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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140124010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914012401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914012401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- S. 12-13 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-24
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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SI4. ISS. Jahrgang Morgen-Ausgabe 1S14 Somisvenü, Len 24. Isnusr. Nr. 42 lälte. i. Bon em Ge« Haftung rr von Zanuar int mit rsonen. erschaft f aus- atltng- »mmen- a ver« pieh- vorher Zander« rer. In Nuder- :taverein ! Magde- )U. Zur t bereit« emnächst - Be ßrer am mrtstag. das Für des der folgende nommen: üovemder U. März >olland— Berliner 1. Niärz B. S--K. eit durch ilfitation »ei. Die internationale Kontrollkominission hat albanische Kabinett aufgelöst. Ismael Kemal wurde der bisherige Minister Innern Fewzit Bei mit der Leitung Geschäfte betraut. (S. Ausl.) s— o Z'-ro ii-ro s-io k'-SÜ Il-bO I1-LV .1-SU s-w N-tt> ('—100 N-(d . !I-Z) > - to luv e^io n-ru n-rs N-lS Grad reif), odel« * Der bekannte Nationalökonom an der Univer ¬ sität Halle. Geh. Rat Johann Conrad, feierte am Freitag sein 5 0. Doktorjubiläum. (Liehe K. u. W.) * In Schanghai wurde die Gattin des deutschen Fleischermeistcrs Richard Neumann von eingeborenen Verbrechern ermordet. (Siehe Nachr. v. T.) . . . * Die streikenden Petersburger Arbeiter haben am Freitag die Arbeit wiedcraufge- nommen. In den Fabrikvierteln herrscht voll ständige Ruhe. * Die stetige Rückkehr zu normalen Ver hältnissen im bisherigen Streikgebiet von Südafrika ist überall gesichert. (S. Ausl.) Das wichtigste. * Im Reichstag beantwortete am Freitag der Reichskanzler die beiden Interpella tionen wegen Zabern und wies dabei zugleich die Entgleisungen des Preuhenbundes zurück. (S. Leitart. u. Ber.) glich die Listigkeit ll» keine einmal getragen lnunter- »erniften neister- afl ber n Tha ch die rtreten jervor- unkten wegen irreicht !llt sich nkreich »gen von n Borde lls saften, lang reiche tung des Kassierers tuns des wähl des 5. Borbe- 7. Inter lung der )rtswahl cledtgung Deutsche für die und um- 0W Mit- kdr Leipzig und Vorort» durch «Ufer« Tttlaer VaAUASpreisr: UN» Spediteur» rmaitdgNch In» tzo«» „dracht: monatlich i.«L M., »i«rt»lldhriich Z.7Z M. Sei ü»r SrichästogrU», uns»rn ziiialeu und fluogabesteUen adgrholtr monatlich IM.,vierteUädrlichrM. Vurch dl« Post: tna»rhald Vrutschlaaüo und d«r deutsch»» «»loale« monatlich 1.S0 M., »lrrlrljöhrilch 4-L0 M., auolchiirtzlich postdest»Ugeld. Da» Leipziger Tageblatt »rscheiat wrrktag« rmal, Sona- o. Zriertag» lmal. vn Leipzig, drn Nachbarorten und d«n chrten mit »la»u«n Zlllaltu wird dl« stbtndauogab« noch am stdenü ü«o Erscheinen» in» Hau» g«lirf«rt. L»clinrr Nrdaktlon: Sa»«nZ«Uea l7, Zernsprech./Inschlug: MoabltNr.447. at nach ilgenden berg 7, Alapin Snosko- 37, (1), 2'/. ll). Sturmfzenen im ungarischen AbgeorSnetenhaufe. In der gestrigen Sitzung des ungarischen Ab« geordnetenhauses kam es einem Pester Tele gramm zufolge bei der Spezialberatung über den Preßresormentwun zwischen dem Präsidenten und den Oppositionellen, die ber Geschäfts ordnung mehrfach Widerstand entgegensetzten, zu heftigen Auseinandersetzungen. ZahUeiche Oppositio nelle wurden zur Ordnung aerufen. Wiederholt trat großer Lärm ern. Während der Speüal- debatte verlangte Graf Julius Anoras sy oas Wort zur Hausordnung. Der Ministerpräsident befragte das Haus, ob es den Grälen Andrassl) hören wolle. Die Mehrheit lehnte es ab, diese Erlaubnis zu er teilen. Graf Anvrassy beionte demgegenüber, daß ihm gemätz der alten Hausordnung das Recht zu stehe, unabhängig von ber Erlaubnis des Hau »es zur Hausordnung zu sprechen. Mehrere Oppositionelle schrieen unausgeietzr: Höret Anvrassy! Der Tumult wuchs von Minute zu Minute. Da die Verhandlungen wegen der ständigen Ruhestörungen nicht fortgesetzt werden konnten, war der Präsident genötigt, sechs oppositionelle Abgeordnete durch die Parlamentswache aus dem Sitzungssaal entfernen zu lassen. Graf Anvrassy widersetzte sich erneut den An ordnungen des Präsidenten und begann zu reden. lErotzer Lärm aus allen Seiten.) Prä, rdent: Ich mache Sie darauf aufmerk sam, datz Sie kein Recht haben zu sprechen. (Grotzer Lärm.) Graf Andrassy sprach jedoch weiter. Inmitten des grotzen Lärms schlotz der Präsident die Debatte über den 8 1 des Prei gesetzes, der dar auf von der Mehrheit angenommen wurde. Graf Anvrassy wurde, da er fortfuhr zu sprechen, an den Im in unitütsausschutz verwiesen und die gesamte Rechte erhob sich für diesen Antrag des Präsidenten. Graf Andrasin setzte trotzdem seine Rede fort. (Grotzer Lärm.) Zahlreiche Abgeordnete, darunter Graf Albert Apponyi, wurden zur Ord nung geruien. Der Schriftsührer verlas darauf den 8 2 der Vorlage. Ter Präsident erteilte dem oppositionellen Abgeordneten Geza Polonyi das Wort. In dem Herr chenden Lärm sprachen Polonyi und S ndrassy zu gleicher Zeit. Der Präsident «uspen vierte hierauf die Sitzung. Die Reg te verlietz den Saal. (Stürmischer Beifall linls. Nach einer Pause von zehn Minuten erschien die Parlaments wache und forderte die Adgg. Gral A ndrassy, Graf Bathyanyi und Stefan Haller auf, sich aus dem Saale zu entfernen. Diese leisteten auch der Aufforderung Folge und verlietzen, von je zwei Gardisten begleitet, den Saal und das Gebäude. Nach Wiedereröffnung der Sitzung erklärte Graf Albert Apponyi datz die Opposition nunmehr der neuen Hausordnung, va der Präsident diese willkür lich handhabe, entschiedenen Widerstand entgegen setzen werde. Hierauf erhob sich Gras Aladar Zichy und versuchte zu sprechen, trotzdem ihm nicht das Wort erteilt worden war. Es herrschte grohe Unrube Zwischen dem Grafen Zichy und dem Präsidenten entstanoen ebenfalls heftige Auseinandersetzungen, weil Zichy darauf beharrte zu sprechen. Es herrschte dabei grotzer Lärm. Die Sitzung wurde aufs neue suspendiert, und wieder erschien die Parlamen s- wache. Der Saalkommissar forderte den Grafen Zichy unv Johann Justh auf, das Haus zu verlosten. Beide entfernten sich, worauf di« Wache abiog. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde die Derfügung * Im ungarischen Abgeordneten hause kam es am Freitag bei der Spezialberatung über den Pretzresormcntwurf zu stürmischen Auseinandersetzungen zwischen dem Präsi denten und den Oppositionellen. Elf Abgeordnete muhten durch die P a r l a m e n t s w a ch e aus dem Saale entfernt werden. (S. Pol. Uebers.) Die Sächsische Porzellanmanufaktur in Meißen. Aus dem der Finanzdeputation ä. des Sächsischen Landtages über die Sächsischs Porzellan manufaktur erstatteten Berichle seien einige auch für die Allgemeinheit interessante Einzelheiten Herausgehoden. Trotz der allgemein ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse hat sich der Ablatz der Porzellanfabrik auch in letzter Zeit gesteigert. Die Manufaktur hat immer grotzer werdende An sprüche zu befriedigen. Es sind infolgedessen einige neue Ateliers und Malersäle geschaffen, etwa hundert Maler und andere Arbeitskrästo eingestellt, dazu auch die Zahl der Verläufer in den Niederlagen vermehrt worden. Trotzvem kann die Manufaktur nicht immer rechtzeitig liefern. Da die Malerschule und das Formerhaus vergrötzert worden sind, wird sich der Uebelstand wohl nach und nach beheben lasten. Jedenfalls ist der Manuialtur die vornehme und wirksame Art der Reklame zustatren gekommen. Es lätzt sich auch feststellcn, datz die Freude an schönem Porzellan immer weitere Kreise ersaht hat. Die Erzeugnisse der heutigen Zeit werden gewitz später hin als Zeitdokumente künstlerischen Schaffens ge würdigt werden. Das erfreuliche Streben in den Meißner Ateliers wirv den Ruhm der Staatsanstalt sichern für alle Zeiten. Um immer neue Käufer und Liebhaber heranzuziehen, ist mit der Manufaktur eine Schauhalle verbunden worden, auf deren Be deutung der Berichterstatter, der nationalliberale Adg. Lr. Steche, schon früher hingewiesen hat. Der verdiente frühere Direktor der Manufaktur, Geheimer Kommerzienrat Gestell, ist 1912 in den Ruhestand getreten. An seine Stelle ist am 1. Mai 1913 Geheimer Bergrat Dr. Heintze getreten, der bisher ichon in der Leitung tätig war und über die Geschichte der Porzellanmanufaktur einige interessante Berichte geliefert hat. In die Leitung ist außerdem ein kaufmännischer Direktor cingetreten. Das ge samte Personal der König!. Porzellanmanufaktur umfaßt jetzt etwa 60 Beamte und über 800 Arbeiter. Die mitveröffentlichte Bilanz zeigt einen über- aus ekfler-Uchen Aufschwung Der Reingewinn auf die Jahre 1910,11 beträgt 835 665 ./«c, das sind ziem lich 10 Proz. gegenüber 50. Proz. im Jahre 1908/09. Der Berichteruatter hat darauf hingewiesen, datz die Manufaktur sich mit ikren Erzeugnissen recht fleißig an Ausstellungen beteiligen möchte. Es wird viel fach der Weg der indirekten Beschickung einge schlagen, so nämlich, dai> man sächsischen Ausstellern einzelne Stücke zum Mitausstellen überläßt oder Aussteller veranlaßt. Meißner Porzellan mit auszu stellen. So »st es geschehen bei der Baufachausstelluna in Leipzig, und so wird man auch bei der für 1915, bevorstehenden nordischen Ausstellung in Malmö verfahren. Zum weiteren Ausbau der Anstalt und ihres Betriebes ist fetzt auch ein großes günstig, gelegenes Areal in der Nähe der Stadt Meißen gekauft woroen. Man kann sich über die gegenwärtige Ent wickelung der Porzellanmanufaktur gewiß nur freuen. Ein Teil des Verdienstes daran gebührt gewiß auch dem Wirken des Abg. Dr. Steche. v»a ««»wart» rs Pf., ««Namen l.ro M., ZamUiea- n. klein« ->«,«>,»« öl« petttzett« «nri» Pf.,Inserat« »»«0»hör»*a lm amtlich«»Seit »ie prtitzeile 6» Pf. »»sch»ft»anz»tg«a mit piatzvorschrlft Im pr«if» »rhdkt. Nada» »ach Tarif. 0«tlag«g»bahr: «esamtaufl. S M. »a, Taus«»» auaschl. Postgebühr. M«z«t«««.ftm»akm«: lohannlsgosse», d«l sämtlich»« Ziltalen »», Leipzig« Tageblatt»» ««» all«» siunoneea-Exprüittonrn »e« I», «»» Nueluuü»«. G»schüft»st»U« slir 0«rUn u.Si» pr.VronSenbarg: dlreNionwalterZUeg»!, V»rlin w. I», Margarethens!ratz» ». Zrrnsprrch-sinfchlutz: Lütz»« »471. Arrrtsdstrtt des Pates und des polizeüuntes der Stadt Leipzig «»»aktiv« im» vrschüftastklle: 7»ha»»I»gaff» Nr.«. « -«rnfprech-tzaschluS «r.14-1, I4S4Z im» 1«»»«. des Dr. Frank gar so unerhört wider Anstand und Ordnung verstießen. Werden wir nicht all gemach etwas zu nervös? Mit Herrn von Oldenburg, den wir sonst nicht gern zitieren, möchten wir, seine Worte leise abändernd, spre chen: der Reichstag ist doch keine Töchterschule. Also: in dem einen Moment schien uns der Kanzler nicht den rechten Ton zu treffen, fand er vor allem nicht den inneren Kontakt mit dein Hause. Um so mehr hat er ihn dann hinterher gefunden, als er den beiden Interessenten Aus kunft gab. Der Sozialdemokrat Dr. Frank hatte keinen guten Tag gehabt; war, was man bei ihm am wenigsten verträgt, in seiner breit nilsgesponnenen Polemik gegen die Konserva tiven schlechthin langatmig geworden, und Herr Professor von Liszt, der als Vater des fort schrittlichen Initiativantrags über die Grenzen des Wnsfengebrauchs für die Volkspartei das Wort führte, hatte sich, indem er gegen La ban d stritt, zu sehr in juristische Darlegun gen verlieft. Dann hatte der Kanzler sich erhoben und gleich nach den ersten paar Sätzen hatte man das Gefühl: jetzt ist der Lugang zum Frieden gefunden, nun wird alles zum guten Ende kommen. Herr von Bethmann begann, den Spu ren des Vorredners folgend, mit dem Jus, suchte sehr sachlich, sehr leidenschaftslos, auSeinandcr- zusctzcn, wie die Dienstvorschrift von 1899 sich zn der Kabincttsorder von 1820 verhielt, ver teidigte sie nicht, schien nicht einmal das Straß burger Urteil zu verteidigen, unterstrich nur die Ankündigung der „Norddeutschen Allgemei nen Zeitung": Die Prüfung sei im Gange, sic würde so säpiell als möglich durch geführt werden. Und hernach gedenke man dafür zu sorgen, daß cs in diesen Stücken nur ein einheitliches Recht im deutschen Lande gebe. Dann aber griff er aus das allgemeine, das eigentlich politische Gebiet über. Und wie der begab cs sich, was wir in den letzten Wochen schon zweimal hatten erleben müssen: daß der Kanzler um des Staats Wohls willen von den Konservativen und ihrer Art Politik zu treiben, nachdrücklich abrückte. Herr von Bcthmynn hat sich heute gegen die Ucberheblichkcit der „NichtS- als-Preußen" gewandt, was in Zabern geschah, als typisch für die elsässischen Zustände zu be trachten. Und er hat seinen staatsmännischen Blick bewiesen, in dem er mahnte, aus den Vor kommnissen, die bedauerlich wären und sich nicht wiederholen sollten, lediglich einen Schluß zu ziehen; diesen nämlich, daß das NeichSland nur unter einer zugleich ruhigen, einheitlichen, ge rechten und festen Verwaltung gedeihen könnte. Des weiteren aber hat er in Worten, die nicht bloß das Ergebnis taktischer Berech nung waren, die von warmem, ehrlichem Emp finden beseelt schienen, die partikularistischen Ge spenster zurückgescheucht, die uns die letzten Tage und Wochen vergällten. Damit hatte der Kanzler den Ton cinge- schlagen, der für den Rest der Sitzung — einen recht langen Rest — nachklang. Nur die Rechte blieb, was ihre bundesbrüderliche Gesinnung und das Ausmaß ihrer national-politischen Einsicht genügend illustriert, mäusck;enstill, als der Kanz ler die Tapferkeit, die in Wahrheit gar nicht anzuzweifelnde, der bayerischen Truppen im 70er Feldzuge pries und auch in den lahmen Aus flüchten, mit denen späterhin Graf Westarp die Seinen von dem Vorwurf des Partikularis- mus reinzuwaschcn unternahm, suchte man ver geblich nach einem Satz der Entschuldigung und oer selbstverständlichen Anerkennung. Um so mächtiger schwoll dieser Gedanke in wirklich vaterländischer Weise zu herzbewegenden Akkor den in den Reden Fchrcnbachs und Bas sermannsan. Beide — der Zentrumssprecher wie der Nationallibcrale — rückten die Ver dienste, die der Reichstag sich nm das Reich und seine Einheit erwarb, in die rechte Be leuchtung und beider Reden mündeten aus in das feurige Bekenntnis, daß des Deutschen Vater land nicht Süddeutschland, nicht Prcußenland zn sein habe, sondern Alldeutschland, die Heim stätte der gottlob geeinigten Nation. Es mag schmerzlich fein, datz im 43. Lebensjahre des neuen Reichs derlei Gelöbnisse überhaupt noch ausgesprochen werden müssen. Aber nach den schmerzlichen Erfahrungen dieser Zeitläufte, war cS kaum zu umgehen. Und es war eine er freuliche Note, daß in diesem Zusammenhang Herr Fehrenbacb Gelegenheit sand, in ernsten und nicht mißzuverstchenden Worten den El sässern vor einer Geineinschast mir den Natio nalisten abzuratcn. Schade, daß mit diesen vollen Akkorden der Tag noch nicht schloß. Was nachher kam — selbst eine nach Form und Vortrag, wie immer glänzende Rede Friedrich Naumanns, machte kaum eine Ausnahme, — zerrte doch ein wenig an diesen starken Eindrücken. Immer hin nahm man, obschon um den Beginn der achten Stunde ausgerechnet Herr Lcdcbour zu einer Redcübung anschte, die Emps.ndung hin weg, daß man nach Irrungen und Wirrungen dabei ist, sich zum rechten Wege zurückzufinden: im Elsaß und auch anderswo; daß selbst, wenn die preußischen Konservativen sich io eorpors er hüben, dem tief in den .Herzen der Dcutsck>en verankerten Reichsgedanken keinerlei Gefahr drohe. Konsumgenoßenfthaften und NeutraUtür. Die KonsumgenossenschaftS - Lagerhalter der Provinz Brandenburg haben Sonntag ihre IahreSkonserenz abgehalten, die der Besprechung des Themas „Genossenschaftliche Zeit- und Streitfragen" gewidmet war. Der Berichter statter Döhnel wandte sich scharf gegen die Lei tung des Zentralverbandes, indem er laut dem „Vorwärts" n. a. folgendes ausführt: Die Kon sumgenossenschaften müßten als Arbeiterorgani sationen, die Arbciterinteressen wahrzunehmen haben, von sozialistischem Geist er füllt sein. Nur in enger Fühlung mit den gewerkschaftlichen und politischen Organisationen der Arbeiterklasse könnten die Konsumgenossen schaften ihre Aufgabe erfüllen. Alle Freunde der Genossenschastsbewegung müßien den An sichten entgegentreten, die in der Leitung des Zentralvcrbandes herrschen, um einen anderen Geist in den Genossenschaften zur Geltung zu bringen^ Die Genossemci)aftcr müßten in dem selben Sinne wie die Äcitglieder der Partei und der Gewerkschaften erzogen werden. Alle drei Zweige der Arbeiterbewegung hätten gemeinsam für die Befreiung der Arbeiterklasse aus den Fesseln des Kapitalismus zu bekämpfen. Diesen Grundsätzen wurde in der Diskussion von allen Rednern zugestimmt. Da man außer dem die Haltung der „Konsumgenossenschaftlichen Rundschau" als dem Empfinden der Arbeiter nicht entsprechend bezeichnete und die Verwaltung tadelte, weil sie in Hamburg nicht den Kon flikt mit den Buchdruckern, in Frankenthal nicht den Konflikt mit den Tabakarbeitern verhütet habe, roird sich die Leitung des Zentralverbandes der Konsumgenossenschaften mit den sozialdenw- kratischen Lagerhaltern dec Provinz Branden burg auseinanderzusetzen haben. Daß letztere die Konsumgenossenschaften mit Volldampf im Kielwasser der sozialdemokratischen Partei fah ren zu sehen wünschen, ist insofern kein Wunder, als diese Lagerhalter eine Sektion des sozial- dcmolratischcn HandlungSgchilfenvcrbnndes bil den. poliMeke Uebefliekl Vie Zustimmung üer Sun-esregierungen zum Vr. meö. üent. Wie wir erfahren, wird die Anbclegenhcit der Einführung des Doktor mcd. denk, inPrcu- ßen gelegentlich der Beratung des Kultusetals bei dem Kapitel „Universitäten" von einzelnen Abgeordneten zunächst in der Budgelkommission zur Sprache gebracht werden. Die preußische Regierung wird eine bündige Erklärung ab geben, aus der ihre prinzipielle Stellungnahme zu dec Frage hervorgeht, die natürlich noch nicht bis dahrn erledigt sein kann. Von wesentlicher Bedeutung wird aber sein, daß auch die Ein führung des Dr. med. deut, erst über Jahr und Tag erfolgen kann, da vorerst die Dekane der medizinischen Fakultäten an den Universitäten sowie die anderen Fakultäten über die Frage zu hören sind. Weiter muß man sich mit den übrigen Bundesstaaten ins Benehmen setzen, da eine einheitliche Regelung der Feage innerhalb des Reichs angestrcbt wird. Würde man nur innerhalb eines Bundesstaats den Dr. mcd. dent. einführen, so könnte dies zu nicht unbedeutenden Ungelcgenheitcn und zu einer teilweisen Entvölkerung der Universitäten führen, auf denen die Erlangung des Titels nicht möglich ist. Die Frage für sich ist so schwie rig, daß längere Zeit vergehen wird, ehe ihre Lösung erfolgen kann. Von den übrigen Bundesstaaten hat in Sachsen bisher wohl die meiste Abneigung gegen die Verleihung des Titels bestanden. Nachdem eine eingehende Auf klärung und Besprechungen erfolgt sind, ist hier eine Wendung der Anschauungen cingctrcicn, so diß man damit rechnen kann, daß die säch sische Regierung sich der Einführung des Titels nicht widersetzen wird. Von vornherein am meisten geneigt, den Titel cinzuführcn, war man in Bayern, so daß die Zustimmung der bayrischen Regierung auf alle FäNc ge sichert erscheint. Von Württemberg und i^n übrigen Bundesstaaten kann man ebenfalls an nehmen^ daß sie sich den Wünschen des zahn ärztlichen Standes gegenüber zustimmend ver bauen werden, so daß eme allseitig befriedigcnoc Regelung der Angelegenheit zu erwarten ist, die im Sinne der Zahnärzte erfolgen wird. Iit»«»n6» Dtztziltz »I d«,«^ iil.t«»«k» »Il.»«eet>i> ill.v«»«>>» iL.»««el» ^1.4—«d» >il.d«»e1m u!.!>«»»k» Il-desekn Nochmals Zabern im Reichstage. O Berlin, 23. Januar. Es ist wohl möglich, daß von den pielen Hunderten, Pie heute oie Reichstagstribüne cr- iüllten, den Tausenden, die j'.h vergeblich um den Einlaß bemüht hatten, dec cinc^ oder an dere, oder vielleicht auch die Mehrzahl geglaubt hat, in diesen Ianuartagen würden sich die Ereignisse vom 3. und 4. Dezember wieder holen, würde zum anderen Male ein gewaltiger Unwille das Reichshaus durchbrauscn, von neuem dem Kanzler bescheinigt werden, daß seine Art, die Tinge zu sehen, im Parlament keine Billi gung fände. Wir haben diese Auffassung nicht geteilt, nicht bloß aus dem allgemeinen Grunde, da Waffen, die man zu oft gebraucht, sich leicht abstumpfcn und daß schon diese Erwägung zu sparsamer Verwendung des Mißtrauensvotums riet, auch nicht aus dem anderen, daß die Straß burger Gerichtsverhandlungen uns nun gelehrt hätten, die Dinge durchaus anders zu sehen. Das gilt doch nur von den Leuten da draußen, von gewissen Schichten des deutschen Publikums. Jin Reichstag selber und — wir möchten glau ben — so^ar in den Kreisen des Bundesrats, war die Stimmung in der Beziehung kaum umgeschlagen. Wer früher das Vorgehen des Obersten von Reuter mit Unbehagen empfunden Hütte, der dachte, ohne im übrigen sich für die Zivilbchördcn zu erwärmen, im Grunde auch heute nicht viel anders. Aber ein anderes — wir haben erst gestern uns hier darüber ver breitet — war hinzugekommen. Was den so oder so verkleideten „echt preußischen" Män nern seit Wochen zu fehlen scheint — das lastete auf dem viel geschmähten Reichstag als eine ernste Pflicht der Gewissen. Man wollte dem Kanzler, gegen den geschäftige Hände allerlei Minen legen, keine neue Schwierigkeiten machen, und man hatte darüber hinaus den ehrlichen und patriotischen Wunsch, daß nun endlich Ruhe werde im Lande. Aus dieser seelischen Disposition hätte den Reichstag nur ein Umstand reißen können: wenn der Kanzler sich rechthaberisch versteift hätte, wenn er kein Tüpfelchen von dem preiSgegebcn, was im Dezember von ihm gesagt worden war. Einen Augenblick schien cS auch, als ob .Herr von Bethmann in den früheren Fehler zu- rücksallen wolle, da er während der Rede des Abg. Frank sich ein paar Mal nach dem Präsi denten umwandte, in Auge und Gebärde die Frage: ob Herr Dr. Kämpf denn nun nicht ein greisen wolle? Und auch später, als er nach dem Abtreten des sozialdcmolratischcn Redners voll Entrüstung gegen dessen Ausführungen über den Kronprinzen und dessen Umgang protestierte. Lieber Himmel, sehr geschmackvoll waren sie nicht. Uns mißfielen sic vqrnclnnlich schon um deswillen, weil bei all dem. was man sieb darüber «rzählr, im wesentlichen cS sich doch um un beglaubigte Gerüchte handelt. Trotzdem hatten wir nicht das Gefühl, daß die Aeußcrungcn
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