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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.01.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191401187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140118
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-01
- Tag 1914-01-18
-
Monat
1914-01
-
Jahr
1914
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4. lungen ns er- r «>,, ungen rlctxrft dann dfaden s dem en zu vieder hmals Z, hat r auf- -esicht. auch seinen enach- n bis kürz- Stutt- Sonntags -Ausgabe tür r«p»la an» vororl« durch m>s«« r»««»» oa« Sp«-it»ur« »mal»4gii» la» Noa» o«Lracht: »»oatl'ch I.rs m., »ierteUührUch r.7S m. v«t 4«r ch*>ch<tN»N«U«. uns,«» Zillal«« uaö Nu»gad,N«U«a adgeholt: monatlich lM..ot«rt«ULHrUchSM. Durch 4t« P»N: tanrrdatd Vrutschlan». und Srr 4«utsch«a »otoatra «aaatlich I SS M., vtrrtrlidhrUch « so NI., au»schließUch p»Nd«N»Ug«l0. La» L,tpztg«rras«dlatt «rsch«tat wirktag» »mal Soun» a. Z«t«rta>» »mal. 2a l«tpzt>. 4«a Nachdar»rt«a uao 0«a Ort«n mit «>a«a«a ZtUat«a »trd St« Nd«a0a»»gad« noch am ftdrnü üro erlch«tu»n» tr» tzou» g«Urs«rt. V«rUu«r NedaNtoar 2a0«aA,U«a II. j«rnspr«ch»s>aschlu-: Moabit Nr.«07. Znatsblobt des Rates und des poiiIeüuntes der Stadt Lewrrg N«-aM«n uaü S,schaft»strll«i )»ho»at»,off« Nr.». » z«nspr«ch»Naschl»S Nr. 1«»«, 74»« oa» 74444. ISS. Jahrgang r- r^- sNr 2as«rat* au» rriozlg u»S Um^öaa, »I« ettlAtiAettpreif». ,spalUs«p«tttz«tl,2»ps..o>rNrklom,t,u,i m., »va ou»»Lrt» zo Pf., NrNomia l.ro m., Zamtit«»-u.ri»ta« Nn»t,«a St« pitttzrtt« aurr»pf.,2as«rat« vva 0«t>ör0ea im amtlichrakrU 4t« p«tt»zril« 40 Pf. ch«sch<tft»auz»tg«n mit piatzoorschriN >m Preis» erhöbt. Nodat» aoch Loris. S,Uag«a«dühr: Selomtausl.4 M. -a»Lausra» au»schl. poNg»dithr. Muz«ta«»-Nanahmr: ^ohaaat»ga<s«4, bei sümtltchrn siOalrv 4»» Leipzig«« Lagrtnattr» uao oU«a Nnaoa«ru-Exp«üttto»»a 4«» 2a» ua» iiuoluaö,». »,sch<tft»N«U«sür Srrlla a.ü>« pr.vroa «ndurg: virektion Walter ZUeg«!. S»rUa w. I», Margar-thrnftra-» 4. r«raspr«ch»finschluSr LUyow 4471. Nr. 3l. Lonnisg, üen iS. IlMlisr. l914. afoer- eisten estern einem ke ge- Zech- rinem dener kugel- Ber- r des ri der Am Gar- nstalt unter -g in Dieb coben viel- ch ist alten esicht, i sich oder » an- inal- wird nmer rden. e cr- aaen roei- ltraf, Len >emi- :raße r an. Ge- täts- Den ahre lieds urdc ichtc isen- ein zu äder oer- :rsft. ssen. sen- tten reit, die nzu, mp- ren, loer ägc- sten nde her- rfs- oar nd- nd- nd. ieß- rnd !mle im o m Zar- latt. ,sse: er: und sen il»: für Zür Ng den ger e« Vas Wichtigste. * Im Berliner Schlosse fand am Sonnabend aas Fest des hohen Ordens vom Schwar zen Adler statt. (S. Ber.) * Der Reichstag begann am Sonnabend die zweite Lesung des Etats des Reichsamts des Innern. (S. Ber.) * Im preußischen Abgeordneten ¬ haus fand am Sonnabend die erste Lesung des Wohnungsgesetzentwurfs statt. (S. Ber.) ' * In der Berufungsverhandlung gegen Lilian und Genossen wurde am Sonn abend das Verhör der Angeklagten fortgesetzt. (S. Ber.) * Vor dem Londoner Polizeigericht begann am Sonnabend der Prozeß gegen acht eng lische Offiziere und acht Angestellte der Lipton Ltd., die wegen Bestechung bei Lie ferungsverträgen für die Heeres- Kantinenvcrwaltung angeklagt sind. (S. Ausl.) * Von Wien aus werden alle Gerüchte über Unruhen in Albanien offiziös als unrichtig bezeichnet. (S. Pol. Uebers.) * Wie aus Petersburg verlautet, hat Ruß land sein Einverständnis mit der Drei bundnote über die Aegäischen Inseln erklärt. (S. Ausl.) * Es ist jetzt gewiß, daß das englische Unterseeboot 7" unrettbar verloren ist. (S. des. Art.) * Am Sonnabend sollen zwei weitere heftige Ausbrüche des Vulkans Sakuraschima erfolgt sein. (S. Nachr. v. Tage.) * Das Urteil in dem Giftmord prozeß vor dem Schwurgericht in Frank furt a. M. lautete gegen den Angeklagten Hopf auf Todesstrafe und 15 Jahre Zucht haus. (S. R. u. Ger.) Umschau. Leipzig, 17. Januar. Hr Also, Herr v. Bethmann Hollweg wird Reichskanzler bleiben. Kaum hatte ein Berliner Blatt die Meldung gebracht, er habe sein Entlassungsgcsuch eingercicht, so stellte sich auch schon die amtliche Berichtigung ein. Als Rachfolger war auf gut Glück Herr v. Tirpitz genannt worden, und auch dieser beeilte sich, gegen den „aufgelegten Unsinn" Verwahrung einzulegen. Auch mit dem angeblichen Aus- scheiden des Staatssekretärs des Auswärtigen, Herrn v. Iagom und dessen Ersatz durch den allgemein geschätzten Herrn Dr. Solf ist es nichts. Herr v. Bethmann läßt auch mittcilen, daß er nicht krank sei, wie ein anderes Blatt behauptet hatte. Zwar weiß man aus seiner Erwiderungsrede auf den Vorstoß des Grafen Aorck von Wartenburg im Herrenhause, wie aus der Rede im Abgeordnetenhause auf die Angriffe des Herrn v. Heydebrand, daß )r sich durch den gegenwärtigen politischen Zu stand persönlich äußerst bedrückt fühlt, aber krank ist er nicht und amtsmüde auch nicht. Gerade bei diesen Auseinandersetzungen mit den preußischen Konservativen zeigte er sich nicht nur rüstig, sondern auch wohlgerüstct. Seine Beweisführung hatte jene Sicherheit, wie sie nur aus sachlicher Ueberlegenheit hervorgeht, wogegen Herr v. Heydebrand namentlich mit seinen Ausführungen über die Fehler der Reichs steuerpolitik, insbesondere die Vermögens zuwachssteuer, mit seinen heftigen Ausfällen wider die Mehrheit des Reichstages, die der Kanzler, wie er meinte, nach dec Bewilligung der Wehrvorlage „zum Teufel" hätte jagen sol len, den Eindruck verstärkte, daß die Verletzung des Machtgefühls auf der Rechten weit bestim mender auf ihr Verhalten einwirkte, als die sachliche Ueberzcugung. Und wieder fragt man hich, wo ihr Grund- und Leitsatz bleibt: die „Autorität der Regierung" ist hochzuhalten! Es war kein Zufall, wenn fast gleichzeitig mit dem Aufmarsch der Konservativen im Herrenhausc gegen Reichskanzler und Reichspolitit die Rechte ,m Abgeordnetenhaus«: fast die ganze Etats- beratung auf das gleiche Gebiet hinüberzog. Hier wie dort blies der Wind aus derselben Ecke, und wenn Herr v. Bethmann sein Schiff lein trotzdem geschickt und fest an den Klippen vorbeisteuerte, so ließ er es doch an beschwören den Worten nicht fehlen. Ta der Kanzler vor her vom Kaiser empfangen worden war, nahm man an, daß dieses gute Zureden dessen beson deren Wünschen entsprach, allein wenn auch diese Tinge in Potsdam überhaupt nicht berührt wor den wären, darf man glauben, daß Herr von Bethmann von sich aus den guten Willen hat, mit den konservativen Herren den Frieden wie der herzustellen, obzwar er die angeblich von dieser Seite gestellte Bedingung, er müsse sich zu einer schleunigen Auflösung des Vas Zeft -es Gr-ens vom Schwarzen Müler. Am Sonnabend vormittag fand im Kgl. Schlosse zu Berlin das Fest des hohen Ordens vom Schwarzen Adler statt. In feierlichem Zuge begaben sich die Ordensritter in den Rittersaal, an dessen Türen Gardedukorps aus Potsdam standen, und in dein sich die geladenen Festgäste versammelten. Unter Fan farenklängen bestieg der Kaiser den Thron, wäh rend die Ritter davor einen Halbkreis bildeten. Sodann begaben sich auf Befehl des Kailers die zu Parrains für die neu aufzunehmenden Ritter be stimmten Kapitelmitgllöder Prinz Eitel Friedrich und Prinz Adalbert von Preußen unter Bortritt der Ordensherolde, geführt vom Ordenszeremonien meister, in die Brandenburgische Kammer und ge leiteten den dort harrenden Prinzen Friedrich Leopold (Sohn), den Prinzen Heinrich von Bayern und den Herzog von Braunschweig vor die Stufen des Thrones. Nachdem der Ordens sekretär die Bestimmungen über das Ordensgelöbnis verlesen hatte, leisteten die neuen Ritter dem Kaiser als dem Ordensgroßmeister auf das Ordensstatuten buch das Gelöbnis und wurden unter den Klängen der Fanfaren von den Parrains mit dem Ordens mantel bekleidet, worauf sie, vor dem Throne kniend, vom Kaiser die Ordenskette und die Akkolade emp fingen. So investiert, wurden sie zur Handle chung geführt und nahmen ihre Plätze unter den fürstlichen Ordensrittern ein. Unter den gleichen Zeremonien wurden nunmehr der Fürst zu Doh na-Schlo bitten, die Jn- fanteriegenerale o. Kluck und von Loewenfeld sowie der General der Infanterie z. D. Frhr. von Scheffer-Boyadel investiert, denen als Par rains der Generaloberst von Plessen und der General der Infanterie v. Moltke zur Seite standen. Nach Beendigung des Aufnahmeaktes verließen die Ritter in feierlichem Zuge den Saal, voran die neu aufge nommenen, am Schluffe hinter dem ältesten Ritter der Kaiser. Im Kapitelsaal hielt der Kaiser mit 50 Rit- lern ein Ordenskapitel ab und begab sich da nach an der Spitze des Zuges in die Schwarze Adler kammer, wo die Ordensmäntel abgelegt wurden. ausstandes in Südafrika in aller Welt starke Unruhe hervorgerufen. Beide Geschehnisse wirkten auf die ohnehin bedrückten wirtschaft lichen Verhältnisse überaus nachteilig. Es war nicht allem die gewaltige Ausdehnung des Streiks, die nicht absehen ließ, wie da mit den ganz geringen Truppenbcftänden trotz der Ver hängung des Kriegszustandes einem wil den Zerstörungstrieb enlgegengetreten werden sollte: mehr noch fürchtete man, daß die all gemeine Berwirruim von den Eingeborenen, wie der Aufruhr der Basutos zeigte, als eine Auf forderung zum Gebrauche ihrer fünffachen Ueber- macht, zum Vernichtungskriege gegen die Wei ßen aufgefaßt werden würde. Vielleicht wirkte indes gerade diese furchtbare Gefahr auf die streikende Arbeiterschaft noch rechtzeitig ernüch ternd. Wie ungesund die Verhältnisse in den Industriestädten, namentlich in den Goldminen gebieten sind, wußte man schon lauge. Eigent lich sind die Burenstaaten dieser Entwicklung des kapitalistischen Betriebes erlegen, und die Engländer haben nur als Eroberer den letzten vernichtenden Schlag geführt. Nun stehen sie selbst unter der Verantwortung für entsetzliche Zustände. Darob sich in schadenfrohen Betrach tungen zu ergehen, wäre jedoch höchst töricht. Was sich dort im fernen Südafrika abspielt, ist ein Stück Wellwirtschaftsgeschichte, das Drama „Gold". Südafrika liefert der Welt das Metall, nach dem alles drängt und alles hängt. Zum mindesten liefert es ein Drittel der gesamten Goldaufbringung, und wen wundert's, »venu schließlich der letzte Arbeiter in den Minen weiß oder ahnt, was die Zer störung des Minenbetriebs für die Weltwirt schaft, die nun einmal aus Gold eingestellt ist, bedeuten würde. Nach den letzten Nachrichten ist die größte Gefahr zwar gewichen, aber jeder Tag kann sie von neuem heraufbeschwören. Vie öerustmgsverhanülung im ersten Krupp-Prozeß. verliie, 17. Januar. Fm Krupp-Prozeß vor dem Oberkriegsgecicht wurde heute zunächst der Zeugleutnant Lilian vernommen. Er war früher bei der Feldzeugmeistcrei beschäftigt und hat B-and auf sein Ersuchen über Neuanichaffunzen und Kon kurrenzpreise Auskunft gegeben. Er glaubte nicht, daß er sich hierbei des Verbrechens des militärischen Verrats schuldig machte, da Brand über alles genau orientiert und ihm außerdem bekannt war, daß es vor der Firma Krupp keine militärischen Geheimnisse gebe. Aber besonders habe er Brand ohne Bedenken Auskunft erteilt, da die Angelegen heiten, über die er Auskunft gegeben habe, entweder schon im Militärwochenblatt oder in der Tagespreis Gegenstand der Erörterung gewe en waren. Wenn man sage, datz ein ausländischer Generalstadsoffizier aus diesen Mitteilungen Schlüsse ziehen konnte auf die Neubeschaffung usw.. so weise er darauf hm, daß diese Punkte doch schon in der Press« be sprochen worden seien. Brand bezahlte teilweise die Zeche für ihn mit, da sie sich vielfach in Reftaura- Reich stags entschließen, gewiß nicht erfüllen wird. Baren Unsinn kann die Rechte, mag sie noch so schlecht auf diesen Reichstag zu sprechen sein, von dem Reichskanzler nicht ver langen. Was sollte denn jetzt eine Reichstags auslösung? Allerdings hat ja Herr v. Heydc- bcand mit der Drohung: „So geht's nicht weiter!" wiederholt herumgefuchtelt, er brennt auf eine „Entscheidung", ja, wie ein unbedachtes Wort verriet, grollt er der Sozialdemokratie, daß sie mit ihrer Revolution nicht „Ernst macht"; aber diese spukhafte Verrannlheit kann keinen Staatsmann, der noch seine fünf Sinne bei sammen hat, zu einem Abenteuer mit höchst un gewissem Ausgang verleiten. Einem gewissen losen Spielen mit dem Feuer widerstrebt über haupt Bethmanns nüchterne, überlegende Natur, und wie man sonst über ihn urteilen mag: fein Ausharren im dornigen Amte spricht jedenfalls für sein Pflichtbewußtsein. Er fühlt sich im Recht, und weil es sich hierbei um sehr wich tige Grundauffassungen handelt, um das Ver hältnis des Reiches zu Preußen und den andern Staaten, um die Grenzen der Reichsgewalt usw., ist es für die Beurteilung der ganzen politischen Lage wertvoll, zu wissen, daß ein im Namen des Altpreußentums unternommener Vorstoß denn doch nicht genügt, einen Kanzler über Bord zu bringen. Aber Zabern? Im Abgeordnetenhause kehrte die leidige Sache immer von neuem wieder, und im Reichstage; der sich diese Woche mit weniger aufregenden Gegenständen, dem Gesetzentwurf über dre Sonntagsruhe und dem Etat des Reichsamtes des Innern be schäftigte, wird der Reichskanzler nächsten Dienstag auf eine sozialdemokratische Jrtter- pellation antworten. Ein Verlauf, der unge fähr den Vorgängen am 3. und 4. Dezember ähneln würde, ist so gut wie ausgeschlossen. Die Straßburger Urteile sind mittlerwe.le durch Verricht auf die Berufung rechtskräftig ge worden. Ob dieser Verzicht angebracht war, darüber wird gestritten, und auch im ReickhS- tage wird die Frage an den Reichskanzler nicht apHbleiken) weshalb er nicht auf. die-Gerichts herrn einwirkte. Er kann diese Zumutung natürlich abweisend er kann auch sagen, daß nach den Straßburger Verhandlungen für ihn überhaupt keine sachlichen Zweifel mehr übrig geblieben seien, die ihn zu einem weiteren Schritte hätten veranlassen können. Selbstver ständlich werden auch im Reichstage die Ver handlungen der elsaß-lothringischen Kammer, die, wie d-s zu erwarten war, auf die Seite der Bevölkerung getreten ist, eine Rolle spielen, und nicht unmöglich ist es, daß bis dahin auch ein Wechsel in den hohen Stellen der reichsländischen Regierung — der Statt halter von Wedel wurde gestern vom Kaiser empfangen — die Fülle des Stoffs bereichern wird. Immerhin gibt es auch Leute, die — noch nicht genug haben. Die „Militärisch-poli tische Korrespondenz" erwartet einen Regierungs antrag auf zeitweise Aufhebung der elsaß- lothringischen Verfassung. Der Wunsch ist hier der Vater des Gedancens. Der Reichskanzler, der erst dieser Tage die Ver leihung der Verfassung nachdrücklich verteidigte, wird schwerlich zu einem solchen Schritte, der auf ein Irrtums- und Reuebekenntnis hinaus laufen würde, zu haben sein. Er hat in der „Nordd. Allg. Zta." eine Nachprüfung der Dienstvorschriften über den Waffengebrauch des Militärs ankündigen lassen, ein Vorhaben, das immerhin das Zugeständnis bedeutet, daß es mit der Kabinettsorder vom Jahre 1820 denn doch nicht sein Bewenden Haven kann. Aber auch die Neuregelung der Dienstvorschriften wird nicht genügen; notwendig ist die gesetzliche Ab grenzung der Befugnisse der Zivil- und Militär behörden. Durch den endlosen Streit über Zabern ist bei uns die Aufmerksamkeit von den auswärtigen Vorgängen stark abgelenkt worden. Der Reichs kanzler wird nicht umhin können, bei erster Ge legenheit über die merkwürdigen Aenderungen in der Stellung des Leiters der deutschen Militärabordnung in Konstantin, pel bün dige Auskunft zu geben, denn was bis jetzt die offiziöse Presse dazu mitzuteilen wußte, war ebenso unklar wie — vorsichtig. Nur eins ist ganz bestimmt richtig: dem General Liman von Sanders ist der Oberbefehl über das 1. türkische Armeekorps wieder genommen wor den, nicht sicher aber ist die Meldung, daß ihm dafür die Generalinspektion des türkischen Heeres anverrraut wurde. Es ist doch eine gar zu un beholfene Wendung, wenn man von Berlin diese ganze Sache als eine „innertürkische Angelegen heit" abzutun sucht und gleichzeitig die Hoff nung ausspricht, Rußland werde sich nun wohl mit der neuen Ordnung zufrieden geben. Für uns also ist der Vorgang eine „innertürkische Angelegenheit", die uns nichts weiter angeht; für Rußland ist sie etwas — anderes. Während aus Mexiko der Staats bankerott angemeldct wurde, ein schon lange erwartetes Ereignis, das der amerikanischen Kriegspartei die Erreichung ihres Zieles er leichtern, für die zahlreichen Abnehmer mexika nischer Papiere aber eine Strafe für ein unan gebrachtes Vertrauen sein wird, hat gleichzeitig der Ausbruch des allgemeinen Arbeiter tionen trafen. Außerdem habe er von Brand kleine Darlehen erhalten in Beträgen bis zu :ZN »k. Diese habe er aber allmonatlich pünktlich zurückgezahlt. Verteidiger Rechtsanwalt Thurm bemerkt, er könne für die Behauptung, daß von Tilian weitergegebene Mitteilungen bereits in der Presse veröffentlicht gewesen seien, den Beweis antreten. Der Vertreter der Anklage weist demgegenüber darauf hin, daß dies erst nach Anhörung der militä rischen Sachverständigen geschehen könne. Zeugleutnant Schleuder bekundet auf Befragen, er sei Brand von Tilian vorgestellt worden. Brand sei über alles so gut unterrichtet gewesen, daß er ihm ohne weiteres alles bestätigt resp. üser alles Mitteilungen gemacht habe. Er gebe zu, daß hierdurch vielleicht die Heeresverwaltung in ihrem Ansehen geschädigt werden konnte, und er hierdurch militärischen Ungehorsam beging, er be streite aber, daß das Reich durch seine Angaben materiellgeschädigt werden konnte, da Krupp die Kenntnis von den Konkurrenzpreisen nicht dazu benutzte, seine Preise zu erhöhen, sondern im Gegen teil zu ermäßigen. Diese seine Ansicht wurde ihm auch wiederholt von Brand bestätigt. Außerdem handelte es sich hierbei vielfach um Dinge, die nur einmal vor kamen. Zeugleutnant Hinst bekundet, er habe um so weniger Bedenken getragen, Brand Mitteilungen zu machen, da dies seine beiden Vorgänger ebenfalls ge tan hätten. Er bestreite auch nicht, daß er von Brand für die für ihn aufgewendete Zeit hin und wieder Beträge von 150 bis 250 Mark erhalten habe Dies erkläre sich daraus, daß er seine Neben tätigkeit, dir die Herstellung trigonometrischer Berechnungen für das lkeichskolonialamt darstelltc, und die ihm täglich 0—7 eingebracht hatte, für Brand ausgegeden hatte. Es handelte sich also lediglich um ein Entgelt Mr die für Brand aus- oewandte Zeit. Er habe dies in keiner Weise als Bestechung aufgefaßt. Er habe anderen Fir men wie Krupp keine Mitteilungen ge macht. obwohl mehrmals andere Fir men mit derartigen Ersuchen an ihn herangetreten waren. Der Vertreter der Anklage machte darauf auf merksam, daß Angaben hierüber sehr wesent lich seien. Der Zeuge will weitere Angaben nicht, sofort tun. sondern erst mit Bekannten Rücksprache nehmen. Er werde dann vielleicht am Montag die Firmen nenn e'n. Der Angeklagte Tilian bestätigt die Erfahrungen des Angeklagten Hinst und nennt eine Firma in Witten. Wer der Vertreter dieser Firma gewesen sei, könne er nicht sagen. Er könne nur angeben, daß es ein älterer Herr war, der auf dem Korridor an ihn herantrat und ihn über Geschosse um Aus kunft bat. Er habe ihn aber stets, wie die Ver treter anderer Firmen, abgewicsen. — Es erscheint nunmehr die Zeugin Frau Brand. Sie will nicht den Ein druck gehabt haben, daß ihr Gatte dem Angeklagten Pfeiffer und anderen Angeklagten Bcstechungs gelder gegeben habe. Mit Pfeiffer habe ihr Gatte besonders freundschaftlich verkehrt. Die Zeugin Brand bekundet weiter, daß i h r M ann , seit ihm eine eiserne Kurbel auf den Kopf gefallen sei, sehr an Gedächtnisschwäche leide. Zurzeit befinde er sich in einem Sanatorium und es gehe ihm sehr schlecht; trotzdem werde er wohl, schon im Interesse der Angeklagten, als Zeuge erscheinen. Auf Fragen des Verteidigers erzählt Frau Brand, daß die Angeklagten nach ihrer Ent lassung in die Wohnung ihres Mannes gekommen seien; sic könne aber au« das bestimmteste erklären, daß die Angeklagten nicht den Versuch oemacht hätten, ihren Mann zu einer günstigen Zeugen aussage für sie zu veranlassen. — Hieraus erfolgt die Vernehmung Les Polizeirats Koch vom Berliner Polizeipräsidium. Er berichtet ein gehend über d-ie von den Beamten gemachten Beob ächtungen. Da der Vcrbandlungsführer ihn hierbei daraus aufmerksam macht, daß er doch ohne weiteres nicht behaupten könne, wie sich dtc von den Beamten geschilderten Vorgänge abgespielt hätten, erklärt der Zeuge, wenn man an seinen Wor ten zweifle, möge man nur die mit der Beob achtung der Angeklagten betrauten Beamten als Zeugen laden, lieber die lhespräche, die bei den Zmammenkünslen zwi.chcn Brand und den An geklagten geführt worden seien, könne er nichts avs- sagen. Die Zusammenkünfte hätten in verschiedenen Restaurants, vornehmlich aber im „Habsburger Has", stattgefunden. Er könne aber soviel sagen, daß /ste Gespräche derartig gewesen seien, daß min habe entnehmen können, es seien geheime Dinge rm Spiel. Bei einem d'eser Gespräche sei auch der Name Winchenbach genannt worden, womit <^ne Person gekennzeichnet wurde, die sich als Vertreter der argentinischen Republik ausgab. Win chenbach sei bei einer dieser Zusammenkünfte zugeqen gewesen. Bei der Untersuchung, erklärt Koch weiter, habe Brand anfänglich keine Namen nennen wol»en, als ihm jedoch gesagt wurde, daß er mit einem Be amten des Kriegsministeriums beobachtet worden sei. habe Brand den Namen Pfeiffer genannt. Es entspinnt sich eine längere Erörterung Aber die Frage, ob und in welcher Weise der Name Pfeiffer gefallen sei. Verteidiger Rechtsanwalt Barnau konstatiert in den Aussagen des Zeugen Koch einen Gegensatz »nd schlägt vor, zum Nachweis der Zeugenaussage in der ersten Instanz Rechtsanwalt Grasso zu laden; er stellt auch seine eigenen stenographischen Aufzeichnun- gen zur Verfügung. Seitens des Beisitzers Oberstleutnants Vuddeck« wird darauf hingewiesen, daß es sehr wohl möglich sei, daß Brand mit anderen Beamten des Kriegs ministeriums schriftlich in verbind»»« stand, was
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