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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.12.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19131209026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913120902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913120902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-09
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Monat
1913-12
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Jahr
1913
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»eite 2. ne. 625. HüenibHUsga&e leipziger (Tageblatt Dienstag, 9. Dezember 1913. verteidigen wolle. (Je werbe mit ber Senatskominfl» (ton an ber SUatjlrcform arbeiten, um einen Ausgleich Awijd)en beiben tniujern be# Parlamente Ijerocbu» führen. Tabei bürie aber nidjt ocrheblt werben, bafe es Mwicrifl erfcheine, in ber tunen 3«’t bis ju ben Sßaijlen uim 3iele ju tommen. 'Las ßanb jel'bjt alfo werbe Gelegenheit haben, jid) zu ber Angelegenheit ju äußern. Es heißt, E a i 11 a u x halte es nicht für not wenbifl, bie Anleihe i o f o r t aufju nehmen Gr wollt' bein Gtbfqajtsiteuerentwurf noch ben Borjdjlag über eine Beftcucrung tes Kapitals iinjufügen, uin bie Ausgaben für bas £>eet beeten 3.1 rönnen. Tic Regierung wolle bie Hauptpunkte bcs non ber Kammer angenommenen Ginlomnicniteuer» geiefees im Senat verteidigen. Gr iei enticbloffen, bas T r c i j a h r s g e i c tj, bie beite nationale Berteibi» gung, anjuwenben, werbe es aber nicht als unab« änberlich onjehen, bic Hoffnung ausjubrücken, bah ber ßauf ber Greignifie jchUefelid) gettatte, bein Gejetj bie notwendige Milderung widerfahren ju taffen. Gaillaux wirb übrigens im Dlinifterral am Mitt« wod) eine ausführliche Darlegung ber g i n a n 3 l a g e geben, boch verlautet in parlamentarifchen Kreiien iefjon jetzt, bah bie Möglichkeit einer Pertagung ber Anleihe unb bereu Grieijung burch eine anbere Maß« nähme ins Auge geiaht werbe. Auch bie non bem febeibenben Kabinett geplante Kapitalerb« fdjaftsftcucr werbe vielleicht burch eine grohe Kapitaljteucr erfeßt werben. Vorltandöfifiung des HUdcutfchcn Verbandes. Am 7. Tejember b. 3- tagte in 9iemjd)etb ber Gcfamtvorftanb bcs Allbeutfd)en Per« b a n b c s unter zahlreicher 'Beteiligung aus allen Gegenden bes 'Reiche* jufammengeftrömter Perbanbs« Vertreter. An erfter Stelle berichtete ber B o r • i i tj e n b e Siechtsanw. G l a h über bie „Vorgänge in 3abern, ihreUriathenunbJolge n". Gr behandelte bic Angelegenheit unter ftartcr Betonung ber militäriiehen Auffaffung unb beurteilte bie Ur« jachen unb folgen von bem bekannten allbeutjchen Standpunkte aus, wonach bie Verleihung ber Per« faffung an bic Peichslanbc ein fdjroerer <ycf)ler fein foll. An jweiter Stelle berichtete Jjerr 3eitungsverleger Tr. pohl (Berlin) über „Teutf^lanbs Be« lange in ber afiatifchen lüttet“. 91 ach einer ausgiebigen Erörterung erfolgte bie einmütige Annahme nachitehenber G n t j cf) l i e h u n g: Ter Gcfamtvoritanb bes Allbeutichen Berbanbes jpricht feine Uebcrjcugung bahin aus, bah bas Teutidjc 9ieid> Bcranlaffung hat, bic auf bk Er« haltuiig unb bk innere geftigung bes Staates gerichteten Beftrebungen ber Türkei nicht nur mit wehlwollenbcr Teilnahme ju begleiten, Jon. bem fic auch tatkräftig zu förbern; für ben Soll jedod), bah bic Erhaltung ber Türkei aus inne» ren ober äußeren Gründen nidjt möglid) ift, erachtet es ber Borftanb als Pflicht bes Reiches, bei ber Anseinanberfetfung ber M ii d> t e über ben t ü r t i f dj e n B c f i tj nicht unbeteiligt jur 'Seite au ftehen, fonbern ben Anjprud) gcltcnb Au machen unb burchzujcfeen, bah bem beutfrfjen Bolte ber feinem Bedürfnis entjprechenbc Anteil juerlannt wirb. 3m Hinblick auf bic zwijdjcn bem Teutfdjen Reid) unb E n g 1 a n b fd}wcbenbcn kolonialen A u s g l e i ch s v e r h a n b l u n g e n ift ber Sorftanb ber Anfidjt, bah eine Verquickung ber gegen« fettigen afrifanifchen Anfpriiche mit ben bei etwaigem 3crfalle ber Türkei entftebenben Stagen u n b e« bingt vermieden werben muh, unb bah bas Reid) fid) für biefen galt freie ftanb ju wahren hat. Es erhielt barauf bas Sßort 3 l 'itiArat Sdjnaufe (fieipjig) au feinem Vortrag über „Unjer Bolks« t u m u n b bieRegierunge n“. Er roanbte fich fcharf gegen bk Ausländer in Teutfchlanb unb emp« fahl AUm Schule ber Teutfchen u. a.: Erhebung einer Kopfjteuer von allen auslänbifchen Arbeitern, beren Ertrag für bie innere Kolonijation au verwenden wäre; Sperrung ber Grenzen gegen jübijehe Ein« Wanderung aus bem Offen; Bcjchränfung ber Ein« bürgerung auf rajjijch verwanbte Perfonen. Tiefe unb anbere 9J?ahnahmen mühten mit allem 9lachbrud verlangt werben; verjagten 9?cid)stag unb 9kegierun« gen, jo feien bic dürften barauf aufmerffam a>* ma« chen, bah bas nicbcre 9Rifchvolk, in bas fid). wenn nidjt rechtzeitig Abwehr erfolgt, bas bcutfdje Sott au verwanbeln broht, fd'werlich von einer Gefinnung ge« tragen fein biirfte, bie ben bauernben Beftanb bet 'JJlonarchic verbürgt. 9iad) Grlebigung gefchäftlicher Angelegenheiten erfolgte ber Sdiluß ber mehr als ad)tftünbigen Se= ratungen, an bie fid) ein gemeinfames 'JKahl fcfjloh, bas bie Teilnehmer nod) lange jufammcnhielt. Politifche Ueberfichl Me Jentralißcrung des Cingabemefene wfctfdjafHidiec Verbände. JBteberholt ift in ben Streifen bes 9?eichstagcs barüber Klage geführt worben, bah bas llebsrmafj an Eingaben befonbers aus ben Kreifen von 3”’ buftrie, £>anbel unb Gewerbe fich kaum bewältigen lafje, unb bah es aus biefem Grunbe häufig oct beftein 'JBiden nicht möglich fei, bie Eingaben einer ejakten unb genauen Turchficht AU unterziehen unb fie fo au bearbeiten, wie es im 3utereffe ber Antrag« fteller erwünfdjt ift. Entfprcdjenb zahlreichen an ben ^anfabunb ge« langten ÜBünfchen will biefer nun einen Serjuch machen, bic Eingaben ber einjelnen Berbänbe a u f SBunfch in kurzen 3ufammenfaffungen bes wichtigften 3nl)alts unb ber Begrünbung bem Reichstag zu übermitteln, unb gleidjzeitig, wenn unb joweit auch bies gewünfdjt wirb, mit ben zu« ftänbigen 9leferenten ber graltionen übet bie Be« bcutung ber einzelnen Borjchläge ber Eingaben ver« hanbeln. Einmal wirb hierburch eine wefcntliche Grfparnis an 3cit unb Ptiihe für bie einzelnen Ser« bänbe eintreten, bie nicht mehr genötigt finb, an fämtlidje Abgeorbnct’n ihre Eingaben zu fenben. Auf ber anberen Seite ift wohl anzunehmen, bah auf bem 9Bepe bet pcrfönlichen Serhanblung unb einer farfjgemähen 3ufammenfaffung ber Sßünfche biefen ein größerer 9lad)bturf gegeben wirb. Tet ?>anfa« bunb hat fid) in biefem Sinne an bk ihm angefd»loffe« neu 2Birtfd>aft6verbänbe gewanbt. 9lähere Auskunft erteilt bie 3entralc bes ^anfabunbes, Berlin NW 7, Torothecnftrahe 36. Ucid?. * Ter Erofjficrjog unb bie Grohherjogin von gad)fen«9Bcimat werben, wie uns ein privattelegr. nielbet, am 17. Tezember aus Santa 9Jlargeritc fiiguri in Abeimar eintreffen, um bort bas Abeihnachtsfeft zu verleben. Tas Sefinben bet Groiihetjogin ift burdiaus befriebigenb. * Gin Bortraq Teimlings. 3 m nahezu übet» füllten Groben Sängerljausfaale in Strafe.bürg 3ur «ßrubenfatajlrophe bei RybniL Auf ben fonft von 'JJtaffentataftrophen verfchont gebliebenen Gruben Oberfchlefiens feut fid), wie von uns berichtet, ein Schwerer Unglüdsfall ereignet. Auf bet bet Srjbniker Stcintoblen«Gewcrtfchaft gc= l)örigenGmma»Grubc, beten ßage unjere heutige Karte zeigt, brad) am Sonntag 3 Uhr nadjts auf ber 3u)eihunbertmeterfohle, vermutlich infolge Selbftentzünbung ber Grubengaje, ^euer aus. Sechzehn Blann, bie in ber 'Jlähe bes Schachtes arbeiteten, würben burch bie Äohlenoxpbgafe er» ftidt. Tie übrige Belegfchaft tonnte fid) retten. Tie Grubenwehr, bie fofort alarmiert würbe, trat mit 9iaud)helm unb Afbeitmänteln unb ben Sßaffer« fchläudjen in Tätigkeit vnb tonnte bie Seichen bergen fowie ben Branb auf feinen $jerb be» jchränten unb völlig (Öfchen. Tie Gmma»Grube gehört ber Arjbniker Stein« tot)len*Geroertfd)aft in Aablin. Tie GeieOfchaft befifet 23 Steinkohlenbergwertsfelber. Tie zurzeit im Betrieb beftehenben Bergwerke finb burch brei felbftänbige ftötberanlagen, bie Emma-Grube, bie 9iömer«Grube unb bie Anna=Grube, aufgefcfjloffen. Gmma»Grube unb 9?ömet«Grube haben unmtttel» baren Gifenbahnanfchlufe, währenb bie Anna« Grube burch eine vier Kilometer lange Seilbahn mit ber Gifenbahn verbunben ift. hielt geftern abenb ber lommanbierenbe General bes 15. Armeekorps v. T e i m l i n g einen f<hon längft angetünbigten ßichtbilbervortrag über „ßanb unb ßeute in Sübweftafrita“, fowie über ein» Zeine Kampferlebniffe aus bem Kriege gegen bk Hereros in ben 3ah*en 1904/07. U. a. waren auch ber Kaifcrliche Statthalter Graf v. SB e b e l, bk Generalität unb fajt bas gejamte Offizierlorps fowie bie Unterftaatsfelretäre 9J( a n b e l unb Petri mit ihren Tarnen erschienen. Tas fehr nalimhafte Er trägnis bcs Abenbs kommt bem Piilitärfrauenverein zugute. * Sür bie Aei<hstagser|ahwah( in Skofenbetg« ßöbau i|t, nach einer Plelbung bet „Poft“, von ben Rechtsparteien als Kanbibat ber ßanbrat v. Brünn, ecf (9lojenberg) in Ausficht genommen. £>err v. Brünned wirb fid) für ben Sali feiner SBahl ber Reichspartei anfchliefeen. * Teutfd)«Ameritanifcher SBirtfchaftsverbanb. Tic °b Teutfchlanb fich an ber SßeltausfteHung an San Francisco beteiligen Jolle, bat ben Plan eines Teutfcfcamerilanifchen Aßirtfchaftsverbanbes angeregt. Tr. S t a p f f macht barüber im „Panther" nähere Mitteilungen, an beren Sdjlufe es helfet: „Tem Sorbereitungsausfchufe, ber jefet ber Träger ber Bewegung ift, gehören bereits bie be« bcutenbften 9lamcn ber beutfd>cn 3nbuftrie unb bes Jpanbels an. An bie Spifee hat fich mit eine Perfönlichleit wie ber Generalbirettor ber $am» burg.Amerifa.ßinie Albert Balltn gefteUt, ber wcrtvollerweife ben Gegenfäfeen ber 3nbuftrie entrückt unb boch ber gröfete Amertfaintereffent ift. Sein Kollege vom 9lorbbeutfchen fllopb, General» bireftor Heineken, bie führenden Perfönlid), ketten ber fädjfifchen Textilinbuftrie, ber cfremifchen 3nbuftrie, ber rbeinijehen 3nbuftrie, ber porzeHanfabrifation, ber Mafcpinenwerke, ber Spielwarenfaorikation, ber Glasinbuftrie, bes Steinbruckercigewcrbes, ber ßeberinbuftrie unb anbere mehr haben tätige HJJitbilfe unb frörberung bes Teutjd)=Amerttanifd)en wirtfehaftsoerbanbes jugefagt.“ 2Bie bas „B. T." bazu noch hürt, ift als ®e« fchäftsfühter bes Berbanbes $err Tr. Strefemann in Ausficht genommen. * Tie fchwebifchen $ufarcn in KieL Tie Offiziere unb 9JJannid)aften ber jdjwebifdjen Reiteraborb» nung würben am Montag abenb non ihren beutfdjen Kameraben an ben Kai geleitet unb traten mit bem Tampfet „Berefunb“ bie Seimfahrt an. * Aerzteverfammlung in Berlin. Tie General« verfammlung bes Seretns Berliner Kaffenätzte, bie am Montag abenb abzehalten würbe, nahm einen unerwartet frieblidjen Berlauf. Tie Befdjlüffe, bie einmütig gefafet würben, gaben zu erkennen, bafe bk Berliner Aerztefchaft mit bem Stieben, wie er swifchen bet größten Berliner Krankentaffe unb bem Borftanb bes Bereins Berliner Kaffenärzte ge» jchloffen würbe, burdjaus n i d) t einverjtanben ift. * Austritt aus bem Allgemeinen Teutfchen Kriegerbunb. Ter Olbenburgifche Krieger« buno hat geftern beid)loffen. mit leinen 205 Bet» einen, bic 20 000 Mitglieder umfaffen, aus bem Allgemeinen Teutfchen Kriegerbunb auszutreten, als protejt gegen bie Breslauer Befchlüffe, bie Beiträge ber Mitglieder zu erhöhen. Ter Oldenburgijaje Kriegerbunb wirb eine eigene Unterftüfcungskaffe gründen, bie ein Grunbtapital von 18000 .n. hat. * Ter AltenburgifcQe ßanbtag nahm ein Gefefe an, wodurch bie bisherigen Beftimmungen über bie äußere f>eilighaltung ber Sonn» unb geiertage in Uebereinftimmung gebradjt werben mit ben in ben Radjbarlänbern. befonbers im Königreich Sachfen unb in beiben Reufe beftehenben geglichen Beftim« mungen biefer Art. Ocfterrddj'ilngorn. * lieber bie Bewegung im Buchbrudereigewerbe melbet bie „Arbeiterzeitung“, bafe im Kampf um bic Erneuerung bes ßohntarifs für bie Buchbruder« gehilfen Oefterreidjs runb bie $älfte ber Gehilfen unb Hilfsarbeiter in ganz Defterreid) ausgefpent werben Jollen. Tie SBiener 3eitungsiefeer finb nid) x unmittelbar beteiligt, ba beten Tarif erft Gnbe 1914 abläuft. Jranfctfdj. * Tumult im parifet Stabtrat. Ter Parifer Stabtrat befchlofe mit 39 gegen 37 Stimmen gegen» über bem Anträge, bie weiblichen Pflege« orben in $ofpitälern wieber zmulajfen, bie Aufrechterhaltung bes gegenwärtigen 3 u ft a n b e s. Ein Antrag bes Stabtrats Galli, grunbfäfelich bie Subvention von Krankenpflege» anftalten, wo Orben pflegen, in Ausficht zu iteh™en, rief einen lebhaften Tumult hervor. Ter Sozialijt Tont) Michaub unb ber ßiberale Robaglia tarnen ins Handgemenge unb mußten buuh anbere Strabräte ge« trennt werben. Schließlich würbe ber Antrag Galli mit 41 gegen 35 Stimmen angenommen. Rußland, * Ter Äaifer hat ben Mitgltebern ber mon« golifchen Miffion folgenbe Auszeichnungen verliehen; Saino 3uthan erhielt den 'JBeifeen Abler» orben, ber ®raf zur Rtorbfhi ben Golbring mit Brillanten, ber Jürjt Ubaiwan ben St. Stanislaus» orben erfter Klaffe, Tfdjtltb Rotbfchi ben St. Annen» orben zweiter Klaffe, 3oiti Dtfd)ir ben St» Stanislausorben zweiter Klaffe. Bulgarien. * Tas Ergebnis ber Sobranjewahlen. Aus S o « fia melbet bet Telegraph: Rach ben bisher bekannt geworbenen SBahlrefultaten dürften bie libe» ralen Regierungsparteien 130 bis 150 Mandate erhalten, bie beiden fozialiftifchen grat« tionen zufammen über 20, bie Agrarier gegen 20 unb bie Temotraten etwa 10 Mandate. Tie ruffophilcn Parteien Gefdwws unb Tanews haben fdjled)t ab» gefebnitten. Tie Partei Tanews dürfte gar kein, bie Partei Gcfchows höchftens 5 Mandate erringen. SHarofFo. * granfreid) in Marokko. 3n ben SBanbel« gängen ber franzöfifchen Kammer war bas Gerüd)t verbreitet, bas neue Minifterium habe bem revubli« kanifd)=fozialiitifdjen Teputierten, ehemaligen Mi» nifter unb Generalgouverneur von Madagaskar, Augagneur, zum Hioilgouverneur von Ma« rokko zu ernennen die Abficht. — Tiefes Gerücht wirb als unrichtig bezeichnet, benn man könne gegen» wärtig, wo bie militärifchen Maßnahmen noch lange nicht vollendet feien, nicht daran benten, in Ma» rokko eine 3ioilregterung einzurichten. Atelier E. Hoeniech, Thomasriny 13. H2004. Vollendete Porträt-Aufnahmen durch qanz neue Kunst-' lichteinrichtung von morgens bis abends 8 Uhr. Die ftoiburg. 41] Roman von grife Gaufe'ir. 1 Zci.'.; .nicf verboten.) ßidit unb hell flieg bad neue ou3 bcö Scttermiccrcö xdu'B unb trat ivoljlgenutt feine Reife an. 9'3ie hoffnungsfroh glänzte fein jun ges 9lugc! Start unb feft war fein iüanber- ftab. 9llö 9ßcltcnbcgliictcr fühlte er fid), alö Herr über alle Röte. Zaufcnb plane unb mehr lagen woblgeorbnet unb woljlbcredinet in fei nem Ranzel, ßeiditen einnes verjprad) e§ alles ®ute. 3a, bas gute neue ^aht-’ — 'An feinem dritten Tage brachte es ben ver» grübelten, jid) nad) feinem 2chrcibtifd)e fel)neit- ben Tr. griebrid) Soltau in bic Rotburg. Mit ihm kam ber Vlbfdiicb Unb fchon am nädjften Tage, jur Mittags- ftunbe hin« flieg man 511 viert von ber Rot burg hinab, bem ©ahnpofe von Tillingen ju. Ktvci trug ber 3 l, fl i“ ö ‘is ßanb hinaus 3n>ei kehrten zur Rotburg beim. Ein fcharfer ßuftftrom and Rorb warf ihnen itcdienbe GiSnabcln in baS ernftc Okfidit. 6. Tic erften Borfrül)liiigsftitrme juljren mit hohlflingenbcm kaufen über bad ßanb unb riffen cS aus bem edilaje. Sie kamen früh in biefem ^fahre unb ftcllten fid) ungebärdiger bentt ic; fie waren maßlos wilb. Ter Buchen- roalb ftöljntc, ivcnn fic iljn rüttelten unb ,viuften, unb bie SBaffer bcS gluffcS bäumten fid) auf Zu grauen AJcllenbcrgen. Reginc öraömus fanb währenb biefer Rächte, in beiten bas Sturntbraufen befonbers tvtlb unb ungeftünt tvar, feiten 3d)(af. Sie tag mit wachen Rügen unb laufdjte auf ben ungebärdigen Rteni ber reifenben ßuft. Sie (aufchte begierig. 2ic empfanb bas ftof.cnbc, flingenbe, faufenbe Tal)crfal)rcn bcS Radit- ivanberers wie eine Offenbarung hcimlidiftcr Heimlichkeiten, ohne ihren Ramon &u wiffen. yh* ®l«t floß treibenb, jagenb. xie fpürtc fein 'Brennen wie eine grcnzenlofe Unruhe. Eß beuditc fic, alß fei ihr ßeben uid)t meljr eine gcfd)loffcne Einheit, fonbern ein ber Teilung, ber 3crglieberung jußrömenbeß EtivaS. Ten mit wildem Ungeftünt fich anfüubcnden grüß» ling erwartete fie alß Süßes, Heiligeß, 93c- fcligciibcß. Rod) nie I)cittc fic ibn 10 innig verlangend erwartet. Rod) nimmer war er ihr fo erwartungßwert crfdjicnen. 9Bäl)renb bcö Tageß war fie verftinimt, reiz bar. Taß ßidjt ber Sonne tat ihren Äugen wcl). <£cl)iifüd)tig erwartete fic baß Tunfei ber neuen Rad)t, bie beglückende Stille unb Ein« famfeit ber lichtlojcn (Stunden. Seit einer 'Jßodic etwa befand fie fid) viel allein. Erasmus war arbciißübcrljäuft. Biß in die blaffen Morgcnftunbcn ber gebruartage hin ein brannte bie ßainpc in jcincni Arbeits zimmer. Tic Trucfcrci fanbte bie ft'orrcftur- bogen feiner Brofdjürc. Seine Behörde bearbei tete ben galt „Merten" ititb forderte Bericht über Bericht. Sie falj nid)t flat ... Tenn ßlbolf^ Hcllbranbt hatte and) fdjon gewirkt unb bie s£jad)lagc burd) feine Tarftcllung verwirrt. . . . Man war oben nervös geworben und trieb Zur Entwirrung ber 2ßiber|prüd)C. Ter Ton in bem amtlichen Schreiben begann broljenb zu werben uub furz angebunden. Vielerlei ftanb zwifdjen ben feilen. Senn man eß nur heranß- lefen wollte. ßu biefen und anderen notwendig zu er ledigenden Arbeiten hatte Eraßmus fid, nod) aus freien Stücken belaftct: er fdiricb an einer WcfdiidHc ber Rotburg und fammclte Material Zur Statiftif über „Tic Sd)ulb des Alkohol« am Verbrechen". Regine vermißte den Watten nidjt. ga, fie empfanb es mitunter als ein Wlücf, baß fic ihn feiten jal). Seine bcwölltc Stirn, fein blei» djes, überarbeitetes (Mcfidit fdjien fie nidit zu beaduen. Einmal, als er eine ;’,äirlid)tcit ver- fudite, wandte fie liai in Härte ab. R'ic in ftarrem 4 roß trat fie von ihm zurück unb glaubte ein Wciühl ber 'Abneigung gegen ibn in jid) aufwallcn 311 fpüren. Erasmus blickte fic cr- fdjroefen an. Eine heiße Röte fdjoß in feine Stirn unb feine ßippen juckten, „üßaß h a ft bu, Regine?" fragte er. Sic hörte baß Sittern in feiner Stimme unb erfaßte: Er ift verlebt. Tennod) war fic nidjt fähig, iljm ein verföhnlidjcß, abbittenbeß '3ort 311 fagen. Es beudjtc fie, als ob fid) eine Haitb, gegen bereu Wcwalt fie madjtloß war, mit greifendem Trude auf ihren Munb lege. Sic fühlte bas Ijcißc Ringen in fid), einen Ton frei 311 bekommen. Eß war ihr, alß müffc fic erftiden an einem würgenden H oc ßnuellen in ihrem Hälfe, lind cö fant boch kein i'aut. Tßie ein troßigcS Siinb ftanb fic feitab ttnb hielt ben Blid ftarr gefenft. Eraßmuß fab fie lange wartend an. Eß trieb ißn, feine Hanb nad) ihr außzuftreden unb fic 311 fid) Ijeranziijicljen. Taß unbewußt feine Seele burd)zitterndc 0c» fül)l: Sic ftcljt unter ber Einwirkung einer fremden, geheimnisvollen Madit, war baß Trei bende in ihm. 'Aber ba er fid) beß UBefcnß biefer Madjt nidit Har ju werben vermochte, kam fein Borfah nicht jur 'Ausführung. Mit einem lei- feit, müden STopffdiütteln, mit einer mitben Be wegung erhob er fid), faß feine grau noch ein mal lange au unb ging bann ftill hinaus. Sein Sichentferncn, btefes Ijeiinlteb an- klagenbc, wcl) berührende Tun, ließ Regine mit einem matten Rennen feineß Ratncnß auf fahren. Sic wollte ihm itadjeilen, um ihn 311- rüdmtrufen. Tret wankende, taumelnde Sdjrittc tat fie. Taitit blieb fie bewegungßloß, wie an gewurzelt, ftehen. 3h rc Augen brannten. IgO 1 -’ pulß hämmerte. $11 ben Schläfen ftad) eß, alß bohrten jid) glühende Radeln in baß gleifd). Unb alle ihre Wcbaitken fragten: „© mein Wott, was ift baß mit mir? . . Unb wieder mar bic Rächt in ber TBelt. Eine Radit ohne Paut. Taß Toben beß Bor- frühlingßfturmeß brauftc nidjt mehr über baß fdilafcnbc ifanb. $n bunftigen, fdiwcrlaftcnbcn Sdjwaben ruhte bic l?uft über ber Burg am gluifc. Regine Eraßmuß laufdjte mit ftarf fdilagcn- bem Herzen hinein in bic buntle Stille. Ein nagenbeß, peinigenbeß ÜBarten war in ihr. Sic wartete auf ben ihr fo vertraut geworbenen ungeftümen Atem bet Radjt. ffio blieb er? SBarum verjog er? Stam er gar nidjt mehr, weil er geftorben war? 28ährenb ber Stununädjte hotten fid) ihre heimlidjen öebanfen wie ju fdjimmernbeu per- lenfdjnüren aneinanbergcreiljt. Ta war fic mit erregten Sinnen eine Sudjenbe, Wrübelnbe, Ber» gleidjcnbc gewefen. Tic Stille fdjien bic gätjig» Feiten iljrcß ßirnß lahmjulegcn. Sic nahm biefen unb jenen Efebanfen auf, aber fic vermochte nidjt, ihn fortjuführen, 311 Enbc ju bringen, fgmmer waren bic gäben vlöfclidj jcrfcljnitten, war ber Bufammcnhang verloren gegangen. Eine namcnlofe Unruhe bemächtigte fich ihrer. Sie wühlte ihren Stopf in baS Stiffcn unb Vcrfud)te, ben Sdjlaf ju zwingen, baß er 311 ihr käme. Aber er blieb fern. Er ftanb woljl an aber taufenb ifagerftätten ju biefer Stunde unb bließ bie Mcnfdjen mit feinem friebfamen Atem an, baß fic fein würben unb aller Unraft beß lie bens, feiner Sorgen unb Röte Vergaßen, aber ju Regine Eraßmuß’ Uagerftatt fanb er ben ilßeg nicht. Unb bic Unruhe beß jungen blonben 23eibeß n>ucl)ß. Sic wäljte fid) über feines weißen Ueibeß Schöne wie eine liaft, knechtete unb peinigte. Eß fd)ien il)r, alß trachte bie Stille banad), fie zu erwürgen, alß tafteten große, fnödjernc Hänbe nadj iljrem wcid)cn, famtnen Half« . . . Mit einem jähen Ruck richtete fie fid) empor unb ftarrte in baß Tunket. Sie hörte baß laute Schlagen iljreß Hcrjenß. $m wilben gagen raftc baß Blut . . . Unb bann, neben biefer alten, wohlbekannten, wenn audj jur Minute hoch- gefteigerten, ungewöhnlichen Aeußerung ber Vebenßtätigteit, plöfclidj, wie auß bem All in fie hineingeboren unb mit ihr vetwadjfen, in faft übcrirbifchcr gnnigkeit verbunben, etwa« Rcitcß an lieben, baß ben erften, von bem jun gen A'eibc alß unumftößliche Gewißheit emp fundenen Beweis von feinem Borhanbenfein gab . . . (gorticfeung in ber Morgenausgabe.)
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