Volltext Seite (XML)
Dlenslag, den 27. Januar 1S3t It«»,ls»np»»lk«i DI» Igelvatten» pelUzett» SU z. FamRuP an»«Igen u.SIellengeluche «« Z. DI, peUU»Ilame,etIe. 8S mn» drill, t gllr Nnzetgrnauherhalb l>e» Bttbretlunasgeblete» 40 z.dlepelUrettameielles.SU-N. Vckelgks.Suz. Jingalls h»h,rer««waU erlllchl ted, Beipglchlung aut Vi«I«rung ton,!» giflllluiig d. Anjelgen < ilultrsgen u. Leistung v. Schad,n«rl»id SklchMichil Teil: Fra,» Bilvgu». r«»dtN» Nummer 22 — 30. Jahrgang Erschein! «mal wdchil. ml! Illustr. VrastKtlkagm.Helma! und stell' und der Estiderbetlage .strohmul'. sowie den Lexlbeilagen -St. Venno-Blatl', »Unter-allimz und Wissen'. .Die Well de» grau'. .«rrzlULkr Raigeder', .Da» gut» Buch', .stlimniud« schau'. MonaMcher B,z«gspr«ts S «inschl. Bestellgeld. Dinzelnummcr 1V Sonnabend- u. Sonnlagnummer SV Hauvtlchrislleiler: Lr. S. D«rc»hk, Dreiden. Sächsische oolkssemms tEetchitktskrell«, Druitu.Verlagi «ermania. »i^«». sllr «erlag und Dru»,ret.glltale Dresden. Dresden.«.!. Polierliratze l?. g«rnrut2l0l2. Volilcheckionio Dresden «70L Bmikkonlo? Etadtbank Dresden «r >17!« Für chrtskliche Politik und Kullur R,»ak,i,n der Lächiitiden Volkszeitung Dresden-kliliiadl I. -lloUerstratzc >7. grruru, MU und -IN12. Brüning im Westen „Das Zentrum muß fest bleiben wie eine Gardetruppe auf dem Vormarsch" Reden in Köln und Düren Köln, 2V. Januar. In einer großen vom Bczirkökartell Köln der christ lichen Gewerkschaften veranstalteten Kundgebung sprach Reichskanzler Dr. Brüning gestern über die politischen und wirtsci>astlichcn Aufgaben des deutschen Volkes und seiner Arbeitersctmft. Der Versammlung wohnten der Oberprasidcnt der Rheinprovinz. Dr. Fuchs, der Kölner Ober bürgermeister Adenauer, Landesl-auptmann Dr. Horion, der Vorsitzende des Reichsvcrbandes der deutscl)en Industrie. Ge heimrat Dr. Dulsberg u. a. bei. Dr. Brüning führte u. a. aus: „Wenn man, wie ich in den vergangenen drei Wochen, in Ost- und Mitteldeutschland und jetzt in Westdeutschland herum kommt, dann hört man überall scharfe Kritik, und man stösst auf eine Resignation, die bis an den Rand der Verzweiflung geht. 4lb«r man hört auch ein Sichstreiten über die Ursachen und über die Verantwortung in Vergangenheit und Gegenwart. Ich will mich nicht lange dabei aufl-alten, welches die Ursachen ind, ich will nur z>vei Dinge feststellen: Das erste Ist die Tät liche, datz wir uns in einer Weltwirtschaftskrise befinden, und >as zivcile ist die Tatscicl-e, datz wir in der Vergangenheit in ollen Schichten der Bevölkerung Fehler begangen haben, die beseitigt werden müssen. Wir können nur durch eine Fülle von Einzelmatznahmen, die alle sorgfältig aufeinander «(»gestimmt und aus lange Sicht berechnet sind, dem deutschen Volke aus seiner Not Helsen. Mit dem Sinken der Agrarpreise auf der ganzen Welt kam mit einem Male eine Situation für die deutsche Landwirt schaft, die die Gefahr mit sich brachte, datz ein ganz grotzer Teil der deutschen Landwirtsci)afl in kürzester Zeit völlig zu sammenbrach. Deshalb mutzten wir zunächst daran gehen, der Landivirtsctwft zu helfen, soweit es ging. Die zweite Aufgabe bestand darin, an eine Angleichung der Fertig warenpreise an die Preise der Landwirtschaft und der gesamten Urproduktion heranzugehen. Dadurch wäre cs mög lich. zu einer Senkung der Gestehungskosten zu kommen. Es ist ein Irrtum und wird ein Irrtum bleiben, wenn die Senkung der Gestehungskosten vielfach so ausgefatzt wird, als ob es sich nur nm eine Senkung der Löhne handelt. Glaubt man denn ernstlich, datz diese gewaltige Auferlegung von Opfern für alle Schichten der Bevölkerung, vor allem aber für die Aermslen, so ruhig ausgenommen würde, wenn nicht in diesem Volke elivas geradezu fabelhaftes an politische r Begabung und Verantwortungsgefühl steckte. Und dieses zu wecken, darum geht es, und diesen guten Geist des deutschen Volkes aus das Parlament zu übertragen, darum geht cs auch. Tas Spiel des Parlaments, einige hundert Agitationsanträge einzubringen, die gewöhnlich einige hundert Millionen oder gar ein bis zwei Milliarden neuer Ausgaben bedeuten, mutz endlch durch Matznahmeu des Reichstages selbst zu Ende gebracht werden. (Beifall). ... Mgn ist Abgeordneter um seinen Wählern aie Wahrheit zu sagen und nicht, um zu verspreche», was man nicht halten kann. Dann braucht man sich nicht durch üutzerst bedenkliche Agitationsmanöver immer wieder aus einer schwierigen Situa tion hcrauszuziehen. Der Reichstag kann viel besser als die Reichsregierung die Demokratie retten, nämlich dann, wenn er sich freiwillig eine Selbstbeschränkunq in Agitationsmanövcrn auserlegt. Der Reichstag wird im Februar nach dieser Rich tung hin vor gewaltige Entscheidungen gestellt sein. Dann wer den wir «ine gewisse Klarheit bekommen, auch im Volke, über Wahrheit und Nichtwahrheit, über Wirklichkeit und Agitation. Das wird es einer Regierung erleichtern, weitere Matz nahmen, die unbedingt notwendig sino. durchzusühren. In erster Linie mutz die Grundlage weiterer finanzieller Konsolidierung in Reich, Ländern und Gemeinden ge schossen werden. Die schwebende Schuld der ölsentlichen Hand und die kurzfristigen Schulden der deutschen Wirtschaft machen nicht nur jede Innenpolitik auf lange Sicht unmöglich, sondern sie entziehen gleichzeitig jeder energischen aktiosn und weit schauenden Autzenvolitik jegliches Fundament. Die Sanierung der öffentlichen Finanzen, daran kommt man nicht vorbei, hängt zusammen mit der Sparsamkeit, Der Staat unterscheidet sich darin nicht wesentlich von der Familie. Dieses S»mrcu ist nicht sehr populär, aber es Hilst nichts anderes. Diejenigen, die behaupten, datz, wenn man die Reparation-Kasten los wäre, alles in unserem deutschen illater ¬ laube in Ordnung wäre, täuschen sich. Wir sind nicht allein durch Reparationslasten ins finanzielle Unglück hineingckom- men. sondern in sehr starkem Matze auch dadurch, datz mir un eingebildet haben, die öffentliche Hand und auch die Privaten könnten trotz eines verlorenen Krieges, trotz ungeheuerer Op'er an Gold und Blut besser leben, als in der Vorkriegszeit. Wir haben uns Bauten geleistet überall in Reich. Ländern und Ge meinden, die wir uns in der Vorkriegszeit nicht haben leisten können, wir haben Hunderte von Millionen für Dinge aus gegeben. die sich nach einiger Zeit als verfehl! und unproduk. tiv erwiesen. (Lebhafte Zustimmung.) Brüning schloss: „Wer glaubt, ein Chaos herbeisühren zu können und eine Politik des Chaos mit nationalem Mäntel chen betreiben zu können, der täuscht sich, denn die Reichsregie- rung wird dies mi! allen Mitteln verhindern und unbeirrt den Weg des soliden Aufbaues weitergehcn. Männer mit Verant wortungsgefühl aus alle,, Lagern müsse» sich vereinigen und, wcitschauend klare Ziele vor Augen, mutig und männlich das deutsche Volk auswärts führen." Am Nachmittag sprach Dr. Brüning vor einer Zentrums versammlung in Düren. Er erklär!« dort u. a.: „Hier im Westen wird man wenig Verständnis für eine bei hervor ragenden Industriesührern laut gewordene Meinung haben, man solle das Reparation s p robl e m unvorbereitet auf rollen, selbst wenn die eine oder andere Provinz in ihrem Zu sammenhang mit Deutschland gefährdet werde. Blau kann die verschiedenen Fragen nur schrittweise angreifen. Jede zu ihrer Zeit, dann aber auch mit dem Eutschlutz, nein zu sagen, wenn man nicht zustimmen Kanu. Gegenüber extremen Forderungen möchte ich unterstreicken, datz es siir jede Frage eine Lösung gibt, vorausgesetzt, datz die vorhandenen Kräfte klug eingesetzt werden." — Weiter sagte der Kanzler: „Wenn man glaubt, eine Regierung als unnational bezeichnen zu können, wenn ein katholischer Kanzler an ihrer Trutz« steht, dann wird man in den westlichen Gebieten wenig Ne-gung für di« llnl«rstützung d«r Osthilf« vorfind«n G«rad« der Zusamnienschlutz aller Kon fessionen ist im Augenblick für das Vaterland entscheidend. Wenn unsere Partei fest bleibt wie ein« Gardetruppe aus dem 'Vormarsch zum Wiederaufbau, dann kann mich nichts in der Welt in meinem Glauben an eine glücklichere und freie Zu kunft erschüttern " Die R ii ckrci s e n a ch V erli n hat der Kanzler noch in der Nacht angetrelen. Er tras Montag früh mit dem sahrplan- mätzigen D Zug um 7.Ist Uhr von Köln auf dem Bahnhof Friedrichstratze ein und begab sich sofort in di« Reichskanzlei. Es gibt kaum einen Tag, au dem nicht irgendeine Hiobs post an die Reichsrcgierung gelangt ist. Wir haben zunächst nichts anderes machen können, als nur immer wieder neue Dämme aufzurichten, neue Mittel zu ersinnen, die »ns vor der Katastrafch« bewahren. Wir wären pflichtvergessen, wenn wir, wie es früher geschehen ist, dem Volke sagen würden: Wir machen jetzt ein paar Gesetze, und dann wird es in drei Mona ten besser. Auch lehne Ich es ab, irgendein« Versprechung zu machen, von der ich nicht sicher weih, datz ich sie halte» Kann. (Lebhafter Beifall.) Meine Mitarbeiter und mich stören nicht die stärkste Agitation, die Ausputschung der Massen, Verleum dungen jeder Art. Der Kainpfgeht diesmal um die Wahrheit. Endlich einmal, nach sechzehn Jah ren. (Stürmischer Beifall.) Und wer die Wahcheit hören will, und wer sl« hören Kanu, der wird in der Lage sein, trotz aller düsteren Erscheinungen, trotz aller Verdunkelung am Horizonte Glauben zu haben an die Zukunft und Mut zu fassen für die Gegeuivart. Nicht alle Pläne der jctztigeu Roichsregierung können in diesem Augenblick schon der Oesfentlichkeit preisgegeben werden. Man mutz mit einem klar durcl)dachten und über legten Plan, nicht auf drei Monate, sondern aus ein Jahrzehnt, kommen und alle Matznahmen des Augenblicks und der näch sten Zukunft auf die grotzen Gesichtspunkte dieses Planes ein- stellen. Wir befinden uns aber nicht nur in einer wirtschaft lichen, sondern auch in einer politischen Krise, die nicht aus Deutschland beschränkt ist, und die eine gewisse Krise der Demokratie und des Parlamentarismus ist. Solange man überall in Län dern und Gemeinden reiche Uebcrschiisse halte, aus denen man reiche Geschenke macl>en konnte, solange wurde die Demokratie von vielen als etwas sehr Schöner! und Angenehmes empfunden. In dem Augenblick aber, wo dieser vorübergehende glücklich« Zustand aushörte, werkle mau immer stärker, wie sich viele Menschen vom System des Parlamentarismus abivandien. So kommt es, datz man heute sehr viele Menscl-en sicht, die einmal Demokraten waren, sogar llcberdemokraten, und Republikaner von links, -ie heute auf einmal ganz rechts stehen. Es gibt gewiss« politische Kreise, di« «s lieben, von einem Extrem ins andere zu sollen, und man meist nicht, ivo diese Persönlichkeiten vielleicht In drei oder sechs Monaten stehen werden. Jeden, falls aber nicht bei der Verantwortung. Der Kampf für die Demokratie wird von der jetzigen Reichsregic- rung unter allen Umständen fest, ruhig, entschlossen, ohne große Redereien durchgeführt werden. (Stürmisct>«r Beisail.) Wir sind nicht in der Lage, alle unsere Matznahmen und unsere Ziele so häufig und mit so ungeheurem Wortschwall im Laude begründen und r»er!eidigcn zu können, ivic andere dazu in der Lage sind. Ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich sage: Das deutsche Volk hat eine» ganz liefen In stinkt dasiir, was in den entscheidenden Augenblicken au Taten notwendig ist. Tas deutsche Volk ist doch nicht so unpolitisch, wie es manche politische Führer haben möchte». Die Einigung in Gens Mißbilligung des Völkerbunösrates für Polen - Verpflichtung zur Sühne Nachprüfung im Mai XV. ll Eens, 2t. Januar Der mit ungeheurer Spannung erwartete Bericht des japanischen Delegierten, um dessen Form drei Tage lang gckämpst worden ist, wurde in der heutigen Ratssitzung zur Kenntnis gegeben. Der Bericht stellt sest, datz die Genfer Konvention, d. h. Artikel 75 und 8 3 verletzt worden sind und datz die polnische Negierung bereits in einer grotzen Anzahl von Fällen strafrechtliche und disziplinarische Bcrsolgung der Schuldigen verhängt hat. Der Rat spricht den Wunsch ans, datz die polnische Regierung vor der Maitagung des Völker- bundsrate» eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse der Untersuchungen gibt, ebenso wie der Strasmahnahmcu und der besonderen Matznahmen zur Sicherung der Minderhcitenrcchte. Es wird ferner scstgrstellt, datz der Ecist des Ausstän- bischen verba »des schwer zu vereinbaren ist mit den Aus gaben des Friedens in einem Lande mit so starker Minderheit wie Ostoberschlesien, und datz di« polnische Regierung ausgesor- dert wird, die besonderen Beziehungen zwischen den Behörden und Vieler Organisation abzu- vrechem Der Rat spricht den Wunjch aus, datz die polnische Regierung ihre Pflichten gegenüber der deutschen Minderheit in besonders sorgsältigcr und genauer Weise erfüllt. Der Rat wünscht auch in dieser Hinsicht bis zu seiner nächsten Maitagung einen eingehenden polnischen Bericht. Der Inhalt des Rapports wurde von Henderson in sehr ernsten Worten unterstrichen. Das Dokument stellt einen Kompromiß zwisil-cn den iveitergchendcn Wünschen der deutschen Regierung und den Empfindlichkeiten Polens dar, dem man keine festumrissenen Sanktionsmaftnahmen aufcrlegen und keine besondere Enquete- Kommission zumute» wollte. Die Schwäche des Berichts ist ohne Zweifel, datz er die Durchführung der Sühne und der Wiedergutmachungen für die geschehenen llebcltaten in die Hände Polens legt und damit die Loyalität der polnischen Staatsbehörden voraussetzt. Dieses Moment der Unsicherheit wird allerdings dadurch ausgeglichen, daß der Rat aus Grund der polnischen Berichte und etwaiger Eegenseststellungen der dentlckxn Minderheit im Mai in der Lage ist. die Angelegenheit nochmals in die Hand zu nehmen, um daun zn definitiven Beschlüssen zu gelangen. Wir bedauern ansrichlig, datz es nicht möglich gewesen ist, greifbarere und eindeutigere Ergebnisse, vor altem bezüglich der Garantie rung der Zukunft der Minderheitenrecht« zu »r-ejchen, verstehen fcdoch, datz ein hundertprozentiger Erfolg angesichts der Lage der Dinge kaum zu erreichen war. Mau darf ohne tlebertreibung sagen, datz noch niemals vom Völkerbundsrat eine ähnlich« Diskriminierung eines Mitglieds staates vorgenommcn worden ist. wie mit dem Natsbericht über Oberschlesien. Das heutige polnische System wird hier mit einer Eindeutigkeit an den Pranger gestellt, die einer anderen, aus demotratisther Grundlage ruhenden Regierung gewiß das Leben gelastet haben würde. Die Kritik, welche sich hohe und höchste provinziale Behörden und eine als nationale Angelegenheit betrachtete Organisation gefallen lasten mußten, bleibt nur iveuig hinter den Feststellungen zurück welcku! Curtius in seinen beiden großen Anklagereden zu treffen gezwungen war. Gewiß ist auch dieser Bericht ein typisch genferisck-es Produkt, indem er die unmittel bare eigene Verantwortlichkeit an der Sühneaktion zunächst dem Schuldigen überläßt und sich nur das Nach- priifungsrccht vorbchält. Aber nach den Traditionen des Völkerbundes muß dieses Dokument als ganz ungew ö h n - l i ch bezeichnet werden, und ist in dieser jcknrrsen Fixierung der Anklagepunktc nur von wenigen Beobachtern erwartet worden. Wen» wir auch die Ankündigung we.tcrgehcnder Maßnahmen gegen den Wojewodcn und die Aufständischen vermissen, so steht doch zwischen den Zeilen genug zu leien, und der Völkcrbundsrat wird im Mai den Rechenschaftsbericht der polnischen Regierung gewiß mit kritischeren Augen prüfen als irgendein früheres Dokument. Wenn sich Polen nach diesem moralischen Schlag noch rehabilitieren will, so kann es dies nur durch rücksichtslose» Vor gehen gegen die Schuldigen. Eine ll n «e r s u chu n g v ko in m i s si on d«, Völkerbun des erübrigt sich dadurch, daß der Rat die Vertragsvcrtetzsngen als gegeben ansieht und Zaleski sie zugab. Von der Vern eh- mnna Calonders konnte in dieser Laa« ebeniall, Abstand