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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140221022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914022102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914022102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-21
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Abend - Ausgabe lür >e»»?»0 »nS Vorort« Surch vnfrr» LrS,«r V»AUA sprkts » . UN- SpeüUtur« Im»! tägttek tn» hau» -rbrachtr moootN» I.4S M., vt«rt«YSI>rU<k S.7L M. S«t ürr »eschSft»ft«U«, uns,rn ZMol«n uaü Nu,gad«st«U«n abg«h»Ur monatlichlM.,v>rrlrijahrllchSM. Durch St« poft: tnn«rhald Veutschlanü« unS Ser -rutsch«, Kolonien monatlich t^S M.. otrrt«ljShrlich 4.L0 M., auoschlirtzUch pvstbrstrUgclS. Da, Letpxtgrr Lag«dlatt «rschrint werklao» rmal. Sonn- u. §«>rrtag» tmal. In Lrip-ig, Srn Nachbarorten unS Sen «Prien mit eigenen Ztltalra wir- Si« ftbrnSauogad« noch am ftdrnS üe» Erscheinen» in» hau» geliefert. Serltnrr Neüoktion: InüenZelten l7, Zernsprech-ftnschluft: Moabit Nr. 447. Amtsblatt des Rate» und des polizeurmtes der Stadt Leipzig NeSaktton unS SeschSftostell«: lohannisgass« Nr.«. » Zernsprcch-ftnschluy Nr. I4S42. 14S4I unS I4S44. ISS. Jahrgang Anzeigenpreis-: von auswart» 3S ps., Nrklamen I.2S m., kleine Anzeigen Siepetitzell« nur 2Spf.b.wl«S»rkol.Kad.,Inserotr vonSrborüen im amtlichenLeil Sie Petit- zeit« LS ps. Seschästsanzeigen mit plabvorschrlst im Preise «rhöht. Nadatt noch Laris. Sellagrnr »elamtaufl.r M. Sa»Lausen-au»schl.poftg»dübr. ftn^ig«n»ftnnabm»: Zohanntsgaft«», bei sämtlichen Zilialen Se» L«lpzlg«r Lagebiatte« unS aUen ftnuonecn-Lxpeüitioaen Se» In. unü fturlan»«». S«schSft»st«Ue für Serlin u. Sie pr. vrant endurg: vircktionWalterZllegrt, verlln w. IS. Margarethenftratze ». Zcrnsprech» ftnschlug: Lukow »471. 1914 Nr. 95 SonnsdenS, ürn 21. Februar. Das wichtigste. * König Ludwig von Bayern plant für den Monat Juni eine Fahrt nach 'N incrit a. (S. Dsch. R.). * Der Reichstag beriet am Sonnabend über die Novelle zum M i l i t ä r st ra f g e s c tz b u ch. Nach längerer Debatte wurde die Novelle an eine besondere Kommission oon21 Mitgliedern verwiesen. (S. Letzte Dep.) * Aus Paris verlautet, daß England die neuen Hebriden an J-rankreich ab^ zu treten beabsichtige. (S. Ausl.). * Bon den bei der Exvlosion im Frankfurter E l e k t r i zi t ä - s w c rk schwerverletzten Beamten sind zwei ihren Verletzungen erlegen. (L. Rachr. v. Tage). * Ein Ric s cnbrand zerstörte die Zucker ¬ fabrik M. B. Teller in Sedlctz. (T. Rachr. v. Tage). Jabern und die „Norddeutsche". Unser ^-Mitarbeiter schreibt: Di« leidige Zaberner Angelegenheit soll offenbar doch nicht zur Ruhe kommen. Noch am 18. Februar war an dieser Stelle der Hoffnung Ausdruck gegeben worden, datz es nunmehr möglich sein werde, die noch offenen Zweifel leidenschaftslos zu lösen. Man durfte nach des Kanzlers eigenen Worten glauben, daß gerade eine solche Behandlung der Sache seinem Sinne entspreche. Umsonst! Konservative Blätter sprachen den entsetzlichen Verdacht aus, datz die Re gierung mit dem Reichstage — man ergänze: mit „diesem" Reichstage, der die Heeresvorlage be willigte — über die Kommandogewalt „zu diskutieren gedenke". Dieser Wink von konservativer Seite ge nügt, um den Kanzler sofort zu beruhigenden Er klärungen in der „Norddeutschen" zu veranlassen. Er kann es nun einmal nicht vertragen, wenn von dieser Seite seine Gesinnungstüchtigkeit angezweifelt wird. Der Reichstag, so wird schleunigst erklärt, soll „Aus kunft" über die rechtlichen Zustände erhalten, wenn er sie haben will, aber nicht mehr. Mit ihm über Kommandogewalt auch nur reden: schaudcrvoll, höchst schaudervoll! So unsympathisch dieses sofortige Nachgeben vom rein menschlichen Standpunkte sein mag, so lasse man sich dadurch von der ruhigen Betrachtung der Rechts frage nicht abdrängcn. Drum sei wiederholt: Die Grenzpfähle zwischen den polizeilichen Befugnissen des Militärs auf der einen, der Zivilbehörden auf der anderen Seite können schlechterdings nicht allein von der Kommnndogcwalt gesetzt werden. Darüber bestimmt das Kes«tzcsrecl,t der einzelnen Bundes staaten. Da dieses Recht nicht ganz miteinander über- cinstimmt, mutz eben die vom Kanzler zugesagte e i n- heitllche Regelung erfolgen. Die Frage, ob dies durch Reichsgesetz oder durch inhaltlich übereinstim mende Landesgesetze geschehen soll, wird bekanntlich verschieden beantwortet. Schlietzlich ist das aber eine Frage von sekundärer Bedeutung, wie des lieben Friedens halber zugegeben werden mag. Die ein heitlich« Regelung selbst kann nur in dem Sinne ge troffen werden, datz das Eingreifen des Militärs in der Regel — also abgesehen von den besonderen Fällen des Notstandes, der Notwehr usw. — von einem Ersuchen der Zivilbehörd« abhängig ist. Dies ist bekanntlich der Standpunkt süddeutscher Regierun gen, von dem nicht abgehcn zu wollen sie bereits er klärt haben. Hiermit in Widerspruch steht die preu- tzische Kabincttsord«r von 1820. Datz sie neben der preutzischen Gesetzgebung, insbesondere der Verfassung, kein« Geltung hat und daher zu Unrecht noch in die — den Oberst v. Reuter natürlich bindende — In struktion von 1899 ausgenommen worden ist, darüber besteht, glauben wir, an den matzgebenden Stellen im Reiche und in Preutzen kein Zweifel mehr. Also muh zunächst einmal dies« Kabinettsorder formell auher Kurs gesetzt werden, was schmerzlos geschehen kann, indem sie zurückgezogen wird. Ob dies genügt und ob schon hiermit gleiches Recht in allen Bundes staaten geschaffen sein wird, oder ob noch andere Rechtsnormen geändert, abgeschafft oder neu erlassen werden müssen und endlich in welcher Form, das alles wird ja wohl im Schohe der verbündeten Re gierungen erwogen. Das ist eben die vom Kanzler zugesagte „Regelung". Das hat aber doch im Grunde mit der sogenannten Kommandogcwalt — wessen? des Kaisers oder auch der anderen Bundesfürsten? — nichts zu tun. Di« Kommandogewalt kann erst einsetzen auf dem Boden des bestehenden Rechts, indem sie ihre In struktionen erlätzt. Diese Auffassung stützt sich schlietz lich auch gar nicht mit dem Pronunziamento der „Norddeutschen", und es ist darum doppelt schmerz lich, dah man ganz unnötigerweise den ^Empfindungen der einen schmeichelt, die der anderen kränkt. Es besteht aber doch allerseits der Wunsch, die leidige Sache friedlich aus der Welt zu schaffen. Ins besondere denkt niemand daran, die Kommando gcwalt, so wie sie sich historisch entwickelt hat und gilt, irgendwie anzutastcn. Noch eins: die Erwägungen über die „Regelung" und — als Vorfrage — über die rechtlichen Zustände „schweben" noch. Seit der letzten Rede des Kanzlers, also bald einen Monat lang. Ja, worüber brütet man denn noch? Warum arbeitet man denn nicht einmal mit „militärischer" Kürze? Das ganz gleiche Nebel der Langsamkeit sahen wir bereits bei den Strafverfahren wegen der Zaberner Vorfälle, und zwar auch dort, wo eigentlich nur Vernehmungen in der Kaserne nötig waren. Unseres Erachtens mutzte cs möglich sein, der Zabern-Kommission sofort bei ihrem Zusammentritt „Auskunft" über die rechtlichen Zustände, besser noch: darüber, was inzwischen ge schehen sei, zu geben. Statt dessen lätzt man einen Kommissar erklären, datz Erwägungen „schweben", und erläutert dann dessen an sich ganz klare Dar legungcn im Moniteur. Wir sind überzeugt: am nächsten Donnerstag, wenn die Kommission sich wieder versammelt, schwebt alles noch. Und dieser Schwebe zustand wird fortdauern und immer wieder kommen, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, bis es endlich Männer gibt, die wissen, datz Regieren be deutet: Sich entschließ«». Der Gedanke, datz manchem das Zwielicht des Schwebezustandes angenehm sei, ist zu hählich, als datz wir ihn nicht schleunigst ver bannen sollten. politiletie UeberlieM Memungsverschie-enheiten in öer -rutschen Militürmission! Die „Agcnce Fournier" lätzt sich aus Konstantinopel melden: Es steht fest, dah sich 'Meinungsver schiedenheiten in der deutschen Militürmission ergeben haben, insbesondere zwischen dem General L i tir a n v. 2 a n d « r s und dem Obersten v. 2 treni st e l. Der Konflikt hat in den deutschen Kreisen Konstantinopels peinliches Aufsehen hervorgerufen, und man sucht die Gründe für die Streitigkeiten mit der verschiedenen Auffassung beider Offiziere über L«n Thrakter der deutschen Militürmission uird die Grenze ihrer Machtvollkommenheit zu erklären. In Kreisen der deutschen Mission sucht man di« Angelegenheit zu unterdrücken oder aber zum mindesten den peinlichen Eindruck der ganzen Affäre zu verwischen. Man er klärt, dah dies« Meinungsverschiedenheiten keine wei teren Folgen haben werden, uitd dah der Urlaub des Obersten v. Strempel nur von ganz kurzer Dauer fern wird. Die Nachrichten einiger ausländischer Blätter über ein Scheitern der deutschen Militärmission sind bereits dementiert worden. Sie werden dahin erklärt, datz es sich bei oer Abreise einiger deutscher Offiziere, um solche Persönlichkeiten handelt, deren Kontrakt mit der Türkei jetzt abgelaufen sei und die nach Deutsch land zurücklehren. Man wird daher gut tun, die Les art Les französischen Blattes mit einiger Vorsicht aufzunehmen, zumal von keiner anderen Seite eine Bestätigung dieser Nachricht vorliegt. Datz ungünstige Nachrichten über die deutsche Militärmission immer und immer wieder in der ausländischen Press« auf tauchen, zeigt, wie unangenehm das Vorhandensein der deutsch m Militärmission an manchen Stellen emp funden wird. Dresden, 21. Februar. 'Nach dem Militärverord- nungsblatt ist der Hauptmann und Kompaniechef im 1«i. Infanterie-Regiment Nr. 182, Schi er Holz, mit Pension und der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des Regiments zur D i s p o s i t i o n g c st e l l t wor den. Hauptmann Schierholz ist mit der deutschen Militärmission nach Konstantinopel gereist und mit höherem Offizicrsrange in die türkische Armee eingetreten. Graf Zeppelin und -as Lustverkehrsgesetz. Graf Zeppelin ist von der Rcickrsregie- rnng ersucht worden, sich als Gutachter über die Frage zu äußern, inwieweit die gegen das geplante Lnslverlehrsgesetz erhobenen Bedeuten Beachtung verdienen. Obschon der Entwurf erst vor kurzem dein Reichstag in der vom Bundes rat beschlossenen Fassung zngegangen ist, haben sich zu seinen Einzelheiten bereits zahlreiche kri tische Stimmen geänssert. Angesichts der von Tag zu Tag wachsenden Erfolge unserer Luft vivniere ist es nur natürlich, daß auch für die Ordnung der Rechtsfragen auf diesem von der Technik neu eroberten Gebiet das Interesse der Juristen und des Laienpubliknms wachgcrufcn wird. Rock' hasten in frischer, schmerzlicher Er iunerung die schweren Unglücksfälle, die über die deutsche Luftflotte hereingebrock>en sind und zahlreiche Opfer an Menschenleben gefordert haben. Es ist unabweislich, daß die Summe dieser trüben Erfahrungen auf eine beschleunigte Regelung der in Betracht kommenden Rechts Verhältnisse in einem Sondergesetz drängt. Im Vordergrund stehen hierbei die Fragen der per- mögensrechtlichen Haftung für die durch Luft fahrzeuge angerichteten Schäden an Gut, Gc sundheit und Leben, während demgegenüber die strafrechtlichen und allgemeinen Äestimmungen über behördliche Genehmigung, Ausstellung von Führerzeugnisscn, Verstaatlichung von Flug unternehmen usw. an Bedeutung zurücktreten In Anlehnung an das im Automobilgesetz zum Ausdruck gelangte Prinzip der Betriebs- oder Gefährdehaftung ist dem Entwurf ein angemes scner Ausgleich zwischen den Rücksichten auf die eigentümlichen Gefahren des Betriebes der Luft fahrzeuge und den berechtigten Ansprüchen der Geschädigten durchaus gelungen. Zu berücksich tigen ist hierbei namentlich gegenüber der Bc slimmuug einer Höchstgrenze für die Haftung, die dem Automobilgesetz nachgebildct ist, daß die Ansprüche verletzter Insassen eines Luftsahr zeugs nicht unter die Bestimmungen dieses Sondergesetzes fallen. Wenngleich wohl an den der Billigkeit entsprechenden Grundsätzen des Entwurfs die verschiedenartigsten 'Ausstellungen gemacht werden, so kann der Appell an das fach männische Urteil des Grafen Zeppelin nnr bc grüßt werden. Seine autoritative Stimme wird „Leer Gynt", Zweiter Teil. Unser Berliner Schaulpielreferent schreibt unterm 19. Februar: Der zerstückle „Peer Gynt" wurde heute im Königlichen Schauspiel haus zur Strecke gebracht. Zerstückt, aus geflickt, mit Dietrich Eckardtschen Poesien geschmückt! Ibsen hat es sich nicht träumen lasten, datz sein irrender Selbstling, als er an der Küste von Marokko der gemischten Reisegesellschaft den bescheidenen Plan eines Weltkaiiertums entwickelt. Anno 1914 zu Berlin höchst aktuell den Balkankönigen seine Gering schätzung aussprechen würde. lUnd noch dazu im diplomatischen Hoftheoter!) Tas ist nur eine von den vielen Modernisierungen der Ewigkeits dichtung durch den bösen Dietrich. Nett war u. a. auch, datz ielbiger Peer Gynt im orientalischen Zelt, nachdem ihn der Gcrtenschlag der untreuen Anitra getroffen, eine Anspielung auf westeuropäische Per versitäten einflocht. . . . Die an sich unbedeutenden Kleinigkeiten beleuchten die staunenerregende Re spektlosigkeit, Mit der sich ein Knirps an dem Eigen tum des Geistriesen vergriff. Doch weder der Bearbeiter, noch der Zauber einer Ausstattungsoperette tonnte das „Eyntsche Selbst" ganz verdunkeln. Und wenn man auch gerade Stellen gestrichen hatte, die, wie des Pfarrers Grabrede im letzten Akt, sür den philo sophischen Bau oer Dichtung unentbehrlich sind, die eigentliche Bühnenhandlung des „Peer Gynt" wurde für Zuschauer, die nicht tiefer dringen wollen oder können, in dieser „populären" Darstellung leichter faßlich In diesem Sinn hat einmal Strindberg das Theater eine „tzwlin puowrum" genannt. Für die Wechselwirkung zwischen Bühne und Publikum bezeichnend war der Beifall bei offener Szene, der den Peer Gynt belohnte, als er lim Zelt) sein Lied zur Laute vorgetragen hatte. Man gab sich ange nehmen Erinnerungen an Herrn Clewings Chansons in den Altberliner Possen hin! Clewing war übrigens als der ernüchterte welt liche Streber besser als am Vorabend, da-den wilden jugendlichen Lügner der phantastische Dämon hätte umsprühen sollen Dem schiffbrüchigen Greife gab er, wenn auch nicht Ibsens tiefste Weisheit, so doch einen würdigen Schein. Es bleibt anzuerkennen, datz gute schauspielerische Technik sich redlich um eine übergroße Aufgabe mühte. Helene Thimig ent- täuschte mich einigermaßen als Solveig. Innig keit ist ihr eigen, aber die Wandlung der bräutlichen Treue in mütterliche Güte war ihrer Hellen Jugendlichkeit nicht erreichbar. Die letzte Szene: Peer» Erlösung in den Armen Solveigs, die ein Menschenleben lang auf ihn gewartet hat, versagte trotzdem auch diesmal nicht ihre überwältigende Macht. Da strömt mit höchster Dichtungsschönheit, überschwänglichergreifend. Griegs Musik nr Eins... In den Nebenrollen laber „Nebenrollen" hat Ibsen eigentlich nicht ge schaffen!) steckte das Beste der Aufführung. Krautz- necks ernster, vergeistigter Knopfgietzer, Ledeburs „fremder Passagier" (der Tod). Eggelings „Ma gerer" (Satanas): das waren Figuren wie aus einem alten Meistergemälde. Auch Frl. Heislers ver führerische kleine Anitra sei nicht totgeschwiegen. Herrn Vallentins Professor Begriffenfeldt ver dient eine Verbeugung. Denn nicht des Schau spielers Schuld war es, daß man seine wichtige Szene im Irrenhaus, die als groteske Realität ge dacht ist, ganz mißverständlich zu einer schemenhaften Vision machte. Die wunderliche „Peer Eynt"-Aufsührung des Königlichen Schauspielhauses trug — trotz einzelner starker Eindrücke — zur Lösung des auf diese Dich tung gerichteten Bühnenproblems nichts bei. Denn eine Abirrung lzu Dietrich Eckardt, dem „Bearbeiter"!) konnte dem Ziele nicht näher kommen. Ilvrmcvn liieuxl. Kunst un- Wissenschaft. * Das Wesen des Strophenliedes bildete das Tbema, über das Dr. phil. Alfred Heu ß im Verein für Voltswohl sprach und mit dem die Vortrags reihe zur Vertiefung des musikalischen Verständnisses fortgeietzt wurde. Der Redner zeigte, wie das Wesen des Strophenliedes auf den innigen Kontakt zwischen dem Willen, der Seele des Textes und der Musik beruht und die Musiker sich daher die Strophe zum Ausgangspunkte wählen, die nach ihrer Auffassung die Grunvstimmung des Liedes am besten zum Ausdruck bringt. Daraus erklärt es sich — wie an zahlreichen Chorälen und Volksliedern gezeigt wurde — daß die Musik oft nicht zum Texte zu passen, ja sogar schlecht zu sein icheint. Als besonders markantes Beispiel hierfür hob der Redner die Volksweise „Freude schöner Götterfunken" heraus. Hier laßt sich klar feitstellen, daß der Komponist von der zweiten Strophe mit ihrem Höhepunkte „Wenn der große Wurf gelungen rc." ausging. Frau Tilla Schmrdt- Ziegler, der sich Frau Julia von Bose am Klavier als schmiegsame Begleiterin erwies, sang mit irischem und schönem Sopran einige Strophen lieder, an denen die Ausführungen des Redners ver anschaulicht wurden. Dem Redner wie den Künst lerinnen wurde reicher Beifall gezollt. x. >p. * Unioersitiitsnachrichten. In der Zeit vom 23. März bis 8. April dieses Jahres wird bei der Königlichen Polizeidirettion Dresden ein krimina listischer Fortbildungskurs»? abgehalten werden. Der Kursus, der für dce Teilnehmer unentgeltlich statt findet, ist in erster Linie sür Staatsanwälie, Unter fuchungsrichler und höhere Polizeibeamte («stimmt. Doch «ollen zu ihm auch Studierende der Rechte die in ihren Studien bereits soweit vorgeschritten sind, daß ihre Teilnahme Aussicht auf Erfolg bietet, zu gelassen werden. Die Zulassung der studierenden wird davon abhängig gemacht, datz sie auf dem An meldungsschreiben von einem Mitglieds des Lehr körpers der Jurisienfalultät empfohlen wird. Die Studierenden der Rechte, die den Wunsch hoben, sich an dem Kursus unter den vorbezeichneten Voraus setzungen zu beteiligen, werden ermcht, ihre Anmel dungen spä'estens bis zum 7. 'März dieses Jahres schriftlich bei dem Königlichen Poli.eipräsidenien in Dresden zu bewirken. Auf die Anme'dnnzen wird schriftlicher Bescheid ergehen. Die ausführliche Tages ordnung ist am Schwarzen Brett der Universität an geschlagen; sie kann auch in der Akademischen Aus tunftsstellc. Schillerstratze 7, Erdgeschoß rechts, ein gesehen werden. * Leipziger Kunstversteigerungen. Am 13. August vorigen Jahres starb in Weimar der Landschafts maler Alexander Prof. Eduard Weich berg er im Alter von 70 Jahren. Sein künstlerischer Nachlaß wird jetzt bei Oswald Weigel in Leipzig vom 18. bis 18. März versteigert. Die grotze Anzahl von Oelgemülden, Aquarellen und Handzeichnungen, die zur Versteigerung kommen, zeigen Wcichberger als einen Künstler, der als Landschaftsmaler in der vordersten Reihe steht Die Sammlung enthält Bilder von der Ostiee, den Alpen, aus Italien; vor allem aber hat Weichberger die Schönheiten feiner thüringischen und weimari- schen Heimat mit Pinsel und Stift festgehalten. Ferner kommen bei Liefer Gelegenheit zur Ver steigerung: ein Oelqemäldc von Hans von Mar, es „Der Araber", Silberstiftzeichnungen von Heinrich Hofmann, Federzeichnungen und Skizzen non Fedor Flinzer und Paul Thumann, und der künstlerische Nachlaß des frühoerstorbenen Leipziger Künstlers Leo Rauth, bestehend aus Oelgcmalden und kolo rierten Handzeichnungen. * „Das Mahl der Spötter", ein dramatisches Gedicht von Som Benelli, deutsch non Hans Barth, welches als das meistgespielte Werk der modernen italienischen Bühne bezeichnet werden kann, wurde von der Direktion des Deutschen Theaters in Berlin znr Aufführung im Laufe diefer Spielzeit erworben. Jnsolne des anhaltenden Erfolges des Shakespeare- Zyklus' wurde im Einverständnis mit der Vertriebs stelle des Verbandes Deutscher Bühnenschriststeller, die die Vertretung des Werkes für Deutschland über nommen hat. die Aufführung auf die ersten Monate der tominenden Spielzeit verschoben. Die Hauptrolle wird von Herrn Moiisi gespielt werden. * Walter von Motos groß angelegter Schiller- Roman-Zyklus. von dem die beiden ersten Bände „Ums Memchentum" und „Im Titanenkampf" bereits in 10. Auflage vorlicgen, erfährt durch den in wenigen Tagen erscheinenden dritten Band, be titelt „Dre Freiheit", seine Fortsetzung. * Ein Rekordpreis sür ein deutsches Bild. Die Stadt Hannover darf sich rühmen, das bedeutendste Bild eines deutschen 'Meisters, das in den beiden letzten Jahrzehnten im Kunsthandel aufgetaucht ist, in ihren Besitz gebracht zu haben. Es handelt sich um die bislang kaum bekannte zweite und unbe stritten schönste Fassung des „Kinderständchens" von Anselm Feuerbach, die erst vor kurzer Zeit durch die Galerie Karl Haberstock in Berlin aus ihrer Verborgenheit in Privatbesitz gezogen worden ist. Die ungewöhnliche Qualität und Wichtigkeit des Bildes rechtfertigen durchaus den hohen Preis, den die Stadt Hannover dafür hat anlegen müssen und der der größte ist, der für ein deiztzches Malwerk bisher gezahlt worden ist. * Der neue Merkur. Die von Efraim Frisch geleitete und im Verlag von Georg Müller er scheinende neue Monatsschrift „Der neue Merkur" hat den neuen Roman von Jakob Wasser- m ann: „Das Gänfemännchen" zur Veröffentlichung erworben. Im ersten Heft, das Anfang April er scheint, wird mit dem Abdruck des groß angelegten epischen Werkes begonnen werden. — N. a. Werken größeren Umfangs, die im „Neuen Merkur" er scheinen werden, befindet sich ein zum erstenmal in deutscher Sprache erscheinendes Drama: „Gold- Haupt" von Paul Claudel, dem Dichter der „Verkündigung", deren Aufführung in Hellerau seinerzeit große Beachtung gefunden hat. * Pros. Dr. Gotthold Henning, unser geschätzter einheimischer Pianist und Klavierpädagoge, wird Sonntag, den 1. März, vormittags 11 Uhr. im Feftjaal des Zentraltheaters einen Parsisal-Vortrag mit Erläuterungen am Flügel zu voltsiümUchcn Eintrittspreisen halten. Da auch wir in Leipzig dicht vor der Erstaufführung des Werkes stehen, wird diefer Vortrag als Einführung in das Werk vielen willkommen sein.
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