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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.01.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140127021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914012702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914012702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-27
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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Dienstag, L7. Januar lSl< LeipHig« Tageblatt. Nr. 48. Nlrena*Nusgadr. Veite S politilcke Ueberlickt die vrrsiän-lgung -er liberale« Parteien ia Sachje« veranlaßt den Führ«» d«r konservativen Landtag»- fraktion, den Abg. Opitz, zu einer längeren Er- Närung in den „Drervn. Nach»." Sein Ideal ist das alte Kartell — da» Wort selbst wird zwar nicht geschrieben —, ist der Zusammenschluß von Konservativen und Nattonalliberalen unter Aus schluß der Fort!chrittlichen Vollspartei. Die Natio- nalltveralen sind dagegen der Ansicht, daß durch da» Zusammengehen der beiden liberalen Parteien ein Sieg über die Sozialdemokratie viel eher ver bürgt wird, als durch einen Zusammenschluß mit den Konservativen gleich beim ersten Wahlgang. Das Wahlablommen der liberalen Parteien in der Lausitz ist für den Abg. Opitz nun ganz besonders schmerzlich. Er behauptet: „Man hat gewissenhaft die konservativen Wablkreise unter sich aufgeteilt, von den lozialdemolratischen Wahlkreisen, also einer Bekämpfung der Sozialdemokratie ist nicht die Rede." Das ist grundfalsch. Gewiß haben die beiden liberalen Parteien auch Vereinbarungen über zwei zurzeit konservativ vertretene Wahlkreis getroffen, aber ebenso haben sie auch erne Ver'tandigung über zwei sozialdemokratisch vertretene Kreise herbeiaeführt. Es ist mit Sicherheit anzu nehmen, dag der eine dieser beiden Wahlkreise am 26. Februar bereits von den National liberalen mit Hilfe der Fortschrittspartei in der Nachwahl für den verstorbenen tozialdemokratr chen Abgeordneten Riem erobert werden wird. Wie Herr Opitz alio zu der seltsamen Behauptung kommt, daß bei den liberalen Parteien von einem Kompi gegen die Sozialdemokratie nicht die Reoe sei, ist vollständtich unerfindlich. Noch bedenklicher ist ein Satz in den Aus führungen des Abg. Opitz über die Reichstags ersatzwahl in Borna-Pegau. Selbstver ständlich begreift es Herr Opitz — trotz des Wahl- aussaüs im Januar 1912 — durchaus nicht, weshalb die Nauonallrderalen hier mit einer eigenen Kan didatur vorgehen. Seiner Ansicht nach kann nur Herr vonLiebertdenWahlkreis wiedergewumen, aber: Wenn es nicht gelingt, den bisherigen Abgeordneten durchzubringen, wird auch dieser Wahlkreis aller Wahrscheinlichkeit nach an die Sozialdemokratie verloren gehen." Ja, warum in aller Welt soll nicht der nationalliberale Kandidat in die Stich wahl kommen und das Feld behaupten? Die Aeußerung des Herr Opitz führt fast zu der Vermutung, daß dann die Konservativen eine Stichwahlhil e verweigern würden. Warten wir ab, wie der Wahllampf verläuft und welches Ergebnis er zeitigt. Jedenfalls werden wir uns zur gegebenen Stunde dieser verhüllten Drohung des Abg. Opitz zu erinnern wissen. Denkschrift über -en Rückgang -er Geburten. Wie wir hören, soll über die Erhebungen, die über den Rückgang der Geburten angesiellt sind, eine eingehende Denkschrift ausgearbeitet werden, die dem zuständigen Ressortminister vorgelegt wer den wird. Gegenwärtig sind noch nicht alle Berichte, die hierüber eingefordert wurden, bei dein zuständigen Ressort eingegangen. Es wird mit Recht angenommen, daß der Geburtenrückgang zum nicht geringen Teile auf den Gebrauch von vorbeu genden Mitteln zurückzuführen ist, und auf Fest stellungen dieser Art wird besonderes Gewicht gelegt. Dementsprechend erstrecken sich die Feststellungen vor nehmlich auch auf den Umfang der Äerbreitung der Antikonzeptionsmittel, worüber bereits zahlreiche Berichte eingegangen sind. Rundfragen über den Geburtenrückgang find gerichtet an Geist liche, Aerzte und Lehrer, die sich eingehend über ihr Urteil und ihre praktische Erfahrung zu äußern haben. Dann dürften sich die Erhebungen auch mit den einzelnen Bevölkerungsklassen belassen, unter denen ein Geburtenrückgang sich vornehmlich bemerk bar macht. Bisher ist im allgemeinen festgestellt worden, daß in den unteren Schichten der Bevölke rung der Geburtenrückgang wesentlich geringer ist, als in den mittleren und oberen. In Anbetracht der anerkannten Bedeutung, die der Feststellung der Ur sachen des Geburtenrückganges innewohnt, soll eine möglichst genaue und eingehende Darstellung der Ursachen des Geburtenrückganges gegeben werden, die allein eine Beurteilung der wichtigen Frage zu läßt, auf welche Weise ein planmäßiges Vorgehen gegen die bedauerliche Erscheinung vorzunehmen ist. Deutrehes Reich. * Das Wahlabkommen der liberalen Parteken in der Lausitz ist vom Nationalliberalen Verein in Zittau am Montag abend ein stimmig gebilligt worden. * Zu dem Aufsatz „Die Hauptdaten des Welt handels" von Herrn Artur Dix in Nr. 10 des „Leipziger Tageblatts" schreibt uns der Syndikus des Verbandes Sächsischer Industrieller, Dr. Stresc- mann: In den von Herrn Artur Dix angegebenen Ziffern über den Eesamtroarenumsatz in den ver schiedenen Ländern der Erde nach dem Stande von 1912 ist der Anteil von Groß-Britannien mit 27^L Milliarde Mark, der Anteil des Deutschen Reiches mit 21Z4 Milliarde Mark angegeben. Nach diesen Ziffern würde also Deutschlands Welthandel gegenüber Groß-Britannien um Milliarde Mark zurückstehen. Diese Ziffern sind jedoch nur richtig, wenn man den sogenannten „Gesamtwarenhandel" in Betracht zieht, der auch die Durchfuhr enthält. Für die volkswirtschaftlichen Kräfte eines Landes kommt aber nur in Betracht diejenige Einfuhr, die völlig im eigenen Lande verbraucht wird und die jenige Ausfuhr, die völlig im eigenen Lande her gestellt ist. d. h. der sogenannte Spezial waren- handel. Legt man die Ziffern des Spezialwaren handels zugrunde, so ergibt sich aber für das Jahr 1912 für England eine Gesamtsumme der Ein- und Ausfuhr von 22 858 Millionen, für da» Deutsche Reich eine solche von 19 618 Millionen, d. h. die genannte Differenz beträgt nur etwas über 9 Milliarden. England als Frachtenführer mag das Deutsche Reich doch um ein Bedeutsames überragen, in bezug auf seine volkswirtschaftlichen Kräfte wird es im Welt handel von Deutschland aber voraussichtlich erreicht werden können. Auch die von dem Staatssekretär Delbrück gegebene Ziffer, wonach England lediolich «inen Vorsprung von 16 Prozent vor Deutschland voraus hat, stützt sich wahrscheinlich auf diese Ziffern de» Spezialwarenhandel», auf di« ich deshalb be sonder» Hinweisen möchte, weil die Ziffern de» Herrn Dix den Eindruck erwecken könnten, als fei die Rede de» Staatssekretärs zu optimistisch gehalten gewesen. * Reu» Gener»lob«rst«n. Dem „Berl. Lok.-Anz." WsslOy stad «u»» Lnlatz de» Geburtstage» de» Kakseir» di« Generalinspekteure v. Heertngen und v. Kluck sowie der Generalstabschef v. Moltke zu Generalobersten befördert worden. * Der Streit um die Ostmarkenzulage». Während da» Zentrum den Ostmarkenzulagen in jeder Form abgeneigt ist. wird von den Konser vativen, den Nattonalliberalen und der Fortschrittlichen Dolkvvartet ein Antrag auf Bewilligung der Ostmarkenzulage laut „Tiigl. Rundsch." voroereitet zu d«m Zweck, cher Re gierung Gelegenheit zur Verteidigung dieser Zulage zu geben. * Ein böser Reinfall de» „vorwärts". Unter der Spttzmarke „Wie Herr Delbrück zitiert!" veröffent licht der „vorwärts' einen Artikel, in dem behauptet wird, der Staatsiekretiir des Innern habe bei seinen Ausführungen über die Lebenshaltung der Arbeiter ein Zitat aus der gewerkschaftlichen Holzarbeiter zeitung wörtlich wiedergegeben, dabei aber eine für das Urteil wesentliche Stelle, nämlich diejenige, welche davon spricht, daß die Steigerung der Löhne mit den Preisen für die Lebensmittel nicht gleichen Schritt gehalten habe, einfach weggelassen. Dieser Behauptung gegenüber genügt es, auf den stenographischen Bericht über die betreffende Sitzung am 20 d. M. hinzuweisen nach dem Staatssekretär Delbrück wörtlich auspeiührt hat „Wenn in den letzten Jahren . . .. die Preise für die notwendigsten Lebensmittel so riesig empor schnellen, daß die Steigerung der Löhne nichtgleichen Schritt halt nkann..." An dieser Stelle findet sich in dem stenographischen Bericht der Vermerk „Zurufe von den Sozialdemo traten: Las wäre auck> sonst tranri ". A-io obwohl aus der sozialdemokratischen Partei zu einer Aeußerung des Staatssekretärs Zurufe gemach: wurden, von denen das offizielle Cteno-^amm Not'z nimmt, glaubt der „Vorwärts" die Be chuldigung erheben zu dürfen, der Staatssekretär habe bei einem Zitat gerade diese Stelle einfach wegoelassen! Man wird doch anne men dürfen, daß ruck, in der Redak tion des „Vorwärts" die stenographischen Berichte des Reichstages vorhanden sind. * Arbeit*rinnen-Erholungsheim. Wie das „D. T." erfährt, läßt der Kaiser unmitte^b"r n^ben d<'M Kindererholungsheim in Ahlbeck ein zweites Erholungsheim bauen, das für Berliner Arbei terinnen bestimmt ist. Dieses neue Arbeiterinnen-Er- holungsheim soll noch in diesem Jahre seiner Be stimmung übergeben werden. * Ein Zwischenfall in Straßburg. Verschiedene Blätter berichten ziemlich übereinstimmend über einen Vorfall, der sich am Sonntag in Straßburg zu getragen hat. Danach gingen abends gegen 7 Uhr zwei junge Leute über den Kleberplatz in dem Mo ment, als die Wache abgelöst wurde. Nach einer Version äußerle der eine zum andern: „Warum prä sentieren die denn?", nach einer anderen: „Schau her, wie die stramm sichen." Die beiden lachten und gin gen dann weiter. Der wachthabende Leutnant ließ sofort zwei Leute der Wache vortreten und einen der beiden Männer verhaften und in die Wachtstube führen. Der am Kleberplatz stationierte Schutzmann wurde gerufen und führte den jungen Mann nach dem Polizeirevier. Dort wurde er nach Feststellung seiner Person wieder entlassen. Nach Erkundigung beim Polizeipräsidium ist man dort der Ansicht, daß die Verhaftung zu Recht er folgt sei. da sich der junge Mann gegen den Offizier unverschämt benommen habe. * Zum Krankenkassen»»«!» in Braunschweig. Nach einer neuen längeren Konferenz unter dem Vorsitz des Ministers Boden ist cs zu einer Einigung zwischen der Ortskrankenkaffe und den Aerzten ge kommen. Das Abkommen lautet auf zwei Jahre. Die Tätigkeit der alten Aerzte ist heute früh wieder aus genommen worden. Die fremden Aerzte verlassen Braunschweig am 1. Februar wieder. Ausland. Frankreich. * Toleranz. Das Toulouser Appellations gericht erklärte einem dortigen Telegramm zufolge die von zwei Familienvätern gegen einen Volks - schullehrer in Blajan angestrengte Klage für zulässig mit der Begründung, daß der Lehrer den Schulkindern Angriffe gegen die Kirche diktiert habe. * Die Handelskammern gegen Eaillaux. Die Präsidenten von 71 französischen Handelskammern hielten eine außerordentliche Versammlung ab. in der sie gegen die vom Finanzminister Eaillaux ge plante Einkommen- und Kapital st euer Einspruch erhoben und erklärten, daß die fran zösischen Kaufleute bereit seien, die durch die Finanz lage notwendig gewordenen Opfer zu bringen, jedoch nur auf der Grundlage der bereits bestehenden Steuern. Englan-. * streik im englischen Baugewerbe. Aus Lon don meldet der Telegraph: Als Antwort auf die Aussperrung von 97000 Arbeitern im Baugewerbe, die das Versprechen nicht unter zeichnen wollten, mit Nichtorganisierten Arbeitern zu- sam>„cn zu arbeiten, und im Uebertretungsfalle 20 Schilling Geldbuße zu zahlen, hat die Gewerk schaft der Verwaltung der Arbeiter im Baugewerbe beschlossen, einen Streik zu organisieren, dem 18 Verwaltungen angehören. Es soll nicht nur in London gestreikt werden, sondern d.r Streik sei auch in der Provinz zu empfehlen. Durch den Streit würden die Schmiede, Monteure, Eleltromonteure, Anstreicher, Schnitzer und Bau schreiner betroffen werden und die Zahl der im Bau gewerbe feiernden Arbeiter würde sich auf 100000 belaufen. Italien. * Protestbewegungen italienischer Rechtsanwälte. Aus Genua wird berichtet: Währ-ud die Pro test bewegn na ver hiesigen Rechtsanwälte a^douert, be>chlosien die Rechtsanwälte von Monza, Pavia und Modena ebenfalls bis au' weiteres von allen Gerichtsverhandlungen iern- znbleiben. Portugal. * Bevorstehende Ministerkrisis? Ans Lissabon, 27. Januar, wird uns drahtlich gemeldet: Der Prä- sident der Republik wird sich zur Bildung eines Kabinetts der Sammlung mit den Führern der Parteien beraten. Eine Ministerkrisis scheint nahe bevor ustehen. — Gestern fand zu Ehren des Mintsterpräsioenten Alfonso Costa eine Kundgebung auf dem Platze R ccio statt. Als der Zug durch die Carmostraße kam, explodierte eine Bombe, durch die mehrer« Personen verletzt wurden. Gch«e-en. " Gin neues «auprogramm sür die Küstenflotte. Aus Stockholm, 27. Januar, wird uns gemeldet: In beiden Kammern wurde gestern von den Mit gliedern ein« Vorlage zu einem neuen Bauprogramm für die Küsteufkott« «ingedracht. von ISIS Li« ISIS steht die Vorlage den Bau dreier Panzerschiffe vom „Sverige-Typ", dreier Unterseeboote und zweier Torpedojäger vor. Die Kosten betragen außer den früher bereitgestellten 7430000 Kronen noch?'/. Mill. Kronen jährlich. Nsevricdten vom Lage. Wetter-Umschwung. * Wie inL «ip - tg, so ist auch an anderen Orten de» Reiches «in« vollständige Aenderung der Wetter- verhältntffe eingetreten. An Stelle des Frostwetter» ist milde Temperatur mit Regen getreten. Es liegen bis jetzt folgende Drahtmeldungen über Neuerschei nungen in der Wetterlage vor: Ludwigshafen, 27. Januar. (Privattelegramm.) Die schon seit mehreren Wochen herrschende Kälte, die stellenweise bis zu 1k Grad betrug, hat seit Sonntag früh nachgelassen und ist über Nacht ganz geschwunden. Heute früh herrscht mildes Wetter bei leichtem Regen. Metz, 27. Januar. Nach einer zweiwöchigen Per>»de starken Frostwetters trat in der vergangenen Nacht unerwartet Regenwetter ein. Da auf den Höhen und in den Tälern reichlich Schnee liegt, dürfte mit einem baldigen raschen Steigen der Mosel zu rechnen sein. Explosion an vord eines Dampfer». London, 27. Januar. An Bord des Dampfers „M a u r i t a n i a", der gegenwärtig im Bassin von Liverpool liegt, hat sich gestern vormittag gegen ^>10 Uhr ein schwerer Unfall zugetragen. Als bereits zahlreiche Arbeiter im Maschincnraum mit der Revision ter Maschinen beschäftigt waren, explodierte ein unter Hochdruck stehender Sauer st offzyltnder. 3 Arbeiter wurden hierbei sofort getötet, 8 Mann erlitten schwere Verletzungen. Außerdem gerieten noch einige leicht brennbare Gegenstände in Flammen. Es wurde sofort Alarm gegeben und es gelang der Feuerwehr nach großen Anstrengungen, die Flammen zu löschen. Der Materialschaden ist aber nicht sehr bedeutend. Eine Verschiebung des festgesetzten Ter mins ter Abreise des Dampfers ist durch den Zwischenfall nicht erforderlich. ----- Eine Verzweiflungstat. Wie aus Berlin be richtet wird, ereignete sich am Montag in Weihensee ein F a m i l ie n d ra ma. Dort vergiftete der 35 Jahre alte Tischler Hermann Schmalle sich und seine einjährige Tochter durch Gas. Beide wurden als Leichen aufgefunden. Schmolle hatte im August des Jahres 1910 bereits eins seiner Kinder, seinen dreijährigen Cohn mit Lysol vergiftet. Er wurde dann wegen Todschlages zu einem Jahr Ge fängnis verurteilt. Schmalle scheint die Tat aus Verzweiflung begangen zu haben. * Brandschaden. Der durch den Brand in der Papierfabrik von Bohnenberger in Niesern verursachte Schaden wird, nach einer Mel dung aus Pforzheim, auf über eine Mil lion geschätzt. Der Betrieb, in dem 130 Arbeiter beschäftigt waren, dürfte nach Schätzungen erst in sechs bis sieben Monaten wieder ausgenommen werden können. In derselben Gemeinde brannte in der Nacht von Sonntag auf Montag ein Ziegel werk bis auf die Umfassungsmauern nieder. Der Schaden be trägt 80—100 000 .g. In beiden Fällen wird Brand stiftung vermutet. * Ein zwölfjähriger Knabe ertrunken. Aus Ladenburg, 27. Januar, meldet uns ein Tele gramm: Gestern nachmittag vergnügte sich der zwölf jährige Sohn des Straßenwärters Sauer aus einer Eisscholle auf dem Neckar, fiel in den Fluß und ertrank in den eisigen Fluten. * Zu der Verhaftung de» Bankiers Akbert Germain in Paris wird noch berichtet: Germain, der mit seinem richtigen Namen Ladislaus Piotru- ßinsky heißt, hatte sein Bankgeschäft in eine Aktien gesellschaft umgewandelt und soll dabei mittels fin gierter Subitriptionen einen großen Teil der Aktien sich selbst in die Hänoe gespielt yaben, wodurch die Zeichner geschädigt wurden. Auch bei Börsen geschäften sott er auf unredliche Weise vorgegangen fein. Auf Anordnung des Untersuchungsrichters wurden in der Kaffe 106 000 Fr. beschlagnahmt. Piotru- ßinfiy hat gegen feine Verhaftung Einspruch erhoben und behauptet, das Opfer von politischen Gegnern geworden zu fein. * Selbstmord nach Unterschlagungen im Amte. In Luxemburg erschoß sich in einem Hotel der Telcgravheninspektor Thielen aus Metz, nachdem er Lift getrunken hatte. Beträchtliche Unter schlagungen im Amte sollen die Ursache des Selbst mordes sein. * Juwelen-Raub. In Nizza raubten in der vergangenen Nacht mehrere Einbrecher aus einem Juwcliergefchäft Schmuckjachen im Werte von 150 000 Franken und fuhren dann im Auto davon. * Panik bei einer Lichtbildervorführung. Wie aus Rotterdam gemeldet wird, trafen vor einiger Zeit zwei Engländer in Djokjokarta auf Java ein, um Lichtbildervorstellungen zu geben. Bei einer Vorstellung geriet ein Film in Brand. In wenigen Minuten stand das ganze Gebäude in Flam men. Es kam zu entsetzlichen Szenen. Wer nicht tot gedrückt wurde, kam in den Flammen um. 50 Ein geborene sollen ihr Leben cingebüßt haben. * Flutwelle in San Francisco. Depeschen aus SanFrancisco melden, daß dort eine äußerst starke Flutbcwegung stattgefundcn habe, durch die Uebersch wem m ungen hervorgerufen wurden. Santa Barbara ist vollkommen von der Außenwelt abgeschnittcn, und man ist über das Los der mehrere tausend Köpfe starken Bevölkerung sehr besorgt. * Selbstmord einer Millionärin. Josephine Amend, eine in der New Parker Gesell schaft wohlbekannte Millionärin, beging Selbst mord, indem sie sich aus dem 12. Stockwerk eines Hauses aus die Straße stürzte. Miß Amend hatte vor einiger Zeit ihren Mann durch den Tod verloren und zeigte feit dieser Zeit Anzeichen von Geistes gestörtheit. * * Katzen im Staatsdienst. Unter den bezahlten Beamten des Postdepartements der Vereinigten Staaten befinden sich tausend und einige Katzen, welchen die Pflicht obliegt, die Postpakete gegen die Angriffe der rücksichtslosen Ratten und Mause zu schützen. Sind dies« vierbeinigen Wächter auch gerade nicht offiziell angesteklt, so sind sie doch offiziell an erkannt, und ihre Anzahl, wenn auch nicht ihre Namen, wird pflichtschukdiast in die Listen der Staatsdiener eingetragen. Aus Kosten des Departe ments werden sie gepflegt und gefüttert uttd die für ihren Unterhalt notwendigen Beträge tt» aller Form gebucht. Sobald eine dieser Katzen das nicht seltene Glück der Mutterfreuden genießt, wird der General- postdirrktor amtlich davon in Kenntni, gesetzt, der dann die durch den Zuwachs nötige Erhöhung des Katzendttdgets anzuordnen hat. In Frankreich er freuen sich ebenfalls die Katzen der großen Militär- Hafcndepots einer Staatsanstellung Sic haben dort dieselben Pflichten wie ihre amerikanischen Kolle ginnen und erhalten nach dem Budget des Departe ment» täglich für fünf Centimes Verpflegung. Eie haben oft die wütendsten Schlachten mit den starten Ratte i auvzukämpfen, und zeigen sich gegen dieselben stets mutig. Werden sie aber durch einen Rattenbiß schwer verwundet, so bekommen sie sehr häufig Krämpfe, weigern sich auf das entschiedenste, wieder ins Jelü zu ziehen, und werden dann ohne weiteres au? dem Dienst entlasten. LetzteUachrichlrn Der Geburtstag -es Kaisers. (Siehe auch bes. Art.) München, 27. Januar. Im Auftrag« des Königs und im Namen der bayrischen Staatsregierung begach sich Ministerpräsident Dr. Graf von Hertling heute vormittag zum preußischen Gesandten von Treutler und übermittelt« ihm die Glückwünsche des Königs und der bayrischen Regierung für den Kaiser. München, 27. Januar. Der König hat, gleich zeitig auch im Namen der Königin Maria Therese, dem Deutschen Kaiser seine Glückwünsche zum Geburtstage übermittelt. Auch die Prinzen des Königlichen Hauses, sowie die in München beglaubig ten Gesandten, die obersten Hofcbargen, die Bürger meister von Borschi und von Brunner, und .zahl reiche Mitglieder der Gesellschaft haben in der preußischen Gesandtschaft Gratulationsbesuche abgcstattet bzw. Gratulationsschreiben gesandt. venizelo» in Berlin. Berlin, 27. Januar. Der griechische Minister präsident empfing am Dienstag im Hotel eine Depu tation der griechischen Kolonie. Am Mitt woch findet zu Ehren des Ministerpräsidenten bei dem griechischen Gesandten ein Festesten statt. Kabinettskrisis in Portugal. Lissabon, 27. Januar. Wie soeben bekannt wird, hat Ministerpräsident Eosta gestern spät abends dem Präsidenten seine Demission überreicht. Lissabon, 27. Januar. Die Zusammenstöße der Montagsnacht waren am schwersten auf dem Re ggio. Anhänger des gestürzten Ministerpräsidenten Costa wollten sich in geschlossenem Zuge vor das Ministerpalais begeben, um Costa ihre Sympathie auszudrücken. Gegner des Ministeriums versperrten ihnen den Weg und es kam zu einem förmlichen Hand gemenge zwischen beiden Parteien. Es dauerte nicht lange, so krachten die ersten Revol ver schlisse und eine große Anzahl Verwun deter bedeckte das Kampffeld. In den engen Straßen war die Polizei machtlos und erst einer Schwadron berittener Nationalgarde gelang es, die Ordnung wiederherzustellen. Auch im Hafen kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen der bewaff neten Macht und ausständigen Dockarbeitern und Fuhrleuten. Man befürchtet, daß der Eisen bahn e r a u s st a n d, der bereits so gut wie nieder gebrochen war, durch die Unruhen der Montagsnacht neue Kraft gewinnen und den Verkehr sehr schädi gen wird. Italienische Torpedojäger fiir Albanien. Mailand, 27. Januar. Fünf Torpedojägcr haben den Befehl er halten, sich zur Abfahrt nach der albanischen Küste bereitzuhalten. Der Grund dieser Maßnahme ist nicht bekannt, entweder sind sie zum Schutze oder zum Empfange des Prinzen zu Wied beordert wor den oder um den Depeschendienst zu versehen. Erfroren. Mylau, 27. Januar. Der in den 70er Jahren stehende Weber Moritz M e r k e l, der seit dem 6. d. M. vermißt wurde, ist gestern in dem sogenann ten Wudel in der Nähe des Friesenbachcs er froren aufgefunden worden. Die Leiche war völlig mit Schnee bedeckt. Zusammenstoß zweier Straßenbahnwagen. Berlin. 27. Januar. In der Belle-Alliance- Straße sind heute früh zwei Straßenbahnwagen zu sammengestoßen, wobei neun Fahrgäste Quetschungen erlitten. Der Zusammenstoß wird auf Versagen der Bremse zurückgeführt. Auszeichnung. Aachen, 27. Januar. Die hiesig« Technische Hoch schule ernannte den Erbauer der selbstentladenden Eisenbahnwagen, Kommerzienrat T a l b o t - Aachen, zum Dr.-Jng. h. c. Der neu« Termin im Meyer—Kwilecki-Prozeß. Breslau, 27. Januar. Im Meyer—Kwilecki- Prozeß steht der Meile Termin vor der Be rufungsinstanz, dem 8. Zivilsenat des hiesigen Oberlandesgerichts, am 10. Februar an. Ds» Ende de» Räubers. Tiflis, 27. Januar. Hn der Stadt Nachalowsco umstellte die Polizei ein Haus, in dem sich ein berüchtigter Räuber verborgen hatte. Dieser lief hierauf auf den Hof hinaus und gab mehrere Schüsse ab. Als er sah, daß ihm hier der Ausweg versperrt war, sprang er über den Zaun auf die Straße, wo er durch mehrere Kugeln getötet wurde. Bei dem Feuer gefecht sind 9 Beamte, eine Frau und ein Kind schwer verletzt worden. Im Haus« des Räuber» fand man mehrere Bomben. Die Kälte i» Rußla«d. Riga, 27. Januar. Die Eisbrecher .Hermak" und „Wladimir" sind mit vier Dampfern hier eingelausen. 20 Dampfer sind noch im Eise «tnge- schloffen. Auf dem Meer« herrscht ein heftige» S ü d w e st st u r m. LI»b»st»rsod»I»v " »l« vsIeuedtusUsLäi-por - I dowssriaa 2, noü. koiebekok. Die vuliegtllüe LüSgade lUlljgßt 8 Eeile»^
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