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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140220012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-20
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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vom Oage. Zwei Schülerinnen spurlos verschwunden. Das rätselhafte Verschwinden zweier junger Mädchen be schäftigt die Polizeibehörden Berlins. Es handelt sich um die vierzehnjährige Auguste Dongowski und die um ein Jahr jüngere Anna Buchholz, die beide bei ihren Eltern in Friedrichshagen wohnten. Die beiden Mädchen verließen vor einigen Tagen die elterlichen Wohnungen, um zur Schule zu gehen. Seitdem sind sie verschwunden. Die Angehörigen können sich nicht erklären, aus welchem Grunde die Vermißten nicht nach Hause zurückkehren. Man ver mutet. daß sie verschleppt worden sind und vielleicht in Berlin versteckt gehalten werden. * Tödlicher Unfall beim Kriegsspiel. Aus Prag wird telegraphisch berichtet: In der Nähe der Stadt Kaaden rn Böhmen hat sich beim Kinderspiel ein entsetzlicher Vorfall zugetragen. Eine An- iu.hl Schuljungen spielte „Krieg". Eine Partei waren oie Türken, die andere die Montenegriner, welch letztere bei Verteidigung ihrer Stellung schwere Steine aus dem Abhang des Egertales lösten und hinabrollen ließen. Dabei lockerten die Jungen einen Felsblock, der mehrere Zentner im Gewicht hatte. Er stürzte zu Tal; einer von den untenstehenden An greifern, der 13 Jahre alte Sohn des Stadttürmers Oswald, tonnte nicht mehr ausweichen und wurde unter dem Felsblocke begraben. Alle Rettungs versuche waren vergeblich. Der Felsblock mußte schlietzlich gesprengt werden, um die zerquetschte Kindesleiche zu bergen. * Fünf Kinder verbrannt. Aus Graz. 19. Fe bruar, wird gemeldet: In Ploderberg (Südsteier- mark) spielten fünf unbeaufsichtigte Kin der in einer Bauernstube mit Zündhölzern. Dadurch entstand ein Brand, bei dem alle fünf Kinder ums Leben kamen. * Meuternde Schüler. Aus Paris wird draht lich gemeldet: Aus Angers lDepartement Maine et Loire) wird gemeldet: 2n der höheren Staatr- gewerbeickule ist unter den Zöglingen eine Meuterei nusgebrochen. wert mehrere ihrer Kameraden, denen ein Urlaub verweigert worden war, über die Mauer springen wollten und dabei festgenommen wurden. Der Direktor der Schule sowie zwei Lehrer wurden arg mißhandelt. Bei mehreren Zöglingen, die an der Meuterei teilgenommen hatten, wurden Revolver gefunden. * Ausstand. Aus Marseille, 19. Februar, wird drahtlich gemeldet: Die Offiziere und Heizer der Dampfschiffahrtsgesellschaft Messa- geries Maritimes sind in den Ausstand getreten. Sie fordern vor allem eine Erhöhung ihrer Gehälter. * Streik der Kohlenablader. Aus Mailand, lv. Februar, wird gemeldet: Infolge des am Mitt woch erklärten Ausstande» der Kohlenablader liegen im Hafen von Genua 30 Dampfer, die nicht löschen können. Rußland. * Rücktritt Iswolskis? Aus Petersburg, 19. Fe- oruar, meldet ein Telegramm: Der „Petersburg»!! kurier" meldet, daß der russische Botschafter in Paris, Herr Iswolski, in den nächsten Tagen mrücktreten werde. Die Meldung vom bevorstehenden Rücktritt des russischen Botschafters in Paris hat letzt, angesichts der Veränderungen im russischen Ministerium, an Wahrscheinlichkeit gewonnen. Wie ichon mitgeteilt wurde, besteht die Kombination, daß Iswolski den Londoner Posten übernimmt, während oer frühere Ministerpräsident Kokowzow als Botschafter nach Paris geht, wozu er die persönliche Einwilligung des Zaren bereits besitzen ,oll. Die Versetzung Iswolskis auf den Londoner Posten würde besondere Bedeutung gewinnen, da, wie wir gemeldet haben, dort von französisch-russischer Seite die Einrichtung einer diplomatischen „Zentral stelle" der Tripelentente gewünscht worden ist. * Der Parteitag der Nationalistin. Der nationalistische Parteitag, der hier, wie ans Petersburg. 19. Februar, gemeldet wird, unter Beteiligung von etwa 70 Delegierten stattgefunden hat, beschloß, die Regierung aus notwendige Hebung der Autorität und Unabhängigkeit der russischen Behörden in den Ostseeprovrnzen aufmerksam -u macken. In allen großen russischen Städten »ollen Abteilungen der galizisch-russischen Gesellschaft eröffnet werden, die Rußland über die traurige Lage der Ruthenen in Oesterreich aufklären sollen. Albanien. * Der Prinz zu Wied, welcher am Donnerstag früh aus London kommend in Paris einiraf, wurde, wie aus Paris, 19. Februar, drahtlich berichtet wird, am Bahnhofe namens des deutschen Botschaf ters durch Legationsrat Graf Bray-Steinburg, Kanz leichef Geheimen Hosrat Thielemann und Vertretern der hiesigen nlbanffchen Kolonie begriffst. Der Prinz stattete um 10 Uhr vormittags dem deutschen Nöt igster Freiherrn v. Schoen einen längeren Besuch ab und sprach dann beim Minister des Aeußern Doumergue vor. Um '/«12 Uhr wurde der Prinz vom Präsidenten Poincard in Audienz empfangen, der ihm zu Ehren ein Frühstück gab. Die Rückreise des Prinzen nach Neuwied ist auf 10 Uhr abends festgesetzt. * Albanische Uebergriffe. Ein Telegramm meldet aus Janina, 19. Februar: Eine albanische Abteilung unter einem holländischen Offizier und Kessin Bei besetzte die Dörfer Sefrani, Motintsi 'und Muzenska in der g r i ch ei s ch e n Z o n e. Als Truppen aus Odritsani eintrafen, flohen die Alba nesen und ließen 20 Gewehre zurück. Montenegro. * Reformen in Montenegro. Aus Pest, 19. Febr., wird drahtlich gemeldet: Ein hiesiges Blatt erhält aus Eetinje von seinem Spezialberichterstatter die Meldung, daß nach einem vorliegenden Gesetz entwurf das Heerwesen, die Iustiz, die Ver waltung und das Unterrichtswesen in Montenegro nach serbischem Muster umgestaltet werden soll. Persien. * Die Unruhen in Persien. Aus Teheran meldet ein Telegramm: Die Gendarmerie hat Bam verlassen und sich in Tahrud festgesetzt, wo sie Verstärkungen erwartet. In dem Gefecht zwischen der Gendarmerie und den Baludschis-Reitern wurden zwei Gen darmen getötet und drei verwundet. Major Grimstedt ist am Mittwoch abend mit 100 Mann und "Zwei Geschützen von Kirman nach Tahrud ab- zegangen. - Union. * Riesenprojekt. Aus Washington, 18. Fe bruar. wird gemeldet: Das Repräsentantenhaus nahm mit 230 gegen 87 Stimmen eine Regierungs vorlage an, durch die der Präsident ermächtigt wird, mit einem Kostenaufwand von 35 Mil lionen Dollar eine Eisenbahn von der Küste Alaskas nach den großen Kohlen feldern zu bauen. Letzte Depeschen rrrrd Fernsprechmeldungen. Zum Bau einer neuen Gemäldegalerie. (Eigener Drahtbericht unserer Dresdner Redaktion.) I?. Dresden, 19. Februar. Die Stadtverordneten sollten sich heute abend über die Bewilligung von 450 000 zu einem Neubau der Gemäldegalerie in den Zwingeranlagen schlüssig werden, der speziell für moderne Gemälde bestimmt sein soll. Die vereinigten Ausschüsse der Stadtverordneten hatten die Ablehnung der Vorlage beantragt. Im letzten Augenblicke, als der Punkt heute abend zum Vortrage kommen sollte, wurde er aber wegen der veränderten Sachlage abgesetzt. Eine neue Begründung wurde nicht gegeben. Aus -em Sun-esrat. Berlin, 19. Februar. Der Bundesrat über wies den zuständigen Ausschüssen die Vorlage betref fend Aenderung der Ausführungsbestim- mungen zum Weingesetze (Herstellung von Malzwein), den Gesetzentwurf zur Einschränkung der Verfügungen.über Miet- und Pachtzinsforderungen. Sodann wurde die Wahl der Mitglieder der Reichs- schuldenkommission für das Rechnungsjahr 1914 voll zogen. Zur Annahme gelangten die Vorlage betref fend Veredelungsverkehr mit inländischen Grund stoffen zur Herstellung von Handstickereien im Aus lande. die Vorlage betreffend Veredelungsverkehr mit Kontaktstisten aus Kupferdraht oder Bronze und Winkelstücken aus Eisen, die Vorlage betreffend Aen derung der Bestimmungen über die Seeschiffahrts statistik. der Gesetzentwurf betreffend Uebernahme von Bürgschaften durch den Reichsfiskus zwecks Förderung des Baues von Kleinwohnungen für Reichs- und Militärbedienstete sowie dis Vorlage betreffend Aen derung der Ausführungsbestimmungen.zum Reichs schuldbuchgesetze. Die Berliner Stadtverordneten und die Arbeitslosen. Berlin, 19. Februar. Die Stadtverordneten versammlung genehmigte nach kurzer Debatte ein stimmig die Vorlage des Magistrats, dem Verein für innere soziale Kolonisation ein Darlehen von 100 000 .A zur Verfügung zu stellen, um den Ar beitslosen Berlins Beschäftigung zu geben. Außerdem wurden 5000 M für die durch das Hochwasser an der Ostsee Geschädigten bewilligt. Der Kaiser in Karlsruhe. Karlsruhe, 19. Februar. Der Kaiser nahm heute nachmittag den Tee beim Großherzog und der Großherzogin von Baden und be suchte später den Gesandten v. Eisendecher in der Gesandtschaft, wohin der Kaiser auch den kom mandierenden General v. Horning en befohlen hatte. Abends speiste der Kaiser im Residenzschlosse. Zur Mittelmeerreise des Kaisers. (Eigener Drahtbericht.) Köln, 19. Februar. Die Kaiscrjacht „Hohen- zollern" hat Befehl erhalten, am Sonntag früh 1^7 Uhr nach dem Mittelmeer nbzuqehen. Wie die „Kölnische Zeitung" hierzu erfährt, wird sie in , Venedig die letzten Vorbereitungen zur Anbordnahme des Kaisers für die Fäkstt nach Körfu treffen? Fernsprechverbindung Mische« Deutschland und England. (Eigener Drahtberich t.j Köln, 19. Februar. Die Reichspostverwal tung beabsichtigt, eine Fernsprechverbindung zwischen Deutschland und England einzurichten, und zwar im Anschluß eines Kabels, das zwischen Eng land und Holland gelegt werden soll. Daneben ver folgt das Reichspostamt den Plan, zwischen Deutsch land und England ein eigenes Fernsprechkabel zu legen, nachdem sich herausgestellt hat, daß ein An schluß an das deutsch-belgische Kabel wegen dessen Ucberlastung nicht möglich ist. Ans der reichsländischen Zweiten Kammer. Straßburg, 19. Februar. Die Zweite Kammer beschäftigte sich in ihrer heutigen Nachmittagssitzung mit der Saar- und M o s e l k a n a l i s a t r o n. Die Lothringer wünschen in einer Resolution die Kanalisierung der Mosel von Metz bis Dicdenhofen, das Zentrum die Saar- und Mojelkanalisation von Conz bis Saargemünd hzw. von Metz bis Koblenz. Alle Redner bekämpften den ablehnenden Stand punkt des preußischen Ministers der öffentlichen Ar beiten von Breitenbach. Staatssekretär Graf o. Roedern erwiderte, indem er die Bedeutung der Moselkanalisation für Elsaß-Lothringen aner kannte, er vertrete dieselbe Forderung, wie die frühere Regierung, deren Arbeiten fortgesetzt wür den. Von der Tarisermäßigung für Koks und Erz entfallen auf Lothringen und Luxemburg insgesamt etwa 20 Prozent. Infolge der Kanalisation würde die Ermäßigung 00 Proz. für Koks und 80 Proz. für Erz betragen. Bayrische Berkehrswiinschc. München, 19. Februar. Das Verkehrs ministerium legte heute den beiden Kam mern des Landtages einen Bericht über den Stand und die Ausnützung der der Staatsbahn verwaltung vorbohaltenen staatlichen Wasser kräfte vor. Zugleich ging dem Landtage mit dem Bericht ein Nachtrag zum Budgetent wurf für 1914/15 zu, wonach die aus dem Jahre 1910/11 aus dem Anlehen zur Einführung des elek trischen Betriebes auf den Staatseisenbahnen noch zur Verfügung stehende Summe von vier Millionen eingezogen und auf den Etat des Ministeriums des Innern zu übertragen sei, so daß diesem für den Ausbau des Walchensee-Kraftwerkes nunmehr für das Jahr 1914/15 ein Betrag von sechs Millionen zur Verfügung steht. Der Gesamtbedars für das Walchensee-Kraftwerk beträgt 17 Millionen- Prinz zu Wied in Pari». Pari», 19. Februar. Der Prinz zu Wied tattete nachmittags dem österreichisch-ungarischen, )em russischen und dem englischen Botschafter Be uche ab und gab bei dem italienischen Geschäfts- räger und den übrigen Botschaftern seine Karte ab. Sodann erschien der Prinz beim deutschen Bot schafter zum Tee. Die Generaldebatte über die Einkommen steuer im sranzöfischen Senat. Paris. 19. Februar. Senat. Bet der Generäl- debatt« über die Einkommensteuer erklärte der Finanzminister, man könne das Kapital zu stärkeren Leistungen heranziehen, denn das Kapitalvermögen Frankreichs sei keines wegs durch Steuern überlastet. Der Minister ver teidigte die Besteuerung des Einkommens aus der Landwirtschaft. Den Deklarationszwang erklärte er kür nötig, damit der Gewinn aus den Handelsgeschäften der Besteuerung nicht entzogen werde. — Caillaux schloß mit den Worten, die Re gierung habe volles Vertrauen zu der Weisheit und politischen Einsicht des Senats, damit der Gedanke der Gerechtigkeit verwirklicht werde, von dem die Zukunft der Republik Frankreich abhänae. (Lebhafter Beifall links.) — Ri bot erwiderte m bemerkenswert persönlichem Tone und rief dem Finanzminister zu: Sagen Sie nicht alles oder nichts; das ist leine Politik! Der F i n a n z m i n i st e r erklärte weiter, die Regierung werde die Fortsetzung der Steuerreform nach Annahme der beiden ersten Abschnitte des Kom missionsentwurfs fordern. Der Berichterstatter er klärte sich bereit, zur Fortsetzung der Reform, und Caillaux erwiderte dann sofort, er habe die nötigen Unterlagen hier. Unter allgemeiner Bewegung wurde die Sitzung unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung verlangte der Minister die Einführung einer Coupon st euer auf gewisse Werte und einer Ergänzungssteuer mit Della- rotionszwang, so lange, bis man andere Mittel ge funden hätte, um das wahre Einkommen festzu stellen. Ribot erklärte sich im allgemeinen mit den Ausführungen des Ministers einverstanden. Er werde die Regierung ebenso unterstützen, wie andere Republikaner. (Beifall.) Die Generaldiekus- sion wurde geschlossen und die Dringlich keit für die Spezialdebatte anerkannt. Damit schloß die Sitzung. Zum Streik der Maschinisten und Obermaaten. Pari», 19. Februar. Trotz des Streikes der Ma schinisten und Obermaaten konnten die Postdampfer „Rata!" und ..Saghalien" der Gesellschaft Messageries Maritimes nach Madagaskar und Kon stantinopel abqehen. Die Leitung der Messageries Maritimes erklärte, daß sie, falls der Streik nicht bald beendet sei, entschlossen sei, alle Pvst- dampfer abzutakeln. Der Postdienst würbe in diesem Falle von ausländischen Schiffen besorgt werden. Anfragen im englischen Unterhaus. London, 19. Februar. Unterhaus. — Whitehouse (liberal) fragte den Staats sekretär Grey, ob die Bedingungen inzwischen erfüllt worden seien, unter denen die Hoffnung gemacht wurde, dass die britische Regierung die Mittel zur Linderung der in den Bal kanländern durch den Krieg herbei geführten Not bewilligen würde. — Staats sekretär Grey antwortete: Nach den Berichten der britischen Vertreter und Konsularbeamten herrscht i»n den durch den Krieg betroffenen Ländern noch immer große Not. Die beteiligten Regierungen haben keine Hilfe erbeten, doch schoß die britische Regierung im Dezember 1913 Albanien fünftausend Pfund für dringende Be dürfnisse vor, weil Albanien keine feste Regie rung hatte und England eine der sechs Mächte ist, die für die Errichtung dieses Königreiches verantwortlich sind. Ich will nicht sagen, daß fünftausend Pfund ausreichend sind. Wir haben diesen Betrag gegeben, und mitgcteilt, daß wir bereit sind, mehr zu geben, falls die anderen Mächte auch etwas tun würden. Es scheint je doch, daß der Schritt, den wir getan haben, die anderen Mächte nicht veranlaßt hat, auch ihrer seits etwas zu bewilligen. Die Genfer Dpionageaffäre. Bern, 19. Februar, Zu dem Genfer Spionagefall erfährt die „Schweizerische Depeschen-Agentur" noch folgendes: Der Hauptspion Ehk war seinerzeit Kanzler des russischen Konsulats in Königsberg, scheint sich aber in dieser Stellung unmöglich gemacht zu haben. Er wandte sich der Spionage zu und be gab sich nach der Schweiz. Eine Zeitlang bezog er von einer Großmacht festes Gehalt. (Um Mißver ständnissen vorzubeugen sei erwähnt, daß die Mächte weder Deutschland noch Oesterreich-Ungarn waren.) Bald aber begann Ehk die Spionage nach rein ge schäftlichen Gesichtspunkten zu betreiben. Er lieferte also an sehr verschiedene Staaten und spionierte auch gegen verschiedene Staaten. Die Annahme, Ehk habe mit dem bekannten Spion Lar guter in Verbindung gestanden, entbehrt jeder Grundlage. Der zugleich mit Ehk ausgewiesene Glaser ist vielleicht ein Eegenspion gewesen, der mit der Ueberwachung Ehks betraut war. Die schweizerischen Behörden hatten seit einiger Zeit Kenntnis von dem Treiben Ehks, der vergebens ver sucht«, sich der Ueberwachung durch Uebersiedlung von Genf nach Lausanne zu entziehen. Als nun die Kunde kam, er sei in Wien verhaftet worden, schritt man am 23. Januar zur Haussuchung in seiner Lausanner Wohnung. — Es scheint, daß neutrale und zentral gelegene Staaten immer mehr Stapelplatz der internationalen Spionage werden. Die schwei zerischen Behörden haben aber «in wachsames Auge auf diese Leute und haben allein im letzten Viertel jahr acht Spione ausgewiesen. Empfang -es österreichischen Botschafters. Zarskoje Sselo, 19. Februar. Der Kaiser empfing heute den österreichisch-ungarischen Bot schafter Grafen Szapary, der sein Bcglaubi gungsschreiben überreichte. Zur Revolution auf Haiti. New York, 19. Februar. Nach einem Telegramm aus Cap Haitien haben die Truppen des auf ständischen Senators Theodore bei Grande-Riviere und Limd« zwei schwere Niederlagen er litten. Der Jnsurgentengeneral Paul ist gefallen. Die Insurgenten haben sich nach Cap Haitien zurückgezogen. Theodore will den Ort nicht aufgeben; er errichtet Befestigungen. Ein Revolution»-»»««» entdeckt. Mukden, 19. Februar. Hier ist das Zweig bureau einer Organisation entdeckt worden, die eine dritte Revolution vorbereitet. Die Ur heber dieser Bewegung scheinen die gleichen Leute zu sein, die die letzte Revolution angestiftet hatten. Brau- in eine« Kino. Berlin, 19. Februar In den Helios-Lichtspielen in der Friedrichstraße geriet während der Vorstellung «in Film in Brand. Es entwickelten sich unge heure Rauchmassen. Der Operateur und L«sr Pförtner wurden ohnmächtig. Der In haber des Theaters forderte die zahlreichen Zuschauer auf, das Theater ruhig zu verlassen, was in aller Ordnung geschah. Der Feuerwehr gelang es bald, den Brand zu löschen. Zwei Polizeisergeanten verurteilt. Beuthen (Oberschlefien), 19. Februar. Das Schwur gericht verurteilte heute zwei Poli Zei le raeanten. die in der Nacht zum 25. August aus der Polizeiwache in Königshütte den Grubenarbeiter Erzib schwer mißhandelten und ihm u. a. einen Stich in die Lunge versetzten, so daß er starb, und zwar d«n Poltzeisergeanten Kokot zu 3 Jahren und Wege- hai» pt zu 2A Jahren Gefängnis. Gerichtlich« Beschlagnen, »ng ein« Soicho. (Eigener Drahtbericht.) Straßburg, 19. Februar. Eine ungewöhnliche Störung erlitt heute nachmittag ein Begräbnis. Als sich der Leichenzug für die Frau «ine» Photographen, Namens Wilhelm, in Straßburg-Neudorf in Bewe gung setzte, erschien die Polizei, beschlagnahmte im Auftrage der Staatsanwaltschaft den Sarg mit der Leiche und brachte ihn nach der Anatomie. Die Teil nehmer gingen bestürzt auseinander. Es verlautet, daß von feiten von Nachbarn Wilhelms Anzeige er- stattet worden sei, daß die Frau infolge von Miß handlungen durch ihren Mann ge storben sei. Die Leiche wird am-Freitag in der Anatomie untersucht. Großer Wal-brand. Madrid, 19. Februar. Ein großer Teil des Wal des von Elizeto bei Jrun ist durch eine Feuers brunst vernichtet worden. Die Polizei hat 36 Leute f est g c n o m m e n, die verdächtig sind, den Brand angelegt zu haben. Aus freien Fuß gesetzt. Kiew, 19. Februar. Die im Zusammenhang mit der Ermordung des Knaben Fastow verhafteten Taschkow und Gutherz sind gegen Kaution von 5000 und 1000 Rubel auf freien Fuß gesetzt worden. Dagegen bleibt Kontscharuk, der jüdische Handlungs gehilfe bei Fastows Vater, in Haft. Ketzte Lokalrmchrichten * Der Vaterländische Verein Leipzig-Stadt er öffnete am Donnerstag abend eine Reihe von Vor trägen, die in Zwischenräumen über Handwerk, Handel, Industrie, Volksschule usw. von Fachleuten gehalten werden sollen. Den ersten Vortrag hielt Stadtverordneter Obermeister Bollerhof über „Hand werkerforderun gen". Nach begrü ßenden Worten durch den Vorsitzenden, Studienrat von Brause, führte der Referent aus, daß es sich nicht um neue Forderungen des Handwerks handel«, sondern um alte, deren Erfüllung man noch immer entgegensehe. Eine von diesen Forderungen betreffe den Befähigungsnachweis, denn mit der Ein führung der schrankenlosen Gewerbefreiheit 1889 sei die Arbeit in den meisten Handwerkszweigen nicht Lesser geworden. Man wolle nur dem Pfuschertuyi entgegenarbeiten. Weitere Forderungen seien die Abänderung des tz 100 gu, der den Zwangsinnunaen verbietet, die Preise festzusetzen, ferner Regelung des Submissionswescns und Einführung des ll. Teils des Baugesetzes. Die letzte Forderung betreffe die zwangsweise Versicherung der Handwerker. Das waren die hauptsächlichsten Forderungen, die der Referent in seinem mit allseitigem Beifall aufge- ncmmenen, fesselnden Vortrage eingehend b«gründete. Im weiteren beschloß die Versammlung die Eingabe des hiesigen Vereins gegen Unwesen im Handel und Gewerbe an die Stadtverordneten zu unterstützen. Es handelt sich dabei um einen Protest gegen den zu nehmenden Wettbewerb von Großbetrieben gegen über dem Kleinhandel. Süchereingang. Besprechungen einzelner Bücher vorbehalten. Franz Littnrar: „Opernführer." Lehrmeister- Bibliothek Nr. 310—314. Verlag Hochmeister Thal, Leipzig. Preis 1 ^«t. Franz Karl Ginzkey: „Der Wies« nzau n." Per lag L. Staackmann, Leipzig. Geh. 2,50 .tt, geb. 3,50 Max Geißler: „Die H e r rg o t t s w i e g e." Ver lag L. Staackmann, Leipzig. Georg o. Gabelentz: „Der große Kavalier." Verlag L. Staackmann, Leipzig. Rudolf Hans Bartsch: „Die Geschichte von der Hannerl und ihren Liebhabern." Verlag L. Staackmann, Leipzig. Geh. 5 geb. 0 <H. Alfred Huggenberger: „D o r fg e n o j s e n." Verlag L. Staackmann, Leipzig. Geh. 3 .11, geb. 4 ^1. Paul Schreckenbach: „Die letzten Nudels burger." Verlag L. Staackmann, Leipzig. Geh. 4 K, geb. 5 ^1. Bernhard Blüher: „Das Gemeinde-, Kirchen- und Schul st euergese^für das König reich Sachsen vom 11. Juli 1913." Verlag Felix Meiner. Leipzig. Preis 4,80 Theodor Birt: „Römische C h a r a k t e r k ü p f e." Verlag Quelle L Meyer, Leipzig. Geh. 7 geb. 8 Dr. Georg Buscha»: „Die Sitten derVölke r." 2. Lieferung. Union, Deutsche Verlags-Gesell schäft, Stuttgart, Berlin, Leipzig, Wien. Oskar Hellmann: „Napoleon im Spiegel der Dichtung". Verlag Hellmann, Glogau und Leipzig. Preis 2 -k. »Junggesellen-Geschichten", herausgegeben von Dr. Hermann B c u t t e n m ü l l e r. R. Walthers Verlag, Leipzig. Geh. 2 geb. 3 <K. Dr. Georg Obst: „Das Bankgeschäf t", 1. Band „Vcrkehrstechnik und Betriebseinrichtungen". Verlag Carl Ernst Poeschel, Leipzig. Geh. 12 ^1, geb. 13,50 Wilhelm Siever»: „Reise in Peru und Ecuador." Verlag Duncker L Humblot, München und Leipzig. Preis geh. 14 — - - OoSdottrokkeve», Nranvsvdvvißvr,, °- lir»llix»NL8- mittel kllr »ebvLedlickv 1'er- novea und Urinier. diäderer äurcb NUWM0 Meldet, <». w u« Vrsuoevbrrvl» 0. L«e-«llMorlkowtr. 26 84 Leiten IMM- Unsere gestrige Abendausgabe umsaßt 8 Seiten, die vorliegend« Mvrgennnmmer 18 Seiten, z«sa«««a Hann chrmlnter: !dr. Wer»-. Weftenveraer Verantwortlich« Schristleinr: lür Tr. Arno Giint-eer für di« lr.,eitung Walther Gchtnbler; für Leip,i,er und sächsische Än iel.' i.n - i -i ' v. Vnttlnr: für gunst unüWissen- ichast Lr. Arievrich Schreibt i. v.: jur Musik Engen Irgnttz: Lvort und spiel Alsre» Werl«: Gericht A. Haarte!»: sür die Reise-, Bäder- und Veikedr«»eituna kndwia Me»er. — Für den Aineigenteil Heine. Vnlser. Verla,: v«i»»ia«e r»««Slntt. Gesellschaft mit beschrankter baltuag. Druck: Fischer L gürsteo «amtlich in Leip,«» .
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