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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140219012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914021901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914021901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-19
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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SWWMW Kunst unä Wissensebatt KNWMWW (Fortsetzung in der Abendausgabe.) Viele /^oclelle tüt' kleine, milllek'e unci gnoke üeseksfte ttsniin, Inudonsti». 16 18 1^. 8osnneolcsn, Xdt. Kopisnmnsvkinvn-^udrilc, ttoan l,vtpLlxc, dluvkr 1 Losnneckens öriek-Kovierniasckinen I- ^uschNrllek« ^corpel^t« »af Wun»ek kostende! 8s Roman von Autorisierte Ucbersetzung durek «ln»et»lkl-ige S«»ek>ftr ru derledep mit Frau Ernestine, frisch und fröhlich zu Binder hatte und nicht wie jetzt nur eins oder gar keinS." Ernestine und Inger warfen sich einen Blick zu. Der letzte Satz.war offenbar für sie be stimmt! „lind was hatte man alles ausserdem noch zu tun. Man hatte an >oas anderes zu denken, als sich immer Sorgen um seinen Mann zu machen." Die beiden Schwiegertochter wechselten wie der einen Blick miteinander. „Aber die Kinder! Wir hatten es ja damals nicht so leicht wie jetzt, wo man nur an den Kaufmann um Stoff zu telephonieren braucht. Da war nichts anderes, als was wir selber zu Hause geivebt hatten. Und dann galt es ja, daß cs ausreichte. Alfred und Gustav waren nicht so schlimm, aber karsten — du lieber Gott, wie der so einen eigengemachten Anzug zer- schleisten konnte! Und Prügel bekam er, der Aermstc, jedesmal wenn er mit einem Rist nach Hause kam — aber er war immer guter Laune — und es half alles nichts. Ja, er ist im Grunde jetzt noch genau ebenso, Inger," lachte sic. „Nun, jetzt hat er doch wenigstens heile Beinkleider. Und Prügel bekommt er auch nicht, ivenn er nach Hause kommt," antwortete Inger scharf. „Aber Bolette," fuhr die Schwiegermutter fort, indem sie Ingers Worte überhörte, „Bo lette brauchte fast gar keine Kleider. Und Nein von Wuchs war sie immer, so daß sie jahraus, jahrein mit demselben kleid gehen konnte. Ich wollte ja nichts Herabsetzendes über karsten sagen, du," wandte sie sich plötzlich an Inger, deren blanke Augen einen strengen Ausdruck bekommen hatten. „Er war immer der Verzug — der Jüngste, weistt du." „Bitte schön, nimm doch, Mutter!" Erne stine hatte die Schokolade eingeschenkt, die das Mädchen hereingebracht hatte. „Und hier ist KAchen, bttte, Fräulein Bjälle!" dient! Gewiß, er mutz die Schauspieler kennen, wutz wissen, wie er auf die einzelnen wirten, und in Verschiedenheit der Aufgaben und Individuali täten kann; 4. Es ivar merkwürdig Sie, die sonst immer so sein pflegte, die immer etwas zu tun hatte, und von irgend etwas in Anspruch genommen war, war nun diesen ganzen Winter bis jetzt, wo die Frühlingsstürme über die Stadt dahinbrausten, und es von den Dächern tropfte und aus den Kinnen herabströmte, still und in sich gekehrt ainhergcgangeu. Ihre blauen Augen, die sonst so ageshell und mutig in die Welt hinaussahen, patten ihre Festlichkeit verloren und wurden von Schatten verschleiert. Und ein müder, trüber Ausdruck lag über ihrem früher so frischen, rendcn Gesicht. Da war so viel, was den Verdacht unter stützte, der an ihr nagte. Es waren große Sachen und kleine Sachen und oft die unbedeutendsten lleinigkeitcn. Eins aber war sicher: sie fühlte uehr und mehr, daß Gustav ihr entglitt. Immer Steuer ließ er fich im Hause blicken. Und wenn c kam, war er entweder zerstreut oder verstimmt wer angestrengt lebhaft. Er fühlte sich offenbar nicht wohl. Es war, als wenn er absichtlich jede Zärtlichkeit oder Vertraulichkeit ihr gegenüber vermied. Und dies hatte schon lange gewährt, und mit jedem Tag wurde es peinlicher und peinlicher —. Der einzige Anhaltspunkt, den sic hatte und m dem sic immer in Gedanken zurückkehrtc, war ein Taschentuch, das sie gefunden hatte. Aber auch das bewi es nichts. Gustav war eines Abends in Gesellschaft gewesen und war Ipät nach Hanse gekommen. Als sie am folgen den Morgen seinen Frack in den Klciderschrant hängen wollte, bemerkte sie etwas Weißes, das aus der inneren Lasche herauüguckte. Es war Fünfter Dichterabend des Schillervereins im Städtischen Kaufhaus. Täsar Flaischlcn und Walter Harlan, die am gestrigen Abend zu Worte kamen, bilden zwei seltsame Gegensätze. Der eine, ein Idealist mit einem großen Wollen, hat sich nach den mannigfaltigen Widrigkeiten des Menschen daseins zu einer beschaulichen Entsagung, zu einer friedvollen Geschlossenheit gefunden, ein Träumer, dessen feiner Gefühlsnero die Feindlichkeit der Welt gespürt und der sich darum in die Schranken seiner Persönlichkeit zurückgezogen hat. Walter Har la n ist eine durch und durch verstandesmäßige Natur, die mit einem scharfen, wenn auch keineswegs allzu tiefem Blick menschlichen Idealismus belächelt und mit diebischer Freude die Begrenztheit unseres Seins bewußt macht. Flaischlens Art ist für nach etne i geeigneten _ , .... szenische Bild nicht das dekorative Material. Der Moloch „Betrieb", der Tag für Tag im Wechsel der Stücke, Prospekte und Maschinen in Bewegung setzt, ist in seiner hanebüchenen Notwendigkeit der natür liche Feind alles geistigen Schaffens, ihm muß Zeit und Stimmung geopfert werden. Kein anderer Künstler ist in seiner Arbeit so an Zeit und Material gebunden wie der Regisseur, ihm ist die Anzahl, die Dauer der Proben vorgeschrieben, in den meisten Fällen muß er Schneükünstler sein, um innerhalb der wenigen ihm zur Verfügung stehenden Stunden das Stück zu stellen, Rede und Gegenrede in Ueberein- stimmung zu bringen, Statisten zu drillen, Kostüm, Dekoration und Beleuchtung zu probieren, um allent halben die Stimmung wie das elektrische Licht auf bestimmte Grade oinzustellen. Laube brachte in einer Saison vierzig Nouheiben in runden Vorstellungen heraus, aber er kümmerte sich — damals! — den Teufel um Beleuchtung und dekoratives Milieu. Auch nrachen sich gegenwärtig die Unterschiede zwischen Serien- und Repertoiretheatern geltend. Die Serien theater, die in deutschen Landen vornehmlich in Ber lin beheimatet sind, probieren an einem Stück wochen lang, um es womöglich monatelang zu geben. Daß eine solche Aufführung ein anderes Gesicht zeigt, als die eines Repertoiretheaters, an dem das gleiche Stück in so viel Tagen herausgebvacht werden muß als dort in Wochen, liegt auf der Hand. Auf eine solche Paradeaufsührung wird aber stets gern mit Nachdruck hingewiesen, auch La, wo ein Serientheater nicht in Frage steht; kein Wunder, daß dann Vergloiü)e ge- ,zogen werden, die natürlich zuungunsten der Rc- pcrtoiretheater ausfallen müssen. Wo der Regisseur im Serientheater sich besinnen, eine Besetzung, die ihm nicht genügt, ändern, eine Dekoration, die ihm nicht gefällt, verwerfen kann, ist der Regisseur im Betrieb der Repertoiretheater an die einmal getroffene Wahl gebunden. Das Wort: probieren, hat für ihn nicht die Bedeutung des Ausprobens; dazu fehlt ihm die Zeit, er ist meist auf seine Dispositionen festgelegt, ehe er aus die Szene die ersten Anordnungen trifft, die Kürze der Zeit erlaubt ihm selbst nicht, Fehler, die er einsieht, zu ändern. Lastet auf seiner Arbeit noch das Bleigewicht eines veralteten szenischen Apparates, der Bühnenbilder entstellt, Pausen unnütz verlängert, so ist er vollends im Nachteil den Theatern gegenüber, die über eine moderne leicht funk tionierende Einrichtung verfügen. Das dramatische Kunstwerk aus dem Abstrakten ins Sinnfällige zu übertragen, ist heute die Aufgabe der Regieführung, wie sie es immer war, nur daß jetzt die Mittel mannigfaltiger und die Hemmungen reichlicher geworden sind. verlautet, die Absicht. Else Lehmann für die Ber liner Neue Freie Volksbühne, die ia auf breiteste Basis gestellt werden soll, zu gewinnen, und die Künstlerin selbst ist, wie erzählt wird, nicht abgeneigt, dem Rufe Lessings zu folgen. Bei den Vorbesprechun gen, in denen dieser Plan erwogen wurde, ist daran gedacht worden, Else Lehmann als Gast bet Ibsen- Vorstellungen auftreten zu lassen. Ob ein Arrange ment in dieser oder in anderer Form möglich sein wird, kann aber heute noch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Denn oorläufg bindet Else Lehmann ein mehrjähriger Kontrakt an das Künstlertheater (Sozietät), und sie darf, wenn sie wegen eines schwerwiegenden Grundes ausscheidct, kein neues Engagementsverhältnis cingehen, solange dieser Kontrakt Dauer gehabt hätte. * Der „Parsifal" in Plauen. Der Leiter des Plauener Stadttheaters Dr. Erl er wird Wagners „Parsifal" in der nächsten Spielzeit auffuhren. Die Stadt und Kunstfreunde dürften hierzu eine entbrechende Summe zur Verfügung stellen. * Der Dresdner Bildhauer Edmund Moeller ver anftaltet in nächster Zeit in der Galerie Ernst Ar nold, Dresden, eine große Sonderausstellung seine: Skulpturen. Moeller lebte längere Zeit in Griechenland und Italien, wo mehrere seiner Arbeiten entstanden sind. Der junge Künstler hat schon wieder holt größere Auszeichnungen erfahren, so empfing er zuletzt auf der Großen Berliner Kunstaus stellung die goldene Medaille. Zurzeit beschäftigt ihn vorwiegend ein Staatsauftrag, nämlich die Aus führung eines Jubiläumsbrunnens für die Stadt Krimmitschau. Arbeiten von ihm befinden sich u. a. in der hiesigen Kgl. Skuloturensammlung, auch eine Bronze im Besitz der deutschen Kaiserin. Von Moeller sah man in der Galerie Arnold schon wieder holt Bildwerke ausgestellt. * Ein Wettbewerb um den Preis der Dr.-Hugo- Naußendorff-stiftung für Maler im Jahre 191t wrrd von der Kgl. Akademie der Künste in Berlin aus geschrieben. Der Preis der Dr.-Hugo-Raußendorff- Stiftung besteht in einem Stipendium von 1000 und wird jedes zweite Jahr — abwechselnd für Maler und Bildhauer — ausgeschrieben. Der Wettbewerb für 1914 wird hiermit für Maler eröffnet. Zur Konkurrenz werden nur unbemittelte Bewerber christ licher Religion beiderlei Geschlechts zuaelassen, welche eine der deutschen Kunstakademien oder der diesen gleichstehenden Kunstschulen des Deutschen Reiches oder das Staedelsche Kunstinstitut in Frankfurt a. M. besuchen oder zur Zeit der Ausschreibung des Stipendiums nicht länger als ein Lahr verlassen haben Nähere Bedingungen sind bei der Akademie zu erfahren. " Preisausschreiben. Zur Förderung schul geschichtlicher Forschungen in unserem Vaterlanoc hat die Sachsengruppe der Ge sellschaft für deutsche Erziehungs» und Schulgeschichte (E. V.) beschlossen, drei Preise (zu 150, 100 und 50 ./L) auf die besten Arbeiten aus- zusetzen, die über Vie Geschichte einer Volksschule oder eines Schulbezirks bis zum 1. April 1914 an den Vorsitzenden der Gruppe, Herrn Oberjchulrat Prof. DDr. Müller in Leipzig, Moltkestraße 22, ein gesandt werden. Die Abhandlungen sollen sich nicht auf die Mitteilungen von Akten und Tatsachen beschränken, vielmehr muß die Geschichte der Schule auf dem Hintergründe der allgemei nen Entwicklung dargestellt werden. Das Amt der Preisrichter haben übernommen: die Herren Unioer- sitälsprofessoren Dr. P. Barth und Dr. Spranaer. Dazu kommen die Mitglieder des engeren Vor standes der Sachsengruppe: außer dem Vorsitzenden die Herren: Geheimer Rat Dr. Seeliger, Geheimer Studienrat Dr. Kämmet, Studienrat Professor Dr. Schwabe und Direktor Dr. Th. Fritzsch. Die Ver öffentlichung der preisgekrönten Arbeiten, auch noch anderer Arbeiten gegen besondere Vergütung, behält sich die Gesellschaft vor. Die Arbeiten sind mit einem Kennwort zu ver sehen. Ein Briefumschlag mit demselben Kennwort mutz die Adresse des Einsenders enthalten. Die Kunst öer Regieführung.*) Von A d o l f W i n d s. Da alle Welt jetzt über sie spricht und urteilt, sollte man meinen, sie sei eine Kunst von heute. Sie ist aber so alt wie das Theater selbst. Schon Schröder war ein hervorragender Regisseur, Iffland, Eduard Devrient und nicht zuletzt Goethe als Theaterdirektor in Weimar. Von jeher war die Aufgabe die gleiche: neben- und gegeneinander wirkende Kräfte in das richtige Verhältnis zu bringen; die Hauptfiguren wie im Giebelfeld des an tiken Tempels beherrschend in die Mitte zu stellen, die übrigen je nach der ihnen zukommenden Be deutung zurücktreten zu lassen: in die rednerische Wiedergabe, dem Erundton der Dichtung entsprechend, das rhythmische Gleichmaß zu bringen. Es handelt sich nun darum, diese Forderungen, mit neuen, feineren Mitteln zu erfüllen. Das dramatische Kunstwerk nimmt Auge und Ohr des Genießenden in Anspruch, vielleicht das Auge mehr, denn man spricht vom Zuschauer und nichtvom Zuhörer; im Wechsel der Zeiten aber hat sich das Verhältnis des öfteren verschoben.. Die Bühne der Renaissance bot die yerrlichsten Schaustücke, Raffael, Michel Angelo sogar haben Theaterbekorationen gemalt, die wundervolle Perspektive in den Kulissen und Prospekten Bibienas ist nie wieder mit ähnlicher Wirkung vorgctäuscht worden; dabei besaß jene Zeit das Stilgefühl, die Schauspieler nicht in die Dekoration hinein und in ihr auftreten zu lassen, damit sie durch ihre Körperlichkeit mit den gemalten Linien der Perspektive nicht in Widerspruch geraten — die Handlung spielte sich auf einer breiten in das Bild hineingezogenen Vorderbühne ab. 2m Gegensatz zu dieser italienischen Prunkbllhne stand die dekorationslose Bühne Shakespeares, das Auge des Zuschauers wurde dort durch die ausdrucksvolle Mimik des Schampielers gefesselt, die das Publikum aus nächster Nähe beobachten konnte. Das gleiche war auf dem Theater Moliöres der Fall und in gewissem Sinne auf dem Schröders, wenn dort auch nicht das Publikum mit auf der Szene Mtz, und Kostüm uud Dekoration bereits in Anwen dung traten. Doch kam der Zuhörer vor dem Zu schauer zu seinem Recht, denn die Ausstattung war primitiv, und blieb es eigentlich bis zu den Tagen Meininger. Von da begann man auch im Schau- / viel Forderungen an die malerische Gestaltung der ^zene zu stellen; es ist kein Zufall, daß die Geister von der durch Richard Wagner entwickelten Idee des Cejamtkunstwerkes ausgescheucht wurden. Die Forderung lag in der Zeit, aber auch in den Raumverhältnissen der Theater. 2n den ehemaligen keinen Häusern war das Mienenspiel des Schau spielers leicht zu verfolgen, das Auge des Zuschauers kam auf seine Rechnung. Schröder, als er das längst abgerissene alte, nach unseren heutigen Be griffen winzig kleine Bnrgtheater betrat, meinte in jo großem Raum nicht spielen zu tönnen. In unseren letzrgen auch meist der Oper dienenden Pa lästen soll oft die Dekoration ersetzen, was die Mimik des Schauspielers an Anschaulichkeit schuldig bleiben muß; jedenfalls aber steht das eine fest: wir sind sür die Mängel des Bühnenbildes hell sichtiger geworden; Dinge, die uns ehedem gleich gültig liegen, wie schäbige Kulissen, Dissonanzen im Farbenbereich der Kostüme, sind imstande, uns den Genug einer Vorstellung zu stören. Lessing läßt seinen Maler Conti sagen: Auf dem .. " . ' " ' den Pinsel, wieviel geht da verloren! Also sogar dem der sein Material doch ganz in den ält; wieviel mag aber dem . Ausübung seiner Kunst verloren der sich durchwegs fremder Arme be- *) Der interessante Aufsatz wurde mit gütiger Genehmigung des Herausgebers Dr. Hermann Bräuning-Oktaoio der im Verlag von M a x Beck in Leipzig soeben erscheinenden Halbmonats schrift „Leipziger Bühne" entnommen. Unsere Leser seien auf das in allen Buchhandlungen und im Theater käufliche Heft besonders hingewiesen. Preis des Heftes 0,20 Jahresabonnement 3 deutliche Stunden; im weiten Vortragssaal verklingt dieser leise Ton, und die am einzelnen sich freuende Art verliert an Farbe. Es ist bei Flaischlcn eine Verschmelzung von Epos und Lyrik, die schließlich die Sonderart beider aufhebt. Bei dem Lesen ist es möglich, in gestimmter Stunde zu verweilen. Der Vortrag dieser Nachdenklichkeiten muß auf die Länge hin ermüden, wenn nicht zufällig eine besonders empfängliche Verfassung ihm entaegenkommt. Am stärksten wirkten immerhin die Abrechnungen aus „Jost Seyfried", weil hier in dem schlichten Vortrag des Dichters ein tiefer Unterton klang, der von bitterem, innerem Ringen sprach. Das war zu füh len, daß in Flaischlcn uns eine Persönlichkeit mit reichen inneren Erlebnissen, ein Mensch mit einem bezwungenen Willen gegcnüberstand. Freilich vielen wird er in der Stille reicher geben können als im Vortragssaal. Menschen mit einem triebhafteren, einem mehr dramatischen Lebensrhythmus hingegen wird die verweilende Art des Dichters an sich immer fremd bleiben. Harlans „W e l t r a u n-e r" er heiterte durch ihre philosophische Satire, und der wohl abgezielte Vortrag verhalf zu unfehlbarer Wir kung. Die technisch tadellos angelegte Geschichte predigt die alte Weisheit von der Bedingtheit alles Menschlichen, ohne dabei allzu sehr in die Tiefe zu gehen. Flaischlcn wie Harlan wurden in entsprechender Weise gefeiert. Ur. I'Vieärieb Nebroedt. * „Parsifal" in Barmen. Wie uns ein eigener Drahtbericht aus Barmen meldet, erzielte die gestrige Aufführung des „Parsifal" mit Ali ne Sanden-Leipzig alsKundry im hiesigen Sdadttheater einen tiefen Eindruck. — Die musikalische Leitung lag in den Händen von Otto Klempcrer- Hamburg. * Marys großes Herz", das dreiaktige Lustspiel von Korfiz Holm, das am Sonnabend, den 21. Fe bruar feine Premiere im Leipziger Schauspielhaus mit Agnes Sorma als East in der weiblichen Haupt rolle erlebte, wurde bereits mit großem Erfolg in Wien, Frankfurt a. M., Breslau, Mün chen sowie 20 anderen Städten gespielt. Zur Auf führung erworben ist das Stück in allen bedeuten deren Städten Deutschlands und Oesterreichs. Frau Agnes Sorma, die sich das Stück auch für Berlin gesichert hat, und die dem Verfasser von jeher als ideale Vertreterin der „Mary" erschien, spielt die Rotte in Leipzig überhaupt zum ersten Mal. * Verein „Deutsche Buchgewerbekünstler" auf öer Bugra. Folgende Mitglieder des Vereins „Deutsche Buchgewerdekünstler", über dessen Tätigkeit auf der „Bugra" kürzlich an dieser Stelle berichtet wurde, sind zur Beteiligung mit größeren Kollektionen in der Abteilung sür neuzeitliche Buchkunst und ange wandte Graphik eingeladen worden: E. R. Weiß (Berlin), W. Tiemann (Leipzig), Fr. H. Ehmcke (München), Th. Th. Heine (München), H. Steiner- Prag (Leipzig). E. Doepler d. I. (Berlin), K. Walser (Berlin), Lucian Bernhard (Ber lin), I. V. Ltssarz (Stuttgart), Fr. W. Kleu - kens (Darmstadt), E. Preetorius (München), O. Hupp (München), 2. Sattler (Straßburg) und E. Orlik (Berlin). — Ls wird ferner von Interesse sein, daß eine Anzahl der hervorragendsten außer deutschen Künstler der modernen Buchkunst und der angrenzenden Gebiete in letzter Zeit zu korrespon dierenden Mitgliedern des Vereins ernannt wurden; es seien genannt: Die Engländer Walter Crane, C. R. Ashbee, A. E. Bradley, Lobden- Sanderson, H. Johnston, die nordischen Meister Axel Gallen und E. Werenjkiotd, die Franzosen E. Erasset und Bautet de Mon- vel, die Wiener Künstler Kolo Moser und R. v. Larijch, ferner C onst. Somofi (Peters burg) und W. O. 2. Nieuwentamp (Edam). Sämtliche genannte Künstler haben ihre Ernennung angenommen und werden sich saft ausnahmslos mit einer größeren Anzahl ihrer Werke an der von dem Verein geleiteten Ausstellungsabteilung beteiligen. * Else Lehmann und die Berliner Neue Freie Volksbühne. Direktor Emil Lessing hat, wie sie dem vorgesetzten Ziel entgegenführen auch das Helle Auge sür die BUbwirtung muß sein eigen >etn. Wie oft sind ihm aber nicht die Arme gebunden, besitzt er sür wichtige Figur des Stücke» nicht den »ten Darsteller, fiir das im Geist geschaute Schließlich waren es vielleicht nur die Ner ven. Sie war zu viel aus sich selbst angewiesen und war vielleicht verliebter in Gustav, als sie cs sein durfte — —. Heute war sie mit heftigen Kopfschmerzen erwacht, es hämmerte und hämmerte an einem bestimmten Punkt, gerade über dem rechten Auge. Im Eßzimmer regierte die Schneiderin, Fräulein Bjälle, mit ihrer großen Maschine und allerlei Stoffe, die über Tische und Stühle aus gebreitet lagen. Und jetzt — am Vormittag — war die Schwiegermutter mit Inger und Bolette gekommen. Sie hatte sie gebeten, ihr einen Rat zu erteilen, wie aus einem verhältnismäßig neuen seidenen Kleide, das sie hatte, etwas zn machen sei, so daß es möglicherweise zn dein Fest für den heimkehrenden Polarfahrer, das gefeiert werden sollte, benutzt werden konnte. „Liebes Herz, mach dir doch unser et- wegen keine Umstände," sagte die alte Frau Vei- bom, als Ernestine die feinen Tassen ans dem Büfett nahm. „Wir haben alle zusammen eine kleine Er frischung nötig, Schwiegermutter," erwiderte Ernestine mit einem vielsagenden Blick zn dem mageren, ausgezehrtcn Fräulein Bjälle hinüber, die sich auch nicht einen Augenblick durch den Besuch stören ließ. „Nur ein wenig Schokolade, du — und Portwein," fügte sie hinzu, als ihr Blick Bolette streifte. „Ich glaube, der Stoff reicht nicht aus, gnädige Frau," meinte Fraulein Bjälle, indem sic ein Stück blaues Tuch vor sich hinhielt. Es handelte sich um eine Hose für Harald. „Könnten wir es nicht anstückeu?" warf Erne stine ihn. „Ja, die Jungen — ich weiß nicht, was ich tun >oll, um Harald anständig in Klei dern zu halten. Es ist ganz unglaublich, was er verbraucht." „Ja, davon tann ich auch reden, Ernestine," sagte die alte Lame. „Ich hatte freilich drei Jungen, du — und dann die ba —" sie machte eine Bewegung mit dein Kops nach Bolette hin über. „Das war in alten Zeiten, als mau viele ein feines Batish-Damentaschentuch, S. M. ge zeichnet. Die Buchstaben konnten unmöglich etwas an deres als Stefanie Moritz bedeuten. Dem Tuch entströmte ein süßlicher Duft, der nach weißem Jasmin roch. Und den Duft hatte jic in der letzten Zeit häufiger an seinen Kleidern gespürt. Aber ein Beweis war es, wie gesagt, nicht. Auf einem Balle oder auf einer Gesellschaft konnte Fräulein Moritz — so gut wie sie Gustav kannte — ihn leicht gebeten haben, ihr Taschentuch einen Augenblick zu halten, und dann war es in seiner Tasche stecken geblieben. Oder sie hatte es viel leicht auf einem Sofa liegen lassen. Es war nichts Kompromittierendes darin. So etwas geschah ja so oft. Gustav würde es za auch nicht in der Tasche haben stecken lassen, wenn ein schlechtes Gewissen daran klebte. Das, was ihr Anlaß zu Verdacht gab oder als Wegweiser dienen konnte, wär der süßliche Duft, der hin und wieder an seinen Kleidern haftete. Ernestine tastete wie im Nebel umher. Aber diese Ungewißheit war gegen ihre Na tur. Sic gehörte zu denen, die offenen Bescheid haben mußten, die wissen mußten, woran sie waren. Am liebsten hätte sic ihn gefragt — ganz frei und offen. Aber sie fürchtete, ihren Mann durch ihren Verdacht zu kränken und zu verletzen sie wußte, wie lies und ernsthaft er alles auf faßte — und sie würde vielleicht nur Gefahr laufen, in einem lächerlichen Lichte da zustehen. Sie kannte niemand, der so beißend necken konnte wie Gustav. Und sie fürchtete nichts mehr, als auf ihn zu wirken, wie eine dieser eifersüchtigen, kleinlichen Dutzendseeleu. Wenn sic offen redete, und w e n n sic irrte — uud sie irrte wirklich, das bemühte sie sich auf alle Weise cinzurcden —, so würde ihr Ver trauensverhältnis leicht einen unheilbaren Scha den erleiden. Und sie wano sich, schob eine Entscheidung hinaus, wollte lieber sehen, ob sich die Sache nicht von selber ordnete. Genug einer Vorstellung zu stören. Lessing läßt seinen Maler Cont ' „ " ' langen Weg durch das Auge in den Arm in Maser', der sein Material doch ganz rn eigenen Händen kält; wieviel mag aber Regisseur in der A gehen, der s". Vas neue VIüÄr. Erik Lie. von Mathilde Mann. (Nachdruck verboten.)
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