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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.02.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140205010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914020501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914020501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-05
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Seite 2. ne. S4. Morgen-Rusgave. Leipziger Tageblatt. sc, müsse mm, auch die natürliche Preissteigerung und das Sinken de« Geldwertes berücksichtigen. Auf die Erwähnung der ablehnenden Haltung der deutschen Regierung in der Frage der Beschickung der Ausstellung in SanFrancisco er klärte der Staatssekretär des Auswärtigen von Iagow, daß für diese Haltung keine politischen, sondern lediglich wirtschaftliche Gründe, ins besondere die ablehnende Haltung unserer Industrie, maßgebend gewesen seien. Auf eine weitere Frage erwiderte der Staats sekretär: Ueber die Beibehaltung des Mittelmeergejchwaders kann gegenwärtig noch kein Beschluß gefasst werden. Sie hängt von der weiteren Entwicklung der politischen Lage ab, die noch nicht zu übersehen ist. Ein Mitglied der Fortschrittspartei stellte fest, daß bezüglich eines Rüstungsabkommens positive Vorschläge von keiner Regierung vor lägen, daß aber die Kommission bereit sei, solche Vor schläge ernsthaft zu prüfen. Staatssekretär v. Tirpitz betonte, daß ohne das Matz von Flottenstürke, wie es im Flottengejetz zum Ausdruck komme, die Anbahnung des besseren Ver hältnisses zu England wahrscheinlich nicht vinge- treten wäre. Wir hätten daher allen Grund, an unserem bewährten Flottengejetz festzul>alten. Der Staatssekretär hob nochmals hervor, datz Deutschland bezüglich des Deplacements und des Kalibers nie mals Treiber gewesen sei und auch nie Treiber sein werde. Das letztere erkannte ein sozialdemkra- tischer Abgeordneter als richtig an. Hierauf wurde der Titel „Gehalt des Staats sekretärs" bewilligt. Weiterberatung Donnerstag, den 5. Februar, vormittag. * * (Ls könnte scheinen, als bestehe zwischen den heutigen Ausführungen des Staatssekretärs v. Tir^itz und der gestrigen Rede des eng- lischen Staatssekretärs Gr eh ein Zwiespalt. Offenbar hat Herr v. Tirpih Wert darauf gelegt, gewisse Wünsche (Lnglands als nicht unerfüllbar hinzustellen. Nach unseren gestrigen Mitteilun gen wird es aber wohl richtig sein, daß die englische Regierung nicht im Zweifel gelassen worden ist, über das, was Deutschland nicht will. Ob das in streng amtlicher Form geschehen ist, bleibt zweifelhaft,da sich weder Greh noch v. Tirpitz darüber äußerten. Jedenfalls bedeutet die Rede Greys, wie wir gestern ausführten, einen gewissen Abschluß. Der vorläufige Ver zicht Englands auf eine weitere Betreibung des Abrüstungsgedankens wird erst recht erklärlich, wenn man die Aeußcrnngen des Staatssekretärs v. Iagow hinzunimmt. Hiernach haben die Verhandlungen zwischen Deutschland über wirt schaftliche und kolonialpolitische Fragen zu einer Annäherung und einer Verständigung geführt. Das Ergebnis kann noch nicht bekanntgegeben iverden, cs wird aber, ivic Herr v. Jagow meint, in beiden Ländern befriedigen. Es fällt nicht schwer, daraus den Schluß zu ziehen, daß das Ergebnis für England wertvoll genug ist, um ihm die Frage der Abrüstung zurzeit wenigstens als die minder wichtige Sache crscl-cinen zu lassen. Es wäre in der Tat eine höchst unzweck mäßig» Politik, wenn England jetzt auf einem Abrüstungsabkommen bestehen sollte, das dem andern Teile nicht genehm ist und darum in einem Augenblick, wo man Hand in .Hand zu arbeiten wünscht, die gute Stimmung gründlich verderben könnte. Es ist überflüssig, daran zu erinnern, daß sowohl das Ehurcyulschc Wclt- fcicrjahr, als auch die sogenannte Relation, d. h. die Bindung an ein bestimmtes Bauvcrhältnis für Deutschland auf eine nachteilige Festlegung hinauskommen würden, zumal da England, wie bekannt, in beiden Fällen für sich besondere Vorbehalte zugunsten der eigenen Handlungs freiheit oder, was auf dasselbe hinauskommt, zugunsten seiner Kolonien zu machen gedenkt. k*oliMetie UeberlieM Vie Zahrt sächsischer Lan-tagsabgeor-neter nach Oberwiesenthal. An der am Mittwoch veranstalteten Sonderfahrt von Dresden nach Oberwiesenthal beteiligten sich über fünfzig Herren, darunter fast sämtliche Landtagsjournalisten. Die Ankunft in Oberwiesen thal erfolgte gegen 12 Uhr. Die Teilnehmer begaben sich nach kurzer Begrüßung durch den Bürgermeister Pilz nach dem Sporthotel von Oberwiesenthal, wo das Mittagessen eingenommen wurde. Im Ver laufe der Tafel begrüßte Bürgermeister Pilz noch mals die Gäste mit herzlichen Worten und wies auf die Entwicklung der Sportverhältnisse im Er.zgebirge sowie auf den Aufschwung hin, den die ganze Gegend dadurch erlangt habe. Die Derkehrsvcrhält- nisse feien allerdings noch verbesserungsbedürftig. Redner schloß mit einem Hoch auf den König von Sachsen. Im Anschluß hieran begrüßte der Vor sitzende des Verkehrsoerbandes Sachsen Dr. Jaeger- Letpzig ebenfalls die Teilnehmer an der Sonder fahrt und schloß mit einem Hoch auf die Zweite Ständekammer. Präsident Dr. Vogel dankte beiden Rednern für den herzlichen Empfang und gab der Hoffnung Ausdruck, datz die von ihnen geäußerten Verkehrswünsche, wenn auch nicht sogleich, so doch mit der Zeit erfüllt würden. Der Präsident brachte zum Schluß ein Hoch aus auf Oberwiesenthal sowie auf alle, die die Erschließung der Gegend gefördert haben. — Die Teilnehmer begaben sich sodann nach dem Fichtelberg. Im Fichtelberg-Restaurant wurde der Kaffee einaenommcn und dann ging's mit Hörner- bzw. Rodelschlitten wieder hinunter nach Oberwiesen thal, wo man sich im Hotel „Stadt Karlsbad" zu einem Abendschoppen zujammcnfand und freudig zu- sammenblieb bei Vorträgen des erzgebirgischcn Toch ters Anton Güntzer. Gegen 6 Uhr wurde die Heim fahrt angetreten und gegen r/^11 Uhr trafen alle Teilnehmer wieder in Dresden ein. Vie neuen Männer in Etfasi-Lothringen. Mit Bezug auf die im „Bayerischen Kurier" vom 3. Februar enthaltene Zuschrift „Die neuen Männer in Elsatz-Lothringen" wird der offiziösen Korrespon denz Hoffmann in München von wohlinformierter Seite aus Berlin mitgeteilt, daß die Ernennung de« Grafen Roedern vom Reichskanzler im Einvernehmen mit dem Statthalter erfolgt ist, weil er als ein besonders hervorragender Iustizbeamter gilt. Fast die gesamte Presse, und zwar gerade die fortschrittlichen Blätter, heben seine Tüchtigkeit hervor und betonen, wie oorurteils- lo« er im Verkehr mit Männern der verschiedenen politischen Richtungen ist. Die Alldeutsche Presse allerdings scheint über die vom Preußenbund ab weichende Richtung des Grafen Roedern nicht sehr erfreut zu sein Was die Nachfolge des Grafen Wedel anlangt, so ist weder an die Kandidatur eines deutschen Prinzen noch an diejenige des Reichskanzlers zu denken. * In den Zivilklagen der Zaberner Einwohner gegen den Militärfiskus auf Schadenersatz ist den meisten Klägern von der Zaberner Gemeindebehörde das Armen recht zugestanden worden. Der frühere Be schluß der Zaberner Stadtverwaltung, die Kosten der Zivilklagen auf die Stadt zu übernehmen, war von der Aufsichtsbehörde beanstandet worden. Zur Reichstagsersatzwahl in Sirnbaum- Samter. Am 9. Februar tritt'in Posen der deutsche Zentralwahlausschuß für den Reichstagsersatz- wahkkrcis Biriibauin-Schwerin-Samter-Obornit zusammen und wird als gemeinsamen deutschen Kandidaten den Rittergutsbesitzer von Haza- Radlitz auf Löwitz im Kreise Mcse- ritz aufstcllcn. Herr von Haza-Radlitz, ein deut scher Katholik, ivird, falls er gewählt werden sollte, als Hospitant der deutsch-konservativen Partei beitreten. Unmittelbar nach der Prokla mierung des deutschen Kandidaten tvird von deutscher Seite mit der Wahlagitation in dem Wahlkreise begonnen iverden. Es ist großer Wert darauf gelegt worden, einen Katholiken als Kandidaten zu proklamieren, da der LSahlkreis 67 Prozent katholisch und die Zahl der deutschen Katholiken besonders in den Kreisen Birnbaum und Schwerin sehr stark ist. Die Auslegung der Wählerlisten beginnt am 12. Februar. Den Deutschen kommt diesmal zustatten, daß am Wahltage, am 17. Mürz, der weitaus größte Teil der Sachsengänber bereits abgewandert ist, und an der Wahl nicht mehr teilnehmen kann. Die Polen sind übrigens schon seit mehreren Wochen außerordentlich eifrig mit der Wahl agitation beschäftigt. Deutsche» Reich. * Die Reise des Kronprinzen nach Deutsch-Ost- afrika. Die „Germania" läßt sich von unterrichteter Seite versichern, datz eine Reise des Kronprinzen nach Doutsch-Ostafrika nunmehr in bestimmte Aussicht ge nommen worden ist, und zwar im Zusammenhang mit dem Protektorat, das der Kronprinz über die dies jährig« Ausstellung in Daressalam übernommen hat. * Der deutsch« Kronprinz und seine Einführung in die Staatsverwaltung. Wie die „Dtsch. Tgsztg." er klärt, soll der Landvat des Kreises Rügen, Freiherr von Maltzahn, auf ein Jahr beurlaubt werden, um den Kronprinzen in Angelegenheiten der Staats verwaltung und des öffentlichen Lebens zu unter richten. — Diesen Unterricht hatte der Kronprinz ehe dem doch aber schon bei dem Geheimen Ober regierungsrat von Falckenhayn m dem Mini sterium > des Innern erhalten. Der Freiherr von Mwltzahn ist übrigens, wean wir nicht irren, derselbe, der als Landvat von Grimmen sich durch sein rigo roses Vorgehen im Sinne konservativer Parteipolitik betätigt hatte. * Auszeichnung. Der „Reichsanz." meldet: Der Kaiser hat dem General der Infanterie z. D. Grafen Vitzthum von Eckstädtala suite des 2. Jäger bataillons Nr. 13, den Verdienstorden der Preußischen Krone verliehen. — Dem Staatssekretär Dr. Del brück verlieh der Herzog von Braunschweig das Großkreuz des Ordens Heinrichs des Löwen. — Der deutsche Botschafter in Konstantinopel, v. Wangen heim, erhielt vom König von Italien das Groß kreuz des St. Mauritius- und Lazarusordens. * Die beiden deutschen Militärflieger dürfen nach einer Meldung der halbamtlichen „Agence Havas" Lunöville endlich verlassen. Die Unter suchung der Militärbehörden in LunSville ergab nichts Belastendes für die deutschen Offiziersflieger. Der Kriegsminister gab daraufhin bezüglich der Abreise einen günstigen Bescheid. Der Minister des Innern übermittelte dem Präfekten des Departe ments Meurthe-et-Mosell« die Instruktion, daß die Offiziere nach Deutschland zurückkehren könnten. Der abmontierte Apparat wird mit der Bahn zurückgeschafft. * Balentini bleibt. Wie das Wolffsche Tele graphenbureau von zuständiger Seite erfährt, ist das von einer Berliner Korrespondenz verbreitete Gerücht von einem bevorstehenden Wechsel in der Leitung des Geheimen Zivilkabinetts des Kaisers vollständig gegenstandslos. * Die Reichstagskommisfion für die Errichtung eine» Kolonialgerichtshofes erledigte am Mittwoch den Rest des Gesetzes in erster Lesung. Eine Resolution der Volkspartei, baldigst eine Verwal- waltungsgerichtsorganisation für die Kolonien zu schaffen, wurde nach der entgegenkommenden Er klärung des Vertreters des Kolonialamts an genommen. Vor Eintritt in die zweite Lesung begründete ein Nationalliberaler einen Antrag auf Einholung eines Gutachtens des Reichsgerichts über die Gefährdung der Rechts einheit beim Bestehen eines besonderen Reichs- kolonialgerichtshofes. Der Staatssekretär des Reichs justizamtes war gegen den Antrag, da es sich nicht um eine Rechts-, sondern um eine Organisations frage handle. Ebenso der Staatsiekretär des Reichs kolonialamts. Der nationalliberale Antrag wurde abgelehnt. * Die 19. Kommission de» Reichstag» zur Be- ratung des Entwurfs detr. den Verrat mili- tärischerGeheimnisse nahm den ersten Absatz des 8 1 in folgender Fassung an: Militärische Geheimnisse im Sinne des Gesetzes find Schriften, Zeichnungen und andere Gegenstände ldte im Entwurf einbezogenen „Nach richten" werden gestrichen), deren Geheim- Haltung im Interesse der Landesverteidigung erforderlich ist. « Ein« ausfällig« Beförderung. Der „Berl. Lok.- Anz." wcitz zu melLen, datz mit der Führung der Garde-Kavalleriodiokfion Generalmajor vonPelet- Narbonne beauftragt worden ist, der bisher die 30. Kavalleriedivifion in Straßburg befehligt« und im Kriegsgericht gegen den Obersten von Reuter den Vorsitz führte. — Diese Ernennung, die zum Teil ja wohl ein Avancement für den Generalmajor be deutet, wird sicher Aufsehen erregen und vielfach, wenn auch nicht immer in freundlichem Sinne, kom mentiert werden. * Gegen die Fahrkartensteuer. Die württem - bergt iche Zweite Kammer nahm einen Antrag an, in dem die Regierung ersucht wird, im Bundes rat für möglichst baldige Aufhebung der Fahr kart en st euer einzutreten unter der Voraus- setzung, datz der dadurch entstehende Ausfall ohne Erhöhung oer Matrikularbetträge gedeckt wird. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker erklärte, datz er mit diesem Anträge einverstan den sei, da dieser der Regierung eine Stütze bieten werde, wenn dort wieder einmal die Frage der Auf hebung der Fahrkartensteuer zur Sprache komme. Vielleicht werbe die Steuer noch einmal abaeschafft werden. Einer Erhöhung der Matrikularoeiträge würde sich die Regierung mit aller Entschiedenheit widersetzen. * Zn der Sitzung der reichsländischen Zweite« Kammer am Dienstag teilte im Verlaufe einer Ge schäftsordnungsdebatte Präsident Dr. Ricklin mit, daß ihm der neue Staatssekretär erklärt habe, er wäre sehr gern zu der Sitzung gekommen, aber am Erscheinen verhindert gewesen, weil er sich die Beamten des Ministeriums habe vor stellen lassen müssen. Der Staatssekretär habe ihn gebeten, ihn bei dem Hause zu entschuldigen. Man sehe also, datz der Staatssekretär alles getan habe. Ob er eine Erklärung abgeben wolle, wisse er sder Präsident) nicht. An eine Erklärung des Staats sekretärs könne sich aber jedenfalls eine Diskussion nicht anschließen, weil sie nicht auf der Tagesordnung stehe. * Zn den Ausschuß des Mitteleuropäischen Wirt schaftsvereins wurden in letzter Sitzung gewählt Staatsrat v. Mosthaf, Präsident der Württem- berglschen Zentralstelle für Handel und Gewerbe, Lusensky, Direktor im Preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe, und Stu ff mann, Erotz- laufmann, in Brüssel. Ausland. Zrankreich. * Auch Grey kommt nach Paris. Es ist nunmehr bestimmt, so meldet ein Drahtvericht aus Paris, 4. Februar, datz Staatssekretär Edward Grey das englische Königspaar bei seinem Besuch in Paris begleitet. Es ist sehr selten, datz der eng lische Minister des Auswärtigen sich an der Seite seines Könrgs befindet, wenn er einem fremden Staatsoberhaupt einen amtlichen Besuch macht. Unter König Eduard Vll. ist dies kein einziges Mal gejchehen. Von Sir Edward Grey insbesondere ist es bekannt, datz er es nicht liebt, den Kanal zu durchqueren. Um so bedeutungsvoller ist lein Ent schluß. der augenscheinlich den Zweck hat, der fran zösischen Regierung ein Unterpfand für die Festigkeit des freundschaftlichen Einvernehmens zu bieten und die Besorgnisse zu zerstreuen, die hier nach der Abrüstungsredc von Mr. Lloyd George auf getreten sind. Selgien. * Das Erbe König Leopolds. Ein Dvahtbericht meldet aus Brüssel, 4. Februar, datz das Abkom men, bas die belgische Regierung mit den drei Prinzessinnen, den Töchtern des verstorbenen Königs Leopold, getroffen hat, zwei gesetzgeberische Maß nahmen erfordert. Dem Parlament wird ein An trag zugehen, der das Abkommen sanktioniert, und zwar dergestalt, daß die Prinzessinnen jeden weiteren , Anspruch auf den Nachlaß ihres verstorbenen Vaters aufgeben. Dex zweite Antrag betrifft die Immol bilien und Liegenschaften, die König Leopold in Frank reich und anderen Ländern besetzen hat. Namentlich seine Besitzungen in Frankreich werden in den Besitz des belgischen Staates übergehen. Aber diese Rege lung ist nicht leicht, weil nach dem französischen Gesetz ein ausländischer Staat in Frankreich nicht besitzen darf. Die Regierung wird also entweder Trans aktionen vornehmen lassen oder hier durch Stroh männer zu verhandeln haben. Die Erledigung dieser Rechtsfrage bietet einige Schwierigkeiten und hat sie auch bereits schon einmal geboten, als vor etwa 15 Jahren König Leopold die sogenannte „Kron domäne" einrichtete, der er auch seine Schlösser im Süden von Frankreich abtreten wollte. Es kann möglich sein, daß der belgische Staat auch den Aus weg einschlägt, die Besitzungen in Frankreich zu ver kaufen, wenn ihm ein derartiger Antrag von dem belgischen Parlament zugeht. Italic«. * Die Kammerradikalen bleiben hinter Eiolitti. Die radikale Kammerfraktion hat, wie ein Telegramm aus Rom, 4. Februar berichtet, in ihrer gestrigen Versammlung, der 52 Abgeordnete bei wohnten, nahezu einstimmig die Unabhängig keit der Fraktion gegenüber den Beschluß des Kongresses ausgesprochen, der dem Kabinett Giolitti den Krieg erklärt. Die Fraktion will allein über ihre parlamentarische Taktik die Entscheidung in der Hand behalten. Sonach wird der Kongreß beschluß fürs erste nicht zu einer Ministerkrise führen. Die beiden radikalen Minister Sacchi und Credaro werden abwarten, ob die Fraktion zur Opposition übergeht, was immerhin möglich ist, wenn das Kabinett bei seinem Liebäugeln mit den Konser vativen und Klerikalen verharrt. Ein parlamen tarisches Bündnis der Radikalen mit den Sozialisten ist indes ausgeschlossen, da die letzteren mit keiner bürgerlichen Partei zusammengehen wollen und zu unbedingter Opposition gegen Eiolitti ent- chlotzen sind. Rußlan-. * Zu den Offiziervausschreitungen wird aus Petersburg, 4. Februar, telegraphisch berichtet: Ein Tagesbefehl an das Militär erwähnt die jüngst vorgekommenen Ausschreitungen von Offizieren, die einenMangel an moralischer Einwirkung und Sorgfalt seitens der Kommandierenden und älteren Kameraden erkennen ließen. Der Kaiser wandte dieser Erscheinung seine ernsteste Aufmerksamkeit zu. Er befahl dem Kriegsminister, strengste Maß nahmen zu ergreifen, um solchen Ausschreitungen vorzubeugen. Der Kriegsminister seinerseits lenkt die Aufmerksamkeit der Befehlshaber darauf, daß die Mängel in der militärischen Erziehung der Offiziere auf eine mangelhafte innere Ord nung in dem betreffenden Trupoenteil Hinweisen, dessen Kommandeur feiner Aufgabe nicht gewachsen erscheine. Türkei. * Die Wiederherstellung de» Balkanbunde» be- reitet, wie ein Telegramm aus Konstantinopel 4. Februar meldet, der Türkei manche Sorge. Man rechnet hier mit der Möglichkeit, datz der Peters burger Aufenthalt des Mmisteroräsidenten Peni se l o » die letzten Hoffnungen auf eine Berständigung mit Griechenland zerstört und die Bildung eines neuen Balkanblocks mit Ausschluß der Türkei vorbereitet. Man sucht dieser neuen Ge fahr entgegenzuwirken, indem man den in der Türkei lebenden Griechen große Zugeständnisse verheißt und ihnen jetzt schon kleine Gefälligkeiten erweist. Der Vorschlag des Königs von Rumänien, den Aegäischen Inseln unter dem Schutze Europas Autonomie zu gewähren, findet wenig Anklang. Donnerstag. S. /edrvar 1914. Sulgarien. * Wider «ine «unäheruna an de« Dreibund. Die radikal-demokratische Partei hat, wie ein Telegramm aus Sofia, 4. Februar, meldet, in ihrer Sitzung am 28. Januar eine einstimmige Protestkundgebung beschlossen gegen die von der Reglerung rundgegebene Absicht einer Politik der Annäherung an len Dreibund, insbesondere an Oesterreich-Ungarn. Die Partei fordert in ihrer Ent schließung den König und die Regierung auf, die äußere Politik Bulgariens im Sinne einer Annäherung an die Balkanstaaten zu orien tieren, da einzig und allein in einer solchen dem Dreibund entgegengesetzten Politik die Garantie für die friedliche Entwickelung Bulgariens liege. Griechen!««-. - Das Verhältnis zu Albanien. Drahtlich wird aus Ath«n, 4. Februar, gemeldet: Die der Regierung nahestehenden Blätter, die noch vor kurzem in der Epirusfrag« Wider st and bis zum Neußer- sten predigten, beginnen jetzt, offenbar auf Weisung von oben her, wesentlich mildere Töne anzufchlagen. Sie weisen darauf hin, daß ungeachtet des Schmerzes, den jedes griechische Herz über den Verlust des Nord- epirus empfinden müsse, die Herstellung normaler, ja freundschaftlicher Beziehungen zu Al- banien in Zukunft geboten sei. Griechenland habe das größte Interesse daran, datz Albanien ihm nicht entfremdet und ins Lager seiner Feinde, Bulgariens und der Türkei, hinübergezogen werde. Der Begeg nung Ventzelos mit dem Prinzen Wied wird ganz besondere Bedeutung für die ferneren Be ziehungen der beiden Länder zugeschrieben. Es wird betont, daß schon die Rücksichtnahme auf das be freundete Rumänien mindestens ein korrektes Ver halten zu Albaniens neuem Fürsten erfordere. Ein« lange Dauer des epirotischen Aufstandes gegen die albanesische Annexion erscheint also bei dieser Haltung der griechischen Regierung aus geschlossen. Mexiko. * Zur Freigabe der Waffenausfuhr. Aus Mexiko, 4. Februar, wird drahtlich beuchtet: Der amerikanische Geschäftsträger O'Shaugnessy benachrichtigte alle Fremden indirekt von der Frei gabe der Waffenausfuhr nach Mexiko durch seine Regierung. Viele Fremden bereiten ihre Ab reise vor. Präsident Huerta äußerte, er lasse O'Shaugnessy die Pässe aus diesem Grunde nicht zu stellen. Die Freigabe des Waffenhandels würde seine Haltung gegenüber den Vereinigten Staaten und den Nordamerikanern in Mexiko nicht beein- flussen. Weiter meldet ein Telegramm aus New Orleans, 4. Februar: Nachdem die Verordnung, die den Waffenhandel nach Mexiko fr ei gibt, veröffentlicht worden war, erfuhr man, daß hier und in den Nachbarftädten 14 000 Gewehre, 15 Millionen Patronen, 60 Revolverkanonen und vier Maschinen gewehre lagerten, um nach Mexiko durchgeschmuggelt zu werden. Koloniales. 20 Zahre deutscher Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika. Ueberall da, wo man in deutschen Landen sich des Besitzes unserer schönen Kolonien erfreut, wird man am 8. Februar gern der wackeren und Helden wütigen Männer gedenken, die in treuer Pflicht erfüllung auf ferner Wacht im Osten Afrikas Zu Deutschlands Ehre und Ruhm tätig sind. An diesem Tage wurde vor 20 Jahren durch allerhöchste Ka binettsorder die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika errichtet, die durch aufopfernde Waffentaten uns die endliche und dauernde Besitzergreifung des Schutzgebietes ermög lichte. Unzertrennbar mit d«n ruhmreichen Taten der Kolonialkrieger ist der Name Major v. Wiss- manns verbunden, der der eigentliche Schöpfer unseres ostafrikanischen Kolonialgebietes ist. Es ist nicht nur das ungesunde Tropenklima, das den Dienst der Schutztruppe in Ostafrika so unendlich mühevoll und schwer macht, sondern noch bis zum Jahre 1906 hatten ihre Angehörigen mit der Niederdrückimg großer Aufstände zu tun. Die klimatischen Verhält nisse verlangen nun, daß bei der Auswahl des Maun- schaftsmaterials dem Tropenklima unbedingt in erster Linie Rechnung getragen werden muß. So kommt es, daß wir in Deutsch-Ostafrika an der Seite deutscher Schutztruppler farbige Soldaten, di« „As- karis" fechten sehen, zu deren Ehre man hervorheben mutz, datz sie tüchtige und brauchbare Soldaten dar stellen. Erst durch die Einrichtung einer ständigen Schutztruppe war eine friedliche kulturelle Arbeit in den neuerworbenen Gebieten ermöglicht. Nicht nur datz unter ihrem Schutze blühende Siedlungen ent standen, die Angehörigen der Truppe haben sich auch auf den verschiedensten kulturellen Gebieten betätigt, so im Ackerbau, in der Viehzucht, der Erbauung wohnlicher Stätten, der Wasserversorgung u. a. Sv sehen wir, wie jeder einzelne Mann der Schutz truppe vom Offizier bis zum einfachen Gemeinen herunter gleichsam als Pionier für die innere Kolo nisation des Landes Bahn schafft. Naturgemäß ist dazu die Erhaltung der Schlagfertigkeit besonders erforderlich, denn nur durch das höchst erreichbare Matz der Kriegstüchtigkeit können die Schutztruppen, ganz gleich ob in Ost- oder Westafrika, ihren hohen Anforderungen gerecht werden. Daß diese Aufgabe, dem Reich seine Schutzgebiete nach jeder Richtung hin zu sichern, der Kaiserlichen Schutztruppe nicht allzu leicht gemacht wird, lehrt ein Blick auf dos Stärkeverhältnis der Schutztruppe zur Kopfzahl der Eingeborenen: so müssen in Ostafrika 261 Europäer, davon 68 Offiziere, 42 Sanitätsoffiziere, 18 Beamte, 138 Unteroffiziere und 2472 farbige Askaris 7 500 000 Eingeborene in Schach halten. Wer einmal diese gewaltige Ueberzahl der Eingeborenen sich vor Augen hält, wird sagen müssen, datz eigentlich unsere Macht mittel in den Kolonien nur gering sind. Um so mehr ist zu bewundern und anzuerkennen, wie die Schutztruppe in den 20 Jahren ihres Bestehens mit verhältnismäßig geringen Mitteln Trotzes geleistet hat. Solange unsere Kolonialtruppen das Glück haben werden, Männer wie Wissmann, von Francois und Morgen an ihrer Spitze zu sehen, darf das Reich beruhigt seinen kolonialen Besitz in sicheren Händen wissen. Und dieses befriedigende Bewußtsein, das wir allein dem Wirken der Schutztruppe verdanken, wird uns erneut am 8. Februar an di« Dankbarkeit gegen all jene heldenmütigen Männer erinnern, di« auf schwarzer Erde, fern der Heimat die schwarzweiß- rote Flagge hochhalten und ihr Ansehen zu ver schaffen wissen. kür »wpSackUod» Ltucker zur Hautpflege unentbehrlich ist tägliche Waschung mit tLoliL»««rlS weil sie sich durch ihren Gehalt an edlem Myrrholin mit seinen antiseptischen, heilenden und neubtldenden Eigenschaften seit saft 20 Jahren als einzigartige Ton«tte-Grsundheit»srife bewährte. chm»
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