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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.12.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19131205026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913120502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913120502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-05
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Monat
1913-12
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Jahr
1913
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Seite 2. nt. 618. Hbeno-Huscaüe. leipziger Tageblatt. frettag, 5. Dezember 1913. Aleinung unb noch weniger bie Stimmung bcr 3?e> flierungstreife cßaratteriiiertcn. Die „Aofftja“ fragt, ob bie (Erbitterung etwa im 3°^ tc 1909 aufge* taud)t fei, als '-Rußland mehrere 'JRtllionen geopfert habe, um einen Brud) Bulgarien» mit bcr Tüttel unter ungünstigen Bedingungen gu verhüten, ober im 3 al) re 1912, als Bulgarien unb Serbien ben Bund fdjloffen unb überetnfamen, '.Rußland als Schiedsrichter jur Regelung cocntucllcr Streb tigteiten angurufen? Die „Aojiija“ tritt bcr möglichen Behauptung entgegen, haft IRußlanb ben Verbündeten biefe Rlaufelaufgczroängt ßabe, unb weift baraiif hin, bafj bie rujfifcßc Negierung nidjt einmal baoon in Kenntnis gefegt worben fei. Das Blatt fragt: „Aann aljo entftanb bie Erbitterung? Schmer» lieh, als bie Truppen ber Vcrbiinbeten gemein« fame Siege erfochten. Eine berartge Stimmung hätte au feßr bcr jettens ber ruffifeßen Negierung unb bes rufjifchen Voltes getrifteten materiellen unb poli» tifefjen Jiilfe roiberfproeßen. Das fö r ü n b u efi !Ru> nt ä n i c n s betret jt hinlänglich ben Umfang ber Untcrftügung Nußlands." (Gegenüber bcr 9leußcnin>g bcs „Echo bc Bulgarie“, wenn SRußlanb wirtlich bie ffirunbfäfje befolge, bic in bem rufjifchen Kommunique über bic Stutari» frage aufgcftellt worben feien, bann fei auch Bul» garien bereit, bicfclbe $anblungsweifc au befolgen, jeßreibt bic „Noffija": „Augenfdjcinlid) ift in bcr '.'lußeracßtlafjung biefer Erundfäße bie Urfacßc ber Erbitterung, ja bes Unheils Bulgariens ju fließen. Jnbcm fic ben Aortlaut bcs Kommuniques an« führt, jeßreibt bic JRoffija": „liniere jüngeren Brüder haben ebenfalls Verpflichtungen, unb zwar, bie Na tief) läge Nufjlanbs, mit betten biejes feinen SNißbraitcf) treibt, 311 achten unb beffen ein» gebenf 311 fein, baß fic ihre Erfolge niefjt ocrwirflidjt hätten ohne bie Hilfe Nuftlanbs, wcldjc bic {laroifchen Staaten ins Ccben gerufen hat. Hätten fieß bie glciri) ber Sofioter Leitung (hefinnten an bie er» roäßnton c^runbfäge geholten, hätte 'Bulgarien nicht bas Urteil erlitten, t>or bem Nußlcinb es vergeblich gewarnt fiat.“ Die „Noijija“ ermähnt fobann, bah bas „Echo be Bulgaric“ ßinfiditlicß ber Bewegung zuqunftcn einet Union mitber fatfjolijdjen R i r eße barauf hinroeiit, baß bie mazebonifdjen Bulgaren gezwungen feien, mit allen Wittcfn argen bic non ben Serben unb Eriedjon befolgte Volitif ber Dena» tionaliftetung zu fämpfen, unb bemerft ba\u: „Es ift nicht erficßtlid), aus welchem Erunbe es ben Bulgaren leichter fein wirb, ihren Einfluß auf bie OTazebo-Bulgarcn au erhalten, wenn biefe fatholifdj werben. Dicfes ift nur möglich burefj bie Einführung eines fremben religio Jen Brotcftorats. Eine berartige Verlegung bet Souveränität ber Balfanftaaten fann jeboeß webet oon Icgtcren noch non ben Eroftmächten zugclaffcn werben, worüber Nußlanb fidj wicbcrholt tategorijeß aus-gefprodjen fyat." Jur Reorganisation der Königlichen €äd)fifd)cn Stnaiseifcrv bcbtwencalrnng. Tie „Sädjj. Äati. K'orr.“ fchreibt: „Der Vorjtanb bcS Aationallibcralen i?an- beSvcrcinS für baS Königicidj «Sachfen fiit im Berlage feiner GcfdjäftSjtelle (üeipj g, Täufer» jtraßc 4) eine «Schrift unter obigem Titel ßerauS- gegeben (56 Seiten; V rc i- 60 Vf«)« Schon im jaßre 1902 ßat bet' Damalige nationalliberale i'aubiaflSabgcoibnctc Kellner auf bic Aotwen- bigfeit einer bnrehgreifenben Aeuorbnung ber Sächfifchcn StaatScifcnbaßnverwaltunn ßin- gewiefen; ncucrbingS, unb jwar in ben fahren 1909/10 ttnb 1912 hat ber üanbtag, veranlaßt burd) bcu Eintrag bcr national liberalen ftraltion auf Aeorganifation bcr Staats» baßiivcrwaltung, bic fyragc roicber aiifgcnvm- incit, unb baraufljin haben and) bic beteiligten .Streife, ber Verband fächjijdjcr Jnbuflricll r intb bcr Sädjfifdje §anbd3fainmertag Stellung ba- •,u genommen. Die Jragc ßat für bie Jnbnjtrie, ben .^an bei, baS Gewerbe unb bie l/anbmirtfchaft Sadj- fenS befonberc Bebcutung. BiSljer ift oiel über bie notivenbige fRcorgamfation bcr Säd)fifd;en StaatScifenbahnoerioaltung gefdnieben, aber DerOältniSntäfjig wenig crrcidjt worben. Ur« fennt and) bic etaatäregierung an, ba» aus ber Bcbanblung bcr bejüglidjen Anträge bcr natio« nalliberalcn Uanbtagäfraüion unter ber Rüh rung bcö 'Jlbgeorbnctcn Tr. 'Jticthammcr eine nüluicher Anregungen für baä Uifen* bahnwefen Ijcrvorgegaitgen ijt, uno bag bcr An trag in feiner Beijaublung unter allen Umftän- ben reidjen bleibenben Grfolg gehabt hat, fo ift bodj eine allgemein befriebtgenbc Uöiung bcr ftragc nod) nicht cingetretcn. Sic ijt audj fd)Wcr(icl) 51t erwarten, wenn nirfjt mcljr al3 bis her auf ben Stern unb ba$ 3tcl all ber fo lange 3eit fdjoit bauernben Bestrebungen eingegangen wirb. Dem lebten üanbtage Ijat bie Säd)ji|d)e StaatSrcgicrung eine umfdnglidjc, aber wenig übcrfid)tltd)c Denlfäfrift üorgelcgt. Tiefe hat einer allgemeinen Borbcratuiig unterlegen unb ift ben Jinan,'»beputationen A unb B überwi.fcn worben. Tiefe haben barüber beraten, aud) Bc* ridjt erftattet; boch tonnte biefer im 'Plenum ber II. Stummer nicht in Sd)lnfibcraiung genommen werben, weil es baju an ßcit vor bem Sdjluff bcr lebten Scffion gebrad). Tie nationalliberale l!anbtaq$fraftion hat nun, wie fchon mitgctcilt, am 14. Aovember 1913 wicber unter Jülfrung be? Abgeordneten Tr. Aicthammcr einen Antrag bei ber II. Kammer cingcbracht, nadi bem bie Staaiörcg erung er- fndjt werben foll: „1. aum Bwerfe bcr Bcreinfathung bcr ©r- gauifation bcr Verwaltung ber fädif.pjen £taaf3cifcnbah nt ‘n a) bie gegenwärtig borljanbencn 5 w c i Bentral* ober UeitungSjlellen (bic HI. Abteilung bcs JinanAminiftcriumS unb bic Öcucraloircltion in eine 3cntralftclle ju vereinigen, b) bic BctriebSbircltioncn in Betriebs ämter unb in BerfehrSlunter, ent» fvredienb ben übrigen Bejirlsftellcn aufjulöfen unb c) für bic ben Bahnhöfen untcrft.lltcn Abfertigung^- ober Kaffenftellen größe ren UmjangS fclbftänbige ©rtSbicnft« ftellen cinjuridftcn; 2. einen ©efehentwurf über bie Bcrwcnbung ber Uifcnbahnbctrieböübcrfcüüfjc $u allge meinen StaatSbebürfniffcn unb ben Aus bau bes UiienbahnrcferVtfonbS ent« fpredjcnb ben Vorgängen in auberen Bitn- beSftaaten vorjulcgen.“ Tic Jragc bcr fRcorganifatiou bcr Slgl. Sädjf. StaatSciTcnbahnvcrwaltung wirb hiernadj auf bem gegenwärtig tagenben ßanbtag von neuem unb VorauSfidjtltd) feljr eingchenb bchanbclt wer ben. SBer auS all ben umfänglidjen Trudfdirif« ten, bie über biefe Jragc viöher erfdjiencn fiiib, fid) ein flarcS Bilb verfdjaffen will, wirb viel Beit unb Arbeit aufwenben müffett. Tiefe Ar beit will bic vorlicgenbe Schrift erleichtern unb jugleid) bic Auffaffung ber nationallibc- ralen Jraftion lur^ unb fdiarf prajificrcn. Aad) einer Einleitung werben in ber vorliegenben Sdjrift nod) bic gegenwärtige ©rganifation, bann beren TI äugel unb ber Stanbpuntt bcS Jinanjminifteriums erörtert, worauf bic Acnbc* rungsvorfdjlägc unb julefjt bie Jragc ber Er- ridjtung eines befonberen BerfehrSminijteriumS ober bic unmittelbare Unterteilung bcr Etfcn- baljnverwaltung unter ben Jinauaminifter be- hanbclt werben. einem Anhang ijt bcr gegen wärtigen Organisation bie vorgcfdjlag.’nc gegen* übcrgejtcllt. 23ir jinb überjeugt, baß man in Streifen, bie biejen Ausführungen entfpredjenbe Aufmcrffamfeit fdjcnlcn, baS Verlangen nach einer jcitgcmäfjen Vercinfadjung ber Staats- cifenbahnverwaltung teilen unb fidj bem AJunfche anfdiliejjen wirb, bag ben Anträgen bcr natio- nallibcralen PanbtagSfraftion reajt halb Voller Erfolg bcfchiebcn fein mödjte." PoliliTche lieberlicht Die Forderungen der Zdpjigcr fkrjte. Tic ärjtlidjen BcjirfSVcrcinc von ßeipjig- Stabt unb ßeipjig-ßanb haben, wie wir bereits mitteiften, aut Dienstag |u ben fdjroeben* ben Kaffenfragen Stellung genommen. 28ir finb heute in bcr ßagc, ben B e f ch l u fi ber Bejirtsv ercinc in biefer Verfammlnng mitjuteilen. Et hat fvlgenbcn Sportlaut: Die äratlidiei; BejirtSvcreine ßeipjig-Stabt unb ßeipjig-ßanb verlangen, bafi bie CrtSfrantenla je vom 1. Januar 1914 ab alle 'Tlitglicbcr, weldje auf ©runb ber burd) bic Aeid)SVcrfid)crungS« orbnung erweiterten VcrfichcrungSpflidjt bcr Kafjc beitreten, bcfonbcrS bezeichnet, unb bie ärjtlidjc Beljanblung bcrfelben nad) Einzelleiftung zu bem Safte von 2 Alf. pro Befud) unb 1,50 ällf. pro Sionfultation hono riert wirb, unb bafj alle beitretenben Bcr* f i d) c r u 11 g S b c r c d) t i g t c n , welche m c I) r a l S 2000 Tif. 0 e f a m t c i n f 0 m m c n ha ben, von bcr ärjtlidien Beltanblung auf Koften bcr Kaffe a u S f d; e i b c n. ßehnt bie Kaffe bic Erfüllung biefer Jorbcrungcn ab unb hefteht fic auf bcr lafjcnärjtlichen Beljanblung bcr vorbcjeidjnctcn Vcrfidjerten burd) bic Kaffen ärzte, fo werben bic beiben Be'jrfSvercine am 1. Januar 1914 von ihrem Vertrage Z it r ü d t r c t c n. Sic erflärcn ficb aber be reit, einen neuen Vertrag mit bcr SBaffc z u vereinbaren. Hltramontan * ein inballlofeo 6d)tagt»orH Ter bai)cri|d)c THniftcipräjibcnt Jctir. von .^ertling ljat bei ,->• Etatsberatung in ber bai)rifd)cn Abgcorbnetcnlammer bas iBort „ultramontan“ als ein „inljaltlofeS Schlag wort“ bcjcid)itet. Tarauf hat ber liberale Aba. 'Tr. Tirr eine Antwort erteilt, bcr wir fol- gcnbeS entnehmen: „Jür Taujeube von Katlioliten unb anbere T?cnfd)cn ift ber Begriff „lUtramontaniSmuS“ IcincStvcgS nur ein Ijiftorifcher Begriff, ber in ber (Gegenwart feine Aealität mehr tjat, fon- bern cS ift für fic bcr AnSbrucf für ein ganz beftimmtcS 11 e r i t a l p o l i t i f d) e S S l) - ft cm. Tiefe nicht ultramontancn Äatholifen be- Zeidjncn mit bem 25ort „ultramontan“ jene Aid)« tung im Katholizismus, für bie bie Kirdje nid)t nur eine religiöS-fittlidje Anftalt ift, fonbern vor allem audj eine w e 111 i dj - p o l i t i f dj e Körpcrfihaft, ein fjierotraiifdjcS Spftem. Sie bejcidjucn mit „UltraniontaniSmuS“ jene Aid)tung, bic, je nad) Gelegenheit unb Alöglidj- leit, mehr ober weniger bic praftifdjen Konfe- quenzen auS biefer Äuffaffung zieht, unb bie in Teutfdjlanb fiel) in ber 3 c n t r u m S p a r t c i ein politijd)cS Slampfinftrument für bic Ver folgung ihrer 3* c l c gefdjaffen hat. ES ift Har, bafj bie ultramontanc StaatSanfdjauung. in ihrer prattifdjen Anwcnbung bazu führen muß, bie K o n f e f f i o n in unerträglicher 'Jßcife zur Grundlage unb z u,n SJlafiftab alles pvlitifdjcn unb ftaatlidicn ßcbenS unb and) ber fßarteipol.til ju madjen unb mit Aufpiüdjen aufzutreten, bic fid) mit einem auf paritätifdjen Grunblagen aufgebauten mobernen StaaiSwcfcn gar nicht ober nur feljr fdjwcr vereinbaren taffen, nament- lidj in fonfcffioncll gemifdjten ßänbern. ES ift ja befannt, weldje Konflitte jwifdjcn Kirche unb Staat fid) auS biefem Verhältnis in ber Vergangenheit fchon ergeben haben, unb es ftcljt and) vor Augen, weldje f dj w c r c n K ä m p f e nod) heute unb z» jeher 3eit hieraus entfpringen tönnen unb, wenn cS auf bic Hcvtrumspartei anfommt, aud) müffen. Ter §crr fDiiniftcr- präfibent braudjte fid) übrigens gegen bie Be zeichnung „ultramontan“ bitrd)aus nicht jo feljr Die Dotburg. 34] Aoinan von Jritj Sanier. »erboten.) Ein Sßinfeln war bic Antwort. ES Hang Wie baS 2ßinfe(n eines gefd)lagcncn JpunbcS. Unb bann, im plöfjlid) aujial)rcnbcn Bc|trcbcn, etwas ZU feiner Verteidigung z 11 jagen: „Alerten . . . hat mich verführt, Xpert . . . Di . . . Dircltor.“ „Schweigen Sic. US madjt Sic nid)t bejfer, wenn Sic baS billige Tiittcl bcS Sdpilb- abfdjicbens auf nicht Anroefcndc z.u Jh cc c Bcr* teibigung wählen. DaS reijjt Sic nod) tiefer hinab. Das niad)t es unenblid) viel fdjwcrer, Zu Verfudjen, Jh MCU SOc X«n S“ verzeihen . . . als wenn Sie in cl)did)er 3er!nirfdjung an Jbre eigene Bruft fdjlagcn . . . iPo ift übrigens Werten?“ „Jort, .fperr Dircltor ... er ift auögcrüdt. Ur Ijat Gelb gehabt . . . Unb bann . . .“ Jn wirren, burd)cinanbcrgcwürfclten Sor ten, nodj vom Jufclbunft befangen, berichtete er ben Ipergang, brach zwifdjenburd) in deinen auS unb hämmerte fid) mit ben Jäuftcn gegen ben Kopf, als wolle er ihn zertrümmern. „Ver- fludjcn Sie mich, $err Dircltor, laffen Sie midj auSpeitfdjen, idj bin ein ganz gemeiner ßump. Jd) habe verdient, bafj Sic mir einen Jufjtritt geben . . .“ UraSinuS würbe es tvunb unb tveh Z u Sinn. DicfeS Jammerbilb bcS GcfdiöpfcS Älcnfd), baS ba vor ihm ftanb! AUc fo gar elcnb unb er bärmlich war bodj biefer nad) Strafe winfelnbc Sünbcr I Aar cS echte Acue! Scbaufpiclcrtc bcrTlann nur? Scufzenb fculte UraSmuS ben Kopf. Aie unzulänglid) war bod) alles, was Tlcnfcl) ljicfj I Da ftanb man überall unb immer wicber im tiefften Tuntel. Da wudjfen bie Aötc bcS ßcbenS auf wie Berge, bic alles ßidjt abhalten. Da tarn man fidj jclbft fo elcnb unb erbärmlid) vor, ba& man hätte fragen mögen: Aarum lebe ich, wenn id) nicht imftanbc bin, baS ßeben zu ver- ftehen? Denn verftanb man benn bas? Tic ebclften, reinften Abfid)tcn: eine Jcier, bic geplant war, um aus Tiefen jum ßid)t 311 heben, wcnigftcnS einen Schimmer ßidjtcS ahnen z u laffen. Ver trauen auf zweier Wenfd)cn Aort, um ihnen zu Zeigen: Seht, man redjnet nod) auf eud), man ift beS getviffen Glaubens, eS wirb fid) Z utn Guten lehren, volL Unb nun: alles htnab- geriffen, alles zertrümmert. Jn Tiefen ver- fenlt. Aarum nur? Aarum fo unb nidjt anberS? Tidjt fo, wie man cS gewollt unb erhofft? Aüjte, wilbc Gebanfen bcS 3 tt ’ c ’i c l‘3 rüt telten in biefen Winutcn an Johannes UraSmus* Seele. Ur fcfjrie nad) ßidjt, nad) UrtcnntniS... Unb nun brang ein Klingen von Glodcit in bie Duntelhcit bes AaumcS unb in bic Oual feines Grübelns. ?Aan läutete baS Jcft ein. DaS Jcft bcS ßidjtS unb ber ßiebe. Unb es 30g mit fdjwingenbem ßaut wie von Uhriftgloctcn burd) feine Seele. Unb bie Urlenntnis fam ihm: DaS bunfXe ßeben muß fein. Denn nur wer bic Duntelhcit tennt, feput fidj nad) ßidjt. Unb je bunflcr cS um bid) Ijcr ijt, bcjto ftärler foll bein Streben fein, zum ßidjt zu tommen. Unb je tiefer eS bid) hinabftößt, befto gewalti ger foll eS bid) paden, wieder eine §öl)e zu er- flimmen. Denn bu follft ein Kämpfer fein, bar- um bift bu ein SRcnfch. Jnnigcr unb tiefer benn je erfaßte UraSmuS bie AefcnSart beS ßcbenS. Unb er würbe fid) von neuem Har über bic Aufgabe, bie ihm bas ßeben feinen Witmcnfdjcn gegenüber ftellte. Allen, benen eS an Kraft fehlte, auS buntlen ßebenstiefen hinanzufommen, mußte er, als ber Stärtere, bic tpanb zum Er reichen beS ßidjtwcgcS cntgcgcnftrccfcn unb fic mit fidj cmporzichcn. Die £>dnb ber ßiebe. Auch biefem ba. Dicfem rüdfälligcn Säufer. Ur trat leife näßer unb rührte feine Sdjul- tcr an. „Brcnnide,“ fagte er warm. „Die Aeiß- nadjtSglocfen läuten. §ören Sie ben Klang? US ift ein guter, reiner Klang. Ein Klang auS ber Söße. Deuten Sie barüber nadj. ©ben in ber Aotburg will id) Jßnen unb ben anberen allen meßt bavon fagen . . . Sinb Sic imftanbe, mit mir jeßt zufammen geßen?“ Brcnnicfc fußt auf . . . „Sie mit mir, $err Dircltor? Ad) nein, baS fann nicht fein . . .“ „Aarum nidjt? Kommen Sie! 'IRan wartet auf uns.“ Ein Taumeln fam Brcnnide an. Ein Tau meln, weil er bie Größe biefer Güte nidjt zu erfaffen vermochte. Er trug an iljr, wie an einer ßaft. Aber bie ßaft brüdte nidjt . . . „§err Di- rettor!“ fdjludjzte er auf. „Kommen Sie, Brennide. Tic 3eit brängt.“ Sie traten auf ben buntlen Gang. WattljiaS Tamm ftugte. „Bitt fdjön, .perr Tircttor, bcr aud). Der mit jßnen?“ „Gewiß. Weiden Sie eS bem §errn Bür- germcifter, baß id) Brcnnide gleid) jclbft mit genommen habe.“ . . . „Aie, was?“ rief ber Bürgcrnteiftcr von Dillingcn. „Jft baS wirflidj tvaßr? . . .“ „US ift wahr.“ Da ladjtc Abolf öellbranbt grell auf, wanbte fid) um unb tippte fid) gegen bic Stirn. — Aad)hcr, als er mit leiner J-rau unter bem Aeil)nad)tSbaum ftanb und Jrau Abele gcrabc ben Stoff zu bem feibenen Klcibc prüfend zwi- fdjcit bic Jtnger naßm, fagte er: „ßiebe Abele, bas Kleib gefallt bir, nidjt wahr . . . unb was id) nodj jagen wollte: bcr .fperr Gefängnis» birettor hat fidj feine AciljnacßtSficßtc fclbft ge holt. Er ift mit bem Sauffad, ben wir auS bem Straßcnbrcd aujgelejen haben, in brüber- lidjcr Uintradjt hcinigcgangeit . . .“ „© Gott!“ feufzte grau Abele mit Angen- auffdjlag. „Die arme Jrau! Erft baS Kinb unb nun biefer Eilat . . . Sage mal, Abolf, er fäuft bod) nidjt audj? . . .“ „Vielleicht, wahrfdjeinlidj. Gleidj unb gleid) gefeilt fid) gern. So fann baS ba oben nidjt weitergefjen. DaS finb ja ßimmclfdircienbc 3v- ftänbe. Jd) werbe nach bem Jeft einen Berußt an bie Beljörbc madjen.“ 5. AIS bie Gßriftgloden in Dillingen ißren ßellen, iveitßin tragenden Klang anßitbcn, faft Zu bericlbcn 3 c ’t ha Joßanncs EraSmnS fidj mit Brennide auf ben .fpeimweg begab, erreichte prau Kläre Soltau, AcgincS Tlutter, bie Aot burg. Vom lebten ßidjt beS TageS in verrinnenben Aellcn umfloffen, ragte baS Gebäube in Tüftcr- niS unb Droh vor ißr auf. Unb eine tiefe bcllcmmenbc Stille fpann eS ein unb war in ißm, als feien feine Aäuntc leer unb verlajfen unb feine Türen burd) jidjernbe Aicgel woßl verwaßrt. zu verwaßren, als ob fie einen Sdjimpf ent hielte. Davon fann gar leine Aebe fein. Denn cs ift Hat, bie ©runoibee, bie im Hintergrund ber ultramontanen StaatSauffaffung fteßt, unb bie lebten EnbeS ßinauSläuft auf eine Art welt- umfpannenben, wenn aud) ßeute etwas moberni- fierten JmveriumS ber Kirrfje, entbeßrt burdj- auä nid)t ber Größe. Tic Jrage ijt nur, ob biejenigen, bic biefer Jbee nad)|ircben unb fie mit ben allerfdjärfften politifdjen Aaffen ver- fedjren, bamit nuferem gcmifdjttonfcifionellen Volte, unferem nationalen Staat nüßen ober f d) a b c n? Unb hier feßeiben fid) bie Geifter.“ Jn ähnlicher Acife wie Jrcißerr von Bert ling hatte fid) vor einigen Tagen Graf Brafcijma im AeidjStagc auSgefprodjen. US ift baljer feßr gut, baß auf foldje Berfudje bet BcgriffSvcrwifdjung eine beutlidje Antwort er teilt worben ift. 3ur HlfnifkrFnßö in Frantreidj. Aus Varis wirb uns bericßt.’t: Dar Enticßluft Voincare«, ben Senator A i b o t mit ber Vilbung bes Rabinetts ju betrauen, wirb baijin aufgelegt, bag ber Vräjibent ber Aepublit bem m ben Rreiien ber ßinlsrcpubldaner geäußerten Aun dje nad) einem „3)1 inijterium ber republilanijißenBer» li u n b i g u n g' - Kedjnuiig tragen wollte. Uebrigens jei Aiboi. ber im Parlament unb in ber Becöllerung großes Anjeßen genießt, auch fouit bic geeignete Bet’ |önlid)leit, um bcr innerpojitijeßen unb finanziellen Scßwicrigfeitcn Herr ju werben. — Aibot erllärte einem Veridjterftatter, baß er angefießts ber ziemlid) erniften ßage in ber lat zu bem Opfer bereit fei, bie 3Jliniiteiprafibent|d)aft zu übernehmen. Er wolle alles tun, um ein Rabinett zu bilben. aber bie Jrage fei bie, ob er unter ben gegenwärtigen Umftänben hoffen lönne, bezüglich aller wefentliajen Jragen — An« wenbung bes iJluitärge.ctjes, Emlommenjteuer unb Äaßlrefp.m — eine Slleßrßeit im Varia nte n t zu finden. Er hoffe, baß er heute nadjmittag ober abenb in ber ßage fein werbe, bem V^äfibenten bcr AepuMil mitzuteilen, ob er bic Aufgabe ber Rabinettsbilbung übernehmen lönne ober nidjt. — Die gemäßighfepublilanifdjen und tonferoatioen Blätter geben ihrer Sefrieb.gung barüber Ausbrud. baß ein 3?l i n i ft e r i u m E a 11 i a u ? nunmeßr a l s ausgejdjloffen gelten lönne. Es heißt, Eaillaux habe feinen Varteifreunben nach feinem 'Belud) im Eltjfee mitgcteilt, baß ber V^äfibent ißn feßr freund lich aufgenommen ßabe, baß fid) aber eine oollitänbige 3)Mnungsoerid)iebenßeit bezüglid) aller Vivgramm« puntte ergeben habe. Der Vollzugsausfcßuß ber ge einigten rabilalen Vartei foll demgemäß aueß ent» feßieben ßaben, baß lein 3)litglieb ber Vartei einem etwaigen 3Jlinifterium ber republilaniitben Ver« fößnung angeboren bürfe. Die Eejtner ber Aabilalen behaupten, baß Eaillaux nid)t imftanbc gewefen fein mürbe, ein lebensfähiges SJlcnijterium .zu bilben, ba CT nur im Verein mit ben geeinigten Sozialiften eine 'JJleßrheit in ber Rammet finden tönnte, unb einem beträchtlichen Teil ber geeinigten Aabitalcn ein bauernbes 3uiammengeßen mit ben Sozialiften wiber- ftreben mürbe. * Der Vräfibeitt ber 3meiten Kammer gibt am nädjiten SRittrood) bas übliche Vräjibenteneffen. * Die Arbeitslojenunterftüßung wirb, rote ber Vräfibent ber Bwe’ten Rammer Dr. Vogel ßeute mitteilte, bereits am Donnerstag lommcnber Aocßc im Vleawn }wt Beratung tommen. Die Anträge betr. Neuregelung bes Beamtenrecht» ©erben bafür eine SBodje fpäter beraten werben. * Heimatfcfjuß. Von ben jortd)rittlid)en Abgc» ordneten B r o b a u f unb Dr. D i e t e l ift in ber 3meiten Rammer eine Jnterpellation betr. Aus übung bes Hcimatfchußes eingegangen. * * Ein SBcißbud) über bie Ergebniffe ber inter nationalen Konferenzen, bie in B r ü f f e 1 in ben Jaßrcn 1909 bis 1913 zur Vereinheitlichung ber für bic befeßräntte Haftung ber Aecber foroie für bic Sohahwarenbaus Universitätsstr. 2. Spezialität: Warme Scheibe. — lei. 11189. K229 Die fdilanle, nod) jugcnblidj erfdjetnenbe ^rau war fteßen geblieben unb ließ ißre Augen über bie büfterc gront bc3 grauen Burgbauess wanbern. Utwaö wie Angft unb unangenehme llebcrrajdjtßeit verrieten ißre Bilde. „© Gott,“ fußr eö in bebrüdenber Haft burd) ißren Sinn, „Ijicr Wohnt fie, in biefem Hanfe!“ Der Aunfeß, AcgineS neue ipeimat tennen Zu lernen, ßatte naturgemäß feit langem in ißr alö ftarle Scßnfucßt gelebt. Uigcntlid) war eö ißre Abfidjt gewefen, ben Befud) im fyrüß- jaßr znr Ausführung z u bringen. Aber eine immer maßnenbere Unruße ßatte fic bann plöß- licß ben Untfd)luß faffen laffen, bic Tod)ter Zum Aeil)nad)töfcftc z» überrafdjen. US paßte owiefo ganz gut, ba ißr Gatte ju einem zwi- djen Aeißnadjtcn unb Acujaßr in Königsberg tattfinbenben Kongreffe reifen mußte unb fic auf ber Aüdfcßr abßolen wollte. Ur felbft be- abfidjtigte, baS Jcft bei feinem Bruber in Dan* Zig z u verleben. ^rau Kläre war bamit gern einverftanben gewejen. US war ißr nur lieb, baß fic bic Todüer vorläufig allein wieberfeßen tonnte. Hoffte fic bod), baß Aegine fid) mitteilfamer Zeigen unb meßr anS fiaj ßerauSacßen würbe, wenn fic zunäd)ft nur bie Alntter bei fid) ßatte. Denn, fo aufrid)tig baS H cc 5 aud) bemüht ge wefen war, bcfürdjtenbe Vermutungen nidjt auf- tommen zu laffen, nagten boch in feinen ver- borgenften Aintcln ßeunlidje borgen, baß Ae gine nidjt glüdlid) fei, obwoßl fie eS in ißren Briefen ftänbig verfidjerte. Gcrabc bicfeS bau- ernbe Beteuern unb ein geßeimer weßer Ton, ber auS ißren Alitteilungen Hang unb über ißnen wie etwas UnauSgcfprodjeneS, Wie ein bie Hciffflfctt bämpfenber Sdjatten lag, hatten §rau Kläre zwtfdjen ben 3 ci I cn I c f c,t laffen. S war woßl bodj nießt fo, wie cS fein füllte unb immer iviebcr verfidjert würbe . . . Unb nun, ba bie Aeitgcreifie am 3'ele »ar unb in minutenlangem, zögernbem Verßarren vor ber Scanen Burg ju Häupten bcS toten, Ocreiften luffcS in einfamer Stille unb Dämmerung anb, flutete bie gewiffe UrlenntniS bureft ißre Seele, baß Aegine tciitcS wirtlidjen GlüdeS Sonncnjdjciu genoß, fonbern im Sdjatten lebte. — (Jortfetfung in ber ÜJlorgenausgabe.)
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