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«st, das «ine Bild der Mutter im Herzen des mndes zu verwischen. Der Mutter den richtigen Weg zu zeigen und sie zu leiten, ist nur deine Aufgabe, Vater. Aber auch dir mutz ich in dieser Stunde sagen, datz auch du bisher nicht den richtigen Weg gingst. Erblicke darin jedoch für dich keinen Vorwurf, wenn ich dir sage, daß Fritz, Adolf, Grete und nicht zuletzt die Mutter, heute, an deinem Geburtstage, ein trächtig um den Familientisch versammelt wären, wenn du nicht immer das Wohl deiner Familie der Partei ge opfert hättest. Verzeihe mir diese kühnen Worte, aber ich mutz mir heute alles, was mich schon seit Wochen drückt, vom Herzen herunterreden. Daher bitte ich dich, lieber Vater, gehe du als erster den Weg zur Familie wieder zurück, latz wieder die heiligen Gesetze des Blutes die Führer deiner Handlungen sein, erwecke wieder in uns allen jene opfer freudige Liebe, die nur der Gemeinschaft der Herren dient. Nur dann wirst dn erkennen, datz dieser vermeintliche Rück weg ein segensreicher Fortschritt ist zur Festigung unserer -'"»illenbande. und zur Wohlfahrt derer, die dir. dem Führer, anverlraut wurden, und denen du in jeder Lebens lage ein leuchtendes Vorbild sein sollst." Die letzten Worte hatte der Kranke erregt hervor, gestotzen. Die Folge davon war ein neuer Hustenansall, der de» jungen Körper auss heftigste erschütterte und ein hekti sches Fieberrot auf seine Wangen trieb. Mit Erstaunen hatte Vater Unruh auf seinen Sohn geschaut, den er niemals solcher Gedanken und Worte fähig gehalten hatte. Widersprechen konnte er nicht, waren doch die Gedanken des Sohnes auch mitunter seine eigenen ge wesen, wenn er sah, wie jeder nur in seiner eigenen Ideen welt ausging. „Das hast du schön gesagt, Junge, und böse bin ich dir gewitz nicht. Du sollst auch keine Ursache mehr haben, deine heutigen Worte wiederholen zu müssen, denn ich werde von öerlin—Cannes m Seit einigen Tagen besteht zwischen den Ländern des Nor dens und den sonnigen Gestaden des Mittelländische» Meeres «ine neu« Zugverbindung, die ebenso schnell wie komfortabel ist: der Riviera-Napoli-Expreß. Er ha« am Montag, den 3. Januar fein« Jungfernfahrt gemacht. Nach dieser ersten bis aus die Minute pünktlich und in jeder Beziehung glänzend verlaufenen Fahrt nimmt der Expreß nun dreimal wöchentlich feinen Weg vom Norden nach Sude»! wenigstens bis End« April, für die Zeit also, in der die Nordländer, soweit sic hier zu Zeit und Geld haben, gern« das Klima ihrer winterlichen Heimat mit dem milden Frühling des Südens vertauschen Der neue Expreß hat zwei verschiedene Ausgangs- und Endpunkte. Die Ausgangspunkte sind Berlin und Amster - dam. Berlin hat «ine besondere Bedeutung deshalb, weil es die Reisenden aus den nordischen Ländern — aus Dänemark, Norwegen, Schweden, den Randstaaten und Polen — aufnehmen und der neuen Verbindung zulc'ten soll. In Mannheim werden die von Berlin und Amsterdam ausgehenden Zugteile vereint und gemeinsam bis Mailand gekühlt. Dort wird der Zug wieder getrennt. Der eine Teil geht Uber Florenz- Rom nach Neapel, der andere über Genua entlang der Ri viera nach Tannes. Ein Wagen wird in Genua nach Ra- pallo abgezweigt. Vereinigung und Trennung der beiden Zugteil« vollziehen sich aus der Rückfahrt ganz entsprechend mit dem einzigen Unterschied, datz der Amsterdamer Zug das andere Rheinufer befährt. Der neu« Erpretz der deutsches, schweize risches, französisches und holländisches ltzebict durchführt, ist auf Grund einer Anreauna der Reichsbahnaelellschast nach lanaen letzt ast bester nach dem Rechten sehen, versuche nun aber etwas zu schlafen, denn das ungewohnte Reden hat dich stark mitgenommen. Ich werde jetzt «eben, nm noch recht- zelng zur Versammlung zu kommen. Also dann dls nachher!" „Auf Wiedersehen! Vater." In der Versammlung war Herr Unruh heute nicht ganz bei der Sache. Eine innere Erregung hinderte ihn daran, den Verlauf der verschiedenen Reden mit gewohntem Interesse zu folgen. Die inhaltsschweren Worte seines Sohnes gingen ihm immer wieder durch den Kopf. Früh zeitiger als sonst brach er daher aus und ging nach Hause. Die anderen waren noch nicht angelangt. Auf den Zehen spitzen betrat er das Krankenzimmer nnd zündete die Lampe an Als er sein Gesicht dem Bette znwandte. bemerkte er ans Kissen und Oberbett große Blutflecke. Nichts Gutes ahnend, stürzte er aus das Bett zu. Da lag sein Michel mit starr zur Zimmerdecke gerichteten Augen, in denen der Tod die Lichter der Beaeisieruna. die noch vor «»»»iaen Stunden so herzenswarm geschienen, für immer gelöscht hatte. Ein Blutsturz hatte keinem Leben ein Ende gesetzt. Den Lorbeer kranz hatte er sich noch von der Wand genommen und auf die Brust gelegt. Das Grün seiner Blätter wurde von dem frischen Blute unterbrochen, als wären rote Rosen durch den Kranz gestochten. Erschüttert von dem Anblick tank Vater Unruh in die Knie und erarisf die erkaltete Hand d-a Lohnes. Die Worie aber, die er 'etzt zn dem ^oten ipraM waren nicht mehr voller Ausflüchte wie vorhin, dr er dem Lebenden aeaenüberkasi. sondern waren bekce t von dem eifer»»» Wi"en. fortan für jene ^i»le 'N könnten, dke wie herrliche Kleinode in der Krone strebenden Menschentums erolänzen, und die lein Sohn nun erreicht hatte, da er das Examen vor keinem Schöpker nicht ,n stirchten brauchte. 28 8tunllen L<erhanlungen und Ueverwtndung mancher Schwierigkeiten des Fahrplanes zustandegekommen. Er wird von der Internationalen Schlaswagengesellschast („Wagonrs-Lite") belieben, die sür ihn moderne und luxuriös eingerichtete Stahlwagen zur Verfügung gestellt hat Die Wagen enthalten acht Einzelabteile 1 Klasse und vier Ziveierabtcile 2. Klasse die abends in Schlasräume umgewandelt werden. Die Einführung der 2 Klaffe in den Luxuszug bringt erfreulicherweise eine Erweiterung des Krei ses derer, di« sür feine Benutzung in Frage kommen. Die Fahrt mit dem blauen Expreß läßt den Reisenden ein Wunder an schöner Natur und vollendeter Verkehrstcchnik er leben. Man verläßt Berlin und seinen kalten, unfreundlichen Winter kurz nach Mittag. In gutem und tiefen Schlaf durch fährt inan zur Nachtzeit die Schweiz, hinauf zu den zerklüfteten, schneebekeckten Gotthard-Höhen, und'wieder hinab in die weiten Ebenen Oberitaliens Zum Frühstück grüßt uns im dämmern den Morgen das alte Mailand. In den Mittagstunden fährt man. nachdem man in kurzem Aufenthalt vom Zuge aus das prächtige Hafenbild von Genua genossen hat. an tausend reiz- vvueu b-lc<.iv»oua>ten entlang durch den Fluyung der Riviera. Blumen blühen, Früchte reifen, reiche Gärten dehnen sich, und glückliche Menschen bebauen und betreuen dies alles. Und im merzu brandet während der Fahrt an dieser herrlichen Küste entlang das Meer gegen die User, über denen nur wenig erhöht sich der Schienenweg der Bahn hinzieht Jeder Ort fast trägt einen weltbekannten Namen: die klangvollsten: San Remo, Monte Carlo Nizza und Cannes, der Endpunkt des neuen Zuges. Diele herrliche Stadt wird nach nur 28stündiger »ayrzeii «rrexyt Der .Uvlera-Expretz dringt al,o. evemo auch sein Napoli-Zweig, gegenüber der bisherigen Verbindung «ine Zeitersparnis von acht Stunden. Darüber hinaus erspart er, was für den Reisenden ebenso wichtig ist. «ine zweite Nachtfahrt. So ist also der Riviera-Napoli-Exprcß die beste und beherr- fchende Verbindung zwischen den Ländern des nördlichen Euro pas und dem Süden. Er ist zugleich Verkehrsverbesse rung und Verkehrswerbung. Er will dem inter nationalen Reiseverkehr, der über Deutschland nach dem Süden geht, di« bei der Läng« der Strecke erjordestiche Schaclligleii und Bequemlichleit geben und er soll zugleich den ausgedehn ten Nordllldverlehr der ersten Monate des Jahres in noch grötzerem Matze als bisher Uber Deutschland ziehen. Es gibt nichts, was von Natur aus so international wäre wie der Schienenstrang. Täglich vermittelt er Hunderten von Zügen und Tausenden von Menschen den Weg über die Gren zen und täglich ist hierzu ein« loyale und willige internatio nal« Zusammenarbeit erforderlich Von diesem Geiste einer über die Grenzen gerichteten Zusammenarbeit war bei der Junglernfahrt des Niviera-Napoli-Expretz. die die Vertreter der in- und ausländischen Presse vereinte, ein starker Hauch zu spüren. Er äußerle sich nicht nur in der besonders freundlichen und loyalen Art eisenbahnsachlicher Gemeinschaft sondern auch in einer liebenswürdigen Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft, die den Gästen im sremdcn Land zuteil wurden. * Der Niviera-Napoli-Expretz verkehrt bis End« April in bet- den Richtungen dreimal wöchentlich. Ab'Berlin sAnhalter Bnhnhofj Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Ab Cannes bzw. Rapallo, ab Neapel bzw. Rom Dienstag, Donnerstag und Sonntag. V/. Q „I^iebenszvürMLe Wahnsinnige" Die Australier bekamen mit eimal den Einsall, datz ihr« Hauptstadt Melbourne sür ein so grotzes Land von etwa sechs Millionen Einwohnern nicht mehr standesgemätz sei, und daß man sich unbedingt eine neue Hauptstadt zulegen müsse. SI« suchten sich also im Lande einen geeigneten Platz aus und san den dielen mitten tn der Wildnis. Jedenfalls ha« sie dabei der Gedanke geleitet, datz hier tn städtebaulicher Hin sicht noch gar nichts verdorben und noch all«, gut zu machen sei. Und die Hauptstadt der Australier, Canberra, genannt, hat noch alle diese Möglichkeiten des grotzartigen, modernen Ausbaues vor sich Im Mittelpunkt der Hauptstadt steht auf einem Hügel das weiße Parlament mit einem Oberhaus und einem Unterhaus, das allerdings nur für silnfzig Jahre zu reick>en braucht: dann soll es einem Monumentalpalast Platz machen, da man erwartet, daß bis dahin die Bevölkerung so sehr angewachsen sei, datz sie diesen Neubau aufzubrlngen ver möge Mit der Eröffnung des vorläufigen Parlaments über brachte der Herzog von Pork, der zweite Sohn des englische, Königs, der Regierung zwei Geschenke seines Vaters Das eine waren zwei Kästchen sür Stimmzettel. Sie waren getreue Nach bildungen der Originale im Unterhaus zu London, so getreu, daß sogar die Kratzer daraus eingraviert waren, die der englisch« Politiker Dladstone mit seinem Siegelring daraus angebracht hatte, wenn er die Kästchen wütend aus den Tisch schlug. Und das andere Geschenk ist der Stuhl sür den Sprecher des Unter hauses in Canberra, aus Eichenholz vom Dachstuhl der West minster Hall in London gebildet. Die Australier selbst sind humorvoll genug, um über di« neue Hauptstadt mit einem Auge zu lachen. Sie fragen wohl verwundert, warum eigentlich nicht sogleich «ine Unter, grundbahn hier angelegt worden sei. Eine Untergrundbahn in einem Ort, der neben dem Parlament nur einige wenige Wohnhäuser, dafür aber zahlreiche schnurgerade, in die Wildni: verlausende unbewohnte Alleen hat. Die Engländer, so erzählt ein australischer Reisender, hatte, die Australier lächelnd „liebenswürdige Wahnsinnige" genannt W « x! / vl/ 'M.' vLocUei-'s»» « '«7 st«>ll-'l >>->, ,ts^-' s. y 0iN>r ad lNontsg, «len 19 1anuav1931 /Aenrciien im Käfig mit Loneack Veickt, feltr Kortner» 8t» Sonntag, «len 18 Isnusn 1931 Die unvollkommene Lke MWWW Wov-sntais4.6.15.8.7 0 / Sonntag 3.Hn Vkocbenlag» 4, 6.15. » 3» 8onn'ag3. 5, -1. 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