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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140220012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-20
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Seite 2. Nr. S2. Morgen«Nusgsvr. Leipziger Tageblatt. frettsy. 20. /edrusr 1914. politilctie Ueberliekt Erweiterung ües Gejchästskreijes -er Lanöeskulturrentenbank. De»l Landtag ist am Donnerstag abend mit Dekret 29 der tLntivurf eines Gesetzes über hie Laiideskiilturrentenbank zugegangen. Danach mird der G c s ch a s t S t r e i s der Landes- inllnrrentenbank in der Weise erweitert, das; sie tunsng in folgenden Fällen Darlehen gewährt: l. u) zur erstmaligen Instandsetzung, zur Berichtigung, Verlegung und sonstigen Verände rung eines sliehenden Gewässers, zur Errichtung von Anlagen zum Uferschutz oder gegen Hoch wassergefahr; b) zur Zusammenlegung landwirtsclmftlicher Grundstücke. -- ") Zur AnSfübrrmg oder znnl Umbau einer im öffentlichen Interesse nötigen Anlage zur Entwässerung eines Ortes oder von Teilen eines Ortes; l>) zur ersten Herstellung einer bauplanmäßi- gen Strasse innerhalb einer Orlsll-ast und zur Anlegung einer Wasserleitung für eine Ortschaft. 8. Zur Ausführung von Be- oder Ent^ Wässerungsanlagen sür landwirtsclzaftlich benutzte Grundstücke oder zur Urbarmachung von Flüchen; b) zur Wasserznsührnna in landwirtschaft lichen Geböften sowie znr Anlegung von Dün- gerstülten und Jauchengruben aus sollten Ge höften, sowie zur Anlegung von Fischteichen. Außerdem wird die LandeSkulturrenten-- bank ermächtigt, zu dem alljährlich durch die Ministerien des Innern und der Finanzen fest gesetzten Höchstbetrage Darlel)en zur Ausführung von K' l c i n w o h n u n g S b a u t c n für die min derbemittelte Bevölkerung zu gewähren. Dem Entwürfe ist eine umfangreiche Be gründung beigegcbcn. Keine Regelung militärischer Machtbefugnisse 1 Die „Rvrddeutscize Allgemeine Zeitung" schreibt: „In konservativen Blättern wird die Erklärung, die der Reichskanzler in der „Za ber n - Zk v m m i s sio n" hat abgcben lassen, dahin gedeutet, daß die Regierung mit dem Reichstag über die Frage der Kommando gewalt zu diskutieren gedenke. Das ist ein tatsächlicher Irrtum. Die Frage, in wclci)cn Füllen das Militär bei inneren Unruhen ein- ;uschreitcn hat, ist in den einzelnen Bundes staaten durch Verfassung, Gesetz und allgemeine Rechtsgrnndsätze geregelt. Aus der Basis dieser Rechtslage erläßt die .Kommandogewalt ihre Instruktionen. Für eine reich s rechtliche Bestimmung der Grenze zwischen der Militär- und Poltzeigewalt, die ein Teil des Reichstags manscht, kann, wie in der Kommission erklärt morden ist, die Zustimmung des Bun desrats nicht in Aussicht gestellt werden. iFnwiesern in der Bereitwilligkeit der Regie rung, der Kommission über die bestehenden rechtlichen Zustände Auskunft zu erteilen, eure Bereitwilligkeit liegen soll, die Kommando- gewalr zur Debatte zu stellen, ist hiernach nicht verständlich." Wir verweisen auf die Ausführungen unseres -Mitarbeiters in der gestrigen Abcndnummcr. Wenn jetzt die Ablehnung einer rcichsrcchtlichcn Regelung im Bundesrat bereits feststeht, so ist das der Sache wegen außerordentlich bedauer lich. Richtig ist, das; nicht die Kommandvgewalt des Kaisers zur Debatte gestellt worden ist, aber daß es sich nur darum gehandelt habe, dem Reichstage Auskunft über die rechtlichen Zu- siände zu geben, wäre falsch. Rach den Worten des Reichskanzlers mußte der Reichstag eine R e g e lung der militärischen Machtbefugnisse erwarten, ans Gründen, die der Reichskanzler selbst als berechtigt anerkannte. Und was jetzt? vom Himmel kommt es, Zum Himmel steigt es. lEinc naturwissenschaftliche Plauderei.) Bon Dr. Al. Plaschkc. Unter den Raturgewalten, die den Entwicllungs gang der Erde in altersgrauer Borzeit eingeleitct und bis auf unsere Tage fortgeführt l>aben, ist das Wasser, das „vom Himmel kommt, zum Himmel steigt und wieder nieder zur Erde muß, ewig wech- ielnv", die nützlichste. Allerdings nur dann, wenn ihm die drei anderen, das Urseuer des Sonncnballs, der Lcbensodem der Atmosphäre und des Lvclten- raums eisiger Hauch, helfend zur Seite stehen. Bon dem harmonischen Zusammenwirken der vier Gewal ligen gilt, wenn auch nicht im hergebrachten Sinn, las Dichlerwort: „Bier Element«, innig gesellt, bil den das Leben, bauen die LLelt." Schon im Altertum crsreute sich das Wasser, unter diesem Gesichtspunkt berrachtct, eines hohen Ansehens. Der Dichter Pindar, ein Zeitgenosse des Sokrates, war von ihm so begeistert, daß er es kurz weg das Beste nannte. Nicht mit Unrecht. Das flüssige Element ist in der Tat das vornehmste, der Aristokrat unter seinesgleichen, deren Führung ihm sozusagen anvcrtraut ist: cs mildert die Gegensätze, beugt jedem Uebermaße vor, hält streng aus Ord nung und macht, das alles in Frieden und Eintracht aonstatten geht. Mit einem Worte, das richtige Faktotum im Haushalt unseres Planeten und seiner Bewohner. Wo immer wir Hinblicken mögen, hinauf zum Himmel, hinab zur Erde, hinaus auf das Welt meer, hinein in dos Leben der Organismen, überall fehen wir diesen Allesmachcr an der Arbeit. Er rieselt in den perlenden Regentropfen auf die Flu ren und hilft dem Menschen, sich das tägliche Brot ,» bereiten. Er pocht und hämmert auf ungefüge Mctalltlötze, daß sie zu nützlichen Geräten sich formen. Er rollt und rasselt in fliegender Eile auf L<>» Schienen der Eisenbahnen, den Austausch der Güter vermittelnd. Er tragt die schweren Panzer kolosse in ferne Länder und führt sie mit starker Hand über die Wogenberge hinweg zum sicheren Port. Er treibt den Säftcstrom aus den Wurzeln der Pflanze hinauf bis in die feinsten Spitzen der Blätter- und Blütcnkrone sOsmose). Er leitet den Kreislauf des animalischen Blutes durch die weitverzweigten Ka näle des Geäders (Stoffwechsel). Denken wir dabei noch an die gewaltige Arbeit, die das Wasser als geologischer Faktor geleistet hat und bis auf den heutigen lag leistet: ob es nun in den Tiefen der Ozeane der Erde Schichten fein säuberlich überein Trauerfeier für -ie Prinzessin Wilhelm von Saöen. In Karlsruhe fand am Donnerstag vor mittag 11 Uhr fand in der Kapelle des Palais' der verstorbenen Prinzessin Wilhelm von Baden ein Trauer gölte »dien st patt, den; die eingetroffenen Fürstlichkeiten beiwohnten. Der Kais e r geleitete die Grv ß Herzogin Luise zum Platz. Ferner waren erschienen: der Prinz und Prinzessin Max von Baden, der Groß herzog und die Großherzogin, der Herzog zu Braunschweig, Prinz Eugen von Schweden, der Großherzog von Oldenburg, der Herzog und die Herzogin von Anhalt, Fürst Nomanowsky, der Herzog von Leuchtenberg, Prinz Karl von Hohenzollern, Herzog Paul Friedrich von Mecklenburg, Großfürst Georg Michailowitsch von Rußland und Prinz Friedrich Karl von Hes sen. Der Kaiser stand znr Rechten des Kop>- endes des mit einer Fülle kostbarer Blumen spenden bedeckten Sarges, ihm zur Linken Prinz Max von Baden. Zur Rechten des Kaisers stell ten sich die am badischen Hose beglaubigten Gesandten auf, ferner die Vertreter fremder Fürstlichkeiten, Staatsminister Freiherr von Dusch für die großherzoglicl,-badisct>e Regierung, der kommandierende General des 14. Armeekorps v. Hviningen gen. Hucnc und Oberbürgermeister Siegrist als Vertreter der Stadt Karlsruhe. Die Trauerseier, die gegen 12 Uhr beende; war, wurde eingeleitet durch russische Gesänge, die von Gebeten der in feierlichem Ornar amtierenden russischen Geistlichen unterbrochen wa>.en. Der feierliche Eindruck wurde dura; brenn. ,:de Kerzen erhöht, die den Sarg umgaben. Auch die an wesenden Fürstlichkeiten und die geladenen Gäste trugen in der rechten Hand weiße Kerzen. Deutsches Reich. * Erkrankung des sächsischen Kronprinzen. Der Kronprinz ist seit Dienstag an einer Halsent zündung erkrankt und genötigt, das Bett zu hüten. Auch Prinz Friedrich Christian leidet an einer Heiserkeit und ist deshalb am Ausgehen verhindert. * Der Verband Sächsischer Industrieller hält, wie bereits mitgeteilt, um Montag, den 9., und Diens tag, den 10. März, in Dresden seine 12. ordent liche Hauptversammlung ab. Für Montag, den 9. März, abends 7'. Uhr ist ein Vegrußungsabend vorgesehen, zu dem die Räume des Dresdner Zentral theaters für den Verband reierviert sind. Am Diens- tag, den lO. März, wird vormittags 10 Uhr im Konzertsaal des Ausstellungspalastes die Mitglieder versammlung abgehalten werden, zu der nur Ver treter der Mitaliedsfirmen des Verbandes Zulaß haben. In dieser Mitgliederversammlung wird die Erstattung des Geschäfts- und Kassenberichtes der Revisoren erfolgen und die Entlastung des Vorstandes sowie die Neuwahlen zum Vorstand vorgenommen, außerdem Satzungsänderungen beraten werden. — Am Nachmittag des 10. März findet im Kroßen Saal des Vereinshauses eine allgemeine Versammlung statt, in der der Syndikus des Verbandes Dr. Strese- mann einen Vortrag über „Die Bedeutung der säch sischen Industrie aus dem Weltmarkt" halten wird. Zu dieser Versammlung hat der König sein Er scheinen in Aussicht gestellt. Den Achchluß der dies jährigen Hauptversammlung wird em am 10. März abends 7'/.- Uhr im Konzertsaal des Ausstellungs palastes zu Dresden stattfindendes Festmahl mit Damen bilden. O * Ueber die Korfureise des Kaisers. Der „Berl. Lok.-Anz." berichtet zu der mehrsach in den letzten Tagen erörterten Frage, ob der Kaiser eine Früh- iahrsreise in diesem Fahre antreten wird: die Ent scheidung wird e r st A n f a n g März sallen. " Die Reichstagskommission sür die Zeugen- und Sachverständigengebühreu beschloß am Donnerstag, daß der Sachverständige in normalen Füllen eine Entschädigung bis zu 9 für jede angesangene Stunde erhalten soll. Der Regicrungsentwurf hatte nur 2 ./< vorgesehen. Wenn die Leistung besonders schwierig ist, ^o darf der Betrag bis zu 0 für jede angefangene Stunde erhöht werden. Die Bestimmung, ander legt oder hoch oben die ragenden Felsen kämme zernagt und auf dem Rücken der Gletscher, in den Dahnen der Wildbächc stückweise talwärts trägt; ob es in brandenden Wogen sich gegen die Küsten der Kontinente wälzt, hier fortschwcmmci - dort ablagernd, oder in rauschenden Fällen die steilen Gel)üiige hinabstürzt, die Quellen der Ströme mit neuem Vorrat speisend; ob es im innen: der Erde domartigc Hallen höhlt und mit phantastischen Stcingeinldcn ausschmückt oder gigantische Eisgebirge um ihre Pole aufbaut. . . welch eine Fülle von Wun derwerken, errichtet auf dem flüssigen Untergründe des 'Wassers! Ohne dieses wäre die Erde eine Stein wüste, dar alles Lebens. Durch dieses ist sic die Wohnstätte ter Menschen und Tiere, «in Gottes garten voller Anmut und Schönheit. Fünvahr, ein Geschenk von unschätzbarem Wert ist das Wasser, „eine gute und- eine vollkommene Gabe von oben!" Vom Himmel kommt es. Zum Hunmel steigt es. Mit unsichtbaren Dampf bläschen, so leicht, daß ein Atcmhauch sie in alle Winde zerstreut, und von so winzigem Inhalt, daß ihrer MW Millionen erforderlich sind, um zu einen, Tröps.'ern von 4 Kubikmillimeter zusammcnzusließen, sängt das Element seinen Kreislauf an . . . mit 1200 Billionen Kubikmeter flüssigen Wassers, einer Masse, die ebensovielc Billionen Tonnen zu je 1000 Kilo gramm wiegt, schließt cs ihn ab. Fahr für Fahr! Eine verblüffende Größe! Wir können sie uns, aller dings nur durch eine andere Ungeheuerlichkeit. ein wenig veranschaulichen. Wollte jemand eine Billion, d. h. eine millionfack)« Million, zählen, so rväre er, vorausgesetzt daß sein Leben 10 000 Fahre währte und er in diesem Zeitraum ununterbrochen Tag und Nacht in jeder Sekunde 1, 2, 3 . . . ufw. ,zählte, nach Ab lauf desselben mit seiner Arbeit bei weitem nicht zu Ende — es fehlten ihm an der vollen Billion immer noch 00 880 Millionen. Allen Respekt vor diesem Riesenprodukt, das sich das flüssige Element in einem einzigen Fahre aus mikrojtopisch kleinen Multiplikanden herauszurechncn versteht. Zwar nicht „ewig wechselnd," wie in dem bekannten Gedicht von Goethe, „Gesang der Geister über den Wassern", geschrieben steht. Es mag aller- höchstens 50 Millionen Fahre her sein, daß das heutzutage :n so regelmäßigem auf und ab funktio nierende Pumpwerk der Atmosphäre zum erstenmal seinen Betrieb zwischen Himmel und Erde aufgenom men hat. Das geschah zu jener Zeit, da unser Planet sich aus einem selbstlcuchtenden, damals aber bereits zur Rotglut abgckühltcn Gestirn in die dunkle Erde verwandelte Von diesem Moment an milderte sich die Siedehitze der mit Gasen aller Art und daß dem Sachverständigen der übliche Preis nur auf Verlangen zu zahlen sei, wurde gestrichen; er soll sür alle Fälle gezahlt werden, in denen ein solcher be steht. Bei den Bestimmungen über die Vereinbarung der Honorarhöhe zwischen den Parteien und Sach verständigen wurde die Beratung abgebrochen. Der Landrat des Kreise» Prenzlau, Freiherr v. Maltzahn, ist zum Overpräsialrat in Pots, dam als 'Nachfolger des Grafen v. Noedern ernannt worden. * Nochmals sür eine deutsche Beteiligung in Frisko. Aus München meldet uns ein eigener Drahlbericht: Der tauch in Leipzig bekannte) Prä sident des „Deutschen Journals" in New Hark Theodor Sutro, der am Donnerstag abend im Journalisten- und Schriftstellerverein über die Welt ausstellung in San Franzisko sprach, erklärte einem Berichterstatter der „Münchener Neuesten Nach richten": „Die deutiche Kunst und das deutsche Kunst gewerbe seien in den Vereinigten Staaten fast un bekannt. Einen kaufmännischen Erfolg der Welt ausstellung halte er für sicher, wenn der Besuch und die Beteiligung ungeheuer sein würden." * In der reiche-ländischen Zweiten Kammer wurde am Donnerstag der E at der Landwirtschaft beraten. Unterstaatssekretär Freiherr v. Stein be tonte die Notwendigkeit einer strengen Durchführung des Seuchenschutzgesetzcs. Nach den letzten Berichten feien in Frankreich 05 Departements und in der Schweiz 13 Kantone verseucht Daher könne er gegen wärtig eine Erleichterung der Grenzsperre nicht in Aussicht stellen. Der gegenwärtige Seuchen stand in den Reichslanden gebe zu leinen Besorgnissen Anlaß. Auf Gruno der Ergebnisse der letzten Vieh zählung dürfe l ehauptet werden, die Lanowirifchast sei dem Ziele, den Bedarf der Bevölkerung an Fletsch durch die eigene Viehzucht zu decken, näher gekommen. Der Schweinestano im Lande habe allein um 14,6 Prozent zugenommen. * Religiöser Fanatismus? Eine sensationelle Meldung kommt der „Tägl. Rundich." aus Offen bürg: In der 'Nacht zum Sonntag wurde dort nach Bekanntwerden des Ergebnisses der Stichwahl in Kehl—Offenburg — wie erinnerlich, siegte der Zentrumskandidat Dr. Wirth — auf einen protestantischen Pfarrer, der gerade ein Fenster seiner Wohnung schließen wollte, von einem Vorübergehenden ein Revolvcrschuß abge geben mit den Worten: „Da wohnt auch so ein evangelischer Stadtpsarrer." Die Kugel traf nicht, sondern zertrümmerte nur das Fenster. Der Täter ist bisher nicht ermittelt. * Gegen das Salvarsan. Der Berliner Polizei arzt Dreuw wendet sich gegen Geheimrat Ehrlichs Erklärungen über die Anwendung und die Heilkraft des Mittels Salvarsan. Dr. Dreuw wiederholt, in Salvarsan sei soviel Arsenik enthalten, daß ein solches Mittel dem einzelnen Arzte unmöglich überlassen werden könne. Ausland. Frankreich. * Der Eesundheitszu stand der französischen Armee. Eine der großen Sorgen Frankreichs ist, wie aus Paris, 19. Februar, gemeldet wird, der Ge sundheitszustand des Heeres, der fort fährt, fehl schlecht zu sein, uns zu dessen Verbesse rung man im Augenblick nichts Besseres vorzu schlagen weiß, als die Beurlaubungen von vielen Tausenden von jpnge« Rekruten, die das stärkste Kontingent zu den Erkrankungen liefern. Ein amtlicher Bericht des Militär-Gesundheits dienstes enthält bemerkenswerte vergleichende An gaben über die Erkrankungen und die Sterb lichkeit im französischen und deutschen Heere. 1910 betrug die allgemeine Sterblichkeit im französischen Heere 3,32 vom Tausend, im deutschen Heere dagegen nur 1,7. Als Hauptgrund dieses für Frankreich ungünstigen Verhältnisses bezeichnet der Bericht die Tatsache, daß Deutschland damals von seinen Wehrpflichtigen nur 20 v. H., also eine überaus strenge und sorgfältige Auslese einstellen konnte, während Frankreich wegen der Schwäche jenes Jahr ganges der Dienstpflichtigen ihrer 80 v. v, also un gefähr alle ohne Auswahl, zu den Fahnen rufen mußte. Viele Krankheiien, so das Sumpf fieber, und der Unterleibstyphus, gingen übrigens in Frankreich in Len letzten Jahren sehr stark, zum Teil bis auf ein Zehntel, zurück. Dagegen nimmt die Tuberkulose er schreckend zu. Wenn man die Todesfälle und die Beurlaubungen oder Verabschiedungen wegen der drohenden oder ausgebrochenen Lungenschwindsucht zusammenrechnet, so betrug ihre Zahl im deutschen Heere 1887 2,21, 1910 dagegen nur noch 1,80 vom Tausend, in Frankreich dagegen 1888 5,45, dagegen 1910 9,45 vom Tauiend Der Bericht schreibt der Ueberanstrengung bei der Reiterei, der unzuläng lichen Bekleidung bei den Fußtruppen die Entwick lung der Lungenschwindsucht zu. deren Keime die jungen Leute bet ihrem Eintritt in das Heer mit bringen. Selgken. * Annahme des klerikalen Schulgesetze« in der Kammer. Die belgische Kammer hat. uns ein Tele gramm aus Brüssel, 19. Februar, meldet, am Mitt woch abend das klerikale Schulgesetz in zweiter Leiung endgültig angenommen. An der Abstimmung nahmen nur die Klerikalen teil. 86 liberale und sozialistische Abgeordnete haben vor der Generalabstimmung den Sitzungssaal verlaßen. Die beiden Fraktionen haben energische Erklärungen gegen das Gesetz abgegeben. Die Erklärung der Liberalen besagt, daß sie einem derartigen Gesetz nicht die Ehre erweisen wollen, dagegen zu stimmen. Es handle sich hierbei um ein Gesetz der Jn- toleranzund desHasses, das den Gewissenszwang und die politische Verfolgung in sich schließe. Die Jugend werde derKirche überliefert und die freien kommunalen Schulen ihrer Konirolle unterstellt. Man zwinge kommunale und offizielle Verbände, an Schulen Unterstützungen zu geben, die ihrer Kontrolle entzogen werden. Das sei gegen die Verfassung. Die Sozialisten ließen erklären, daß dieses Gesetz nur unter dem Pluralrecht möglich gewesen wäre und daß sie deshalb nach wie vor rufen könnten: „Es lebe das allgemeine Stimmrecht!" Fünf Monate hat die Beratung dieser Vor lage gedauert. Im Monat Dezember vorigen Jahres konnte einen Auaenblick angenommen werden, es werde der Opposition gelingen, die Eesetzwerdung zu verhindern. Leider haben die Bemühungen der Opposition im Volke keinen Widerhall gefunden. An sich hat das Gesetz einige Vorteile gebracht, näm lich den obligatorischen Schulunterricht und die Ver pflichtung der Klosterschulen, von einem gewissen Zeitpunkt ab nur Lehrer anzustellen, die ihr Examen bestanden haben. Das Gesetz geht nunmehr an den Senat. Wie die Dinge liegen, wird es im Monat April oder Mai noch vor den Neuwahlen auch dort verabschiedet sein. Italien. * Italiens Orientpolitik. Der Besuch San Giulianos beim Grafen Berchtold. der wie aus Rom gemeldet wird, im April in AbLazia statt- finden soll, wird, von der Preße mit Befriedigung be sprochen. Man führt jetzt die Verzögerung des Be suches darauf zurück, daß es den beiden Staats männern bisher angesichts der schwierigen interna tionalen Lage unmöglich war, ihren Amtssitz zu verlaßen. Der „Popolo Romano" sieht in der An zeige des Besuches einen Beweis der Besserung der internationalen Lage und fügt hinzu, daß der Verlauf der Balkankrise und die dringende Sorge um Albanien die Beziehungen Italiens zu Oesterreich inniger und herzlicher gestaltet und das Bündnis in beiden Ländern populärer gemacht habe. Der langwierigen Kolonialdebatte Montecitorio ist nur rückschauender Wert zuzuschreiben. Kqtne Parier denkt an die Auigebung Lydiens. In den dreibundfeindlichen Blättern spukt noch immer die loifiziell dementierte) Fabel von den durchkreuzten Absichten Deutschlands auf Tobruk. Die wahren Beweggründe des plötzlichen Entschlußes Italiens zum Tripolis-Unternehmen waren indessen mehrere: erstens das deutsch-französische Marokkoabkommen; zweitens die vermuteten englischen Absichten auf Solum; drittens die türkischen Vorkehrungen zur Verteidigung Tripolitaniens; viertens die erregte öffentliche Stimmung und die nationalistischen Preß- treibereien, die die zweifelnde Regierung lortrißen. Die bevorstehende Rückgabe des Dodekanejos an die Türkei begegnet hier keinem Widerspruch mehr. Als Preis dafür wird man die Zustimmung der Pforte zum englisch-italienischen Ab kommen über die Interessensphären im südlichen K lcinasien und die Bahnanschlüße betrachten, das seinem baldigen Abschlüße entgegengeht. Tie italie nische Gesellschaft beabsichtigt und hofft, später die englis chen Rechte ablösen zu können. dichten Wasserdämpfen überladenen Atmosphäre so weit, daß das Tropfbarflüffigc sich von dem dauernd Lustförmigen zu trennen ocrinochte. Da kam es, zum erstenmal, in unaufhörlichen Regengüßen vom Himmel. Da stieg es. taum gefallen, von neuem ver dampft, zum erstenmal zum Himmel. Und wieder nieder zur Erde mußte es, zur Lithosplsiire des jungen Wandelsterns, aus dem der Aufruhr noch lange tobte, bis endlich des Urmecrs Wogen, die Hydro sphäre, ihn zur Ruhe brachte. Die Frage, ob nicht etwa bereits in einer oder der anderen Entwicklungspcriodc vor der Rotglut phase unseres Planeten dampfförmiges Wasser vor handen gewesen jein könnte, ist mit nein zu beant worten. Die enorm hohen Tempcraturgrade, die in dem Gasball, aus dem die Erde eutstanden ist, ge herrscht haben mögen, schließen das Bestehen eines solck-en Aggregats schlechterdings aus. Wir dürfen auf Grund der Spektralanalyse und genauer astrono mischer Beobachtungen als ziemlich sicher voraus setzen, dos; in vorgeschichtlicher Zeit unsere Erde ähn liche Hrlligkcitswaudlungen durchgcmacht hat, wie sie heute mittels der Teleskope ain Fixsternhimmel lvahrzuiichmcil sind. Vor Fahrmillionen hat der Erdegasbe.il, dem Sirius gleich, als weißglühender Stern vom Firmament geleuchtet, worauf er, nach weiteren Fahrmillioncn, unserer Sonne ähnlich wurde und in gelblichem Lichte erschien. Zu den ver schiedenen Helligkeitsoraden aber gehören ganz be stimmte Temperaturgradc, die wir als sehr hohe, etwa bis zu 6000 oder >000 Grad des hundert teiligen Thermometers reichende, anzufctzcn haben. Solch unerhörte Glut wirkt jedoch dissoziierend und macht jede chemisch-« Synthese, also auch die des Wasserstoffs und des Sauerstoffs zu Wasser (ll O), zu einem Ding der Unmöglichkeit. In einem noch höheren Grade aber als Ergebnis des geologischen Rcchenexempcls mit den unfaßbaren Billionen flüssiger Kubikmeter erregt es unicr gerech tes Erstaunen, daß die gewaltigen Energien, die wir kennen, die massenanzieyende und die strahlende des Sonnenballs, sich in ihnen zu scgenspenoender Arbeit vereinigen. Ob das Wasser draußen, im freien Raum, der Schwerkraft gehorchend, aus den Wollen zur Erd«, mit den Flutwellen der Gezeiten zum Ozean ;ällt, oder ob es drinnen in engen Behältern, durch metallene Band« der Maschinen gefesselt, unter des Feuers Macht als Dampf sich dehnt und stemmt gegen die Wandung des Gefäßes: immer ist es das Element, das, akkumulierend und transformierend zugleich, dort mit der zur Erde hinabziehenden Gravitation, hier mit der zum Himmel hinaufstrebcnden Expan sion ein Bündnis eingeht und die eine wie die andere bald in mechanische, bald in thermische Leistungen umsetzt. Diese Kräfte ohne das Wasser, an dem sie erst zu Nutzen bringenden Potenzen werden, was anders wären sic als gewalttätige Titanen, die nur ein Chaos schüfen, aber keinen Kosmos! Wozu die fabelhafte Massenanziehung des Sonnenballs, die die Erdkugel mit ihrem 6000 Trillionen Tonnengcwicht w.e ein Spielzeug um den Zentralkörpcr herumwiroclt'? Oder welchen Sinn hätte die ins Unbegreifliche steigende Zahl seiner Wärmeeinheiten (Kalorien), von denen unserer Erde zwar nur ein kleiner Bruchteil zufälll, der aber immer noch 96 000 Billionen solcher Ein heiten enthält, eine Kraftausstrahlung, deren Arbeit gleich ist einer Leistung, durcy die in jeder Sekundr 32 600 Millionen Tonnen um einen Kilometer ge hoben werden könnten'.' . . . Zwecklos verschwendet und unwiederbringlich verloren wären sie alle, d:c;e ungeheuren Encrgieoorrütc, wenn ihnen n-cht in: Wasser ein Element .zur Seite stände, das ebenso durch seine weite Verbreitung und seine Masigleit als durch seine natürlichen Anlagen zur Mittlerrolle wie geschaffen ist. Bedeckt es doch die größere Hälfte der gesamten Erdoberfläche, nämlich 72 Prozent von rund 510 Millionen Quadratkilometer, während die in den Ozeanen, Binnenseen, Sümpfen, Flüssen. Gletschern und in den Tiefen des Erdinnern oder in der Luft vorhandenen Wasservorräle zufammen auf etwa eine Trillion und 334 000 Billionen Kubikmeter berechne! worden sind. Unter den physikalischen Eigen'chaften des flüssigen Elements seien hier, als ganz besonders mcrtwürdig, nur erwähnt die leichte Wandlungs fähigkeit seiner Aggregatzustände, die große Ausdehn- samkeit des Eises und die mächtige Spannkraft seiner Dämpfe. Kein Wunder, daß einem solchen Stoffe, den wir im Wasser kennen gelernt haben, ohne den es nun ein mal nicht abgeht, weder draußen im großen und ganzen der Natur noch drinnen im kleinen Menschen dasein, in der Reihe der „dos Leben bildenden, die Welt bauenden" Elemente ebenso die leitende Stel lung angewiesen ist, wie er unter all den Problemen des religiösen Empfindens und des w.ssenfchaftl chen Forschens schon feit den ältesten Zeiten dem denken den Geiste den mächtigsten Ansporn gegeben hatl So verschieden aber auch der Standpunkt sein möge, den wir gegenüber jenen Fragen, auf Grund der als gesichert vorliegenden Forschungsergebnisse der Naturwissenschaft, cinnehmcn: in einem werden wohl alle übcreinstimmen . . . daß das Wasser die ihm zuteil gewordene Beachtung und Uiertschätzung seitens der Menschen auch vollauf verdient, „Winston raon hzetor!" Da« Beste ist doch das Wasser!"
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