewöhnen. Zur Festlegung solcher Vorräte wird sich der Handel erst dann entschließen, wenn ihm vorzüglich eingerichtete, mit den unbedingt nötigen Kühlvorrichtungen ver sehene Räume so billig zur Verfügung gestellt werden, daß Zinsverluste für das festgelegte Kapital durch die günstige Einlagerung zu niedrigen Mieten mindestens ausgewogen werden. In einer Stadt wie Leipzig verfügen wir nur über die städtischen Lagerhäuser, die der Eisenbahn- und Zollabfertigung dienen, die Kühlräume der Markthalle, die Lager schuppen der Staatsbahnverwaltung und die Zoll schuppen, außerdem über einzelne kleine private Lager häuser und ganz wenig Kühlhäuser, die die Fabriken, die künstliches Gis Herstellen, errichtet haben. Ad und zu haben auch «in« Brauerei, eine Buttergroß handlung, Fabriken oder Spediteure Lagerräume fr«. Das alles aber ist mit ziemlichen UmständlichLeite« im Etnlagern. langfristigen Verträgen und gar nicht geringen Kosten verbunden. Sodann glaub« ich, auch ohne Geschäftsgeheimnisse zu verraten, daß wenig stens die Kühlhäuser Leipzigs in privatem Besitz für lange Zeit hinaus genügend vermietet sind. Was wir also brauchen, sind große städtische Kühlhäuser, d-ie allerdings nicht an einer Stell« zu erbauen sind, sondern der räumlich breiten Verteilung der Groß stadt entsprechend in den einzelnen Stadtbezirken. Kann die Stadt, wie ich betone, unter vollständi- gem Verzicht auf lleberschuß, solche Lager häuser erbauen und sie genau wie die privaten mit 1'LN nötigen Einrichtungen für Lagerung und für verschiedene Temperaturen in den einzelnen Räumen versehen, dann wird der Großhandel und, wenn die Räume bequem liegen, auch der Kleinhandel zur Einlagerung von Vorräten übergehen. Daß dies geschieht, beweist die statte Benutzung dir Kühlhäuser durch unsere Leipziger Fleischer.. Natürlich sehen im allgemeinen die Städte derartige Betriebe als Ucberschußunternehmen an. Ich brauche aber nur zu erwähnen, in welche schwer zu lösende Abhängig keit die lleberschußwirtschaft unserer Staatsbahnen uns gebracht hat, um zu beweisen, daß solche Ein richtungen durch die Stadt, nachdem wir mit dem Ueberschußsystem 30jährige und nicht gute Erfahrun gen gemacht haben, nur rein zur Deckung der Selbstkosten erbaut werden können. Allen Ein wänden, die Stadt arbeite zu bureaukratisch, der Be trieb würde nicht beliebt sein, es würden sich auch keine Interessenten dafür finden, begegne ich mit dem Hinweis, daß eine vollständig ähnliche Einrich tung, die beiden städtischen Meßkaufhäuser, für Jahre hinaus, mehrfach überzeichnet, vermietet ist. Die Stadt gilt auf der Leipziger Engrosmesse noch heute als der beste und biIligste Mietsherr. Di« Vermietung von Kojen für die Messen verlangt aber bedeutend mehr Eingehen auf die Anforderun gen der einzelnen Mieter als die Erbauung und Vermietung städtischer Lagerhäuser mit Kühl einrichtungen für den Lcb«nsmittelvettehr. Die Stadt kann aber weiter noch einen bedeuten den Anreiz zur Einlagerung von Vorräten in diesen Lagerhäusern geben, wenn sie einen Teil unseres Sparkassenkapitals zur Lombardierung der ein gelagerten Ware zur Verfügung stellt und auch hier beim Lombardzinsfuß nicht, wie es die Reichsbank tut und tun muß, auf Ueberschüsse rechnet. Ist so die Möglichkeit geschaffen in jedem Stadtbezirk be quem zu einem Lagerhaus kommen zu können und für die angelegten Waren Vorschüsse zu erhalten, dann ist es bei dem immer stärker werdenden Schwanken der Lebcnsmittelpreise im Großhandel im Laufe des Jahres für fast all« Warengruppen: Eier, Butter, Konserven, Gemüse, Obst, Fische, Räucherwaren, Fleisch, Wurstwaren nicht nur ratsam, sondern wahrscheinlich auch baren Gewinn bringend in billigen Zeiten, den Bedarf für läng«! hinaus einzudecken und zur Lagerung und Lom bardierung zu schreiten. Für den Fall der Mobil machung rüstet sich die Stadt nun dadurch, daß sie in die Mictskontrakte etwa die Klausel aufntmntt: „Die eingelagerten Waren müssen auf Verlangen der Stadtverwaltung gegen Zahlung eine» Durch, schnittspreises der Stadt sofort überlassen werden." Der Durchschnittspreis läßt sich bequem im voraus von Jahr zu Jahr festsetzen. Wird da» vovgeschla, gene System durcbgcführt, dann hat die Stadt im Ernstfälle sofort über das ganze Stadtinnere ver teilt in den Lagerräumen verfügbare Vorräte, dt« si« j« nach der Gestaltung unserer finanziellen Mo bilmachung in bar oder in Anweisungen auf die Stadtkassc bezahlen könnte. Nur muß sich die Stadt neben den Vorräten eine sofort verfügbare Organi»
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