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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140203015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914020301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914020301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-03
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Morgen 'Ausgabe ko» r»>pr>a UN» Vorort, »orch vvf«, krSatt vLAU AVp» » » ua» Sproltour» »mal »a-Nch la» yau» grbrachtr monotU» l.rr m., v>,rt,l>ührllch 1.71 m. s«t örr Vrlchüftost«»,, uas^a ZlUal,a uaS Nu»gad»ft«U«n adgrhottr moaatllck» IM., ol,rt«llahrllch S M. vurch »l, postr laa«rl>ald V»utschlaa0» an» S«r »ratsch«, »oloat«, moaatUch t^o M., vlrrtrljührllch 4^« M., ouoschllr-Uch postdoftollgotö. va» Lagrdlatt «scheint wrrktag» »mal, Sona, u. Zrtrrtas» Imal. 2a Leipzig, den Nachdarortra aa» »ra Ort«, mit riarara Zllialen wird Sie -idraöoaogod« aoch am sidraü 0« «rschetn«»» in» hau« -«liefert. VerUoer Rrüaktioar 2a deaAeUea 17, Zrrasprrch-Noschiug: Moabit vr.447. Amtsblatt des Rates und des polyeiarrrtes der Stadt Leipzig ««Saktloa »ab SrschLstosirU», )ohaan«o,assr Nr.« » Lrrnsprrch.sinschluS Nr. 740«, >4443 ua» 14044. ISS, Jahrgang ffn;rlaenpr-lfe: voa aa»wLrt»Z0 Pf., N,kiam«> >.« M.. Hamill««» u. klrlnr sinzrta«, bt» Petit,»«» aur« Pf., 2as«at« »oa V«HSr»«, im amtlichen Teil »>, pevtzeil« S« Pf. S,schast«aazrl,,a mit plahoorschrlst >m Preis» «hbbt. Nadatt nach karis. oetlagegediihr: chesamtaasl. 5 M. da« kaasea» aaoschl. posl-ebühr. Na,ei,ra.Na»adm»: ^obaaatogaffe», bet sümtUchea killalea 4r« Leipzig, ikagedlattr» aao all«, siaaoarea-Eepebittoa«, üe» 2a» uab Nuoioabe«. cheschSstoftell«für Veriln u.bl« pr.SranSendarg: dtrekvon Walter Zlie-el, V»rUa w. I». Margaretheastraß« 4. Zerasprech-Maschlaß: Lützow »47i. Nr. 60. vlenslsg, üen 3. Februsr. ISlt. Das wichtigste. * In Gegenwart des Königs Friedrich August fand am Montag nachmittag in Leipzig die Jubelfeier der Oekonomifchen So zietät statt. (S. Ber. auf Seite 9.) * Die Zweite Kammer erledigte am Mon- rag einige Eifenbahnangelegenheiten und mehrere Petitionen. (S. Ber.) * Der Zaberner Kreisdirektor Mahl ist nach Thann im Oberelsaß versetzt worden. (S. des. Art.) * Am Montag nachmittag fand in Dortmund die Beerdigung von 22 Opfern der Gruben katastrophe auf der Zeche „Minister Achenbach" statt. (S. Letzte Dep.) * Die Betriebseröffnung der soeben vollendeten Tang anjik abahn in Dcutsch-Ostasrika ist in einigen Monaten zu erwarten. (S. Kol.) * Der griechische Ministerpräsident Denizelos ist am Montag nachmittag in Petersburg ein getroffen und wird an einer Konferenz mit dem Minister des Auswärtigen, S'asonow, und dem ser bischen Ministerpräsidenten Pasitsch unter dem Borsitz des Zaren teilnchmen lS Ausl.) der Vatikan und -er -rutsche Sotschasterstreit. In der Zentrumspresse wird Tag für Tag über die Lage der christlichen Gewerkschaften gestritten, und wie das nicht anders sein kann: das Persönliche tritt stark in den Vordergrund. Es ist natürlich ganz uumögltch, den Kardinal Kopp von der Sache, die er vertritt, zu trennen, und wa-S nun gar seinen Gesinnungsfreund und Mitstreiter, den Grafen Oppersdorfs au- geht, so hat dieser von vLrnherein mit aller Lucht den persönlichen Kampf geführt, so das; er sich nicht wundern kann, wenn setzt die stärksten Pfeile aus ihn abgeschossen werden. Er ist für die „Kölnische Volksztg." der eigentliche Frie densstörer, er wird verantwortlich gemacht für den schweren Schaden, den er dem deutschen Katholizismus zufügte, und das Blatt sam melt eifrig alle Stimmen aus dem Lager der christlichen Gewerkschaften, die sein Auftreten verurteilen. Seine Zeitschrift „Klarheit und Wahrheit" wird übel mitgenommen und Herr Karl Bachem beschuldigt sic unerhörter Ver drehungen. Herr Zustizrat Dr. Karl Bachem ist bei dem ganzen Streite, wie bekannt, sehr stark beteiligt, ^da es seine Politik ist, die auf dem Spiele steht. Er hat in verschiedenen vielgelese- nen Schriften das Schlagwort: „Heraus aus dem Turm" verarbeitet, womit gemeint war, daß das Zentrum sich nicht aus seine befestigte Stellung verlassen, seine Politik nicht allein auf dem konfessionellen Gedanken aufbauen dürfe. So ward er selbstverständlich auch zum Verteidiger der christlichen Gewerkschaften gegen über dem streng-konfessionellen Berliner Ver band; er war der Mann der „Kölner Richtung", und die Enzyklika des Papstes war für ihn ein Wetterschlag, der seine besten Saaten zu zerstören drohte und tatsächlich zum guten Teile verdarb. Diese Tatsache konnte die Zentrumspresse natürlich nicht zugeben. Sie hat mit fast rüh rendem Eifer immer wieder versucht, die Les art aufrechtzuerhalten, wonach „eigentlich" mit dem Gebote des Papstes ein Auskommen recht gut möglich sein müsse, zumal da der Vatikan das Bemühen der deutschen Bischöfe, den Ge-' werkschaftsstreit zur Ruhe zu bringen, aufs wärmste würdige und unterstütze. Das „West fälische Volksblatt" in Paderborn brachte noch dieser Tage „aus durchaus zuverlässiger Quelle" eine längere Rechtfertigung des Bischofs von Paderborn, die eben weil sie eine Recht fertigung des Bischofs ist, auf eine Verurteilung des Gegners, des Kardinals Kopp, hinaus läuft. Es heißt darin: „Wir können aus bestimmtester Kenntnis der Tatsachen noch hinzufügen, daß der Bischof von Paderborn über sämtliche Vorgänge, die mit der Interpretation vor und nach dem Essener Kongreß zusammenhängen, dem Heiligen Stuhle von Anfang und bis in die jüngste Zeit beständig und rückhaltlos Bericht erstattet e." Das glauben wir gern; aber der Erfolg? Wir haben schon in unserer letzten „Umschau" auscinandergesetzt, weshalb die Annahme, Kar dinal Kopp habe, als er durch seinen Brief an Oppersdorfs den Gewerkschaften von neuem die Duldung aufsagte, ganz auf eigene Verantwor tung gehandelt, ausgeschlossen sein muß. Wir haben behauptet, es sei selbstverständlich, daß Kardinal Kopp des Einverständnisses des Vatikans mit seiner Auffassung sicher sei. Unsere Meinung wird bestätigt durch folgende Mitteilungen unseres 8-Mitarbeiters in Rom. Er schreibt: Es wird uns zur gleichen Sache noch berichtet: „Die Meldung, wonach dem Kardinal Kopp die Mißbilligung des Vatikans ausgesprochen worden sei, wird in Breslau als aus der Luft gegriffen be zeichnet. Im übrigen hätte dem Kardinal auch fern gelegen, die Gewerkschaften herauszufordern und Rom vor eine Entscheidung zu stellen. Die Entscheidung der Kurie sei zudem längst eine feststehende Tatsache. Die Geistlichkeit der Diözese Breslau stehe geschlossen hinter dem Fürstbischof in der Gewerkschaftsfrage." Liberalismus un- Konservatismus in Sachsen. Nach dem Artikel des Abg. Hettner im .Leip ziger Tageblatt" vom 28. Januar und der Erwide rung des Abg. Opitz in verschiedenen konservativen Blättern ist wohl der konjervativeKartell- gedanke als endgültig abgetan anzu sehen. Ihn haben die berufenen Wortführer der nationakliocralen Partei in aller Form abgelehnt. Warum bei den Nationalliberalen keine Gegenliebe dafür vorhanden ist, kann Herr Opitz nicht begreifen, und er bemüht sich in edlem Eifer um die national liberale Sache, die Notwendigkeit des Gegenteils dem Abg. Hettner begreiflich zu machen. Durch solches Bemühen wird der Sache ein Zug ins Gro- teste beicesügt. Herr Opitz als erfahrener Prak tiker müßte sich doch eigentlich selbst sagen, daß In halt und Form seiner letzten Aeußerung gegen „den Herrn Landgerichtsdirektor" nur eine Wirkung Haden können, die zu dem gewünschten Ziel in ent gegen« esetzter Richtung liegt. Er und andere Leute, die gleichfalls den tieferen Sinn der Parteioerschiebungen unserer Tage, vor allem die Annäherung der beiden libera len Parteien nicht begreifen können, seien hier in Kürze auf die wesentlichsten Momente, die dabei mitwirken, erneut hingewiesen. Herr Opitz be zog sich in den „Dresdner Nachrichten" vom 27. Januar auf die angebliche Feindschaft der Fortschrittler gegen die bestehende Schutz zollpolitik. woraus er den Nationalliberalen wegen ihres Wahlbündnisses in der Lausitz einen Vorwurf ableitete. Daß die Schutzzollpolitik nicht Landessacke sondern Reichs fache ist, das.Bündnis aber für die „Der Meldung einiger deutscher Blätter (u. a. der „Tägl. Rundschau"), wonach die Kurie und mit ihr auch der Heilige Vater die öffent liche Herausforderung des Bischofs von Pa derborn durch den Kardinal Kopp schmerzlich empfunden habe, muß mit aller Entschiedenheit widersprochen werden. Die Verbreiter dieser Meldung haben offenbar nicht die geringste Ahnung von der derzeitigen Stimmung im Vatikan und von den Strömungen in denjenigen politischen Kreisen, mit deren Hilfe der Vatikan das kirchenpolitische Wetter zu machen gewohnt ist. Es hieße doch dem hoch betagten Kardinal Kopp eine Uebereilung zu trauen, wenn er entgegen den Wünschen oder auch nur den Tendenzen der Kurie sich in einer Frage soweit vorwagen wollte, daß er eine Be richtigung vom Papste zu gewärtigen hätte. Mir ist von einwandfreier Seite, einem Monsignore, der mit Kardinal Kopp erst bei seinem letzten Aufenthalt in Rom Ende November v. I. eine längere Aussprache gehabt hatte und der die Einzelheiten des vorliegenden Konfliktes aufs genaueste kennt, versichert worden, das; aucb nicht der mindeste Anlaß für den Vatikan vor liegt, dem Breslauer Kirche »für st en die aufsehenerregende Stellung nahme zu verübeln. Seine damalige No- vembersahrt nach Rom hatte ja unter anderem den Zweck, den Vatikan über die Frage der christlichen Gewerkschaften aufzuklären. Außer dem beriet damals der Kardinal Kopv mit dem Papst über gewisse politische Angelegenheiten im Orient, so über das Protektorat üoer die Mff- sionsgesellschaften, zuletzt auch über die Be strebungen einer Annäherung zwischen Quirinal und Vatikan und deren Wirkungen ans die anßer- italienische Welt. ES ist ja doch hinlänglich bekannt, daß der Heilige Vater den Standpunkt des Kardinals Hopp völlig teilt. Und es gilt in gut unter richteten vatikanischen Kreisen als ausgeschlossen, daß der Papst dieser seiner festen Ueberzeugung nunmehr aus Opvortunitätsrücksichten ein Opfer bringen würde. Icki habe auch allen Grund auzunehmen, daß sogar die Form der er ueuten Stellungnahme Kopps gegen den Pader borner und Genossen vorher in Rom einer ein gehenden Erörterung unterzogen worden ist. Man vergesse doch ja nicht, daß Graf Oppersdorfs beim Papste ?er»onu gratissimu und auch bei anderen hochmögenden Persönlichkeiten im Va tikan mehr Einflns; besitzt als die gesamten Stützen der Kölner Richtung. Man kann nur lächeln über die krampfhaften Bemühungen der Herren Bachem und Gen., cs so darzüftellen, als ob sie in Rom einen Halt hätten. Nein! Le diglich der Umstand, daß sic hinter sich den Heeresbann des Zentrums habe», verhindert eine noch schärfere Stellungnahme des Vatikans, der mit gegebenen Größen zu rechnen weiß. Sein Bestreben geht darauf hinaus, die Position der Anhänger der Kölner Richtung innerhalb des Zentrums zu schwächen. Und dazu trägt mit dem Grafen dessen römisch-polnische Verwandt schaft (Fürst Radziwill) Wesentliches bei." * . * sächsischen Landtagswahlen geschaffen wurde, sei nur nebenbei festaestellt. Nachdem jedoch Herr Opitz selbst Fragen der Reichspolitik hereingezogen hat. wird es uns erlaubt sein, das Gleiche zum Zweck der Er widerung zu tun. Ohnehin kommen wir ohne Be trachtung des Ganzen, d. h. der Wechselbeziehungen Mischen Reich und Bundesstaaten und zwischen den Bundesstaaten untereinander selbst bei politischen Fragen unserer Landespolitik nicht mehr aus. Die deutsch-konservative Politik seit 1909 hat sich nun mit dem Sturz des Fürsten Bülow, mit der Ablehnung derErbanfallsteuer und mit der Ablehnung der Permögenszuwachssteuer den charakteristischen Unterton gegeben Die Verweige rung jeder Wahlrcchtsvcrbesserung durch die preußisch Konservativen und die damit zusammen hängenden Angriffe auf den „demokratischen" Reichstag lieferte die politischen Obertöne. Der so geschaffene Akkord wird von allen bürgerlichen Parteien von allen deutschen Stammesvölkern und. wre man hört, von vielen deutschen Bundesfürsten als ein peinlicher Miffklang empfunden. Gerade das Zentrum, der verhätschelte Liebling des heutigen Koniervatismus, hat sich darüber aufs deutlichste ausgesprochen. Unsere sächsischen Ohren haben noch ranz besonders schrille Töne von sächsijch-kowervativer Seile beim Kampf um eine aelstes, reierc Volks > chulc zu hören bekommen Ehe also Herr Opitz Anlaß nimmt, nationalliberale Führer über die von ihnen zu ver folgende Politik belehren zu wollen, geben wir ihm den Rat. zunächst über die Mängel der neueren konservativen Politik gründlich nachzudenken und. soweit es sein Einfluß vermag, deren Beseitigung anzustreben. Nicht ohne Grund halten wir seiner Politik das Wort entgegen: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Was nun die Entwicklung des deutschen Libera lismus anlangt, so können wir mit Recht auf er freuliche Tatsachen verweisen. Bütows Ver dienst und das bleibende Ergebnis seines Blocks ist die Heranziehung des Linkslibera lismus zu positiver nationaler Mit arbeit. Die Unduldsamkeit eines Eugen Richter ging mit ihrem Träger zu Grabe. Heeresfragen, Kolonialfra^en, Wirtschastsfragen sind heute für den Linksliberalismus nicht mehr Dinge grund sätzlicher Opposition. Was das zu be deuten hat, lehrt die Erwägung, daß im jetzigen Reichstag der Gesamtliberalismus an Man daten dem Zentrum gleichstark gegenüverstcht. Diese Bedeutung ist in voller Wucht bei der Hecres- vorlage und ihrer Deckung 1913 in die Erscheinung getreten. - Die schlechtesten Früchte sind das nicht! Wenn cs dagegen dem sächsischen Liberalismus bis jetzt nicht gelang, seine kulturpolitischen, freiheitlichen Anschauungen durchzusetzen, so ist das nicht etwa der Krajt der entgegen gesetzten to^ervativen Anschauungen, sondern nur der verfassungsmäßigen Bevorzugung des Kon servatismus in der Ersten Kammer zu verdanken. Auch wenn der preußische Liberalismus, der sich neuerdings zu einem praktisch erreichbaren Ziel für die Wahlrechtsreform geeinigt hat, dieses Ziel sobald nicht verwirklicht sieht — obgleich schon jetzt rm preußischen Abgeordnetenhaus dafür eine Mehrheit mit dem Zentrum vorhanden tst — w dat der Konservatismus auch diese Erfolglosigkeit liberaler Bemühungen nicht seiner Kraft, sondern nur seiner Macht in Preußen zuzuschreiben. Nach der Wirtschaftspolitik allein, um die ja jetzt die größte Sorge der Konservativen gehr, lägt sich die Stellung der Parteien nicht bestimmen. Wirt schaftspolitisch hat überdies auch der Linksliberalis mus von den Tatsachen der Entwicklung zu lernen verstanden. Wie man im Wahlkampf Borna-Pegau täglich sieht, werden gerade in dieser Frage von Kon servativen offene Türen eingerannt. Aber „der Mensch lebt nicht vom Brot allein". Seit der Wandlung des Linksliberalismus zu einer nationalen Partei positiver Mitarbeit ist das Gemeinsame mit dem National- tlberatlsmus in kulturpolitischer und sozialer Hin sicht wie auch in der ganzen Ltaatsauffaßung zur Geltung gekommen. Die Werte, um die es dabei geht, in deren Schätzung wrr allerdings im Gegen satz zu der konservativen Orthodoxie ebenso wie zu dem konservativen Gefelljchaftsideal völlig anderer Meinung sind, führen mit innerer Gewalt die beiden liberalen Richtungen zusammen und machen eine Politik der doppelten Moral, ein Tragen auf zwei Schultern für jeden absolut objek tiven Nanonalliberalen zur Unmöglichkeit. Gerade die Ansichten des Konservatismus über die Art ber Bekämpfung der Sozialdemokratie, die. wie kürzlich in Colbitz Herr von Liedert, der Vor sitzende des Verbandes zur Bekämpfung der Sozial demokratie, selbst zugab, völlig ergebnislos gewesen ist, werden vom Ge.amtliberatismus als falsch erkannt. Eine Bekämpfung von außen, durch Ausnahmegesetze und andere Zwangsmittel führt eben höchstens zur Unterwerfung, nicht aber zur Ueberwindung. Wie in diesem Blatte öfters aus geführt, sehen die Liberalen in der Ueberwin- düng der Sozialdemokratie von innen heraus ihr Ziel. Das alles trennt nach rechts und links, das einigt in der Mitte. Von diesen Erwägungen her, die hier nur ange- deutet werden können, kommt die Erkenntnis für den gesamten deutschen Liberalismus von der Not wendigkeit einer Einigung. Denn „Einigkeit macht stark". Und Stärke muß endlich doch zur Macht führen. Denken wir an die Leistungen des Liberalismus der 70er Jahre im Reich und in Sachsen. Ein durch geschichtliche Erfahrung geläuterter Liberalismus ist nach unserer Ueberzeugung zu noch größeren Leistungen fähig. Dazu muffen wir ihm 1915 in Sachsen ver helfen durch liberale Einigung und durch ent schiedenen Austrag unserer politischen Gegen sätze nach rechts und nach linls. Daß uns ein Abkommen der von Herrn Opitz gewünschten Art daran hindern und die liberale Ee,chlossen„eit zertrümmern muß, ist obne Zweifel. Deshalb ist der konservative Bündnisantrag abgetehnt worden. Aus dem verdroßenen Aeiger des Herrn Opitz wollen wir aber nicht den Schluß ziehen, als >el dieser Effekt der eigentliche Zweck seiner heißen Be mühungen gewesen. Dr. Max Kuhn. Zum Regierungswechsel in -en ReichslanSen schreibt unser Berliner (D-Mitarbeiter: „Es hat an den leitenden Stellen, wie wir hören, angenehm berührt, daß die neuen Männer des Rcichslandcs von den Berliner liberalen Blättern wie von der elsaß-lothringischen Presse im allgemeinen nicht unfreundlich begrüßt wor den sind. Dabei ist, möchten toir glauben, die Presse auf dem rechten Wege gewesen: die neuen Männer stellen kaum ein besonderes Programm dar. Und dann ist cs doch so, wie wir ans Grund unserer Kenntnis schon am Sonnabend früh hier andenten konnten: Bevor Gras Wedel ein willigte, noch länger in Straßburg zu bleiben — als «Statthalter und als Platzhalter zugleich —, hatte er sich über die Persönlichkeiten vergewis sert, die ihm vou nun an beigegeben werden sollten. Daß er sich bereit erklärte, mit ihnen zusammen zu arbeiten, beweist besser, als alle Vorschußlorbeeren, die nach alter Gewohnheit den neuen Herren um ihre Schläfen gewunden werden, daß sic nicht nach Straßburg gehen, um dort etwa in der Tonart des Preußen bundes Politik zu machen. Von Gras Roedern versicherte man uns im übrigen an unterrichteten Stellen, daß er alles andere eher sei, als ein ostelbischer Reaktionär. Bei dem bayrischen Franken von Stein wird man ähnliche Nei gungen ohnehin kaum vorausgesetzt haben. Der Unterstaatssekretär der Justiz ist noch nicht ge- fnnden. Nach ihm ist man noch aus dec Suche. Ob darüber hinaus auch in bezug auf die endgültige Gestaltung der Dinge in Straßburg bereits irgendwelche Entscheidungen getroffen wurden, ist im Augenblick kaum z» jagen. Der Name des derzeitigen Reichskanzlers wird in diesen Zusammenhängen ja noch immer genannt. Er wird vielleicht jetzt sogar noch häufiger ge nannt, als früher. Privatim hat der Kanzler, ivie heute bestätigt wird, die Absicht, nach Straß bürg zu gehen, allerdings bestritten; dennoch be hält — die Auffassung wird, soviel wir wissen, auch in den Kreisen unserer Zentralbehörden geteilt — die Kombination etwas Bestechendes. Es ist leicht möglich, daß Graf Wedel nur deshalb noch in Straßburg bleibt, und der Kanzler nur darum noch in Berlin, weil man in einem Zeitpunkt internationaler Vertrags verhandlungen, wie der gegenwärtigen, es gern vermeidet, einen Wechsel an der leitenden Stelle unserer auswärtigen Politik vorzunehmen." Die „BayerischeStaatszeitung" schreibt in eine in „Rundblick durch Rcichsland": Die neueren 'Verhandlungen des Reichstages über die Vorgänge im Reichslandc bestätigten die an dieser Stelle aus gesprochene Erwartung: Sie verliefen wesentlich ruhiger, als man vielfach anzunehmen geneigt schien, und gaben damit die Gewähr, daß auch in dieser allen Deutschen gemeinsamen Frage eine besonnenere Auf fassung Platz greifen werde. Das Rcichsland. durch gemeinsame blutige Opfer crstritten, gehört dem gan zen deutschen Volke. Nichts ist charakteristischer dafür, wie tief dieser Gedanke im Volke eingewurzelt ist, als die leidenschaftliche und stürmische Anteilnahme, die das deutsche Volk an jenen Ereignissen bekundet hat. Die Augen ganz Deutschlands sind auf die weitere Entwicklung Elsaß-Lothringens gerichtet. Millionen treuer und guter Wünsche geleiten das Werk der Versöhnung und des Aus gleichs. das die neuen berufenen Männer, begrüßt von der vertrauensvollen Erwartung der Nation, zu unternehmen sich anschicken. Diese Wünsche sind ge tragen von der Einsicht, unter welch außerordentlich schwierigen Verhältnissen unsere brave Armee dort auf dem Posten steht, und welch heikle Aufgabe es für die Verwaltungsbehörden dort bedeutet, unter verständnisvoller Berücksichtigung der berechtigten Eigenart der Bevölkerung Autorität und Gesetz auf- rechtzuerhalten. Wie aus Straßburg gemeldet wird, ist Kreis direktor Mahl in Zabern nach Thann (Oberelsaff) und Kreisdirektor Dr. Beycrlein in Thann nach Zabern versetzt worden. S Weihbischof Zorn von Bulach über Zabern. Der Straßburger Weihbischof Zorn von Bu lach, de: Bruder des Staatssekretärs, hat der „Köln. Volks,ztg" mitgetoilt, daß er die Absicht hatte, eine Schrift über die Vorfälle in Zabern herauszugeben unter dem Titel: „Eine ernst kritische Stimme zu den Vorgängen in Zabern." Nachdem er aber Kenntnis erhalten habe von den Debatten im Reichstag am 2t. Januar, sei er der Ansicht, daß es vorzu- ziehen sei, zu schweigen. Um aber Irr tümern über seine bekannt gewordene Absicht vorzu beugen, erklärt der Weihbischof, daß es ihn als Elsässer geschmerzt habe, daß wegen der bedauerlichen, aber menschlich erklärlichen Vorgänge in Zabern seine lieben Landsleute im Reiche verkannt und verurteilt würden. Man solle sich vor Verallgemeinerung hüten. Als Mitglied der Ersten Kammer von Elsaß Lothringen, beseelt von dem Wunsch, daß Elsaß- Lothringen zu einem selbständigen Bundesstaat er hoben werde, müsse er es tief bedauern, wenn dieses schöne Werk gefährdet oder aufgegebcn werden sollte. Der AVcihbischof empfiehlt, wenn man schon das System der „starkem Hand" einführen wolle, auf die Eigenart der Elsaß-Lothringer Rück sicht zu nehmen und mit Verständnis, Milde unid Festigkeit zu regieren.
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