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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.02.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191402087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140208
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-08
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Sette 2. Nr. 70. Sonnmss-tiusgave. Leipziger Lagediaa. Sonnm-, s. )»rdruar 1914. mutigst«« Führer verehrt, und dessen Deutschland «m dem Ehrentage der von ihm zu so großen Leistungen geführten Truppe mit tiefer Dankbarkeit gedenken mutz. Der Kaiser beauftragte mit der Niederwerfung des Aufstandes Len 36jährigen Major Hermann Witz, mann, der schon als Afrtkaforscher einen bewährten Ruf genoß; der Reichstag stellte zu diesen Zwecken 2 Millionen Mark zur Verfügung. Wie Wißmann seine überaus schwierige Aufgabe auf das glänzendste löste, ist bekannt. Das bewundernswerteste an seiner Leistung war eben das, daß er sie aus eigener Kraft durchführte, so wie Bismarck beim Abschied zu ihm sagte: „Ich bin nicht der Kaiserliche Hofkriegsrat in Wien, und Sie sind Tausende von Merlen entfernt. Stehen Sie auf eigenen Füßen! Ich gebe Ihnen nur immer wieder den einen Auftrag: Siegen Sie!" Und Wißmann erfüllte jenen Auftrag des großen Kanz lers getreulich. Fast ebenso schwer wie die Nieder- kämpfung der Rebellen war die Ausgabe, sich die er forderliche Heeresmacht zu schaffen. Wißmann war sich von vornherein darüber klar, daß nur Farbige in Betracht kommen konnten, da europäische Soldaten in dsm rein tropischen Gebiet ausgeschlossen waren, und es zeugt für Wißmanns geschickte Hand, daß er bei der Schaffung des Kerns seiner Mannschaft auf di« kriegserprobten Sudanesen zurllckgriff, die schon den Engländern in ihrem Kampfe gegen den Mahdi ausgezeichnete Dienste geleistet hatten. Ste folgten gerne Wißmanns Ruf. wurden noch durch eine Anzahl Zulus aus Mozambique und durch As- karts der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft ver stärkt. Als Führer der Truppe dienten natürlich nur deutsche Offiziere und Unteroffizier«. So durste Wiß- inann in verhältnismäßig kurzer Zeit auf eine Truppe von 88 Europäern und 850 Schwarzen blicken, mit der er den Kampf aufnahm. Am 8. Akai 1889 erstürmte seine tapfere Schar die Boma Buschiris unweit Daga- mojos in glorreichem Kampf, und von da ab gelang es Schritt für Schritt, die Rebellen nisdorzuwerfen. Nicht lange, und sämtliche Küstenplätze waren wieder in deutschen Händen. Auch späterhin noch hat die Schutztruppe zu Deutschlands Ruhm und Ehr gefochten, fast immer siegreich. Nur einen schwarzen Tag in ihrer ruhmreichen Geschichte hat sie zu verzeichnen, es ist der 17. August 1891, an dem bei Luku-Rugaro ein Ex peditionskorps unter dem Kommandeur von Zelcwfki durch die Wahahe überfallen wurde und 10 Europäer und 290 Soldaten ihr Leben lassen mußten. Die Verlustliste der Schutztruppe seit 1889 beläuft sich auf 18 weiße Offiziere, 17 Unter offiziere und 700 wackere Askaris. Die Schutztruppe hat auch auf dem Gebiete fried- kicher Kulturarbeit für Doutsch-Ostafrika viel geleistet: Stationsbau, Straßenbau, Rechtspflege, Viehzucht, Ackerbau, all das verdankt der Kaiserlichen Schutz truppe seine Einführung. Auch für die Kartographie des Landes, für die sanitäre und hygienische Entwick lung des Schutzgebietes hat di« Truppe Vorzügliches geleistet. Alle di« wackeren Männer, die fern von der Heimat da draußen auf schwarzer Erde diese groß artige Kulturarbeit geleistet, haben Anspruch auf des Reiches besonderen Dank, und überall in deutschen Lander wird man am 8. Februar „unserer" Schutz truppe gern gedeihen. Das fünfundzwairzigiährige Bestehen der Schutz- truppe für Deutsch-Sudwestafrika wird an läßlich der Landesausstellung im Mai 1914 durch Feldgottesdienst und Parade in Windhuk fest lich begangen. Dabei sollen Reitcrspiele, mili tärische und sportliche Wettkämpfe stattfinden. Die verschiedenen Uniformen, di« di« Truppe getragen hat, werden von Mannschaftsgruppen vorgeiührt werden. Zu dieser Feier beabsichtigt der Kommandeur die nächsten Truppenteile geschlossen, von den anderen Truppenteilen Abordnungen in Windhuk zusammen- zuziehen. Auf der Ausstellung werden Truppenfahr zeuge, sanitäre Einrichtungen, eine von Eingeborenen betriebene militärisch« Handwerkstätte u. a. gezeigt werden. Die Schutztruppe hofft, daß die ehemaligen Angehörigen zahlreich an der Feier teilnehmen. Aeuesvon-erTunnelverbin-ung zwischen Frankreich und England. Unser Pariser I-.-Mitarbeiter be richtet uns: Pari», 2. Februar. Der Tunnel unter dem Aermelmcer beschäftigt in zunehmendem Maße Franzosen und Engländer. Gestern hielt In genieur Montier, Leiter der technischen Dienste der Nordbahn, im Pariser Conservatoire national des Arts et Mstiers einen Vortrag, zu dem der Andrang so stark war, daß Hunderte von Leuten keinen Platz finden konnten. Mouticr politische Ueberlichl Vie letzten Wirkungen -er Zahrkartenfteuer. Einen Rückschluß auf weitere Abwanderung der Eisenbahnfahrgäste in die unteren Klassen infolge der Fahrkartensteuern lassen, wie man uns schreibt, die letzten Ermittlungen zu. Im schilderte die geschichtliche Entwicklung und den neuesten Stand der Frage. Er nannte den Ge danken der Landverbinduna „natürlich", tveil in prähistorischer Zett eine Landbrücke mit Eng land bestand Seit 1750 wurden Tunnelpläne er wogen, deren Durchführbarkeit erwiesen war, als die Geologen Potier und Lapparcnt durch über 7 000 Bohrungen in geringer Tiefe unter dem Meeresboden eine 50 Meter dicke Kaltschicht fcststellten, die von der Seinemündung an die französische mit der englischen Küste verbindet und für eine Tunnelhöhlung vortrefflich geeignet ist. Neuerdings erleichterten dann die elektrotechnu- schen Errunaenschasten bedeutend den ganzen Plan, weil Dampflokomotiven bei der Länge des Schachts große Unzuträglichkeiten hervor gerufen hätten. Moutier tritt für zwei gesonderte Parallelröhren ein, in denen die elektrischen Züge in den beiden Richtungen Verkehren sollen. Während man die Tunnels in Bergen für den Wasserablauf mit einer oberen Wölbung ver sehe, würden die unter dem Meere nach unten ausgerundet werden; dies erlaube, die Aus gangspunkte beider Schächte nicht in allzugroßer Tiefe anzulegen. Weil nun aber für den Ab fluß des eindrtngcnden Meerwassers gesorgt wer den müsse, werde an jedem Ausgang ein tiefer Brunnenschacht gegraben werden, von dem ein horizontaler, schief geneigter Röhrengang unter halb der Tunnels und bis zu deren Mitte führe; Abflußlöchcr würden aus den beiden Tunnels die sich ansammelnden Wasser in den unteren Gang ergießen und durch diesen würden sie in die Tiefe der Brunnenschächte laufen. Man wird wahrscheinlich mit der Anlage des Röhrenganges beginnen, da man ihn unterhalb der Kreide schicht graben und von ihm aus dann durch mehrere vertikale Schächte zugleich Angriffs punkte für die Bohrung der Kreidetunnels ge winnen möchte. Moutier verspricht sich damit Zeit- und Arbeitsersparnis, weil die 4000 Ar beiter durch den unteren Gang zu ihren Bruch stellen gelangen und die 1300000 Tonnen ab gebrochenen Kreidematerials ebenfalls auf klei nem Schienenweg hier fortgeschafft werden könn ten. In sieben Jahren würden die Tunnels verkehrsfähig sein, in 18 Monaten die Brunnen schächte, in vier Jahren der untere Gang und in 18 Monaten die beiden Tunnelröhren. Tie Kosten schätzt er auf 400 Millionen Franken ein, und zwar für die 48 Kilometer Länge des eigent lichen Tunnels unter dem Meere und für die 54 Kilometer der Gesamtstrecke zwischen den bei den Bahnhöfen. Als Einnahmen berechnet er jährlich 40 Millionen, als Betriebskosten zehn Millionen, so daß sich das Kapital mit 6 bis 7 Prozent verzinsen würde. Auf französischer Seite ist alles bereit; die mit der Konzession betraute Gesellschaft hat die Annäherungs arbeiten vorgenommen und möchte gern fort fahren. Mer auf englischer Seite bleibt man immer poch bei de» Besorgnissen vor einem kriegerischen Einbruch. Um die Furcht vor einem französischen Einfall zu beschwichtigen, macht Moutier aLarlei^technische BmHchläoe: die Eng länder könyten in dem Aunnefi der die Züge von Frankreich nach Lngländ hinüberletten soll, allein die Kraftlieferung besorgen; sie könnten weiter am Ende des Tunnels eine Brücke einbauen, die mittels einer Tynamitkartusche jederzeit zu sprengen wäre. Obendrein hätte der Tunnel für den Kriegsfall auch Vorteile: wenn die Entente cordiale angegriffen würde, hätte England es leicht, sich von Frankreich verproviantieren zu lassen, und brauche nicht mehr einen Teil seiner Flotte zur Verhinderung einer Küstcnblockadc zu verwenden. Moutier versteht auch nicht die Besorgnis der englischen Schiffahrtsgesellschaf ten: da die Kohle 90 Prozent der transportier ten Materie ausmache, aber der Kohlentransport per Bahn zu teuer käme, würden nur die leicht verderblichen, die landwirtschaftlichen Produkte den Landweg nehmen. Glücklicherweise schwinde aber die englische Partei der „splendide isolation" zusammen; das Parlament werde langsam ge wonnen und von den Zeitungen wäre nur noch die „Times" feindlich gesinnt. letzten Berichtsjahr« erbrachte die Fahrkarten steuer auf den Linien der hessisch-preußischen Eisenbahngemeinschaft gegen 690 000 Mark mehr als im Vorjahre (Über 16 Millionen Mark). Dabei ist der Prozentsatz, der auf die Fahr karten der 3. Klasse kommt, am bedeutendsten und auch allein gegen das Vorjahr gestiegen. Mler Wahrscheinlichkeit nach durch Abwanderung aus der zweiten Klasse. Es wurden über 7,9 Millionen Mark Fahrkartensteuer aus dieser Klasse vereinnahmt, was 49,32 Prozent der Ein nahmen der Steuer darstellt. Im Vorjahr« wurden nur rund 7,37 Millionen — 48,09 Pro zent Einnahmen aus der 3. Klasse erzielt. Die Einnahmen auS der Fahrkartensteuer der 1. Klasse sind aber, trotzdem die Fahrkartensteuer m ganzen mehr eingebracht hat, wieder ge- ünken. Den 1,8 Millionen Mark d§s Vorjahres tehen 1,7 Millionen des letzten Berichtsjahres gegenüber, und der Prozentsatz an der Ge samteinnahme sank von 11,94 auf 11,12. Ebenso ist auch bei der 2. Klasse der Prozentsatz an der Gesamteinnahme gefallen. Gegenüber 36,96 Prozent des Vorjahres wurden nur 36.76 Prozent erreicht. Die Einnahmen aus der Fahrkartensteuer dieser Klasse im ganzen sind absolut gestiegen. 7,37 Millionen Mark stehen 7,9 Millionen Mark gegenüber. Aus diesen rahlenmäßigen Nachweisen geht jedenfalls weiter deutlich hervor, daß die jetzige Verteilung der Fahrkartensteuersätze auf die einzelnen Klassen doch ungesund ist und der Abänderung bedarf, die zurzeit freilich allem Anschein nach nicht in Aussicht gestellt werden kann. Die Entnahme von zusämme»gestellten Fahrscheinheften hat jm übrigen weiter abgenomme'n. Jedenfalls ist die Zahl der Kilometer, die von Reisenden mit sol chen Heften zurückgelegt wurden, zurückgegangen. Dementsprechend ist auch die Einnahme aus der Fahrkartensteuer für die Fahrsäieinhefte, und zwar relativ und absolut, gesunken. Gegenüber rund 437 000 Mark im Vorjahre wurden nur rund 417 700 Mark erzielt. Umgekehrt haben die Sonderfahrkarten eine Zunahme erfahren. Die Steuereinnahme aus diesen stieg um zirka V«, und zwar von zirka 25 000 auf 30 000 Mark. preußisches Lan-esökonomkekolleglum un- Zi-eikommißgefetzentwurf. (linder. Nachdr. verb.) Auf der Tagesordnung der Schlußsitzung des Preußischen Landesökonomiekollcgiums am Sonn abend stand als erster Punkt die Stellungnahme zu dem neuen, gegenwärtig dem Herrenhaus vorliegen den Fideikommlßgesetzentwurf. Als Berichterstatter fungierten das bekannte Mitglied des Herrenhauses, Fideikommißbesitzer Dr. Gras Pork von Wartenburg-Kleinöls und der konservative Reichs- und Landtagsabg. Justiziar Dietrich-Prenzlau. Auf Wunsch des Grafen dork finden die Verhandlungen des Kollegiums unter Ausschluß der Oesfentlichkeit statt, weil er über diesen Gesetzentwurf im Herrenhause das Bettchterstatteramt übertragen erhalten hat und durch seine heutige Rede seine Stellung noch nicht öffentlich festlegen möchte. Beide Berichterstatter haben dem Kollegium einen längeren Antrag unter breitet, über den am Schluß der Aussprache abge stimmt werden wird. Der Antrag lautet: 1. Das Königliche Landesökonomiekollegium halt es für dankenswert, daß der vorliegende Ge setzentwurf mittels des allgemeinen Erfordernisses Landesherrlicher Genehmigung die Möglichkeit bie tet, bei Neuerrichtung oder Erweiterung von Fidei kommissen wirtschaftspolitischen und volkswirtschaft lichen Gesichtspunkten allgemein Rechnung zu tragen. 2. Daß für die Bindung von Ackerland künftig eine Maxjmalgrenze sowohl für das einzelne Fideikommiß, als auch für den Anteil an der Ee- samtackerfläche bestimmter Bezirke gesetzt wird, hält das Kollegium für zweckmäßig. 3. Die Bestimmung, nach der die Bindung von Wald hinsichtlich der Fläche keinen Beschrän kungen unterliegt, ist im Interests der Landeskultur erwünscht. 4. Die Vorschriften des Entwurfes über Fami lienschlüsse sind als eine erhebliche Verbesse rung des bisherigen Zustandes dankbar zu be grüßen. 6. Nicht unbedenklich erscheint die Rege lung des Entwurfes, wonach die Früchte der Ftdet- kommißbestandteile mit ter Trennung und Fälligkeit nicht in das Allod fallen, sondern dem Fidei-- kommißbesitzer nur das Jahresein kommen aus dem Fideikommißvcrmögen für das Allod gewährt wird. 6. Die Ersatz- und Verwendungsan sprüche, insbesondere Lei Auseinandersetzungen, bedürfen im Jntereste der Sicherung der Rechtslage der Fideikommisse anderwetter Regelung. , tdcikommißoermögen Wandern. Rechtsge- . . . .. _ . . zugelassen werden, wenn sie dinglich erkennbar gemacht werden. 7. Die Zulassung von Stammschulden und im Zusammenhang damit die Zulassung der Eröff nung des Konkurses über das Ft sind als zu weitgehend abz schaftliche Stammschulden sollten nur Das Königliche Landesökonomiekollegium bittet die Königlich« Staatsregierung, darauf hinzuwirken, daß im Anschluß an den vorliegenden Entwurf eine einheitliche Regelung des Fldetkommißrechtes in Preußen zustande kommt. Es hält ferner zur Erhaltung eines leistungs fähigen mittleren und kleinen Grundbesitzes in der Familie den alsbaldigen Erlaß gesetzsicher Dor schriften für dringend erwünscht. Nach mehrstündiger, geheim geführter Besprechung wurde die Entschließung mit einigen Abänderungen angenommen. Eingefügt wurde ein neuer Absatz, wonach durch die Zuständigkeit des Fidet- kommißpflegers die Selbständigkeit des Fidslkom- mißbesitzers zu sehr beschränkt werde. — Ferner wurde folgenden weiteren Ergänzungen zugestimmt: „Die Vorschriften über das Auseinander fallen mehrerer in einer Hand befindlicher Fidei kommisse enthalten einen zu großen Eingriff in das Familienrecht; zum mindesten darf die Tren nung nur vorgeschrieben werden bei einer gewissen Größe der einzelnen Fideikommisse. Es ist mit größ ter Klarheit zum Ausdruck zu bringen, welche Be stimmungen nur für Neustiftungen gelten sollen. Das Landesökonomiekollegium wünscht, daß Fideikom misse nur von oder für Personen begnindet wer den können, die selbst oder von ihren Vorfahren her seit mehr als 50 Jahren mit Grundbesitz auf dem Lande ansässig sind." Zalßhe Vehrbettragsfthätzurrgen» Einer Mitteilung des Vorsitzenden der Ein- kommenstcuer-Veranlagungskommission für Ber lin, Oberregierungsrats Fromme, zufolge ist die Meldung, daß die Dezernenten der Steuer veranlagungskommission nach der oberfläch lichen Berechnung der bisher eingegangcnen Ein schätzungen zur Wehrsteuer einen Mehrein gang von vier Millionen Mark Steuer zur Staatseinkommensteuer zu ertvarten glau ben, unzutreffend. Wegen der Befristung der maßgebendsten Erklärungen ist eine ober flächliche Berechnung völlig ausgeschlos sen und auch gar nicht vorgenommen worden. Es handelt sich also lediglich um Vermu tungen. Genau so wird es wohl auch mit den Gerüchten aus anderen Städten, wie Frankfurt am Main, Eisenach, Halle usw. stehen, mit denen jetzt viele Korrespondenten das Publikum zu unterhalten suchen. Wie uns außerdem von zuständiger Stelle in Leipzig erklärt wird, ist kaum vor An fang April eine sichere Angabe der Höhe des für den Wehrbeitrag eingeschätzten Ver mögens und Einkommens zu erwarten. Deutsches Reich und Ausland siehe Seite U Flasche M. —.86. < Ge-anken über -ie Dichtung unserer Tage. Von Dr. Friedrich Sebrecht. E^ ist unendlich schwer, über unsere Zeit zu sprechen. Sind wir doch selbst nur Tropfen in der Flut des immerfließenden und sich ewig erschaffenden Stromes, den wir Zeit nennen. Ganz deutlich spüren wir nur immer da? Nahe, das unseren Weg kreuzt oder mit ihm geht. Aber wir haben doch ein dämmerndes Ge fühl der Richtung, der wir, mehr oder minder un bewußt, entgegen,trcben. Und so viel ahnen wir mit Gewißheit: Es ist eine neue Zeitperiode im Werden. Wir empfinden dieses Werden auf allen Gebieten der Kunst und des Geistes. Blicken wir zurück! Als in den 80er Jahren di« ersten naturalistischen Erzeugnisse sich auf die Bühne wagten, da wurden nicgesehene Kraßheiten im Rampenlicht jchaubar. Aber auch Ideen klangen und gingen als Erundtöne über in das geistige Leben der Zeit. Die Bühn« wurde ein Forum für Auseinandersetzungen sittlicher und lebencphilosophischer Art. Zola einer, und Ibsen anderseits waren Führer und Anreger. Der geistige ltzehalt breitete sich aus und sprengte die Form. Dre Dramen Wedekinds bezeichnen vielleicht das Aeußerste dieses Irrweges. Aber noch immer ist in diesen Er zeugnissen ein Etwas, das uns zwingt, sie zu künst lerischen Leistungen zu zählen. An sich hätte die naturalistische Richtung im Roman di« ihr am meisten gemäße Form finden müssen; aber «den well sie nach Oesfentlichkeit, nach unmittelbarer Wirkung ver langte, suchte sie vornehmlich die Bühn«. In Haupt mann erwickte sie das Erreichbare: Wiedergabe des Menschlichen und Menschlich-Bedeutungsvollen im Kleide der Alltäglichkeit. Die Kraßheiten des ersten Sturme» milderten sich, und die Eharakterzeichnung fand ihren Meister. Der Naturalismus ging stets auf das Begrenzt«, das Gegebene. Und es war eine Notwendigkeit, daß das Ich sich aus innerstem Triebe gegen sein« Unter drückung auflehnte. Es war ferner notwendig, daß eine Gegenwirkung nur von der Lyrik ausgehen konnte, eben weil hier sich das Ich am freisten aus lebt. Von der Lyrik griff sie über auf die anderen Zu-eige. So folgt« di« Uedergangserscheinung der Neuromantik. Ich und begrenzte Wett stießen auf einander, und das Ich ironisierte sich selbst durch grelle Entgegensetzung von Alltag und Traum: Hauptmann schrieb Hanneles Himmelfahrt. Hier war etwas von der trefften Tragik des Menschtums überhaupt ge troffen, die Gefangenschaft der menschlichen Seele in der Lebenswirklichkeit und ihre ewige Sehnsucht. Nur daß oben bet Hauptmann die Fruchtlosigkeit alles Hinausstrebens aus den Schranken so peinlich fühl bar wurde. Es ist hier nicht die befreiende Tragik des Sterbens an der höheren Idee, sondern ein Siech tum der Seel«, hervorgerufen durch ihre körperlich« Bedingtheit. Jetzt aber scheint in der Dichtung ein Suchen -u sein nach tieferem Inhalt. Aus der Beschränktheit de, Oiegebcnen sehnt sie sich hinaus in die unendliche Welt der Seele. Ihre feinsten, ewig werdenden Wesen heiten belauschen will di« Lyrik; ihr Brausen und ihr Sturm, ihr inneres Glühen und ihr Verladern ist Inhalt der Dramas. Und dies« Inhalte suchen wieder nach Form, «iner Form, di« nur ihnen eigen ist, einer Form, die mit jedem augenblicklichen Inhalt wechselt, aber dafür mit ihm eins wird. Denn wie bet vergson das Seelisch« selbst ein ni« Ruhende», in jedem Augenblick seiner Wesenheit noch ein andere» ist, durch Begriffe nicht faßbar und nur durch die Symbolik des Wortes anzudeuten, so will eben die neue Dichtung da» Unbegreifliche greifen mit der Kraft der inneren Anschauung. Daher zumal in.der Lyrik dies kühne Aneinanderschaffen von Klang au», tönenden und Farbe aussttahlenden Worten, diese Vorliebe für Bildungen, di« gleichsam tosten nach ihrem Inhalt! Die Lyrik eines Rilke und Dehmel ist dämmernd wie die Seele selbst. Und in der Form die „freie" Rhythmik! Doch sie ist nur scheinbar frei, in Wahrheit aber gebunden an den dargcstelltcn Gefühlsgehalt, der sein« eigenste Form verlangte. Eine Wiederkehr des gleichen Rhythmus ist aber schon deshalb nicht ausgeschlossen, weil ja die Seele selbst sich in ihrer Stimmung zcvweilen in wcederkehrendem Rhythmus bewegt. In jedem Fall« aber muß di« Form organisch bedingt sein. Das eben scheidet den Künstler vom Dilettanten. Im neuesten Drama, dein von der Zeit Ibsens her noch immer das geistige Problem wesentlich ist, tritt doch unverkennbar immer stärke« das Seelisch-Leben dige hervor. Es werden wieder elementare Leiden schaften dargestellt. Gewiß sind sie bezwungen oder durchlebt von Kultur, aber gegenüber der am Tat sächlich-Alltäglichen haftenden Schilderung sprechen sich doch hier wieder nach außen drängende Triebe aus. Nur daß der Dichter eben die im Drama dar- gestellte Entfaltung dieser Triebe Lurch Einfassung in ein klar durchgedachtes Problem zu vertiefen sucht. Und nach ein Zug ist bemerkenswert. Dar soziale Drama des Naturalismus schilderte mittelmäßige Menschen und sah in ihrem kleinen Leid doch immer menschlich Wertvolles. Das neue Drama, das im Werden ist, stellt -war keine Menschen von klassischer Gröhe und Schuld dar, aber doch Menschen, deren ganzes Wesen durch Ureigenart in Gefühl und Han- dein aus dem Rahmen der Allaleichheit herausge hoben wird, deren Statur im tiefften Sinn« selbstisch ist. In ihnen lebt nicht di« Sittlichkeit einer vorher gegebenen Idee, sondern »ine Sittlichkeit, die tn jedem Augenblick «ne besondere fein muß, weil st« im tiefsten Sinne notürlich ist. Das naturalistische Drama reihte mit feiner Be obachtung taufend Züge aneinander und formt« Men- schen von verbliftfrnder Raturwirklichkett. Hatten doch diese Menschen ganz dbe gleichen Geisten, ganz di« gleichen Mienen und führten di« gleichen Reden wie wir bei unseren täglichen Obliegenheiten! Di« naturalistischen Dichter glichen dem Wissenschaftler der zahllose Einzelbennrkungen sichtet und daraus eist Werk von unwiderleglicher Gewißheit schafft. Der neue Dichter gleicht dem religiösen Menschen, der nur fühlt und glaubt, nicht weiß; und fein Erzeugnis ent steht, indem er hinaÄsteigk in die geheimnisschwere Welt der Seele. Dstse Richtung des dichterischen Schaffens stimmt 'm Grunde überein mit der meta physischen Sehnsucht, die rn der heutigen Philosophie sich ausspricht. Unjer ganzes Zeitloben drängt hin auf eine tiefere Erfassung des Seelischen; darum ins besondere tn der D.chtung der Versuch einer Symbolisierung durch da« Wort! Daß aber der Boden in dieser dämmernden Sphäre nicht entgleite, dafür hat die Zeit vor uns ge sorgt. Sie reicht ihr den Stoff. Die verfeinerte Be obachtung des menschlichen Wesens geht al» Technik über iitHie neue Kunst. Auch in der Zeitontwicktung gibt es «ine Vererbung von Fähigkeiten. Der Leib der Zeit bleibt ja immer der gleiche, wenn auch feine Form in ständigem, mählichem Wechsel begriffen ist. Das neue Drama ^ordert auf der Bühne seine Darsteller. Es findet sie und wird ste finden, wie da naturalistische Drama die seinen gefunden hat. Frei lich stellt es ungleich höhere Forderungen an die see lisch« und geistige Kultur dieser Schauspieler. Es will Persönlichkeiten von einem tiefen und feinen Eigenleben. Es fordert eine erhöhte Technik, die all« feinsten Modulationen des Seelischen in Klang und Mimik abzustimmen weiß. Es verlangt einen sich selbst bi» in» letzte getreuen Stil. Alle Kräfte der Zeit aber müssen gespannt werden, daß die Durchbildung ihre» Wesens sich rasch vollziehe in der Richtung, die in ihr selbst gegeben ist. Mit bewußter Arbeit muß das unbewußte Drängen ge fördert werden, ganz wie der Erzieher im Sinn« Pestalozzis den frei treibenden Kräften de, Zögling» Hilf« lefftet. Nur so kann di« Krise de» UeLergang» bald überwunden sein und können Schöpfungen wer den von Kraft und Form. Sonn Mlttrtlui Vorsitzen 1. Man ») von 20. Großer Festhalte t d) von iuryfreien Mädlerpaf 2. Für Einwohner tungsmttte 3. Den bauungspb ungsplan Leipzig-Mi und Reini bis 27 wir 4. Eene s) der ! der Roonst d) der Friedrich-L de« Flursti c) die ! linien der und der A grenzenden 5. Antv die ! Fußbodenb d) die c) die und Weich Straßenbai bis 31. De, von de neten Mit stimmung j Sei «ni uns Berlin, des Inner llnterstützui lichen Fral „Die v, der nächst dafür einzi men im t die Nach 18 Jahren Ferner eingebracht nen Zul in den gen preußen ar beamten d rungs vo Berlin, Prinzen zu Triest abgc nach Rom l Franks» lungen zwi der- Kon „Franks. Zi genen Mel Tatsachen c lediglich un in Form e denen nebe Munitionss 23 Million« der Betrag garantiert Protestkund Osnabril liberale testkundoekr Iesuitenpat un- -! Karlsrui Zeitung Bettes eii kel über di Zweiten K, politisch Reden des wird bezeiä zu einer m politischen auch auf de daß ein An weitere fr, deuten könn Großblock o der soziald« des Großbl, Minister ai Sozialdemo! Wohle Der Mi Soziald < sondern Hofs we rde du Sinn des V setzes verlas
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