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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.01.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140123018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914012301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914012301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-23
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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Morgen-Ausgabe ISS. Jahrgang » fite Leipzig und Vorort, »urch unser, Lrilarr VkJUAvpkklsk. un-Spr-»t«ur«rmalta>U<»»>n» hau» gebrecht: monatlich 1.« M., vlerteyährNch 3.7» M. Sei -er ch«ichitftost«U,, uns,rn Ztltatrn uu-Nu»gab«a»U«n odg«h»U: monatlich»M., vleeteyührUch S M. durch -l« Post: innerhalb veutschlan»» und -er -rutschen Kolonien monatlich t.so M., vierteljährlich 4^0 M., ouoschlletzllch postdestellgelü. da» LelpzigerLagedlatt «scheint Werktag» »mal, Sonn- u. Zetrrtag» »mal. In Leipzig, -en Nachbarorten un- -en Orten mit eigenen Zilialen wir- -i« std«n-au»gab, noch am sldeu- -»» Erscheinen» in» hau» geltesert. Serltn« Ne-aktion: In-«n-«ltea»7, Zernsprech stnftblug: Moadlt Nr.447. Nr. 40. Amtsblatt des Rates und des poUselomtes der Stadt Leipzig Ne-aktion un- Srschästostell«: Zohannisgass« Nr. 4. e -ernsprech^stnschluZ Nr. l4-4L, >4-4» un- »4-44. —e»»kL»» s»r Inserat« au» Leipzig un» Umgebung »I, /inAeiaenprrisr. »spaln,ep»ttt,«uersps.,»i«n«ttam«?,ne» m., »an au»wärt» 30 Vs., Neklomrn l.ro M., Zamllien» u. klein« stnzeige» -i« petitzell, nurr«ps.,Inserat« »on SehSrSen im amtUchrn Leit -le petltzeil« so Pf. ch»sch-st»anz«ig«n mit plahoorschrlst im Preis« «rhiibt. Rabatt nach rarls. Seilagegedühr: Sesomtausl.» M. -a» Lausen- au»schl. Postgebühr, stazetgen.staaahm«: Fobanni»gaffe», bei sämtlichen Malen -«» Leipzig« kagedlatte» un- allen stnnonren-Eepr-itlonen -«» In, un- stuolan-r». Oesch-ftosteU« für Srrlin u.-l« pr.vran»«ndurg: VlrrktlonWalterZllegel, Veriin w. 1», MargacethenstraK« ». §«rnspr«<b,stnschluy: Ltihow »471. Freitag, üen 23. Januar. rsl4. Vas wichtigste. * Die Zweite Kammer begann am Donners tag die allgemeine Vorberatung Les Pfarrer besoldungsgesetzes. sS. Bcr.) * Im Reichstag wurde am Donnerstag die zweite Lesung des Etats des Reichsamts des Innern fortgesetzt. Heute, Freitag, findet die Er örterung über die neuen Interpellationen wegen Zabern und über die damit in Zusammenhang stehenden Anträge statt. (S. Ber.) * Der Obcrpräsident der Provinz Brandenburg v. Conrad ist gestorben. fS. Dt'chs. R.) * Freiherr o. Pechmann-München hat seine Beziehungen zum Pr e u ß e n b u n d abgebrochen. (S. Dtschs. R.) * In allen Fabrikvierteln Petersburgs und vielen Fabriken Rigas ist am Donnerstag ein . Massenstreik ausgebrochen. (S. Ausl.) * Zn Konstantinopel verlautet, das; Oberst Bronsart von Schellendorf zum zweiten Chef des Erogen General st abes der Türkei ernannt worden ist. (S. Ausl.) * Am Donnerstag erfolgte bei Fulda der Durchschlag des D ist c l r a se n t u n n e l s im stallen. Erlreuliche Labien. Die Rede des Staatssekretärs Dr. Del- brück über den Stand unserer Volkswirt schaft ist eigentlich nicht nach Gebühr gewürdigt worden. Zwar hat der Reichstag, wie wir be richten konnten, sehr aufmerksam zugehört, aber die Presse hat sich mit den von Delbrück vor gebrachten Tatsachen bis jetzt wenig beschäftigt. Der Preußentag war dazwischen gekommen. Aber es ist wahrhastig der Ntühe wert, etwas bei den Mitteilungen über unser' Borwartskomincn zu verweilen, grade weil der sonstige Tagcsstoff des Unerquicklichen mehr bietet als des Erfreu- licisen. Es ist nicht recht einzusehcn, weshalb wir nns eigentlich von Tag zu Tag mehr in eine verärgerte Stimmung hmeinpolitisieren, zu mal da es dock» Dinge gibt, die uns über vieles Widerwärtige zu trösten vermögen. Wir sind tüchtig v o r a n g e k o m m e n. Das ist der Sinn der Zahlen, womit Delbrück die Entwicklung unseres Handels wie auch un sere landwirtschaftlichen Leistungen deutlich machte. Er ging allerdings, um uns diese Ent wicklung zn vergegenwärtigen um eine gute Spanne Zeit zurück, auf das Jahr 1879, also auf das Jahr, mit dem die Bismarcksche Zoll politik einfetzte. 1880 betrug unsere Einfuhr 2,8 Milliarden Mark, im Jahre 1912 aber 10,69 Milliarden Mark, die Ausfuhr belief sich 1880 ans 2,92 Milliarden, im Jahre 1912 auf 8,96 Milliarden. Wenn die Schätzung richtig ist, so wird für 1918 die Ausfuhr auf 10,7 und die Einfuhrauf 10,1 Milliarden angewachsen sein. Dieses Ergebnis interessiert nicht nur durch die Höhe der Ziffern, sondern auch durch das sehr günstige Verhältnis zwischen Einfuhr und Aus fuhr und durch die gute Gestaltung der Han delsbilanz. Bezeichnend ist ein Vergleich zwischen Deutschland und unfern großen Kon- kurrenzländcrn, Frankreich, Großbritannien und ' den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Der Vergleich zeigt, daß Deutschland in seinem Ge samthandel noch 1891 mit Frankreich nnd den Vereinigten Staaten von Nordamerika auf einer Stufe gestanden hat, und daß es von Groß britannien um rund 75 Prozent übertroffen wurde. Heute hat Deutschland die beiden ersten Länder weit überflügelt und ist dem briti schen Gesamthandelnahegerückt. Der britische Gesamthandel überragte 1912 den fran zösischen um 92 Prozent, den amerikanischen um 41 Prozent und den deutschen nur um 16 Prozent. Es ist hiernach anzunehmcn, daß auch dieser Unterschied von 16 Prozent noch vermindert wer den wird, wenn die deutsche Arbeit in demselben Maße wie seither fortschreitet. Dieses Näher rücken wird freilich, wir wissen es ja nur zu aut, in England eifersüchtig beobachtet, und die Verdrießlichkeit unserer Vettern, die sich leider so leicht auf das politische Gebiet überträgt, hat ihren eigentlichen Untergrund grade in dem wachsenden Wettbewerb Deutschlands auf dem Weltmärkte. Wäre dieses Wachsen nicht, wären wir noch wie vor fünfzig Jahren der „kleine Ladeninhaber in der Seitengasse", so wäre man ches anders und die Blicke des WclthandelshauseS England wären weniger unfreundlich auf uns gerichtet. Es darf übrigens gesagt werden, daß man sich in England doch allmählich in unser Emporkommen gefunden hat und sicherlich wird man sich künftig mehr und mehr in Tatsachen, an welchen nichts zu ändern ist, zu schicken wissen. Besonders bedeutsam ist der von Delbrück angeführte Ausgleich in der Handelsbilanz. Was ist nicht alles im Laufe der Jahre über unsere „passive" Handelsbilanz von Gelehr ten und Praktikern geredet und geschrieben wor den. Die passive Handelsbilanz, das Ueber- gewicht der Ansfuhr über die Einfuhr erschien vielen als eine große Gefahr, zum mindesten als ein bedenklicher Zustand. Der Streit ist ja auch heute noch nicht ausgctragen, aber an genommen, unsere passive Handelsbilanz sei ein Grund der Besorgnis gewesen: wenn wir sehen, daß wir auf dem besten Wege sind, diesen Zu stand zu überwinden, dann um so besser. Aber noch eine andere Sorge, die besonders von unseren Agrarpolitiken! oft in den Tages streit getragen wurde, schwindet mehr nnd mehr. Sie meinten vor einer allznstarken Wertschätzung unserer A u s f u h r i n d u st r i e warnen zu müssen. Die Abhängigkeit dieser Industrie von dem Weltmärkte schien ihnen verhängnisvoll. Nichtsdestoweniger ist diese Industrie vorange- schrittcn, ohne daß bis jetzt eine wirklich gefahr volle Entwicklung eingetreten wäre. Delbrück hat gezeigt, wie sich daneben der innere Markt gleich günstig entwickelt hat. Neber diese wertvolle Erscheinung wird noch zn sprechen sein, jedenfalls ist gar nicht zu bestreiten, daß darin eine starke Gewähr für die Gesundheit unserer gesamten Volkswirtschaft zu erblicken ist. Mit alledem ivollen wir beileibe nicht einer gedankenlosen Zuversicht das Wort reden. Wir werden niemals vor empfindlichen Rückschlägen sicher sein. Grade in der letzten Zeit haben sich uns mancherlei Fragen in den Weg gestellt, die nicht leicht abgetan sein werden. Besonders schlimm steht es mit der Frage der auslän dischen Arbeitskräfte für die Landwirt schaft wie auch einen Teil der Industrie. Hier kann die Abhängigkeit vom Auslände tatsäch lich verhängnisvoll werden und, wenn einmal die gefürchtete böse Wendung cintritt, wird guter Rat teuer sein. Denn dann wird es sich nicht nur um eine vorübergehende Notlage handeln, die so oder so zu ertragen, so oder so zu über winden sein wird, sondern um eine nurtschaft- lickze Schicksalsfrage, deren Wucht uns eine gute Weile auf dem Wege anfhalten kann, oen wir seither mit so erfreulichem Erfolge gegangen sind. Der Detektiv. <D Berlin, 20. Januar. Zweimal haben im Verlauf weniger Wochen sich die Leutjchen Gerichte um die deutsche Oeffentlichleit mit den Heldentaten sogenannter Detektive zu be- ja,ästigen gehabt. Das eine Mal handelte es sich um jenen angeblich bei dem Polizeipräsidium Berlin-Charlottenburg zuständigen Herrn", der, um von einem armen Mädchen das Geständnis der Mit wisserschaft an einem Verbrechen zu erpressen, von dem es in Wahrheit gar nichts wußte, sich diesem unter der Maske ces zärtlichen und zahlungsfähigen Bräutigams näherte und cs, um besser auf seine Rechnung zu kommen, gleich in eins verdarb. Das andere Mal ist der nämliche Trick, die Scheulver- lobung, benutzt worden, um die Korrektur eines eidlichen Zeugnisses zu erzwingen. Jemand, der sein Zuchthaus hinter sich hat, wünscht sich nachträglich von dem Vorwurf des Meineids unter Meineidsoer leitung gereinigt zu sehen. Zu diesem Ende soll die Belastungszeugin sich selber des Meineids bezichtigen, und »achtem der wackere Detektiv ihr die Ehe ver sprochen und im Verein mit seiner ebenso wackeren Gattin sin seinem Ziviloerhältnis ist der Edle näm lich verheiratet! bei Tag und Nacht auf sie eingeredet hat, tut das arme geängstigte Wesen, das es schwer genug hat, sich und zwei vaterlose Kinder durch die Welt zu bringen, schließlich auch, was von ihm ver langt wird. Widerruft dann freilich in der Haupt verhandlung und wird freigesprochen. Der eine von den beiden Detektive» ist vor Gericht zusamme»- gebrochen, ten anderen haben sie überhaupt nicht an Eerichtsstelle zu bringen vermocht. Immerhin nehmen wir an, daß sie beide noch die gerechte Strafe erreicht: auch dann wird es im öffentlichen Interesse sein zu erörtern, ob diese beide» Einzel fälle oder Typen darstellen. Man muß den Fall nur einmal streng und unerbittlich bis zum Ende durch denken, sich den Geschäftsbereich dieser Institute ver gegenwärtigen, die Menschen, mit denen sie zu tun Haven, die Angelegenheiten, in denen ihre Mitwir kung erbeten wirt, um sich klar zu sein darüber, daß nicht eben die keuschesten und empfindsamsten «eelen solcher Hantierung nachzugehen oen Ehrgeiz haben werden. Daß hier notwendig immer von neuem Konflikte sich ergeben werden, bei denen allenfalls eine Art äußerlicher Korrektheit, schwerlich aoe: die innere Vornehmheit des Gentleman sich bewahren lasten wird. Branchekenntnisse sind ja hier nicht weiter erforderlich; ein scharfes Auge und ein paar schnelle Beine genügen. Wer über irgendwelche Branchekenntniste verfügt, wird sich vermutlich auch bedanken, bei Regen und bei Sonnenschein, bei Frost und Hitze Stunden und ganze Tage lang vor ten Fenstern eines oder einer zu „Observierenden" zu toggenburgern. Dann, wenn die seiner Huld empfohlene Person das Haus verläßt, ihr zu Fuß oder Vehikel nachzueilen und, verschwindet sie irgendwo, den gleichen beschaulichen, meist zudem ergebnislosen Wachtdienst bis zur Erschlaffung fort- zuietzen. Wie sagt doch schon der Doktor und Ma gister Heinrich Faust: „Es macht kein Hund so länger leben". Also, wir glaubeii wirklich, die Detektive sind eine etwas unbehagliche Beigabe unserer moternen Zeit verwickelter und unübersichtlicher Lebensverhältnisse, und wenn man ihnen allgemach ein wenig auf den Leib rückte und sie schärfer unter Lupe und Kon trolle nähme, hätten wir nicht das geringste zu er- innern. Nur wird man sich hüten müssen, dabei nach den Rezepten zu verfahren, die von der Zen trums- und der konservativen Presse verabreicht zu werden pflegen, und die aus der Tatsache, daß hier und da in Ehescheidungsprozessen Privatdetektive eine Rolle spielen, nach weiteren Erschwernissen der ohnehin schweren Ehescheidungen zu rufen. Wer das Leben kennt, weiß, wie in Wahrheit diese Dinge Zusammenhängen. Weiß, daß erst das B. K.-B. mit seinen aufgetürmten Ebehindernisten das Uebel der Privatdetektive so üppig ins Kraut schießen ließ. Ls ist nämlich doch nicht so, daß bloß die grobe Sünde des Ehebruches gerechten Anlaß zur Lösung einer Ehe geben könnte. Vieltausendfältig wie die Wege des Lebens, genau so verschieden wie Cha rakteranlage und Temperamente können die Gründe sein, die das Zusammenhausen zweier Menschen zu unerträglicher Höllenpcin machen, und just darum, weil das B. E.-B. diese herben Tatsachen ignoriert, weil es hart, gefühllos und schematisch zusammenzu zwängen versucht, was in Wirklichkeit mit allen Kräften der Seele auseinander strebt, ist man auf den Ausweg verfallen, jenen einzigen „totsicheren" Scheidungsgrund, wo er nicht vorhanden ist, koste es was es wolle, sich zu erzwingen. Die Mixturen, Ne von konservativen und Zentrumsblättern verschrie ben werden, würden das Unheil nicht lindern, würden es weit eher so oder so vermehren helfen. Die Natur ist nun einmal stärker als aller Para graphenkram. Sie bahnt sich, wenn man sie gar zu sehr einzuzwängen versucht, schon ihren Pfad. Und zwei Leute aneinander ketten wollen, die in Wirk lichkeit nichts miteinander zu schaffen haben, ist wider alle Natur. . ., k>oliMetie Ueberliekl Vie bisherigen Wahlergebnisse in Sorna-Pegau. Angesichts der durch die Mandatsniederleguna des bisherigen Abg. v. Liebert nötig gewordenen Nach, wähl in Borna ist eine Zusammenstellung der Reichs tagswahlresultate seit 1871 nicht unangebracht. Die älteren Zahlen etwa bis mit 1898 haben fast schon ein sozusagen historisches Interesse. Sie bezeugen immer wieder die altbekannten Tatsachen, daß auch die Sozialdemokratie keine ununrerbrochen auswärts steigende Stimmenzayl auf ihre Kandidaten vereinigt hat. Und daß es in der Wirrung unerheblich ist, ob sich die Rechte unter konservativer oder reichspartei licher Flagge am Wahlkampf beteiligt. Vie bis herigen Ergebnisse selbst zeigten folgende Zahlenr ' - ZL - L ZA 's Fr" <0 1871 — 3 874 3878 — 823 Stichwahl — 4 9,9 5071 —— — 1874 4 765 2721 »ME —— 3 844 Stichwahl — 7 409 — 6 319. 1876 —— 7136 —— — 3235 (Nachwahl) 57 3868 1877 5366 3787 —— Stichwahl 8 226 — —- 6 831 1878 6 828 —M 2074 —— — 4 954 Stichwahl 8 599 — —— — 5 938 1881 5 588 —— 4082 —— —— 108:) 1884 7110 —— 3239 »» »» 1 945 1887 14V22 W»— 610 — 3 355 1890 11558 — 1664 —— 5747 1893 10 605 — 2283 —EE 6 341 1898 9 332 - — 1431 6 640 1903 8804 — 3162 — 10 403 Stichwahl 10688 — — — 12 698 1907 — 10812 — 4756 9 811 Stichwahl — 14 371 — — 10 922 1912 «WM 7331 7217 — — 11566 Stichwahl — 13 081 — — 13658 Die Zahl der Wahlberechtigten hat langsam, aber stetig zugenommen; sie stieg von 25 613 (1898) auf 28 771 bei der letzten Wahl von 1912. Die bisherigen Vertreter von Borna »m Reichstage waren: 1871 - 74 Prof. Köchly, Fort chritiler, 1874—77 von Könneritz, Am.shauptmann, später Finanzminister, Reichspartei, 1877 Bürgermeister Heinrich-Borna, Konservativ, 1878-191.« Kammerherr von F r e g e-Abtnann- dorf, Konservativ, 1903—1906 Redakleur Schöpflin-Leipzig, Sozial demokrat, 1907—1913 Generalleutnant z. D. von Liebert- Berlin, Reichspartei. * Herr von Liebert veröffentlicht bereits in Blättern seines bisherigen Wahlkreises eine Kund gebung, die als sein Wahlprogramm zu be trachten ist. Er betont darin, daß er sich in allen nationalen Fragen stets zur entschiedensten Rich tung bekennt und die Machtentwicklung sowie die wirtschaftliche Stärkung des Deutschen Reiches als höchstes anzustrebendes Ziel betrachtet. In der inneren Politik sei er unablässig für eine gerechte Abwägung der Interessen unserer Haupterwerds- stände, der Landwirtschaft. der Industrie, des Handwerks und Gewerbes eingetreten, und habe auch für die Beamtenschaft und nicht zuletzt für die Arbeiter zu sorgen gesucht. Kampf gegen die Sozialdemokratie und für die nationalgestnnte Arbeiterschaft sei seine Lebensauf gabe. Für gesunden Fortschritt sei er stets gewesen (7 D. Red.), aber ein Gegner jeder weiteren Demon- kratisierung unserer staatlichen Einrichtungen ge- blieben. Weiterhin betont Herr von Liebert, daß sein Kurs der alte sein werde. Mit einem ausdrücklichen Bekenntnis Liebertv für das so genannte Leipziger Kartell der schaffenden Stände, daß seinerzeit vom Bund der Landwirte, dem Zentraloekband Deutscher Industrieller und der Mittelstandsvereiniaung gegründet wurde, und mit dem Wunsche, daß der Wahlkreis vor einer sozialdemokratischen Vertretung bewahrt bleiben möge, schließt die »undgebung. Zu dem Programm de» Herrn von Liebert wird in den nächsten Tagen und Wochen auch an dieser Stelle einiges Grundsätzliche vom nationalliberalen Stand punkte aus zu sagen sein. Vie-er eine Ne-e -es Herrn von Glöenburg. Der frühere Reichstagsabgeordnete v Olden burg-Ian »schau sprach dieser Tage in Thorn in einer öffentlichen Versammlung der Vereinigung der Konservative»» Westpreußens über die politische Lage. Er behauptete nach Zeitungsmeldungen, daß er immer jeden Morgen Gott gedankt habe, daß er aus d e m P a r t a m e n t h e r a u s sei; als er dann aber in den Zeitungen die Zabern-Affäre ge lesen hatte, habe er förmlich danach „ge- bubbert", wieder im Reichstag zu sein, uno er habe sich gesagt: „Schade, daß du da nicht sagen konntest, was du auf dem Herzen hattest." Es sei dies ja von konservativer Seite geschehen, aber nicht mit der Rückjichtslosigteit, die nötig war. Seine Gegner seien eben nicht mir Samthandschuhen anzufassen. Die Rede des Reichskanzlers verständen seine Gegner nicht, der Reichskanzler sei eben nicht Abgeord neter gewesen, und das fehle ihm heute. Der Standpunkt des Königs und des Militärs müße viel mehr zum Ausdruck gebracht werden. Er sei neun Jahre Leutnant gewesen und habe es immer gewußt, daß das Militär vorgehen dürfe, wenn es von „Bengeln" mit „Dreck" beworfen wird. Wenn nun die Elsaß-Lothringer das Militär mit Dreck bc- werfen, dann verdienten sie, daß ihnen die Hosen stramm gezogen würden. Er sei überzeugt, daß >o etwas nicht passiert wäre, wenn in Elsafz-Doth ringen preußische Landräte und ein preußischer Regierungspräsident an der Spitze der Zivitdehörden gestanden hätten. Er habe es oft im Reichstag Hervorgehoden, daß Trommel und Krückstock die großen Kulturträger Preußens gewesen seien, uno wir müßten heute ver langen, daß in Elsaß-Lothringen Ordnung gehalten werde nach preußischem System und dasz das Militär geschützt werde gegen jede Beleidigung. Das Miß trauensvotum halte er für e»nen Witz; der Reichstag sei das Parlament der Getdjäcke. Ueber seineReden imReich stage erzählte Herr v. Oldenburg, daß seine Freunde immer eine wahre Todesangst ausge standen hätten, wenn er die Rednertribüne betrat. Bei einer dieser Reden Hütten dicht vor ihm zwei liberale Ab geordnete gestanden, und es habe ihm viel Spaß bereitet, als er hörte, wie der eine zu dem andere»! sägte: „Der Kerl spricht wie im Kuhstall.? Das heiter stimmende Bekenntnis über die Be sorgnis der Parteifreunde des Herrn v. Oldenburg wissen wir vollauf zu windigen. Im übrigen ist es lammerschade, daß der Mann nicht auf dein Preußen tag zu Worte gekommen ist. Haupt-aten -es welchan-els. Ueber die Grösse des gesamten Warenumsatzes im Welthandel und über die Austaufchbeziehungen zwischen den Haupthandelsiändern finden sich in einem Artikel des bekannten Schriftstellers A. Dix in Nr. 8 des roten „Tag" einige intercuanle Ziffern, aus denen hervorgcht, daß bezüglich des eigentlichen Welt Handelsverkehrs die drei großen anglo- germanischen Staaten England, Deutschland und die Vereinigten Staaten von Nord amerika bei weitem an der Spitze mar schieren. Der gesamte Warenumsatz zwischen den verschie denen Ländern der Erde ist gegenwärtig nach den für 1912 vorliegenden statistischen Daten aus einen Werr vori rund IM Milliarden Mark zu beziffern. Daran sind beteiligt: Großbritannien mit 27'/, Milliarden, Deutschland mit 21/«, die Verein igle,l Staaten mit 16 und Frank reich mit 11-3 Milliarde»! Mark. Alle übrigen Länder bleiben hinter einen» Gesamtumsatz von 10 Milliarden zurück. Zieht man den Verkehr zwischen den einzelnen Ländern in Betracht, so ergibt sich, daß die weitest gehende Entwicklung der Handelsbeziehungen sich zwischen dein britischen Weltreich und den Ber einigten Staaten vollzogen hat. Der direkte Warenaustausch zwischen dem großbritannischen Stammlande und oen Vereinigten Staaten belief sich 19l0 nach der englischen Handelsstatistik bereits auf rund 3,6 Milliarden Mark und, wenn man die Kolonien beider Länder mit berücksichtigt, nach der amerikanischen Statistik für 1911 auf die gewal tige Höhe von rund 5,8 Milliarden Mark. Diesen Rlesenziffern nähert sich am meisten oer Handelsver kehr zwischen Deutschland und Großbri- tannien. Der deutsch-britische Warenaustausch bezifferte sich 1912 auf etwas über 2 Milliarden, bei Hinzurechnung des Verkehrs mit den beiderseitigen Kolonien auf 3,5 Milliarden Mark. Aehnlich um fangreiche Beziehungen bestehe»» zwischen keine»» andern Ländern, denn an dritter Stelle steht bereits der d e u t s ch - n o r d a m e r i k a n i s ch e Austausch in» Gesamtwerte von 2,3 Milliarden Mark. Dann folgt der deutsch-russische Warenaustausch mit 2,2 und der deutsch-österreichische Austausch mit 1,9 Milliarden Mark. Hinter diesen Summen bleibt der britisch französische, der britisch-russische und erst recht der russisch-französische Handel weit zurück, so daß also die anglo-germanischen Staaten die ersten Plätze im gesamten Welthandel nicht nur absolut innehaben, sondern auch im Wirtschaftsverkehr untereinander alle übrigen Beziehungen zwischen den Haupthandelr» machten weit hinter sich lasten. Heer un- Flotte. Uebvagea von Santtätskvloaneu -er Kriegervereine auf -en Staatsbahnh-frn. Wie der „Inf." von unterrichteter Seite mit geteilt wird, hat das preußische Eisendahnmtnisterium in sehr anerkennenswerter Weise die Bestrebungen der Krieger- und ähnlicher Vereine wegen einer
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