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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.01.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140127021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914012702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914012702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-27
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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Nr. nvcno»nusyavr. Lrtpztgrr Tageblatt. ?-1 i - mucdc u kurzem Morgenständchen hatt- - l! I T s Tron-pclcrkorp« schlug dagogen den !>i Fieii >crplay zum 'Palmengarten ein. .r oor ll Uhr nun aus dein vor dem Reichs gel ch l gelegenen Platze das Abfperrungskoinmando, geb.tret aus Mannschasten des IW. Infantestercgi- incnts, eingctrosfen, das den Platz in weitem Um sange obsperrte. Dies war das Präludium für die kommenden «tunten, die zunächst die grosze Parolrausgabe der Garnison in der Halle des Reichs gericht e s brachten. An ihr nahmen sämtliche an- weienden Gcncrale, Stabsojsiziere, Hauptleute, Ritt meister. Subalternofsizierc, Sanltäts- und Dcte- rinärofsizicre und die Offiziere des Beurlaubten standes teil. Die Ausstellung selbst geschah in fast gendcr Ordnung: Aus der östlichen «eite der Halle mit der Girant noch isstesten standen vom rechten Flügel an die höheren Stäbe, Generalkommando, Dlvinvnskommando, Briga7ekommando der Gar nison. weiter das 7. Inf. Regt. „König Georg" Nr 106. das 8. Ins.-Regt. „Prinz Johann Georg" Nr. 107, das :r. Bataillon des 179. Regiments und die Maschinengewehr Abteilung. Rechtwinklig hierzu lnsttc mit der Front nach Norden das 2. Illancn- Regiment Nr. 18 Ausstellung genommen, während daneben das 7. Icldartillcrie Regiment Nr. 77 und dos 2. Trainbotaillon Nr. 19, das Korpsgericht, das Dinisionsgericht, Sie Militärgcistlichen, die Korps intendantur, die Divisionsintendantur, di« Zahl- meister der licrrntfon, das Arstlleriedopot, das Train- depot, das Garnisonlazarett, das Proviantamt den Abschluß nach Westen bildeten. Endlich fügten sich auf der Nordseitc an der Wächterftrafze die Oniziere des Beurlaubtenstandes, die Beamten der Garnison verwaltung, des Proviantamtes und des Dellei- dungsamtes ein. Die Ausstellung erfolgte unter Leitung des Platzmajors Major Krantz. Kurz vor 12 Uhr ertönte das „Stillgestanden!" Die Kommandeure der verschiedenen Truppenteile meldeten dem Divisionskommandeur Se. Exzellenz Generalleutnant Krug von Nidda die Offiziere und Unteroffiziere zur Stelle. Schlag 12 Uhr erschien Se. Exzellenz der Kommandierende General des XIX. (2. Kgl. Sachs.) Armeekorps General der Kavallerie von Laster t, Exzellenz, mit seinem Stabe am nördlichen Eingang des Parolcplatzes und nahm die Meldung des Garnisonältesten entgegen, um sodann die Fronten abzuschreiten und sich hierauf nach der Mitte des Platzes zu begeben. Hier richtete Se. Exzellenz folgende Ansprache cm die Truppenteile: „Am heutigen Geburtstage Sr. M. des Kaisers erinnern wir uns, daß wir im vergangenen Jahre das L, jährige Jubiläum seiner gesegneten Regie rung feiern und daß wir der vielen ruhmreichen Kampfesrage der Deutschen vor ION Jahren ge denken konnten. Mit unserem Kaiser zusammen durften wir hier die unvergeßlich schöne und er hebende Feier des 18. Oktober begehen. Das mach tige Denkmal auf Leipzigs Fluren vergegenwärtigt uns nicht nur die vor ION Jahren errungene Be freiung Deutschlands von fremdem Joche, sondern auch den großartigen Aufschwung des neuen Deut schen Reiches unter kaiserlicher Oberhoheit. Schwarze Wolk-en umzogen vor einem Jahre den politischen Horizont und veranlaßten die deutschen Fürsten und das deutsch« Volk zu außergewöhnlichen Anstrengungen, um das im Fortschreiten der Jahr zehnte verlassene Prinzip der allgemeinen Wehr pflicht wieder durchzuführen und damit den Frieden zu sichern. Es ist dies zugleich ein erfreulicher Be weis des Vertrauens zu unserem Kaiser gewesen, in dessen Händen die Erziehung, Ausbildung und Führung des Heeres liegt. Wir Soldaten emvfin- den unmittelbar, wie es dem Einflüsse des Kaisers zu danken ist, daß in der Armee mit Ernst ge. arbeitet wird und wir in ihr einen frischen, zuver sichtlichen Geist und verantwortungsfreudige Führer haben. Daher wollen wir heute mit Dankbarkeit unseres Kaisers gedenken, unser Gelübde des Ge horsams erneuern und Gott bitten, daß er ihn uns auch fernerhin in Rüstigkeit und Frische erhalte und sein Wirken für das Reich segne. Unserer Ver ehrung wollen wir Ausdruck steben, indem wir freudigen Herzens ausrufen: S. M. Kaiser Wil helm II. Hurra! Hurra! Hurra!" Das Mufikkorps des 108. Regiments fiel unmittel bar mit dem Spiel der Nationalhymne ein, wie auch gleichzeitig eine auf dem Ziegeleiwegc nördlich der „Heiligen Brücke" feuerbereit stehende Batterie des 7. Feldartillerieregiments Nr. 77 dröhnend 101 Ehrenschüsse al, Salut von fernher sandte. Nunmehr versammelten sich, nachdem „Rühren" kom mandiert war, die Adjutanten um den Stadtkomman, danten zur eigentlichen Paroleausgabe. Wie immer zu Kaisers Geburtstag stand: „Es lebe der Kaiser" zur Parole. Während de» Konzertes wurden Mel dungen erstattet, und die Offiziere der einzelnen Truppenteile begrüßten sich gegenseitig in ungezwun genem Verkehr und kameradschaftlicher Unterhaltung, bis das glänzende militärische Schauspiel gegen sHI Uhr sein Ende erreichte. Während des Nachmittags finden in den Offizier kasinos der einzelnen Kascrnements Liebcsmahle statt und abends begehen die Offiziere der beiden Bezirks kommandos und des Beurlaubtrnstandcs Kaiser? Ge burtstag durch ein Festmahl >m Hotel Reichshof, wie auch gleichzeitig im Großen Rcpräscntationssaal des Neuen Rathauses das Festmahl der Bürgerschaft stattsindct. * Kaisers Geburtstagsfeier der vereinigten Kgl. Sachs. Niilitärvcrcine. Die vereinigten Kgl. Sachs. Militärvereine der Stadt Leipzig begingen die Ge burtstagsfeier unseres Kaisers in der üblichen Weise wieder gemeinschaftlich und hatten als Fcstlokal wie der den Groszen Festiaal des Zentraltheaters gewählt, der kaum ausreichte, die große Zahl der Fest teilnehmer zu fassen. Sehr stark war das Offizier korps unserer Garnison vertreten. An seiner Spitze war der Kommandierende General, General der Kavallerie v. L a f f e r t, Exzellenz, und Divisions- Kommandeur Generalleutnant Krug v 0 n Nidda erschienen. Ferner wohnten der Fe er bei die beiden Vezirkskommandcure, die Obersten B i aßmann und H e i n i ck e. ferner Herr Bürgerme ster Roth, der durch seine Anwesenheit wieder das seine'seits den Militärvereinen stets entgegengebrachte Wehlwohlen bekundete. Das Mufikkorps des 107. Infanterieregi ments unter Leitung des Kgl. Musikdirektors I. H. Matthey leitete den Abend mit einer fein gewähl. ten Konzertmusik ein. dessen einzelne Nummern in der mit dem Namen Matthey verbundenen tadellosen Durchführung zu Gehör gebracht wurden. Blocs Marsch „Mit Eichenlaub und Schwertern" und Beethovens Ouvertüre zu Goethes „Egmont", Fan tasie aus der Oper „Das Nachtlager von Granada", der Walzer „Rosen der Kaiserin" von Hützel und aus Griegs Suite „Peer Gynt", „Solveigslied", „Anitas Tanz" und „In der Grotte des Berg königs" bildeten den ersten Teil der Unterhaltung. Die vorzügliche Wiedergabe dieser Musikstücke fand eine sehr dankbare Zuhörerschaft. Nach Einleitung des zweiten Teiles des Abends mit der Iubel-Ouverture von Weber begrüßte Bezirksvorstchcr Künstel die Fcstteilnehmer herzlich und dankte den obengenannten Ehrengästen für ihre Anwesen heit und das den Militärvereinen be wiesene Wohlwollen. Besonderen Dank sprach er Herrn Pfarrer Dr. Jeremias für feine liebens würdige Bereitwilligkeit, die Festrede zu halten, aus. Der verehrte Herr Geistliche gab in seinen fesselnden Ausführungen, nachdem er auf die Bedeutung der Feier von Kaisers Geburtstag hingewiesen, eine Schilderung der Persönlichkeit unseres Kaisers und ein Bild von seiner Tätigkeit und seiner Fürsorge um das Wohlergehen des deutschen Volkes. Der Redner schilderte den Kaiser als FriedensEcriser und als sozialen Kaiser, der gleichwohl bestrebt ist, die er rungenen Güter des deutschen Volkes zu wahren und zu verteidigen. Er betonte hierzu, daß dem deutschen Volke die Pflicht erwachse, den Kaiser für seine Pflichttreue zu danken durch Treue zu ihm und seinem Schaffen. Dies Gelöbnis der Treue brachte der Redner durch ein dreifaches Hoch auf das hohe Geburtstagskind aus. in das von den Festteilnehmern begeistert oingcstimmt wurde. Im Anschluß hieran wurde gemeinschaftlich die Nationalhymne gesungen. Die Kapelle bot dann noch den Konzert-Polka „Am Rhein beim Wein" von Matthey. Hierbei erwarb sich Herr Meinhardt als Trombasolist stürmische An erkennung. Auch di« weiteren Musikstücke „Aufzug der Potsdamer Wachtparade" von Stange (Pseudo nym) und die Märsche für Heroldtrompeten von Henrici fanden den wohlverdienten Beifall in reich stem Maße. Die prächtig verlaufene Feier wurde dann mit einem Ball beschlossen. * * * An Berlin wurde die Feier des Geburtstages des Kaisers durch das große Wecken eingelcitet, das um 8 Uhr im inneren Schloßhofe begann. Der Kaiser erschien währenddem an einem Fenster des Schlosse« nach dem Hofe zu. Gleichzeitig blies das Trompeter korps des 2. Garde-Dragoncrrcgiments von der Schioßkapclle herab Ehoräle. Während die Spielleute sich nach dem Schloßplaste zu bewegten, trat der Kaiser an ein anderes Fenster des Schlosses und wurde vom Publikum mit lebhaften Hochrufen, Hut- und TUchcrschwenkcu begrüßt, ebenso die Ka i s e r i n, die an einem der vorderen Fenster sichtbar wurde. Grosze Menschenmassen hatten sich in der Nähe dks Schlosses und Unter den Linden versammelt. Das Wetter ist trübe und windig. Alle öffentlichen sowie viele Privatge'väude sind geschmückt. In den Schau fenstern sicht man vielfach patriotische Dekorationen. Der Kaiser nahm zuerst die Glückwünsche der kaiser lichen Familie entgegen. Um 8'i» Uhr fand Familien frühstück statt. Um 9'1» Uhr empfing der Kaiser die Gratulationen der Damen und Herren des engeren Hofes und des Hauptquartiers sowie später die hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des Köntgl. Hauses und die fürstlichen Käste. Um 10^ Uhr be gann der Festgottesdienst in der Schloß kapelle, an dem die hier anwesenden Fürstlichkeiten, die Minister und Staatssekretäre mit dem Reichs- lanzler an der Spitze, sowie das diplomatische Korps teilnahmen. An Dresden wehen heute aus Anlaß von Kaisers Geburtstag von den öffentlichen und zahlreichen Privathäusern Fahnen in ten icichsiscln-'n und den deutschen Farben, und eine Anzahl von Keschäftsläden in der inneren Stadt haben ihre Schaufenster geschmückt. In den höheren und in den Volksschulen sanden Feiern statt, in denen die Schüler und die Schülerinnen dm-* sprechende Ansprachen aus die Bedeutung des ausmestsam gemacht wurden. Heute mittag 1. ^..r fand aus Anlaß des Ge burtstages Ka jer W lhelms aus dein Tycarcrplatz große Paroleausgabe statt. Sämtliche Offi ziere, Snnitüts- usw. Offiziere, die oberen Beamten der Militärverwaltung und die Unteroffiziere der Garnison nahmen daran teil. Von 12 Uhr an er folgte der Aufmarsch der Truppenabteilung in einem offenen Viereck nach dem König Johann-Denkmal zu. Rechts hatte eine Abordnung des Kadettenkorps Auf stellung genominen. Die Generalität mit dem Kriegsminister Frhrn. v. Hausen, der das Band des Ordens vom Schwarzen Adler angelegt hatte, bildete den rechten Flügel. Vor den Unteroffizieren standen die Offiziere der einzelnen Regimenter. Prinz Ernst Heinrich, der ebenfalls das orangefarbige Band des Schwarzen Adlerordcns trug, war in Be gleitung des Militärgouocrneurs O'Byrn erschienen und beim Offizierkorps des Leibgrenadierregiments eingetreten. Um r/„i Uhr traf der kommandierende General d'Elsa ein. Er schritt die Front der Offiziere und Un^roffiziere ab und begab sich sodann in die Mitte des offenen Vierecks, hielt eine kurze Ansprache und schloß mit einem Kaiserhoch, in das die Offiziere und Unteroffiziere begeistert ein stimmten, während die Mufikkorps des Infanterie regiments Nr. 177 und des Feldartillerierogimonts Nr. 13 die Nationalhymne spielten. Gleichzeitig donnerte von der unterhalb des König!. Finanz ministeriums ausgestellten Batterie der Kaisersalut. Nachdem sodann die Parole ausgegeben war, spielten die Musikkorps einige Orchesterstücke, womit das mili tärische Schauspiel sein Ende erreichte. Abends finden in den O f f i zi e r k a > i n 0 s der verschiedenen Truppenteile gcmeinsmastliche Esten statt. Um 6 Uhr vereinigen sich die Mitglieder beider städtischer Kol legien im Festsaale des neuen Rathauses zu einem Festessen, an dem zahlreiche hervor ragende Persönlichkeiten teilnehmcn. Den einzigen Trinkspruch auf den Kaiser bringt Obcrbürgermeiiler Dr. Beutler aus. Beim preußischen Gesandten, v. Bülow, findet Empfang statt. Im Laufe des Tages sprechen das diplomatische Korps, die Staatsminister, Vertreter der Behörden, Mitglieder der preußischen Kolonie vor. Abends findet beim Gesandten Diner statt. Der Reichstag und die beiden Häuser des preußischen Landtages werden anläßlich des Geburtstages des Kaisers am Dienstag nachmittag Festessen abhalten, bei denen die Präsidenten Trrnksprüche auf den Monarchen ausbringen werden. In München wehen von den staatlichen und städtischen Gebäuden Flaggen in deutschen und bayrischen Farben; auch viel« Prioathäuser find beflaggt. Kestern abend ver einigten sich wie alljährlich die Offiziere des Oienstsy, 27. Januar lSl4. Beurlaubtenstandes des Standortes Mün chen zu einem Festmahl im Hotel „Bayerischer Hof" an dem u. a. der Kronprinz Rupprecht, Prinz Franz, die Minister v. Pfaff und 0. TheIr ma nn sowie der preußische Gesandte v. Treutler tetlnahmen. Den ersten Trinkspruch auf den König Ludwig brachte Kronprinz Rupprecht aus, wobei er besonders der ersten Feuertaufe der bayrischen Land wehroffiziere bei Hanau gedachte. Mit freudiger Zu stimmung wurden die Hurrarufe auf den Kaiser nach einem kernigen Trinkspruch des Generalleutnants v. Müller ausgenommen. An Hamburg wurde die Kaiser-Geburtstagsfeier gestern abend durch einen Zapfenstreich eiugelettet, woran sich die Bevölkerung lebhaft beteiligte. In den Morgenstunden erfolgte heute das Wecken. Um 9 Uhr sanden Fcstgottesdienste unter. Teilnahme der Zivil- und Militärbehörden statt.' Um 1 Uhr mittags folgt auf dem tzetligengei st selbe Parade mit anschließendem Vorbeimarsch, woran die Truppen und Vereine teilnchmen. An Paris. Der anläßlich des Geburtstages des Deutschen Kaisers am Montag in der Pariser deutschen Botschaft veranstaltete Empfang, dem über 1000 Mitglieder der deutschen Kolonie beiwohnten, gestaltete sich sehr glanzvoll. Bei der patriotischen Feier brachte der deutsche Botschafter Freiherr v. Schoen in beredten Worten einen begeistert aufacnommenen Trinkspruch aus Kaiser Wil helm aus. Der Kölner Konzertsänger Dr. Rost und Frc, Dr. No^tn-Ortmann verschönten das Fest durch Lieder- und Klaoiervorträae. In London. Der deutscheOffizierklub in London hielt am Montag eine Kaiser-Geburtstagsfeier ab. In Vertretung des Botschafters Fürsten v. Lichnowiki, der sich nach Windsor begeben hat, brachte Botschafts rat Dr. 0. Kühlmann das Kaiserhoch aus. An Petersburg. Zur Feier des Geburtstages Kaiser Wilhelms veranstaltete die deutsche Kolonie am Montag ein Festessen, woran der Botschafter Graf Pour- tales sowie dsr bayerische Gesandte Frhr. von Grunelius und Gemahlinnen Teilnahmen. Der Botschafter brachte einen Trinkspruch aus, worin er in einem Rückblick auf das Iubiläumsjahr darauf hinwies, daß das deutsche Volk bereit sei, die für die Wehrkraft erforderlichen Opfer zu bringen. Daß Deutschland nur zum Zwecke seiner Verteidigung die schwere Rüstung trage, habe die europäische Krisis des letzten Jahres gezeigt, an deren friedlicher Lösung Deutschland hervorragenden Anteil habe. Sodann gedachte der Botschafter der großen Ver dienste, die sich der russische Kaiser und die russische Regierung um die Aufrechterhaltung des Friedens erworben haben. Er schloß mit einem Hoch auf Kaiser Nikolaus. Das Hoch auf den Deutschen Kaiser wurde vom bayerischen Gesandten ausgebracht. An Kopenhagen beging der Verein Deutscher Reichs angehöriger am Montag abend den Geburts tag des Deutschen Kaisers durch ein Fest mahl mit Ball. Anwesend waren u. a.: der deutsche Gesandte Graf Brockdorff-Rantzau, Legationsrat Graf Vreßler-Rayski, die Pa storen der deutschen Gemeinden, mehrere deutsche Konsuln in Dänemark und eine große Anzahl deut scher und dänischer Gäste. Bei dem Festmahl brachte der Präsident des Vereins, Oberingenieur Eisen- Huth, das Hoch auf den König von Dänemark aus. Der deutsche Gesandte hielt sodann eine Rede auf den Kaiser, in der er nach einem kurzen Ueberblick über das abgelaufene Jahr fortfuhr: Geweiht vornehmlich der Erinnerung an die große Zeit, brachte es uns gut« und ernste Stunden. Die Jubiläumsfeiern sind verrauscht, es waren flüchtige Feste. Aber eine dauernde Mahnung sollen uns bleiben die großen Taten unserer Vorfahren, daß wir uns ihrer würdig zeigen und des deutschen Namens, den wir stolz sind zu tragen. Unser Führer ist der Kaiser, ihm gelten heut» die heißesten Wünsche. Möge das neue Jahr, in welches er eintritt, «in reichgesegnetes fein! (Weitere Meldungen siche Seite 3.) Vas sterbencke Dorf. 22s Roman von Ewald Gerhard S««liger. (Nachdruck verboten.) Max Hanschke ging mit. Er hätte zwar gleich auf der Stelle nnt Emil Dreurkhan abrechneu können, allein das geschah besser morgen früh unter vier Augen. Frau Drenckhan hallte sich in tiefes Schweigen. Für sie war Mar Hanschke ein verlorener Posten, mit dein man sich von Mchts wegen nicht mehr aufzuhalten brauchte. Der Magistratssekretär aber hatte noch immer einige Hoffnung, und bemühte sich redlich, nach dem er die Vorderräder des entgleisten Wagens auf die Strecke gebracht hatte, auch die Hinter- räder zu lupfen. „Dir hatten übrigens die Hoffnung schon aufgegeben, daß Sie kommen wurden!" erklärte er mit lächelnder Miene und brachte als ge wiegter Stadtdiplomat mit einem Atemzug drei Lügen vor. „Als Sie um halb neun nicht kamen, da find wir etwas auf die Promenade gegangen, weil die Luft heute so schön ist. Keine zwei Minuten haben wir auf der Bank gesessen." „Und Emilie wollte nicht mit!" ergänzte Frau Drenckhan spitz. Max Hanschke dachte sich sein Teil und schwieg. An der Haustür machte er von neuem »Schwierigkeiten. Aber er musste mit. Herzlich und bestimmt packte ihn Emil Drenckhan am Aermel und lotste ihn die Treppe hinauf. Emilie öffnete. Als sie Max Hanschke er blickte, erstarrte ihr Gesicht zu Marmor. Sie erwiderte seinen Gruß nicht und behandelte ihn, als sei er Luft. Die Eltern versuchten beide in versöhnendem Sinne culf sie einzuwirken und überschütteten sie mit Erklärungen, vornehmlich der Vater. Die Mutter beschrankt« sich schließlich auf eine sützsaure Miene. Aber Emine blieb unnahbar. Und fie hatte sich wirklich sehr niedlich gemacht. Die stunde, die sie in Aufregung und Hangen vergeblich auf Max Hanschke getvartet hatte, verzieh sie ihm ntemak». Sie hatte auch ihre« Max Hanschke war damit zufrieden. „Fräulein Emilie!" begann er ruhig. Aber sie hörte ihn nicht an. Auf dem Ab satz machte sie kehrt und warf die Stubcntür hinter sich schmetternd ins Schloß. Die Mutter lief ihr nach, um das arme Kind zu trösten und zu retten, was vielleicht noch zu retten war. Max Hanschke war gar nicht bestürzt, Emi liens Verhalten imponierte ihm sogar. „Es ist wohl besser, ich empfehle mich!" sprach er. „Na, warum so eilig!" grollte Emil Dreuck- han. „Sie hat ihre Launen, Sie wissen ja, die Weiber, aber den Magenbittern müssen Sic noch trinken!" „Ach danke!" erwiderte Max Hanschke, schon mit einem Fuß aus der Treppe. „Ich fürchte, er bekommt mir nicht!" Und unten war er. Als Emil Drenckhan im Speisezimmer die geschliffene Flasche neigte, um allein einen Magenbittern zu genießen, trat seine Frau mit einem schrecklich bleichen und ernsten Gesicht herein. „LSas ist denn los?" rief er ängstlich. „Es ist anS!" erklärte sic mit einer Stimme, als sei sie eben aus dem Grabe auferstanden. „Sie nimmt ihn nicht, unter keiner Bedingung, und ich würde e? an ihrer Stelle genau fo machen. Du wirst Dich schon nach einem anderen umsehen müssen!" „WaS?" schrie er und stellte das gefüllte Gläschen wieder hin, so zitterten ihm vor Schreck die Finger. ,Ha, was denkst du dir denn? Meiiist du, das ist so einfach." „Deine Sache!" entschied sie hoheitSvoll und rauschte mit dem gekränkten Stolz einer Königin hinaus. „Deine Sache, meine Sache!" stöhnte er und wischte sich ratlos und verzweiflnngSvoll über die Glatze. Dann aber trank er doch den Magenbittern. Max Hanschke aber stand vor dem „Alten Kritz", eine» «hrwürdi-en Gasthaus auf der Brückenstraße, wo die jüngeren, unverheirateten Beamten der Stadt verkehrten. Es gab da immer eine flotte Kellnerin und ein gutes Glas Bier. Als er eintrat, war der Stammtisch voll zählig versammelt. Kein anderer als Alois Wollenberg führte den Vorsitz und das große Wort. Sie bewunderten ihn alle heimlich, daß es ihm gelungen war, sich eine so schwerreiche Baucrntochter wie Minna Peukert zu fischen. Daraufhin hatte er auch Kredit, und cs saß keiner am Tische, den er nicht um größere oder kleinere Beträge erleichtert hatte. Wenn die Kellnerin bei ihm vorbei kam, schäkerte er mit ihr, was sie sich gern gefallen ließ. Die anderen wurden von ihr mehr oder weniger abgeblitzt. Max Hanschke bestellte sich ein Glas Bier und schäkerte nicht mit der Kellnerin. Die Tafelrunde wurde zusehends lebhafter. Alois Wollcnberg sprach von den 50 000 Talern, die Minna Peukcrts Muttertest ausmachtcn, als hätte er es schon in der Tasche. Max -Hanschke widerte daS an. Er ist wohl doch ein Lump! dachte er still bei sich, trank das Bier aus und sah nach der Uhr. Zur Strafe mußte er eine Runde ausgeben. Er wurde davon nicht gleich arm, denn er kam selten an den Tisch, >oar sparsam und hatte ein paar hundert Mark auf der Sparkasse. Erst nach ein Uhr brachen sie auf. Max Hanschke und Alois Wollenberg gingen ein Stück zu sammen. Als sie beim Bräustübel vorbei kamen, wollte Alois Wollenberg mit aller Gewalt hin ein. Aber cs war schon geschlossen. Max Hanschke war unterdessen weiter gegangen. AloiS Wollenberg fah das Vergebliche seines PochenS ein und beeilt« sich, Max Hanschke wieder ein zuholen. ' „Na, Sie Burcaubockreiter!" rief er und schlug ihm derb auf die Schulter. „Was wollen Sie eigentlich da draußen in Gramkau? Etwa meine Schwägerin! Dr« schlagen Sie sich nur au» txm Sovtt" „Wer sagt Ihnen denn, daß ich sic drin habe?" antwortete Max Hanschke. „Hehe," lachte Alois Wollenberg, „das merkt doch ein Pferd. Und wie haben Sie sich vor gestern im „Russischen Kaiser" aufgespielt? Das wär so ein fetter Bissen für Sie, die Life. Das glaub ich schon. Aber da kommen Sie um zwei Festtage zu spät. Nächsten Sonntag kriegt sic Besuch. Da kommt der Johnwitzer Bauer Traugott Baldrian auf die Freite. Wissen Sie, was das ist? Die Sache ist so gut wie perfekt. Und Geld hat der Kerl. So einen Schwager kann ich grade gebrauchen." Da stand er vor seiner Wohnung. Max Hanschke wünschte ihm eine gute Nacht, die Alois Wollcnberg bitter nötig hatte, denn er war durchaus nicht mehr nüchtern. Nächsten Sonntag? dachte Max Hanschke im Weitcrschreiten. Da muß ich mit dabei sein. Es wird ja auch Zeit, daß ich mit dem alten Peukert spreche. Er warf die Büchse noch lange nicht ins Korn, jetzt erst recht nicht, nachdem die Sache mit Emilie ins reine gekommen war. Und übri gens konnte ja Alois Wollenberg geschwindelt haben. Dem war das und noch weit Schlim meres zuzutrauen. S. Am nächsten Morgen wartete Max Hanschke vergeblich auf das Platzen der Bombe. Emil Drenckhan hoffte nämlich noch, daß sich Emilie besinnen würde, ferner wußte er vorläufig noch nicht, wen er sich für Max Hanschkes Posten ausbitten sollte, und endlich waren die beiden Bürgermeister an diesem Tage viel zu beschäf tigt, als daß sie Zeit gefunden hätten, sich mit Emil DrenckhanS häuslichen Sorgen zu befassen. Sie berieten eifrig übev die Punkte, die der Erste Bürgermeister in der heutigen Gemeinde versammlung in Gramkau für die Eingemein dung vorzubringen gedachte, und über die Maß nahmen, die zu ergreifen waren, falls sich die Gramkauer Bauern nicht belehren lassen wollten. Vornetzung in d« Morgenausgabe.)»
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