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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140202013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914020201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914020201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-02
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Seite S. Nr. S8. Morgen-Nusgsve. Leipziger Tageblatt. Montag. 2. Fedruar 1Sl4. Lutzersten Norden de, Erdteil, reicht. Die Tiefe der letzteren ist ganz bedeutend, lieber Nordskandina- vien lagert ein Barometerstand von weniger als 730 Millimeter. Da das Hoch mehr als 775 Milli meter Luftdruck aufweist, ist eine dichte Lagerung der Isobaren vorhanden. Berücksichtigt man, daß sich hoher Druck nur mäßig entwickelt hat, so mutzte man zu der Ueberzeuguna kommen, datz binnen kurzem die Vorherrschaft liefen Druckes matzgebcnd werden mutz. Eine Erscheinung, die die letzte Woche immer wieder in den Vordergrund trat, weist darauf hin. datz das noch vorhandene Hoch befähigt ist, aus sich selbst heraus neue Kraft zu schöpfen. Man hätte an nehmen müssen, datz das Tief längst die Herrschaft an sich gezogen hätte, wenn nicht eben immer im entscheidenden Augenblick eine neue Kräftigung hohen Druckes stattgefunden hätte. Dieser Vorgaua lätzt nun vermuten, datz auch künftig das Hoch sich hält und mit seinem Einflüsse für das Wetter in Mitteldeutschland bestimmend bleibt. Wenn auch da, Tief durch Vorstöße nach Süden eine vorüber, gehende Aenderung des Wetters bringen kann, so wird sich doch im allgemeinen der bisherige Wetter charakter halten. Starke Fröste werden im Laufe der kommenden Woche selbst im Gebirge nicht auf treten, jedoch wird auch dort die Schnccschmelze nur durch die stärkere Sonnenstrahlung am Tage bedingt werden. Heiteres Wetter wird im Laufe der Woche vorherrschen. * Abbruch. Dir mit dem Rittergut Mockau verpachteten Gebäude auf den Grundstücken Haupt- stratze 6 und 42 befinden sich in schlechtem Zustande, datz sie abgebrochen werden müssen. Das gleiche gilt von den meisten Baulichkeiten des Nittergutsgehöstes Hauptstraße 11. Die Kosten des Abbruchs betragen 3500 * Der Konservative Verein zu Leipzig hat heute abend im Künstlerhaus lAteliergeb.), Bosestratze -1, Rednerkursus. Auf der Tagesordnung steht: Die deutsche Sozialreform und die sozialpolitische Ent. Wickelung unserer Zeit. * Sesangsauffithrung im Völkerschlachtdenkmal. „Es tönt, es klingt wie Engelssingen", so hallte es in der Hymne von Kremser durch die weihevollen Räume des Völkerschlachtdenkmals. Die Gesänge wurden vom Leipziger Männerchor unter Leitung seines Ehrenchormeisters, des Königl. Musikdirektors Gustav Wohlgemuth, geboten. Der Chor ist nun schon oft dort draußen gebärt worden, ül»er seine vortrefflichen Leistungen zu sprechen, ist also nicht nötig. Es zeigte sich wiederum, datz in dem hohen Raume die sonoren Stimmen die beste Klangwirkung haben. Aus diesem Grunde fiel auch die Hymne für Tenorsolo und Männerchor mit Harmourumbeglei- tung etwas ab. Es ist möglich, datz man in dem Solisten, Herrn Karl Müller-Leipzig, keinen stimmlich reichausgestattetcn Sänger gewählt hatte. Die hohen Töne hallten so einsam und leer herab, klangen zum Teil gepreßt, während die tieferen Stimmlagen des Tenors wirkungsvoller wurden. Es mag nicht ausgeschlossen sein, datz die Wirkung von dem höhergelegenen Rundgange gehört, bester war. Vielleicht macht man aber einmal den Versuch mit einem vollen Bariton. Die Harmoniumlegleitung u,m Solo sowohl als auch zum Altnicderländischen Dankgebet wirkte weihevoll. Für das herrliche „Graduale" von Grell sind die Hörer immer wieder sichtlich dankbar. Einen tiefen Eindruck hinterließen die weichen, vollen Orqelklänge von Abts „Die Abend- glocken rufen". Dae Lied war eine meisterliche Gabe. * Korea auf der Leipziger vuchgewerbeausstellung. In Korea, der zu Japan gehörigen Halbinsel, sind fast ein halbes Jahrhundert vor der Zeit Gutenbergs bewegliche Typen aus Kupfer gegossen worden, mit denen dann Bücher gedruckt wurden. Buch- und Bilderdruck auf dem Wege der Holzschneidekunst waren schon von altersher in Korea bekannt. Diese außerordentlich wertvollen ersten Typendrucke, von denen noch Exemplare in den verschiedenen Palast- und Klosterbibliotheken in Korea vorhanden sind, werden auf der Internationalen Buch, aewerbeausstellung Leipzig 1014 zu sehen sein. Nach einer Mitteilung des Kaiserlich deutschen Generalkonsuls für Korea, Dr. Krüger, an das Direktorium der Buchgewerbeausstellung hat Herr Dr. Herbert Müller, der die ostasiatische Gruppe der kulturhistorischen Abteilung der Buch, aewerbeausstellung zusammen mit Herrn Professor Conrady bearbeitet, in Söul auf der Durchreise von Peking nach Japan eine ganze Reihe von alten korea nischen Drucken und sonstigen interessanten Aus stellungsobjekten aufgefunden und zum Teil er worben. So wird Korea ebenfalls auf der Leipziger Weltausstellung nicht fehlen. * Verein für Bolkowohl. „Die geographischen Verhältnisse der Vereinigten Staaten von Amerika" lautete das Thema, das Dr. phtl. Erwin Scheu, Privatdozent an der Universität, behandelte und da mit den zweiten Teil der Vortragsreihe zur Ver tiefung des Verständnisses für angelsächsisches Wesen einleitete. Der Redner zeigte zunächst, datz die Ver einigten Staaten ihre natürlichen Eingangspforten Europa zuwenden und datz die Kolonisatoren dem Wege der größten Flutzläufe folgten. Unterstützt durch treffliches und reichhaltiges Lichtbildcrmaterial führte der Vortragende die Hörer dann durch bas weite Land mit seinen Bergen und Ebenen, Wäldern und Wüsten und zeigte, wie wirtschaftliche und politisck-e Verhältnisse von der Bodenbeschaffenheit abhängig sinv. Zum Schlüsse zog der Redner einen Vergleich mit Deutschland: In Amerika zeigt die Beschaffenheit de» Lande» alle Verhältnisse gigan- ttscher al» bei uns, da» führt« auch zum Gigantischen in Verkehr und Industrie. — Am kommenden Frei tag spricht Herr Fabrikbesitzer Dr. phil. Albert Steche, Mitglied der zweiten Ständekammer, über „Industrie und Handel in den Vereinigten Staaten". * Der Leipziger Bezirksverein des Verein» Deut scher Ingenieure feierte am Sonnabend, den 31. Jan., in den Festsälen des Palmengartens sein 32. Stif tungsfest unter einer Beteiligung von 225 Herren und Damen. Das Fest nahm um 5 Uhr seinen Be- ginn mit einem Festesten. Der dermalige Vor sitzende Herr de Temple, der die Festgäste be grüßte. brachte auf t>ie Schirmherren der Entwicklung und des Friedens unseres Vaterlandes, den Kaiser und den König, ein Hoch aus. Nachdem im Vorjahre in Leipzig die Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure, an der ca. 1300 Personen, wo von 300 amerikanische Gäste, teilnahmen, hatte der Leipziger Bezirksverein dem damaligen sehr ver- dienstvollen Vorsitzenden, Herrn Dr.-Jng. und Dr. phil L. Kruft, in Anerkennung seiner gehabten Mühen, eine Ehrung zugedacht. Nach einer An sprache des Vorsitzenden Herrn de Temple wurde Herrn Dr. Kruft eine wohlgelunaene Bronze-Plakette nach Entwurf und Modell des Leipziger Bildhauers Zeisig überreicht. Herr Dr. Kruft bankte bestens für die Ehrung. Nach dem Festesten, welches durch Sang und Musik Abwechslung erhielt, und das um 9 Uhr endigte, eröffnete eine Polonäse den Festball. Muntere Weisen gaben besonders der Jugend Ge legenheit, im Tanze ihre Rechnung zu finden, und ein Kotillon bildete den Glanzpunkt des Festballes. Erst zu recht vorgerückter Stunde trennten sich die Fcstteilneh ner, denen der genußreich« Abend gewiß in angenehmer Erinnerung bleiben wird. * Abendmotette in der Andreaskirche. Am Don nerstag, den 5. Februar, abends ^8 Uhr, veranstaltet der Kirchenchor zu St. Andreas eine Abendmusik unter gütiger Mitwirkung folgender Solisten: Frau Konzert- und Ovatoriensängerin Hilarius-Ste- pinski (Sopran), Herr Konzertsänger Sebastian Beck (Baß), Fräulein LotteSitt und Herr Fritz Zu lag er (Violine) und Herr Albert Müller (Orgel). Außerdem hat sich ein Streichorchester be- reitwilligst in den Dienst der Aufführung gestellt. Das Programm weist lskrlen der Kirchenmusik in chronologischer Folge von Manfredini bi» Brahms auf, und dürfte daher doppelt interessant sein. Programme, die zum Eintritte berechtigen, sind zum Preise von 50 Pf. (Altarplatz, 25 Pf. (Empore) und 15 Pf. (Schiff) in der Kirchenexpodition und am Eingan?« zur Kirche zu haben. Der Reinertrag soll zu wohltätigem Zwecke verwendet werden. * Die Stare sind da! Die ersten Frühlingsboten, di« Stare, sind eing«troffen. In großen Scharen, etwa 150 bis 200 Stück, waren sie gestern und heute früh auf Baumkronen vor dem Hauptbahnhofe zu be- obachten. Es schien, als ob sie eben mit dem Süd- Expreß in Leipzig eingetroffen seien und mit lautem Gezwitscher über das Ziel der Weiterreise berat, schlagten. — Nun ist der Frühling nicht mehr fern. * Der Turngau de» Leipziger Schlachtfeldes hielt am gestrigen Sonntagnachmittag im „Goldnen Anker" in L.-Möckern die Hauptversammlung seiner Ga uvorturnerschast ab. Es hatten sich außer den Ausschussmitgliedern der Gauoorturner. schäft und Mitgliedern des Gauturnrates 638 Vor. turner aus 66 Vereinen eingefunden. Die Dersamm- lung leitete Gauturnwart H. Goldstein. Nach feiner Begrüßung, dem Gesang« des Liedes „Brüder, reicht die Hand zum Bunde" und dem Danke des Turnwarts Slltzengut-Möckern dafür, daß die Versammlung in Möckern stattfand, erstattete Gau- turnwart Goldstein den Bericht über die Arbeit im vergangenen Jahre. Die turnerische Arbeit im Jahr« 1913 war besonders in Rücksicht auf das Turn, fest und auf di« Eilbotenläufe der deutschen Turner zur LUeihe des Völkerschlachtdenkmals eine sehr große. Der Vorturner-Ausschuß hat in 11 Sitzungen getagt. Die Kaste der Borturnerschaft weist 632,10 Ein- nähme und 779,78 Ausgabe auf, hat also eine Mehrausgabe von 147,68 -K gehabt. Warm«, tief, empfundene Worte widmete der Berichterstatter den so kurz nach dem Turnfest verschiedenen treuen Leitern des Gaues bzw. des Kreises Oberturnlehrcr Witzgall und Oberturnlohrer E t r i eg le r. Mit den besten Wünschen für die Zukunft schloß der Be richt. Turnlehrer Rößner berichtete über da» Frauenturnen im Gau, das einen guten Fort« schritt gemacht und auf dem Turnfest das beste Lob erhalten hat, sowie über den Spielbetrieb im Gau, der ebenfalls in bester Blüte ist. In der nun oorgenommenen Wahl wird an Stelle des ver storbenen verdienstvollen Gauturnwarts Witz gall Bezirksturnwart Gemeindevorsteher F e l l e r- Oetzsch mit 625 von 635 abgegebenen Stimmen ge wählt. Mit herzlichen Worten des Dankes für das Vertrauen, das man in und auf ihn setze und mit der Versicherung, im Sinne Witzgalls und im Sinne eines gesundes Fortschritt, für die Turnsach« sein« ganze Kraft einzusetzen, nahm Geineindeoorstand Feller das Amt an. Er und alle wußten, daß es keine leicht« Arbeit sei um das Amt eines Lauturn- wartes des Ries«ngau«s vom Leipziger Schlachtfeld. Aber treue Mitarbeiter standen ihm zur Seite, be sonders zu erwähnen sei Gauturnwart H. Gold, stein, der in stiller, nicht groß an die Oeffentlichkeit dringender Arbeit stets viel geleistet und der Turn- sacbe zu Lieb« manche Frei- und Nachtstunde geopfert habe. Herzlich und dankbar scholl dem neuen Gau- turnwart von seinen Turnern ein dreifach Gutheil entgegen. Weiter« Wahlen betrafen Mitglieder des Vorturnerausschusses. Die oorgenommene Wahl hatte folgende Ergebnisse: Kurt Steuernagel (M.- T.-V. Neuschönofeld), Heinr. Reppel (M.-T.-V. Lindenau), Bernh. M üll er (A. I. Schöne eld). Art. Rößner (A. T. Reudnitz), Oskar Kros e (A. T. Connewitz), Jul. Richter (A. T. Schönefeld), Gustav Judersleben (T. V. Connewitz) und Herm. Sützengut (M.-T.-V. Möckern). Als Stell vertreter für den Ausschuß wurden gewählt: Ewald Keßler (Tschft. Südost), Felix Klein« (A. T. Wahren) und Franz Schirmer (A. T. Stötteritz). Weiter beschließt man einstimmig die Veranstaltung einer Gauturnfahrt am 3. Mai. Man will von Leipzig aus gemeinsam ein Stück mit der Eisen, bahn fahren, dann getrennt in Gruppen marschieren, um sich schließlich wieder zu vereinigen. Am Ziele soll ein gemeirsi'ames Turnen stattfinden. Eine Sammlung zu Denksteinen für die ver storbenen Witzgall und Striegler ergab rund 60 ^t. Auch im Schlachtfeldturngau sammelt man Zigarrenspitzen, Stanniol usw. Der Obmann der Sammelarbeit Plärre (Tgm. Leipzig) be richtet darüber. Obwohl sich bisher nur 13 Vereine beteiligt haben, konnten doch 127,15 „tt an die Dr.- Ko«tz-Stiftung zur Errichtung deut scher Turnstätten abgeführt werden. Im Laufe der Versammlung entwickelte der neue Gau turnwart Feller mit beredten Worten einen turnerischen Plan zur Verbesserung mancher turnerischen Dinge, zur Erziehung besserer Erfolge und zur Hebung der ganzen Turnsache. Um 6 Uhr war die Versammlung zu Ende. Vorher stieg noch das alte, schöne Turnlied: „Turner, auf zum Streite". * Ein „kleiner" Konsument. Es ist eine bekannte Tatsache, datz der Schein oft trügt, Riesen können schwächlich, kleine Kerlchen außerordentlich leistungs fähig sein. So wird man es auch kaum für möglich halten, datz bereits das neugeborene Kind eine riesige Leistung vollbringt — allerdings im Trinken. In der Ausstellung „Mutter und Säugling" im Städtischen Handelshofe ist z. B. die Menge der von einem gesunden Kind« während der Stillperiode durchschnittlich konsumierten Milch in Hohlmaßen ausgestellt, und der Laie wird nicht wenig erstaunen, wenn er dort fünf Riesen-Milchkannen erblickt, in denen die Nahrungsmenge für das kleine Lebewesen untergebracht werden könnte. Glücklich all« die Kin der, deren Mütter solche Mengen gute Nahrung pro duzieren, glücklich die Eltern, die ihren Kindern dies bieten können. Und es ist dies doch so einfach zu er reichen. Ein interessanter Besuch der Ausstellung be lehrt und unterrichtet Mütter und Töchter darüber, wi« die Mutter zu solcher Leistungsfähigkeit gelangen kann, und über all das viele andere Wissens- und Schauenewerte. Die Ausstellung ist bis abends 9 Uhr geöffnet, Mitglieder der Orts-, Jnnungs- und Betriebskrankenkassen zahlen gegen Vorzeigung der Mitgliedsbücher usw. an der Kasse halbe Preise. Lleberttoolkwitz, 1. Februar. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Januar 1914 2845 Einzah. lungen im Betrage von 408 810 7 Pf. bewirkt, da- gegen erfolgten 2228 Rückzahlungen im Betrage von 483603 91 Pf. Ausgestellt wurden 201 neue Bücher, erloschen sind 236. Gedächtnisfeier für ld. Karl Graul. Für den ersten Direktor der Leipziger Mission, den am 6. Februar 1814 geborenen Karl Graul batte das Kollegium der Evangelisch-lutherischen Mission am Sonntag abend im Großen Saale des Vereinshauses (Rotzstraße 14) eine Gedächtnis feier veranstaltet, zu der sich zahlreiche Freunde und Förderer des Misstonswesens, ferner viele Ehrengäste, so u. a. Exzellenz Graf Vitzthum von Eckstädt, der Präsident des Sächsischen Haupt missionsvereins, Geb. Konsistorialrat V. Kohl- schütter vom Landeskonsistorium, Kirchenrat O. Kleinpaul von der Sächsischen Missions konferenz usw., etngefunden hatten. Die eindrucks volle Feier wurde mit dem Gesang des 100. Psalms für gemischten Chor von Felix Mendelssohn- Bartholdy, gesungen vom Universitätskirchenchor zu St. Pauli, eröffnet. Hieran schloß sich die gehalt volle Rede des Missionsdirektors Professor v. Paul über: Grauls Bedeutung für die Leipziger Mission und die luthe- rische Kirche. Der Redner führte etwa folgendes aus: Vor hundert Jahren flogen die Funken des in England entfachten Missionsfeuers herüber auf den europäischen Kontinent. Sie zündeten in Basel, Dresden usw. und führten zur Gründung der älteren Mtsstonsunternehmungen. In Dresden entstand die Evangelisch-lutherische Missionsgesellschaft, die 1848 nach Leipzig verlegt ward. v. Karl Graul ist als ihr führender Seist zu betrachten. Er wurde in Wörlitz bet Dessau geboren, studierte in Leipzig Theologie und war dann eine Zeitlang als Haus lehrer in Italien tätig. Von dort zurückaekehrt, er hielt er den Ruf an die Leitung der Missionsaesell- schaft, die er zu einem gemeinsamen Werke der Luthe raner deutscher Zunge machte. Durch ihre Verlegung nach Leipzig brachte er sie in engere Beziehungen zur Universität. Eine vierjährige Studienreise nach Palästina, Aegypten und Ostindien verschafte ihm dann eine ausgezeichnete Kenntnis des Missions feldes. In Erlangen, wohin er sich 1860 zurückzog, war es ihm noch vergönnt, eine Antrittsvorlesung an der Universität über Stellung und Bedeutung der christlichen Mission zu halten. Hier ist er am 10. November 1864 gestorben. Graul ist als Missionsheld der lutherischen Kirche im 19. Jahr- hundert zu bezeichnen. Sein Bestreben war darauf gerichtet, Männer mit möglichst guter theologischer und allgemeiner Bildung in den Missionsdienst zu ziehen. Was seine Bedeutung für die lutherische Kirche betrifft, so konnte Prof. Kahnis bei der Grund steinlegung des Leipziger Missionshauses in der Karolinenstraße darauf Hinweisen, daß die Leipziger Mission zu der Zeit das einzige äußere Band war, das die lutherischen Landeskirchen vereinigte. In einem zweiten Vortrage behandelte Superin tendent v. Cordes das Thema: „Was hat Graul uns zu sayen? Nach den Ausführungen des Redners harre nicht wenig, was Graul gewollt habe, noch heute der Erfüllung und Verwirklichung. Graul habe Leipzig zu einem Zentrum des M ssions tätigkeit werden lassen wollen, aber die Miss on sei beute noch nicht in Leipzig volkstümlich geworden, eine Tatsache, die zur Gedächtnisfeier unterstrichen werden müsse. Graul habe gesagt: Mission und Universität gehören zusammen, und er habe dabei an die befruchtenden Beziehungen zwischen beiden ge dacht. Leider denke heutzutage der allergrößte Teil unserer Akademiker nicht daran, den Misstonsberuf zu ergreifen. Graul habe weiter gesagt, die Mission müsse kirchlich sein, d. b. draußen kircyenbildend wir ken, kirchlich auch in dem Sinne, daß sie von der Kirch« getragen werde. Der Redner schloß mit der Mahnung: „Helfen wir alle mit, daß ein Mann wie Graul nicht vergeblich gelebt hat." Gesang der Pau- liner beschloß die eindrucksvoll, Feier. Derselben vorausgegangen war ein Gedächtnisgottes, dtenst in der Johanniskirch« mit Predigt des Geh. Kirchenrats Pros. v. Jh m «l, und unterMttwirkung des Röthigschen Kirchenchor». < Vas Trachtenfest. Leipzig vor 100 Jahre«. * Leipzig, 1. Februar. Ja, was ist denn das? Traum? Nein, richtige Wirklichkeit, Leipzig, das Klein-Parts, von 1814, ist wieder auferstanden, und die Menschen, die sich darin beweaen scheinen alle in dies« Zeit hmeingewachsen zu sein, fürwahr ein prächtiges Bild. Alt-Leipzig von der IBA. ist nach dem Zoologi schen Garten verlegt, allerdings nur, aber ganz reizend, an die Wand gemalt, da steht der alte Markt, umgeben von der alten Waage Stieglitzens Hof, Auerbachs Keller und vielen alten Gebäuden, die so traulich anmuten, so dastehen, als wollten sie der wandelnden und tanzenden Menschheit zurufen: „Kennt ihr uns noch?" Man könnte fast melancholisch werden, wenn's in dem Saal nicht gar zu verteufelt lustig wäre und, einmal angcsteckt, sich mittelsten läßt und fröhlich ist unter den Fröhlichen. Und die Reise onkels, die da gestern im Verband reisender Kaufleute ihr Winterfest begingen, verstehen's ja, lustig zu sein. Da zieht gerade die Wachttxrrade mit der Regi mentsmusik auf, dahinter der Bürgermeister mit dem Rat und dem Volk, und dann hären wir den Will kommengruß — in Versen — vom Ortspolizisten Bernhard Wildenhain dargebracht, in dem von alten und neuen Zeiten die Rede ist, von der, als man den Tango noch nicht kannte und auch nicht den Schieber, als man noch Menuett und Lannersche und Strauhsche Walzer tanzte. Als ob es gleich sci ooulo!; demonstriert werden sollte, sah man auch einen reizen den Menuettwalzer von reizenden jungen „alten" Leipzigerinnen und ihren schmachtenden Verehrern tanzen, dann folgte ein Straußscher Walzer und schließlich der — Tango, ohne den es ja heute nicht mehr geht. Dann gab's in der Mühle zu Gohlis echt Münch ner Bi«r und „kemiedliche säk'sche Biermujike", nebenan auf der Wi«se die berühmte Leipziger Schieß bude der Mutter Tauschke, ein« Giftbude u. a., die Leipziger Honoratiorenknelpe „Zur blauen Mutzes eine Tombola u. v. a. In dem „Cabaret zur blauen Mütze" wirkten außer Bernhard Wild en ha in, Gertrud Helm- Gabriel und Oskar Benkert noch verschiedene beliebt« Künstler und Künstlerinnen mit, deren Namen der Chronist verschmerzen muß. Und dann tanzte und amüsierte man sich m.^. Herzenslust bis . . . L. G VVollsn« Unitvi'LiskLSUgs ru j 5 s.- lansentts V0L ILoston nnä aus allen unseren 8tüok>varen-H.d1eiIunNen ru lennliui'nenLlos billigen Preisen ttan
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