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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140202013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914020201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914020201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-02
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Morgen »Musgave !9l4 Montss. -en 2. /edruar. «rschrtar»» ia» -«»» S«U»« N«S<»rtt»«r S»»e»-«U«H7, )rr»spr»ch«ft»8»luA: Mvatztt Ur.4*7. Nr. SS. 10». Jahrgang ^nttsbstM desR^es rundes potiseüurrtes der Stadt Lerpzro Vas wichtigste. * König Friedrich August trifft heute zu einem eiutii gl geuvesuch« in Leipzig ei«. * Am Sonntagabend ereignete sich im Restaurant „Buchhändlerhaus" Leipzig, eine folgenschwere Ex- ofion, durch die mehrer« Personen a-wcr verletzt und die Fensterscheiben in ^er weitesten Umgebung zertrümmert wurden. (S. bes. Art.) * Die Gleisspitze der Tanganjikabahn hat am Sonnabend den Tanganjikasee bei Kigoma erreicht. * Die Zahl der Todesopfer bei dem Gruben unglück auf Zeche „Minister Achenbach" beträgt bis jetzt 2t. sS. bes. Art.) * Bei dem Untergänge des Hamburger Vier masters „H e r a" in der Nähe von Nare-Head sind .19 Personen ertrunken. (S. Nachr. v. T.) r * Der Wettkampf im Radfahren zwischen Kra- I > i'. e r und Friol endete mit dem Siege des Amerikaners. (S. Sp. u. Sp.) * Gestern wurden die Europa-Meister schaften im Rodeln (Jeschken) und im Bob sleigh (Winterberg) ausgetragen. (S. Sp. u. Sp.) Der Mrbeitsrvilttgeaschutz. Wie wir schon mitgeteilt haben, hat die nationalliberale Fraktion des Reichstages zur Beratung des Etats des Reichsaints des Innern eine Resolution eingebracht, die baldigste Vor legung der von dem Herrn Reichskanzler in Aus- : sicht gestellten Denkschrift über die Frage des Arbeitswilligenschutzes fordert und gleich zeitig fünf Punkte hervorhebt, deren Behand lung in der Denkschrift der natwnalliberalen "raktion besonders wichtig erscheint. Der Weg, . r die Fraktion hiermit eingeschlagen hat, ist > ^ch Lage der Dinge der einzrg gangbare. Der Erklärung, die der Herr Reichskanzler in der Reichstagssitzung vom 10. Dezember abgegeben hat und die eben in der Ankündigung der Denk schrift gipfelte, kam die Bedeutung bei, daß nun mehr die Regierung sich entschlossen hat, aus ihrer bisher beobachteten Passivität herauszu treten und von sich aus die Initiative zur Lö sung der Frage zu ergreifen. Wäre jetzt die nationalliberalc Fraktion mit eigenen Ge- ! setzesvorschlägen yervorgetreten, so wäre das, wie der Abg. Bassermann im Reichstag Mu» neuen Serliner Sriefen -er Zrau v. Stasl. Eine wertvolle Ergänzung zu dem berühmten, vor hundert Jahren erschienenen Buche der Frau von Staöl über Deutschland bilden ihre Briefe an ihren Vater Necker, die der Graf von Haussonville jetzt in dem Archive von Coppet aufgefunden, und aus denen er, noch vor der Ver öffentlichung in Buchform, in einer „Conference" über Frau von Staöl, einige Abschnitte mitgeteilt hat. Zweimal in der Woche schrieb Frau von Staöl während der Reise an ihren Vater, und was sie schrieb, war für den engsten Familienkreis bestimmt und unmittelbar aus dem oben erlebten geschöpft, während ihr Buch über Deutschland bekanntlich erst entstand, nachdem sie Deutschland längst wieder ver lassen hatte. So wenig Deutschland ihr zuerst ge fiel, die Erlebnisse am Berliner Hofe ließen ihr Urteil sogleich ins Gegenteil umschlagen. Frau von Stael wird gleich nach ihrer Ankunft zu den Festlichkeiten einaelaoen, die zum Geburtstag der Königin Luise veranstaltet werden. Die Königin tritt an sie heran, reich mit Diamanten geschmückt, und Madame de Staöl ist geblendet. Die Königin erscheint ihr, ohne daß sie schmeicheln will, als die schönste Frau, die es auf der Welt gibt. Und von dieser Königin hött sie die schmeichelhaften Worte: „Ich hoffe Madame, daß Sie uns genug Geschmack zutrauen, um uns geschmeichelt zu fühlen, daß Sie gerade nach Berlin gekommen sind. Sie haben hier viele Bewunderer und zu denen gehöre auch ich." Madame de Staöl ist verwirrt. Sie kann nur das eine sagen, sie bedaur« einen Roman geschrieben zu haben, bevor sie die Königin gesehen. Ihre Phantasie mußte von einer Frau angeregt werden, deren vollkommene Schönheit sie sich nicht vorstellen konnte. Auch der König sagte ihr viele Liebenswürdigkeiten. Sie findet, daß er eine schöne Gestalt besitzt, viel Güte und Einfachheit. Drei Tage später gibt es ein neues Fest. Diesmal eine Maskerade: den Einzug Alexanders in Babylon und seine HoMeit mit Statira, der Witwe des Darius. Di« Königin gibt die Statira, der Prinz Heinrich von Preußen den Alexander Frau von Staöl bleibt bis zum Essen dort. Die halbe Stadt zieht vor ihren Augen vorüber. „Wenn berühmt zu sein ein Vergnügen ist," schreibt sie an ähren Vater, »so habe ich gewiß dieses Vergnügen genossen. Eine kleine Episode hätte beinahe ihre Beziehungen zum Hof« gestört. Bei einem Kinderball, bei dem Frau von Staöl nicht dabei ist, gibt ihre Tochter, die kleine Albertine, ein neunjährige» Mädchen, dem jungen Prinzen eine Ohrfeige. Am folgenden Tage kommt der schwedische Gesandte Brinkmann gaikz bleich zu der Mutter und erzählt ihr den Vorfall. Sie lassen mit Recht hervorhob, einer Durchkreuzung der Regierungsaktion gleichgekommen, und die Na tionalliberalen hätten damit denselben Fehler gemacht, den sie soeben noch bei den Zabern- anträgen an der Reichstagsmehrheit mit Recht getadelt haben. Auch von praktischen Erwägun gen aus war in dem jetzigen Stadium ein Vor gehen auf eigene Faust zu vermeiden, denn es liegt in der Natur der Dinge, daß der Regie rung bei der Bearbeitung ihrer Denkschrift ein reicheres Material zur Verfügung steht, daß sie infolgedessen die Materie auch besser übersehen kann. Es könnte daher leicht Vorkommen, daß Forderungen, die die Nationalliberalen jetzt auf- stellen, spater auf Grund des besseren Materials der Regierung eingeschränkt oder ganz ausge geben werden müßten. Das ist immer miß lich. Der jetzige Weg vermeidet solche Eventuali täten und dient auch der Sache besser als die Aufstellung eines eigenen Jnitiativgesetzent- wurfs. Im übrigen zeugt es von sehr wenig Verständnis, wenn in einer gewissen Presse die Meinung vertreten wird, die jetzt vorgelegte Re solution ser das „ganze Ergebnis" der Arbeit der von der nationalliberalen Fraktion eingesetzten sogenannten Wiesbadener Kommis sion. Zunächst möchten wir im allgemeinen be merken, daß die Arbeit dieser Kommission eine rein interne Sache der Fraktion ist. Dann aber könnte sich auch ein bescheidener Verstand sagen, daß die geleistete Arbeit ihre eigentliche Ver wertung erst bei der Beratung des von der Re gierung herausdestillierten Ergebnisses finden kann. Hierbei werden die Vorberatungen der nationalliberalen Fraktion zweisellos gute Dienste leisten. Jetzt konnte es sich, wie ge sagt, hierum nicht handeln. Was von parla mentarischer Seite geschehen konnte, war, darauf hinzudrängen, daß die Regierung mit ihrer Ar beit bald kommt, weiter, die wichtigsten Ge sichtspunkte, die in Frage kommen, herauszu heben. Beides geschieht in dem Anttgg Basser mann, der daher von den beteiligten Kreisen leb- > haft begrüßt werden wird. Nun könnte man freilich eiitwenden, daß mit dieser Maßnahme vorläufig wenig oder nichts erreicht ist, da schleunige Hilfe not tue. Dazu ist zu sagen, daß diese schleunige Hilke zwar nicht vom Reich — wie aus dem oben Gesagten her vorgeht —, wohl aber von der Landesgesetz gebung gebracht werden kann. Am 14. Januar hat ja auch der preußische Mnister des Innern mitgeteilt, daß er allen Oberpräsidenten dre Wei sung habe zugehen lassen, Polizeiverord nungen, wie sie in der Rheinprovinz und in Westfalen bestehen, auch in ihren Bezirken dahin zu erlassen, daß die Nichtbefolgung von An ordnungen der Polizei unter Strafe gestellt wird, die nicht nur auf die Störung des Verkehrs sich beziehen, sondern auch den Zweck haben, die all gemeine Sicherheit, Ruhe und Ordnung auf den Straßen aufrechtzuerhalten, insbesondere aber den Schutz des Eigentums und der Person zu gewährleisten. Dieser Weg ist vom Reichsgericht als zulässig anerkannt worden. Auf ihm wird daher, solange die Reichsgesetzgebung noch auf sich warten läßt, vorgegangen werden müssen, um den Mißständen alsbald zu begegnen. In Verfolg dieser Erkenntnis hat in völliger Ueber- einstimmung mit der Reichstagsfraktion die na tionalliberale Fraktion des preußischen Ab geordnetenhauses folgenden Antrag Dr. v. Krause u. Gen. eingebracht: Das Haus der Abgeordneten wolle be schließen: 1. die Königliche Staatsrcgierung um Mit teilung der von dem Herrn Minister des In nern m der Sitzung vom 14. Januar 1014 erwähnten Anwersung an die Oberpräsidenten — wegen des Erlasses von Polizeiverordnun- gen zum Schutze der öffentlichen Sicherheit, Ruhe und Ordnung, der Person und des Eigentums — sowie um Auskunft darüber zu ersuchen, in welcher Art und in welchem Um fange der Anweisung entsprochen ist; 2. die Königliche Staatsregierung ferner zu ersuchen, die örtlichen Polizeibe hörden und Exekutivbeamten anzuhatten, so- bald bei Ausbruch einer Arbeitsstrcitiakeit eine Störung der öffentlichen Sicherheit, Ruhe und Ordnung, insbesondere durch Belästigungen Arbeitswilliger, festgestellt wird oder zu be- örgen ist, in Anwendung und in Gemäßheit »es bestehenden Rechts und der auf Grund die- es Rechts erlassenen Polizeiverordnungen un- er sorgfältiger Wahrung der Koaliti onsfreiheit, dem Mißbrauch dieser Frei heit in der Richtung eines Koalitionszwanges unverzüglich und nachdrücklich entgegenzu träten. Die beiden Aktionen im Reichstag und im preußischen Landtag zeigen, daß die national liberale Partei die angeschnittene Frage mit Tat kraft werter verfolgt. Die Partei bleibt völlig auf der von Anfang an eingenommenen Linie: sie will das Koalitionsrecht gewahrt wissen, sie wendet sich lediglich gegen den Koali- tionszwang. Anderseits trägt sie der Tatsache Rechnung, daß sich Auswüchse auf diesem Ge biete nicht bloß bei den Arbeitneh mern zeigen; endlich zieht sie auch die ent sprechenden Konsequenzen für den wirtschaft lichen und politischen Boykott. Wir können uns hierbei nicht versagen, dar auf aufmerksam zu machen, daß bei der letzten Verhandlung in der sächsischen Zweiten Kammer der Sprecher der konservativen Frak tion, Dr. Böhme, am Schlüsse seiner Aus führungen genau den Standpunkt vertreten hat, den sowohl Staatssekretär Delbrückim Reichs tage von vornherein als maßgebend erklärte und den Oberverwaltungsgcrichtsrat Bl ü her in einer Reil»e von Verj'ammlnngen, besonders aber auch im Leipziger Tageblatt wiederholt in vortrefflicher Weise begründete, nämlich den Standpunkt der paritätischen Behandlung. Will man dem Organisations z w a n g , soweit er dem Rcchtsgefühl widerstrebt, entgegentrcten, so kann man, darüber ist wohl allmählich Klar heit geschaffen, nicht an dem Verbot des Streik postenstehens haften bleiben. Wir erheben aber den Vorwurf gegen die Leitung der konserva tiven Partei in Sachsen, daß sie erst jetzt, also reichlich spät, offen zugab, wie wenig ein Ver steifen auf diesen einen Punkt, das Streik postenverbot, der Bedeutung der ganzen Frage gerecht wird. Monatelang hat sie die sächsi schen Industriellen unter Berufung auf den An trag der konservativen Fraktion im Reichstage betreffs des Streikpostenstchens bearbeiten lassen, den lauen und unzuverlässigen Na- tionalliberalcn möglichst Abbruch zu tun. Und dann? Mit heiterer Selbstverständlichkeit be tonte Dr. Böhme am 28. Januar in der Zwei ten Kammer genau das, was für die National liberalen der Ausgang ihrer gründlichen Ueber- lcgung war; er erklärte: er wolle eine durchaus paritätische Behandlung; die Arbeitnehmer verbände seien „genau" wie die Arbeitgeber verbände zu behandeln. Mr sind nun begierig, ob nun auch die konservative Presse innerhalb und außerhalb Sachsens sich zu einer löblichen Berichtigung verstellen wird, um den wünschens werten Einklang mit Herrn Dr. Böhme herzu stellen. Jedenfalls ist es außerordentlich wich tig, wenn auch die konservative Fraktion der Zweiten Kammer, wie man aus ihrer Stellung nahme schließen muß, zu der Erkenntnis ge kommen rst, daß mit mundgerechten Schlag worten über eine so schwierige Sachlage nicht wegzukommen ist. Herr Dr. Böhme hat das — zu seinem Lobe sei's gesagt — bewiesen. politische Liederlich! Serlin-Köln. Der klerikale „Bayrische Kurier" befürchtet nicht, daß die Wellen des norddeutschen Streites um die Gcwerkschaftsfrage nach Bayern hrn- überschlagen könnten. Denn die bayrischen Bischöfe, die der Fuldaer Konferenz nicht an gehörten, und daher auch formell den Kardinal sich die Sünderin hinkommen, und sie gesteht alles weinend ein. Aber sie kann ihre Grobheit gar nicht schlimm finden. Uebrigens waren alle Besorgnisse unnütz. Ein sehr liebenswürdiger Brief der Königin brachte alles wieder in Ordnung. Die vielen Feste am Hofe machten Frau von Staöl müde. „Es gibt hier so viel Feste," schreibt sie, „daß man einen Menschen damit zweimal tot machen kann. Ein Lcben reicht dafür nicht aus." Sie wurde auch mit den Dichter- und Ge lehrtenkreisen bekannt und schloß sich besonders an Rahe! Lewin an, mit der st« lange Unter haltungen hatte. Scherzend sagte sic zu Brink mann: „Wenn ich länger hier wäre, würde ich gewiß eifersüchtig auf Sie sein." Und Rahel antwortet liebenswürdig: „O nein, Madame, Sie würden mich zu sehr lieben und würden nicht auf mein Glück eifer süchtig sein." Die letzte Zeit ihres Aufenthalts wurde durch die antifranzösische Stimmung, die durch die Hinrichtung des Herzogs von Enghier auskam, ver bittert. Der plötzliche Tod ihres Vaters bestimmte Frau von Staöl schließlich zur schleunigen Abreise, noch ehe diese Gegensätze ihre angenehmen Eindrücke ausgewogen hatten. Kunst UN- Wissenschaft. * Konzert von Gustav Fritzsche. Ein junger Geige« mit sehr vorgeschrittener Technik stellte sich mit den Violinkonzerten von Beethoven und Tschai kowsky einer großen Besucherzahl vor. Sein Ton ist schön, wenn auch nicht groß, die Fingerfertigkeit be deutend. die Reinheit bis auf einzelne schnell zu treffende Töne in den höchsten Lagen gewabrt. Auch die Bogentechnik ist gut entwickelt. Mit dem Beethooenkonzert hatte er sich hinsichtlich des Aus drucks eine zu hohe Aufgabe gestellt. Es ist mit diesem „Konzert der Konzerte" wie mir anderen Aus nahmewerken: an den öffentlichen Vortrag sott nur der gehen, der eine starke Empfindung besitzt und viel seelische Enahrung hinter sich har., 2m vorliegenden Falle fehlte da» persönliche Erleben, das eindringliche Er- fassen Beethovenschen Willens Es blieb alles nur Stimmung, und da» ist für dieses Konzert zu wenig. Bester gelang schon das Konzert von Tschaikowsky. Hier war manches weit eindringlicher, rhythmisch gefestigter, wie sich auch an einzelnen Stellen da» Temperament mehr entwickelte. Der ungemein starke Beifall sei dem begabten Geiger eine frohe Er mutigung zum Weirerstreben. Die Begleitung zu den Konzerten führte da» Winderfteinorchester unter der Leitung de» Herrn Wax Wünsche au», der sich damit, wie in der einleitenden Abenceragen- ouoertüre von Lherubini, al» taktfester, rhythmisch bestimmt wirtender, alle äußeren Bewegungen auf» geringste Raß einschränkender Diriaent »eiote. — Wie würde es übrigens mancher bedeutende Künstler begrüßen, wenn er den Kaufhaussaal bei leinen Vor trägen auch so stark gefüllt sähe! ^rtur 8oklegel. * Eva Scherina-Rezitationsabend. Eva Sche ring ist eine Dilettantin, nicht mehr? Weder Talent, noch Technik, noch stimmliche Mittel be fähigen sie zur Rezitation in breiterer Oeffentlichkeit. „Die Kraniche des Jbylus" sind selten so matt vor getragen worden. Fehlendes Gefühl suchte sie durch Deklamation zu ersetzen. Daß sie bei so dürftiger Schulung und bei einem solchen Mangel an Ein fühlung und Temperament, geschweige Leidenschaft, sich an Kleist und ausgerechnet an Penthe sileas) wagte, zeugt zum mindesten von Mut! Wenn Fräulein Schering kritisch und ehrlich gegen sich selbst ist, so wird sie erkennen, daß ihre Wirksamkeit auf Verein und Gesellschaft beschränkt bleiben muß. Dann wird sie vor Enttäuschungen sicher sein. 0r. b'. 8. 1. April d. I. erscheinen wird. „Der neue Merkur' — so heißt die Zeitschrift — will auf breiter Grund lage einen neuen Mittelpunkt schaffen, von welchem aus Werten der Literatur und des Gedankens in ausgedehnterem Maße, als dies bisher der Fall war» Raum und Geltung errungen werden soll. Als Herausgeber zeichnet Efraim Frisch. * Da» Grüne Gewölbe zu Dresden, das eine Zeit lang wegen Umbaues und teilweiser Neuaufstellung der Kunstgegenstände geschloffen war, wird in nächste« Zeit dem Publikum wieder zugänglich sein. Zu eine, Vorbesichtigung hatte die Eeneraldirektion der Kgl Sammlungen den Verein Dresdner Presse aus Sonntag, den 1. d. M., vormittags 10 Uhr eingeladen und der jetzige Vorstand des Grünen Ge wölbes Herr Professor Dr. Sponsel hatte in liebenswürdiger Weise persönlich die Führung übernommen. Wie uns unsere Dresdener Redaktion meldet, bezeichnete der Leiter der welt berühmten Kunstsammlung als Hauptzweck de» Um baues den. mehr Licht in die Räume einzulasten. Es ist daher der Eingang verlegt und dadurch ein Raum ganz neugewonnen worden, dem man eine Reihe wertvoller Mosaiken aus der Zeit Augusts des Starken, den Traualtar der Wettiner und den be rühmten Kamin aus Meißner Porzellan zugewiesen hat. Durch diese Anordnung ist zugleich ermöglicht worden, das Publikum einen wirklichen Rund gang im Grünen Gewölbe vornehmen zu lasten, so daß die kommenden und die gehenden Besucher sich nicht aneinander vorbeizu drängen brauchen. Eine weitere sehr schätzenswerte Neuerung ist dadurch getroffen worden, daß eine ganze Anzahl Fensternischen mit spiegelnder Rück wand eingerichtet worden find. Auf diese Weise ist eine ganze Reihe wertvoller Gegenstände der Kleinkunst, die bisher im Dunkel des Saale» voll kommen verborgen blieben, zu wirkungsvoller Auf stellung gelangt. Ferner ist der Hintergrund der einzelnen Zimmer Heller genommen und die Gewölbe decken sind weiß gestrichen worden, so daß der Mangel an Licht, der gerade zu den Besuchszeiten sehr störend empfunden wurde, nunmehr beseitigt erscheint. Gleichzeitig sind die Drähte für elektrische Be leuchtung bereit, gelegt worden, die Leuchtkörper selbst werden in der nächsten Finanzperiode ange bracht werden. Im Iuwelenzimmer ist übrigen« bereits jetzt wenigsten» für einen Teil de» Raume» elektrische Beleuchtung geschaffen worden: Die Wand schränke, in denen der Juwelenschmuck de» sächsischen Königshauses und die Garnituren August» de» Starken, sowie eine große Reihe von Orden, Gnaden- und Ehrenketten sich befinden, find mit elektrischen Glühlampen versehen, die die unschätzbaren Kostbar keiten im wunderbarsten Feuer aufblitzen lasten. So wird die in ihrer Art fast einzig dastehende Samm lung im nächsten Sommer jedenfalls erhöht« An ziehungskraft auf di« Fremdenwelt und auch auf die Einheimischen au»üdrn. * Zum Direktor de» neuen Königsberger Schau spielhause» wurde der Regisseur des Braun schweiger Hoftheaters Gustav Müller-Heintz gewählt. " Professor Ioan Manen, der Komponist des musikalischen Dramas „Acte" wohnt bereits den letzten Proben seines Werkes in Leipzig bei. Für die Aufführung am Dienstag, den 3. Februar, gibt sich nicht nur in Leipzig, wo der Künstler Manen ein gefeierter Liebling des Konzertsaals ist, leb haftestes Interesse kund, sondern auch viele Vertreter auswärtiger Bühnen und Zeitungen werden der hiesigen Erstaufführung des Dramas aus dem Rom des Nero beiwohnen. * Frau ». Kaschonska, die frühere Prima - donna des Darinstädter Hoftheaters, die fetzt in Berlin ansässig ist, wurde von der Direktion der Großen Pariser Oper eingeladen, im März die Rolle derKundry in den „Parsi fal"- Aufkührungen in französischer Sprache zu singen. * Ludwig Scharf zum fünfzigjährigen Geburtstag. Man bittet uns um Abdruck folgender Zeilen: Ludwig Scharf feiert am 2. Februar seinen fünfzigsten Geburtstag. Seine Freunde bringen ihm mit den herzlichsten Glückwünschen den Ausdruck ihrer Verehrung dar und des Danke» für langjährige treue Kameradschaft Scharf» „Lieder eines Menschen", feine „Tschandalalieder", die Uebersetzung Verharrens — möge endlich die Zeit der Würdigung dieser feinen Verse kommen! Georg Michael Conrad. Max Dauthendey. Max Hülde. Georg Hirth Korfiz Kolm. Erich Mühsam. Gustav Meyrink. Roda Roda. Thoma» Mann. Ludwig Thoma. August v. Vestenhof. Frank Wedekind. * Der «en« Merkur. Im Berlage Georg Müller, München und Berlin, wird eine neue Monatsschrift „orb-reitet. von welcher die erste Nummer zum
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