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dette l0. Nr. 3l. Sonntsgs-Llusgsbe. Leipziger Lagedlatt. dafür, daß der Einfluß Deutschlands in der Türkei doch weiter gestiegen ist. Es sei daher zu erwarten, daß sich die russische 9tegierung unter keinen Umständen mit dieser Art von Regelung der Frage zufriedcngeben werde." Man kann es eben nicht oft genug wieder» holen, daß durch Konzessionen der russisch deutsche Gegensatz in Kleinasien nicht aus der Welt zu schaffen ist, sondern nur durch ein gegenseitiges Abkommen, wobei die Dardanellen frage ruhig England und Rußland überlassen werden kann, weil cs für Deutschland ziemlich gleichgültig ist, wie sich diese beiden Mächte hierbei anscinandcrsetzen. Preßstimmen. Die Auseinandersetzungen zwischen den Konser vativen und dem Reichskanzler beschäftigen fortgesetzt die Presse. Die „Kölnische Zeitung" faßt ihr Urteil in folgenden Sätzen zusammen: „Was die Konservativen predigen, das ist rine Hypertrophie des preußischen Be wußtseins, die nur daraus verständlich wird, daß die Konservativen ihre Macht eben im preußi schen Boden haben und eifrig darauf bedacht sind, Mil der Vermehrung der preußischen Macht auch Vic eigene zu stärken So ist cs gewissermaßen ein Po- z>anz, wenn tie Konservativen immer das Preußen tum als Wall ausführen, wenn sie irgendeine ihnen unbcguemc Maßregel bekämpfen wollen. Eine Schmälerung der Rechte oer Einzelstaaten, besonders der Rechte Preußens, sollte es sein, als man sich gegen allgemeine Bcsitzsteuer im Reiche wehrte. Und doch hat Herr v. Heydebrand selbst bei Gelegenheit einer großen Rechtsertigungsrede den w ah reu Grund des Widerstandes angegeben, der darin liegt, daß man dem Reichstage keine Erweiterung seiner Rechte gönnt, auch wenn die Entwicklung cs fordert. Und immer wieder wird es als eine Beschränkung preußischer Rechte angesehen, wenn der Reichstag Ver besserungen durchsetzt, die allgemein auch als Verbesserungen empfunden werden. Als im Sommer vorigen Jahres die Parteien des Reichstages eine Milderung der drakonischen Bestimmungen des M i l i t ä r st r a j g e s e tz b u che s veranlaßten, Mil derungen, die allen Deutschen zugute kommen, da wurde es von den Konservativen so hingestellt, als ob auch damit ein Stein aus der preußischen Festung herausgebrochen morden sei. Derselbe Grund wohnt auch dem Widerstand inne, mit dem die Konserva tiven die Berechtigung einer Reform des preu ßischen Wahl rechts ablehnen. Wenn gesagt wirb, das Versprechen der Thronrede sei mit der Vorlage vom Fahre 1!>lO eingelöst, so hat die Re gierung nicht jo unrecht, wenn man in die Ver gangenheit sieht. Die Konservativen wollten damals wie heute keine Reform, und als das Zen trum ihnen die nötigen Hilsstruppcn stellte, La konn ten sie die Wahlrechtsreform der Negierung zu Fall bringen. Unrecht aber hat Herr v. Bethmann, wenn er meint, auch für die Zukunft verpflichte der Zn- Halt der preußischen Thronrede zu nichts mehr. „Eine der wichtigsten Ausgaben der Gegenwart" bleibt auch dann noch wichtig und des Schweißes der Re gierung wert, wenn ein Versuch fehlgeschlagcn ist. Das Abgeordnetenhaus hat sich in seiner Zusammen setzung nicht geändert und wird sich voraussichtlich auch nicht ändern: deshalb muß eben das Gesicht der Wahlvorlage ein anderes werden, um den Beifall des Hauses zu finden. Bei der nächsten Gelegenheit wird sich dann der gute Wille der Parteien zeigen, die theoretisch ohne Unterlaß für eine Wahlrechts reform cintreten." Die „Vossische Zeitung" schreibt: „Große Macht und viel List der Kon servativen Rüstung ist. Und wenn ein lei tender Staatsmann ans die Vorwürfe, die auf ihn herniederhageln, in so elegischem Tone antwortet, wie Herr v. Bethmann Hollweg auf die Rede des ungekrönten Königs, so ist es begreiflich, daß Krisen gerüchte entstehen. Daß der Kanzler in Potsdam ein Vertrauensvotum des Monarchen er halten haben mag, was verschlägt cs der Rechten? Vielleicht denkt sie daran, daß ja auch Fürst Bülow nach den Rooembertagen ein solches Vertrauensvotum vom Kaiser erhielt, das so^ar im „Riechsanzciger" veröffentlicht wurde, und daß dennoch die Kanzlerkrisis, die damals eine „müßige Erfindung" war, nicht mehr allzulange ausblicb. Weshalb mußte Fürst Bülow gehen? Weil er nicht entschlossen genug war, den Konserva tiven mit derselben Tatkraft entgegenzutreten, wie es einst Bismarck getan hatte. Und solange Herr v. Bethmann Hollwcg sich weder demütig unter das kaudinische Joch der Rechten beugt, noch auch zum frischen, fröhlichen Kampf gegen die Rechte übergeht und auf einen Schelmen anderthalbe setzt, sondern sich auf die mühsame, unfruchtbare, aufreibende Defensive beschränkt, so lange werden i m m e r wieder Krtsengcr richte einen fruchtbaren Nährboden finden." Die „Germania" sagt: „Was Herr v. Bethmann sagte, überraschte nicht, wohl aber, wie er cs sagte. Das war nicht mehr das entschiedene Auftreten gegen die Konservativen Vie wirtschaftliche Erschließung Marokkos WM Lt E/ t 0 K 0 5 I 8 s /c> Seitdem der deutsch-französische Vertrag vom >1. November 1911 mit der Unabhängigkeit Marokkos endgültig aufräumte und das Protektorat über das Scherifenreich besiegelte, hat man sich in weitesten Kreisen Deutschlands mit dem Gedanken vertraut ge macht, in Marokko bereits ein Stück französischen Bodens zu sehen. Dennoch hat Deutschland nach wie vor große wirtschaftliche Interessen in Marokko, was schon daraus hervorgeht, daß zu den bisherigen deut schen Postanstalten in Marokko (Tetuan, Tanger, Larraich, Rabat, Casablanca, Masagan, Safi, Moga- dor) in den letzten Zähren noch solche in Elkjar, Melines, Fez, Marrakesch und Arsila traten. Bereits UNO betrug der deutsche Anteil am marokkanischen Gesamthandcl 27 Prozent, der englische dagegen 2.",1 Prozent und der französische 25,5 Prozent. Das seit dem April 1912 bestehende französische Protek torat über Marokko dürfte die gedeihliche Weiterent wicklung der deutschen wirtschaftlichen Interessen dort kaum nennenswert beeinflussen. Für die Minenindu- X c> E ° § ! strie und Bergwerke in Marokko sind Deutschland noch besondere Vorrechte über die Ausbeutung von nutz baren Mineralien zugesichert. Von besonderer Be deutung für die wirtschaftliche Erschließung Marokkos sind naturgemäß die Eisenbahnen, die zum großen Teile von französischen Eisenbahntruppen ausgeführt werden. Aus unserer Karte geht die Lage der be reits gebauten bzw. im Bau befindlichen Eisenbahnen genau hervor, auch ist aus ihr die nunmehrige end gültige Grenze zwischen dem spanischen und dem fran zösischen Marokko genau ersichtlich. Die politisch wie wirtschaftlich wichtigste Bahn ist die von Spaniern und Franzosen gemeinsam zu bauende Linie Tanger- Fez. Die im Betrieb befindliche Bahn Settat—Casa blanca—Rabat ist im Nordwssten nach Melines und Fez, rm Süden nach Marrakesch im Bau. Von Fez soll eine andere Linie über Taza und Guerci nach Algier führen, während Marrakesch eine weitere Verbindung nach Westen zum Küstenort Mogador erhalten soll. k k n o »Q» L18cn vom Dienstag. Im Gegenteil: an der Stelle des starken Mannes sah man den besänftigend redenden Diplomaten. Aus seiner Stimme klang es jetzt wie ein Flohen um maßvolle Behand lung. Nach dieser Rede sah man die Konservativen in lebhaft sich freuenden Gruppen zusammenstehen. Herr v. Heydebrand war der Sieger des Tages; er sprach wie ein Mann, der genau weiß, was er will und nicht um Haaresbreite abweicht von dem als richtig erkannten Wege. Die Meinungsverschieden heiten zwischen Bethmann und Heydebrand charak terisierte der Kanzler als „heftige sachliche Diffe renzen", wegen deren man sich „in ernster Zeit" aber nicht zanten sollte . . . Mit einem Wort: der Kanzler bittet bei den Konservativen um Frieden, weil ihn ernstere Sorgen drücken als die längs: entschiedene Frage der Besiystcuer- reform im Reiche." Der „Vorwärts" schreibt: „Theobald! Hüte dich!" klang ein vernehmbarer Unterton aus Heydebrands Sätzen heraus, sonst kün digen wir dir gänzlich die Gesellschaft, wir, die nütz lichsten Leute im Reich, die mit dem preußischen Schießprügel den Kasjenschrank schützen, den Besitz, die „Grundlage aller Kultur", und es erinnerte gar an des Reichskanzlers Hohenlohe bekanntes Wort über die preußischen Junker: „Diese Herren pfeifen auf das Reich!", wenn er den Kanzler nachdrücklich ermahnte, nicht weiter abzuweichen von den föderalistischen Prinzipien, auf denen das Reich ge gründet sei. Aber, tönte cs aus: Kehr st du zurück in unsere Arme, so ist alles vergeben und vergessen! Und warum auch nicht, denn noch allemal hat der Leiter der Reichsgesck-äfte den Mucken bewiesen, daß er in allen entscheidenden Fragen Fleisch von ihrem Fleisch und Bein von ihrem Bein ist!",.. Die abermalige Kaltstellung des Generals Liman von Sanders wird von der „Berliner Morgenpost" mit folgenden Bemerkungen be gleitet: „Der deutsche Michel hat in seiner Ver trauensseligkeit wieder einmal den unaus ¬ rottbaren Fehler begangen, den Schutz Les Ansehens des Deutschen Reiches bei den maßgebenden Gewalten für ausreichend gesichert zu halten. Zum soundsovielten Male kommt jetzt die graue Ent täuschung über ihn. Die halt- und ziellos schwan kenden türkischen „Gewalten" haben jetzt, wenn auch nicht offiziell, an ihrer Spitze einen jungen Herrn, der früher für Deutschland schwärmte, dann sein Franzosenherz entdeckte, der nie eine politische Ge sinnung besaß und der die Geschicke seines Landes für seine persönliche Glorie zurechtschneidern möchle. Ihm gefiel es, sich dem Russenwillen zu beugen und die deutsche Militärmijsion preiszugeben. Und siehe da! Die berufenen Hüter des deutschen Ansehens mucksten und rührten sich nicht. Enver Pascha entzieht auf russischen Befehl dem deutschen General das Korpskommando und spricht zu dem russischen Botschafter von den Deutschen ungefähr wie von Domestiken, die man nach ab gelaufenem Kontrakt wieder entläßt. In weiten Kreisen der Türkei hatte man wohl die richtige Empfindung für die gröbliche Ungehörigkeit dieses Verfahrens; denn man verbreitete halbamtlich, daß General v. Liman seines Kommandos nur enthoben worden sei, damit er um so ungehinderter den höheren Aufgaben eines „General-Inspekteurs der ganzen osmanischen Armee" nachgehen könne. Das wäre doch wenigstens ein Versuch gewesen, den Rück zug vor Rußland durch eine Acußcrlichkeit zu ver decken und dem deutschen Ansehen eine — wenn auch sehr dürftige — Genugtuung zu geben. Aber selbst damit ist cs nichts. General v. Liman ist in der denkbar ungehörigsten Form kaltge- stellt, und das Prestige Deutschlands, des deutschen Heeres hat einen wuchtigen Keulcnschlag mitten auf die Stirn er halten. Das ist eine Ungeheuerlichkeit, gegen die der ganze blamable Zabern-Handel zu einer Kleinigkeit zusammenschrumpft. Und was das Schlimmste ist: inan scheint bei uns nicht einmal die richtige Emp findung für den Umfang des Schadens zu haben, den diese Liman-Enver-Affäre dem An'chen der deutschen Armee zufügt. Man läßt die Regierung, die aus den Alfanzereien eines noch nicht mündigen vonnrsg. IS. usrruar Leutnants mit bewährtem Geschick einen europäischen Skandal hat werden lassen, ruhig gewähren. Und ahnt nicht, daß in Petersburg und Kon stantinopel der deutschen Armee eine moralische Niederlage bereitet wurde, deren Folgen heute noch gar nicht abzusehen sind. Auch diese Niederlage ist auf das Konto des Herrn Reichs kanzlers zu buchen. Aber versteht sich: eine Re gierung, die mit dem kleinen Forstner nicht fertig zu werden verstand — wie sollte sie mit unseren Widersachern in Petersburg, Paris und London fertig werde n?" Deutsches Reich. * Wichtige Veränderungen in den höchsten mili tärischen Stellen sind, wie unsere Dresdener Redak tion zuverlässig erfährt, im kommenden Früh, jahr zu erwarten. Kriegsminister Frhr. v. Hausen von dessen Rücktritt schon wiederholt gesprochen wor den ist, wird nunmehr endgültig aus seinem Amte scheiden, d. h sobald sein präsumptiver Nachfolger frei geworden ist. Als solcher ist General Adolf von Carl owitz, der frühere Kommandeur der 64. Infanterie-Brigade, in Aussicht genommen, der als General 5 In r-nito des Königs geführt wird und zur persönlichen Dienstleistung beim Kron prinzen kommandiert ist. Da der Kronprinz aber mit Beginn des S o m m e r s c m e st e r s 1914 bestimmt die - Universität Leipzig bezieht und eine Uebersiedelung des Generals von Carlowitz aus mannigfachen Grün den untunlich wäre, so wird dann ein anderer Offizier zur persönlichen Dienstleistung beim Kron prinzen kommandiert werden, und mit diesem Augenblick wird General v. Carlowitz, der am 25. Mär; das 56. Lebensjahr vollendet, für die Uebernahme des Kriegsministeriums frei. An seine Stelle wird gutem Vernehnien nach Oberst v. d. Decken treten, der jetzt an der Spitze des 2. Husaren-Regiments Königin Carola Rr. 18 in Grimma steht. * Peesonalnn des neuen preußischen Gesandten in Dresden. Der zum Gesandten Preußens am sächsischen Hofe ernannte bisherige deutsche Gesandte in Luxemburg Gras Ulrich von Schwerin ent stammt der Linie Wolsshagen dieses in fünf Linien gespaltenen Geschlechts. Er ist am 8. Juni 1864 in Göhren auf der Insel Rügen geboren, steht also im 50. Lebensjahre und ist seit 28. Mai 1895 ver heiratet mit einer Cousine des zurzeit noch amtieren den Reichskanzlers, Eliiabeth Frieda von Bethmann Hollweg. die am 17. März 1876 geboren ist. * Reformwünsche zum Einkommensteuergesetz. 2m Gegensatz zu Preußen und zahlreichen anderen deut schen Bundesstaaten läßt das sächsische Einkommen- steuergeietz vom 24. Juli 1900 den Abzug von Lebcnsversicherungsprämien bei der Einschätzung nicht zu, und nach einer kürzlich er gangenen Entscheidung des Oberverwaltungs gerichts ist ein Abzug selbst dann nicht statt haft, wenn der Steuerpflichtige infolge der Prämienzahlung zur Lebensversicherung von der Beitragspflicht zur Angestelllenversicherung befreit worden ist. Ebensowenig sind nach dem geltenden Recht abzugsfähig die freiwilligen Beiträge zur Kranken-, Invaliden- und Angestellten versicherung, sowie zu Pensionskassen mit völlig frei williger, im Belieben der Versicherten stehender Beitragszahlung. Nicht abziehbar sind ferner die Beiträge zu Berufsvereincn und — abweichend von dem bayerischen Gesetz — die Ausgaben für Benutzung der Eisenbahn, Straßenbahn usw. zu notwendigen Fahrten Aum Musschneiöen. Ein ausgezeichnetes Rezept für einen Hustensirup, mit dem man sich Geld sparen kann. Angesichts der zurzeit herrschenden regelrechten Er- kältungs- und Influenza-Epidemie dürfte nachstehen des Rezept vielen willkommen sein. Beschaffen Sie sich in der nächsten Apotheke 60 xr. dreifach konzen trierten Ansy, fügen Sie das zuhause zu einem viertel Liter heißem Wasser und 250 gr. gestoßenem Zucker; umrühren, bis alles gut aufgelöst und vermischt ist. Davon nimmt man ein bis zwei Teelöffel voll vier mal des Tages ein; das verschafft sofortige Linde rung und vertreibt meist schon innerhalb 24 Stunden den hartnäckigsten Husten. Dieser Hustensirup ist sehr angenehm einzunehmen, ist vorzüglich gegen Heiser keit, leichte Erkältungen und zur Verhinderung der sich daraus häufig entwickelnden schlimmeren Er krankungen der Atmungswege. Da er auch gewisse nährende und kräftigende Eigenschaften besitzt, eignet er sich auch bestens in der Rekonvaleszenz. Wenn Sic nicht selbst zur Apotheke gehen, schärfen Sie dem Boten ein, daß er dreifach konzentrierten Ansy ver langen muß. Das Rezept ist schon öfters empfohlen worden, die Nachfrage in den lokalen Apotheken ist daher eine sehr starke. m»iss Vie keillen Urten Inge, <i6k* distso in meiliorll - L- INNIIIIIINNIIlllllllllllllNIIIINIIIttlllllllllllllNIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIMMMIMIMIIIIMMIMMMIIIIMIIIIMIIIIMIIMMMMMMMIMMMIIMMMMIMNMMMIIMINIIIII äureti ds80näsro ?roistioiad3ot2un§ avl836rKvzvüdntlotis Vorteils in: Teppichen, Mbslstotlen, Oaräinsn, lisch- u. Divanäecksn, keilen, Vorlagen, klaicks, Oodslinkiläsrn, Dekorationen in allen 8toklarten, lüllstollsn, klackras, Orstonnes. s. 8.5rIMW, IlmilMt A-A.