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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140219027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914021902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914021902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-19
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Sette 2. Nr. 9l. «veno-nusgave. Leipziger LagedlaQ. die VevroaltANg de» Innern übernehmen soll«. Das Zentrum brachte durch den Abg. Dtdiot die Forde» rung organischer Volksschulgesetze ein; wiederum wandte es sich im weiteren Verlauf« gegen die Simul tanschule und den deutschen Lehreroeretn. Fuchs (Sog.) interpretiert« den Zentrumsantrag dahin, daß er aus ein« weitere Konfessionalifierung der Schul« hinauslaufe. Staatssekretär Gras o. Roedern er klärte, das; er nach der Neuregelung das Ressort des Innern zivar übernommen habe, doch obligatorisch könne das nicht sein; das würde dem Gesetz von 1879 zuwiderlaufen. Bezüglich der Forderung des Zen trums erklärt« er, er müsse zunächst die Schuiverhält- nisse >m Lande eingehend kennen lernen, sei jedoch der Ansicht, daß die Schul« vom Vertrauen der Eltern ge tragen sein müsse. (Lautes Braool im Zentrum.) Der Staatssekretär betont« bezüglich des Beamtenwus- tausches mit anderen Bundesstaaten, daß kein anderer Staat ein« so große Liberalität auf diesem Gebiete be wiesen habe, wie Preußen. Der Abg. Schilling» Mülhausen (Sog.) erhob im Mülhausener Dialekt Protest gegen die befohlene Teilnahme der Mül hausener Schuljugend gelegentlich der Iahrlmndert- seier in Mülhausen, während der Abg. Trumm ebenfalls im Mülhausener Dialekt die unkündbare Anstellung der Schutzleute und eine würdigere Be handlung dieser Beamten verlangte. — Staatssekretär Graf v. Noedern erwiderte humoristisch, daß er den Ausführuitgen der Abgeordneten im Dialekt wohl fol gen konnte. Er sagte dem Abg. Trumm Prüfung der angeregten MMünde zu. Im weiteren Verlause nahm der Staatssekretär Bezug auf das bekannte Ge such des Buchdruckers Kempf von Grafenstaden, das vom llnterstaatssekretär Mandel befürwortet ist. Er erklärte, daß die Presse hiervon Kenntnis bekom men habe, sec auf ein« grob« Indiskretion zurückzu führen. Das Motiv, das Unterstaatssekrctär Mandel bewogen habe, den Mann zu unterstützen, könne er nicht untersuchen, sei aber der Ueberzeugung, daß er es getan hab«, um der dringenden Not zu steuern. Der Abg. Brom schnitt verschiedene Militärfragen an und erhob die Vorwürfe wieder, dasi das Militär Verkehrshindernisse provoziere. Staatssekretär von Roedern erklärte, di« Bantwortung der Fragen im einzelnen habe beim Militäretat im Reichstage zu ge schehen. Schutz -er Jugen- vor Schmutz irr Wort und Sil-. Der Entwurf eines Gesetzes gegen die Ge fährdung der Jugend durch Zurschaustellung von Schriften, Abbildungen und Darstellungen der dein Neiclsstage am Mittwoch zuaegangcn ist, bestimmt, daß die Gewerbeordnung fol genden F 43 n erhält: Schriften, Abbildungen oder Darstellun gen dürfen in Schaufenstern, in Auslagen innerhalb der Verkaufsräume oder an öffent- liclsen Orten nicht derart zur Schau ge stellt werden, dass die Zurselsaustellung ge eignet ist, Aergcrnis wegen sitt licher Gefährdung der Jugend zu geben. In 149 a wird bestimmt, daß mit Haft oder Geldstrafe bis zu 300 Mark Zu widerhandlungen gegen diese Bestiminungen be straft werden. Der vorliegende Entwurf null der weiteren Verbreitung der die Jugend sittlich ge fährdenden Schriften, Abbildungen und Dar stellungen insoweit entgegentreten, als dies unter Wahrung der Freiheit der Presse, der Jurist und Wisseusclprft, sowie der Freiheit jedes erwachsenen Menschen, sich seinen Lesestoff nach Belieben auszuwühlen im Nahmen der Ge werbeordnung möglich ersMint. Die Frage, ob und wie die sog. Schundliteratur und sonstige anstößige Darbietungen strafrechtlich betämpst werden können, scheidet hier aus. Die schwere sittliche Gefährdung der Jugend durch litera rischen und bildnerischen Schund hat nach dem ersten massenhaften Auftreten im Jahre 1903 die allgemeine Aujmcrksamteit auf sich gelenkt. Von den verschiedensten Seiten ist diesen Bestre bungen, wie die Begründung hervorhebt, ent- aegengetreten worden. Der solide Buchhandel bat i_-t.de geschäftliche Gemeinschaft mit den Er zeugern der Schundliteratur ausgeschlossen. Die Erfahrung hat aber gezeigt, daß diese Mäß- nahmeu allein nicht genügen, daß es, um nach- I>altige Wirkung zu erzielen, der Erweiterung staatlicher Machtmittel auf dem Gebiete der Ge setzgebung bedarf. In der Oeffentlichkeit und in den Parlamenten ist zu wiederholten Malen ein aesetzgeberiscl-eS Vorgehen gewünscht worden. Nachdem die Kolportage und der Straßeuhandel keine Möglichkeit mehr hatten, die SchundlUe- ratur zu verbreiten, war es notwendig, auch für den Buchhandel einschränkend« Bestiinmun- >;en zu erlassen. Die Bertriebsstätten jugend gefährdender Darbietungen find nach den an gestellten Erhebungen hauptsächlich Antiqua riate, Papiergeschäfte, Zigarrenläden und Fri seurgeschäfte. Um die Schundliteratur wirksam zu bekämpfen, muß deshalb dahin gestrebt wer den, daß diese Gesäftifte derartige Erzeugnisse nicht mehr auslcgen dürfen. Es soll nicht beab sichtigt sein, Handel und Gewerbe durch ein Ver bot einzuengen, das auch anständige Buch- und Kunsthandlungen fortdauernd in die Gefahr der ungewollten Gesetzesverletzung hätte bringen kön nen. Es muß bei der Beschränkung des Ver bots aber verlangt werden, daß der Ausstel lende Vorkehrungen trifft, sittlich Aergernis er regende Darbietungen von Auslagen an der Straße oder im Innern der Geschäftsräume sern- zuhaltcn. Die natürliche Folge der Unterdrückung der Reklame wird eine Verminderung der Kauf und Scl-aulust der Jugend und damrt ein Rück gang in der Herstellung und im Vertrieb der Schundliteratur werden, so daß angenommen werden kann, daß das Verbot im Verein mit strenger Ueberwachung des Hausierhandels der Ortskolportage und des Straßcnhandels zu dein gewollten Ziele, dem Schlitze der Jugend, vor sittlicher Gefährdung durch Schriften, Abbil dungen oder Darstellungen, führt. Unter das Verbot fallen Ansichtspostkarten, Lichtbilder, Schallplatten mit Text, die Neclamebilder der Ksiuos, die Projettionsbilder an der Straße, die öffentlich ausgestellten Mutoskope, d^e Ausstel lung von Bildern und Figuren in Schaubuden auf Vvlksbelustigungsplätzeu, unter der Voraus setzung, daß diese Zurscl-austellung derart er folgt, daß sie geeignet ist, Aergernis gegen sitt- lictjc Gefährdung der Jugend zu geben. Heer un- Zlotte. Der 25. Zeppelin. Der „Luftschiffbau Zeppelin" in Friedrichshafen kann «in denkwürdiges Jubiläum bvgehen, denn er hat soeben das 25. Luftschiff des starren Systems Zeppelin in Angriff genommen. Das 24. Luftschiff, dessen Bau vor einigen Wochen begonnen würbe, wird in kurzer Zeit hergastellt jein, und ebenso wie bas 23 Luftschiff, das in bissen Tagen seinen ersten Flug über Berlin mit dem Grafen Zeppelin machte, dem Heer« dienen. Der 25. Zeppelin stellt naturgemäß eine Zusammenfassung aller der Neuerungen und Ver besserungen dar, di« in einer langen Reihe von Er fahrungen aus glücklichen und unglücklichen Fahrten sich als notwendig ergeben haben. Eine Darstellung dieses neuesten „Jubiläums-Zeppelin" wird darum gleichsam eine Uebersicht über die gesamten bedeut samen Fortschritte dieses besten Luftschiffsystems der W«lt ergeben. Zur Erreichung einer größeren Ge schwindigkeit und Widerstandsfähigkeit den Gewalten des Sturmes gegenüber ist di« Kraft der Motor« von 82 U. 8. des ersten Lustschife» auf ungefähr 700 k. 8. bei drm neuen Luftschiff gesteigert worden. Der Motor selbst hat eine bedeutende Verbesserung in sich erfah ren, so daß außer der größeren Anzahl von Motoren und Pferdekräften auch die Qualität der Werkzeuge bedeutend gestiegen ist. Auch di« äußere Form des jüngsten Zcppel-ntyps zeigt mannigfache Verbesserun gen. Die den Zeppelinen ursprünglich charakteristisch« Spitzenjormung hat, wie der Neubau beweist, ein« wesentliche Abwandlung erfahren, di« auf die eigent lich ungünstigen aerodynamischen Eigenschaften der ursprünglick-en Spitzenformung zurücktzuführen ist. Bei dein letzten Zeppelinbuu springt vor allem die viel schlankere Form in di« Augen, wie man sie in dieser Art bisher bet den Zeppelintypen nicht gewohnt war. Di« vordere Spitze unterscheidet sich deutlich von der Hinterspitzc, die viel länger ausgezogen ist. Man er reicht dadurch den Vorteil, die Bildung von Saug säcken an gewissen Stellen der Spitze zu vermeiden. Auch eine weiter« Verstärkung der Steuer wird bei dem 25. Zeppelin sehr erheblich ins Gewicht fallen, bildet er doch geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie das schwierige Problem der Steuerung vom ersten bis zum letzten Bau im Sinne einer stetigen Verbesserung sich gewandelt hat, nicht von allem Anfang an war man zu der jetzt bewährten Lösung gekommen, nach der sämtliche Steuer unterhalb der wag«rechten Aus gleichs lach« im Luftstvom der Hinteren Luftschrauben angebracht sind. Ferner wird die Vergrößerung der Stabilisierungsflächen dem jüngsten Bau d«r Zeppe- llngesellschLft Vorteile bringen, die sein« Vorgänger nicht in gleichem Maße besaßen. Voraussichtlich wer den auch di« artilleristischen Zweck« in vollem Maße bei dem Neubau Berücksichtigung finden. Die große Tragkraft des letzten Luftschiffes sichert die Möglich keit stundenlanger Höhenfahrten. Man darf also dem Iubiläumskind der Zeppelingejellschaft mit berechtig ten Erwartungen entgegensehen. Die „^»Strahlen* und die Stellung der französischen Heeresverwaltung. Welche Bedeutung man in den Kreisen der fran zösischen Heeresverwaltung den geheimnisvollen „b-strahlen" für einen eventuellen Krieg und für die Landesverteidigung überhaupt beimißt, geht am besten aus der Tatsache hervor, daß im iranzöstschen Kricgsministerium ganz ernsthaft Las Projekt einer Konferenz von militärischen sachverständigen er wogen wird, die sich über den Wert und die Aus nutzung der „l'-strahlen" eingehend äußern soll. Anlaß zu dieser Idee haben wahrscheinlich die Mel dungen geboten, die von großen italienischen Er folgen mit den „b-Strcchlen" zu berichten wußten. Man wird es versi«hen können, daß die Franzosen sich sehnsüchtig an die Hoffnungen auf diese geheim nisvolle Erfindung klammern, wären sie Loch damit in vielen Punkten den bitteren Sorgen um die beste Lösung der Puloerfrage enthoben. Denn das Sündenkonto des französischen Ü-Pulvers hat schon längst sein gerüttelt Maß erreicht, und auch den ahnungslosesten Gemütern dämmerte allmählich in folge der furchtbaren Kriegsschiffkatastrophcn, die samt und sonders dem Ü-Pulocr zugeschrieben wurden, die Erkenntnis herauf, daß es so nicht roeitergcchen könne, wenn man nicht schwere Verant wortung aus sich laden wollte. Es begann daher für unsere westlichen Nachbarn eine Zeit eifrigsten Suchens und Experimentierens mit allen möglichen Puloerarten, die dem Heer und der Marine der Republik endlich das geben sollten, was sie am nötigsten brauchten, nämlich ein allen Anforderungen entsprechendes Pulver. Wenn man aber die^ skep tischen Stimmen der auf dem Gebiete des Schieß- und Sprengstoffwesens sachverständigen Franzosen liest, so scheint es mit dem Erfolg des heißen Be mühens nicht sonderlich bestellt zu sein. Wenn es ihnen nicht noch in letzter Stunde gelingt, das sehn süchtig gesuchte neue Pulver zu finden, so werden in der Tat die Franzosen ihre gan.ze Hoffnung auf die geheimnisvollen „b'-Strahlen setzen müssen. Wir in Deutschland haben jeden'alls keinerlei Ursache, uns über di« Pulversuch« unserer Nachbarn sonderlich aufzuregen, denn selbst wenn ein Mann wie Daniel Berthelot, dem man unbedingte Autorität auf dem Gebiete der Puloertechnik zusprechen muß, unum wunden erklärt, daß keines der jüngeren fran zösischen Schießpulver, die als Ersatz für das V-Pulver in Aussicht genommen sind, eine Zukunft habe, so muß das für uns ungemein beruhigend wirken. Deutsches Reich. * Eine schwarz-weiß-rote Woche! Das in Zwickau erscheinende „Archiv für Soziale Arbeit und prak tische Vereinsbetätigung" enthält folgende Aufforde rung an die nationalen Arbeiter-Verbände. „Be kanntlich plant die Sozialdemotratie in der Zeit vom 8. bis 15. März die Veranstaltung einer roten Woche, um den Rückgang ihrer politischen und gewerkschast» lichen Organisationen aufzuhalten und um dem Abonnentenschwund ihrer Presse Einhalt zu tun. Ohne Zweifel werden sich im ganzen Deutschen Reiche tausende Helfer bereit finden, die der Sozialdemo kratie noch fernstehenden Arbeiter mit den bekannten unfairen Mitteln zu zwingen, dieser oder jener roten Organisation beizutreten. Da heißt es für die nationale Arbeiterschaft auf dem Po st en sein. Wir alle wissen, daß der größte Teil der Unorganisierten mehr oder weniger zu uns hält. Wohlan, sorgen wir dafür, diesen Teil unserer Kollegenschaft völlig für uns zu gewinnen. Der roten Fahne stellen wir die schwarz-weiß-rote gegenüber und unter diesem Banner sollten wir in derselben Zeit vom 8. bis 15. März eine umfassende Agitation für unsere nationalen Organisationen veranstalten. Jeder werbe in diesen Tagen nur ein Mit glied, und unsere Zahl ist verdoppelt. Hebt die Verbandszeitjchriften auf und verteilt sie in der Zeit vom 8 bis 15. März an Unorganisierte, verteilt Flugschriften in Massen und laßt Euch von den Genossen nirgends einschüchtern. Die Gerechtig keit unserer Sache gewährleistet uns den Sieg. Wohlan, der rote Ansturm soll uns gerüstet und schlagfertig finden!" Vonnerstss, 19. Februar 1914. * Militärisch« Beförderungen. Das ..Militär» Wochenblatt" meldet: o. Francois, Generalleutnant, beauftragt mit Führung des l. Armeekorps, o. Plüskow, Generalleutnant, mit Führung des Xl. Armeekorps beauftragt, zu kommandierenden Generalen der betreffenden Armeekorps ernannt. Zu Generalleutnants wurden befördert: die General majore v. Gontard, v. Chelius, diensttuende Generale L la suit« des Kaisers, Franke, beauftrapt mit der Wahrnehmung der Geschälte eines Feldzc. gmeisters. unter Ernennung zum Feldzeugmeister, und v. Bonin, Kommandant von Berlin. * Die neue Lanvesregierung in Straßburg hat am 14. Februar die unterstellten Kreisdirektionen angewiesen, die Polizeibehörden zum schärferen Vorgehen anzuhalten wider den noch immer schwunghaften Handel mit Ansichtskarten deleioigenoen uno schmähenden Inhalts gegen Mili tär und Regierung im Reichsland. Die Direktionen der höheren und mittleren Lehranstalten sind durch Rundschreiben au'gesordert, gegen das fernere Tragen der französischen Kokarde und nachgeahmter franzö sischer Erinneruncsmedaillon seitens der Schüler höherer und mittlerer Lehranstalten unnachsichtig ecnzuschreften. * Der Rückgang der bayrischen Staatseinnahmen hat, wie uns drahtlich gemeldet wird, auch im Ja nuar angehalten und soll, gutem Vernehmen zufolge, rund 8 Proz. gegenüber dem Voranschlag betragen. * Zur Neuregelung der Sonntagsruhe hat die Gesellschaft für Soziale Reform der Reichstagskom- misfion eine Einnabe überreicht, hinter der die 42 der Gesellschaft angeschlossenen Angestelltenverbände mit nicht weniger als 700 000 Mitgliedern stehen. Die Eingabe fordert grundiützlich die volle Sonn tagsruhe im ganzen Hande.szewerbe. In den Kon toren soll keine Ausnahme statifinden, in offenen Verkaufsstellen soll nur, soweit es sich um sogenannte Bedürfnisgewerbe handelt, e ne Verkaufszeit von Hörstens 2 ungeteilten Vo-mittagsslunden vor dem Hauplgottesdienste zulässig jein. A-s Ausnahmetage lollen nur die beiden Sonntage vor Weihnachten gelten, an denen längstens 5 Stunden gearbeitet weroen darf. In das Gesetz sollen neben den Versiche- rungsge chäften.Konjumveceinenrc auch die Gastwirt schaften,Theater u. dergl. derart einbezogen werden, daß ihren kaufmännischen Angestellten für jeden Dienst sonntag ein freier Tag in der Woche gewährt wer den muß; gleiches soll für Apotheken in Orten mit nur einer Apotheke gelten, an anderen Orten sollen die Apotheken wechselweise am Sonntag schließen, auch soll bas Feilhalten von Waren in Gastwirt schaften während der Sonntagsruhezeiten unter» bteiben. Die Bestimmungen über die Sonntagsruhe sollen sichtbar im Betriebe ausgehängt werden. Die Eingabe, die der frühere Handelsminister, Frhr. v. Berlepsch, der 1800 das erste deutsche Sonntaas- ruhegesetz schuf, als Vorsitzender der Gesellschaft für Soziale Reform unterzeichnet hat, schließt mit dem Wunsche, daß auch für die technischen und die Bureau- Angesiellten die Sonntagsruhe in dem angegebenen Sinne geregelt werden möge. * Vereinfachungen im kaufmännischen Zahlungs verkehr. Aus Kreisen führender Mitglieder des Ge werbestandes sind dem Hansabund Anregungen zu gegangen betr. die Vereinfachung des kaufmännischen Zahlungsverkehrs. In Vorschlag wurde gebracht, bei Üeberweisungen durch Schecks, Postschecks und Post anweisungen die bisher übliche Bestätigung seitens der Empfänger in Zukunft allgemein zu unterlassen oder wenigstens einzuschränken. Es wurde ausgeführt, daß für die Aasender die Post quittungen oder die Benachrichtigungen von feiten der Bank genügende Ausweise wären, es könne dem nach auf besondere Bestätigung verzichtet und damit viele Arbeit und Porto erspart werden. Eine bei den Zweigstellen des Hansabundes vorgenommene Rundfrage hat jedoch zu der überwiegenden Meinungsäußerung geführt, daß eine Empfangs bestätigung von Üeberweisungen aus den ver schiedensten kaufmännischen Gründen nicht entbehrt werden könne: so seien di« Bestätigungen zur Kon trolle erforderlich, ferner weil durch diese eventuelle Verzögerungen aufgedeckt werden können. Die Be stätigung des richtigen Einganges des Geldes sei u. a. bei der Bezahlung von Hypothekenzinsen wichtig, und die Empfangsbestätigungen dienten auch vielfach dem Zwecke, die Eeschäftsbe,Ziehungen weiter zu pflegen. Auch in den Kreisen des Bank gewerbes besteht die Meinung, daß eine Bestätigung des Geldempfanges bei Üeberweisungen erforderlich sei Deshalb seien gerade kaufmännische Kreise im Einvernehmen mit der Reichsbank in eine Aktion getreten, um für gewisse Üeberweisungen eine Art von B e st ä t i g u n g s p s l i ch t auf dem Wege frei williger Einigung herbeizufiihren. Bei dieser Sach lage hält es der Hansabund für nicht zweckmäßig, der oorgeschlagenen Neuerung näherzutreten und empfiehlt das alte, bisher bewährte Verfahren der Bestätigung bei Üeberweisungen durch Schecks, Post schecks und Postanweisungen. Vas neue vlück. 9j Roman von Erik Li«. Autorisierte Uebersetzung von Mathilde Mann. cNdchvrulk verboten.) Inger und Bolotte hielten sich an den Port wein, und Bolctte benutzte jede Gelegenheit, um ihr Glas heimlich zu füllen. „Ja, also dein Meid," sagte die Schwieger mutter. „Eü ist wohl dies hier!" Sie nahm die Seide in die Hand und befühlte sie. „Das kann noch sehr fein werden," sagte Fräulein Bjälle. „Ich habe gerade bei Konsuls auch so eins zurecht gemacht, und das ist wirk lich noch sehr hübsch geworden." „Auch dieselbe Farbe?" fragte Ernestine. „Nein, das Kleid der Frau Konsul war gelb." „Ja, denn sonst —. Um keinen Preis möchte ich ebenso gekleidet gehen wie Frau Svane!" Ernestine knisf die Augen zusammen, als schmerzten sie rhr. „Du siehst elend aus, Ernestine," sagte die alte Frau Vcibom. „Ach, nur ein wenig Kopfschmerz. Das gibt sich wohl." Frau Veibom sah aus, als wolle sie etwas sagen — es war, als kämpfe etwas in ihr —, aber sic gab cs auf. Es war vielleicht nicht richtig, Dinge zu berühren, die nur aufregcn konnten. Und Ernestine verstand die Stille nur zu gut, die sich in der letzten Zeit immer so Pein- lich in die Unterhaltungen einschlich, wenn die Gedanken zu Gustav und seinem Verhältnis zu „ihr" hinüberglitren. „Ja, du mußt mit auf das Fest kommen, Ernestine!" rief Inner aus. „Du darfst uns nicht krank werden. Die ganze Stadt hat unter zeichnet. Es stand heute in der Zeitung, es wären nur wenige Billette da." „Die kaufen Fräulein Bjälle und ich," lachte Palette bitter. Sie war puterrot im Gesicht. „Ja, Bolette, komm doch mit!" schlug Inger warm vor. „Du nimmst so selten teil an irgendetwas. Ich will schon für dich unter schreiben." „Ach du, es war ja nur ein Scherz von mir," erwiderte Bolette ausweichend und griff nach dem Glas. Dann sank sie wieder in sich selbst zurück wie ein Federkissen. Ihr Aussehen hatte sie schon von Jugend an menschenscheu gemacht und hatte im Laufe der Jahre den Grund zu ihrem Hang zu star ken Getränken gelegt. „Wen wir wohl zu Tisch kriegen," fuhr Inger fort. „Ich wollte, ich bekäme einen recht amüsanten Tischherrn." „Ich möchte am liebsten Gustav haben," sagte Ernestine. „Wenn er guter Laune ist, gibt cs keinen, der netter ist." „Gustav, ja!" erwiderte Inger. „Karsten ist so ganz anders. Mehr schmeltcrlingsartig. Er würde ganz vergessen, daß ich seine Tisch dame bin." „Du solltest dich schämen, Inger!" rief die Schwiegermutter aus. „Karsten ist wirklich so gut und rücksichtsvoll, wie man es sich nur wünschen kann. Die Ehe ist doch auch kein Ge fängnis." Inger erwiderte nichts — sah nur ver sonnen zum Fenster hinaus. „Ich meine nur, daß Gustavs Natur schwer fälliger und ernsthafter ist," sagte sic nach einer Weile. „Im übrigen ist Karsten ganz darauf erpicht, daß ich mit zu dem Fest soll. Denk nur, er hat mir Geld zu einem neuen Kleid gegeben, obwohl ich eins habe, das ich ausge zeichnet anziehen könnte. Aber ich vergesse ja ganz, daß ich ihn in der Stadt treffen soll." Sic erhob sich. „Ja, d» kommst also auf das Fest — ganz sicher!" nickte sie in der Tür Ernestine zu. Karsten und Inger gingen durch den Sc^oß- park nach Hause, wo das Schneewasser in blin kenden kleinen Bächen herabrieselte. Sie waren lange schweigend gegangen. „Du, Karsten," sagte Inger. „Weißt du, was ich glaube?" „Nun?" „Ich glaube, daß wir, die wir keine Kin der haben, in unseren Herzen tvelken." „Zum Teufel auch, was für ein Unsinn ist das, Inger. So was ist das Schlimmste, was ich kenne. Welke Herzen, welke Blumen, welke Blätter," höhnte er. „Das klingt wie der Titel einer modernen Gedichtsammlung." „Es ist nicht nur Unsinn, Karsten. Alle Menschen haben Liebe nötig. Ich meine nicht so körperlich. Ich meine, feder Mensch muß jemanden haben, den er lieb hat. Das ist wirk lich ein Bedürfnis." Inger war ganz rot und warm geworden. „Man mutz wissen, daß da einer ist, der mehr als andere an einen denkt, einer, für den man unentbehrlich ist. Wenn zwei Eheleute so lange verheiratet gewesen sind, daß sie nicht mehr so schrecklich verliebt mit einander sind, dann geschieht es leicht, daß sie jeder nach seiner Seite hin ausgleiten — wenn sie keine Kinder haben. Das ist cs, was ich damit meine, daß die Herzen welken. Hat man ein kleines Kind, so welkt das Herz nimmer." Karsten schlug mit dem Stock in den Schnceschlamm und pfiff die Melodie „Janette in dem grünen Wald." „Puh, das war eine lange Vorlesung. Aber tvarum bist du eigentlich heute so feierlich?" Er richtete sich plötzlich stramm auf und grüßte sehr zuvorkommend eine sehr elegante Dame, die ivie ein Schwan auf sie zugesegelt kam. „War daS nicht Fräulein Moritz?" flüsterte Inger, indem sie sich halb umwandte, um ihr nachzuschcn. „Die, die —" Karsten nickte. „Ich habe sie zusammen mit Gustav vor einiger Zeit getroffen. Wir wurden uns einig, daß wir vier auf dem Fest zu- sammensltzen wollten. Du sollst Gustav haben, und ich sollte Fräulein Moritz zu Tisch führen." „So," sagte Inger. „Alfy darüber seid ihr euch einig geworden." Sie gingen eine Weile schweigend weiter. „Ich weiß übrigens wirklich nicht, ob ich Lust habe. Elefant zu spielen," sagte sie endlich. „Das ist nicht redlich gegen Ernestine gehandelt." „Na, fängst du nun auch an. Es ist keine Rede davon, daß die Sache geändert wird. Wir haben es nun einmal so verabredet. Keiner von uns braucht Elefant zu spielen. Jeder kann vor seiner eigenen Tür fegen. Sorge du bloß dafür, daß du ein anständiges Kleid anhast, Inger!" Sein Stock schwirrte zwischen seinen Fin gern herum wie ein Rad in der Luft. 5. Ein Meer von Stimmen brauste durch den großen, elektrisch erleuchteten Festsaal mit den drei langen, mit Silber und Blumen über ladenen Tischen, wo die Hunderte von Gästen — Damen und Herren — dicht nebeneinander bis an die Ehrentafel hinaus saßen, wo der Ehrengast seinen Platz hatte, umgeben von sei nen nächsten Angehörigen und einer Reihe ge beugter, bebrillter Autoritäten. Gläser und Teller klirrten; Worte und Un terhaltungen, Ausrufe und Gelächter kreuzten einander und spülten gleich einem Unwetter durch das wundervolle Lokal, während die Ge sichter unter dem Lichtschwalle der großen elek trischen Kronen rötlich schimmerten. Man war beim Dessert. Gustav führte Inger zu Tisch, und ihnen gegenüber saßen Fräulein Moritz und Karsten. Hieben Inger saßen Konsul Svane und Er nestine. Inger fühlte sich sehr vernachlässigt, denn Gustav war ganz von Fräulein Moritz in An spruch genommen, der gleichzeitig Karsten den pof machte. Wie gewöhnlich saß sie mit ihren blauen Rehaugcn da und sah träumend vor sich hin, während sic an einem Fliederzweig roch, den sic aus einer Vase auf dem Tisch genommen hatte. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.!
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