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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.12.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19131208021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913120802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913120802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-08
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Monat
1913-12
-
Jahr
1913
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Seite 2. m. 623. HüenthHusnaöe. Scuruqcr Tageblatt. ftiuiuaa, 3. DcKmbec 1913» Anaaßl einen radikalen EßaraHer haben. Drei JJlit« fllieber besfelben, ßebrun, Davib unb 'JJkaflinot, ge« hören ber Katnmcrgruppe Entente bi'mocrattque et fojiale an, bie währenb ber Verßanblunflen über bie breijähriße Dienftaeit aur Unterftüßunß bes JJli» nifteriums Vartßou gegrünbet würbe. Politifche Ueberlicht bet jentralau0jä)u^ der $ortfä)rittlid)en Voltepartei, ber fid) aus ben Aätglicbcrn bes Gejcßäftsfüßrenben Ausidjuffes, ber Weidjstaflsfraltion unb Vertretern ber £anbes= unb Veairk’organijationen jufammen« ieht, tagte am Sonnabenb unb Sonntag m '-Berlin. Die Verßanblunflen fanden unter bemVorfitj bes Abfl. p. V a i) c t ftatt. Sunäcßit wählte man jum ^weiten itclloertretenbcn Voriißenben an Stelle bes flejtorbe» nen Karl Sd)raöer ben Abfl. Jone, jweiten Viae» präfibcnten bes 3ieichstags. Dr. 9ß i e m c r, bet Vor» fitjenbe bes GejcßäftSfiihrenbeii 9lus|ct)ufic5, erjtattete ben Vcricßt über beßen lätigleit leit ber letzten laflung bes 3entralaus!d)uiics oom 18. unb 19. Aa= nuar 1913. — Der Siftung ging eine Konferen) ber Varteijetretäre voraus, in bei Eitel (Vranbenburg) über bie Themata „Varteijetretäre unb ginan’.en jowic „Varteijetretäre unb Vrejjc“, ferner Schu» machet (Verlin) über „Die Einßcitli^keit bet Aßt» tation" referierten. Wbß. gif rf)bed fprad) üter „JJlilitärßcfct) unb Webrftcuern’*, wobei er bie 9Jlit= wirfung ber fortjchrittlichen graktion bei ber Scßaf« jung ber letjten tpecresoermchrung, bes SBehrbeitvages unb ber Vermößensauwadjsiteuer eingetjenb jißilberte. Er forberte ^Reformen im Heere, unb Vejeitigung ber Vrioilegienwirtidjaft unb unterjtütjte bie Veftrebun» gen auf görberunß bes Einoerjtänbniffes amifeßen ben Völkern. Abß. Dr. V a d) n i rt e wies gleichfalls auf bie immer Härtere Vcmegung ßin, bie bie internatio nale Verftänbiguug 311m 3iel hat. Wad) weiterer Debatte tonnte Abg. gi'aibcrf bie Einmütigteit bes 3entralausichuffcs in ben iRiijtungs- unb ginany« fragen feftftellen unb bantte für biefe ViHigung ber Volitit ber graktion. Abg. Köpfet) beridjtetc hier auf über Drganifations unb Agitationsfragcn. Abß. o. V a 9 e r (teilte im Sihlufjroort bas Ergebnis bet '-Beratungen feit, bie bei grünblidjcr Auslpracbe Ein» mütigteit in allen politiidjen Hauptfragen ergeben hätten. Am heutigen JKontag tagt bie 'Jlßrartom» miffion ber gortjdjrittlidjcn Voltspartei. An ber <5itjunfl nahmen 66 gewählte 'JRitglicber bes Ausjdjujfcs, 26 Veichstagsabgeorbnete, 16 Ver» treter ber Vrcffe unb 24 Vartci'beamte, teil. tine weitere Schaffung der Silber» und 6oldreferve. Es ift feftgeftent worben, baff bie ju befchaffenbe Golb» unb Silberrejeroe in höhe oon je 120 JJiiHionen 3ttr Vefriebigung eines außcrorbentlichcn Vebarfs nur eine (Ocjamtfummc oon ca. 55,75 Millionen JRark erforbert. 3u erwarten ift, bag fic mit Ablauf bes Etatsjaljres gebeettt jein wirb, was aus ben Volten heroorgeht, bie in bleiern IReichshaushaltsetat ein» geftcllt worben finb. SBährenb ber Golbbcftanß burrfj ben Erlös oon 3teirf>stafienj(hcinen bis aur Höhe non 120 'JRtllionen 'JJlart aufgebrarfjt werben foll, läßt fid) bie Anfammlunß ber Silherteferoe infolge bes niebrigen Stanbes ber Silberpreijc mit einem Wufroanb von runb 54 fütillionen SWarf burdjführcn, welche Summe um etwa 66 'Millionen JRark hinter bem Wennwert ber Silberr’fernc auriirfblcibcn wirb. Diejer llnterjd}iebsbetrag würbe bet beren Verweil« bung im Kriegsfälle bem Weiche nadjträglich als Ge» winn auflteßen. Die 'JJlittel aur Vefchaffunß ber Golbreferve im Wege einer entfpreebenben Vermeß« rung ber Weithskaffenjchcinc au 5 unb 10 dl würben jid) nur auf runb 1,75 '.Millionen JRark ftellen, welche Summe fid) als Koften für bie hcritellung ber Weicßs» kaffenfdjetne barftcllt. gür bie Silberrcferoe Jollen laut (fiefetj oom 3. guli b. 3. einmal bie Ueberfdjiiffc aus bem JJlüna» wefen in Vetracht tommen. 3nr Saßre 1914 ift, ba nach Vtaggabc bes Vertehrsbebarfs mit ber Vrä» gung oon Reichs», Silber», midcl» unb Kupfermünacn fortgefahren werben foll, mit einem iRohmünsgewinn oon 12,63 SRillionen 'JJlart au rechnen, oon bem nad) 'Jlbaug ber Koften ein Ueberjchuß oon 10,82 'JJlillioncn 'JJlart ocrbleibt. 3w Etat für 1913 würben 5 3Jlil» Honen JJlart als Ueberjdjufj aus bem 'JJlünjwejen bewilligt, jo baß im ganacn faft 16 'JJlilltonen 'JJlart aus ben lleberfdnijfen aus bem 'JJliinawcfen aut Ve» fchaffuiifl eines auBerorbcntlicljen Silber» unb ®olb» bejtanbes au erwarten ftchen. SBciter finb 2k= Jchaffunfl bes aufierorbentlirfjcn Silber« unb ®olb» bejtanbes einmalige 'Jlusgaben in Höhe oon 21,086 'JJlillioncn 'JJlart für 1914 oorgejehen, währenb 1913 über 9,7 JJlillioncn 'JJlart als einmalige 'Jlusgaben bafür cingeftcllt würben. Der Eejamtbcbarf ftcllt jid) auf 55,75 JJlillioncn JJlart, jo bap nach 9IliflUfl biejer beiben Voftcn noch runb 25 'JJlillioncn JJlart oorbehalten bleiben. Dann ift aud> ben Ueberfihüfjen bes ^Rechnungsjahres 1912 eine Summe oon 10,26 'JJlillioncn JJlart gleichfalls für biejen 3wcct ein» gcfteUt worben. 9lus ben Ueberfchüffen bes Jahres 1911 würben burrfj ben Jlarfjtragsetat für 1913 runb 4,7 JJlillioncn JJlart bewilligt, fo baff aus ben lieber« fdjüffen im ganaen runb 15 JJlillioncn für biefen 3wecf genommen werben. Die aur Vefcfjaffung bes ®olb» unb Silberbcftanbcs im ganzen aufgewenbeten unb aufauwenbenben Summen, im ganaen über 61 JJlillioncn JJlart, würben bemnarfj bie höbe bes angenommenen ffiejamtbebarfs um über 5 JJlillionen überiteigen. * Der „Aall 3«bern" unb bie 3®eite Kammer. 'JBie wir erfahren, bejtanb bei einigen 'Jlbgcorbneten ber 3weitcn Kammer bie 'Jlbfirfjt, bie BabernerVor« fälle im 1! a n b t a a e für Sprache au bringen. 'JJlan hat jeborf) baoon aogejehen, um bie oorhanbene Erregung nicht noch 311 fteigern. 'JBie oerlautet, wollen inbeffen bieSojialbcmotraten in ber näcljften SBodje biefe Dinge ifjrcrjeits erörtern. * 'Jlus bem 21. tHeicbstagowahltreis 'JInnaberg: Eibenftoct. Steiiag, ben 5. Dezember, fanb in Jleu» borf eine jchr gut bejuchte nationalliberale Ver» fammlunfl ftatt. Seminarooerlehrer Vartholomc tj« 'Jlnnabe r g iprarfj über politifdie lagcsjragen; ins« bejonbere ging er auf bie foaialbcmoiratifchc Sugcnb« cratehung ein, wie jie fid) in ber „'2lrbeiter»3uflenb" aeigt. Jlcicher Veifall lolatc feinen awciftünöigcn 'Jlusjührungen; ber 'Jlbenb hat ber nationallibeialen Vartei neue ftreunbe gewonnen. * Verichärfuna bes Streits ato>l<hcn Krantentaffeir unb ülcrjten. Der £ e i p 3 i a e r V e r b a n b bet 'Jlerate hielt am Sonntag in ßeipjig eine Vcriamm« Jung ab, bie oon 180 Vertrauensmännern ber Slerate aus gana Dcutidjlanb bejudjt war. 3,ufalge ber Er« lafjc bes preufri;rf)cn JJliniitcriums, b’c bie äratlirfje Vcrjorgung ber Krantcntaffenmitgliebcr nad) Künbi« guna ber 'ilerateoerträgc regeln, würbe ber „V. 'JDl.“ 3ufolae oon ber Vertrauensmänneroerjammlung te» jd)loffen, jämtliche letalen Verhanblun« gen ber Slerate mit ben Kranteiitafien abau« b r c ch c n. Der Vejchlufj beaieht jid) auf gana Deutirf)’ lanb mit Wusnaljmc oon Württemberg, wo unter JJlitwirtung ber ^Regierung eine Einigung an» gebahnt ift. * * Die Soaialbemotratie broht. Der „Vorwärts“ oertünbet: „Daß bie Varl amentsmehrheit i d) m ä b l i u) geäfft fein wirb, wenn fie nidjt fchleunigft mit ber gebotenen Energie weiter burch» greift, bie nötigen Verjaffungsgarantien jefjafft unb oor allen Dingen auch beri Eintritt in bie Etatsberatung oon einerbebingungs« loten Senuatuung abhängig mad)t, haben wir ja frfjon wtebcrbolt betont unb müfjen wir beute boppelt ftart unterftreirfjen!“ * 6eWährung ber Kapitulantenprämie. 3u unteren im 'Jlbenbblattc oom 6. Dezember oeröffent« lichten JRitteilungen über bie ffiewäbrung ber Kapi« tulantenpränrie bewerten wir berid)tigenb folgenbes: Die Veftimmung, baff ber 3ioiloerjorgungsfcbetn oer« wirft ift, wenn gegen ben 3nljaber reebtsträftig auf eine Strafe ertannt worben ift, welche bie bauernbe Unfähigkeit aur Vetlcibung öffentlicher 'Jlemter oon '.Rechts wegen xur [folge bat, ift nicht, wie in jener 'JJlttteilung gejagt ift, fortgefallen Durch 'Jlrt. 111 3iffer 5 bes ffieießes oom 8. 3uli 1913 (SReictjsgeietfbl. S. 496) ift nur ber e r ft e Saß bes § 34 'Jlbl. 1 bes JRannjrfjaftsoerforgunflSflejcbes abgeänbert. Der 3weite Saß bes 8 34 'Jlbf. 1 ift unueränbert in Kraft geblieben — es wäre ja aud) finnlos. ben bort be« 3eichneten Ceuten einen 3ioiloerforgungsfchein 3U erteilen. * Der Vürfgang ber foaialbemotratifchen Stimmen bei ben Eemeinberatswahlen in Württemberg betrug im Verhältnis au ben oorlefcten Wahlen 17 Vrosent. Es ift ber erfte Stimmenrücfgang, ben bie Vartei feit ihrer Dcilnafjmc an ben württembergifchen ®e« meinberatswahlen erleibet England. * ffrau Vanthurft aus ber Haft entlaffen. JBie aus fionbon gcmelbet wirb, ift [frau VanHjurft aus bem ® e f ä n g n i s entlajjen worben, weil fie jebc Jlahrungsaufnähme verweigerte. Spanien. * 3u ben Vusftanbsbewegungen wirb aus Sa Coruüa telegraphijch gemelbet: 3 n ciner am Sonntag abgehaltcnen Verjammlung ber Jlrbeitcr» Vereinigungen würbe befthloffen, fid) mit ben '21 us» ft ä n b i g c n von El [ferrol f 0 l i b a r i f dj au er» 11 ä r e n unb heute in ben Seneralausftanb 3u treten. Japan. * Das neue (flottenprogramm enthält ben Vau eines Schiacbttrcuiers, ber füralirfj in 3otofuta auf K } el gelegt worben ift, unb ben 'Ban non an ei Sdiwcftcrfchiffen, bic in nächfter 3eit in Jlagafoti unb Kobe auf Kiel gelegt werben füllen. flkxifo. * Die Kammer bet Vbgeorbneten hat eine Vorlage angenommen, bie einem belgijrfjen Snubitat bic Konacfjion aur Erbauung einer 5000 JR eilen langen Eiienbahnlinie er» teilt. Der Senat wirb vorausfirfjtlidj noch in biefer 2Bod»e bie Konaeffion ebenfalls genehmigen. — Daufenb JJtann finb aur Verftärlung ber Vunbes« truppen nad) fjuitailic abgeganaen, wo ein heißes ®e» ferfit gegen bie 3<ipatijlen im Sange fein foll. Wieviel fojlen die geipjiger Volfsfd)ulcn? Es wirb uns gefchriebcn: „3m fjaushaltplane unierer Stabt für bas 3aljr 1914 finb an 3ujd)un für bic ftäbtifdjeii Voltsfchulen 6 755 731 .ä eingeftellt Das ift gegen bas Vorjahr em JJiehr von 96 557 .« unb gegen 1912 ein 3uwarf)S von 363 704 .4 Die Ausgaben für bie Voltsjdjulcn finb alfo ftart im Steigen begriffen, was allerbings bet ber allgemeinen Vrtisftcigerung nicht befonbers überreichen tann. So ift es aud) ertlärlid), baß anbere Voften bes ftäbtifchen Haushaltplanes, bejon» bers aber ber Gefamtauiwanb ebenfalls eine nicht unwefentliche Erhöhung erfahren haben. Es ift bes« halb gewiß von 3nterefje, einmal bie Ausgaben für bie Volfsidjule 3U betrachten innerhalb bes Gefamt» aufwanbes unb im Vergleich etwa 3U ben ftäbtifchen Steuern. Es waren veranjdjlagt 3al)t SSottsidiul« jujdjub Steuern Sefamt« aufwanb 1862 1872 156 102 .45 390 601 „ 317 626 JK 1 712 823 .45 1259 569 „ 3 065 293 .. 1882 932051 „ 2 770 170 „ 6 448112 „ 1892 1902 2 664 588 „ 4 707 485 „ 7 280 369 13 475 559 „ 18 3( 9 524 „ „ 31 253 059 „ 1907 1909 4 685 242 „ 5 ICO 958 „ 15 575 820 19 477 674 „ 39 967 122 „ „ 49 726 618 „ 1910 6118 397 „ 21 622 943 „ 57 488 660 „ 1911 6 219 093 „ 22 966 474 „ 61 238 661 „ 1912 6 392 627 „ 23 959 238 „ 64 387 874 „ 1913 6 659 174 „ 26 140 268 „ 69567141 „ 1914 6 755 731 „ 28 161 654 „ 72 838 019 „ SRecfjnet man ben Volfsjchulsufchuji prosentual auf Steuerertrag unb Sefamtaufwanb um, fo ergibt fich folgenbe SReihe: Die Veipaiger Vollsjdjulen be» anfpruchien von je 100 ./a ber ftäbt. Steuern bes (SefamtaufiD. 1862 49.4 Jk 9.1 1872 31.0 „ 12.8 „ 1882 33.7 „ 14.5 „ 1892 36.6 „ 14.5 „ 1902 30.5 „ 15.1 „ 19)7 30.0 „ 11.7 „ 1909 26.2 „ 10.2 „ 191U 28.3 „ 106 „ 1911 27.1 „ 10.1 „ 1912 26.7 „ 9.9 „ 1913 25.5 „ 9.6 „ 1914 24.0 „ 9.3 „ Es aeigt firfj alfo bie für ben erften Vlicf gewifc überraidjenbe latjadje, baj? troß bes Wachstums ber abioluten 3'ffern für ben Voltsichulaufwanb ein auffälliges Sinken ber Vcrljältnisaahlen eingetreten ift. Steuertrag unb itäbtiicher Ge amtautwanb haben fid) oiel rafcher vorwärts entwickelt, relativ betrachtet jinb unire Volfsjchulen feit 19C2 non Saht 3U 3ahr immer billiger geworben. Seht man ben Srünben biefer Verbilligung nach, fo batf man einen jolchen gewifj in ber Härteren Ve» laftung ber Cehifräfte erblicken. Vekanntlid) waren bie beiben lefc'en Gehaltsregelungen mit einet Er» höhung cer Vflidjlitunbenaabl für bie ftäbtiidjen Vollsjdjullehrer verbunben. 3m 3ahre 1900 würbe nämlich beftimmt, baf? alle künftig antuftellenben Vehrer au 8(j ftatt au 28 Stunben wödientlid) au ver» pflichten feien. Dicfe Waimahme hatte natürlich eine Erjparnis an Vehrkräiten unb mithin an Sehalt aur unmittelbaren ftolge. ©ieichaeitifl erhöhte ber Vat, wenn auch unwejentlidj. bie Schulgelbeinnahme, inbem er oon ba ab bie cdjuloelbfreiheit ber Ifehrerskinber aufljob. Die leßte ©ehaltsreaelung im 3ahre 1909 enolirf) brachte eine Stunben» erhöhung für bie älteren fiehrer. Die Erreichung ber oberften Gehaltsiiufe wirb feit bieiem 3ahre abhängig gemacht oon bem Veraidjt auf bie Er« mäßigung ber Vflidjtftunöen auf 18, bie ben liehrern oom 60. Ucbensjahre ab burd) bie Srfjulorbnung garantiert ift. Die älteren Mehrer müffen fid), falls fie in bie oberite Gehallsftufe 4600 ./6) einrücken wollen. unterfd:riftlirt) oerpflichten, 24 Stunben wöchentlich su erteilen Durch biefe Erhöhungen ber Vflid).ftunbensahl werben 3war bie Vehrer ftärket in Vnfpruch genommen, aber bie Stabttaffe fchneioet babei gana gut ab, unb ba fiel) biefe Sparmaßnahmen mit ber liänge ber 3eit naturgemäß immer ftärket fühlbar machen müßen, fo ift bas Sinken ber oben mitgeteilfen Vrosentsahlen jehr wühl barauf mit aurückaufübren.“ fiöiiiglidjes ß^wurgeridjt. Seipaig, 8. Dcaember. t Wegen veriiufcten SRorbes würbe in ber heu« tigen Sißuitg bes Schwurgerichts gegen ben 48jäh= rigen JJtaler [Jerbtnanb Egmont Sllfreb 'Jließfcb aus Ceipaig ocrljanbelt. 3u ber Vcrljanblung waren 14 3eugen gefaben, als Sadjoerftänbige wohnten ihr bei Geheimrat Vrofcffor Dr. H 0 f m a n n, Direktor Dr. Jiöhrig von ber Ehemifdjcn llnterfurfjungs« anftalt ber Stabt Ceipaia, ©erid)tsar?,t Webi3inalr.1t Dr. X h ü m m 1 e r unb Dr. meb. K a u f m a 11 n, als fachverftänbigc 3eugen Dr. meb. ® u t 0 w i ß unb Dr. Schill. '2lls Verlöte kommt bie 32jährige Ehefrau bes 'Jlngeklagtcn in Vetradjt. Gegen ben Slngeklagten Jließfrf) follte frfioit in ber vorigen Sißungsperiobe bes Schwurgerichts verhanbelt wer« ben, bie Verljanblung würbe bamals aber ocrtigt, weil Jkießirf) auf feinen Gciftesauftanb beobaditet werben foilte, was inawifeben gefebdjen ift Der Sin» geklagte Jfießfrfj ift im 3abre 1903 oon feiner erften 8rau flcfdjieben wegen Ehebruchs ber [?rau. Er bat ficb im Sabre 1906 mit feiner jeßigen grau ocr« beiratet. Jfad) bem Eröf f nungsbefd)lufie foll er am 8. unb 10. Wai ben Vcrfud) gemacht haben, feine sweite grau 311 oergiften, inbem er ben für fie be« ftimmten Spcifen Vleiweiß aufeßte, 311m Xeil bat bie grau oon biefen Speifcn gegeßen. Der '2In« geklagte JHeßfcf) erklärte, buß er nid)t fdjulbig fei. Seine aweite grau hat Jlietcfd) halb nad) ber Sdrei« bung oon feinn erften grau kennen gelernt; bie Ebe ift nach feinen Eingaben in ben erften awei 3ab’ ren gana glürflid) geweien, bann bat fid) bas vertrag» lidjc Verhältnis geänbert, weil bie grau ihm ftänbig Vorwürfe gemacht habe baß er Tie nernacbläßige unb ftets au feinen Kinbetn unb au feiner JRuttcr halte. Daraus finb Streitereien unb fortgefeßte 3änfereien a®ifd>en ben Eheleuten entftanben, unb es ift audj au Tätlichkeiten gekommen. 9l(s JHeßjcb heiratete, war er felbftänbiger JJkaler unb bat aurf) fleißig gearbeitet, vor brei Sabren ift er 3uoalib geworben, bat nicht mehr arbeiten können unb tft nur auf feine Suualibenrente in Höbe von 16,50 Jl in ber Woche angewiejen gewefen, bie Suoalibität ift auf eine Cäbmung aurückaufübren, bie Jließfdj fid) burd) eine Vlciwcißoerfnftung in feinem Verufe augeaogen hat. Seine grau hat aum Cebensunter» halte mit beitragen müffen, inbem fie Aufwartungen übernahm unb an Stubentcn 3iuimcr vermietete. 3m Sluguft 0. 3- tütH J^'eßfrf) babinter gekommen fein, baß feine grau intime Veaiebungen 311 einem Wanne unterhalte; er hat eine Voftkarte mit Ebiffre» abreffe gefunben, auf ber aum Schluß au lefen war: JJkit Gruß unb Kuß Dein ect. Er bat feiner grau beswegen Vorhaltungen gemacht, fie bat aber ge» leugnet. Als bie grau bunn nach Auguftusbab ge» reift ift. will Jließfd) noch beftimmtere Veweije für bic eheliche Untreue bcrfelben bekommen haben, nämlidj baß fie ibn mit einem Waler 3- betrog, ber in bemfelben Haufe gearbeitet batte, Warme Piisse von Karl Kellner, Universitätsstr'S»e 2. K220» 39] Die Hofburg. Vornan oon gelt) Ganzer. <9lüit)öru(! oerbotm.) .Herrn ^ofia? Hollingers Hera fdjlug Sturm* niarfdj. (5s fuhr in barten Stößen gegen bie Wippen, baß ißm frfiicr ber Atem 311 üerfagen broßte, a!3 er ber eßrfamen Witme unter bie Augen trat. gn jufriebeuer Vel)äbigfeit faß Varbara in bem kleinen Stübdjen hinter ihrem Vaben unb hatte bie Vunjlauer unb bic (Shriftftolle auf bem Xifcße. $ßre Augen feßoffen Vliße, als auf ißr aßniingölojeS .Herein — fie vermutete eine Wadi- barin ju feßen — ber Verhaßte bie Tür öffnete. „Sie, Holjinger? Wein föott!“ „Dlit Verlaub, g-rcui Ußlenftebt, idj felbft... Sie merben’S einem (Sinfamen nidjt verübeln, ivenn er ließ am WeißuadjtSabciib nad) öcfcll- fdjaft umfießt. ®a oben in unferem alten Waub« neft tanjen einem ßöd)ftcnS bie Wäufc ctivaS vor . . . Unb als icß’S nimmer auSßiclt, ßabc itß an Sie gebaeßt unb bin — mit Urlaub moßl gemerkt — 311 ftljncn gegangen." Varbara faß nad) ber altmobifcßen Venbule auf ber Slommobe, tniff bie Rippen jufantmen unb fagte: „$Vß muß felbft gleich fort, in fünf 3Jlinuten. Die Vecfenratßfdje ßat mid) genötigt." «So? £), nun, bann bleib’ id) eben fo lang, bis *5ie geßen." Unb er naßm in §aft 'fJlaß. Die Wittib [cßob ein Stück Stolle in ben 2Runb unb kaute in $orn. Der gredje! Wotc gierten brannten in ißrem Wcfidjt auf. ^ofiaS legte fein WeißnacfjtSpäcfdjcn mit ge» roießtigem l^etuc vor fid) auf ben Xifcß unb jtreidjelte eS. '-Barbaras Augen hefteten fid) in xeugierbe barauf. Sie weiteten fid) förniltcß. ^ofiaS fd))vicg unb mar nne ein Vud) mit fiebert Siegeln. (5r wußte: (Sine gragc tommt fidjer. Sie erträgt bie Spannung keine brei 'JJli- nuten. Da fragte fie fdjon, auf bas Jßätfdjcn jeigenb: „gür ben Direktor? Woßl gar ein ©efdjenf nodj für feine grau?" WaS ißn ber Direktor kümmere! (5r jdjnipptc mit ben gingem. „Steinen Deut! Aber ein G5e* Icßcnf fei allerbings brüt. ’Audj für eine grau, gür bic beftc, fdjönftc im üanb. Wämlidj . . (st ließ baS Rapier fniftern unb lädjeltc Varbara an. Wie ftcigcrlc er nun? (Srft baS töolb unb bann bie Scibe ober umgekehrt? Alle Vorteile galten ßcute. Am beften war, wenn fie felbft entfdjieb. (Sr feßob ißr bas ißafct über ben Xifdj. „Sie können ja mal uadjfeßen, wie’S 3 ß n c n gefallen würbe." Sie gierte fidj. „WaS ßabc icß baoon. Vom Anfcßcn wirb man nid)t fatt." Qßre ginger be» tafteten baS ißapicr bereits. „Aber cS foftet ja audj nidjtS." Da fprang bie Hülle feßon fnifternb auScin» anber. Der Seibcitftoff baufdjtc fieß lüftern auf, quoll Varbara förmlid) entgegen. „Aß, bie Scibe! $a, baS ift Scibe!" „'Jiidjt wahr?" Seine Augen glüßten. „Gincn Xalcr bic Gllc. Wenn (Sllcn. färben, was, garben? Unb für ’ne grau mit vollen gor» men?" (£r fcßnaljtc mit ber 3unge. „Donner wetter, cytra!" grau Barbara» fleiftf)igc ginger ftveidjcltcn bic Scibe mit einer ftttbrunft, baß eS Sofias ßeiß ju Stopfe ftieg. (5r griff über ben Xifcf) unb brad)te bie golbcne Halskette mit einer gcfdjitftcn Bewegung ßervor. " $cbe weitere Ucberlcgung war ißnt verloren gegangen. „Unb baS ift bcibcS für Sic, grau Varbara," ftieß er ßervor. „gür Sie, Varbara . . . gür . . „Sic finb woßl verrückt, .Holjingcr. WaS fällt Ftßnen ein, inicß jum beften ju ßaben!" Sic fd)ob ißnt bie Sadicn mit einem Wurf ju. „Da! . . . $d) bin bod) gßr Affe nidjt!" Sofias erging fid) in bcjdjwidjtcgcnbcn Ve* teucrungcn. Sic fülle bod) nidit fo was von ißm beuten! (Sher wolle er fterben, als fie 311m beften ßaben. Vci/allcii Dachziegeln bet Wot» bürg: cS fei beibet ißr eigen . . . Unb er ging feßon mit ßaftigen Srfjrittcn in bem Stübd)cn ber Witwe auf unb ab, als fei er ßier H ctc unb ©cbicter, faß fid) um, als plane er bereits Veräußerungen unb wartete, baß bic Vielgeliebte reben inöcßte. Sie glaubte cS faft, baß Sofias nidjt lüge... Unb fie ßatte fidj bereits wicbcr in ein Vefdjauen ber Stoftbartciteii vertieft . . . Dabei überlegte fie: (Sr felbft bleibt ein (Sfel, ein infamiger. Aber fein Öelbbcutel fd)cint einer näßeren Ve» tradjtung unb tvomöglidjcn ©cwinnung wert. Sie flopfte auf ben Vufd). „Aber foviel Gelb ßaben Sie, .Holjinger?" „Sofias ßeiße icß." Sie fdjwicg hartnäckig. „Vitte, Sofias, Varbara!" „grau Ußlenftebt bin id)." „Aber fo kommen wir nießt weiter. Unb wir müffen bod) Weiter kommen." (£r trat ßinter fie unb legte feine Hanb auf ißre runbe Sdjultcr. „Sd) bin eine eßrfame Witwe," fußt fie ßcrum. „(Sben barum. (Sben weil Sie fo eßrfam finb. Dcnfen Sie, icß will etwas von uncljrcn» ßaften Weibern wiffen?" Seine Hanb legte fidj getviffer auf. Sic raffte bie Seibe famt ber SMte an fieß unb ging auf bie anbere Seite beS XifdjeS. „Sdß meine, foviel (Selb ßaben Sie?" kam fie von neuem auf baS ®efd)äftlid)e ber fid) für fie unaufßaltfam entwickelnden neuen (5ßemoglid)- keit aurürt. Sofias faueßte heimliche Wut. Sie war fpröbe unb jierig wie eine Sungfrau. Unb ge- riffen unb abgefeimt wie ber fcßmicrigftc Wucßer» jube. Da kam er nidjt los, eße er nießt feinen VermögenSbcftanb angegeben. » „Wa alfo, um es turj $u maeßen: $wei» taufenb ßabc id) auf ber Spartaffe. Unb wenn icß in Venfion geße, muß mir ber Staat jäßrlicfj fünfßnnbcrt 'JJtart runb aaßlen . . . Wa, unb nun?" „Bwcitaufcnb, fo." Sic redjnete. „Unb fünfßnnbcrt?" „Sa." „Säßrlicß?" „Sa, junt . . " „DaS ift ja ganj fdjön. Da können Sic ja ganj sufricben fein." „9?a, Sie bodj audj, liebe Varbara, benkc icß. ©ber beulen Sie anbcrS?" Sie erßob keinen (Jinfprudj gegen bie ber- traulidje Anrebe. Uädjelte nur unb ging jur Äommobe, um feine JJiorgengabe in Sidjerßcit ju bringen. Dann ftelltc fie eine jtveite Taffe auf ben Tifcß unb goß Shiffee ein. „So, H°l* jinger, Sie trinken bodj mit mir Slaffee? Unb effen ein Stürfdjen Shtdjen?" Sn Erwartung fpäterer anberSartiger @e» nüffc Jagte Sofias glürfSfcßwanger ju unb naßm ^ßlaß. Aber cS blieb bei ber (Erwartung unb beim Slaffeetrinken. Varbara Verwaßrte fid), fobalb er einen füßnen Vorftoß wagte, mit bem Vetonen ißrer (Ebrfamfeit unb erklärte, eS geßöre fieß alles erft ju feiner $eit. Anriß könne fie bie Vcrfcnratßfdje unmöglidj länger warten laffen.. Der Herr ©efangenauffeßer Sofias Holsin ger geriet barob fo in Wut, baß er fieß ju- ; fammenneßmen mußte, um nidit bie ßurürfgabe feiner ©efeßenfe 31t forbern. Denn er ßatte fic ißr bod) fd)ließlid) nidjt überreidjt, um mit ißr an einem Tifdje nur elenden Sfaffce 511 trinken unb ein Stürt ©ßriftftolle, bie vcaügliriß ißrer SRagcrkeit ein bcrebteS Zeugnis für VarbaraS ©eis ablegte, ju effen. Sdjließlicß aber Tagte er fid), baß er bem feiner Wünfdje ßeute um ein gut Stürt näßer gekommen fei, unb ver- tröftete fteß auf enblicßen (Erfolg. Varbara (teilte ein glückliches (Ende auriß in AuSfidjt. H Q tte aber ißre Vebingungen. „(ES foll mir fd)ott reeßt fein, wenn Sie’S denn durchaus wollen," Jagte fie, als er Ab- fdjicb naßm, orakelhaft Viclvetfpredjenb. „Aber natürlich, fo lange Sie ber Wotburg bienen, nidjt. Denn Sic wiffen ja, was icß bavon ßalte. Unb fo geßen Sie benit für ßeute, Sofias. Wieber- kommen werben Sie ja, benfe icß." (gortfeßung in ber SRorgenausgabe.)
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